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Saki-chan

von

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10. Kapitel

10. Kapitel

 

„Ich...“

„Nein.“

„Aber ...“

„Ja, aber trotzdem: nein.“

Bebop senkt den Kopf und flüstert ein leises: „Okay.“ Und dann, noch leiser, aber Rocksteady versteht ihn trotzdem: „Er fehlt mir so.“

Der Nashornmutant nickt nur und zieht seinen geliebten Kumpel fester an sich. Dankbar kuschelt sich Bebop an ihn und gemeinsam starren sie an die Zimmerdecke und versuchen, den dringend benötigten Schlaf zu finden.

Vor allem aber versuchen sie, ihren Beschützerinstinkten diesmal nicht nachzugeben.

Sie haben versucht, sich davon abzulenken. Mit Videospielen. Mit Schlaf. Mit Sex. Sie haben es wirklich versucht. Und sind doch regelmäßig gescheitert. Trotzdem, und das wissen sie beide:

Es ist genug. Es reicht. Viermal ist mehr als genug. Aber sie konnten nicht anders. Sie mussten hinübergehen und nachschauen, ob alles in Ordnung war.

Ob es ihm gut ging. Ob er noch lebte.

Ihn nicht neben sich atmen zu hören, seine Wärme, seine Gegenwart zu spüren, das löste in ihnen beiden eine unbestimmte Furcht aus. Dieselbe Furcht, wie sie sie in den Everglades verspürt hatten, als sie nicht wussten, ob sie ihn je lebendig wiedersehen würden.

Also sind sie heimlich hinübergeschlichen (viermal!), um sich mit eigenen Augen zu versichern, dass er da und in Ordnung war.

Und das war er. Natürlich. Auch wenn er sich sehr tief in seiner Decke vergraben hatte. Das war so süß, dass sie beim zweiten Mal den Fotoapparat mitnahmen, um das auf ewig festzuhalten.

Viermal waren sie jetzt schon drüben, inzwischen ist es halb drei Uhr nachts, und es ist wirklich Zeit, damit aufzuhören und einzuschlafen, damit sie fit für einen weiteren Tag mit ihrem Saki-chan sind. Schließlich wollen sie keine Sekunde davon verpassen.

Ganz generell nicht. Aber ganz besonders heute. Denn heute haben sie etwas vor, etwas, von dem sie hoffen, dass es ihrem Saki-chan ein Lachen ins viel zu ernste Gesicht zaubert.

 

 

Unschlüssig steht Shredder, inzwischen stolze 123 Zentimeter groß, auf dem Gang, direkt vor der Tür seiner beiden Mutanten. Er zögert und spitzt die Ohren, doch von der anderen Seite ist kein Laut zu vernehmen. Schlafen die etwa noch?

Er denkt noch einmal darüber nach, beschließt, dass acht Uhr am Morgen keine unchristliche Zeit ist und hämmert dann mit der flachen Hand gegen die Tür.

„Seid ihr schon wach?“

Von der anderen Seite der Tür glaubt er Geräusche zu hören, also wartet er.

Und wartet noch etwas länger.

Sein Geduldsfaden ist heute empfindlich dünn, und so klopft er beim zweiten Mal nicht an, sondern bemüht seinen Fuß und tritt mit voller Wucht gegen die Tür.

Die sich im selben Moment öffnet.

„Guten Morgen.“ Verdutzt starrt Rocksteady auf den nicht mehr ganz so kleinen Jungen hinunter, der da gegen ihn taumelt.

„Moin“, nuschelt Shredder peinlich berührt zurück. Um sein Gesicht zu bewahren, schlingt er ganz schnell seine Arme um Rocksteadys Hüften und drückt sich einmal kurz an ihn. Dass ihm Rocksteady daraufhin in gewohnter Art und Weise durchs Haar streichelt, nimmt er als Kollateralschaden hin.

Aber dann ist Bebop heran, und er hält sich gar nicht damit auf, nur über Shredders Kopf zu tätscheln. Nein, er beugt sich zu ihm herab, nimmt ihn auf den Arm und knuddelt ihn einmal kräftig durch.

Urgh.

„Guten Morgen, Saki-chan! Hast du gut geschlafen?“

„Natürlich“, lügt dieser ohne mit der Wimper zu zucken – aber mit dem Anflug eines schlechten Gewissens.

Die Nacht war unruhiger, als er es sich gewünscht hätte. Sein Quartier, sein geheiligtes Reich, erschien ihm viel zu still und viel zu groß. Viel zu leer und zu kalt. Vor allem sein Bett.

Dazu kam noch die Dunkelheit, nur schwach erhellt von dem Nachtlicht auf seiner Kommode. Es hatte keine große Reichweite – ganz normale Schatten oder Gegenstände wurden so zu Monstern, die nur so darauf lauerten, ihn mit ihren scharfen Krallen einzufangen und an einen noch viel dunkleren Ort als diesen hier zu zerren. Natürlich war das nichts weiter als Einbildung, aber seine Angst war größer als jede Logik.

Er hätte wohl doch nicht anfangen sollen, sein neues Buch zu schmökern. „Es“, der neueste Gruselschocker von diesem aufstrebenden Stern am US-Schriftstellerhimmel war derzeit vielleicht doch nicht die geeignete Nachtlektüre.

Letztendlich hatte er sich mit wild klopfenden Herzen und zitternden Knien zum Lichtschalter vorgetastet und das Deckenlicht eingeschaltet. Und fand dann doch keinen Schlaf. Dreimal ertappte er sich dabei, aus dem Raum gehen zu wollen, hinüber zu Bebop und Rocksteady. Doch er widerstand, drehte sich nur auf die andere Seite und zog sich die Decke über den Kopf.

Fiel er doch einmal in einen unruhigen Schlaf, schreckte er sofort wieder auf, immer mit dem beängstigenden Gefühl, nicht mehr alleine im Raum zu sein. Aber jedes Mal, wenn das geschah und er all seinen Mut zusammenkratzte und unter seiner Bettdecke hervorlugte, stellte er fest, dass er sich das nur eingebildet hatte.

Und er verachtete und hasste sich nur noch mehr für diese kindische Angst.

Also nein, er hatte nicht gut geschlafen.

Aber das kann er ihnen ja wohl schlecht sagen.

„Und ihr?“ fragt er daher ausweichend zurück. Einer unangenehmen Frage weicht man schließlich am Besten mit einer kurzen Antwort und einer schnellen Gegenfrage aus, die den Fokus auf den Gesprächspartner legt.

Bebop und Rocksteady wechseln einen schnellen Blick.

„Gut, danke der Nachfrage“, erwidert Bebop dann, und oh, das ist so offensichtlich eine Lüge, dass Shredder sofort wieder sein schlechtes Gewissen packt.

„Ihr habt mir auch gefehlt“, gibt er daher zu, schlingt – aus einem Impuls heraus – seine Arme um Bebops Nacken und gibt ihm ein kleines Küsschen auf die Wange, bevor er sich dann aus dessen Umarmung windet. Wieder zurück auf seinen eigenen beiden Füßen, nimmt er jeden von ihnen an eine Hand und zieht sie davon, Richtung Küche.

„Ich habe Hunger. Können wir jetzt endlich frühstücken?“

 

 

„Eine Überraschung?“ Skeptisch betrachtet Shredder den Karton, den Rocksteady eben von wer weiß wo holte und auf den Frühstückstisch ablegt, kaum dass Bebop das benutzte Geschirr abgeräumt hat. Er steht nicht so auf Überraschungen. Davon hatte er in den letzten Tagen reichlich.

„Mach's doch einfach mal auf“, fordert ihn Rocksteady breit grinsend auf.

„Ja, mach's auf“, meint auch Bebop.

Shredder will kein Spielverderber sein, und so nimmt er den Deckel von dem Karton, fest entschlossen, über dieses Geschenk begeistert zu sein. Auch, wenn er diese Begeisterung vortäuschen muss.

Er ist zwar kein guter Schauspieler, was so etwas betrifft, doch diese beiden Deppen wird er doch wohl noch täuschen … oh.

Oh!

Unwillkürlich strahlt er bis über beide Ohren, sogar seine Augen leuchten regelrecht auf, als sein Blick auf das fällt, was sich in diesem Karton verbirgt.

„Jungs, das ist...“ ihm versagt glatt die Stimme. Zum Glück bleibt das unbemerkt, denn Bebop fällt ihm sofort aufgeregt ins Wort:

„Wir haben uns auch welche besorgt! Ist das nicht toll? So können wir alle drei gemeinsam-“

„Es war meine Idee!“ unterbricht ihn Rocksteady stolz. „Als ich die Dinger im Schaufenster sah, konnte ich einfach nicht anders. Ich hoffe, sie passen. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, wir haben vorsichtshalber alle Größen genommen, die da waren. Also, wenn die hier nicht passen, hol ich eben die anderen aus unserem Zimmer.“

„Na, Saki-chan?“ Erwartungsvoll starrt Bebop ihn an. „Was sagst du dazu?“

Shredder hat sich wieder einigermaßen gefasst, so dass seine Stimme nicht mehr so verräterisch zittert, aber so sehr er auch um Würde bemüht ist, bekommt er das immer breiter werdende Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht.

„Ich sage: legen wir los, Jungs.“

 

 

Irgendwann, vor langer, langer Zeit, es ist schon ewig her, hat er, beim Anblick der langen, breiten Gänge des Technodromes sich mal dahingehend geäußert, dass man hier glatt ein Rollschuh-Derby veranstalten könnte. Nie hätte er gedacht, dass sich Bebop und Rocksteady diese so arglos dahingeplapperten Worte merken würden. Haben sie aber. Ganz offensichtlich sogar.

Er ist schon lange nicht mehr Rollschuh gelaufen, und Roller Skates noch seltener, aber das macht gar nichts, so etwas ist wie Rad fahren oder schwimmen – man verlernt es nicht.

Nur … naja … etwas genervt schiebt er sich den Helm aus den Augen – mit der Schutzausrüstung für ihn haben es diese beiden Oberdeppen etwas übertrieben. Den Helm versteht er ja noch, aber all diese Ellbogen-, Handgelenk- und Knieprotektoren sind, seiner Meinung nach, doch reichlich übertrieben. Das ist ja fast, als trüge er seine Kampfausrüstung. Fehlt nur noch das Cape.

„Hey, Saki-chan! Träumst du?“ reißt ihn Bebops Lachen plötzlich aus seinen Gedanken. „Ich hab dich gleich!“

Und – wusch! – zieht er an Shredder vorbei, dicht gefolgt von einem breit grinsenden Rocksteady. Unwillig runzelt Shredder die Stirn und legt an Tempo zu. Ha! Glauben die beiden wirklich, sie könnten ihn schlagen? Gut, sie sind größer und haben daher eine vorteilhafte Schrittlänge, mal ganz abgesehen von ihrem Gewicht, aber er hat dafür die bessere Technik!

Und daher dauert es auch nicht lange, und er ist wieder mit ihnen gleichauf.

Vor ihnen macht der Gang eine Biegung. Shredder legt sich noch einmal ins Zeug, bis er einen halben Meter vor seinen beiden schon erheblich schnaufenden Mutanten ist und schneidet ihnen elegant und höchst unfair in der Kurve den Weg ab.

Hinter sich hört er sie fluchen und stolpern, aber nicht das Geräusch von fallenden Körpern, also haben sie sich schnell wieder gefangen. Das hält sie jedoch nicht davon ab, ihm schnell wieder zu folgen.

Shredder grinst nur und läuft noch schneller.

So viel Spaß hatte er schon lange nicht mehr!

 

 

Krang kann nicht fassen, was ihm da seine Kameras melden! Ja, sind die denn wahnsinnig? Die Gänge des Technodromes sind doch keine Rollschuhbahn!

Wütend unterbricht er seine TV-Seifenoper-Session (und, oh dafür werden sie so sehr büßen!) und lenkt seinen schwerfälligen Androidenkörper aus der Kommandozentrale, hinüber zum Fahrstuhl und lässt sich von diesem eine Etage tiefer bringen – dorthin, wo sich außer ein paar bienenfleißiger Reparaturdrohnen niemand aufhält. Die Fahrstuhltüren sind kaum zur Seite geglitten, da klingeln ihm schon die nicht existierenden Ohren von dem ganzen Lärm, den die drei hier veranstalten.

Mit jeder Sekunde immer wütender werdend, stapft er den Gang hinunter, dem Krach entgegen. Er weiß sie hinter der nächsten Biegung, und so ruft er, noch bevor er die Ecke wirklich erreicht hat:

Habt ihr eigentlich den Verstand verloren? Was soll – HUAAAAH....!?

Aus dem Augenwinkel sieht er etwas heransausen, doch noch bevor er reagieren kann, ist es schon heran und prallt gegen ihn. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stolpert Krangs Androidenkörper nach hinten. Erst die Wand stoppt ihn.

Verdammt nochmal!

Gomen nasai, Krang!“ entschuldigt sich da Saki schon. Krang starrt direkt in zwei braune, leuchtende Mandelaugen unter einem verrutschten Helm. Gerade, weiße Milchzähne blitzen hinter einem zu einem vergnügten Lächeln verzogenen Mund und jegliche Rüge bleibt auf halbem Wege stecken. Krang bringt es einfach nicht übers Herz, die so offensichtliche Freude seines Saki-chans zu dämpfen.

„Oh-oh“, meint Saki plötzlich nach einem schnellen Blick über die Schulter. Und dann: „Komm einfach mit, Krang!“

Plötzlich fühlt sich das Gehirn aus der DimensionX an den Tentakeln gepackt und aus seinem schützenden Androiden gezogen.

„Was-? Hey! Saki, was soll... heeeey?“ der Rest seines Protestes erstirbt in einem langem Angstschrei, als Saki ihn sich einfach so über die Schulter schleudert und dann mit großen Schritten wieder Fahrt aufnimmt.

Instinktiv schlingt ihm Krang seine Tentakel um den Hals und klammert sich in Todesangst an ihm fest. Saki lacht nur.

„Wir können sie doch nicht gewinnen lassen, oder Krang?“

Gewinnen? Wen? Im ersten Moment ist Krang verwirrt. Er ist zu sehr damit beschäftigt, nicht herunterzufallen. Aber dann hört er das Surren von sich schnell drehenden Rollen, das scharfe Klacken, wenn diese auf den harten Metallboden aufkommen und das begleitende Geschnaufe, Gegrolle und die drohenden Worte, die ihnen folgen. Er wagt es, einen Blick zurückzuwerfen, und als er sieht, wie dicht die beiden Mutanten schon an sie herangekommen sind, erwacht in ihm ein gewisser Ehrgeiz.

„Schneller Saki-chan! Na los, beeil dich!“

 

 

Sie liefern sich bis zur Mittagszeit eine aufregende Jagd quer durch die beiden unteren Etagen des Technodromes. Abgesehen davon, dass sie die Gänge hier praktisch für sich haben, sind sie auch noch über Rampen miteinander verbunden. Mehr als einmal bleibt Krang dabei zwar das nicht vorhandene Herz beinahe vor Schreck stehen, aber eines muss er seinem Saki-chan zugestehen: der Kleine besitzt eine weitaus bessere Balance als sein erwachsenes Ich. Natürlich stolpert er auch manchmal, aber das eher zum Ende hin, weil seine Beine immer müder werden – und niemals dort, wo es wirklich gefährlich für ihn werden könnte. Letzten Endes handeln sich Bebop und Rocksteady mehr Schrammen und blaue Flecken ein als Saki-chan. Vor allem deshalb, weil sie sich jedes Mal, wenn Saki zu fallen droht, tapfer zwischen seinen kleinen Körper und den harten Boden werfen.

In weiser Voraussicht erklärt Krang das wilde Spiel trotzdem entschlossen für beendet, als Saki das dritte Mal innerhalb von fünf Minuten ins Straucheln gerät. Es ist zwar jedes Mal ein Fest, zuzusehen, wie sich einer der Mutanten heldenhaft vor ihnen auf den Boden wirft, aber sehr viel mehr halten wahrscheinlich auch die robusten Knochen der beiden Deppen nicht aus.

Glücklicherweise ist bald Mittagszeit, somit knurren ihnen tatsächlich die Mägen, und als er ihnen verspricht, dass sie nach dem Essen weiter Roller skaten dürfen – vorausgesetzt, er ist dabei – sehen sie ihn nicht einmal als Spielverderber an.

Krang weiß nicht wieso (vielleicht wird er wirklich langsam weich), aber genau das freut ihn. Und er freut sich, am Nachmittag da weiter zu machen können, wo sie aufgehört haben.

Das heutige Familienfoto zeigt sie in voller Roller-Skate-Montur. Am späten Nachmittag, zum täglichen Gesundheits-Check-up, ist Krang länger damit beschäftigt, die Blessuren von Bebop und Rocksteady zu verarzten als damit, Sakis Fortschritte zu untersuchen.

Und diesem wird zum ersten Mal in aller Deutlichkeit bewusst, welchen Tribut die letzten Stunden seinen beiden Mutanten abverlangt haben.

„Tut mir leid“, entschuldigt er sich, gibt sich einen Ruck und umarmt erst Bebop und dann Rocksteady. Und ergänzt dann, auf deren verdutzte Miene hin: „Ihr seht aus, als hättet ihr mit den blöden Turtles gekämpft. Morgen machen wir etwas anderes, okay? Etwas Ruhiges. Ich kann ja wieder etwas malen...“

„Hat es dir denn keinen Spaß gemacht?“ erkundigt sich Bebop erschrocken.

„Doch. Es war toll“, beruhigt ihn Saki schnell. „Ich wage sogar zu behaupten, das war einer der schönsten Tage in meinem Leben, aber ihr seid doch reichlich lädiert. Das wollte ich nicht.“

Aber das Letzte, was Rocksteady und Bebop von ihm hören wollen, sind solche Entschuldigungen.

„Ach, die paar Schrammen...“, lächelnd wuschelt Rocksteady seinem verjüngten Chefchen in gewohnter Manier durch den dunklen Haarschopf. „Die sind doch gar nicht der Rede wert. Die gehören dazu. Hauptsache ist doch, wir haben uns prächtig amüsiert.“

Zweifelnd schielt ihn Saki von unten her an. „Habt ihr das denn auch?“

„Und wie! Sehr sogar!“ Und um dies zu bekräftigen, beugt sich Rocksteady zu ihm hinab, nimmt ihn hoch und drückt ihn ganz fest an sich. Derart einigermaßen beruhigt, lässt sich Saki diese Behandlung ausnahmsweise einmal protestlos gefallen.

Er beschließt dennoch, ihnen am nächsten Tag etwas Ruhe zu gönnen.

 

 

„Der sieht irgendwie aus wie Idaho“, grinsend fährt Rocksteady mit seiner Zungenspitze die Form eines der größeren blauen Flecken auf Bebops Schulter nach.

Sein bester Kumpel und Lover neben ihm im Bett seufzt wohlig auf und murmelt irgend etwas inkohärentes vor sich hin.

Es geht auf Mitternacht zu, und im Technodrome ist Ruhe eingekehrt. Krang zieht sich jetzt höchstwahrscheinlich die Wiederholungen seiner heute verpassten TV-Soap-Operas zu Gemüte, und Saki schläft (hoffentlich) süß und selig in seinem gegenüberliegenden Quartier.

Und obwohl sich Rocksteady und Bebop tatsächlich wie zerschlagen fühlen, finden sie noch lange keinen Schlaf. Sakis Gegenwart fehlt ihnen genauso wie die Nacht davor.

„Er war glücklich, oder?“ verwandelt sich Bebops Gebrabbel plötzlich in deutliche Worte. „Glaubst du, er war glücklich?“

Genüßlich lässt Rocksteady seine feuchte Nase über Bebops Schulter in dessen Nacken gleiten und platziert dort einen liebevollen Kuss, bevor er nicht ohne angemessenen Stolz antwortet:

„Ja. Ja, ich glaube, er war glücklich.“

„Gut“, seufzt Bebop und schließt die Augen. Und während er sich ganz den erfahrenen Liebkosungen seines Lovers hingibt, kann er nicht umhin, an ihr Chefchen zurückzudenken. Haben seine Augen nicht regelrecht geleuchtet? Nein, so etwas kann man nicht vortäuschen. Selbst Shredder nicht. Rocksteady hat Recht: er war glücklich. Und Bebop versucht sich zu erinnern: Hat Shredder jemals so viel und ausgelassen gelacht wie heute? Und wenn nicht – was er befürchtet – wie können sie das ändern? Und zwar nicht nur jetzt, solange er noch klein ist, sondern auch später, wenn er wieder erwachsen ist?

Plötzlich wird ihm bewusst, dass Rocksteady hinter ihm ganz still geworden ist.

„Was ist?“ Doch da hört er es auch. Es ist nur ein leises Geräusch, fast gar nicht zu hören, und wären sie Menschen, hätten sie es wohl auch überhört. Aber Warzenschwein und Nashorn haben ein empfindliches Gehör.

Es ist ein seltsames Geräusch, aber es kommt direkt aus Saki-chans Quartier.

Zutiefst beunruhigt springen sie aus ihrem Matratzenlager und rennen, nur bekleidet mit ihren Boxershorts, hinaus auf den Gang und sofort in Shredders Raum.

Es dauert eine Weile, bis sie sich an die nur durch das Nachtlicht erhellte Dunkelheit gewöhnt haben.

Doch dann lässt sie der Anblick, der sich ihnen bietet, scharf die Luft einziehen.

„Was macht er da?“ flüstert Rocksteady schließlich nach einigen Sekunden erstaunten Starrens.

„Ich glaube“, meint Bebop nachdenklich, „er schlafwandelt.“

Stumm beobachten sie, wie der kleine Junge vor ihnen weiterhin erfolglos versucht, durch den Wandschrank zu gehen. Natürlich ist die rückwärtige Schrankwand im Wege, und es war dieses Geräusch, das eines kleinen Körpers, der zwar nicht schmerzhaft, aber doch sehr hartnäckig, gegen massives Holz stößt, das sie hierhergelockt hatte.

„Jepp, er schlafwandelt. Eindeutig.“ Und auf Rocksteadys hochgezogene Augenbraue, erklärt Bebop: „Hat meine kleine Schwester auch gemacht.“

„War der Tag doch etwas zu aufregend für ihn?“ gibt Rocksteady leise zu bedenken. „Und was machen wir jetzt mit ihm?“

Bebop schenkt seinem Kumpel nur ein schiefes Lächeln, geht zum Wandschrank hinüber und beugt sich hinein. Behutsam dirigiert er den schlafwandelnden Jungen in die richtige Richtung – nämlich aus dem Wandschrank heraus und geleitet ihn dann vorsichtig und unter gutem Zureden zurück zum Bett.

Rocksteady schaudert bei dem Anblick der Leere in diesen dunklen, geweiteten Mandelaugen unwillkürlich zurück. Er bewundert Bebop, dass dieser dabei so ruhig und gelassen bleiben kann.

In weniger als fünfzehn Sekunden ist der ganze Spuk vorbei und der Kleine liegt wieder sicher unter seiner Bettdecke.

Nachdenklich streichelt er dem schlafenden Kind über den Kopf, während Rocksteady inzwischen den Wandschrank wieder schließt.

„Ach, Scheiß drauf“, flucht Bebop plötzlich leise, schlägt die Decke wieder zurück, nimmt den schlummernden Jungen auf seine Arme und schickt sich an, mit ihm den Raum zu verlassen.

„Beeps...“ beginnt Rocksteady zaghaft, verstummt jedoch, als ihn dessen scharfer Blick trifft.

„Soll er doch morgen deswegen toben“, erklärt der Warzenschweinmutant selbstbewusst. „Das ist mir egal. Aber wenn er bei uns schläft, bemerken wir es wenigstens, wenn er wieder schlafwandelt. Und können Schlimmeres verhindern. Was ist, wenn er das nächste Mal in den Müllschlucker krabbeln will, hm?“

Wo er recht hat, hat er recht, denkt sich Rocksteady, und so nickt er nur, schnappt sich das Nachtlicht und das Kuscheltier und folgt seinem Kumpel.

 

 



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