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The Splintered Truth

von

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Verschwunden XIII --- Der Waffenschmied von Zellerstein

[Max]
 

Der Ostteil der Stadt erinnerte eher an vergangene Zeit. Die Gebäude noch aus dicken Stämmen gebaut, mit Ziegelsteinen umringt und mit Gips zu gespachtelt. Natürlich waren sie zum Teil modernisiert, aber trotzdem strahlten die älteren Gebäude zum Teil eine große Geschichte aus.

Vermutlich war dieser Teil der Stadt der ursprüngliche Teil, bevor sich Zellerstein in den Westen verbreiterte.


 

Ansonsten wirkte die Stadt wohl sehr traditionell, denn abgesehen von den zahlreichen Kapellen, befanden sich neben der größten Kirche im Land, eine Vielzahl an Tempel.

Die Gottheit von Zora wurde hier verehrt.

Nach der Steintafel zu urteilen, welche nahe der gigantischen Kirche stand, war Zora ein Gottheit und Zugleich der Name eines Volkes, die von einer anderen Welt stammte. Die Gottheit war eine Kriegerin eines mächtigen Volkes. Sie vertrieb vor vielen Jahrtausenden Dämonen aus mehreren Welten, deswegen soll es angeblich hier auch keine Dämonen mehr geben.

Dadurch, dass Zora eine Gottheit war, konnte sie angeblich nicht sterben, dennoch fiel sie im Kampf gegen ein übermächtiges Wesen namens Atar.

Ihre Nachfolger hatten jedoch auch diese Macht bezwungen und so die Welten gerettet.

Zu Ehren von Zora wurden die Tempel gebaut und daraus entstand diese Religion.

Neben den anderen vier großen Religionen, hatte die Gottheit von Zora beinahe die meisten Mitglieder weltweit.


 

Andere größere Schilder an den Kreuzungen der Stadt verwiesen auf die wunderbare Magierschule und Gilde im Norden.

Ein kleines Dorf nördlich von Zellerstein hatte sich in Nordzellerstein umbenannt und wurde zum Stützpunkt der dortigen Gilde Magic Guild.

Zellerstein an sich bekam von dem Ruhm jedoch nur wenig ab, zwar reisten viele Touristen und Schüler durch die Stadt, aber wegen der Einflüsse der Kirche konnte nur wenig Profit daraus geschlagen werden.

Es gab genau so viele Kritiker wie Anhänger dieser Religion. Magie vertrug sich gar nicht mit dieser Religion, zumindest nicht diese Variante von Schule der Magie.

„Und bringt dir das was? Also die ganzen Prospekte zu lesen?“, fragte Julius.

Sein gleichgültiger Blick schweifte durch die großen breiten Straßen.

Maxs Blick blieb weiterhin fokussiert auf das Papier, welches er vor sich hob:

„Leider nein.“, antwortete der Schwarzhaarige.

„Zumindest noch nicht, aber dafür steht hier allerlei interessantes Zeug über die Stadt.“, fügte Max hinzu.

„Wusstest du schon, dass die Bewohner hier Spiegel auf ihre Dächer aufstellen, um tagsüber auch jeden Winkel der Gassen zu beleuchten, die trotz der starken Sonne am Tag, durch die Häuser verdunkelt bleiben.“, Julius reagierte nicht auf seine Aussage.

„Angeblich wegen Geistern.“, erklärte Max, als hätte Julius eine Frage dazu gestellt.

Nach wenigen Sekunden fragte Julius mit leichter Interesse:

„Geister? Gibt es so etwas denn wirklich?“

Der Schwarzhaarige schaute ihn erstaunt und zugleich verwundert an:

„Ich habe dir doch schon einmal erzählt, dass wir damals ein echten Geist gesehen haben. Eigentlich war es nach den Mythen sogar ein Schatten, aber wir haben.............“

„..........ja, das hast du mir erzählt.“, unterbrach Julius in einem leicht rauen Ton.

„Warum fragst du dann überhaupt?“, jedoch schwieg Julius einen Moment lang.

„Geister hin oder her. Ich habe bisher noch keinen gesehen. Es würde mich sehr interessieren wie diese Dinger in echt aussehen.“, erklärte Julius daraufhin. Er klang neugierig.

„Das willst du eigentlich gar nicht wissen.“, antwortete Max und er erinnerte sich an den Fluch von Orange.


 

Die vielen Straßen im Ostteil der Stadt waren in einem Raster angelegt worden, um wohl eine ideale Straßenverkehrsordnung für die vielen Bewohner, Händler und Reisenden zu ermöglichen.

So waren Hauptverkehrswege gut ausgebaut und der Zugang zum Bahnhof, welcher sich in Richtung Stadtmitte befand, war ohne Stau zu erreichen.

In den größeren Straßen befanden sich Baumstreifen an den Seiten. Vermutlich um den Anblick zu verschönern und das die Luft vermutlich nicht zu stark verschmutzt wurde.

Ein interessanter Duft füllte dennoch die Straßen und es lenkte ab vom Gestank der Fahrzeuge.

Ein etwas längerer Blick auf die Straßen und auf die Fahrzeuge ließ in Max ein bekanntes Gefühl aufsteigen. Es fühlte sich an wie Heimat.

„Ach, was ist denn jetzt mit mir los? Was war das für ein Gefühl?“, der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf.

„Da scheint der Markt zu sein.“, meinte Julius.

Die beiden Jungs befanden sich jetzt weit im östlichen Teil der Stadt.

In der Nähe der östlichen Stadtgrenze.

Dort befanden sich die meisten Geschäfte und eine sehr lange Marktstraße, zudem war am heutigen Tag sogar Wochenmarkt und viele Leute waren somit unterwegs.

Wild bahnten sich die Menschen ihre Wege durch die Vielzahl der Besucher des Marktes.

Östlich der Marktstraße befand sich ein künstlich angelegter offener Kanal, welcher jedes Mal am Horizont verschwand.

Das Wasser sah klar aus und viele Brücken führten hinüber.

Auf der anderen Seite des Kanals befanden sich nur noch wenige Häuser und ein größerer Zaun.

Es war die östliche Grenze von Zellerstein.

Die Stadt wirkte voller Leben. Die andere Seite des Flusses wirkte dagegen einsam.

Der Wind fegte über den Kanal zur Marktstraße, es schien die Leute aber nicht zu stören.

Es war heute allgemein ein heißer Tag.


 

„VAMPIRE!“, brüllte ein Mann plötzlich Max ins Ohr und der Schwarzhaarige erschreckte sich fast zu Tode.

Genervt starrte der Junge zur Seite zum Mann, der ihn angeschrien hatte.

Er drückte dem Junge förmlich ein dickes Buch in den Magen.

„Passt auf! Sie kommen in der Nacht und sie stehlen eure Frauen! Angeblich sollen welche auf einer Insel im Westen wieder aufgetaucht sein. Man soll angeblich ein Nest von ihnen ausgehoben haben. Es sollen welche geflohen sein!“

„Meint der vielleicht Ranger Island und Mr. S?“, überlegte Max.

Neben dem schwarzhaarigen Mann stand ein Karren voller dieser roten Bücher.

Auf dem Einwand war ein blutrünstiger Vampir zu sehen, der den Betrachter anspringen wollte.

Neben dem Mann war ein aufgestelltes Holzschild und darauf war mit roter Farbe geschrieben worden:

„ACHTUNG! DIE VAMPIRE KOMMEN!!!!“

Die Mehrzahl der Leute schien es nicht zu interessieren und sie liefen desinteressiert an dem Mann vorbei.

„Junge!“, brüllte der Mann erneut Max an. Er spuckte dabei ein wenig, sodass der schwarzhaarige Junge sich angewidert abwenden wollte.

Leicht zurückweichend meinte Max schlecht gelaunt:

„Kein Interesse.“, jedoch gab der Mann nicht nach:

„DIE JUGEND IST DOCH VERNÜNFTIGT, NICHT? Ich meine, ihr müsst mir doch glauben, denn die Vampire kommen. Hier steht alles drin, was ihr darüber wissen müsst und wir ihr sie bekämpfen könnt. Nur 19,95 pro Band!“

„Nein Danke.“, erklärte der Schwarzhaarige.

„Willst du vielleicht dumm sterben? Du wirst dumm sterben, wenn du nicht aufpasst.“, konterte der Händler.

Provoziert blickt Max den Mann finster an:

„Dumm sterben? Was willst der eigentlich von mir?“

„Meine Bücher vermitteln das Wissen! Ich bin der bekannte Autor James McRhein. Meine Bücher verkaufen sich weltweit extrem schnell. Viele kluge Köpfe lernen aus meinen Büchern! Diese Bücher könnten heute Abend schon ausverkauft sein! Kauft sie euch jetzt, ansonsten sind sie weg! Ihr wärt dann nicht gerüstet gegen die Vampire!“, der Mann drückte Max das Buch wieder entgegen.

„Nein, Danke! Und jetzt lass mich in Ruhe!“, wurde der Schwarzhaariger lauter.

„Ignoriere ihn doch einfach. Der Mann ist es doch nicht wert.“, warf Julius ein. Er klang leicht genervt.

Der Verkäufer schaute die beiden beleidigt an.

Er wandte sich anschließend ab.


 

„Vampir?“, murmelte Max, während die beiden Jungs durch die Marktstraßen liefen.

Der Schwarzhaarige versank wegen seiner Körpergröße in der Menge, während Julius beinahe schon groß war wie die Vielzahl der Erwachsener.

„Ist doch jetzt wirklich egal. Lass den Mann doch einfach reden.“, meinte Julius.

"Darum geht es doch gar nicht, aber das es Leute gibt, die so ein Wind darum machen. Ich meine, das könnte doch irgendwie irgendwann böse für die Ranger Guild enden, nicht?"

"Weiß ich nicht.", sagte Julius lauter und er ging weiter.

"Hätte ich mir auch denken können. Es interessiert ihn einfach nicht.", dachte Max.

Er tat das Thema damit ab.

Die beiden liefen weiter über die große Straße.

Im Grunde irrten sie herum, anders konnte man das nicht nennen.

Sie hatten keinen Plan nach was sie eigentlich Ausschau halten sollten.

Die beiden fragten ein paar Leute, aber die meisten wandte sich gleich ab oder sie wussten die Antwort nicht, weil die Angesprochenen Touristen, Besucher oder Reisende waren.

Die Stadtbewohner im allgemeinen wirkten sehr verschlossen und sehr unfreundlich gegenüber Fremden.

Eine kleinere Straße bog irgendwann von der großen Marktstraße ab. Dort schien es ebenfalls ein paar Läden zu geben.

Wegen der Menge der Leute und der Enge auf der Marktstraße, beschlossen die beiden Jungs abzubiegen.

Dort wirkte es zum Teil wie in einer andere Welt.

Ein paar Männer in Anzügen liefen in hohen Eiltempo hin und her.

Sie liefen zu den Restaurants und Fast Food Ständen, um sich wohl für den Mittag einzudecken.

Sie telefonierten zum Teil lautstark nebenher.

Zumindest war es nicht so voll, sodass man sich wieder freier fühlen konnte. Leiser war es dennoch nicht.

Man hatte hier vor den Plätzen der Läden viele kleine Blumengärten angelegt.

Zwischen den meisten Läden waren schmale Gänge und dahinter waren hölzerne Eingangstüren zu sehen.

Die Wohnhäuser lagen jeweils hinter und über den Läden der Einkaufstraße.

"Hier möchte ich nicht leben.", kam Max zu einem Entschluss.

Julius antwortete nicht darauf.

Nach einigen Minuten der ergebnislosen Suche und der erfolglosen Fragerei langweilten sich schließlich die beiden.

Max seufzte.

Er wollte wieder umkehren, da deutete Julius plötzlich auf ein Geschäft hin:

„Sieht sehr interessant aus.“, meinte der große Junge plötzlich.

Julius gleichgültige Miene hatte sich schlagartig zu einem Grinsen gewandelt. Er wirkte begeistert.

Max schaute erstaunt auf, aber nur wegen Julius plötzlicher Reaktion.

Ohne Vorwarnung eilte Julius dorthin.

Der Schwarzhaarige schaute ihm nach und folgte ihm erst nach kurzen Überlegungen:

"Haben wir wirklich..... dafür Zeit? Rick könnte schon auf uns warten? Nun............., er würde sich dann schon melden. Er hat sich ja noch nicht gemeldet und Daniel auch nicht.", meinte Max, aber Julius würde ihn aus dieser Entfernung sowieso nicht hören. Nicht bei dieser Lautstärke.


 

Es war ein Waffengeschäft, spezialisiert auf Schwerter.

Über der älteren roten Jalousie, die über den halben Weg zur Straße gezogen war, hing ein verziertes Holzschild mit der Aufschrift:

„Zum Waffenmeister Meieral von Zellerstein. Familiengeschäft seit über 100 Jahren.“

Unter der Jalousie standen mehrere hölzerne Kisten mit Waffen. Ein paar Leuten standen vor den Kisten.

Die wertvolleren Produkte standen jedoch wohl im Laden selbst.

Julius wollte gezielt in den Laden laufen, da stoppe ihn ein älterer Mann.

Dieser meinte zu dem großen Jungen

"Was willst du in meinem Laden? Bist du den schon volljährig, zumindest 16? Nicht das es verboten wäre, wenn jüngere in mein Laden gehen, aber ich möchte nun mal kein Ärger mit der Kirche und ihren Belehrungen haben.", erklärte er.

Auf seinem einfarbigen Hemd war ein Namensschild befestigt, darauf stand:

„Geschäftsführer Gustav Meieral.“

Der Mann musste wohl schon über sechzig sein.

Sein Haar war komplett weiß, aber in einem schönen hellen Ton.

Er hatte einen weißen Schnauzer, dazu beherrschte er den strengen Blick sehr gut.

Der Mann hatte seine Arme verschränkt und der Ladenbesitzer baute sich vor Julius auf.

Jemand weiteres eilte ihm zur seine Seite.

Der junge Mann schwitzte stark. Er wirkte aus der Puste.

„Meister...........“, fing er an, bevor er Luft holte:

„Zwei Kunden möchten C-Rang Schwerter kaufen. Wie viel Sya Rabatt geben wir heute bei vier Schwerter?“

„Habe ich dir das nicht schon erklärt?“, brummte der ältere Mann.

„Außerdem! Du darfst doch nicht den Laden außer Acht lassen, wenn ich nicht im Laden bin.“, ermahnte der Ladenbesitzer daraufhin.

Der junge Mann erschrak und er wollte zurückeilen, da rief ihm der ältere Mann hinterher:

„500 Sya Rabatt bei vier C-Rang Schwerter.“

Daraufhin wandte sich der Mann wieder Julius zu, der nicht mehr vor ihm stand.

Erstaunt sah sich der Ladenbesitzer um.

„Tja, der ist schon drin.“, dachte Max.


 

Der Schwarzhaarige vergnügte sich solange mit den Klingen außerhalb des Ladens.

Die Katanas interessierten Max am meisten und für einen Moment vergaß er seine eigentliche Aufgabe.

Die glänzenden, aber teuren Katana im Schaufenster strahlten von nahem eine besondere und magische Präsenz aus.

Es war bestimmt ein mächtiges Gefühl so eine Klinge zu schwingen.

Jedoch war er wahrscheinlich noch zu jung dafür und es würde eine Weile dauern, bis er selbst eine Klinge führen durfte.

„Interessant, nicht wahr?“, fragte jemand Fremdes den Schwarzhaarigen, als dieser eine Weile auf die Katanas gestarrt hatte.

Max sah anschließend den Fremden stumm an.

Es war vielleicht ein junger Mann um die Zwanzig.

Der junge Mann besaß eine Ausstrahlung, die mächtig, jedoch auch eigenartig war.

„Wenn man sie nur in Geschichten hört oder sie aus der Ferne sieht, dann ist das kein Vergleich. Aber wenn man dann direkt davorsteht, dann fühlte man schon die Präsenz. Diese Klingen sind etwas wunderbares. Nur das nervige Glas ist dazwischen.“

„Ich kenne ihn zwar nicht, aber er hat recht.“, stimmte Max gedanklich zu.

Gegenüber ihm blieb der Schwarzhaarige jedoch misstrauisch.

Seine Haarfarbe war zudem sehr ungewöhnlich. Sie war purpur mit einer Mischung von weiteren Rottönen in Form von Strähnen.

In der Regel liefen die Leute mit schwarzen, weißen, braunen, blonden, wasserstoffblonden, rotbraunen, orangebraunen und grauen Haar umher.

Selten trug jemand anderes farbiges Haar, zumindest in den Städten, in denen Max die letzten Tage war.

Er zählte die Jugendlichen nicht mit.

Der junge Mann trug ein Katana bei sich, aber es hatte nicht die typische Form.

Der Griff der Klinge ähnelte der Schwertscheide, als wäre alles zusammen aus einem einzigen rechteckiges langes schwarzen Stück Holz geformt worden.

Man sah zwar die Klinge nicht, aber allein schon die Ausstrahlung überzeugte Max davon, dass die Klinge scharf und gefährlich war und dass dieser Mann sowohl Erfahrung wie Ahnung besaß.

„Die Schwerter, vor allem das Katana, sind eine veraltete Tradition. Heute verkaufen sie sich nicht mehr so gut und kaum jemand rennt mehr mit einem Schwert herum. Man kämpfte mit ihnen heutzutage nicht mehr wirklich, man trägt sie nur zur Zierde.“, der junge Mann klang spöttisch.

Bevor der Schwarzhaarige ihm antworten konnte, fühlte der schwarzhaarige Junge ein festen Griff auf seiner rechten Schule und er wurde widerwillig gedreht.

"Hey! Bist du der Kumpel des Jungen, der einfach in mein Laden gerannt ist?", fragte der ältere Mann plötzlich und er rüttelte stark an Max.

„Fass mich nicht so an!“, dachte der Junge genervt.

„Ihr kennt doch das Gesetz? Also verzieht euch!“, brummte der Ladenbesitzer.

Julius stand im Hintergrund. Er wirkte zwar gleichgültig, aber zugleich auch schlecht gelaunt.

Unzufrieden schaute er in den Himmel.

"Waffen der Klasse D und C sind in Festa nach dem Gesetz erst ab 16 Jahre erlaubt. Alle höhere Klassifizierung außer Rang S, sind ab 18. Ansonsten braucht man eine Genehmigung dafür.“, beantwortete der rothaarige Fremde hinter Max.

Der Ladenbesitzer schaute erstaunt auf.

„Das ist korrekt. Gehört der zu ihnen?“, fragte der ältere Mann höflich.

„Nein.“, beantwortete Max die Frage.

„Dann verschwinde, Knirps! Zehnjährige gehören zu ihren Eltern! Was denken die eigentlich ihre Kinder allein herumlaufen zu lassen?“, ermahnte der Ladenbesitzer.

„Zehnjähriger?“, der Junge kochte innerlich vor Wut, wenn man ihn jedes Mal so jung schätzte.


 

Bevor Max aber darauf reagieren konnte, rief eine verängstigte weibliche Stimme in der Nähe, die von fast allen Anwesenden ignoriert wurde.

"Großvater?", es klang nach einer sehr jungen weiblichen Stimme.

Max schaute an dem älteren Mann vorbei und der Junge entdeckte ein junges Mädchen.

Vielleicht war sie um die acht Jahre alt?

Der Ladenbesitzer drehte sich blitzschnell um und wie ferngesteuert eilte er zu ihr:

„Was ist? Alles in Ordnung?“, fragte er in einem besorgten Ton.

Etwas stimmte hier aber ganz gewaltig nicht, denn hinter dem Mädchen stand ein Mann, der sein Gesicht tief in einer Kapuze vergraben hatte.

In der einen Hand hielt dieser ein Messer halb versteckt und als der Ladenbesitzer das junge Mädchen beinahe erreicht hatte, packte sich der Mann das Mädchen und bedrohte sie mit dem Messer:

„Halt!“, zischte er.

Die Leute wichen zurück und eine Frau fing an zu schreien.

„Ruhe!“, brummte der Mann.

„Keiner rührt sich, ansonsten wird die Kleine daran glauben.“, zischte der Mann weiter.

Der Blick des Ladenbesitzers verfinsterte sich und man spürte die pure Wut aufsteigen, dennoch machte der ältere Mann nichts unüberlegtes.

„Was wollen sie?“, brummte dieser.

Der Erpresser grinste.

„5 Millionen Sya bis morgen zum nordöstlichen Stadtrand, solange nehme ich sie mit.“

Er packte mit seiner freien Hand das Mädchen, jedoch bekam er genau in diesem Moment etwas gegen den Hinterkopf geschlagen.

Der Mann ließ das Messer fallen und er kippte zur Seite.

Der Ladenbesitzer zog das Mädchen zur Seite, bevor der Mann auf das Mädchen gefallen wäre.

Julius stand hinter dem Erpresser und er warf den kaputten Holzstiel zur Seite.

„Das Schild! Es war neu!“, rief der Mitarbeiter des Schwertladens entsetzt.

Ein Mann in blauer Uniform presste sich anschließend durch die Menge.

Als er den ohnmächtigen Dieb sah, schaute der Mann erstaunt zu Julius.

„Wo bleibt denn immer die Polizei, wenn man sie braucht? Selbst die Jugend ist heute sogar schon schneller.“, brummte der ältere Mann, der seine Enkelin in den Armen hielt.

Sie hielt sich tapfer. Das Mädchen wirkte nicht mal verängstigt.

„Ich entschuldige mich zutiefst, Herr Meieral. Ich hoffe sehr, dass ihrer Enkelin nichts geschehen ist?“, der Ladenbesitzer blickte zum ohnmächtigen Dieb, der wieder zu sich kam.

Der Polizist packte sich den Mann. Er legte ihm Handschellen an.

"Ich kümmere mich schon darum. Endlich wurde er auf frischer Tat ertappt. Ich bin ihm schon eine Weile auf den Fersen.", der kräftige Polizist zog den Übeltäter mit sich mit. Die Leute klatschten dem Polizist zu, als hätte er den Täter geschnappt.

Der Blick des älteren Mann fiel wieder auf Julius.

„Ich danke ihnen. Meine erste Einschätzung war falsch. Sie sind ein rechtschaffener junger Mann.“

Julius nickte nur.

„Junger Mann?“, dachte Max unzufrieden.

Julius kratzte sich schweigend mit der rechten Hand am Hinterkopf, dabei wurde sein Gildenarmband sichtbar.

„Ist das etwa..........?!“, meinte der Ladenbesitzer erstaunt.


 

Wenig später in einem hinteren Zimmer im Laden stand der Ladenbesitzer vor einer größeren hölzernen Truhe. Er öffnete diese.

Der Raum war voll mit Schwertern und allerlei anderen Waffen, jedoch befand sich hier eher die mittelmäßige Qualität.

Seine Enkelin stand neben der Truhe. Begeistert beobachtete sie was ihr Großvater tat.

Julius und Max standen ebenfalls dort.

Jedoch sah sich nur der Schwarzhaarige um.

„Mein Großvater hat viele tolle Sachen. Mit den scharfen Schwertern kann man Dinge prima aufschlitzen.“, fing das Mädchen plötzlich an.

Max sah das Mädchen erstaunt und mit offenen Mund an.

Die anderen im Raum wirkten so, als hätten sie das nicht gehört.

„Ich denke nicht, dass das ein kleines Mädchen sagen sollte?“, der Schwarzhaarige dachte anschließend, dass er sich nur verhört hatte.

„Sie wollen uns wirklich Schwerter geben, auch wenn die Gesetze dies nicht erlauben?“, meinte Julius. Er klang skeptisch.

Der Ladenbesitzer schaute ihn bei seiner Antwort nicht an:

„Nein, nicht ganz. Ihr dürft die Geschenke nicht führen, aber solange ich mein Siegel an der Klinge und der Schwertscheide platziere, gelten sie als Ware und nicht mehr als Waffen. Ihr dürft sie dann tatsächlich tragen, solange das Siegel dran bleibt. Mein Ziehen wird das Siegel zerstört.“, der Mann pausierte anschließend. Eine kurze Zeit herrschte Stille ein.

Man hörte nur, wie der ältere Mann in der Truhe etwas suchte.

„Solche Leute, wie ihr.........“, fing er nach einer gewissen Zeit an:

„..........die bräuchten wir ruhig mehr in dieser Stadt. Nicht jeder hätte so schnell reagiert und ein solchen Verbrecher zu Boden geschlagen. Ich habe auch nichts anders von Lindas Gilde erwartet. Es ist mir irgendwie eine Ehre, dass Gildenmitglieder in meinen Laden vorbeischauen, deswegen bin ich mir absolut sicher, dass ihr vernünftige Burschen seid.“

"Burschen?", brummte Max gedanklich.

„Du kennst die Ranger Guild?“, fragte Julius.

„Oh ja......“, begann der Ladenbesitzer zugleich:

„Ich kenne Linda, seitdem sie noch ganz klein war. Ihren Vater kannte ich auch gut. Wir haben die alte Gilde früher immer wieder mit Waffen beliefert. Wir lieferten nur beste Qualität. Seitdem die letzte Gilde aber so urplötzlich aufgelöst wurde, sind unsere Geschäftsbeziehungen leider zerbrochen.“

Der ältere Mann holte anschließend aus der Kiste ein kurzes Katana hervor.

Der Griff war nicht sauber ausgearbeitet, daher war die Ware vermutlich deswegen als fehlerhaft gekennzeichnet worden.

Es stand auch noch ein weiteres Wort darauf:

„Unverkäuflich.“

Die Klinge war hellrot und sie war kürzer, als bei einem durchschnittlichen Katana.

Der ältere Mann gab sie Julius, der schon erfreut damit experimentierte, sodass Max ein Schritt zur Seite gehen musste.

Der Ladenbesitzer griff erneut in die Kiste und er zog ein zweites fehlerhaftes kurzes Katana heraus, welches statt hellrot hellblau war.

„Wie passend! Mein Kristall ist auch hellblau. Ob das Zufall ist?“, dachte Max zufrieden und bemerkte, dass die Klinge viel leichter war, als er zuerst gedacht hatte.

Sie schwang sich zudem viel angenehmer, als er es zuerst vermutete.

„Die Klingen sind noch ungeschliffen, aber schneiden tun sie dennoch! Also passt gut darauf auf, ja? Macht kein Unfug, ansonsten wird man sie euch abgenommen. Am Besten zieht ihr sie erst gar nicht. Wartet ihr beiden einfach bis ihr so alt seid. Es ist wirklich zu eurem Besten. Ich kenne wie Jungs in eurem Alter sind, aber hört auf die weisen Worte eines älteren Mannes. Die Gesetze in Festa sind streng. Eure Vormünder würden wegen euch nur Ärger bekommen. Dennoch kämpft weiterhin für das Gute. Es ist immer gut, wenn es wieder mehr rechtschaffene Leute auf dieser Welt gibt. Es gibt leider in dieser trostlosen Welt kaum noch gute Leute, die den Verbrechern das Handwerk legen.“, er griff ein drittes Mal in die Kiste und zog zwei Schwertscheiden heraus.

Eines war dunkelrot, das andere war dunkelblau.

Sie dienten zum Schutz der Klinge.

„Vielen Dank.“, bedankte sich Julius. Max tat dies ebenfalls.

„Ich hätte da aber noch eine Frage.“, fügte der Schwarzhaarige hinzu.

Der Ladenbesitzer horchte interessiert auf.

„Wissen sie etwas über einen Magier, der die Fähigkeit hat............“, der ältere Mann unterbrach den Jungen:

„Linda hat mich schon informiert, deswegen wusste ich ja, dass ihr in der Stadt seid. Leider weiß ich nicht wo sich dieser Magier genau befindet. Dieser Griesgram zieht alle paar Monate um. Er hasst die Öffentlichkeit und dieser Mann möchte am Liebsten in Ruhe gelassen werden. Wenn zu viele Leute vor seiner Tür stehen, dann zieht er einfach um. Ihn zu suchen ist eine Qual. Die Postboten jammern jeden Tag über ihn und wo sein Sohn ist, das weiß ich auch nicht. Vielleicht ist er auch gar nicht mehr in der Stadt.“

„Ach so.“, meinte Max leicht demotiviert. Er hatte gehofft wenigstens noch heute ein kleinen Erfolg in dieser Sache zu erzielen.

Rick hatte aber auch nicht angerufen, also hatte er vermutlich auch nichts gefunden.

Die Lage sah somit schlecht aus.

„Nun, dann wäre ja alles geklärt. Ich werde meinen Laden aber bald schließen. Heute habe ich nicht mehr lange offen.“, erklärte der ältere Mann.

Der Ladenbesitzer lächelte anschließend und er führte die beiden Jungs wieder nach draußen auf den Platz vor der Straße.

"Macht schön Werbung und grüßt Linda. Sie soll unbedingt bald mal wieder vorbeischauen. Meine Türen stehen ihr jederzeit offen."


 

Die beiden Jungs verabschiedeten sich daraufhin und anschließend mussten sie feststellen, dass viel zu viel Zeit vergangen war.

Julius und Max mussten sich beeilen, wenn heute noch ein Erfolg her musste.

Die Stunden waren leider wie im Flug vergangen.

„Wie sollen wir jetzt als nächstes vorgehen? Wir haben nicht mehr viel Zeit. Es wird schon abend.“, meinte Max unzufrieden.

Julius wirkte abgelenkt.

„Am Liebsten möchte ich das Schwert ein wenig ausprobieren.“, erklärte der große Junge.

„Es ist ein Katana.“, aber Julius reagierte nicht darauf.

„Ich denke dazu haben wir keine Zeit.“, meinte Max anschließend.

„Ich weiß.“, gab Julius bekannt. Er klang jedoch sehr unzufrieden. Man konnte ein gewisse Enttäuschung von ihm wahrnehmen.

Julius legte seine rechte Hand auf den Griff und er ging in aufrechter Haltung.

Man sah ihm deutlich an, dass er der Versuchung nah stand, das Katana zu ziehen.

Das Siegel verwies aber deutlich darauf, dass man es nicht tun sollte.

Solange die beiden noch nicht alt genug waren, würde die Klinge noch eine Weile in der Schwertscheide verweilen.

Max ließ sein Katana durch seine Jacke leicht verdecken.

Er fand es klüger, wenn die Fremden es nicht so schnell sahen.

Irgendwann tat Julius es ihm gleich.

Weitere Stunden vergingen und die Suche blieb erfolglos.

Am Abend landeten die beiden Jungs schließlich wieder beim Hotel.

Max öffnete die Eingangstüre und die beiden traten hinein.

Hoffentlich hatten die anderen mehr Glück.



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