Saki-chan von MariLuna ================================================================================ Kapitel 18: 18. Kapitel ----------------------- 18. Kapitel   Vor der Tür wäre er beinahe wieder umgedreht, doch dann gibt er sich einen mentalen Tritt. Er ist schließlich kein Feigling! Außerdem geht es hier um sein Eigentum! Und daher klopft er einmal sehr fordernd an die Tür und tritt auf das daraufhin folgende „herein“ durch dieselbe. Flackerndes Licht vom Fernseher empfängt ihn. Sie sitzen auf dem, was sie so großzügig „Bett“ nennen, und auf dem großen Wandbildschirm läuft irgendein Actionfilm. Bei seinem Klopfen haben sie den Ton leiser gedreht und sehen ihm nun verdutzt und hoffnungsvoll entgegen. Shredder schluckt einmal schwer, strafft dann aber die Schultern, setzt ein betont grimmiges Gesicht auf und steht schließlich mit wenigen großen Schritten vor ihnen. „Ich will mir nur holen, was mir gehört.“ Vielsagend zeigt er auf Kuschel-Pumbaa und das Nashorn-Licht, die noch genau da liegen, wo er sie zuletzt gesehen hat – nämlich neben dem Bett. Als er sich danach bückt, fragt ihn Bebop leise: „Willst du mitsehen?“ Shredder zögert unsicher, doch ein Blick in diese bettelnden Mienen überzeugt ihn. „Na gut. Ausnahmsweise. Macht Platz.“ Mit diesen Worten drängt er sich zwischen sie, und sie folgen seiner Aufforderung nur zu gerne. „Aber nur, bis der Film zu Ende ist“, stellt er dann noch klar – und weiß doch ganz genau, dass es ihm sehr schwer fallen wird, wieder zurück in sein leeres Quartier zu gehen. Rocksteady neben ihm schüttelt den Kopf und legt dabei vielsagend einen Arm um seine Schultern. „Nix da“, bestimmt er, „du bleibst bis morgen früh.“ „Nur diese Nacht noch“, bettelt Bebop auch sogleich. „Bitte. In Erinnerung an alte Zeiten.“ „Diese alten Zeiten sind gerade mal ein paar Stunden her.“ „Bitte.“ Shredder seufzt einmal tief und schwer, aber im Stillen freut er sich. Denn hier zwischen den beiden zu sitzen (oder zu liegen), das verursacht ihm ein angenehm warmes Gefühl. Aber trotzdem... „Jungs, ich will euch nicht stören. Ihr hättet jetzt seit langem mal wieder eine Nacht für euch ...“ „Du störst doch nicht!“ unterbricht ihn Bebop sofort. Seine Hand fasst nach Shredders und hält sie fest, als fürchte er, dieser würde tatsächlich jetzt schon gehen. „Bitte bleib.“ „Okay.“ Ausnahmsweise einmal gibt sich Shredder gerne geschlagen. Langsam rutscht er etwas tiefer, beginnt sich genauso hinzulümmeln wie seine beiden Mutanten, und als Bebop seine Hand wieder loslassen will, ist er derjenige, der fester zupackt. Mit Rocksteadys Arm um seinen Schultern und Bebops Hand in seiner fühlt sich Shredder rundum pudelwohl. Sie haben den Ton wieder aufgedreht, aber nicht zu laut, genau so, wie sie wissen, dass es ihm angenehm ist. Es erinnert ihn an diesen Filmabend – und oh, war das wirklich erst vorgestern? Es kommt ihm vor wie eine Ewigkeit und dann doch auch wieder nicht. In Shredders Mundwinkel schleicht sich ein kleines, melancholisches Lächeln, doch dann schüttelt er diesen nostalgischen Anfall schnell wieder ab. Es kostet ihn erstaunlich viel Mühe. Unwillkürlich rutscht er noch ein wenig tiefer in die Kissen und schaudert leicht zusammen, als er spürt, wie Rocksteady gedankenverloren mit seinem Zopf zu spielen beginnt. Das erinnert ihn wieder daran, wie lang sein Haar geworden ist. Unwillkürlich verzieht er das Gesicht. Er denkt kurz nach, doch – hey, warum nicht? „Würdest du mir morgen die Haare schneiden?“ wendet er sich an das Rhino neben ihm. Der ist beinahe entsetzt. „Bist du sicher? Wär schade drum. Du siehst aus wie ein Samurai.“ Da ist soviel Bewunderung in seinem Blick, dass Shredder unwillkürlich verlegen wird. „Ich schenk dir den Zopf.“, versucht er es mit einem schroffen Tonfall zu überspielen und fügt dann noch neckend hinzu: „Kannst ihn ja zu dem anderen ins Fotoalbum kleben.“ „Nee, den hier trag ich bei mir als Talisman.“ „Wir“, kommt es leise, aber entschieden von der anderen Seite. „Ja, Beeps“, grinst Rocksteady liebevoll, „du bekommst auch was davon ab.“ Shredders Wangen brennen inzwischen, aber alles, was ihm einfällt, ist, stur auf den Bildschirm zu starren und Bebops Hand einmal kurz und fest zu drücken. Zwischen ihnen breitet sich wieder diese angenehme, vertraute Stille aus, so präsent, dass alles, was aus den Lautsprechern schallt, zu einem Hintergrundrauschen degradiert wird. Es hat etwas von einem warmen, weichen Kokon an sich. Shredder spürt, wie ihm die Augenlider immer schwerer werden. „Chefchen?“ Bebops leise Stimme nah an seinem Ohr schreckt ihn wieder auf. Sein Tonfalls klingt beunruhigend zögerlich. Als habe es ihn allen Mut gekostet, ihn anzusprechen. Alarmiert dreht Shredder den Kopf und sieht sich mit einer ernsten, traurigen Miene konfrontiert. Bebop schluckt einmal und muß seine nächsten Worte regelrecht an dem Kloß in seiner Kehle vorbeiquetschen. „Wolltest du das wirklich? Dich … umbringen?“ Er flüstert es fast. Shredder hört und spürt, wie Rocksteady auf seiner anderen Seite den Atem anhält und wie sich Rocksteadys Finger fester in seine Schulter graben. „Ich war vor Schmerzen fast wahnsinnig“, beeilt er sich, sie beide zu beruhigen.. „Ich bin euch dankbar, dass ihr mich aufgehalten habt.“ Und etwas leiser fügt er hinzu: „Und für alles andere auch.“ Es ist beschämend, dass sie diesen Teil von ihm gesehen haben, und er hofft, dass sie nicht weiter bohren. Er weiß nicht, dass Bebop und Rocksteady kurz bevor er an die Tür klopfte, genau über dieses Thema geredet haben. Sie erinnern sich nämlich noch gut an all die kleinen Hinweise, die sie nur nicht zu deuten gewusst haben: die Art, wie er in den Everglades verlorenging (absichtlich, wie sie von Krang inzwischen wissen), seine düsteren Anwandlungen, die Verbissenheit mit der er gegen seinen Körper kämpfte und vor allem jenen Moment, wo er es so deutlich aussprach: „Ich hasse mein Leben.“ Das bereitet ihnen Kummer, vor allem, weil sie wirklich nicht dumm sind. Seit sie ihn kennen, hat Shredder immer auf Risiko gespielt, einige seiner Aktionen waren sogar lebensgefährlich – und das nicht nur für die Turtles. Sie haben es bisher nur nicht erkannt, weil sie selbst immer mitten drin waren und außerdem ging es immer gegen die Turtles oder andere Feinde, (aber hauptsächlich die blöden Panzerrücken), und da schlagen die Emotionen so hoch, da achtet man einfach nicht darauf, ob das jetzt Absicht war, wenn Shredder mal wieder eine Treppe hinunterfiel. Und sie wissen nicht, was sie dagegen unternehmen können! „Wir haben es der Ratte nicht erzählt, das mit dem Skalpell“, wirft Rocksteady herausfordernd in den Raum. Er spürt, wie sich Shredder neben ihm anspannt und lächelt grimmig. Wenn er dachte, sie lassen ihn so leicht davon kommen, hat er sich geirrt. „Das dachte ich mir“, entgegnet Shredder. „Dann hätte er nämlich noch ganz andere Dinge zu mir gesagt.“ Und dann fügt er noch, nach einem kurzen Zögern ein leises „Danke“ hinzu. Für die Dauer einiger Herzschläge herrscht wieder Schweigen zwischen ihnen, doch diesmal ist es ein sehr angespanntes Schweigen. „Wir mögen dich, weißt du“, platzt es schließlich aus Bebop heraus. Er zögert kurz, doch dann rutscht er etwas näher und legt seinen Kopf an Shredders Schulter. „Und ich hoffe, du weißt, dass das der Grund ist, wieso wir bei dir und Krang bleiben. Nicht, weil wir sonst nicht wüßten, wo wir hin sollten, sondern eben, weil wir wissen, wo wir sein wollen. Und das ist bei dir. Das ist, was wir unter Freundschaft verstehen. Und wir wären sehr, sehr traurig, wenn unser Freund, unser bester Freund, sich selbst etwas antut, was nicht einmal Krang mehr rückgängig machen kann.“ Shredder versucht, das Brennen in seinen Augen wegzublinzeln, aber bevor er irgend etwas darauf zu erwidern weiß, bittet ihn Rocksteady inbrünstig: „Mach uns nicht traurig, Saki-chan,“ Das ist zu viel. Er fühlt sich furchtbar schäbig! „Versprochen“, wispert er mit brechender Stimme und räuspert sich dann, verärgert über sich selbst im Allgemeinen und im Besonderen über den Kloß in seinem Hals und diese brennenden Augen. „Es tut mir leid. Ich bessere mich, versprochen! Ich versuch's.“ Und dann platzt es doch aus ihm heraus: „Ich liebe euch, Jungs. Ihr ward die besten Daddys und seid die liebsten Freunde, die man sich wünschen kann!“ Weil ihm das aber doch zu peinlich ist, fügt er noch drohend hinzu: „Aber wehe, ihr sagt jemanden, dass ich das gesagt habe, denn dann hänge ich euch eigenhändig an den Füßen auf. Mit dem Kopf nach unten in einem Ameisenhaufen.“ „Schon klar, Chefchen.“ Rocksteady drückt ihm feixend einen Kuß auf die Wange. „Ich bevorzuge eine Sahnetorte“, erwidert Bebop kichernd. „Eine Marzipan-Sahnetorte.“ „Was bist du?“ neckt ihn Rocksteady. „Ein Marzipanschwein?“ „Du ziehst also Ameisen vor, Nasi? Bist du Rhino etwa jetzt ein Ameisenbär?“ „Der mit dem Rüssel bist du.“ „Bisher hattest du nie etwas gegen meinen Rüssel einzuwenden.“ „Ach, sprechen wir jetzt über deinen Rüssel? Oder über deinen Rüssel?“ „Jungs, echt jetzt?“ mischt sich Shredder ein. „Wo bleibt euer Anstand? Hier liegt ein Minderjähriger.“ „Daran erinnern wir dich, wenn du mal wieder 'nen Sake trinken willst.“ „Nein, Nasi, er hat Recht. Wir wollen doch nicht, dass er uns wieder als Perverse beschimpft.“ „Also pervers ist eher, wer bei dem Wort Rüssel an etwas anderes als Rüssel denkt.“ Shredder grinst nur nachsichtig und lässt die Neckereien seiner beiden Mutanten über sich hinwegrauschen. Anscheinend hatte Rasputin doch recht gehabt mit seiner Einschätzung, wie die beiden zu ihm stehen. Wieso hatte er das nur all die Jahre nicht gesehen, besser gesagt, sehen wollen? Ich war so ein Idiot. Ohne jegliche Vorwarnung öffnet sich plötzlich die Tür und ein großer, unförmiger und sehr wohlbekannter Körper schiebt sich herein. Rocksteady und Bebop verstummen sofort und starren den Neuankömmling genauso verdutzt an wie Shredder. „Haltet die Klappe“, sagt Krang, während er aus seinem Androidenkörper springt, mit drei schnellen Sprüngen über den Boden hoppelt und dann mit großem Schwung direkt auf Shredders Schoß landet. „Haltet ja die Klappe“, droht er noch einmal, während er es sich gemütlich macht. „Keinen Mucks. Ich will den Film sehen.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)