I´m only human after all von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Ihm fiel auf, dass manche seiner Kollegen ihn misstrauisch anstarrten und er fühlte sich wieder in die Anfangszeit zurück versetzt als er sich outete. Nur Buzz merkte von alldem nichts, wofür Woody dankbar war. Und so versuchte er sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, insbesondere um Buzz nicht zu enttäuschen. Hinzu kam, dass Jessie Woody und ihn am Freitag zum Essen eingeladen hatte. Mindestens eine Sache auf die er sich freute. Auch wenn Woody hoffte, dass seine Schwester Buzz keine Löcher in den Bauch fragen würde. Das konnte sie schließlich gut. Die restliche Woche verbrachte er die Mittagspausen gemeinsam mit Barry. Dieser drängte Woody nicht zu irgendwelchen Aussagen oder hackte gar nach. Manchmal jedoch hatte er Angst, dass Barry dennoch Genaueres wissen wollte über seine Vergangenheit. Dieses Thema war für Woody schlichtweg ein rotes Tuch. Daher versteckte Jessie alle Fotos von ihm, aus der Zeit vor der Transition. Er konnte den Anblick jener Person, die er nie gewesen war, einfach nicht ertragen. „Hey“, stupste ihn Barry am Freitag nach der Mittagspause an. „Hmmm“, Woodys Blick fixierte ihn. „Was gibt es denn?“ „Ich werde das Gefühl nicht los, dass dich irgendetwas bedrückt. Falls du darüber reden magst, bin ich da. Manchmal ist es besser, wenn man es los wird. Ich kann aber auch verstehen, dass du es erst einmal alleine lösen willst. Es ist nur ein Angebot. In Ordnung?“ Eine Weile stand er dem Blonden schweigend gegenüber. Wie gerne hätte er ihm alles erzählt. Aber Woody konnte es nicht, alleine schon die Tatsache, dass er und der Chef sich nahe standen würde Barry missbilligen. „Ich denke darüber nach“, war alles, was Woody zu diesem Vorschlag sagte. „Okay“, Barry seufzte. „Ich wünsche dir trotzdem ein schönes Wochenende. Falls du magst, können wir beide mal wieder etwas unternehmen. Nächste Woche läuft dieser Actionfilm, in den ich unbedingt rein wollte. Melde dich dann einfach, ja? Dann bis Montag.“ Sein Freund drehte sich um und machte auf dem Absatz kehrt. Ein wenig fühlte sich Woody schuldig. „Es ist besser so“, sagte er leise zu sich selbst. Danach öffnete Woody die Bürotür und machte sich ans Werk. Er arbeitete so lange, dass er erneut der Letzte im Büro war. Nun ja nicht ganz. Buzz war auch noch in der Firma. „Hey mein Süßer“, flötete er und stand schier vollkommen unvermittelt an Woodys Tür. „Zeit für heute Schluss zu machen und ins Wochenende zu starten. Findest du nicht?“ „D-doch“, stotterte Woody. Reflexartig reagierte er und fuhr seinen Arbeitscomputer herunter. „Ich bin gleich so weit“, murmelte der Braunhaarige, während er seine Sachen zusammen packte. „Lass deine Schwester nicht zu lange warten“, ermahnte ihn Buzz und zwinkerte. „Nein, keine Sorge“, Woody lächelte. „So ich bin fertig. Wir können los.“ Star Command wirkte gespenstisch und verlassen. Kein Vergleich zum Hochbetrieb, der sonst hier herrschte. Letztendlich wollten eben alle in ihre verdiente Freizeit. Außer natürlich wenn am Samstag Projekte anstanden. Diesbezüglich hatte Barry in Star Command schon einige Samstage verbracht. Auch Woody machte diese Tatsache nichts aus. Im Gegenteil; die Arbeit erfüllte ihn. Das Einzige was ihm Sorgen bereitete, waren seine Kollegen. „Alles klar bei dir?“, erkundigte sich Buzz. „Ähm, ja. Entschuldige, ich war abgelenkt.“ Sie stiegen in Buzzs Auto. „Wo genau wohnt Jessie denn?“ Mit ruhiger Stimme sagte Woody ihm die Adresse seiner Schwester an, die Buzz in sein Navigationssystem eingab. Allzu weit von der Firma war Jessies Wohnung nicht entfernt. Also brauchten sie auch nicht lange dorthin. „Ich hoffe Jessie mag den Wein, den ich besorgt habe“, sprach Buzz zweifelnd aus. „Ach, bestimmt. Sie ist da nicht so. Eher freut sie sich, wenn sie dich endlich sieht. Jessie hat mich die ganze Zeit schon damit genervt. Obwohl sie dich noch nicht kennen gelernt hat, schwärmt sie bereits in den höchsten Tönen von dir.“ „So so“, Buzz grinste. „Bei der nächsten Ausfahrt in 100 Metern rechts abbiegen. Danach haben sie ihr Ziel erreicht“, tönte das Navi. Sie waren da. Mit wackligen Beinen stand Woody auf und ging auf Jessies Tür zu. Kaum hatte er geklingelt, riss sie diese schon stürmisch auf. „Bruderherz“, rief sie laut und drückte Woody an sich. „Ist ja gut“, er lachte. „Wir haben uns doch erst Montag gesehen. Du tust ja so als wäre es Jahre her.“ „Lass mich halt. Schlimm wäre es, wenn ich mich nicht freuen würde dich zu sehen. Oder?“ Ihr Blick fiel auf Buzz. Sofort errötete Jessie. „Entschuldige, manchmal habe ich mich nicht so gut im Griff. Ich bin Woodys Schwester, Jessie.“ Sie reichte ihm die Hand, die Buzz sofort annahm. „Kein Problem. Es freut mich dich kennen zu lernen.“ „Dann kommt mal rein.“ Sofort erhaschte Woody den Geruch von Jessies Schweinebraten in Weinsauce, in den er sich damals sofort verliebt hatte. „Gute Wahl, Jess.“ „Ich weiß eben, was dir schmeckt.“ Sie wirkte sichtlich zufrieden. Buzz reichte ihr den Wein, den er mitgebracht hatte. Ein wenig schämte sich Woody, denn Buzz Präsent war im Gegensatz zu jenen, die er Jessie geschenkt hatte, von erlesener Qualität. Sie schien seinen Unmut zu bemerken und verwickelt die beiden daraufhin in ein Gespräch. Letztendlich taute Woody allmählich auf. Er hatte noch nie einen potentiellen Partner mit hierher gebracht. Bei Buzz allerdings hatte er ein gutes Gefühl. Wäre da nur nicht sein unausgesprochenes Geheimnis. „Ich finde es toll, dass du meinen Bruder eingestellt hast“, plauderte Jessie unbekümmert drauf los. Woody verschluckte sich an seinem Wein. Beruhigend klopfte Buzz auf den Rücken seines Partners. „Na, na“, sprach er. „Was Woodys Einstellung angeht … ich hätte einen fatalen Fehler begangen, hätte ich ihn nicht für die Firma engagiert. Er ist ein außergewöhnlicher Mitarbeiter und verfügt über einen eisernen Willen. Das schätze ich besonders an ihm. Es ist mir bereits beim ersten Gespräch aufgefallen. Ohne ihn wäre ich sprichwörtlich verloren. Zu Mal Woody die einzige Person ist, die mich versteht. Bei ihm kann ich mich auch mal fallen lassen, ohne dafür verurteilt zu werden.“ „Wow.“ Jessies Augen funkelten. „Ähm, ich hole mal den Braten. Woody hilfst du mir?“ Er verstand sofort, dass das ein Wink von ihr war, alleine mit ihm zu reden und so stand er auf ohne zu murren. „Er ist echt beeindruckend“, fiepte Jessie begeistert als sie in der Küche waren. „Psscht, nicht so laut.“ Woody erhaschte einen Blick auf Buzz. Er hatte es nicht gehört. Gut so. „Entschuldige“, Jessie kicherte. „Ich freue mich nur so für dich. Du scheinst endlich die richtige Person für dich gefunden zu haben.“ „Na ja, abwarten“, gab Woody leise zurück. „ich weiß ja noch nicht, wie es mit uns weiter geht. Zu Mal er es nicht weiß. Ich konnte es ihm nicht sagen.“ „Ach, Woody“, stöhnte sie. „Ich denke, dass du ihm vertrauen kannst. Buzz nimmt dich so, wie du bist und das wird sich nicht ändern.“ „Vertrauen? Nach alldem, was ich bisher erlebt habe“, dachte Woody still für sich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)