Smallville-Expanded - 06 von ulimann644 (Divergence) ================================================================================ Kapitel 5: Resignation ---------------------- 5. RESIGNATION Christian betrat das Büro des Sheriffs und sah sich interessiert um. Bis zu einem gewissen Grad sah es gemütlich aus, etwas, womit der Junge nicht unbedingt gerechnet hatte. Nancy Adams, die seine Blicke auffing erkundigte sich heiser bei ihm: „Hatten Sie ein finsteres, spartanisches Verhörzimmer erwartet?“ „Offen gesagt, ja.“ Christian von Falkenhayn wartete, bis die Polizistin ihre Jacke an einen altmodischen Kleiderständer gehängt und hinter ihren Schreibtisch gegangen war, bevor er, auf eine knappe Geste ihrerseits hin, Platz vor dem wuchtigen Möbelstück nahm. Zunächst ihren Schlagstock auf die Platte des Schreibtisches legend, setzte Nancy Adams ihren Hut ab, legte ihn daneben und setzte sich dem Jungen gegenüber auf die Kante ihres breiten Ledersessels. Vorgebeugt, die Arme auf die Tischplatte gelegt, faltete sie ihre Hände und sah den blonden Jungen eindringlich an. Nancy Adams wusste um die Wirkung dieses Blickes, und so sagte sie einen langen Moment lang gar nichts, bevor sie sich räusperte und fragte: „Sie müssen mir mal erklären, wie Sie es fertigbrachten, einen bewaffneten Mann zu überwältigen, Mister Von Falkenhayn. Oder sollte ich Sie vielleicht doch lieber Chris Falken nennen? In der letzten Zeit kommen ahnungslose Bürger dieser Stadt da etwas durcheinander.“ Christian spürte ein leises Magengrummeln bei dem Tonfall der Polizistin, und begann zögernd davon zu berichten, was sich vor dem TALON ereignet hatte. Wie er dabei den Gangster überwältigt hatte, stellte der Junge dabei wohlweislich etwas anders dar, als es sich tatsächlich zugetragen hatte. Nachdem er geendet hatte, sah ihn Nancy Adams forschend in die Augen. Dann lehnte sie sich abrupt im Sessel zurück, legte ihre Hände auf die Sessellehnen und meinte verdrießlich: „Sie und Clark Kent. Wenn ich es nicht besser wüsste, Mister Von Falkenhayn, dann könnte ich glatt vermuten, Sie beide seien Brüder. Denn egal was hier in Smallville schief geht: Einer von Ihnen scheint immer in der Nähe zu sein.“ Christian war überrascht von dieser Eröffnung. Doch er schwieg beharrlich. Die Polizistin wechselte abrupt das Thema. „Wissen Sie: Letztes Jahr, bei dem Überfall auf Alicia Sterling in der verlassenen Gießerei, da hatte ich nachher den Eindruck, dass mir Clark Kent nicht die ganze Geschichte erzählt hat. Vielleicht können ja Sie Licht in das Dunkel der damaligen Ereignisse bringen?“ Christians Erstaunen war nicht gespielt, als er entgegnete: „Wie kommen Sie darauf?“ Nancy Adams lächelte humorlos. „Nun, Mister, damals fanden meine Leute ein Messer am Tatort. Es befand sich Blut am Messer. Mister Kent und Miss Sterling wiesen keine Verletzungen auf, die von einem Messer herrührten, und die Blutgruppe passte zu keinem der drei Täter, die ich damals verhaftet hatte. Die Waffe konnte damals auch nicht seit längerer Zeit am Tatort gelegen habe, denn das Blut an der Klinge war noch feucht. Es war eine ziemliche Menge Blut. Muss sehr schmerzhaft gewesen sein.“ Unbewusst griff sich Christian mit der linken Hand an seine rechte Schulter. Als er es merkte ließ er die Hand schnell wieder sinken. Sheriff Adams´ Blicke sprachen Bände, als sie, etwas breiter lächelnd hinzufügte: „Die Blutgruppe des Blutes am Messer ist übrigens selten. Es handelte sich um Blut der Gruppe AB-Negativ. Ach - welche Blutgruppe besitzen Sie, Mister Von Falkenhayn?“ Der Junge schloss kurz die Augen und seine Hände verkrampften sich um die Lehnen des Stuhls, auf dem er saß. Sie wusste Bescheid, das war ihm klar, doch die Tatsache, dass sie nie deshalb bei ihm aufgetaucht war ließ tief blicken. Christian traf eine Entscheidung, als er seine Augen wieder öffnete: „Ich war dort, und ich war es, der Alicia gerettet hat. Doch zum damaligen Zeitpunkt konnte ich nicht riskieren durch eine solche Tat aufzufallen, Sheriff. Darum bat ich Clark Kent darum, dass er die Rettung auf seine Kappe nimmt.“ Nancy Adams nickte in Gedanken, so als habe sie mit einer ähnlichen Darstellung der Ereignisse gerechnet. Sie ging jedoch zunächst nicht weiter auf dieses Thema ein, sondern fragte den Jungen überraschend: „Wissen Sie, wie oft der Stellvertretende Oberstaatsanwalt von Metropolis schon in meinem Büro war?“ Der Junge sah die Polizistin fragend an und zuckte mit den Schultern. Nancy Adams grinste schief. „Genau einmal, Mister Von Falkenhayn. Sehen Sie, ich bin vielleicht eine Polizistin, die auf dem Land ihren Dienst versieht, aber ich lasse mich nicht für Dumm verkaufen. Also fing ich damals an zu recherchieren. So überprüfte ich, aufgrund des Messerfundes, auch alle umliegenden Krankenhäuser, und Sie können sich sicherlich meine Überraschung vorstellen, dass Ihr Name auftauchte, als ich im EDGE-CITY-MEMORIAL nachfragte. Da der hiesigen Polizei keine Daten über Sie vorlagen fragte ich einen Freund, beim FBI, ob er mir Informationen geben kann. Bereits einen Tag später war der Stellvertretende Oberstaatsanwalt in meinem Büro, und mein Junge, eins kann ich Ihnen sagen: Ich habe schon einige Male erlebt, dass gemauert wird, aber nicht so schnell und so nachhaltig mahnend. Ihre Familie verfügt über gute Verbindungen, so wie es scheint.“ Sich unwohl in seiner Haut fühlend wich Christian dem Blick der Frau aus. „Es tut mir leid, dass dieses Täuschungsmanöver nötig war, Misses Adams. Hätten die Dinge damals anders gelegen, dann...“ „Das glaube ich Ihnen“, würgte die Frau seine Beteuerung ab. „Sie stehen hier auch nicht unter Anklage, sonst wären sie längst wirklich in einem unserer spartanischen Verhörräume, so viel ist sicher.“ Fast erleichtert wirkend beugte sich Nancy Adams wieder vor und senkte ihre Stimme ab. „Sie haben damals das Richtige getan, und deshalb verfolge ich diese Angelegenheit auch nicht weiter. Aber eins lassen Sie sich sagen: Wenn ich Sie dabei erwischen sollte, dass Sie hier den Rambo herauslassen, dann wird unser nächstes Zusammentreffen kein Vergnügen.“ Christian nickte, aufrichtig zerknirscht. „Das werde ich nicht.“ „Dann sind wir hier fertig, Mister Von Falkenhayn. Übrigens: Mein herzliches Beileid, zu Ihrem kürzlichen Verlust. Ich habe es durch die Nachrichten erfahren.“ Die Frau dankbar ansehend lächelte der Junge schwach. „Wie kommen Sie nun zum Krankenhaus?“, erkundigte sich Nancy Adams unvermittelt. „Ich nehme an, sie wollen wissen, wie es Samantha Collins geht?“ „Ja. Ich denke, ich werde ein Taxi nehmen.“ Die Frau erhob sich aus ihrem Sessel. „Unsinn, ich werde Sie hin fahren. Ich möchte ohnehin mit dem behandelnden Arzt sprechen, und außerdem selbst erfahren, wie es dem Mädchen geht.“ „Danke, Sheriff.“ Die Polizistin zog sich ihre Jacke an, steckte den Schlagstock wieder in den Gürtel und setzte ihren Hut auf. „Na, dann kommen Sie mit, junger Mann.“ Sie verließen das Departement und der Junge war erleichtert, als sie zum Streifenwagen schritten. Zugleich kehrte jetzt, da etwas Ruhe einkehrte, die Sorge um das Leben von Samantha wieder zurück. Besorgt fragte er sich, was mit dem ungeborenen Kind war, und sein Magen begann sich scheinbar zu drehen. Es dauerte nicht lange, bis sie das SMALLVILLE-MEDICAL-CENTER erreicht hatten. Neben einander betraten sie das Krankenhaus, und Nancy Adams erkundigte sich nach dem Mädchen. Erst jetzt erahnte der Junge, warum die Polizistin wirklich mitgekommen war. Er selbst war kein Angehöriger der Familie, und man hätte ihm möglicherweise gar keine Auskünfte gegeben. Nur am Rande bekam Christian mit, dass Samantha noch immer operiert wurde, und eine eisige Hand schien nach seinem Herzen zu greifen. Ihm wurde schlecht, bei dem Gedanken daran, dass es Samantha vielleicht nicht schaffen würde. Was dann? Dem Jungen schwindelte bei diesem Gedanken. Zumal ihm Alicia, in diesem Fall, ganz bestimmt bittere Vorwürfe machen würde, weil er Samantha nicht hatte beschützen können. Diese Vorwürfe machte er sich ja selbst bereits. Doch viel wichtiger war: Samantha durfte einfach nicht sterben. Innerhalb des letzten Jahres war sie zu einer guten Freundin geworden. Eine gute Freundin, an deren Freundschaft ihm sehr viel lag. Er hatte nie Geschwister gehabt, und Samantha war für ihn so etwas, wie die Schwester, die er nie hatte. Im Wartebereich der zweiten Etage trafen Nancy Adams und Christian von Falkenhayn auf Clark Kent. Während die Polizistin dem Schwarzhaarigen lediglich zu nickte und ihn prüfend musterte, schritt Christian schnell zu dem Freund und fragte: „Weißt du schon etwas?“ Clark Kent schritt mit Christian, außer Hörweite des Sheriffs, zum Fenster und zupfte sich bedeutungsvoll am Ohrläppchen. „Ich bekam eben mit, dass Samantha offensichtlich außer Lebensgefahr ist. Mehr habe ich bisher nicht mithören können. Ich habe bereits telefonisch ihre Eltern informiert. Sie waren wohl in Granville.“ Christian schluckte und nickte nur unmerklich, damit Sheriff Nancy Adams nicht am Ende aufmerksam wurde. Laut sagte er: „Ich hoffe, dass die Ärzte alles in ihrer Macht stehende für Samantha und das Kind tun werden.“ Clark nickte mit traurigem Blick. „Ja, das hoffe ich auch. Im Moment können wir nur abwarten, und das beste hoffen, Chris.“ * * * Nur wenige Minuten nachdem Christian mit Nancy Adams im Krankenhaus eingetroffen war, erschienen die Eltern von Samantha im Krankenhaus. Beide begaben sich direkt zu Christian und Samanthas Vater fragte erregt: „Wie konnte das passieren? Wer hat das meiner Tochter angetan, Chris?“ Christian, der bereits ein paar mal, zusammen mit Alicia und Neil, bei den Eltern von Samantha gewesen war, schluckte und berichtete davon, was sich vor dem TALON zugetragen hatte. Gleichzeitig kam Nancy Adams hinzu und stellte sich zu Carol Collins, die sich mit einem Taschentuch die Nase schnäuzte. Dabei sagte die Polizistin rau: „Ihre Tochter wurde sehr schnell ins Krankenhaus eingeliefert. Das bedeutet, dass die Chancen für Ihre Tochter sehr gut stehen. Wäre sie allein unterwegs gewesen, dann hätte es schlechter ausgesehen.“ Christian blickte Nancy Adams dankbar an. Während es die Polizistin nun übernahm mit den Eltern von Samantha zu reden, fragte Christian Clark leise: „Hast du auch Alicia verständigt?“ „Nein, ich dachte das würdest du erledigen.“ Christian schloss kurz seine Augen. Das hatte ich in der Aufregung, und nach der Befragung durch Nancy Adams, ganz vergessen. Ach, und Clark: Der Sheriff weiß, dass ich es war, der Alicia damals gerettet hat, in der alten Gießerei. Nur, falls Sie dich darauf ansprechen sollte. Sie fand damals das Messer, mit dem mich einer der Gangster verletzte.“ Als Clark ihn erschrocken ansah, fügte Christian schnell hinzu: „Sie will das Ganze nicht weiter verfolgen, Clark. Ich denke, sie ist froh, dass die drei Kerle damals aufgehalten wurden, egal ob nun von dir oder von mir.“ Clark Kent nickte in Gedanken. „Sonst wäre sie vermutlich längst aktiv geworden.“ Christian atmete tief durch und begann nach seinem Handy zu kramen. „Das denke ich auch, Clark.“ Dem Deutschen schlug das Herz bis zum Hals, als er die Kurzwahltaste für Alicias Handy drückte. Unruhig wartete er ab und die Zeit schien sich bis in die Ewigkeit auszudehnen, bevor nach dem vierten Klingelton eine wohlvertraute Stimme fragte: „Was gibt es Chris?“ „Es geht um Samantha. Sie befindet sich momentan im SMALLVILLE-MEDICAL-CENTER und wird operiert.“ Am anderen Ende der Verbindung blieb es für einen langen Moment still, bevor Alicia fragte: „Was ist denn passiert? Wie geht es Samantha und dem Kind?“ „Komm bitte ins Krankenhaus, dann erkläre ich dir, was passiert ist. Das möchte ich nicht so unpersönlich, über das Handy, erledigen.“ Es dauerte erneut einen Moment, bis Alicia sagte: „Ich bin unterwegs.“ * * * Christian hatte sich etwas von den übrigen Anwesenden abgesondert, als sich die Türen des Aufzugs öffneten und Alicia die Kabine verließ. Mit raschen Schritten kam das Mädchen, für das sein Herz noch immer unvermindert heftig schlug, auf ihn zu. Als sie ihn erreichte blieb sie stehen und fragte: „Was ist mit Sam? Der Junge überlegte, wie er Alicia erklären sollte, was passiert war. Dabei wappnete er sich gleichzeitig gegen die Vorwürfe, die sie ihm fraglos machen würde. „Samantha und ich trafen uns heute Abend, gemeinsam mit Lana und Chloe zum Lernen im TALON. Als Sam und ich, als Letzte, das TALON verließen wurden wir von einem bewaffneten Gangster überfallen. Wir wollten ihm unser Geld geben, doch dann drehte der Typ plötzlich durch und fing an zu schießen. Er traf Sam in den Bauch.“ Christian verstummte und wartete auf das, was nun folgen würde, doch zu seiner Überraschung reagierte Alicia anders, als erwartet. Das Mädchen blickte ihn erschrocken an und flüsterte: „Mein Gott, wie geht es Samantha und dem Kind? Werden sie überleben?“ „Die Ärzte haben uns noch nichts gesagt, Alicia. Aber ich glaube fest daran, dass sie es überstehen werden. Ich hätte das verhindern müssen.“ Alicia sah Christian an und echte Verwunderung spiegelte sich in ihren dunklen Augen. „Wie hättest du einen Mann mit einer Waffe denn daran hindern sollen zu schießen?“ Es dauerte einen langen Moment, bis Christian den vollen Sinn der Frage begriff. Alicia hatte nicht nur die Erinnerung an ihr Zusammensein vergessen. Sie wusste auch nichts mehr von seinen Fähigkeiten. Innerlich aufatmend erwiderte er: „Ja sicher, vielleicht hast du Recht. Aber ich mache mir trotzdem Vorwürfe.“ In einer beruhigenden Geste legte Alicia ihre Rechte kurz auf den Oberarm des Jungen und versicherte ihm: „Du konntest bestimmt nichts dafür, Chris.“ Ohne zu wissen, was sie mit dieser kurzen Geste innerlich bei Christian auslöste, zog sie ihre Hand zurück und deutete auf die Gruppe der Wartenden. „Komm, lass uns zu den Anderen gehen.“ Christian schluckte. „Ja, klar.“ Niedergeschlagen folgte der Junge Alicia. Nichts, als dieser kurze Moment, hätte ihm deutlicher sagen können, dass das Mädchen wirklich ihre Gefühle für ihn vergessen hatte. Er hatte sich in den letzten Wochen geweigert, sich dies, mit allen damit verbundenen Konsequenzen, einzugestehen. Er hatte sich standhaft geweigert, nach vorn zu sehen. Doch ihm würde letztlich nichts anderes übrig bleiben, das wurde ihm in diesem Moment klar. Sie erreichten die Gruppe, als einer der Ärzte den Bereich verließ, der nur dem medizinischen Personal vorbehalten war. Langsam trat er auf sie zu und blickte sich ernst um. Zu Samanthas Eltern tretend erkundigte er sich: „Sie sind die Eltern des Mädchens?“ Samanthas Vater nickte und fragte mit vibrierender Stimme: „Wie geht es meiner Tochter, Doc?“ Der Arzt räusperte sich. „Ihre Tochter ist außer Lebensgefahr, obwohl sie viel Blut verloren hat. Doch für das Kind, dass sie erwartete, konnten wir leider nichts mehr tun. Es war vermutlich bereits tot, als Ihre Tochter hier eingeliefert wurde.“ Samanthas Mutter gab einen erstickten Laut von sich und schmiegte sich in die Arme ihres Mannes, der sie zu trösten versuchte. Auch Christian stand wie betäubt da während sich der Sinn des Gesagten langsam in sein Verständnis fraß. Samantha hatte das Kind verloren. Es war zwar ungewollt gewesen, doch in der letzten Zeit schien sich Samantha mit dem Gedanken daran, Mutter zu werden, abgefunden zu haben. Mehr noch. Sie schien sich darauf gefreut zu haben, Mutter zu werden. So zumindest hatte es Christian empfunden. Es dauerte eine geraume Weile, bis ihm bewusst wurde, dass sich Alicia an seinen linken Arm geklammert hatte. Mit Tränen in den Augen sah sie zu ihm auf. Erst dann bemerkte sie ihr Handeln und löste sich langsam von ihm. Christian wollte etwas sagen, doch Alicia schüttelte sacht ihren Kopf und entfernte sich dann von ihm in Richtung von Samanthas Eltern. Deprimiert zu Boden blickend, wandte sich der Junge schließlich ab und schritt in Richtung des Treppenhauses davon. Er wollte nur noch weg von diesem Ort. Als er den Ausgang fast erreicht hatte, bemerkte Christian, dass Clark ihn einholte und verzweifelt sah er den Schwarzhaarigen an. „Ich habe gezögert, Clark. Weil ich nicht wollte, dass Samantha etwas von meinen Fähigkeiten erfährt. Ich befand mich in dem Wahn, die Situation auch so kontrollieren zu können, und nun liegt Samantha hier im Krankenhaus, und das Kind ist tot.“ Clark Kent sah den Freund mitfühlend an und erwiderte eindringlich: „Es war nicht deine Schuld, Chris.“ „Widerspruch loderte für einen Moment lang in den blauen Augen des Deutschen. Dann nickte er nur. Sich versichernd, dass Niemand in der Nähe war, der ihn hören konnte, außer Clark, fragte er leise: „Wie schaffst du das, Clark? Ich meine, du hast schon viel öfter mit solchen Verbrechern zu tun gehabt. Findet man sich irgendwann damit ab, dass man manchmal nichts tun kann, oder einfach nur falsch reagiert?“ Trauer lag im Blick des Angesprochenen. „Nein, Chris. Aber gib dir nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Du kannst nicht wissen, was passiert wäre, wenn du deine Kräfte eingesetzt hättest. Der Schuss hätte sich trotzdem lösen können, und möglicherweise wären dann jetzt das Kind und Samantha tot. Möglicherweise hast du ein Leben gerettet, weil du nicht überstürzt gehandelt hast.“ Christian sah zu dem Freund und erwiderte rau: „Danke, Clark. „Soll ich dich begleiten?“ Christian machte einen verneinende Geste. „Ich möchte jetzt für eine Weile allein sein, Clark. Wir sehen uns morgen. Vielleicht können wir nach der Schule reden.“ Clark Kent nickte. „Ich werde für dich da sein.“ Für einen kurzen Augenblick war sich der Schwarzhaarige nicht sicher, ob er seine nächste Frage stellen sollte, doch vielleicht kam Christian dadurch auf andere Gedanken, und so erkundigte er sich, als sie vor dem Eingang, auf dem Bürgersteig anhielten: „Alicia und du, ihr geht wieder normal mit einander um? Denkst du, dass eure Beziehung vielleicht doch noch zu retten ist?“ Christian schluckte. „Nein, Clark. Ich habe sie vorhin in der Schule mit Deion gesehen. Sie knutschten so heftig miteinander, dass sie nicht mal bemerkten, wie ich an ihnen vorbei gegangen bin.“ „Das tut mir leid, Chris.“ Clark deutete auf den schwarzen Pickup des Freundes. „Soll ich dich wirklich nicht noch etwas begleiten?“ Christian sah Clark dankbar an. „Nein, ich brauche jetzt wirklich Zeit zum Nachdenken. Aber morgen, nach der Schule, werden wir ganz bestimmt darüber reden.“ „Ja, natürlich.“ Christian nickte dem Freund zu und überquerte die Straße. Er wollte jetzt einfach nur noch nach Hause und vergessen, was passiert war, auch wenn ihm vollkommen klar war, dass ihm Letzteres nicht gelingen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)