The Splintered Truth von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 61: Verschwunden XI --- Fatal ------------------------------------- [Elysa] Wie sie aufgewachsen ist? Das wusste Elysa nicht wirklich. An ihre Kindheit erinnerte sie sich fast gar nicht. Höchstens an die Tage, an denen es immer laut wurde. Sie war ein Jahre jünger wie ihr Bruder Rick. Dennoch war sie ihm geistig weit überlegen, nach ihrer Meinung nach. Und Elysa wollte auch in anderen Dingen ihrem Bruder überlegen sein. So gehörte auch das Klettern hinzu. Sie wollte schneller und agiler sein. Noch höhere Bäume erklettern. Ihm die Stirn bieten. ○ Sie rannte durch den Wald, dabei sprang das schwarzhaarige Mädchen leichtfertig über die Wurzeln und die vielen Gesteinsbrocken. Wild hangelte sich Elysa durch die Büsche, ohne Rücksicht auf Kratzer oder Schürfwunden. Das Mädchen sah nach jedem Abenteuer immer so aus, als wäre sie einen Abhang hinuntergefallen. Deswegen hatte Linda ihr entsprechende Kleidung gekauft, auch wenn die schwarzhaarige Dame dem Mädchen eigentlich verbot im Wald spielen zu gehen. Es sei zu gefährlich, aber das interessierte Elysa wenig. Sie wollte nur eines. Alles besser machen, was ihr Bruder tat. So kletterte das Mädchen unbekümmert die Bäume hinauf oder sie sprang kurze Abhänge ohne Vorsichtig nach unten. ○ „Fang mich doch!“, rief sie nach hinten. Nach wenigen Sekunden bekam sie eine Antwort: „Hör auf, Elysa. Ich will nicht schon wieder fangen spielen.“, erklärte der Junge. „Langweiler.“ warf sie ihrem Bruder an den Kopf. Das schwarzhaarige Mädchen hangelte sich einem größeren Baum hoch, bis sie fast auf dem höchsten Ast saß. Rick erschien unterhalb. Er sah zu ihr hoch: "Du bist eine wahre Sadistin, Elysa. Du hast mich vorher einfach in die Dornenhecke geschubst." „Entschuldige.“, meinte Elysa. Es klang aber nicht wirklich ernsthaft. „Ich habe doch schon gesagt, dass das ein Versehen war.“, wurde das Mädchen lauter. Der Junge zeigte zu ihr hoch: „Lass das einfach in Zukunft sein, ansonsten kannst du bald alleine in den Wald gehen. Mit dir will ich dann nichts mehr zu tun haben.“ "Ich habe dich auch gern, Bruderherz.", antwortete sie, daraufhin sprang das Mädchen entspannt vom Baum, indem sie sich schnell an den dickeren Ästen hinunter angelte. ○ "Und jetzt?", fragte sie nach einem Moment der Stille. Ein Grollen war in weiter Entfernung zu hören. „Ein Gewitter?“, murmelte Rick. Er schaute in den Himmel. Ein paar Wolken hatten sich schon aufgezogen. "Ich denke, dass wir zurückgehen sollten. Ich habe keine Lust auf Nässe.“, erklärte er. „Langweiler.“, kam es wieder von Elysa. Rick sah sie unzufrieden an, aber der Junge erwiderte nichts. "Nach Hause, jetzt wirklich? Was ist los, Weichbirne.“, beleidigte das schwarzhaarige Mädchen ihren braunhaarigen älteren Bruder. „Hey.........“, beschwerte sich dieser daraufhin. Seine Miene verzog sich weiter nach unten. „Keine Chance, ich will noch ein bisschen Spaß haben.", erklärte sie uneinsichtig. Das Mädchen fuchtelte zur Bestärkung ihrer Aussage, auch wenn das vielleicht nichts half. „Wenn du unbedingt nass werden willst?“, meinte Rick. Er sah genervt zur Seite. Elysa schmunzelte. ○ Das Mädchen mochte es, wenn sie die Aufmerksamkeit ihres Bruders bekam. Sie warf ihn deswegen gerne auch mal in die Dornenbüsche, auch wenn das Mädchen dadurch nur Ärger bekam. Im Grunde wollte sie es nie böse meinen. Jede Beleidigung war in ihren Augen nicht so gemeint, wie sie vielleicht zuerst wirkte. „Du willst wirklich hier bleiben?“, fragte Rick. "Ich kann machen was ich will.", erwiderte das Mädchen scharf. Sie war fast ein Kopf kleiner als er, deswegen konnte Rick leichtfertig seine Hand auf ihren Kopf legen. Diese Sache erzürnte das kleine Mädchen relativ schnell. Sie brummte wütend. Er sah sie aber nur mit einem leichten selbstsicheren Schmunzeln an: „Elysa...., ich hatte dich für ein klügeres Mädchen gehalten.“ Sein Schmunzeln provozierte Elysa weiter. Wütend stampfte sie herum, dabei trat sie mehrmals gegen irgendwelche Wurzeln. „Tu nicht so, als müsstest du mich beschützen. Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich weiß wann ich nach Hause gehe.“, erklärte Ricks Schwester. Rick schüttelte den Kopf: „Elysa!“, wurde er lauter: „Wir hatten dieses Thema schon. Du sollst doch nichts machen, was Linda nicht noch weiter erzürnen könnte. Wir haben schon genug Stress.“, Rick stoppte kurz, um kurz zu überlegen. „Es ist nicht so, als will ich mir etwas vorschreiben lassen, aber was du jetzt hier abziehst, dass bringt dir nichts. Ich will nicht, dass du krank wirst, außerdem habe ich keine Lust mehr auf diese stundenlangen Diskussionen mit Linda.“, erklärte er. Für seine Schwester klang das jedoch nur wie Ausreden. Für ihre Ohren klang das so, als hätte sie schon wieder einen Fehler begannen. Schon wieder war ihre Entscheidung falsch. Schon wieder musste sie einsehen, dass jemand anderes recht hatte. Schon wieder fiel ein Ratschlag, weil sie nur eine dumme Schwester sei, die beschützt werden musste. „Ich muss nicht beschützt werden.“, brüllte das Mädchen. „Hey.....!“, brummte Rick mit zorniger Stimme. „Ich will nur, dass du einsiehst, dass du nicht im Regen hier draußen sein sollst. Du achtest doch sowieso schon nicht darauf wo du hintrittst. Was war das letztes Mal im Regen? Du bist ausgerutscht und hast dir dein Knöchel verstaucht. Du hast den ganzen Tag durch geweint. Du hast die ganze Bude voll geheult. Weißt du was ich für ein Ärger von Linda bekommen habe? Sie hat mich eine Woche lang in die Küche verbannt. Weißt du wie mich das genervt hat? Ich sei der Bruder und ich habe Acht zu geben!“, Rick wurde noch lauter. Das Grollen in der Ferne wurde ebenfalls lauter. „Das ist nicht meine Schuld! Ich mache nicht alles falsch. DU HAST NICHT DARAUF GEACHTET.........! DAS IST DEIN PROBLEM! Ich habe damit nichts zu tun.“, wollte Elysa lautstark erwidern, aber da trat ihr Bruder nah an ihr heran und sein Blick bohrte sich förmlich in ihre Gedanken: „ELYSA!“, seine Betonung wurde so extrem, dass Elysa für einen kleinen Moment Angst bekam. Still starrte sie ihren zornigen Bruder an. „Du bist diejenige, die blind und wild das tut, was man nicht tun darf! Alles was man zu dir sagt, schlägst du in den Wind. Du hörst auf niemanden, du nimmst keinen Rat an und du kannst einem gewaltig auf die Nerven gehen. So wie du dich zurzeit benimmst, bist du wirklich eine Last für mich........., nein.........., für jeden der mit dir zu tun hat! Manchmal wünsche ich mir, dass ich nicht dein älterer Bruder wäre und dass ich nicht auf dich aufpassen muss. Weißt du wie mich das ankotzt, wenn du mir die ganze Zeit als Ballast am Bein hängst? WEIßT DU DAS?!“ Nach seinem letzten Wort herrschte einen Moment lang eine beunruhigende Stille. Elysa war den Tränen nah. ○ "Ich bin keine Last! Ich bin keine Last! ICH BIN KEINE LAST! Ich mache nichts falsch! Alle machen was falsch! ALLE MACHEN WAS FALSCH! ICH BIN NÄMLICH KEINE LAST!“, dachte Elysa völlig zerwühlt. Ihre Gedanken kreisten sich und sie fing an zu weinen. Für einen Moment schwieg ihr Bruder, jedoch behielt er sein unzufriedenen Blick bei. „Hey Rick! Endlich habe ich dich gefunden. Ich hatte mir schon sorgen gemacht, dass ich euch nicht mehr finde. Ihr seid mir einfach zu schnell. Könnt ihr nicht wenigstens warten? Ich dachte ein Gentleman wartet auf eine Dame? Linda hat gesagt, dass du auf mich aufpassen sollst!“, rief eine weibliche Stimme. Alina kämpfte sich in der Ferne durch die Büsche. Mit kleineren Schnittwunden übersät stieg sie den Hügel hinauf. Wie immer sah das blonde Mädchen besonders genervt aus. Sie mochte die Touren durch den Wald nicht so sehr. Außerdem war dieses Mädchen ein Problem für Elysa. Seitdem nämlich Alina da war, hatte Rick immer weniger Zeit für seine Schwester. Wütend und zugleich weinend sah sie Alina an. „Was schaust du mir eigentlich so an? Ich habe dir nichts getan! Schau woanders hin. Ich will mich da nicht einmischen.“, brummte Alina sofort. „ICH HASSE EUCH!“, brüllte Elysa. Sie konnte diese Situation nicht mehr ertragen. Sie stieß ihren Bruder nach hinten, sodass dieser stolperte und in einen Busch fiel. Elysa sprintete daraufhin einfach in den Wald. Das Mädchen sprintete in irgendeine Richtung. Zu allen Übel fing es tatsächlich an zu regnen. „ICH BIN KEINE LAST! MEIN BRUDER IST DIE LAST! DIESES MISTSTÜCK IST DIE LAST! JA! SIE WILL MIR MEINEN BRUDER WEGNEHMEN! SEITDEM SIE HIER IST, WILL MEIN BRUDER NICHTS MEHR MIT MIR UNTERNEHMEN! ICH HASSE SIE!“ Elysa achtete immer weniger auf ihre Umgebung. Sie wusste nicht einmal, ob ihr jemand folgte oder ob die beiden zurückgegangen waren. Das Mädchen wusste aber auch nicht wohin sie eigentlich rannte. ○ Wie viel Zeit verging, das wusste sie auch nicht. Inzwischen regnete es immer stärker und ihre Kleidung wurde noch nasser. Dadurch wurde dem Mädchen kalt. Der Boden wurde durch den stärker werdenden Regen immer rutschiger. Sie wäre beinahe ein paar Mal ausgerutscht, aber Elysa rettete sich jedes Mal. Durch die Rettungsversuche schlug und ritzte sich das Mädchen dabei an den Ästen und Büschen immer weiter auf. Während ihr die Tränen über die Wangen lief, rannte sie ziellos in irgendeine Richtung. Durch die dunklen Wolken und dem Grollen wirkte der Wald finster und gruseliger. Angst machte sich in ihr breit. Nun wollte Elysa eigentlich nur noch zurück, aber sie wusste nicht mehr wohin. Das fliehende Mädchen suchte einen Hinweis, aber der Wald sah aber in der Dunkelheit immer mehr gleicher aus. Jedes Geräusch ließ das Mädchen zudem hochschrecken und plötzlich stieß Elysa gegen etwas metallisches. Verwundert sah das Mädchen auf. Vor ihr war aber nichts metallisches. Vor ihr war nur eine Felswand. Vorsichtig schreckte das Mädchen ihre rechte Hand aus. Sie erschrak sich sehr, als Elysa bemerkte, dass ihre Hand durch die Felswand verschwand, also zog das Mädchen schnell ihre Hand zurück. Ihre Hand war jedoch noch in Ordnung, dadurch wurde das Mädchen neugierig. Diese Neugier übernahm langsam ihre Angst. Sie streckte beide Hände durch die Felswand. Das Mädchen spürte dahinter etwas metallisches. Sie spürte etwas, was sich für eine Klinke anfühlte. Eine runde Klinke. Ohne darüber nachzudenken, zog sie an dieser Klinke. Mit viel Kraft und Mühe bewegte sich tatsächlich etwas. Durch den plötzlich Schub nach hinten, rutschte Elysa ab und das Mädchen flog in den nassen Dreck. Genervt stand sie auf. Den nassen Schlamm auf ihrer Kleidung und in ihren Haaren konnte sie leider nicht abwischen, jedoch war sie das gewöhnt, sodass Elysa mit einem leichten Grummeln darüber hinwegsah. Durch die Felswand schaute plötzlich etwas metallisches heraus. Es war schmal und mindestens ein Meter groß. Elysa konnte es noch ein kleines Stück weiter öffnen und nun erkannte sie es. Es war eine niedrige Metalltür, die durch die Felswand schaute. Der Abschnitt der Felswand zwischen der geöffneten Türe ließ sich nicht anfassen. „Die Wand ist nicht echt? Ist das vielleicht ein Zauber?“ Vorsichtig steckte sie ihr Kopf durch die falsche Felswand und das Mädchen sah ein Durchgang, welcher leicht bergab führte. An der Seite waren brennende Fackeln, sodass man hinabsehen konnte. Am Ende des Ganges brannte Licht. „Ein Versteck!“, dachte sie erfreut. Das Versteck wirkte viel freundlicher, als der dunkle Wald und das Grollen am Himmel. „Vielleicht wohnt dort ein Zauberer? Der Zauberer hat sich bestimmt versteckt und diese falsche Felswand vor dieser Metalltüre gezaubert.“, sie malte sich in ihren Gedanken den Zauberer aus. Es musste ein alter Mann mit langen weißen Bart sein. Er soll ein purpurfarbenen Zauberhut tragen. Der alte Mann trug bestimmt auch ein purpurfarbenen Mantel und ein schwarzen Zauberstab. Eigentlich wollte Elysa jetzt den Zauberer sehen, also musste sie wohl in den Gang hineingehen? Der Regen wurde stärker und dieser trieb sie schließlich in den Gang hinein. Der meiste Antrieb war jedoch die Neugier. Sie hatte noch nie einen Zauberer gesehen. Das Mädchen wollte unbedingt einen Zauberer sehen. Sie liebte Geschichten über Magie. Außerdem liebte sie Verstecke. „Vielleicht ist das auch ein Versteck eines Spions? Eines Agenten.“, das Mädchen strahlte plötzlich vor Vorfreude und Elysa vergaß all die Ängste, die sie noch vor ein paar Minuten hatte. „Ein Versteck eines zaubernden Spion oder Agenten. Vielleicht ein alter Mann, der als Spion arbeitet und als Tarnung Zauberer ist.“ Diese Fantasie und die dadurch erweckende Neugier, ließ das Mädchen schneller durch den Gang wandern. Durch den nassen Schlamm hinterließ sie deutliche Fußspuren, aber das Mädchen war zu sehr abgelenkt, um sich darum irgendwie zu kümmern. ○ „Rick!“, hörte Elysa sagen und das Mädchen erstarrte. Es war die Stimme von Alina. Das blonde Mädchen war hinter der falschen Felswand, draußen im Wald, zu hören. Sie musste schon nah sein. "Sie ist da rein. Die Fußspuren, Rick!", erklang Alinas Stimme erneut. „NEIN! Die sollen mein Versteck nicht kaputt machen. Ich will den Zauberer alleine treffen, ohne meinen dummen Bruder.“, dachte Elysa. "Ist das eine Illusion? Diese Felswand ist gar nicht echt! Ich wusste gar nicht, dass es hier so etwas gibt.", hörte das Mädchen ihren Bruder sagen. Elysa erschrak erneut, als sie die rechte Hand ihres Bruders durch die falsche Felswand hindurch schlüpfen sah. Beleidigt rannte Elysa los. „NEIN! NEIN! Mein Bruder soll wegbleiben!“ „Ich sehe sie! ELYSA! ELYSA, VERDAMMT! BLEIB DOCH STEHEN! DU MACHST NUR ALLES SCHLIMMER, WENN DU JETZT WEGRENNST!“, rief ihr Bruder. Seine Stimme wurde aber leiser, weil Elysa sich immer weiter entfernte. Der Sprint strengte das Mädchen sehr an und der Gang zog sich in die Länge. Er endete schließlich bei einer alten verfallenen breiten Holztreppe, die deswegen nur noch wenige Stufen aufwies. Schwaches rotes Licht strahlte von der Seite des Raumes. Es waren keine Fackeln mehr, es waren dieses Mal installierte Lichter. Ihr Blick streifte neugierig und erstaunt durch den großen weiten Raum, der sich in diesem Hügel versteckt hatte. Elysa erkannte große Türme vor sich. Es waren hohe Bücherregale, die zum Teil gefüllt mit Bücher waren, aber auch zum Teil nur leer im Raum standen. Der Raum selber aber füllte sich mit diesen hohen Regalen. Auf jeder Seite stand ein Regal zur Mitte hin. In der Mitte war ein Durchgang. Elysa stellte schnell fest, dass sie eine unterirdische Bibliothek gefunden hatte. Nachdem sie erfolgreich über die kaputte Treppe kam, näherte sich das Mädchen dem nächsten Regal. Ein seltsamer Schauder ging ihr aber plötzlich über den Rücken, als hätte das Mädchen plötzlich ein schrecklichen Fehler begannen. Das schwarzhaarige Mädchen mit den dunkelblauen Pupillen sah sich um, aber sie erkannte nichts. So widmete sich wieder dem Regal vor ihr. Verstaubte Bücher standen in den Regalen, teilweise sogar beschädigt und befleckt mit irgendwelchen seltsamen dunkelroten Flecken. Alles wirkte vernachlässigt und unbenutzt und der Staub in den Regalen türmte sich. Lebte hier unten überhaupt jemand? Das Mädchen dachte nach. Sie hatte die Fackeln im Gang gesehen und diese haben gebrannt. Das Mädchen wurde durch einen plötzlichen Gestank abgelenkt. Es roch im allgemeinen sehr moderig, aber auf einmal stank es hier irgendetwas gewaltig. Sie hielt sich sogar die Nase zu. Ihr wurde ein wenig übel. Der Gestank war schlimmer als die Bioabfälle weit im Hinterhof. Was war das für ein übler Geruch? Das Mädchen hätte fast gekotzt, aber sie hielt sich zurück. Elysa sah deswegen um das Regal in den Gang. Sie erkannte, dass der ganze Raum wohl mit den Bücherregalen gefüllt sein müsste. Das andere Ende konnte sie nicht einmal erkennen. Der Raum endete in einer irgendwie beängstigenden Dunkelheit. Eine plötzliche Einsamkeit machte sich breit. Vielleicht hätte sie doch bei ihrem Bruder bleiben sollen? ○ Der Gedanke an ihrem Bruder machte Elysa aber wieder zornig und so ging das Mädchen bockig ein paar Schritte voran. Sie warf ein kurzen Blick zurück in den Gang, oberhalb den kaputten Treppen, aber niemand schien ihr zu folgen? Wo blieb denn ihr nerviger Bruder und dieses Miststück? Hatten sie etwa die Lust verloren? Es wäre aber auch besser so. Denn die beiden würden Elysa nur den Spaß nehmen. Das Mädchen wandte sich ab. Sie blickte gespannt weiter den Gang entlang. Der Gang war mit einem roten Teppich ausgelegt worden, aber auch auf diesem waren komische Flecken zu erkennen, aber seltsamerweise gar nicht so viel Staub, wie in den Regalen. Vorsichtig ging sie weiter. Die Neugier packte sie immer mehr, die Angst blieb jedoch auf dem gleichen Level. Eigentlich trieb sie ein anderer Gedanke voran. Elysa konnte später vor ihrem Bruder angeben, dass sie diesen Ort vor ihm erkundet hatte. Das Mädchen konnte ihn dann immer Feigling nennen. Ihre Lippen formten sich zu einem Schmunzeln. Was sie hier wohl schließlich finden wird? Vielleicht doch den Zauberer? Ein Zauberer, der viel las, aber ziemlich unordentlich war Ein unordentlicher Zauberer, der unbedingt eine Putzhilfe brauchte. Als Dank würde er ihr Magie beibringen. Dann könnte Elysa zaubern und sie könnte vor ihrem Bruder angeben. Diese Gedanken erheiterten sie und für einen Moment vergaß sie völlig die Dunkelheit. Nur der Gestank brachte sie wieder aus den Gedanken. Dieser Gestank nervte gewaltig. Sie musste diesem Zauberer unbedingt zeigen, wie ein Zuhause eigentlich riechen sollte. Es sollte nach Blumen riechen und vielleicht sollte er hier wirklich ein paar Blumen aufstellen. Im Ganzen wirkte der Raum sehr eintönig. Aber könnten die Blumen wirklich so ein üblen Geruch verhindern? Mit jedem Schritt wurde dieser Gestank schlimmer. Sie konnte nicht einmal mehr definieren, nach was es eigentlich roch. Es roch inzwischen noch weitaus schlimmer, als die Bioabfälle im Hintergarten. Der Zauberer würde was zuhören bekommen. So konnte man doch keine Mädchen empfangen. Eine Bibliothek musste anders riechen. ○ Plötzlich stolperte Elysa über etwas und sie sah erschrocken zurück. Der Moment war sehr seltsam für sie. Stark angespannt schluckte sie und mutig sah Elysa zu Boden. Erleichtert atmete sie auf, denn es war nur ein rotes Buch, welches mitten im Gang lag. Nervös bückte sie sich und das Mädchen nahm es auf. Elysa drehte das Buch, sodass sie die Vorderseite sehen konnte. Sie wollte den Titel lesen, aber die Vorderseite war verschmiert. Etwas klebte vereinzelt über den Buchstaben. Es war kein Titelbild zu sehen. Es war nur ein roter Einwand mit goldenen Buchstaben. Es war zudem noch feucht. Was war das für ein Zeug? Durch das schwache rote Licht konnte sie das nicht genau erkennen bzw. definieren. Sie fasste hinein und daraufhin sah das Mädchen ihre Finger an. Es fühlte sich seltsam an. Mit ihrer Zungenspitze probierte sie es. Das Zeug schmeckte eigentlich nach nichts. Nur war ihr das nicht ganz unbekannt. Jedes mal, wenn sich Elysa an den Büschen auf kratzte, strich sie über die Wunden und daraufhin leckte sich das Mädchen die Finger ab. ○ Schockiert warf sie das Buch weg. Anschließend schaute Elysa geschockt ihre Hände an. Es war tatsächlich Blut, aber nicht ihres. Verängstigt trat sie einen Schritt zurück und daraufhin trat das Mädchen gegen etwas. Es fühlte sich sehr seltsam an. Für einen Moment erinnerte sich das Mädchen daran, als sie vor kurzem ihren Bruder getreten hatte. Es hatte sich genauso angefühlt. Als Elysa vorsichtig hinabschaute, wurde ihr Gesicht schlagartig bleich. Sie war auf etwas getreten. Es hatte die Form einer linken Hand. Die Person, die der Arm gehörte, interessierte sich jedenfalls nicht dafür, jedenfalls schon seit einer gewissen Zeit nicht mehr. Jetzt wurde ihr auch schlagartig klar, was das eigentlich für ein übler Gestank war. Es war das Geruch einer verwesenden Leiche und sie hatte beinahe dessen Arm zertreten. Elysa krümmte sich und sie hätte beinahe sich übergeben müssen, aber das Mädchen hielt sich wacker, dennoch herrschte in ihr plötzliche die Panik. Große Panik kam in ihr hoch und die Welt drehte sich. Das war alles zu viel für sie. Sie wünschte sich ihren Bruder herbei. Sie wünschte sich plötzlich, dass er hier auftauchen würde und ihr half. Es tat ihr alles so leid. Sie hörte plötzlich ein Knacken in der Ferne, der sie erstarren ließ. Elysa schaute auf. Das Mädchen erkannte zwei Personen in der Ferne. Sie standen nahe der kaputten Holztreppe. Eine große Erleichterung kam in ihr auf. Es waren tatsächlich Rick und Alina. Sie waren tatsächlich gekommen. Statt jedoch irgendwie zu reagieren, standen die beiden jedoch völlig bleich und verängstigt dort. Sie starrten Elysa mit weit aufgerissenen Augen aus. Keiner von den beiden brachte ein Ton heraus. Irgendetwas musste Rick und Alina zu Tode erschreckt haben. War es die verwesende Leiche? Sie starrten aber nicht auf den toten Körper. Man konnte sowieso von dort aus nichts erkennen, also was starrten sie nun eigentlich an. Elysa bemerkte, dass die beiden sie direkt anstarrten oder zumindest an ihr vorbei. Das Mädchen wollte den beiden zurufen, aber etwas hielt sie plötzlich davon ab. Sie spürte ein seltsames Gefühl an ihrem Nacken. Beinahe wie ein heißer Atem. Außerdem fühlte sich Elysa zudem auch plötzlich komisch und müde. Aus ihrem Mund lief plötzlich etwas salziges, es schmeckte bitter. Sie fuhr sich über den Mund. Es war Blut. "Wav? Wievo bute iii auu bennn mu........", gab sie undeutlich von sich. Was war mit ihrer Stimme los und wieso konnte sie ihren Körper nicht mehr bewegen. Im nächsten Moment bemerkte Elysa, dass sie gar nicht mehr stand, sondern auf den Knien war. Und plötzlich lag sie. Der Boden war zudem nass. Seit wann war denn der Boden so nass und wieso war er rot? Sie fühlte eine starke Taubheit schnell in ihrem Körper aufsteigen. Elysa konnte nicht einmal mehr schreien. Sie konnte gar nichts mehr. Das Mädchen starrte mit müden Augen den Teppich entlang. Sie erschrak innerlich, als sie etwas undefinierbares neben sich auf den Boden aufkommen sah. Es sah aus wie eine schwarze Krallenhand. Etwas unmenschliches. Diese seltsame Klaue konnte nur einem Monster gehören. Müde sah sie zur Seite und dann entdeckte sie plötzlich das Gesicht einer schwarzen Kreatur. Glühend rote Augen starrten sie an. Bevor Elysa tatsächlich mit letzter Kraft aufschreien wollte, sah sie nur noch ein geöffnetes Maul mit spitzen Zähnen, welche nach ihr schnappten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)