Dreadlocks & schräge Töne von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 08 - Fragen über Fragen und heißes Verlangen ---------------------------------------------------------------- Bevor es ins Wochenende geht, gibt’s heute noch schnell das nächste Kapitel. Viel Vergnügen beim Lesen und euch allen ein schönes, und vor allem, sonniges Wochenende ^^ Eure Fara Kapitel 08 - Fragen über Fragen und heißes Verlangen Mein Handy klingelt Sturm. "Ja?" /Ich bins!/ Wer sonst? Ich grinse und vor meinem inneren Auge taucht ein gewisser Jemand auf. "Und? Klappt es heute?" /Ja. Ich fahre gleich los./ "Super! Die Adresse hast du?" /Ist schon im Navi eingespeichert. Dann bis Nachher./ "Okay. Ich freue mich auf dich." Ich höre ihn leise lachen und dann hat er auch schon aufgelegt. Man! Ich kann es kaum erwarten, ihn endlich wieder bei mir zu haben! Die letzten beiden Tage waren der Horror und selbst unsere Telefonate reichen mir nicht mehr. Also ob sie es je hätten! "Du bringst noch jemanden mit?", fragt Carsten und sein Kopf taucht hinterm Bildschirm auf. "Ja." "Und wen?", mischt sich jetzt auch noch Zoey ein. Was soll's? Sie werden es ja sowieso erfahren. "Meinen Freund." "Du hast wieder einen Freund?" Carstens Augen werden groß. "Seit wann denn?" "Seit letztem Wochenende." "Und das sagst du uns erst jetzt?", empört sich Zoey und rollt mit ihrem Stuhl zu mir rüber. "Woher kennt ihr euch?" Das habe ich mir jetzt selbst eingebrockt, oder? "Von einem Konzert." "War er ein Zuschauer? Einer der Musiker? Ein Security? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!" Ich verdrehe meine Augen. Zoey ist fast so neugierig wie Simone, nur penetranter und besitzt weniger Scham. Reporterin eben. "Ein Musiker." "Und weiter?" "Er spielt …" "Adrian? Kommst du mal bitte mit in mein Büro?" Mein Boss läuft im Stechschritt an mir vorbei. "Sofort!", rufe ich und bin froh, erstmal der Befragung zu entkommen. "Ihr lernt ihn ja heute kennen", tröste ich Zoey und Carsten, und springe hinter Richard her. "Kannst du dir mal das Layout anschauen? Irgendwas passt da nicht. Vielleicht hilft ein anderer Blickwinkel. Es gefällt mir einfach noch nicht." "Klar. Lass mal sehen." Und während ich mit Richard das Layout durchgehe, erinnere ich mich an die vergangenen Tage. Fionn und ich telefonieren jeden Abend und das auch jedes mal sehr lange. Ich bin normal nicht so der Telefonfreund, aber was sollte ich schon machen? Ich konnte ja schlecht von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden. Also musste es eben so gehen. Ich erfuhr endlich sein Alter und sein Geburtstagsdatum. Am 1. November diesen Jahres wird er Sechsundzwanzig. "Das ist jedes Jahr eine riesige Party. Erst feiern wir Halloween und dann geht es direkt in meinen Geburtstag über. Du musst dieses Jahr unbedingt auch kommen. Aber nur verkleidet!" "Habe ich schon mir vorgemerkt und morgen beantrage ich gleich ein paar freie Tage", sagte ich ihm zu. Er freute sich, wenn auch eher zurückhaltend. Noch so eine Sache, die ich an ihm entdeckt habe. Seine ruhige Persönlichkeit. So am Telefon merkt man ihm nicht immer an, in welcher Gefühlslage er sich gerade befindet. Meist ist er fröhlich, aber seine Stimme bleibt dabei erstaunlich neutral. Ich habe auch was über seine Hobbys erfahren. Und, was soll ich sagen? Ich habe mich noch nicht mal drüber gewundert. Er liebt es mit Leder zu arbeiten und stellt so manche Dinge damit her. Das Case für seine Drehleier zum Beispiel hat er selbst gemacht. Zudem hat er einen kleinen Garten, den er, wie er selbst sagt, zum größten Teil verwildern lässt. "Mit alten Bäumen und Farnen. Wie in einem Wald", beschrieb er ihn mir. "Aber eine kleine Ecke ist bewachsen mit allerlei Kräutern."'Wieder ein Rätsel gelöst!', dachte ich, teilte aber meine Gedanken nicht mit ihm. Wir redeten wirklich viel miteinander, erzählten Geschichten aus unserer Kindheit, lachten viel und ich habe endlich das Gefühl, ihn besser zu kennen. "Du hast recht. Olaf soll das alles nochmal überarbeiten", sagt Richard und entlässt mich wieder. Ich bin schon fast zur Tür raus, als ich mich nochmal zu ihm umdrehe. "Ach, Richard?" "Ja?" "Willst du heute Abend mitkommen? Wir wollen mal wieder Billard spielen gehen." "Mal sehen. Wenn ich alles erledigt habe, komme ich gerne mit." "Schön." Wenn Richard mitkommt, benehmen sich meine Kollegen hoffentlich etwas. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Fionn bei ihnen gewisse Vorurteile hervorruft. Damit meine ich nicht Zoey, Carsten oder Richard. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach Georg. Unser kritischster CD-Kritiker. Ein totaler Heavy Metal Fan und, sorry aber ich weiß wovon ich rede, intolerant. Als er erfahren hat, dass ich schwul bin, schnitt er mich ein geschlagenes halbes Jahr lang. Deshalb vermeide ich jeden engeren Kontakt zu ihm. Das ich heute Abend meinen Freund mitnehme, der zudem eindeutig nicht in unsere Szene gehört, dürfte ihm weniger gefallen. Aber nicht nur das bereitet mir Kopfzerbrechen. Fionn wird heute das erste Mal mit zu mir kommen. Ich hoffe nur, dass er sich auch bei mir wohlfühlt. Meine Wohnung ist nicht gerade das, was man sich unter Naturverbunden vorstellt. Ich habe keinen Garten, nur einen kleinen Balkon in Ostlage. Meine einzige Pflanze ist ein kleiner, mickriger Farn, die einzige Pflanze, die bei mir überlebt hat, nach meinem Einzug. Wie auch immer sie das geschafft hat. Ich habe einen riesigen Plasmafernseher, drei Laptops, natürlich wegen meiner Arbeit her, zwei Smartphones, so gut wie keine Sparlampen (wieso sollte ich die Alten austauschen, wenn sie noch funktionieren?) und eine riesige Badewanne, die mehr Wasser verschwendet, als jeder Waschsalon an einem belebten Wochenende. Nur beim meinem Essen achte ich auf gewisse Standards. Ich kaufe sogar oft auf unserem Wochenmarkt ein. Das ist aber auch alles, was ich Mutter Natur Gutes tue. Gegen mich ist Fionn ein Heiliger. Deshalb setzte ich mich mit eher gemischten Gefühlen wieder zurück an meinem Schreibtisch. Zoey kämpft gerade mit jemanden am Telefon und ist zum Glück genug abgelenkt und fragt mich nicht weiter über meinen 'Neuen' aus. Ebenso Carsten, der mit einem konzentrierten Blick vor seinem Text sitzt. Ich schaue kurz auf die Uhr. Noch zwei Stunden, dann ist Feierabend. Mit neuen Elan mache ich mich wieder an die Konzertberichte, die ich heute noch korrigieren muss. Danach noch die Fotos aussortieren und dann kann ich Schluss für heute machen. Hoffentlich kommt Fionn pünktlich. Ich kann es kaum erwarten, ihn wieder in meine Arme zu schließen. *** Fionns Nummer blinkt auf dem Display meines Handys. Schnell greife ich danach. Er wird doch nicht absagen wollen? "Ja?" "Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich hier bin." Ich drehe mich ruckartig um. Tatsächlich! Da steht er! Und ... Ich kann es kaum glauben! Er trägt eine Jeans! Und auf dem Kopf eine dunkelgrüne Beanie. Sonst sieht er aus wie immer, trägt unser Lederarmband und die vielen Anhänger um den Hals, das Handy noch immer in der Hand und grinst über beide Ohren. "Fionn!" Mit Schmetterlingen im Bauch springe ich von meinem Bürostuhl und laufe ihm entgegen. Wir fallen uns in die Arme. "Wie hast du es so schnell hier her geschafft?!", frage ich gegen seinen Hals, ehe wir uns wieder los lassen und uns ansehen. Es ist gerade mal eine Stunde vergangen, seit seinem Anruf. "Ich war schon unterwegs und habe von einem Rasthof aus angerufen. Ich hoffe, ich störe nicht." "Nein! Gar nicht! Ich bin gerade noch mit Konzertfotos beschäftigt, aber das geht schnell." Ich führe ihn an meinem Schreibtisch. Natürlich ist es Zoey, die zuerst los plappert und auf uns zukommt. "Das ist er? Dein Freund? Hallo ich bin Zoey!" "Hallo. Fionn." "Fionn? Was für ein toller Name!", quiekt sie und lacht hell. Zoey eben. "Kurze Vorstellungsrunde?", frage ich ihn und er nickt. "Dort hinten sitzt Carsten." Ich zeige auf ihn, der hinter seinem Bildschirm kurz winkt. "Dann haben wir weiter hinten Laurenz und Tanja. Der Rest unseres Teams sitzt in den anderen Räumen. Ein Paar davon lernst du spätestens in der Billardhalle kennen. Leute?! Das ist Fionn!" Alle lächeln ihn an und mustern ihn interessiert. Was habe ich gesagt? Ich hole einen Stuhl für ihn und stelle ihn neben meinen. "Ich mach das noch schnell fertig", sage ich und stelle weiter die Fotos zusammen. Fionn schaut mir dabei interessiert zu. "Und die kommen dann in eure Zeitschrift?" "Ja. Zusammen mit dem Konzertbericht." "Die Band kenne ich gar nicht", meint er nach genauerem hinsehen. "Sind die denn bekannt?" "In der Szene schon", schmunzle ich. Eine halbe Stunde später habe ich alles fertig und gespeichert. "Feierabend!", rufe ich und strecke meine Arme in die Höhe. "Ruf noch lauter, du Sack!", pöbelt Carsten. "Wenn ich Glück habe, sitze ich noch bis morgen hier dran!" "Das packst du schon. Fionn? Lass uns doch unten einen Kaffee trinken, bis die Anderen auch fertig sind." Ich fahre meinen PC herunter und laufe mit Fionn zusammen zum Ausgang. "Kannst du wirklich schon gehen?", fragt er mich. "Klar. So lange die Arbeit gut und pünktlich erledigt ist, macht das meinem Boss nichts aus." "Und Carsten? Er sah so aus, als könnte er Hilfe gebrauchen." "Der macht immer so ein Theater. In Wirklichkeit ist er sicher schon fertig und zockt irgendein Onlinespiel." "Na wenn du es sagst ...", flüstert er und packt mich plötzlich. Ich werde an die Wand gedrückt und sofort finden sich unsere Lippen. Wie habe ich das vermisst! Atemlos trennen wir uns wieder und ich lecke mir über die Lippen. "Es würde niemand merken, wenn wir jetzt einfach abhauen", flüstere ich und wandere mit meinen Fingerspitzen über seinen Rücken. "Das wäre aber nicht nett." Fionns Stimme ist rau und ich sehe es an seinem Blick, dass er, genau wie ich, mehr als lücklich darüber ist, endlich hier zu sein. "Wen juckt's?" "Wolltest du mir nicht einen Kaffee spendieren?" So schnell wie er mich gegen die Wand gepresst hat, ist er auch wieder von mir abgerückt und geht die Treppen hinunter. Erst heiß machen und dann abhauen? Das wird er nachher wieder gutmachen müssen! *** Wenn ich damit nicht bald aufhöre, bekomme ich noch ein riesiges Problem! Aber ich kann nicht. Wie kann er mir das überhaupt nur antun? Wieso hält er diesen festen Stab auch nur so verführerisch? Knetet ihn, reibt daran und hält ihn ganz fest umschlossen. Wieso? Und wieso fällt das niemanden außer mir auf? Gut, vielleicht fällt es Zoey auch auf. Die frisst meinen Drehleierspieler schon die ganze Zeit mit den Augen auf. Wusste gar nicht, dass sie auf so einem Typ Mann steht. Naja. Das wusste ich vorher auch noch nicht von mir. Jedenfalls halte ich das nicht mehr lange aus! Die Bilder in meinem Kopf werden immer heißer und alles in mir drängt danach, endlich allein mit Fionn zu sein. Ohne Bandmitglieder oder Arbeitskollegen. "Adrian? Ihr seid dran!" "Was? Ach so." Mist! Ich sollte mich lieber aufs Spiel konzentrieren! Doch nicht, wenn Fionn gerade dran ist. Das sprengt jede noch vorhandene jugendfreie Region meines Hirns! Am liebsten würde ich ihn dann packen, ihm auf dem Billardtisch die Kleidung vom Leib reißen und ihn genau hier vor all meinen Arbeitskollegen … "Boha! So schlecht warst du noch nie! Adrian, du Loser!" Carsten biegt sich vor lachen, genau wie die Anderen. Danke auch! Es kann doch jedem mal passieren, dass eine Kugel über den Tischrand springt. "Pech im Spiel, Glück in der Liebe!", grinst Zoey und funkelt mich an. "So kann man es auch sehen." Fionn lacht und legt einen Arm um meine Taille. Können wir nicht einfach jetzt schon zu mir fahren? Zu zehnt besetzen wir zwei Tische. Fionn und ich mit meinen vier Chaoten aus dem Büro und die anderen Vier den Tisch nebenan. Georg ist freiwillig rüber gegangen. Die nächsten Wochen habe ich mit Sicherheit ruhe vor ihm. Mehr als sonst, versteht sich. Als ich den Anderen Fionn vorgestellt habe, war er der Einzige, der nichts zu sagen hatte. Und damit meine ich wirklich nichts. Kein Hallo oder ein einfaches Kopfnicken. Sein Pech! Ich warte nur schon drauf, dass er einen seiner dummen Kommentare ablässt. Richard hat es leider nicht geschafft und musste nach Hause. Das hat man davon, wenn man sich eine Frau und Kinder anlacht. "So! Jetzt zeige ich dir wie das geht!", zieht Fionn wieder meine Aufmerksam auf sich. "Gut zuschauen!" Er grinst und ich bin mir sicher, dass er gemerkt hat, wie scharf ich dabei werde. Mistkerl! Langsam nimmt er die Kreide und reibt damit über die Spitze seines Queue. Danach pustet er drüber und ich atme tief ein.'Reiß dich zusammen Adrian!' Wenigstens stellt er sich nicht direkt vor mich und erspart mir damit den Anblick seines Knackarsches. Klimpernd stoßen seine Anhänger gegen den Tischrand, als er sich über ihn beugt. Ich beiße die Zähne zusammen. Wenn mir nicht bald eine Ausrede einfällt, warum ich ganz dringend nach Hause muss, dann wird's unangenehm für mich. "Yeah! Siehst du Adri? Wenigstens hast du dir jemanden angelacht, der Billard spielen kann." "Danke Tanja." Sie und Zoey lachen sich halb tot. Ein bisschen zu viel getrunken, die Beiden, was? "Nun erzählt uns doch mal jemand, wie ihr zwei Hübschen euch nun kennen gelernt habt", gackert meine liebe Zoey und tritt an den Billardtisch heran. Ich schaue Fionn an und er nickt, sagt mir damit: Das übernehme ich. Sieh an, wir verstehen uns also schon blind! "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich rannte ihn um, dann stand er während unseres Auftrittes vor der Bühne und wir haben uns angefreundet." Ich verkneife mir ein Grinsen. Zoey guckt so doof aus der Wäsche, dass ich schon fast Mitleid habe. "Ihr seid nur Freunde?" "Die Besten!", lache ich und Fionn klappst mir auf den Hintern. "Wie jetzt? Vögelt ihr jetzt miteinander, oder nicht?" Carsten wie ich ihn schätze und liebe! Immer direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund. "Wir ... Wir sollen jetzt? Hier?" Fionn tut empört. "Okay!" Moment mal! Was ...?! Mein Queue fällt zu Boden. Fionn hat sich über mich gebeugt und küsst mich stürmisch. Ich höre Zoey quietschen und sogar Carsten lacht. "Könnt ihr das lassen? Ist nicht jeder scharf darauf, zwei Kerle beim Herumlecken zuzusehen." Pünktlich der sehr kritische Kommentar unseres CD-Kritikers. Etwas verlegen löse ich mich von Fionn. Der schaut Georg grimmig an und hebt meinen Queue auf, reicht ihn mir und lächelt mir aufmunternd zu. "Komm mal runter, Georg! Dann schau halt weg", fährt ihn Carsten an. Georg ignoriert ihn und unterhält sich mit Ursula, unserer vollbusigen Buchhalterin. "Schatz? Du bist dran." Schatz? Hat Fionn mich gerade Schatz genannt? Hmm ... "Ich beeile mich ja schon, Liebling", antworte ich ihm und beuge mich über den Billardtisch. Hat er das jetzt wegen Georg gesagt, oder ist er wirklich so ... kitschig? Die nächsten drei Kugeln versenke ich in meiner alten Bestform. "Die Letzte überlasse ich dir", sage ich zu Fionn. Oh wie sehr ich dieses freche Grinsen liebe! "Alles klar!" Ein gekonnter Stoß und die Schwarze landet im richtigen Loch. Mein Liebling hat es drauf! Er kommt zu mir und stellt sich dicht vor mich. "Und? Bekomme ich eine Belohnung?" "Hol sie dir", flüstere ich und versinke in seinen braunen Augen, die langsam näher kommen. Mir ist egal, wo wir sind oder das Georg eventuell erneut anfängt herumzumaulen. Jetzt ist nur noch eins wichtig: Fionn! Er ist bei mir und das nur bis morgen. Jede Sekunde will genutzt werden. Unsere Lippen berühren sich, hauchzart und nur ganz kurz. Ein Kribbeln rinnt meinem Rücken hinab, breitet sich in Bauch und Schoß aus. Ich weiß genau was das bedeutet. Und ehe ich das sagen kann, was sich gerade so dringend aus meinem Mund befreien will, merke ich wieder wo wir eigentlich sind. Mit aller Macht stürmen die Geräusche der Billardhalle auf mich ein. Die Musik, das Lachen der anderen Gäste und die kleinen Neckereien meiner Kollegen. "Nachher möchte ich eine richtige Belohnung. Lass dir was einfallen." Mir wäre da schon was eingefallen. Nur leider ist hier weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt dafür. Deshalb nicke ich einfach und trinke einen großen Schluck von meiner Cola. Vielleicht kühlt die mich etwas ab. "Wie heißt eigentlich eure Band?", möchte Carsten plötzlich wissen. Die Antwort überlasse ich wieder Fionn. Mein Mund ist trotz Cola noch immer trocken. "Sargas." "Noch nie gehört." "Wir sind auch nur eine kleine Gruppe." "Und was machst du da?", übernimmt Tanja die Befragung. Tanja ist eine kleine, schmale Blondine. Doch sie macht ihre Körpergröße durch ihre Beharrlichkeit wieder wett und ist oft der Liebling der Bands, die wir interviewen. "Ich spiele hauptsächlich Drehleier. Zudem noch Laute und Harfe. Manchmal muss ich auch singen. Aber das mache ich eher ungern." Lässig baut Fionn die Kugeln auf, während die Anderen so dumm aus der Wäsche glotzen, dass ich einfach loslachen muss. "Ihr erinnert euch noch daran, dass mich Mat mit auf dieses Spectaculum geschleift hat?" Alle nicken. "Dort haben wir uns kennengelernt." "Ach du macht einen auf Mittelalter?", fragt Carsten und mustert Fionn nochmal genauer. "So ungefähr", bestätigt er. Ich zucke nur mit den Schultern und lächle ihm zu. Ich weiß genau, was sie jetzt alle denken. "Und was spielt ihr so für ein Zeug?" Carsten ist heute ja ganz schön wissbegierig! "Das Meiste schreiben wir selbst. Allerdings vertonen wir auch alte Texte oder Lieder neu. Ich zum Beispiel höre viel Musik aus dem hohen Norden. Und auch viel orientalische Lieder. Da gibt es unglaublich schöne Melodien und Texte." "Verstehst du die dann auch alle?", fragt Zoey und lehnt sich lässig an den Stehtisch gegenüber an. Sie scheint ja richtig beeindruckt zu sein. "Für was gibt es Google?", lacht Fionn und setzt sich zu mir. "Aber im Ernst: Wir spielen auf keinen Fall Lieder, die wir nicht auch verstehen. Hinterher singen wir etwas über den Ackerbau. Wer will sowas schon hören?" "Und die spielt ihr dann also auch?" "Teilweise ja. Aber nicht alles eignet sich für die Bühne. Meist spielen wir für uns allein und bleiben so in Übung." "Und das Singen überlässt du Anderen? Wieso eigentlich?" Hallo Zoey? Langsam ist auch mal gut! "Ich mag meine Stimme nicht." Ungläubig schaue ich Fionn an. "Hört nicht auf ihn. Er singt fabelhaft!", sage ich und meine es auch so. "Geschmackssache", grinst er. "Aber nett, dass zu wissen." Er beugt sich zu mir und flüstert in mein Ohr: "Dann singe ich dir nachher ein Schlaflied vor." Oh Shit! Ich muss hier weg! 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