Doppelleben von Ghostvillage (Die Geschichte der Chloé Depardieu) ================================================================================ Kapitel 2: Emélie Manillon -------------------------- EXT. EINKAUFSMEILE – ANGERS, FRANKREICH – ABEND DER POLIZIST, 28, braunes Haar, blaue Augen, in Uniform, versperrt den Studentinnen den Weg. LAURENCE Was ist denn hier los? CHLOÉ (geht zum Polizisten) Bonjour, was ist denn hier vorgefallen, Monsieur? DER POLIZIST Kleine Kinder haben hier nichts verloren. CHLOÉ Verzeihung, Monsieur, wir stören ungern, aber wir müssen hier durch. LAURENCE Gegenüber von hier ist unser Internat. Wir können doch jetzt nicht noch eine ganze Stunde bis dorthin laufen. Die Tore machen gleich zu und dann bekommen wir Ärger. Was machen wir jetzt? CHLOÉ Was genau ist passiert? Vielleicht können wir helfen. DER POLIZIST Im Juwelierladen wurde gestohlen und eine Frau wurde angeschossen. Wir ermitteln gerade. (dreht sich von ihnen weg) Wartet kurz, ich werde schnell den Kommissar fragen. CHLOÉ Verstehe. Der Täter wurde schon entlarvt? DER POLIZIST Nein, nicht wirklich. Jeder von ihnen hat ein Alibi. CHLOÉ Wer sind denn die Verdächtigen? LAURENCE (in Gedanken) Was ist denn mit Chloé los? Interessiert sie sich etwa für so etwas? DER POLIZIST Das hat kleinen Mädchen nichts anzugehen und eigentlich darf ich das nicht verraten, aber was soll’s. Ihr könnt eh nichts damit anfangen. (zeigt auf den feinen M.) Seht ihr den feinen Monsieur da? Er hat die Polizei gerufen. Dabei stand er am Tresen und wollte etwas für seine Frau kaufen. Nur kurz rannte er dem Täter hinterher. Also könnte er auch genauso gut der Täter gewesen sein. Nur gibt ihm die Verkäuferin ein Alibi. (zeigt auf die Dame) Dann ist da diese Madame, die gerade in den Laden kam. Da fragen wir uns, warum nicht sie, sondern ihre Freundin angegriffen wurde. Sie meint, dass ihre Freundin zwar direkt neben ihr stand, den Täter jedoch nicht gesehen habe. Wie kann so etwas möglich sein? CHLOÉ Ich verstehe, aber was hat die Madame damit zu tun? (zeigt auf eine andere Dame) DER POLIZIST (dreht sich zu Chloé) Ich denke nicht, dass sie direkt etwas damit zu tun hat. Adèle Fernande ist ihr Name. Sie lief hier nur vorbei und wurde bestohlen. Ihre Handtasche fehlt und der Täter soll geflohen sein. Als ich ihm hinterherrennen wollte, lief ich in eine Sackgasse und er ist hinfort. Mme. Fernande stand ohne ihre Handtasche auf dem Weg und schrie vor lauter Panik und Angst. CHLOÉ (in Gedanken) Gut, den Täter habe ich jetzt. (laut) Warte kurz, Laurence! Mir fällt ein, dass ich meine Handtasche im Laden vergessen habe. Ich bin sofort wieder da, ja? (rennt ab) LAURENCE Warte doch, ich kann doch mit dir mitgehen … DER POLIZIST Da hinten ist eine Bank. Setz dich da am besten hin und warte dort auf deine Freundin, während wir uns um den Fall kümmern, ja? DER FEINE M. Was ist denn jetzt? Kann ich jetzt endlich gehen? Meine Frau wartet Zuhause schon auf mich. DIE DAME Und ich wollte meine Freundin begleiten. Sie wurde schließlich angeschossen! Was ist hier los? Ich erwarte eine Erklärung! DER POLIZIST So lange wir den Täter nicht gefunden haben, bitte ich Sie hier zu bleiben. DIE DAME Wie? Verdächtigen Sie uns etwa? LAURENCE (setzt sich auf die Bank) DER POLIZIST Naja, also … DER FEINE M. Ich habe wirklich keine Zeit mehr. Viel lieber sitze ich jetzt gemütlich mit meiner Frau vor dem Kamin und lasse mir aus ihrer Lektüre vorlesen. Stattdessen muss ich irgendeine Rechtfertigung abgeben, obwohl ich Sie kontaktiert habe? Was ist nur mit dem heutigen Frankreich los? DIE DAME Das ist doch wohl ein Witz! Der Herr rief Sie an, wie kann er der Täter sein? Ich komme sowieso nicht in Frage, denn meine Freundin wurde angeschossen und schwer verletzt. Als ob ich so etwas je tun würde. Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind? DER FEINE M. Anstatt sich um uns zu kümmern, finden Sie lieber den richtigen Täter. DER POLIZIST Wir versuchen alles, was in unserer Macht steht und ich weiß auch, dass die Situation für alle Beteiligten unangenehm ist, nur … DER KOMMISSAR, 42, braunes Haar, blaue Augen, befindet sich im Hintergrund, am Tatort. DER KOMMISSAR (rufend) Du Soleil! DER POLIZIST Ich höre, Kommissar Enpeluche? DER KOMMISSAR (nähert sich der Gruppe) Gerade erhielt ich einen Anruf von der Hôpital. Madame Stéfanie Narrête ist soeben verstorben. Wir haben es nun nicht mehr mit einem einfachen Diebstahl mit schwerer Körperverletzung zu tun, sondern mit Mord. (geht zügig ab) ALLE (halten inne) DER POLIZIST Dann suchen wir also den Mörder. Ich bitte Sie weiterhin hierzubleiben und sich bloß nicht vom Tatort zu entfernen. DIE DAME (beißt sich auf die Unterlippe) Stéfanie … ist tot? Aber das ist nicht möglich, das kann wirklich nicht sein. DER POLIZIST Mein herzliches … DER KOMMISSAR (taucht wieder auf und schreit) Du Soleil! DER POLIZIST (rennt zu ihm und salutiert) Ich höre, Kommissar? DER KOMMISSAR Wer ist diese Frau? EMÉLIE MANILLON, ca. 20, welliges, blondes Haar, dunkelblaue Augen, trägt einen Rock und ein Jackett. Sie schaut sich die Beweismaterialien an. DER KOMMISSAR (brüllend) Und was hat sie am Tatort zu suchen? Bin ich hier denn nur von Vollpfosten umgeben? EMÉLIE (steht auf und denkt nach) DER POLIZIST (eingeschüchtert) Ich … Ich weiß es nicht, M. Kommissar. DER KOMMISSAR (brüllend) Schick sie weg! Warum stehst du hier noch tatenlos rum? Sie ist ja immer noch da. EMÉLIE Ich weiß jetzt, wer die Täter sind. ALLE (halten inne) LAURENCE (rennt zum Tatort) Super, wer ist es denn? DER KOMMISSAR (wütend) Woher kommt denn jetzt das Mädchen? Was geht hier vor sich, Du Soleil? EMÉLIE Wir haben es hier mit einem fehlgeschlagenen Plan zu tun. Der Täter befindet sich unter uns. DIE VERDÄCHTIGEN (schrecken auf) DER KOMMISSAR Wie können Sie es wagen, Madame? Wer sind Sie überhaupt? EMÉLIE Mein Name ist Emélie Manillon und es ist mein Job die Täter zu überführen und ihre Motive zu erkennen. ALLE (halten inne) Emélie Manillon? DER POLIZIST (flüsternd zum Kommissar) Ich habe schon viel Gutes von ihr gehört, Kommissar. Sie ist die Meisterdetektivin aus Montréal. Das liegt im französischen Kanada. DER KOMMISSAR Ich weiß, wo Montréal liegt! (zu Emélie) Was genau führt Sie nach Angers bei Paris? EMÉLIE Ich mache Urlaub. Nun aber zurück zum Fall. Der Täter ist kein anderer als die Dame mit der angeschossenen Freundin. ALLE (halten inne) DIE DAME Was soll ich getan haben? Sie verdächtigen mich? Warum sollte ich meine Freundin erschießen? So etwas verbitte ich mir. Als ob ich so etwas Grausames tun würde. EMÉLIE Genau das ist Ihr Fehler gewesen. Sie hätten nicht gedacht, dass Sie von ihrer eigenen Freundin reingelegt werden. DIE DAME R-reingelegt? DER POLIZIST Aber sagten Sie nicht ganz am Anfang, dass Sie wissen, wer die Täter seien? Dann sind es doch mehrere Täter, nicht? EMÉLIE Gut aufgepasst, denn der Komplize war die Freundin selbst. ALLE (erstaunt) Wie? DIE DAME Sie haben doch gar keine Beweise und mein Anwalt ist der Beste in ganz Frankreich. EMÉLIE Wo denken Sie hin, Madame? Die habe ich gewiss. DIE DAME (schreckt zurück) DER KOMMISSAR Nun spannen Sie uns nicht länger auf die Folter und erzählen Sie! Einige von uns wollen ihr Dessert noch rechtzeitig vor dem Kamin bekommen! EMÉLIE Es liegen hier drei Beweismaterialien vor uns: Ein Handy, eine Kette aus Amethyst und diese Patrone hier. DER KOMMISSAR Das Handy ist kaputt. Fingerabdrücke konnten keine nachgewiesen werden. Die Kette ist ein Diebesgut und somit nicht mehr am Tatort zu finden. Was wollen Sie uns damit sagen, Madame Manillon? EMÉLIE Das ist es ja. Diese Madame ist die einzige der Verdächtigen, die kein Handy besitze. DIE DAME Ich telefoniere eben nicht gern. Außerdem muss ich doch nicht gleich der Täter sein, nur weil ich nicht mit der Zeit gehe. Das ist eine ungehobelte Frechheit und das muss ich mir nicht länger anhören. EMÉLIE Gut, dann frage ich einfach direkt unseren Kommissar. DER KOMMISSAR Wie? EMÉLIE Laut Polizisten haben Sie mitbekommen, wie die Madame telefoniert hat, nicht? Angegeben hat sie aber, dass sie keines besitze. Ganz schön auffällig, meinen Sie nicht? DIE DAME Ich … Ja, das Handy gehörte meiner Freundin. EMÉLIE Überprüfen wir doch gleich mal, was alles im Telefon- und Adressspeicher steht. Ich bin mir sicher, dass die Nummer der Verstorbenen eingespeichert ist und die von Ihnen nicht. DIE DAME Ja, aber das macht sie immer so. Ich kenne Stéfanie doch. Sie vergisst ihre Nummer ständig und weil sie mich am Häufigsten anruft, kann sie sich meine leichter merken. Deshalb steht meine nicht drin, ihre aber schon, verstehen Sie? (beißt sich auf die Unterlippe) Sie verdächtigen mich doch nicht wirklich etwa, oder? EMÉLIE Gut, dann kommen wir zu Beweismaterial Nummer Zwei. Die Kette aus Amethyst. DIE DAME Aber die wurde doch gestohlen! Das haben Sie vorhin selbst gesagt, richtig? (sieht zu dem Polizisten) Oder täusche ich mich? DER POLIZIST (schüttelt den Kopf) EMÉLIE Das stimmt, nur befindet sie sich in der Tasche ihrer Freundin Stéfanie Narrête. Eine Krankenschwester hat es mir bestätigt. DIE DAME Ja, dann haben wir doch den Täter, also … Ich meine, wenn wir jetzt die Täterin haben, warum ermitteln wir dann noch? Ich habe damit nichts zu tun. Sie hatte sich selbst angeschossen, sodass keiner auf die Idee käme, dass sie die Gaunerin war. Deshalb habe ich keinen Täter gesehen. Jetzt verstehe ich es auch. EMÉLIE Sie sprechen ja schon fast so, als wäre ihre Freundin vor Jahren gestorben. DER POLIZIST Was ist mit Beweismaterial Nummer Drei und wem bin ich dann gefolgt? EMÉLIE Diese Kugelpatrone ist eine Vollmantelmunition einer Walter P 99. Die dazugehörige Waffe ist ganz leicht zu bedienen und müsste sich noch immer bei Ihnen befinden, liege ich da richtig, Madame? DER KOMMISSAR Das ist unmöglich. Du Soleil hat alles durchsucht. Sogar die Hand- und Hosentaschen. (blickt grimmig zu Du Soleil) Das haben Sie doch, Du Soleil? DER POLIZIST Ja, das habe ich und ich mache meine Arbeit immer gründlich. EMÉLIE Ihre Beine. Die Waffe befindet sich an ihrem rechten Fuß in ihrem Stiefel. DIE DAME (schweigt und sieht weg) DER KOMMISSAR Das müssen Sie sofort überprüfen! Du Soleil! DIE DAME (leise) Das ist nicht nötig. Ja, Stéfanie und ich sind die Täter. (weint) EMÉLIE Sie wussten nicht, dass Ihre Waffe geladen war, nicht? DIE DAME Ich kenne mich mit solchen Sachen nicht aus, aber Stéfanie schon. Sie hat mir die Waffe gestern gegeben. Wir müssen sie vertauscht haben, als wir unsere Fingerabdrücke entfernten. DER KOMMISSAR Das ist keine Entschuldigung! Du Soleil! DER POLIZIST (nimmt sie fest) LAURENCE Und was war Ihr Motiv? EMÉLIE Ihre Freundin wurde schwer krank. Sie ist nicht an dem Schuss gestorben. Er hat ihre Krankheit jedoch verschlimmert. DIE DAME In Wirklichkeit ist Stéfanie meine Stiefschwester. Ich habe ihr trotzdem vertraut. Als ich erfahren habe, dass sie bald sterben wird, wenn wir das Geld für ihre Operation nicht auftreiben, wollte ich handeln, doch es reichte vorn bis hinten nicht aus, um sie zu retten. Sie schlug den Raub vor und ich stimmte zu. Dass es wirklich schon so schlimm um Stéfanie stand, wusste ich nicht. (bitterlich weinend) Hätte ich gewusst, dass sich eine richtige Kugel in der Waffe befindet, hätte ich doch niemals geschossen. Ich tat das doch alles nur für Stéfanie. Ich wollte sie niemals umbringen. EMÉLIE Eine traurige Geschichte, doch egal in welcher Situation Sie sich befinden, Sie sollten stets einen kühlen Kopf bewahren. Es gibt immer Mittel und Wege dem Bösen zu entgehen. Kein Mensch der Welt sollte Gott spielen. Ganz gleich, wie sehr er auch verzweifelt ist. So oder so ist Ihre Schwester gestorben und das an dem Tumor in ihrem Bein. DER KOMMISSAR Abführen, Du Soleil! DER POLIZIST (nimmt die Dame und geht ab) DER KOMMISSAR Ausgezeichnete Leistung, Madame Manillon. Und das in Ihrem Urlaub. LAURENCE Darf ich jetzt wieder passieren? (sieht sich um) Chloé muss schon vorgegangen sein. DER KOMMISSAR Seconde wird Sie begleiten. (dreht sich zu den feinen M. und zur anderen Dame) Auch Sie, Monsieur und Madame Fernande, dürfen gehen, nachdem mein Kollege die Aussagen aufgenommen hat. LAURENCE und DER FEINE M. (gehen ab) MME. FERNANDE Was ist mit meiner Handtasche, Kommissar? Sie kann unmöglich die Diebin gewesen sein, oder etwa doch? EMÉLIE Das ist ein anderer Fall, Madame. Die Polizei wird darüber informiert. MME. FERNANDE Sehr witzig. Wie soll ich denn jetzt nach Hause kommen? DER KOMMISSAR M. Fossère wird Sie nach Hause fahren. (dreht sich zu Emélie) Nun zu Ihnen, Madame. Vielen Dank für Ihre Hilfe, aber verraten Sie mir doch bitte, wie Sie auf die Dame mit der Freundin Verdacht geschöpft haben? MME. FERNANDE (geht mit dem Polizisten ab) EMÉLIE Sie kam mir gleich verdächtig vor, denn ihre Freundin wurde angeschossen und sie stand daneben ohne den Täter gesehen zu haben. Außerdem hat heutzutage Jeder ein Handy, nicht wahr? Besonders in ihrem jungen Alter. (dreht sich von ihm weg) Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, M. Kommissar. Ich habe noch einen weiteren Fall zu klären. (rennt zügig ab) DER KOMMISSAR Jetzt ermittelt die Meisterdetektivin schon hier in notre France. Das gibt’s doch nicht… Meinte sie nicht, dass sie im Urlaub wäre? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)