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The Splintered Truth

von

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Die Entführung V --- Entkräftet

[Rick]
 

„Wieder ein Krater!“ Er hörte die Überraschung in ihren Worten.
 

Ihm stiegen bei diesen Worten für einen Moment die Erinnerungen von Tina in den Kopf, wie sie nicht vor allzu kurzer Zeit in einem solchem Krater stand.‚Noch so ein Krater! Ist der… auch von dem Einschlag? Von drei Objekten war die Rede gewesen. Ist also hier auch… so ein Einschlag gewesen?‘ Sein Blick schweifte zu dem verlassenden Gebäude.
 

‚Ist hier auch jemand gelandet?‘ Seine Augen suchten die Umgebung ab, aber er war sich sicher, dass sich dieser jemand nicht hier draußen aufhalten sollte.
 

‚Ist ja sein Gebiet, wahrscheinlich schon längst bei ihm.‘
 

Die Fußspuren neben dem Krater waren nun im Fokus. Rick folgte mit seinen Blicken den Fußspuren von seinen Füßen zum Eingang des Gebäudes. Er suchte die Fußspuren, die aus dem Krater führten, aber plötzlich schüttelte er seinen Kopf.
 

‚Darüber mache ich mir später Gedanken. Ich muss wissen ob… nein… Alina ist mit großer Sicherheit hier.‘ Zusätzlich verrieten ihm die Menge an Fußspuren, dass hier vor kurzem ein paar Personen unterwegs waren. Potenziell konnte er vier Schuhgrößen ausmachen. Der matschige Boden verriet jeden Schritt. Der gepflasterte Weg zum Gebäude war durch die Überwucherung von Wildpflanzen zum Teil auseinandergebrochen.
 

Auch wenn der Drang zu Handeln ihn fast schon magnetisch in das Gebäude zog, sträubte sich sein Körper dagegen. Sein Schädel brummte. Seine Knochen schmerzten. Ein kurzer Moment von anfliegender Müdigkeit störte seine Konzentration. Die anstrengende Woche zollte langsam ihren Tribut. Seine Schultern fühlten sich schwer an. Eine Art Trance versuchte ihn zu übermannen.
 

‚Verflucht.‘
 

‚Ausgerechnet jetzt!‘ Er presste seine Zähne zusammen. Das machte schlechte Laune.
 

Der Müdigkeit zuvorkommend, eilte er zum Haupteingang. Sein Körper reagierte als Antwort mit einem quälenden Stechen im Rücken. Die plötzlichen Bewegungen akzeptierte er nicht so, wie Rick sich das vorstellte.
 

Der Eingang in das Gebäude war ein paar Stufen aufwärts. Die steinernen Stufen waren zwei Meter breit und endeten in einem alten Eisengeländer.
 

Neben dem Eingang war ein alter Geräteschuppen. Hinter dem Schuppen war fast ein Meter Platz bis zur Hauswand.
 

‚Bevor ich Tina mit reinnehme, stelle ich erst einmal sicher was da drin los ist.‘ Er schaute kurz zurück und bemerkte, dass Tina schon hinter ihm stand. Er verwies mit seiner linken Hand zum Geräteschuppen.
 

„Wenn jemand kommen sollte, schreie laut oder eile zurück! Sollte was passieren, renn zu Linda sofort! Ich hole dich ab!“ Tina nickte zögerlich, im Anschluss sah sie ihn unsicher an. Bevor er auf eine Antwort wartete, eilte er zur Tür die Stufen hinauf.
 

Er hörte Schritte hinter sich, wie jemand durch matschigen Boden schlappte.
 

Rick stand nun vor der großen Eingangstür. Eine massive Holztür, die mit Eisenanker an der Wand befestigt war. Die Bauweise des Gebäudes war massiv und auch der Rost hatte noch nicht zugeschlagen. Dafür, dass das Gebäude schon seit einigen Jahr leer stand, wirkte es aus der Nähe nicht so heruntergekommen wie manch andere Gebäude auf der Insel. Vorsichtig drückte Rick die Klinke hinunter und stieß die massive Tür mit einem Ruck auf. Sie schob sich dadurch nur minimal in den Flur. Ein großer Widerstand negierte Ricks Krafteinwirkung auf die Tür. Genervt strich sich der Junge über die Stirn. Er probierte einen zweiten Anlauf. Wieder stieß er gegen die Tür. Ein Quietschen war zu hören und erneut bewegte sich die Tür minimal. Mit all seiner Kraft versuchte er die Tür aufzudrücken. Für ihren optischen Zustand war sie ziemlich schwerfällig. Als die Türe einen kleinen Spalt offenstand, trat er hinein und ein modriger Geruch begrüßte ihn. Während er den aufwirbelnden Staub in der Nase spürte, überkam ihn ein unwohles Gefühl. Es fühlte sich so an, als hätte ihm jemand mit eisigen Händen in das Gesicht gegriffen. Ein Schauder jagte es ihm über seinen Rücken. Erinnerungen kamen hoch. Ein blutender lebloser Körper lag vor ihm auf dem Teppich. Die Hand ausgestreckt in seine Richtung. Die bleichen leeren Pupillen der Leiche starrten ihn an. Panisch riss er die Augen auf und schreckte zurück. Auf dem zweiten Blick war jedoch kein lebloser Körper oder Blut mehr zu sehen.
 

‚Verdammte Scheiße.‘ Schweißperlen liefen ihm die Stirn hinunter. Mit der linken Hand tastete er sich an der Wand ab, bis das Beben in seinem Körper wieder nachließ. Er schaute wieder in die Ferne des Ganges. Bis auf den widerlichen modrigen Gestank und den Staub nahm er nichts mehr anderes wahr. Das Gebäude war nach seiner Einschätzung mindestens zwölf Meter lang und entsprechend breit. Der Gang vor ihm entsprach einer Breite von zwei Meter. Jeweils drei Türen führten zu jeder Seite zu Räumen. Am Ende des Flurs entdeckte er ein Treppenhaus. Die linke Seite führte nach oben und die rechte Seite nach unten. Das Gebäude war mindestens drei Stockwerke hoch, aber wie groß der Keller war, das wusste Rick nicht.
 

‚Da… da hinten!‘ Er brauchte einen Moment, aber er erkannte ein schwacher Lichtschimmer, der von unterhalb des Treppenhauses nach oben strahlte. Als Rick einige Schritte in die Richtung des Treppenhauses ging und seine Hand weiterhin an der Wand entlangführte, spürten seine Finger irgendwann eine Bewegung. Er bildete sich ein, ein Vibrieren zu spüren. Leise atmete er aus und versuchte zu lauschen. Sein Gehör vermittelte ihm ein unscheinbares Brummen, das von irgendwo unterhalb stammte.
 

‚Licht, Vibrieren, ein Brummen…, benutzen die einen Trafo… Bat… Motor? Kond… wie hieß das… ach egal…! Sind da unten!‘ Für einen Moment musste er wieder einen Anflug von Müdigkeit unterdrücken. Die Dunkelheit an diesem Ort verbesserte nicht diesen Zustand. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust. Er war enttäuscht von seinem Körper.
 

‚Verflucht! Nicht jetzt! Ich muss weiter!‘ Mit mutigen Schritten trat er voran in Richtung Treppenhaus. Sein Herz klopfte stark. Weiterer Schweiß perlte sich von seiner Stirn. Er trat plötzlich auf etwas und etwas knackte. Wieder ging ein Schauder über sein Rücken und kurz stockte sein Atmen. Sein Blick wanderte nach unten. Vorsichtig hob er seinen rechten Fuß zur Seite. Reste eines Stuhls befanden sich auf dem Boden. Er hatte mit seiner Bewegung ein kaputtes Holzbein weiter zerteilt. Ein Nagel am Ende des Holzbeines zeigte in seine Richtung. Ganz knapp war er nicht hineingetreten. Er wäre vermutlich durch das Schuhwerk gegangen. Genervt trat er das Holzbein zur Wand.
 

‚Verflucht… ich bin zu unvorsichtig.‘ Sein Körper fühlte sich träger an und seine linke Schulter begann zu Schmerzen. Ein Stechen im Nacken reihte sich mit ein.
 

‚Verdammt nochmal, jetzt nicht!‘ Ein eigenartiges Gefühl machte sich in seinem Körper breit. Es hatte etwas lähmendes.
 


 

Plötzlich war ein entsetzliches Kreischen hinter ihm zu hören. Es klang nicht menschlich, sondern bestialisch, aber aus größerer Entfernung. Zuerst war es leise und unverständlich gewesen, aber schnell hatte es ihn erreicht und war über ihn hinweggefegt. Es hatte einen markerschütternden Hall, der durch Flur fuhr wie ein Windhauch.
 

‚Was war das? Das… klang ja schrecklich!‘ Er atmete langsam aus. Seine Augen suchten den Flur ab, er fand nichts was darauf deutete. Leicht war er in eine Abwehrhaltung gegangen.
 

‚Wieder eine Einbildung? Lässt mich mein Körper so sehr in Stich?‘ Sein Blick galt nun der geöffneten Tür in einigen Meter Entfernung.
 

‚Dieses Geräusch kam doch von draußen?‘ Rick beobachtete das Mondlicht, das durch die offene Tür in den Flur strahlte. Ein eiskalter Hauch legte sich auf ihn. Seine Müdigkeit verflog schlagartig für den Moment, denn ein schrecklicher Gedanke offenbarte sich.
 

Er riss seine Augen weit auf und atmete schockiert ein:
 

‚Oh verdammt! Der Schatten! Dieses Geräusch! Es klang genauso!‘ Panik stieg in ihm auf. Er hatte Tina Draußen gelassen. Schnell stürmte er zum Eingang, aber kurz vor der Tür blieb er stehen.
 

‚Nein… der Schatten taucht nur in der Stadt auf und… es macht keinen Sinn… warum sollte er plötzlich woanders sein? Oder?‘ Mit seiner linken Hand strich er sich den Schweiß von der Stirn. Nervös blickte er zurück zum Treppenhaus. Der Flur war weiterhin leer.
 

‚Haben die das da unten auch gehört?‘ Seine Hand näherte sich dem Türrahmen vor sich.
 

‚Ich sollte nachsehen ob es Tina gutgeht.‘ Rick schob sich zwischen der Tür hindurch. Er blickte über das Treppengeländer hinter den Geräteschuppen. Tina kauerte vor der Wand. Erleichterte Blicke schauten zu ihm auf, aber auch ihre Angst war zu erkennen.
 

„Alles o.k? Komm rein… es ist drin sicherer.“ Es war deutlich zu sehen, dass sie froh war ihn zu sehen.
 

„Verstecke dich drin.“ Prüfend sah er in den dunklen Wald vor ihm. Durch seine Müdigkeit war er sich nicht mehr sicher, was er in der Ferne wahrnahm. Es wirkte alles ein wenig verschwommen. Die Schatten der Bäume schienen zu tänzeln. Sein Verstand ließ ihm glauben Bewegungen in der Ferne wahrzunehmen, die nicht von den Bäumen standen.
 

‚Ich muss… ruhig bleiben.‘
 

Tina war zu ihm die Stufen hochgeeilt.
 

„Das war gerade ein schrecklicher Schrei. Das… ich weiß nicht…, ich habe so was… noch nie gehört.“ Ihre Stimme zitterte.
 

‚Wenn sie das auch gehört hat…, dann… war…, aber…‘, er schüttelte energisch den Kopf.
 

‚Eins nach dem andere. Ich muss mir später darüber Gedanken machen.‘ Rick zeigte mit seiner Hand zur Tür. Tina eilte an ihm vorbei, während sie immer wieder nervös zurückblickte. Rick ließ sie durch den Eingang passieren, bevor er selbst wieder in das Gebäude trat.
 

„Bleib bei der zweiten Tür links stehen. Ich schaue aber erst ob dort selbst nach ob es sicher ist.“ Während Tina sich langsam im Flur an der Wand vorarbeitete und immer wieder zu Rick schaute, blieb der Junge vor dem offenen Spalt stehen. Er bemerkte erst jetzt, wie dunkel es in diesem Gebäude war, denn er erkannte Tina kaum noch in ein paar Meter Entfernung. Nur das schwache Licht in der Ferne ließ ihn überhaupt die Möglichkeit eine Entfernung abzuschätzen. Rick stand nun einen Meter im Flur und betrachtete die Eingangstüre.
 

‚Ich schließe sie nicht…, wer weiß ob wir anders rauskommen.‘ Er wandte sich im Anschluss dem Flur wieder zu. Wieder plagte ihn ein Anfall von Müdigkeit. Die Schwerkraft, die sich auf seinen Körper auswirkte, fühlte sich stärker an. Das Pochen in seinem Kopf wurde schlimmer.
 

‚So schlimm war das ja noch nie. Warum… ausgerechnet jetzt?‘ Die Schulterschmerzen nahmen zu und eine Art Übelkeit stellte sich ein. Er vermied es mit der Nase einzuatmen, um nicht den widerlichen Gestank wahrzunehmen, der im Flur wahrzunehmen war. Rick holte zu Tina auf, die bereits bei der ersten Tür auf der linken Seite angekommen war. Rick legte seinen rechten Zeigefinger an seine Lippen, dann verwies er in die Ferne. Tina schaute in diese Richtung. An ihrem Blick erkannte er, dass sie nicht verstand was er meinte. Rick positionierte sich anschließend neben ihr vor der Zimmertür.
 

„Nein eine Tür weiter sagte ich doch.“ Demütig blickte sie ihn an. Rick wandte sich ab und ging vor. An der zweiten Tür auf der linken Seite des Flurs angekommen, drückte er langsam die Klinke nach unten. Vorsichtig schob er die Tür auf. Sie ging wesentlich leichter auf, als die Eingangstüre und das Quietschen der Scharniere war fast nicht zu hören. Dennoch stieß wieder ein starker modriger Gestank in seine Nase und für einen Moment fühlte er sich von etwas eingehüllt. Unangenehme Erinnerungen kamen hoch. Einzelne Bilder, dessen Zuordnung er schon längst vergessen hatte, aber einen Ort präsentierten, die in ihm eine stärkere Übelkeit hervorrufen. Für einen Moment blickte er in einen endlos langen Flur, der in einer Dunkelheit endete. Eine schwache Stimme, die ihm vertraut vorkam, aber die er nicht zuordnen konnte, rief seinen Namen. Eine komische Mischung aus Sorge und Schmerz plagten ihn. Die Übelkeit wurde stärker.
 

‚Alles in Ordnung?‘ Ihre Stimme beendeten den Albtraum und Rick realisierte, dass ihn wieder nur eine Einbildung geplagt hatte. Der endlose Flur war verschwunden, sowie die Stimme. ‚Das ist nicht zum auszuhalten!‘ Wütend rammte er die Tür auf und erschrak selbst, als dies ein kurzen Knall verursachte.
 

„Verflucht.“ Seine Stimme senkte sich und er wurde ein wenig ruhiger. Das unangenehme Pochen in seinem Herzen verblieb. Die Übelkeit konnte er zurückdrängen.
 

„Alles… in Ordnung? Du wirkst… ein wenig… anders… und blass.“
 

„Ja… das war keine Absicht.“ Rick trat einen Schritt in den Raum. Angestrengt blickt er durch das Zimmer. Er sah nichts besonders. Veraltete Möbel am Rand, ein alter grauer Teppich auf dem Boden. Ein Doppelglasfenster auf der gegenüberliegenden Wand und ein halbes Dutzend Stühle waren zusammengeschoben an der rechten Wand. Das Mondlicht erstrahlte durch das Fenster den Raum ausreichend hell, sodass er grob alles im Raum erblicken konnte. Es gab keine dunkle Ecke, die er nicht einsehen konnte.
 

„Es sieht hier sicher aus.“ Rick trat auf den Teppich und eine kleine Staubwolke stieg hoch. Unangenehm juckte seine Nase. Sein Körper zitterte. Genervt wich er zurück:
 

„Diese verdammte…!“ Er unterdrückte seinen Ausbruch. Ein leichtes metallisches Geräusch war zu hören, wie das einrasten einer Tür. Rick drehte sich verwundert um. Tina hatte die Tür geschlossen.
 

„Äh… ich dachte… für den Moment.“
 

„Verstecke dich hier und renn nicht mehr zu Linda, wenn etwas passiert, solange wir nicht wissen was das da draußen war.“ Er atmete kurz aus. Seine Finger fühlten sich kalt an.
 

„Ja… ich werde mich nicht wegbewegen, aber was ist mit dir? Du machst einen sehr angeschlagenen Eindruck.“ Tina hatte ihre Hände ineinandergelegt und besorgt begutachtete sie Rick. Nervös strich sie ihre Finger übereinander. Er wandte sich ab und ging zur Tür.
 

‚Nicht jetzt.‘ Seine Hand näherte sich der Türklinke, aber er bemerkte sein Zittern, das unnatürlich stark war.
 

„Rick?“
 

Sein Körper zitterte ebenfalls und ihm wurde langsam schwindelig.
 

‚Ich muss… mich… ausruhen. Kurz.‘ Er stützte sich an der Wand ab und setzte sich langsam ab. Zugleich ging Tina zu ihm und versuchte ihn irgendwie zu stützen. Mit gehobener Hand versuchte er einen Abstand zwischen den beiden zu erreichen.
 

„Kannst du für mich die nächsten fünf Minuten auf die Tür aufpassen. Ich muss mich kurz sammeln. Kommt wer den Gang entlang oder etwas anderes passiert, dann weck mich sofort!“
 

„Äh… ja……, aber was… wecken? Ich… ich verstehe nicht ganz? Bist du verletzt? Was… was ist los?“ Rick hatte sich schon hingesetzt und lehnte sich an die Wand. Langsam atmete er ein- und aus. Mit jedem Atemzug wurde er ruhiger. Die Übelkeit nahm ab, das Schwindeln wurde schwächer.
 

‚Nur einen Moment. Ich muss nur kurz runterkommen.‘ Das waren seine letzten Gedanken, bevor er sich in eine angenehme Schwere begab, die ihn schlagartig ergriff und in eine wohlfühlende Atmosphäre zog.



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