I´m only human after all von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 8: ----------- „Danke dir für den schönen Abend“, sprach Buzz zum Abschied. Woody, immer noch überrumpelt von dem vorherigen Kuss, stand an der Haustür gelehnt und nickte nur. „Schlaf später gut“, murmelte er. Gerade als er in die Wohnung gehen wollte, zog ihn Buzz zu sich heran und küsste ihn erneut, dieses Mal inniger. „Gute Nacht“, sagte der Blonde lächelnd und ging langsam den Gang entlang, woraufhin ihn Woody eine Weile nach sah. Nach einiger Zeit schüttelte er den Kopf und betrat die Wohnung. Diese kam ihm gerade nahezu verlassen vor. Er fühlte sich einsam. „Was habe ich nur getan?“, Woody hielt sich die Schläfen. Buzz war sein Vorgesetzter. Es war eine Sache mit ihm befreundet zu sein. Aber das? „Mindestens“, so beruhigte Woody sich. „War es bloß ein Kuss.“ Er befreite sich aus den Sachen bis auf die Boxershorts und ließ sich völlig erschöpft ins Bett gleiten. Gedanken verfolgten ihn, für die er sich sichtlich schämte. Reflexartig griff Woody zum Handy. Er musste jetzt sofort mit seiner Schwester reden! Anders wusste er sich nicht zu helfen. „Jess, hast du eventuell kurz Zeit?“, schrieb ihr Woody im Messenger. Er hatte Glück. Jessie war tatsächlich online! „Was gibt es denn?“, erkundigte sie sich. „Es ist kompliziert“, dabei biss sich Woody, wohl wissend, dass sie es nicht sah, auf die Lippen. „Oh je“, er konnte sich bereits vorstellen, wie sie bei diesem Satz seufzte. „Dann schieße mal los. Ich bin schon sehr gespannt.“ Somit weihte er sie ein, was ihn und Buzz betraf. „Ihr habt euch geküsst?!“, sendete Jessie per Sprachnachricht. Woody errötete und war heilfroh, dass niemand ihn so sah. Sein Handy vibrierte. Jessie rief an, wahrscheinlich wollte sie nun direkt mit ihm reden. „Ja ...“, murmelte er leise in den Hörer. „Mensch“, sprach seine Schwester aus. „Du gehst ja echt ziemlich ran, was? Kenne ich gar nicht von dir.“ „Als ob das geplant war“, polterte Woody. „Buzz hat mich total überrumpelt. Tja und nun weiß ich nicht, wie es mit uns weiter gehen soll.“ Schweigen herrschte am anderen Ende der Leitung. „Nun“, setzte Jessie vorsichtig an. „Du würdest dich selbst belügen, wenn du verneinst, dass er dir wichtig ist. Gib es doch endlich mal zu, Woody. Du stehst auf ihn. Und zwar von Beginn an. Ich kenne dich viel zu gut als dass du diese Tatsache verleugnen könntest.“ Sie hatte ihn. Woody seufzte. Natürlich stand er auf Buzz und er hatte sich oft gewünscht, dass ihre Situation anders wäre. Wieso nur musste er sein Vorgesetzter sein? Und warum konnte Woody kein Cis-Mann sein? Es hätte vieles vereinfacht. „Mensch“, Jessie wurde lauter. „Warum um alles in der Welt machst du dich immer noch so runter? Du bist und warst immer ein Mann. Mach das doch nicht von ein paar körperlichen Abweichungen abhängig.“ „Es ist nur“, Woody stöhnte auf. „Ich will einfach nicht auffallen. Buzz soll mich nicht anders sehen, wenn er es erfährt. Davor habe ich Angst, Jessie.“ „Ich bin mir sicher, dass er anders ist“, machte sie ihm Mut. „Deine Situation ist schwierig, das verstehe ich vollkommen. Aber es gibt für alles eine Lösung. Ihr müsst euer Verhältnis zueinander, ja nicht in der Firma bekannt machen. Was hältst du davon … lade ihn doch einfach mal bei mir zum Essen ein. Ich würde gerne den Mann kennenlernen, der meinen Bruder so glücklich macht.“ „Jess“, Woody räusperte sich. „Ist das nicht ein wenig zu früh?“ „Ach was, ihr seid nun schon eine ganze Weile befreundet. Außerdem beiße ich nicht, es sei denn du schämst dich für deine Schwester.“ Er rollte theatralisch mit den Augen. Da er ihr ohnehin nichts abschlagen konnte, sagte er zu. Sie beendeten ihr Telefonat und Woody ging gedanklich durch, wie er Buzz am besten fragen könnte. Dies hatte zur Folge, dass er sehr spät einschlief und dementsprechend zermartert aufwachte. „Wow“, pfiff Buzz als Woody zwei Stunden später das Büro betrat. „Du siehst aus als würdest du dich für eine Hauptrolle bei the Walking Dead beworben wollen.“ „Haha“, grummelte er zurück. „Ich konnte nicht so gut schlafen.“ „Verstehe“, sein Boss nickte. „Das sind die Akten für heute. Lass dir Zeit. Von allen Mitarbeitern hier, hast du das schnellste Tempo und bist deinem Pensum schon weit voraus.“ „Danke dir“, Woody wurde unwillkürlich wärmer. „Nun dann“, Buzz grinste und wollte gerade auf den Absatz kehrt machen. „Warte“, hielt ihn Woody ab. Neugierig wand sich der Blonde zu ihm um. „Ähm, also“, Woody fasste seinen Mut zusammen. Da sie alleine im Büro waren, bestand keine weitere Gefahr. Trotzdem fühlte er sich ein wenig unsicher. „Meine Schwester hatte mich gestern angerufen“, begann er. „Und nun ja, sie fragte ob du das nächste Mal eventuell mit uns essen möchtest. Also nur wenn es dir nichts ausmacht. Sie kann manchmal schon recht nervig sein, aber im Grunde ist sie ein herzensguter Mensch.“ Lange verharrte Buzz auf der Stelle ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Dann breitete sich, zu Woodys Verwunderung, ein breites Grinsen auf seinen Mund aus. „Klar“, lautete seine Antwort. „Ich würde sie gerne kennenlernen. Insbesondere da sie deine Schwester ist. Du kannst ihr also zu sagen. Ich richte mich da ganz nach euch beiden. Gib mir einfach Bescheid, in Ordnung?“ Er ließ sich auf seinen Bürostuhl nieder. Buzz hatte ihm tatsächlich zugesagt. Hoffentlich plauderte Jessie nichts gegen seinen Willen aus. Jedoch sollte er seiner Schwester vertrauen. Um schnell auf andere Gedanken zu kommen, vertiefte sich Woody in die Arbeit und trotz Buzz´s Ratschlag drosselte er sein Tempo nicht. So war er halt. Immer auf die Arbeit fixiert. Mittags holte ihn Barry ab. „Du wirkst recht erledigt“, stellte auch dieser fest. „Hmm konnte schlecht schlafen“, nuschelte Woody nur und sie machten sich auf den Weg zur Kantine. Heute war er nicht besonders gesprächig und überließ daher seinem Freund das Reden. Der konnte das nahezu wie ein Wasserfall und manchmal war es schwierig Barry überhaupt zu folgen. „Hätte ich doch mehr Schlaf gehabt“, dachte Woody bitter. Er war dankbar als sich die Pause dem Ende neigte und er sich endlich wieder in die Arbeit stürzen konnte. Gegen etwa acht Uhr klopfte es an Woodys Bürotür. „Ähm“, fasste sich Buzz als er das Büro betrat. „Ich dachte, da nun alle fort sind, könnten wir ja zusammen heim gehen.“ „Öh, na klar“, stotterte Woody hervor, fuhr den PC runter und nahm seine Aktentasche. Sie betraten den Fahrstuhl. Erneut klopfte Woodys Herz wie verrückt und er bekam bereits Angst, dass ihm dieses möglicherweise zerspringen könnte. Kaum schloss sich die Tür, zog ihn Buzz enthusiastisch zu sich und drückte ihn an sich, so dass er seine Bartstoppeln spüren konnte. „Ich habe dich vermisst“, raunte er ihm ins Ohr. „Mir fiel es echt schwer mir während der Arbeit nichts anmerken zu lassen. Ich bin froh, dass wir endlich Feierabend haben.“ Zögerlich erwiderte Woody die Umarmung. „Ich dich ebenso“, offenbarte er ihm. Die Tür öffnete sich und Buzz schlug vor Woody nach Hause zu fahren. „Wenn du nichts dagegen hast“, betreten und schüchtern sah der Braunhaarige unter sich. „Kannst du auch noch mit hoch kommen. Ich meine, wir wären sonst beide alleine heute Abend oder?“ Keiner sollte alleine sein, wollte er hinzufügen, ließ es aber bleiben. „Gerne“, strahlte ihn Buzz an. So fuhren sie gemeinsam zu Woodys Wohnung, die dank Buzz endlich belebter wirkte. „Hast du Hunger?“, fragte er seinen Freund, nachdem sie auf der Couch Platz nahmen. „Wir könnten Pizza bestellen, wenn du magst.“ „Bestellen?“, Buzz zog belustigt eine Augenbraue empor. „Ja, wieso denn nicht?“ „Hmmm“, machte sein Partner. „Ich dachte eher daran was zu kochen. Mir hängt irgendwie dieses ganze Fertigessen ziemlich zum Hals raus.“ Sofort verfärbten sich Woodys Wangen rot. Außer diverse Tütensuppen hatte er nichts mehr im Haus. „Macht nichts“, Buzz lachte. „Ich gehe einfach kurz in den vierundzwanzig Stundenmarkt und koche dir was. Glaube mir, ich bin darin echt gut. Auch wenn ich eventuell nicht so wirken sollte.“ „Aber“, wollte Woodsy einwenden, doch Buzz hielt ihn ab. „Keine Widerrede, in Ordnung? Du hast es verdient mal zu entspannen und wenn du nicht gerne kochst, dann kann ich das übernehmen. Das ist kein Problem für mich.“ Unbehaglich nahm er das Angebot an, da Buzz darauf bestand. Es war schon ein seltsames Gefühl, dass nun ausgerechnet sein Boss für ihn kochen wollte. Buzz verschwand und wenige Minuten später kam er mit prall gefüllten Tüten zur Wohnung zurück. Anmerkung: Cis - Das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht, stimmt mit dem Identifikationsgeschlecht überein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)