Himmelsflieger von Pfeffersosse (Original Only Wichteln 2016 - Seelendieb) ================================================================================ Prolog: Gegleon --------------- Die Zustände im Land der Gegleonen könnten katastrophaler nicht sein. Krieg, Hungersnöte, Unmut und leichtes Misstrauen stehen an der Tagesordnung. Keiner der Gegleonen konnte sich noch an friedvolle Zeiten erinnern oder daran, wie der Krieg gegen die Himmelsflieger überhaupt begonnen hatte. Die Niederschriften früherer Zeiten waren entweder niedergebrannt oder verschollen. So wiederholte sich tagtäglich, was nicht hätte sein sollen. Gegleonen kämpften aus schierer Gewohnheit gegen die Himmelsflieger. Wer fliehen konnte, der tat dies ehe die Glocken der Mesutaner verklungen waren. Denn sie läuteten, um die herannahenden Kämpfer der Himmelsflieger anzukündigen. Viel zu viele Opfer waren bereits auf beiden Seiten zu verzeichnen. Jahr um Jahr schrumpfte die Bevölkerung in Gegleon und die Angst, dass sie einmal aussterben würden, wuchs. Die Himmelsflieger, meterlange Flugechsen, schienen hingegen schier unauslöschlich zu sein. Jahr und Jahr kamen mehr hinzu, doch dies konnte auch nur den Anschein haben. Denn auch sie erlitten Verluste, obwohl der Krieg ihnen weniger anhaben konnte als den zerbrechlicheren Gegleonen. Ihre natürlichen Waffen, die aus Krallen oder einer schieren Feuerbrunst bestanden, konnten nicht so einfach zerstört werden. Viele Gegleonen hatten schon versucht Gegenstände zu erfinden, um den Himmelsfliegern Schaden zufügen zu können. Oftmals vergeblich. Doch dann und wann fiel auch eine der Flugechsen und ein Fest entbrannte unter den Gegleonen. Doch, wie in jeder Gesellschaft, gab es auch unter den Himmelsfliegern und Gegleonen welche, die sich nicht wohl fühlten und den Krieg als schier unnütz empfanden. Die eher Mitleid mit der anderen Rasse hatten oder gar den Wohnort wechselten und nun andere Ländereien besaßen. Oft konnte man Gegleonen in den benachbarten Ländereien entdecken, die sich jenseits der großen Wüste befanden. Das Todesmeer überwanden nur all jene, die dem Krieg überdrüssig waren und so einer Welt aus Angst und Schrecken entfliehen wollten. Aber auch jene, die an fast schon vergessene Zeiten glaubten, in denen die Himmelsflieger und Bewohner des Planeten friedlich nebeneinander lebten, schreckten nicht vor dem vermeintlichen Tod zurück. Nicht vielen war es gelungen und so kam es oft vor, dass der flüchtende Gegleone wieder zurück in seine Heimat kehrte und der Freiheit wieder nachträumen musste. Gegleonen, die sich getraut hatten und denen es gelungen war das Meer aus Sand und Hitze zu überwinden, sagte man nach, dass sie auf der anderen Seite reich beschenkt und gut bewirtet wurden. Denn für viele war das Todesmeer nichts anderes als der Weg ins Jenseits. Viel zu viele Legenden sprachen über die Welt hinter diesem rotglühenden Meer, so dass es für viele nur das Paradies selbst sein konnte. Von satten, lebensbringenden Farben war die Rede. Grün soll im Einklang mit jeder erdenklichen Nuance des Regenbogens vermischt sein, der Duft nach Natur und Leben allgegenwertig sein. Einfach alles, was es in Gegleon nicht mehr gab. Denn selten sah man ein grünes Blatt an einem der Bäume, viel zu oft lagen Wälder in Schutt und Asche oder Bäume zerbrochen am Boden. Farbenfrohe Landschaften waren schon lange aus dem Gedächtnis der Gegleonen gelöscht worden. Braun, grau oder schwarz war ihre Welt, hie und da vom scharlachroten Blut von Freunden oder Nachbarn durchbrochen. In Verstecken gab es die beiden einzig anderen Farben, bestehend aus blau und gelb, denn für Essen und Trinken musste schließlich auch gesorgt werden. So war das blaue Wasser zugleich lebenswichtiges Nass als auch triebbringende Hilfe. Gelb, in jeglichen Nuancen, war zu erkennen, denn es handelte sich dabei um die Felder aus Korn, Weizen oder anderem Getreide. Selten gab es für Gegleonen Fleisch, öfters aber mal Fisch. Flugechsenfleisch war für niemand die erste Wahl, aber eine ganze Stadt konnte sich fast schon monatelang vom Leib eines gefallenen Himmelsfliegers ernähren. Das Fleisch war oftmals zäh, aber eine geheime Delikatesse unter den Überlebenden. Eine andere Fleischbeschaffungsquelle war die Krähe, die sich oft gackernd über den Anblick der Gefallenen lustig machte und immer darauf hoffte, dass ein Teil des noch lebendigen Essens an sie weiterverfüttert werden konnte. Keiner mochte die Krähen, doch für einen kleinen ‚Snack‘ zwischendurch ergaben sie genügend Fleisch. Denn nicht selten hatten diese Tiere mehr zu essen als ein Gegleone während einer ganzen Woche. Makaber wie es klingen mag, doch manche Gegleonen erfreuten sich darüber, wenn sie eine der Krähen erlegten, die einen ihrer Kameraden gespeist hatte. Denn oftmals war es schwer genug die gefallenen Freunde wiederzufinden und so fand wenigstens ein Teil wieder zu ihnen zurück. Es gab noch andere Tiere, aber die meisten hatten sich rar gemacht. Der dauernde Krieg hatte nicht nur Opfer unter den beiden kämpfenden Parteien gefordert, sondern auch die eine oder andere Tierrasse ausgerottet. So kam es selten vor, dass man zwischen den Gegleonen Haustiere oder ähnliches entdeckte. Nicht nur weil diese rar waren, sondern auch weil die Lebenserhaltung dann um einen Kopf gestiegen wäre. Viele gaben an, dass sie Tiere mochten, doch keiner realisierte noch, dass ihr Gegner auch dazu gehörte. Die Gegleonen wussten nicht viel über die Flugechsen, die ihre Heimat mehr und mehr zerstörten. Nur, dass deren Rückzugsort weiter weg war, in die entgegengesetzte Richtung des Todesmeeres. Gegleon lag an einer Stelle, an der es meist angenehm temperiert war. Denn von der einen Seite mischte sich die Hitze des Todesmeeres mit der Kühle des Frostfeldes auf der entgegengesetzten Seite. Gegleon war umgeben von zwei Wüsten, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Gegleonen vermieden es in die Richtung des Frostfeldes zu gehen, weil die Angst einfach zu groß war einem der Himmelsflieger über den Weg zu laufen. Hinzu kam aber auch der Fakt, dass der Tod durch die dort herrschende Kälte wirklich viel zu unangenehm war. Das ganze Land am Rande des Frostfeldes war deswegen wie leergefegt. Kein Gegleone hatte eine Unterkunft oder sonstiges dort aufgebaut. Obwohl die Natur hier wunderschön war und der Kontrast zwischen der Helle des Eises und der Frische des frostbesetzten Grases unbeschreiblich war. Einer der Gründe weshalb dieser schier unnütze Krieg kein Ende fand, waren diese beiden Wüsten. Die Ländereien jenseits davon wussten entweder nichts über die Zustände, die in Gegleon herrschten, oder sie wollten es nicht wahrhaben. Die Hoffnung auf eine baldige Beendung des Konfliktes war nicht in Sicht, obwohl die neue Generation der Gegleonen dafür wäre. Denn eine Gruppe rund um den jüngeren Gegleon Christofer, der aber lieber Chris genannt wird, wollte nicht wie die anderen sein. Er und eine Handvoll Freunde weigerten sich zu den Waffen zu greifen und blieben, sobald die Glocken der Mesutaner läuteten lieber im Schutze der Unterkunft. Ihnen allen war bewusst, dass ihre Eltern vielleicht eines Tages nicht mehr zurückkehren würden, doch es fand sich immer ein ‚Ersatz‘, so sonderbar es auch klingen mag. Es gab viele Waisen unter den Gegleonen, doch keiner blieb lange allein. Denn es gab immer eine andere Familie oder einen Familienangehörigen, der sich um denjenigen ab sofort kümmerte. Chris hatte heute jedoch das Gefühl, dass er seinen Eltern zum letzten Mal gesagt hatte, dass er sie liebte, denn seine Mutter war schon länger krank, wollte dennoch für das Wohl ihrer Familie kämpfen. Er konnte sie nicht davon abbringen, denn er wusste, dass sie sich nur zu viele Sorgen machen würde, wenn ihr Mann alleine in die Schlacht ziehen würde. Doch für Chris würde der Verlust mehr bedeuten als nur Waise zu werden, denn er hatte einen Entschluss gefasst und keiner konnte ihn davon abbringen. Er schloss seine Augen und lehnte sich an die Schulter seines Sitznachbarn. Er spürte, dass es bald anfangen würde. Sein Herz fing an schneller zu schlagen und er griff in seine zerschlissene Hose. Und das Zeichen ertönte, dass die Himmelsflieger im Anmarsch waren, denn die Glocken der Mesutaner läuteten … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)