I´m only human after all von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Was war nur mit Woody los? Das fragte sich Buzz öfter, nach jenem Wochenende jedoch begann er zum Teil an sich selbst zu zweifeln. Machte er etwas falsch? Bedrängte er seinen Partner? Oder verschreckte Woody immer noch, dass sie andere berufliche Positionen inne hatten? Buzz atmete aus und sah mechanisch auf den Bildschirm. Der Text, den er zuvor eingegeben hatte, machte keinen Sinn. Also löschte er diesen. Erneut musste er von Vorne beginnen. „Hoffentlich passiert mir das nicht auch noch bei Woody“, murmelte er betrübt. Dabei war er mittlerweile an den Punkt gekommen, an dem er sich weitaus mehr mit ihm vorstellen konnte. Buzz wollte ihn nicht verlieren, was Woodys Entscheidung anging, konnte er diese aber nicht beeinflussen. „Ob er sich im Grunde genommen vor mir ekelt?“ Hastig schüttelte er den Kopf. Ihm kam die Narbe in den Sinn. Er meinte, dass er über die Operation, die zu dieser Narbe geführt hatte, nicht reden wolle. Ob eine andere Person, vor Buzzs Zeiten dafür verantwortlich war? „Es bringt nichts. Momentan werde ich dazu wohl keine Lösung finden können“, meinte er. Behäbig richtete er sich auf. Die ganze Nacht war Buzz wach gewesen und hatte gegrübelt, was er verbessern und wie er seinem Freund entgegen kommen konnte. Der Schlafmangel machte sich allmählich bemerkbar. Daher suchte er die örtliche Kaffeemaschine auf. Kaum einer bemerkte ihn. Er war schlichtweg wie ein Geist. Eine Eigenschaft, die Buzz aus seiner Jugendzeit übernommen hatte. „Hey, findest du nicht auch, dass Woody sich echt seltsam benimmt?“, ließ ihn eine Stimme hellhörig werden. Es war Allan, der vor Barrys Schreibtisch stand. Buzz wollte mehr erfahren und trat einen Schritt zurück, hinter die Trennwand, so dass keiner ihn sehen konnte. „Wieso fängst du schon wieder damit an? Es ist doch seine Sache. Nicht jeder Mann ist gleich“, hielt Barry dagegen. „Ja, kann ja alles sein. Dennoch ist es auffällig.“ Da Allan sich unbeobachtet vorkam, plauderte er munter drauf los. „Schau, wenn wir auf die Toilette gehen, wird er total unruhig und hastet meist direkt in die Kabine. Bei manchen Witzen, die wir so erzählen, kann er ebenfalls nicht lachen oder sucht direkt das Weite. Ich hatte ihn mal gefragt ob er gemeinsam mit mir ins Schwimmbad gehen wolle, auch das schlug er ab. Genauso wie andere sportliche Aktivitäten. Als scheue er sich vor körperlichen Kontakt.“ „Und was genau willst du damit sagen?“; Barrys Stimme klang sichtlich genervt. „Na, ich habe echt im Gespür, dass er etwas vor uns verbirgt. Könnte ja sein, dass er homosexuell ist.“ „Ach und das ist so schlimm für dich?“ Insgeheim feierte Buzz Barry für diese Reaktion. Er hatte schon früher große Stücke auf ihn gehalten. „Nein. Ich habe kein Problem damit. Warum sollte ich? Mir ist die Sexualität eines anderen Menschen völlig egal. Ich finde aber, dass Woodys Verhalten das Arbeitsklima gefährdet.“ „Er wird sich schon wieder einkriegen! Vielleicht geht er momentan durch eine schwierige Phase, wer weiß das schon.“ „Hmm“, Allan schnaufte. „Wie du meinst. Dann hoffe ich mal, dass er sich bald einkriegt. In nächster Zeit stehen wichtige Projekte an. Da können wir uns keine Fehltritte leisten.“ Damit trat er ab und ließ den Blonden alleine zurück. Also war Woody nicht nur zu Buzz komisch. Buzz fasste einen Entschluss. Einige Zeit später, ging er zu Barrys Platz. „Entschuldige.“ Sie arbeiteten so lange zusammen, dass es für Buzz selbstverständlich wurde, seine Mitarbeiter mit der Zeit zu duzen. Dies hatte ebenso die Beziehung untereinander gefestigt. „Ja?“, Barry sah erwartungsvoll auf. „Kann ich dich kurz in meinem Büro sprechen. Jetzt?“ „Ähm … ok.“ Er schien ihn nervös gemacht zu haben, denn Barrys Tonfall klang zittrig. In Buzzs Büro angekommen, musste er ihn erst einmal beruhigen, dass es nicht um seinen Arbeitsplatz oder die Infragestellung seiner Fähigkeiten ging. Was Barry anfangs vermutet hatte. „Um es kurz zu machen … ich habe eben Teile eures Gesprächs mitbekommen. Ich mache mir ebenfalls Sorgen um Woody. Du bist mit ihm befreundet, daher möchte ich dich um einen Gefallen bitten.“ Verwundert blinzelte Barry. „Äh und der wäre?“ „Könntest du mit ihm reden“, kam es ein wenig zaghaft von Buzz. Lange Minuten des Schweigens vergingen, bis sich Barry räusperte. „Davon ab, dass er zurzeit sehr zurückgezogen ist und wir lange nichts mehr zusammen unternommen haben, zweifel ich ob ich die richtige Person dafür bin.“ „Du bist der Einzige, der Zugang zu ihm finden kann.“ Nervös trat sein Mitarbeiter von einem Fuß auf den anderen. „Okay“, seufzte Barry. „Ich werde es versuchen. Allerdings kann ich dir nichts versprechen.“ „Es hilft mir schon sehr, dass du überhaupt einen Versuch wagst.“ Buzz entließ Barry mit diesen Worten wieder in seine Arbeit. Betrübt blickte er aus dem Fenster. Draußen hatte es begonnen, wie in Strömen zu regnen. Wahrlich passend. ****** Gegen achtzehn Uhr kam Barry zu ihm. Er war völlig in Arbeit vertieft und hatte bis dato noch nicht mal etwas gegessen. Dementsprechend machte sich sein Magen lautstark bemerkbar. Barry musste lachen. „Hey, wie wäre es? Hast du Zeit? Wir haben ewig nichts mehr unternommen. Ich vermisse das schon. Gibt ja auch noch andere Sachen neben der Arbeit und du hast schließlich eine Menge Überstunden angesammelt. Bevor die ganzen Projekte kommen, die uns um unser Privatleben berauben werden, sollten wir dies ausnutzen.“ „Weiß nicht“, wollte Woody einwenden, doch dann blickte er in Barrys hoffnungsvolle Augen. Diese sprachen Bände. Nach dem Wochenende mit Buzz und dem nächtlichen Desaster, war er recht verhalten gewesen. Kein Wunder, wenn man bedachte, in was für Ausreden sich Woody verstrickte. Barry war eine der wenigen Konstanten in seinem Leben. Jedenfalls fühlte er sich weder bedroht von ihm noch hatte er Angst, dass seine Vergangenheit ans Licht kam. Diesbezüglich sagte er zu. Barry strahlte ihn an. Sie gingen in die Bar, die sich zu Beginn von Woodys Einstellung besucht hatten. „Es tut gut wieder hier zu sein“, Woody lächelte. Ihr Platz, den sie damals gewählt hatten, war sogar frei. Sofort bestellte Barry eine Runde. „Prost, auf das unsere Projekte ein Erfolg werden“, er hielt Woody sein Schnapsglas entgegen. Obwohl er eigentlich nichts trinken wollte, schmiss Woody diesen Vorwand über Bord. Es war bereits Mittwoch. Und das kommende Wochenende hatte er frei. Warum also nicht? Bei einem Schnaps blieb es jedoch nicht und so war er ein wenig angetrunken. Barry brachte ihn während des Abends oft zum Lachen. Etwas, das er sichtlich vermisst hatte, denn die Beziehung zu Buzz wurde zunehmend angespannter. Irgendwann musste Woody auf die Toilette. Widerwillig stand er auf. „Ich komm mit, wollte sowieso zahlen“, erklärte sein Kumpel. „Mist. Das passt mir überhaupt nicht“, dachte Woody verzweifelt. Und es sollte noch schlimmer kommen. Die beiden Kabinen waren belegt. Barry deutete zum Urinal. „Ähm, geh du schon mal. So dringend ist es bei mir nicht.“ Ein bulliger Typ starrte Woody mit bösem Blick an. „Was stimmt nicht mit dir? Bist du ein Perverser oder was?`“ Sein massiver Körper kam ihn entgegen, doch Barry schob sich schnell dazwischen. „Hey, hey. Ruhig Blut Großer. Wir wollen keinen Ärger und ich kann dir versichern, dass mein Kumpel alles andere als pervers ist.“ Woody war ihm dankbar, denn dadurch, dass Barry für ihn Zeit gewonnen hatte, wurde eine der Kabinen frei, in die er sich schnell flüchtete.Ein wenig fertig mit den Nerven, trat er aus dieser heraus. „Ich will nur noch nach Hause“, murmelte Woody. „Klar, kann ich verstehen. Du schaust total k.o. aus. Ich begleite dich.“ Er widersprach Barrys Vorschlag nicht. Während des Heimweges sprachen sie kaum. Da er ihn jedoch aus der Misere befreit hatte, bot Woody ihm an, auf einen Trink mit hoch zu kommen. „Entschuldige, dass von vorhin“, sagte er leise und hielt Barry das Glas mit Wodka entgegen, was dieser ihm rasch aus der Hand nahm. Ausgepowert ließ sich Woody in die Couch fallen, genau neben dem Blonden. „Ach, ist doch selbstverständlich. Freunden hilft man nun mal.“ Barry tat es leid, Woody in dieser Verfassung zu sehen. „Möchtest du … darüber reden?“, fragte er sanft. Unschlüssig und abwiegend was er machen sollte, saß er da. An sich wollte Woody fliehen, aber war das immer die Lösung? Zudem war er beschwipst. Bevor er eine Entscheidung fällen konnte, kam Barry gegen das Glas und der Inhalt übergoss sich auf Woodys Hemd. „Oh sorry, i-ich mache das weg. Wo hast du einen Lappen?“ Woody deutete mit den Finger in Richtung Küche. „Direkt neben dem Waschbecken“ „Alles klar.“ Irgendwie fand Woody das Ganze sogar recht amüsant. Durch Barrys Art und den Wodka, der unangenehm klebte, vergaß er seine sonstige Achtsamkeit und zog das Hemd aus. Bevor er ins Schlafzimmer erreichte, lief er Barry geradewegs in die Arme. „Ich Trottel, entschuldige“, haspelte der. „Kein Ding.“ Woody spürte Barrys Blick. Beide sagten keinen Ton, bis erneut die Frage aufkam. Es war zu spät. Und er war es satt weg zu laufen. Zum ersten Mal vertraute er sich einer anderen Person an, die nicht Jessie war. Barry hörte aufmerksam zu, während Woody sein Leben hinunter bettete. „Ich weiß“, sprach der. „Jetzt findest du mich nicht mehr so toll. Ja, eventuell siehst du mich im anderen Licht.“ „Nein“, kam es von seinem Gegenüber. „Hör mal, Woody. Ich kenne einen Trans Mann. Ja, ich bin mit ihm sogar befreundet. Er ist für mich einfach ein Mann und ich würde ihn nie als etwas anderes ansehen. Ist doch egal wie man mal aussah. Oder? Wichtig ist die eigene Identität. Demzufolge warst du bereits vorher ein Mann. Stehe dazu. Ich finde, da ist absolut nichts dabei, sich selbst treu zu sein.“ Barry richtete sich auf. Seine Lippen bildeten ein Lächeln, denn er hatte Woody sprachlos gemacht. „Außerdem“, Barry beugte sich zu ihm hinunter und sah ihm direkt in die Augen. „Bist du ein sehr attraktiver Mann, was dazu kommt. Du kannst wahrlich stolz auf dich sein.“ Er überrumpelte Woody indem er ihn auf die Lippen küsste. „Wie es aussieht, kennst du nun auch mein Geheimnis. Ja, ich habe mich in dich verliebt. Keiner in der Firma weiß, dass ich bisexuell bin und ebenso auf Männer stehe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)