Actio est reactio von Ur (von Nerdherzen und den physikalischen Gesetzen ihrer Eroberung) ================================================================================ Kapitel 17: Normal ------------------ Es ist sehr warm, was mich wundert, weil nämlich nur der untere Teil meiner Beine zugedeckt ist. Ich blinzele gegen Sonnenlicht an, das mir direkt ins Gesicht scheint und schlucke ein paar Mal. Es dauert ein paar Momente, bis ich mich daran erinnere, dass ich nicht in meinem eigenen Bett bin und wo genau ich übernachtet habe. Mein Herz stürzt sich sofort in einen akuten Alarmmodus und ich fühle mich innerhalb weniger Sekunden hellwach. Es scheint ganz so, als hätten wir uns nachts kein bisschen gerührt, denn Tamino und ich liegen immer noch genauso wie gestern, als wir eingeschlafen sind. Sein Gesicht ist gegen meinen Rücken gepresst, sein Arm fest um meinen Oberkörper geschlungen als hätte er selbst im Schlaf keinerlei Anstalten machen wollen, mich loszulassen. Mein Shirt ist irgendwann im Laufe der Nacht nach oben gerutscht – oder geschoben worden – und Taminos Hand liegt leicht in sich gekrümmt an meinem nackten Bauch. Da er mit seinem Kopf weiter unten liegt als sich, passen seine Knie direkt in meine Kniebeugen. Kein Wunder, dass mir so warm ist. Tamino ist wie eine ganz persönliche, tragbare Sauna. Mein Zopf hat sich aus dem Haarband gelöst und meine Haare liegen um meinen Kopf herum verteilt auf dem Kissen. Dumpf kommt mir der Gedanke, dass ich Mari nachher bitten sollte, meinen Untercut wieder nach zu rasieren, weil die Haare auf der unteren Hälfte meines Kopfes schon wieder gut zwei Zentimeter lang sind. Während ich darüber nachdenke, dass Tamino hoffentlich keine Panik bekommt, wenn er aufwacht, rührt er sich hinter mir und ich halte einen Augenblick die Luft an. Sein Arm drückt mich für einen Moment dichter an ihn und ich höre, wie er einmal tief einatmet. Und dann friert er komplett ein und ich sehe meine größte Befürchtung bestätigt, dass er jetzt vermutlich alles bereut, was er gestern gesagt und getan hat. Ich spüre, wie er in Zeitlupe versucht, seinen Arm zu entfernen und entscheide im Bruchteil einer Sekunde, dass ich offensiv mit dieser ganzen Sachen umgehen sollte, auch wenn ich neu auf dem Kuschel- und Freundschaftsterritorium bin, und deswegen greife ich nach seinem Handgelenk, um den Rückzug seines Arms aufzuhalten. »Ich will noch nicht aufstehen«, murmele ich ins Kissen. Ich könnte schwören, dass Tamino leicht zischend die Luft durch die Nase einzieht. Ich beschließe, sein Handgelenk nicht loszulassen. Stattdessen streiche ich ganz vorsichtig mit meinem Daumen über die nackte Haut dort und endlich, endlich sickert die Anspannung aus Taminos Körper heraus und es ist, als würde er direkt wieder gegen meinen Rücken schmelzen. Mein Magen kündigt seine Teilnahme an der Gymnastikolympiade an und demonstriert ein paar Saltos. Super, Magen. Du wirst dich dran gewöhnen, weil das die Art von Freundschaft ist, die wir führen werden. Jawohl. »Das sind jetzt doch jetzt mindestens vierzig Prozent«, nuschele ich. Tamino gluckst leise hinter mir. Fast wünsche ich mir, dass ich sein Gesicht sehen kann, aber wahrscheinlich ist es besser so. Ich bin einen Moment lang verwirrt darüber, was das komisch blubberblasige Gefühl in meinem Bauchraum ist, bis mir klar wird, dass ich ausgesprochen glücklich bin. Nicht, dass das sonst nie vorkommt, aber gerade ist es wirklich besonders… doll. Wenn ich bedenke, dass ich mein Abi machen kann und einen neuen Freund gesammelt habe, ist das vielleicht nicht so komisch. Womöglich hat es auch etwas mit dieser Kuschelsache zu tun, die mir sehr viel besser finde, als ich es damals mit Katharina in Erinnerung habe. Ob es angemessen wäre, wenn ich mich umdrehe und mein Gesicht an Taminos Schulter vergrabe? Wahrscheinlich ist das zu viel des Guten. »Vielleicht sind es instabile zwanzig«, sagt Tamino gegen meinen Rücken. Seine Finger an meinem Bauch zucken ab und an, als würden sie sich wirklich gerne bewegen. »Instabil?« »Naja, wenn ich dich wieder loslasse, könnte alles den Bach runter gehen.« »Oh. Na dann… sag ich die Party heute Abend wohl besser ab«, scherze ich. Tamino schnaubt. »Ist schon ok. Vielleicht darf ich dich ja jetzt ab und an mal umarmen. Ohne Rum.« »Definitiv«, antworte ich. Aus unerfindlichen Gründen machen Taminos Finger an meinem Bauch mich nervös. Mir kommt ein Gedanke. »Wie hast du geschlafen?«, frage ich und höre selber, wie aufgeregt ich klinge. »Wie ein Stein.« »Wow, ein Hoch auf den Rum«, sage ich und es ist halb ernst und halb spaßhaft gemeint. Einen Augenblick herrscht Stille, dann… »Ich glaube nicht, dass es am Rum lag«, murmelt Tamino sehr leise gegen meinen Rücken und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, aber das Gefühl in meinem Brustkorb und meiner Bauchgegend bäumt sich auf wie eine Flutwelle und durchspült mich von oben bis unten. Heißt das jetzt, dass ich unter die Kategorie ‚richtige Gesellschaft‘ falle? »Ich sollte duschen und Zähne putzen«, murrt Tamino. Ja, ich wahrscheinlich auch. »Vielleicht sollten wir auch einfach noch mehr schlafen, jetzt wo’s für dich so gut läuft«, gebe ich zu bedenken und Tamino schnaubt amüsiert hinter mir und ich merke seinen warmen Atem durch den Stoff meines Shirts. »Vielleicht.« Und dann sagt Tamino einfach nichts mehr, rutscht noch ein kleines Stück näher an mich und ich höre ihn seufzen. Ich liege zwei Minuten mit hämmerndem Herzen im Bett und frage mich, ob mein Vorschlag super dämlich war, aber Tamino scheint wirklich wieder eingeschlafen zu sein, denn er atmet gleichmäßig gegen meinen Rücken. Nachdem meine Gedanken sich noch etwa fünfhundert Mal im Kreis gedreht haben, denke ich darüber nach, ob ich mich auf den Rücken drehen will. Aber vielleicht wäre das zu viel des Guten – und unsere Gesichter wären dann auch sehr dicht beieinander. Dann wiederum glaube ich nicht, dass ich noch mal so auf der Seite einschlafen kann und beschließe, es zu riskieren. Zur Sicherheit halte ich vorsichtig Taminos Handgelenk fest, damit er nicht spontan beschließt aus dem Bett zu springen und panisch zu flüchten, wenn ich mich bewege. Ich rutsche ganze vorsichtig ein wenig herum, ehe ich schließlich auf dem Rücken lande. Tamino gibt ein leises Geräusch von sich, aber er macht keine Anstalten wieder aufzuwachen, als ich schließlich auf dem Rücken lande. Stattdessen schiebt er eins seiner Beine über meine, drückt sein Gesicht in meine Halsbeuge und seine Hand liegt in dieser Position nun schlichtweg flach auf meinem nackten Bauch. Ich zwinge mich dazu, ruhig zu atmen und die Augen wieder zuzumachen. Es dauert noch eine ganze Weile, bis ich wieder einschlafen kann und als ich ein zweites Mal aufwache, liege ich alleine im Bett und es ist ungewohnt kalt ohne Tamino als meine Bettdecke. Meine Innereien machen einen unangenehmen Satz, weil ich einen Moment lang denke, dass Tamino jetzt doch eine panische Krise bekommen hat, aber dann höre ich leises Klappern in der Küche und hoffe, dass Tamino einfach echt großen Hunger hatte. Ich verschwinde im Bad ohne zu wissen, wie spät es eigentlich ist. Als ich in Taminos Zimmer zurückkehre, habe ich fünf Nachrichten von Mari bekommen. »Juls, kann ich deine Sportschuhe leihen, meine sind in der Waschmaschine« »Ich hab sie mir einfach genommen, also wenn du nachher noch was machen wolltest: schade!« »Mama fragt, wann du nach Hause kommst.« »Juls, du musst dir angewöhnen, uns zu sagen, wie lange du dich wo rumtreibst!!!« »Nvm, Tamino hat mich aufgeklärt. Er macht Pfannkuchen für dich. Ich glaub ich krepiere an nem Zuckerschock« Die letzte Nachricht ist bestückt mit mindestens acht Herzchenaugen-Emojis und ich schlucke schwer, ehe ich mich traue, in die Küche zu gehen. Und tatsächlich steht Tamino wieder am Herd und ich beobachte ihn kurz dabei, wie er Eier in eine Schüssel schlägt. »Morgen«, sage ich und er zuckt wie erwartet zusammen und dreht sich um. »Hey«, gibt er verlegen zurück und es ist sehr offensichtlich, dass er nicht so richtig weiß, wo er hinschauen soll. Also gehe ich einfach zum Herd und pflastere mich direkt neben ihn, Schulter an Schulter, und schaue in die Schüssel, als wüsste ich nicht schon längst, dass er Pfannkuchen macht. »Willst du heute Abend mit auf die Feier kommen?«, frage ich. Ich weiß die Antwort schon, aber ich habe nicht erwartet, dass Tamino sehr schuldbewusst aussieht, als er vorsichtig den Kopf schüttelt. Ich buffe ihn also ein wenig mit der Schulter an. »Kein Problem.« »Wenn du mit mir stundenlang Star Trek schaust, sollte ich auch mal was machen, was du gerne machen willst«, murmelt er und fängt an, die Mischung aus Eiern, Milch und Mehl zu verrühren. Ah. »Aber ich wollte ja stundenlang Star Trek mit dir gucken«, erinnere ich ihn. Ein kleines Lächeln blitzt auf. Immerhin etwas. »Ja, aber…« »Kein Aber! Du kannst nächste Woche zum Spiel kommen. Wenn du willst«, sage ich. Tamino nickt und sieht tatsächlich erleichtert aus. Nachdem wir das aus dem Weg geschafft haben, scheint alles soweit in Ordnung zu sein. Tamino macht einen ganzen Berg Pfannkuchen, die wir uns mit so viel Nutella reinziehen, dass es schon ein bisschen illegal ist, während wir den dritten Film schauen – den, den Tamino ganz gut fand. Ich sehe sogar ein wenig, warum, da es diesmal keine Frauen gibt, die in Unterwäsche rumspringen und obwohl Spock und Kirk immer noch nicht heiraten, hat immerhin Sulu einen Ehemann und eine Tochter. Zu meiner eigenen Überraschung bedauere ich es sehr, dass Tamino jetzt, da er wieder nüchtern ist, sich nicht mehr so sehr an die ganze Kuschelthematik herantraut. Wir sitzen nebeneinander und nicht wie gestern aneinander gebappt und auch wenn unsere Schultern sich definitiv berühren, ist es nicht dasselbe. Ich denke den ganzen Film darüber nach, ob ich irgendwie elegant dazu übergehen kann, wieder näher bei Tamino zu sein, aber da ich keinerlei Übung in diesen Dingen habe und zu nüchtern bin, um besonders mutig zu sein, lasse ich es bleiben und schlucke meine neu aufgekommenen Kuschelwünsche herunter. Immerhin bekomme ich eine Umarmung zum Abschied, als ich mich nach dem Film auf den Weg nach Hause machen will. Ich sollte dringend duschen und meiner Mutter live versichern, dass ich noch lebe. Es ist nicht eine von diesen Umarmungen, die ich manchmal mit Cem habe. Kein Handschlag mit gegenseitigem Heranziehen und auf die Schulter hauen, bevor man sich wieder voneinander trennt, um ja nicht zu viel Körperkontakt aufzubauen. Es ist eine Umarmung von der Sorte, die ich auch von Mari bekomme. Beide Arme, der ganze Körper aneinander gedrückt. »Dreißig Prozent«, nuschelt Tamino in die Umarmung, bevor er mich wieder loslässt und ich grinse ihn breit an. »Das ist viel besser als null Prozent«, sage ich. Er lächelt mich volle Breitseite an und ich habe einen Augenblick das Gefühl, gleich hintenüber zu kippen, aber ich schaffe es stattdessen unbeschadet die Treppe herunterzukommen. Ich bin fast ein wenig froh, dass Mari nicht zu Hause ist, als ich heimkomme, weil ich mich dann nicht für spontane Übernachtungen und Pfannkuchen am Morgen auslachen lassen muss. Meine Mutter hat allerdings auch kein Mitleid, weil sie mich zuerst dafür rügt, dass ich nicht Bescheid gesagt habe und dann mit einem amüsierten Schmunzeln wissen will, ob ich denn auch mal für Tamino Pfannkuchen machen möchte, wenn er bei uns übernachtet. Mari, die elende Verräterin. Ich dusche sehr ausgiebig und finde eine Nachricht von Tamino, als ich fertig bin. »Du hast dein Bier hier vergessen :O« Das könnte das erste Emoji sein, das ich ihn verwenden sehe. Ich grinse. »Behalt es fürs nächste Mal!« Mit Bierkrug und breitem Grinse-Emoji. Der Samstag vergeht wie Kaugummi und ich weiß nicht so richtig, was ich mit mir anfangen soll. Das führt dazu, dass ich meiner Mutter beim Wäsche zusammenlegen helfe. Sie sieht mich an, als wäre ich ein Alien. »Vielleicht brauchst du mehr Freunde wie Tamino, Schatz«, sagt sie amüsiert, während ich Sockenpaare sortiere. Im Fernsehen läuft irgendeine Doku übers Weltall und ich muss an Star Trek denken. So weit ist es schon gekommen. »Was hat Tamino mit Wäsche zu tun?«, frage ich und verdrehe die Augen. »Sag du’s mir«, meint sie. Ich hab keine Ahnung, was Tamino mit Wäsche zu tun haben soll, aber aus unerfindlichen Gründen bekomme ich rote Ohren und ich könnte schwören, dass meine Mutter es bemerkt. Sie hebt die Brauen, sagt aber nichts weiter und ich bin sehr dankbar dafür. Als es endlich Zeit ist, mich auf den Weg zur Party zu machen, schreibt Cem mir, dass er mich abholen kommt. Das erste, was er tut, nachdem er mir mit einem Schulterklopfen fast ein Gelenk auskugelt – fast genauso gut wie eine richtige Umarmung – hält er mir ein Video unter die Nase. Ich bin kurz verwirrt, bis mir klar wird, dass es ein kurzes Video davon ist, wie jemand in einem ziemlichen Affenzahn an der Skaterbahn vorbei läuft. »Ich sag dir, er kann rennen wie ein Weltmeister«, meint Cem und meine Verwirrung verfliegt, als mir klar wird, dass er mir gerade ein Video von Tamino gezeigt hat – auch wenn man ihn nur schlecht erkennen konnte. »Warum machst du Videos von Leuten im Park, du Creep«, sage ich lachend und buffe ihn mit dem Ellbogen, während meine Gedanken sich im Kreis drehen, weil ich immer noch versuche das Rätsel zu lösen, wieso Tamino keinen Sportunterricht machen darf und trotzdem laufen geht, als wäre der Teufel hinter ihm her. Als wir bei Feli ankommen, sind bereits jede Menge Leute da. Sie begrüßt uns beide mit Umarmung – besser als Schulterklopfen, aber auch nur mit einem Arm – und zeigt uns, wo die Getränke stehen. Wir drücken ihr eine Flasche Sekt mit zwei daran geklebten zehn Euro Scheinen in die Hand und gratulieren ihr zum Geburtstag. Und dann besteht Cem darauf, meinen Alkoholpegel zackig aufzufüllen, indem er mich zum Bierpong spielen herausfordert. Jedes Mal Bierpong. Und das, nachdem ich gestern schon gut angetrunken war. Aber ich kann Cem schlecht etwas abschlagen und es dauert keine zwei Stunden, da sind wir beide schon wieder ziemlich dicht. Diesmal gibt es statt einem Balkon eine große Terrasse, die wir allerdings beim Rauchen nicht für uns alleine haben, weswegen keine tiefgreifenden Gespräche zustande kommen. Wer weiß, wen auf dieser Terrasse Cem heiß findet. Ich trinke mehrere Runden Shots mit den Jungs aus meiner Mannschaft, die auch hier sind. Dann trinke ich Shots mit Feli, die darauf besteht, weil sie Geburtstag hat. Ich sehe, wie Lennard und Daniel fast in ihren Ausschnitt fallen, als sie sich den Kurzen zwischen die Zähne klemmt und den Kopf in den Nacken kippt. Hm. Ich betrachte kurz ihren Ausschnitt. Wahrscheinlich sind es ganz großartige Brüste, aber der ganze Hype darum hat sich mir noch nie so richtig erschlossen, wenn ich ehrlich bin. Als Feli den Shot getrunken hat, grinst sie mich an. Ich grinse zurück. Sie ist wirklich hübsch und sehr nett. Es ist, als hätte sie meine Gedanken gelesen, weil sie im nächsten Moment nach meiner Hand greift und mich quer durchs Wohnzimmer zieht. Das Pfeifen und Johlen meiner Jungs klingt mir nach, als ich mich recht verdattert in einem Raum wiederfinde, der vorher abgeschlossen war. Feli mustert mich und legt den Kopf schief. »Kann ich dich küssen?«, fragt sie dann frei weg. Sie lallt ein bisschen, aber sie scheint bei weitem nicht so betrunken zu sein wie ich. Ich blinzele und denke daran, dass jeder andere aus meiner Mannschaft sofort ja schreien und sich auf die Gelegenheit stürzen würde. Huh. Körperkontakt ist eine gute Sache. Küssen ist Körperkontakt. Ich nicke. Ein Paar Hände schiebt sich in meinen Nacken und Feli stellt sich auf Zehenspitzen, um ihren Mund auf meinen zu drücken. Ich hatte zwar erst einmal Sex in meinem Leben, aber geknutscht habe ich dann und wann schon. Feli küsst gut. Ich lege meine Arme um sie und sie lächelt gegen meine Lippen und manövriert mich ein Stück nach hinten, bis meine Knie an einen Sessel stoßen und ich mich mit einem leises »Uff« darauf fallen lassen. Sie klettert in meinen Schoß und küsst mich noch mal. Ich denke daran, dass neunzig Prozent der Kerle aus meinem Jahrgang wahrscheinlich Geld dafür bezahlen würden, Feli küssen zu dürfen. Fast kommt es mir ein wenig ungerecht vor, dass sie sich mich ausgesucht hat, auch wenn ich darüber nachgrübele, ob vielleicht genau das der Grund ist. Vielleicht will man als Mädchen nicht mit Jungs knutschen, die einem dauernd in den Ausschnitt sabbern und zweideutige Kommentare machen und sich abends einen auf den Gedanken runterholen, dass sie die Brüste des besagten Mädchens mal anfassen dürfen. Ich stelle fest, dass ich keinerlei Bedürfnis danach habe, Felis Brüste anzufassen. Huh. Aber ich kann ihren Nacken kraulen und ihr durchs Haare streicheln und ihre Wange festhalten und sie lächelt immer wieder gegen meinen Mund, als wäre sie mit dieser Entwicklung durch und durch zufrieden. Vielleicht wollte sie wirklich gerne einfach nur knutschen und hat sich den Jungen ausgesucht, der mit niedrigster Wahrscheinlichkeit an ihren Brüsten rumfummeln würde. Ich frage mich, woher sie wusste, dass ich das nicht tun würde. Vielleicht wusste sie es auch gar nicht. Ob man sich immer beim Knutschen mit einem hübschen Mädchen so viele Gedanken über verschiedene Dinge macht? Ich würde ja Cem fragen, aber ich glaube schon zu wissen, dass es nicht normal ist. Das heißt, dass ich nicht normal bin. Aber was genau das bedeutet, ist mir nicht so richtig klar. Also küsse ich Feli weiter und mache mir Gedanken und versuche herauszufinden, was genau an mir nicht normal ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)