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Saki-chan

von

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3. Kapitel

 

3. Kapitel

 

Ungeduldig geht Krang in der Kommandozentrale des Technodromes auf und ab. Besäße er einen Körper aus Fleisch und Blut, hätte er schon längst schmerzende Füße und Muskelkater, so lange zieht er hier schon seine Kreise. Er kann es nicht ändern. Er hasst es, aber er kann einfach nicht aus seiner Haut.

Er macht sich so furchtbare Sorgen, dass es fast schon an Lächerlichkeit grenzt.

Denn da gibt es keinen Plan, keinen Etappensieg, den es zu erringen gilt, nichts, was mit seinem großen Meisterplan, der Eroberung der Welt, irgendwie in Zusammenhang steht. Nichts, was diese Reaktion wert wäre! Er kann es nicht einmal damit rechtfertigen, dass er sich um seine Mitstreiter sorgt, denn Mitstreiter sind ersetzbar. Er findet immer und überall jemanden wie Shredder. Und er findet erst recht noch viel fähigere Köpfe als Bebop und Rocksteady. Und doch … und doch ist ihm ganz schlecht vor Sorge.

Und das ist wirklich erstaunlich, immerhin besitzt er keinen Körper, dem schlecht werden könnte!

Immer wieder schweift sein Blick hinüber zur Funkkonsole, und jedes Mal, wenn er sich dabei ertappt, wird er wieder sauer auf sich selbst. Als ob sie sich dadurch schneller melden würden! Er benimmt sich so irrational, das ist so würdelos, so beschämend!

Aber … das letzte Mal, als sie mit ihm in Kontakt standen, da erklärte ihm Rocksteady mit bemüht ruhiger Stimme, dass sie Saki-chan vermissen und ihn suchen und erst zurückkämen, sobald sie ihn gefunden hätten.

Und er … er hockt hier unten herum, zur Untätigkeit verdammt und wird mit jeder verstreichenden Minute nervöser. Und er hasst sich dafür. Wie konnte das passieren? Wie konnte er so leichtsinnig sein und zulassen, dass ihm diese Idioten tatsächlich ans nicht existente Herz wachsen?

Es liegt nur daran, dass Shredder zu einem KIND geschrumpft ist, versucht er sich selbst zu beruhigen. Und nicht einmal ICH bringe es fertig, einem Kind etwas zuleide zu tun. Nur DUMME Usurpatoren sind so grausam.

Trotzdem – entschlossen ballt er einen seiner Tentakel – Saki-chan wird sein Quartier erst wieder verlassen, wenn er wieder groß ist.

 

 

Missmutig schüttelt sich der große, mutierte Frosch den Matsch von den Turnschuhen. Kurz überlegt er, ob er vielleicht besser barfuß gehen sollte, verwirft diese Idee aber schnell wieder. Es wird bald dunkel, und spätestens dann kann man seine Hand vor Augen nicht mehr erkennen, geschweige denn irgendwelche Äste oder Steine oder Dornen, die man sich hier eintreten kann.

„Saki?“ ruft er ohne allzu große Hoffnung. Er glaubt nicht, dass er den Kleinen hier findet, denn dann müsste Saki wirklich sehr schnell sehr weit und vor allem sehr konsequent in die falsche Richtung gegangen sein. Trotzdem sucht Rasputin weiter. So lange, bis er oder einer der anderen ihn gefunden hat. Alles andere könnte er sich nie verzeihen.

„Saki?“

„Hier...“

Beinahe hätte er dieses feine, zarte Stimmchen überhört. Aber – vielleicht hat er es sich auch nur eingebildet?

„Saki?“ ruft er abermals und hält dann den Atem an, den Kopf lauschend zur Seite geneigt.

„Rasputiiiin.“

Links von ihm raschelt es plötzlich im Gebüsch. Ein kleiner, dunkler Schatten huscht daraus hervor und dann umklammern erstaunlich kräftige Ärmchen seine Knie und ein blasses Gesichtchen mit großen, dunklen Augen reckt sich zu ihm empor.

Selbst bei diesen immer schlechter werdenden Lichtverhältnissen kann Rasputin die getrockneten Tränenspuren auf Sakis Wangen erkennen. Kommentarlos beugt er sich zu ihm herab, nimmt ihn auf den Arm und drückt ihn fest an sich.

„Geht's dir gut? Bist du unverletzt?“

Der Kleine schlingt seine Arme so fest um Rasputins Nacken, dass diesem fast die Luft wegbleibt und nickt wortlos. Er zittert am ganzen Leib. Rasputin weiß nicht, ob das an der Angst oder der Kälte liegt, aber ausgekühlt scheint dieser kleine Körper nicht zu sein, denn er strahlt so viel Wärme ab wie eine kleine Heizsonne.

Warmblüter, lächelt der Punk-Frosch bei sich.

„Was dagegen, wenn ich mal schnell melde, dass ich dich gefunden habe?“ fragt er, während er ihn vorsichtig auf einem Arm balanciert und mit der anderen Hand nach seinem Kommunikator fischt. Saki schüttelt wieder nur den Kopf und vergräbt sein Gesicht in Rasputins Halsbeuge. In seinen hektischen Atemzügen zittern viele geweinte und ungeweinte Tränen, und wahrscheinlich ist er deswegen so still: weil er seiner eigenen Stimme noch nicht traut. Vielleicht befürchtet er aber auch, Rasputin würde sich über ihn lustig machen?

Rasputin beschließt, ihn nicht zu drängen. Oder gar mit ihm zu schimpfen – ganz egal, wie gerne er das auch täte. Ihnen allen so große Sorgen zu bereiten!

Schnell meldet er seinem Anführer Attila, dass er ihren Ausreißer gefunden hat, und dieser verspricht, die frohe Botschaft weiterzuleiten. Rasputin beendet das Gespräch schnell, denn im Hintergrund kann er Bebops Stimme hören, und das hätte ihm noch gefehlt, dass der den Kleinen jetzt mit Vorwürfen überhäuft. Saki-chan ist schon verstört genug.

Der Rückweg erweist sich wegen des abnehmenden Tageslichtes immer schwieriger. Obwohl Rasputin zu einer dämmerungsaktiven Spezies gehört, ist seine Nachtsicht nur geringfügig besser als die der Menschen – er ist schließlich keine Katze, verdammt! Und nachdem ein tiefhängender Ast den Jungen auf seinem Arm beinahe erwischt hätte, bugsiert er das Federgewicht auf seinem breiten Rücken und nimmt ihn ab sofort huckepack.

„Danke“, murmelt Saki. Es ist das erste Wort, das er spricht, seit er Rasputins Knie umklammert hat.

„Kein Problem“, grinst der Frosch vergnügt.

„Nein, wirklich“, beteuert Saki. „Vielen Dank.“

„Du hättest doch genauso gehandelt.“

Auf seinem Rücken ist es sekundenlang still.

„Ich weiß es nicht“, kommt es dann zögerlich zurück.

Rasputin versucht, einen Blick über seine Schulter hinweg nach hinten zu werfen, aber der Junge ist zu klein, alles, was er sehen kann, ist ein schwarzer Haarschopf. Außerdem presst Saki sein Gesicht sehr nachdrücklich gegen Rasputins Schulterblätter.

„Du würdest ein Baby allein im Sumpf zurücklassen?“

„Ich bin kein Baby!“

„Dann eben ein Kleinkind. - Und? Würdest du?“

Stille.

„Nein“, murmelt Saki nach einer Weile schließlich widerwillig. „Ich glaube nicht.“

„Ich auch nicht“, bekräftigt Rasputin in entschiedenem Tonfall. Schließlich wurden er und seine Freunde von Shredder ausgebildet, und dabei ging es zwar hauptsächlich, aber eben nicht nur, ums Kämpfen. Vielleicht war sich Shredder dessen nicht bewusst, aber in all seinen Lektionen hat er ihnen immer einen gewissen moralischen Grundkodex vermittelt, etwas, woran er sich selbst auch stets hält. Sonst würde er nicht so oft gegen die Turtles verlieren.

„In etwa vierzig Minuten sind wir bei den anderen“, wechselt er das Thema. „Rocksteady und Bebop werden sich furchtbar freuen, dich zu sehen.“

„Sind sie sehr böse auf mich?“ kommt es leise, fast zaghaft zurück.

„Wenn, dann nur, weil sie sich so große Sorgen um dich machen.“

Zuerst sagt Saki nichts darauf, doch dann seufzt er leise. „Ich bin hingefallen. Meine neue Hose hat ein Loch. Das wird ihnen gar nicht gefallen.“

„Sie werden es verstehen“, tröstet ihn Rasputin geduldig. „Hauptsache, dir ist nichts passiert.“

Saki gibt nur ein unverständliches Gebrabbel von sich und gähnt dann einmal vernehmlich.

„Es dauert nicht mehr lange“, versichert ihm Rasputin belustigt. „Wir sind bald da, und dann bist du auch schnell wieder Zuhause.“

„Zuhause“, wiederholt Saki leise und lacht einmal kurz und überraschend bitter auf. Irritiert runzelt Rasputin die Stirn. Es ist nicht so, dass er dieses Geräusch nicht kennt, nur erschien es ihm niemals so finster.

„Das Technodrome ist tatsächlich mein Zuhause. Das ist irgendwie voll krank, oder? Das Ding ist riesig und dunkel und unpersönlich und es macht mir eine Scheißangst, weil es so groß ist, aber trotzdem habe ich mir in den letzten Stunden so sehr gewünscht, ich wäre da. Mein Zuhause. Mit Krang als Oberaufseher. Wie kann ich das als Zuhause betrachten? Das ist doch absolut krank.“

„Nun, ich finde das sehr verständlich“, beruhigend tätschelt Rasputin eine der kleinen Händchen, die sich an seinen Schultern festklammern, „man ist immer da Zuhause, wo die Familie ist.“

„Ich sagte doch: das ist total und absolut krank.“

Rasputin grinst nur. „Was ist daran krank? Ich weiß nicht, wie das mit Krang ist, aber ich weiß, wie sehr du Rocksteady und Bebop magst und die beiden mögen dich auch.“

Als Saki daraufhin nichts antwortet, fährt er unbeirrt fort, und er ist so froh, sich das endlich einmal von der Seele reden zu können:

„Erinnerst du dich noch, wie eifersüchtig sie waren, als du uns trainiert hast? Ob wir wollten oder nicht, wir standen ständig mit ihnen in Konkurrenz um deine Gunst. Und doch standen sie bei dir immer an erster Stelle. Das war eindeutig. Jeder von uns hat es gesehen. Nur sie nicht.“

Oh ja, Rasputin erinnert sich noch daran, als sei es erst gestern gewesen und nicht schon ein halbes Jahr her. Und auch der kleine Stich in seiner Herzgegend ist noch derselbe. Rivalitätsdenken in dieser Form war ihm und seinen Freunden bis zu diesem Tage fremd, und sie standen diesen Gefühlen sehr hilflos gegenüber. Letztendlich reagierten sie, indem sie sich noch mehr anstrengten, lechzend nach einem Lob von ihrem Sensei Shredder.

Und bis heute verehren sie ihn. Heimlich. Niemand darf das wissen, schon gar nicht die Turtles oder Splinter. Sie würden es nicht verstehen.

Aber - Shredder war der erste, der sie nicht wie Monster behandelte!

Auch wenn er sie manipuliert und für seine eigenen Zwecke ausgenutzt hat, so war er doch immer freundlich zu ihnen.

Er hat ihnen Namen gegeben.

Er gab ihnen eine Identität, brachte ihnen Worte und Zahlen bei und behandelte sie als die Individuen, die sie waren und immer noch sind.

Und das bedeutet Rasputin sehr viel, und er weiß, dass dasselbe auch für Attila, Dschingis und Napoleon gilt.

„Die beiden Idioten haben nur keinen Ort, wo sie sonst hingehen sollen“ grummelt Saki auf seinem Rücken. „Das bedeutet noch lange nicht, dass sie mich mögen. Aber das macht nichts, ich mag sie nämlich auch nicht.“

Rasputin verbeißt sich ein Lachen. „Bist du dir da wirklich ganz, ganz sicher?“

„Klar. Niemand mag mich.“

„Doch. Ich mag dich.“

„Du bist ein wirklich dummer, dummer Frosch.“

Doch Rasputin schmunzelt nur nachsichtig und nimmt die Beleidigung kommentarlos hin, denn er spürt, wie Saki seine Wange gegen seinen Rücken reibt, und er spürt auch, wie es an dieser Stelle plötzlich feucht wird. Und dann hört er dieses leise Schniefen und tut so, als wäre alles, was er hört, die nächtlichen Geräusche der Everglades um sie herum.

 

 

Im gelblichen Licht von einem Dutzend in die Erde getriebenen Leuchtstäben stehen sie in der Nähe des Transportmoduls, dort, wo sie Saki zuletzt gesehen haben, und das Warten zehrt an ihren Nerven. Die drei Punk-Frösche hocken in der Nähe im Gras oder auf einem umgestürzten Baumstumpf und sind wesentlich gelassener. Sie lassen sie nicht aus den Augen, und so ungern sie es zugeben wollen – diese Anteilnahme tut genauso gut wie ihre Freundlichkeit, die sie ihnen gegenüber bisher gezeigt haben.

Bebop wagt es kaum zu atmen. Unablässig mit den Händen wringend, starrt er auf jenen Teil des Dickichts, aus dem Rasputin jeden Moment kommen sollte. Zusammen mit Saki-chan.

Obwohl ihr Saki-chan unverletzt sein soll, kann Bebop nicht umhin, sich immer noch Sorgen zu machen. Er wird nicht zufrieden sein, bis er sich mit eigenen Augen davon überzeugt hat und den Kleinen wieder in seinen Armen hält.

„Hey.“ Rocksteady hat dieses Elend lange genug mitangesehen. Sanft legt er seine Hände um Bebops und zwingt sie dadurch, endlich stillzuhalten. „Es wird alles gut.“

Er lehnt sich etwas nach vorne, bis seine Nüstern Bebops Wange berühren und verharrt dann in dieser Position.

Bebop holt einmal tief und zitternd Atem und lehnt sich dankbar in diese Berührung hinein.

„Ich weiß nicht, was ich tun werde“, murmelt er hilflos. „Ich weiß, es ist nicht seine Schuld, aber … oh Gott, Rock, bitte, halt mich zurück, ja? Ich will ihm nicht wehtun, aber ich bin so wütend... er hätte gar nicht erst mitkommen dürfen. Und dann rennt er auch noch in die total falsche Richtung.“

„Alles wird gut“, wiederholt Rocksteady nur, während er ihre Finger miteinander verschränkt.

Und dann knackt und raschelt es im Gebüsch und eine unförmige Gestalt schält sich aus der Dunkelheit und hat kaum den Lichtkreis betreten, da stürzt sich Bebop auch schon auf ihn.

„Saki-chan!“

Er reißt ihn regelrecht aus Rasputins Armen, um ihn dann ganz fest an sich zu drücken.

„Saki. Sakisakisaki...“ Er wiederholt seinen Namen immer wieder und wieder, wie ein Mantra. Eigentlich will er so viel mehr sagen, doch das ist alles, was er hervorbringt.

Er drückt ihn an sich, spürt die Wärme dieses kleinen Körpers, spürt, wie er atmet und zieht seinen Geruch tief in seine empfindliche Nase. Saki riecht nach Erde und Wasser wie alles hier, aber auch schwach nach Citronella und Salz, und Bebop hat nie etwas Schöneres gerochen.

„Bebop...“ aufschluchzend schlingt Saki seine Arme um Bebops Nacken und schmiegt sich überglücklich an ihn. Auch er atmet Bebops vertrauten Geruch tief in seine Lungen, und obwohl Bebops Umklammerung – denn nichts anderes ist es – allmählich unbequem wird, gibt es für ihn im Moment nichts Schöneres. Außer vielleicht...

„Hey, kleiner Fratz.“ Rocksteady ist heran und zieht sie beide an seine breite Brust.

Saki nimmt einen Arm von Bebops Hals und legt ihn stattdessen um Rocksteadys Nacken, hebt seinen Kopf aus Bebops Weste und drückt seine Nase nun in Rocksteadys gelbes T-Shirt.

„Es tut mir leid.“ All die Angst und Panik der letzten Stunden, die Einsamkeit, entladen sich in den Tränen, die nun unkontrolliert aus seinen Augen schießen. „Ich wollte das nicht. Es tut mir leid.“

„Schsch, alles okay...“

Aber so sehr die beiden auch versuchen, ihn zu beruhigen, will es ihnen nicht gelingen. Es ist, als wäre ein Damm gebrochen und Saki hörte nicht eher auf zu weinen, bis das ganze Meer dahinter ausgelaufen ist.

Mit unerwarteter Inbrunst schluchzt der Kleine abwechselnd mal in Rocksteadys und mal in Bebops Shirt, und er versucht immer wieder etwas zu sagen. Irgendwann bringt er es doch stockend und mit brechender Stimme hervor:

„Es tut mir so … so leid. Meine Hose … ich bin hingefallen... jetzt ist sie kaputt... es tut mir leid....“

„Was interessiert uns deine Hose?“ lacht Bebop auf, und es klingt erleichtert und hysterisch zugleich. „Fuck off diese blöde Hose!“

„Wir klauen dir eine neue“, schmunzelt Rocksteady, gibt Saki einen Kuss auf die Stirn und drückt ihn und Bebop wieder etwas fester an sich. „Hauptsache, dir ist nichts passiert.“

Überraschenderweise bringt das Saki nur noch heftiger zum Weinen.

Es dauert ein paar Minuten, bis die letzten Tränen versiegt sind, und bis dahin hat er sich so hart daran verschluckt, dass er einen Schluckauf bekommt.

Plötzlich fällt Rocksteady etwas auf.

„Oh, verdammt...“ fluchend legt er seine Hand auf Sakis Stirn und mustert ihn prüfend. „Du bist zu warm. Bist du sicher, dass es dir gut geht?“

Sakis Augen sind groß und fragend. An seinen Wimpern hängen noch ein paar Tränen und seine Wangen sind nass und rot. Aber jetzt fragt sich Rocksteady, ob diese Farbe nicht einen anderen Grund hat.

„Warm?“ beunruhigt berührt Bebop mit seiner empfindlichen Schweineschnauze Sakis Stirn. Dieser zuckt kurz zusammen und zieht seinen Kopf weg.

„Das ist – hicks - kalt“, beschwert er sich, und meint dann im selben Atemzug an Rocksteady gewandt: „Ich bin okay.“

„Du hast Fieber!“ widerspricht ihm Bebop und funkelt dann den nur ein paar Schritte entfernt stehenden Rasputin anklagend an. „Du hast gesagt, er sei in Ordnung!“

Betreten zuckt Rasputin mit den Schultern. „Mir ist nichts aufgefallen. Ehrlich.“ Doch dann erinnert er sich, was er dachte, als er den Kleinen zum ersten Mal auf den Arm nahm. „Ich bin ein Kaltblüter, für mich sind alle Warmblüter kleine Sonnen. Ich erkenne den Unterschied nicht, wenn ihr krank werdet.“ Woher auch? Er und die anderen Punk-Frösche haben so gut wie keinen Kontakt zu Säugetieren.

„Nicht – hicks - schimpfen, Bebop“, bittet Saki, immer noch hicksend, greift nach Bebops Nasenring und zupft daran. Normalerweise packt er ihn und Rocksteady immer an den Ohren, um sie zurechtzuweisen, aber das ist jetzt nicht in greifbarer Nähe. Der Nasenring schon. „Das ist bestimmt nur – hicks – weil ich zahne. Hicks. Guck.“ Er öffnet weit den Mund und führt Bebops Finger in seinen Mund, damit dieser selbst ertasten kann, wie geschwollen sein Zahnfleisch ist. „Mir – hicks - geht’s gut, ehrlich.“

Bebop ist nicht wirklich überzeugt, aber er hört auf, Rasputin mit seinen Blicken zu erdolchen. Er entschuldigt sich sogar bei ihm – wenn auch erst nachdem Saki noch einmal vorwurfsvoll an seinem Nasenring gezogen hat.

„War nicht so gemeint. Ich bin dir ja dankbar, dass du ihn gefunden hast.“

Rasputin winkt nur lächelnd ab.

„Ja, danke! Du bist mein Held!“ strahlt Saki ihn an.

Und er meint das todernst. Doch der feierliche Ausdruck auf seiner Miene wird schnell von seinem herzhaften Gähnen zerstört.

Die „Erwachsenen“ um ihn herum sehen das als ein Zeichen zum Aufbruch.

 

 

Sie haben zwei Transportmodule, die zurück ins Technodrome müssen, aber sie haben nur einen Saki. Deshalb haben sie es ausgelost.

Lächelnd betrachtet Rocksteady den schlafenden Jungen in seinem Arm. Glücklicherweise braucht er nur eine freie Hand, um das Transportmodul zu steuern, denn um nichts in der Welt könnte er es über sich bringen, den Kleinen auf einen der anderen Sitze zu verfrachten.

Die letzten Stunden waren die Schrecklichsten seines ganzen Lebens, ihn jetzt endlich wieder zu haben, erfüllt ihn mit so viel Erleichterung, dass ihm tatsächlich die Tränen kommen. Etwas verspätet vielleicht, aber er weint grundsätzlich nicht im Beisein anderer. Außer Bebop natürlich. Aber der hatte genug mit seinen eigenen Emotionen zu kämpfen.

„Ich wünschte, du würdest so klein bleiben“, murmelt Rocksteady und streicht seinem Saki-chan zärtlich über den dunklen Haarschopf. Der gibt einen kleinen Seufzer von sich und kuschelt sich im Schlaf noch enger an ihn. Der Griff seiner kleinen Fingerchen in Rocksteadys Hemd ist beeindruckend fest. Als würde auch er ihn nie wieder loslassen wollen.

Während er ihn so mustert, weicht der bisher so entspannte, glückliche Ausdruck in Rocksteadys Gesicht plötzlich einer besorgten Miene. Jetzt, bei voller Beleuchtung, kann er es deutlich erkennen: Sakis Wangen sind hochrot. Und als er diesmal prüfend seine Stirn berührt, ist er sich nicht mehr so sicher, ob das noch nur erhöhte Temperatur oder doch schon ein ausgewachsenes Fieber ist.

Vorsichtshalber fährt er etwas schneller.

 

 

 

„Da seid ihr ja endlich!“ schnauzt Krang sie an, als sie aus dem Transportmodul klettern.

Doch dann wird er plötzlich ganz still, als sein Blick auf das schlafende Kind in Rocksteadys Armen fällt. Für den Bruchteil einer Sekunde wird seine Miene merkwürdig weich. Doch er hat sich schnell wieder unter Kontrolle.

„Der da“, vielsagend und zugleich sehr vorsichtig tapst er Saki mit einem Tentakel an die Wange, „hat Stubenarrest.“

Er zögert kurz, und dann verengen sich seine Augen misstrauisch, während sein Tentakel von Sakis Wange hoch zu dessen Stirn gleitet. Lange, sehr lange Zeit sagt er gar nichts und starrt Rocksteady nur eindringlich an.

Dann sagt er nur drei einfache Worte:

„Krankenstation. Aber dalli.“

 

 



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