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The Splintered Truth

von

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Die Randmission V --- Der Doppelgänger

[Linda]
 

„Du willst also noch in die Stadt, Linda?“, fragte Rossya, während sie einen Korb voller Schmutzwäsche in die Waschküche bringen wollte.

Sie eilte dabei fast schon unnachsichtig die Treppen hinunter.

Die Waschküche befand sich im hinteren Teil des Heizraumes, welcher sich rechts von den breiten Treppen befand. Da der Raum dort schön warm war, konnte die Wäsche dort schnell trocknen.

Diese Woche war Rossya mit der Wäsche dran und sie schien schon die ganze Zeit sehr eifrig ihrer Aufgabe nachzugehen.

Entweder machte es ihr Spaß oder die weißhaarige Forscherin hatte einfach nichts zu tun.

Seit einiger Zeit ging sie auch nicht mehr ihrer üblichen Aufgabe nach, das Forschen.

Die Dame hatte ihr Labor verkauft, bevor sie von der Insel abgereist war.

Sie hatte aber kein neues mehr organisiert und die Alternative war in Flammen aufgegangen.

Es konnte aber auch sein, dass die schmerzlichen Erinnerungen an Wills Tod sie davon abhielten sich ihrer eigentliche Aufgabe zu widmen.


 

Rossya tat viel für die Gilde. Man konnte ihr da nichts vorwerfen. Keinesfalls.

Linda bekam sogar schon deswegen ein schlechtes Gewissen.

„Ja, das werde ich tun. Brauchst du etwas?“, fragte die schwarzhaarige Gildenmeisterin.

Die Forscherin schien tatsächlich kurz darüber nachzudenken.

„Oh ja klar.....!“, meinte sie plötzlich überrascht.

Die weißhaarige Dame sah ihrer Freundin in die Augen:

„Wir brauchen unbedingt noch weißen Enzian.............“, während sie diese Worte aussprach, stoppte die Forscherin abrupt und ihr Blick streifte zur Seite.

Ein Moment lang blieb die Frau still.

„Entschuldige........“, meinte die Forscherin nach wenigen Sekunden.

Daraufhin ging Rossya ohne ein weiteres Wort zu sagen in den Waschraum.

Linda sah ihr nach.

„Enzian......., es war schon immer ihr Liebling gewesen.“, Linda seufzte leicht betrübt.

„War das nicht der Duft des Parfüms von...........“, überlegte die Gildenmeisterin, während sie die Eingangstüre öffnete.

Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als aus ihrer rechten Hand ein weißer Zettel zu Boden flog.

„Ach herrje.“, meinte Linda ein wenig überrascht und sie griff nach dem Zettel, dabei wurde der Dame ein wenig schwindelig.

Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, dachte Linda kurz darüber nach, aber sie beschloss dann in die Stadt zu gehen, um ihre Einkäufe zu erledigen.
 

Eine kurze Zeit später:
 

Einen Moment lang blieb die schwarzhaarige Gildenmeisterin vor dem Blumenladen stehen, aber die Dame beschloss doch nicht für ihre Freundin die Blumen zu kaufen, weil sie nicht wusste wie gut das ankommen würde. Rossya hatte ja ihre Aussage am Ende doch noch zurückgezogen.

Ihre weißhaarige Freundin hatte sich bisher auch noch nicht darüber geäußert, wie sie wirklich über den Verlust von Will Zentaler dachte.

Zwar konnte die Forscherin Will am Ende nicht mehr leiden, aber so eine Tragödie zeigte meistens den wahren Ausmaß.

Linda wusste auch, dass Rossya in letzter Zeit den Friedhof immer wieder besuchte.

So wandte sich die Gildenmeisterin von dem Blumenladen ab und sie machte sich auf dem Weg zurück zum Hauptquartier.

Den Rucksack fest auf dem Rücken geschnallt.

Das Sonnenlicht wurde in diesem Moment wieder von einer Wolke freigegeben und Linda konnte in dem Schaufenster sich spiegeln sehen.

„Mein Morgentraining zeigt endlich Wirkung.“, dachte die Gildenmeisterin zufrieden.

Sie betrachtete sich eine Weile.

Mit Stolz lächelte sie ihr Spiegelbild an, bis ihr Verstand etwas Düsteres bemerkte.

Für ein Moment dachte Linda, sie hätte den schwarzen Schweif eines Dämon bei sich aus der Hüfte gesehen, dadurch erschauderte die Gildenmeisterin kurz.

Sie musste sich abwenden.

Da Linda sich zu schnell nach rechtes wandte, wäre die Dame beinahe mit jemand aneinander gestoßen, jedoch wich die schwarzhaarige Dame der Person schnell aus.

„Entschuldige Will.“, sagte Linda im Vorbeigehen, während sie schnell weiterlief.

Nicht einmal eine Minute später drehte sich die schwarzhaarige Dame erschrocken um und sah nach, wen sie eigentlich angerempelt hätte, aber diese Person war schon in der nächsten Gasse verschwunden.

Der Angerempelte hatte sich mit einem braunen Mantel getarnt, um wohl so verdeckt zu bleiben.

Nun rannte er davon, was ihn ziemlich verdächtig machte.

Den Rucksack noch fester um sich geschnallt, eilte die Gildenmeisterin der verdächtigen Person hinterher.

„Ich habe mich nicht geirrt..........., ich habe deutlich sein Gesicht gesehen!“, dachte Linda ein wenig verärgert.

Sie bog in die Gasse ein, aber dort befand sich niemand, jedoch endete der Weg nicht in einer Sackgasse, sondern eine bläuliche Türe führte in einer der Häuser.

Die Tür stand halb offen und Linda eilte ohne nachzudenken hinterher.

„Er kann es nicht sein. Wir haben seine Leiche gesehen. Er war definitiv tot. Definitiv!“

Der Verdächtige eilte in diesem Moment durch das Fenster nach draußen. Warum er nicht durch die andere Haustüre nach draußen floh, wurde nicht geklärt, aber Linda eilte ebenfalls durch das Fenster.

Der Verdächtige bewegte sich unbeholfen, so als wäre er nicht ganz seinem Körper mächtig.

„Habe ich dich gleich!“, Linda rannte in einem hohen Tempo auf ihren Verfolger zu.

Der Mantelträger schob Panik und er versuchte dadurch schneller zu rennen, dabei stolperte er über eine Kante im Boden, jedoch wurde er, vor dem Fall, noch von Linda gepackt und gegen die Häuserwand, welches sich links von den beiden befand, gedrückt.

Zornig erhob die Gildenmeisterin ihre Stimme:

„Wer bist du?“, dabei klang Abscheu in ihrem Ton.

„Ich........... ich.......... kann............ mich......... eeerrrrklllääärrreeeennnn.“, stotterte die Stimme. Es klang unbeholfen.

Zuerst war die fremde Stimme sehr hoch, ungewöhnlich hoch, aber schnell klang die Stimme wieder vertraut, als hätte tatsächlich Will Zentaler gesprochen.

Vorsichtig ließ Linda den Verdächtigen los und ließ ihn sich langsam umdrehen.

Zitternd stand der Mantelträger vor ihm und Linda befahl ihm die Kapuze runter zu ziehen.

Die Gildenmeisterin staunte sehr, als sie doch das Gesicht von Will sah.

Sie hielt das für unmöglich, aber die schwarzhaarige Dame erkannte das Gesicht, aber dennoch wirkte die Person im ersten Moment so, als wäre sie Linda völlig fremd.


 

„Wer bist du!“, betonte Linda lautstark. Ihre Stimme hatte ein harschen Klang.

Sie drückte bedrohlich ihre Hand gegen die Ziegelsteinwand, während die Dame mit ihrer Körperhaltung deutlich machte, dass ihr Gegenüber lieber keine falsche Bewegung machen sollte.

Sie war ein wenig größer als ihr Gegenüber.

„Ich......... ich..... ich bin........... Will Zentaler.“, erklärte der Mann.

„Falsch!“, zischte Linda.

„Er ist vor kurzem gestorben und zwar ziemlich qualvoll. Man hat ihn umgebracht! Du bist definitiv ein Imitator und ein Betrüger! Vielleicht sogar der Mörder! Also erkläre dich!“, forderte die schwarzhaarige Dame.

„Deswegen.............. ich..... ich.... ich bin er.“, erklärte der Mantelträger. Er war ziemlich nervös.

„Was erzählt er da? Er ist nicht er, definitiv nicht!“

„Ich verstehe nicht.“, fragte Linda in einer stillen und unheilvollen Tonlage. Ihre Pupillen fixierten sich auf ihr Gegenüber, als wäre sie ein Raubtier.

Ein falsches Wort konnte hier nicht gut für den Imitator enden.

„Ich........ bin................ kein Mensch, aber....... ich bin Will Zentaler. Wirklich....... ich.....“, erklärte der Mantelträger.

Zuerst hielt Linda dies für eine Lüge, aber die Gestik und die Ausstrahlung des Mannes wirkten echt und natürlich. Er log nicht, aber es war alles zu konfus. Die Geschichte war zu seltsam.

„Was bist du dann, wenn du nicht menschlich bist?“, hakte Linda nach. Ihre Stimme befand sich immer noch in der selben Tonlage.

Der Mantelträger zögerte zunächst und sah zur Seite, als wollte er nicht darüber reden.

„Wenn du noch weiter zögerst, dann wird das übel für dich enden.“, erklärte Linda.

Eigentlich verstand die Dame nicht einmal selbst, warum sie gerade so erbost war?

Ihr Gegenüber hatte ja noch nichts verbotenes getan, zumindest bis jetzt nicht und selbst wenn es dafür ein guten Grund gab, so war ihre harsche Reaktion unnatürlich. Was stimmte mit ihr nicht? Woher kam der Zorn?

Der Mantelträger äußerte sich zu ihrer Frage, aber mit einem längeren Stottern:

„Ich....... ich...... ich.... bin............. ein.......... Gemini.“, erklärte er.

Linda brauchte ein paar Sekunden bis sie wusste, was das eigentlich war.

Daraufhin ließ sie von der Ziegelsteinmauer ab und ihre Haltung normalisierte sich ein wenig, aber dennoch behielt die Dame ihrem skeptischen Blick treu.

Irgendetwas in ihr fühlte sich von ihrem Gegenüber provoziert, auch wenn dieser eigentlich gar nichts tat.


 

Gemini, das Wort war ihr geläufig. Aber es war der Rubrik magischer Wesen zuzuordnen, die ab und zu in alten Geschichten erwähnten wurden.

„Meinst du die magischen Wesen, die als Glühwürmchen um magische Orte schwirren? Ich dachte, dass sie nur ein Mythos wären?“, hakte Linda nach.

Ihr Gegenüber meinte bestimmt kein Zwilling im klassischen Sinne, sondern die magischen Imitatoren, die als Lichtkugel über magische Quellen schwirrten.

Selbst wenn dies wahr sein sollte, was machte ein Imitator hier und warum eilte er als ein Toter durch die Stadt?

„Bitte fresst mich nicht.“, bat ihr Gegenüber plötzlich und Linda sah erstaunt auf.

Zunächst war die Gildenmeisterin verwirrt.

Sie wollte ihre nächste Frage formulieren, da meinte der Mantelträger:

„Eure Art verspeist unsere...................., wenn sie uns sehen, weil wir...............“, Linda unterbrach den Mantelträger:

„Du erkennst, was ich in mir habe?“, fragte die schwarzhaarige Gildenmeisterin. Sie sah um sich, ob jemand das Gespräch mit anhörte, aber es war niemand in der Nähe.

„Eigentlich weiß ich nicht, ob ich endlich frei von dem bin, aber anscheinend noch nicht. Woher wusste er das nur? Sagt er tatsächlich die Wahrheit?“, stellte Linda gedanklich fest.

„Ich.......  ich spüre.......... die Energie, aber sie ist schwach. Bist du etwa keiner? Ich verstehe das nicht. Du trägst so viel positive Energie mit dir herum und trotzdem habe ich Angst.“, fragte der Mann nach.

Linda bekam langsam ein wenig Mitleid. Ihr Gegenüber verhielt sich wie ein Kind.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich irgendetwas in dieser Richtung tun würde. Ich verspeise nichts lebendiges. Ich bin keiner von denen.“, meinte Linda.

„Ich bin ein Mensch.“, fügte sie hinzu.

Ihr war die Situation ein wenig peinlich, aber dafür wusste sie jetzt, dass der Mann tatsächlich ein Gemini sein könnte, denn er könnte bestimmt nicht aus Zufall geraten oder diesen Umstand gewusst haben. Will Zentaler wusste nämlich diesen Umstand nicht.

Aber ein Beweis für die Wahrheit, war das Ganze noch nicht.


 

Auch wenn Linda die Antwort schon wusste, so wollte sie es noch einmal aus seinem Mund hören. Ihr Blick fixierte sich dabei wieder auf ihn und der Mann schauderte leicht.

„Was ist ein Gemini?“, fragte Linda nach.

Der Mantelträger zeigte sich erstaunt, aber er zögerte nicht weiter.

„Ich......... ich bin ein Wesen vom Ursprung der Magie. Das Corezentra. Erschaffen, um die magischen Wesen den Weg zu weisen. Unsere Heimat sind die Corequellen, aber die sind schon lange versiegt. Deswegen gibt es nur noch wenig Artgenossen von uns.“, der Mann sah kurz zur Seite, als würde er kurz trauern.

Er sah dann wieder zu ihr:

„Ich ernähre mich von positiver Energie. Diese Energie wird von allem ausgestrahlt, was eine gute Gesinnung hat. Am Tag ist es das Sonnenlicht und in der Nacht das Mondlicht, aber es reicht nicht für uns aus.“, erklärte der Mann.

„Zu Beginn sind wir nur kleine leuchtende Wesen, die weder sprechen, denken noch handeln können. Wir werden von positiver Energie angezogen. Wir leben nach unserem Prinzip, also den Weg zu weisen.“

„Also bist du etwas besonders, weil du als Mensch umher wandelst?“, hakte Linda nach.

Der Imitator nickte:

„Ich weiß nicht, warum uns diese Gabe gegeben wurde, aber bauen wir ein Bezug zu einer Person auf, welche durchtränkt von positiver Energie ist, dann werden wir von dieser Person angezogen. Wir leben dann bis zu unserem Ende dort. Wir kommen ab von unserer ursprünglichen Aufgabe. Unsere neue Aufgabe besteht dann darin, die Seele dieser Quelle am Ende ins Licht zu geleiten. Schweift die Seele jedoch in die endlose Dunkelheit ab, dann löschen wir die dunkle Energie aus und waschen die Seele rein, dazu müssen wir den Körper dieser Seele besetzen. Wir können das aber nur tun, wenn wir das Spiegelbild dieser Person übernehmen. Wir werden zu dieser Person, damit die Seele dieser Quelle ins Licht gelangen kann.“, der Mann zeigte auf seinen Körper:

„Dies ist unserer Tribut, den wir entrichten müssen, wenn wir die Seele reinigen möchten, die uns am Herzen liegt. Wir geben unsere Bestimmung als Gemini auf. Nun bin ich Will Zentaler.“, erklärte der Imitator.

Er klang ziemlich glaubhaft, aber dennoch musste Linda am Ende darüber nachdenken.

„Also war Will Zentaler dieser Bezug? Er war der Pol der positiven Energie, der dich angezogen hat?“, fragte die Gildenmeisterin.

Der Mann nickte erneut.

„Und ihr könnt die Form eines Menschen annehmen, wenn ihr gesättigt seid von dieser positiven Energie?“, fragte Linda weiter nach, aber ihr Gegenüber schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, wir werden nur zu ihm, wenn wir die dunkle Energie austreiben. Wenn die positive Energie mit einem Schlag in das Dunkelste umgewandelt wird, was möglich ist, dann versuchen wir die Seele zu reinigen. Wir opfern unsere ursprüngliche Form, aber durch die Gnade dürfen wir als unser neues Ich weiterleben.“, erklärte der Mann.

„Dann meint er wohl den Moment als Will gestorben ist? Und die dunkle Energie ist dann der Schicksalsschlag, also der Mord bzw. der Moment, wenn die Seele dem Körper entrissen wird?“, dachte Linda darüber nach.


 

Sie hatte genug gehört.

Die Dame verstand jetzt, wieso ihr Gegenüber wie Will Zentaler aussah und sich so seltsam benahm.

Zwar wurde die Sache geklärt, dennoch war es für Linda kein eindeutiger Beweis, dass ihr Gegenüber nicht gelogen hatte.

Jedoch ergab sich dadurch ein anderes Thema, welches für Probleme sorgen könnte:

„Die Stadt denkt, du wärst gestorben. Dein Gesicht kennt man hier. Ist dir das bewusst?“, fragte Linda. Sie klang dabei ein wenig vorwurfsvoll.

„Ja.........“, begann der Mann. Er sah zu Boden.

„Aber ich kann nicht weg von dieser Insel. Ihr handelt mit Geld und ich habe keines, außerdem wüsste ich nicht wohin. Ich weiß nicht, was meine jetzige Bestimmung ist. Ich habe keine Richtung mehr.“, erklärte der Mann. Er klang traurig.

Linda dachte ein kurzen Moment darüber nach. Sie war noch nicht ganz zufrieden mit der Geschichte.

„Eine Frage hätte ich da noch.“, meinte Linda, während sie den Mann anschaute.

Dieser schaute verwundert zurück. Er wurde nervös.

„Hast du nur sein Körper übernommen oder auch seine Erinnerungen? Weißt du, was an seinem letzten Tag geschehen ist bzw. was ist dein Wissenstand? Wer ist der Mörder?“, fragte die Gildenmeisterin. In ihren Augen konnte man ihre Neugier deutlich erkennen. Sie wollte es unbedingt erfahren.
 

Einige Stunden später:
 

Linda kam erst spät am Abend wieder am Hauptquartier an.

Will Zentaler oder Gemini, wie sie ihn jetzt nannte, hatte sie zum verlassenen Hauptquartier geschickt, welches im Wald immer noch vor sich hin bröckelte.

Das Gebiet gehörte inzwischen wieder der Stadt. Der Bürgermeister hatte sich zwar die Rechte gesichert, aber bisher hatte er keinen Finger gerührt irgendetwas mit diesem Gebäude zu tun.

Karstoll würde wohl eine Weile dieses Gebäude in Ruhe lassen, zumindest hoffte das Linda.

Und so wie die Gildenmeisterin es verstanden hatte, brauchte der Imitator keine feste Nahrung oder zumindest kaum welche, so musste sie den Mann nur in unregelmäßigen Abständen besuchen und sich währenddessen überlegen, was sie mit ihm eigentlich machte.

Die Biologie dieser Wesen war ihr ebenfalls noch völlig fremd, aber inzwischen glaubte die Gildenmeisterin, dass dieses Wesen völlig unschuldig war.

Ihr tat das Gemini immer mehr Leid.

Rossya würde sie aber erst zu einem günstigen Zeitpunkt davon erzählen. Zuerst musste Linda noch mehr über den Imitator in Erfahrung bringen und was dieses Corezentra eigentlich war.

In den ganz alten Geschichten wurde dieser Ort mehrmals erwähnt. Es soll der Ursprung der Magie sein, aber es war nur ein Mythos und es existierte angeblich nicht in dieser Welt.

„Guten Abend............, du warst ja ziemlich lange weg.“, meinte Rossya.

Sie schaute kurz auf ihre Armbanduhr.

Die Forscherin war aus der Küche gekommen.

„Ach.... je....., schon wieder so spät?“, meinte Linda überrascht.

Die Forscherin nickte, dabei schien der weißhaarige wohl etwas wichtiges einzufallen.

„Ich habe vor kurzem ein Anruf von Engl bekommen. Er meinte, dass er bald da sein würde. Vielleicht sogar schon morgen.“, erklärte Rossya.

Linda schaute ihre weißhaarige Freundin an.

„Bringt er sie mit?“, fragte die Gildenmeisterin und die Forscherin nickte erneut.

„Wie geht es ihr?“, war die nächste Frage der schwarzhaarigen Dame.

„Sie soll ziemlich schwer angeschlagen sein, aber körperlich geht es ihr gut.“, meinte Rossya und sie sah kurz zur Seite.

„Ich werde mich um sie kümmern. Das Mädchen hat viel miterlebt. Ich denke, dass das Ganze eine Zeit braucht, aber sie braucht auf jeden Fall Hilfe.“, erklärte Linda.

„Aber überarbeite dich nicht.“, meinte Rossya.

„Du erledigst im Moment schon so viel und dich scheint irgendetwas zu bedrücken. Du solltest lieber einen Gang zurückschalten. Du kannst nicht gleichzeitig die Lehrmeister für die Kinder organisieren, die Sache mit dem Turnier, auch wenn es erst in vier Jahren ist und du jetzt noch dich um das Mädchen kümmern wirst. Du leitest eine Gilde, Linda. Ich will nicht, dass du eines morgens mit einem Herzinfarkt auf dem Tisch liegst.“, erklärte Rossya.

„Ach verflucht......“, meinte die Forscherin demütigt. Sie sah verlegen mit traurigen Blicken zur Seite.

„Entschuldige.....“, begann Rossya.

„Mache dir keine Sorgen, Rossya. Ich bin schon darüber hinweg.“, erklärte die Gildenmeisterin.

„Ich verstehe dich aber, Rossya. Ich weiß wie deine Worte gemeint waren, außerdem ist es gar nicht so viel Arbeit, denn ich habe schon mit den meisten Lehrmeister gesprochen. Das Training der Truppe wird bald beginnen und dann werden sie erst einmal eine lange Zeit nicht hier sein. Das Turnier ist erst in vier Jahren, daher mache ich mir deswegen keinen großen Stress und das Mädchen braucht Hilfe, da kann ich nicht an mich selbst denken, Rossya.“

Die Forscherin schien zunächst keine Widerworte zu finden, aber sie zeigte sich auch nicht wirklich einverstanden damit.

„Mit dem Mädchen gebe ich dir absolut recht, aber.........“, sprach ihre weißhaarige Freundin, jedoch stoppte die Forscherin, ohne weiterzureden.

Rossya meinte es ja nur gut und Linda schätzte es sehr, dass sie so eine gute Freundin hatte.

Der Blick der Forscherin legte sich wieder auf Linda.

„Aber du verheimlichst mir jetzt nicht noch etwas?“, hakte die Forscherin nach und es herrschte für einen Moment eine unbehagliche Stille, aber Rossya beendete diese zugleich, indem sie ihre Frage selbst erklärte:

„Du organisiert jetzt nicht noch heimlich eine Tour zum A-Turnier in zwei Jahren. Nicht dass Engl, Noju und Dr. Drogan noch da hingehen und den A-Rang machen, weil sie dann theoretisch alle Aufträge auf der Welt annehmen dürfen, um wirklich viel Geld zu kassieren. Wie waren die neuen Richtlinien der Regierung jetzt? Bei A-Rang Träger wird der Zuschuss um 25% erhöht?“

„30%!“, korrigierte Linda:

„Und nein, Rossya. Ich habe nicht vor noch zusätzlich eine Tour zum A-Turnier zu planen. Erstens, weil unser nächstes A-Turnier erst nach dem B-Turnier kommt und zweitens sind Engl und Noju die nächsten Monate ebenfalls nicht da. Sie haben mich angefragt, ob sie für knapp zwar Jahre verreisen dürfen. Anscheinend haben die Jungs noch etwas sehr wichtiges zu erledigen, aber sie haben versprochen, dass die beiden dann ab sofort in der Gilde verweilen. Ich habe zugestimmt. Sie meinten, dass sie hier endlich eine Art Heim gefunden habe, das hat mich gefreut.“, erklärte Linda mit einem zufriedenen Lächeln.

Rossya brauchte wohl ein paar Sekunden, um alle Informationen zu verarbeiten, aber sie nickte anschließend zustimmend.

Daraufhin wandte sich die Forscherin den Treppen zu. Sie schien müde zu wirken, wahrscheinlich wollte die weißhaarige Dame auf ihr Zimmer gehen. Heute hatte sie schon viel gearbeitet.

Man konnte Rossya auch ansehen, dass ihr der Schlaf fehlte.

Konnte sie etwa in letzter Zeit nicht gut schlafen?

Rossya hatte ihr nichts davon erzählt, aber Linda wollte sich kein Hehl daraus machen, weil jeder Privatsphäre brauchte, außerdem würde es nerven, wenn man andauernd gefragt wurde.

Linda war ja selbst keinen Deut besser.


 

Es herrschte wieder Stille und Rossya stieg die ersten Stufen hinauf.

Linda wollte sich dann der Küche widmen, um ihren Einkauf aufzuräumen, da meinte Rossya, während sie stehenblieb:

„Es gibt noch eine Sache, die ich mit dir bereden wollte.“, wieder zog eine unbehagliche Stille auf.

„Wir sollten anfangen uns weniger vorzuenthalten. Es gibt in letzter Zeit immer mehr Dinge, die mir ein unbehagliches Gefühl verleihen. Bitte tu nichts gefährliches, Linda. Egal was du mir auch nicht erzählen willst.“, erklärte die Forscherin mit kühler Stimme. Es schwang ein wenig Trauer mit.

„Ich werde es versuchen, Rossya. Ich verspreche dir, dass ich nichts gefährliches oder etwas in der Art tue.“, meinte Linda, während sie ihrer Freundin in die Augen schaute, aber Rossya zeigte sich damit nicht zufrieden.

„Ich bitte dich einfach nur, Linda.“ erklärte Rossya. Sie klang vorwurfsvoll.

Kurz bevor Linda darüber nachdenken wollte, erschrak ihre weißhaarige Freundin fast zu Tode.

Sie starrte bleich zur Eingangstüre.

Ihr Gesicht wurde blasser und für einen Moment wirkte Rossya völlig überwältigt. Sie brachte nicht einmal mehr Worte heraus.

Linda wandte sich nervös zur Eingangstür, mit dem starken Gefühl, dass dort etwas wartete und im nächsten Moment hätte sie lautstark geseufzt, als ein bekanntes Gesicht aufgetaucht war und vor den Eingangstüren wartete.

Ein Mann in einem braunen Mantel und mit dem Gesicht von Will Zentaler stand nervös vor den Glastüren und er schien unbeholfen zu wirken.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wollte er nicht alleine sein, weil das Gemini im Allgemeinen Gefallen an positiver Energie fand und nun war wohl Linda der Pol der positiven Energie geworden, der das Gemini anzog.

Was hatte das Wesen nochmal erwähnt? Die Geminis bauen einen Bezug zu ihrer Quelle auf und bleiben bis zum Lebensende dort.



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