Smallville-Expanded - 06 von ulimann644 (Divergence) ================================================================================ Kapitel 3: Der Falkenhorst -------------------------- 3. DER FALKENHORST Drei Tage nach der Beerdigung von Annette Falken war Christian von Falkenhayn froh darüber, dass diese aufregende Woche fast zur Neige gegangen war. Heute war Freitag, und er hatte für den Vormittag ein Treffen mit Fynn Everett Specter ausgemacht. Specter hatte ihm telefonisch mitgeteilt, dass es für die gesamte Belegschaft, die im Falken-Tower arbeitete, ein positives Signal aussenden würde, wenn sich der neue Besitzer dort blicken ließe. Insgeheim, so wusste Christian, wurde dieser Hauptfirmensitz von Falken-Industries, von den dort beschäftigten Mitarbeitern, für Gewöhnlich nur Falkenhorst genannt. Leger gekleidet, beschloss Christian darauf zu verzichten, sich mit der Limousine seiner Tante dorthin bringen zu lassen. Stattdessen beschloss er, mit seinem Pickup ins Zentrum von Metropolis zu fahren. In den letzten Tagen waren viel zu viele Leute um ihn herumgeschwirrt. Er brauchte einfach mal ein wenig Zeit für sich. Als erfreulich empfand er, dass sich Diane Bennings dazu entschlossen hatte, sein Angebot anzunehmen. Sie hatte ihm gestern ein besonderes Präsent überreicht – einen altmodischen Terminkalender, wie ihn seine Tante benutzt hatte, um darin ihre Termine einzutragen. Zuerst hatte er das Ganze etwas belächelt, doch inzwischen fand er, dass es eine gute Idee gewesen war. Er hatte auch bereits seinen ersten Eintrag darin getätigt: Die Erinnerung an sich selbst, morgen Vicki Vale anzurufen. Die angehende Journalistin hatte Wort gehalten. Alles was sie während der Gala miteinander besprochen hatten, hatte sie für sich behalten. Doch das überraschte ihn nicht sonderlich, denn sein Gefühl hatte ihm bereits während der Gala gesagt, dass Vicki Vale nichts Falsches oder Heimtückisches an sich hatte. Sie war ein sehr aufrichtiger und integrer Mensch, davon war Christian von Falkenhayn fest überzeugt. Ein leichtes Lächeln umflog seine Lippen während der Fahrt. Dabei hegte er keinerlei romantische Gefühle für Vicki Vale. Er sah viel mehr einen Menschen in ihr, mit dem er sich gerne anfreunden wollte. Sicher, sie war bildhübsch, doch seine Liebe galt, nach wie vor, Alicia Sterling, auch wenn sie momentan nicht erwidert wurde. Doch er wollte die Hoffnung darauf, dass ihre Erinnerung an ihn zurückkehrte, nicht so schnell aufgeben. Endlich bog er in die Main-Street von Metropolis Downtown ein, die unter Anderem am LuthorCorp-Plaza entlang führte, in unmittelbarer Nähe des Metropolis-River. Gesäumt wurde der weite Platz vom LuthorCorp-Firmensitz und dem Gebäude des Daily-Planet, der weltweit größten und einflussreichsten Tageszeitung. Unweit davon entfernt lag ein groß angelegter Park, an dessen Rand sich der Falken-Tower erhob. Mit seiner Fassade, in den Farben Hellbeige und Braun gehalten hob er sich markant gegen die umliegenden Gebäude ab. Mit insgesamt 37 Etagen war das moderne Bürogebäude annähernd so hoch wie der Firmensitz von LuthorCorp. Wenig später fuhr er in die Zufahrt zur Tiefgarage ein. Ein Angestellter der Firmen-Security prüfte seinen Ausweis, bevor er seinem Kollegen im Kontrollgebäude ein Zeichen gab, die elektronische Sperrschranke zu heben, und ihn passieren zu lassen. Christian bedankte sich freundlich und fuhr zum Parkbereich für Gäste. Dort stellte er, nach dem Einparken, den Motor ab, verließ den Pickup und schritt gemütlich, da er um eine gute Viertelstunde vor der verabredeten Zeit hier war, zu einem der vier Aufzugschächte, im Zentrum der Tiefgarage. Erfreulich schnell öffneten sich die Aufzugtüren vor ihm, nachdem er seine Hand auf den Anforderungskontakt gelegt hatte. Niemand war in der Kabine, was Christian ganz recht war. Schnell stieg er ein, drückte den Knopf für das obere Stockwerk und lauschte beim nach oben fahren der fürchterlichen Aufzugmusik. Sie sollte normalerweise eine beruhigende Wirkung haben, doch Christian überkam dabei das wilde Verlangen, die Lautsprecher aus den Wänden zu reißen, um anschließend auf ihnen herum zu trampeln. Erleichtert stellte er schließlich fest, dass er die 36. Etage erreicht hatte. Er verließ rasch den Lift, blickte nach links, auf das große Firmenlogo an der holzgetäfelten Wand, und orientierte sich dann zur anderen Seite, wo er den Anmeldebereich erkannte. Die Daumen lässig in die vorderen Gürtelschlaufen seiner Jeans einhakend schritt er entspannt auf diesen Bereich zu, wobei die Wände zurücktraten und schließlich die Sicht auf einige abgeteilte, gläserne Bürobereiche, zu beiden Seiten des Jungen, freigaben. Eine Frau im dunkelblauen Kostüm und weißer Bluse schritt eilig von Rechts auf ihn zu, und als der Junge erkannte, dass offensichtlich er ihr Ziel war, da zog er die Daumen aus den Gürtelschlaufen und wandte sich an sie. „Guten Morgen, ich möchte zu Mister...“ „Sie scheinen sich verlaufen zu haben, Junger Mann!“, unterbrach die Frau ihn scharf und fuhr sich mit der Linken durch das schulterlange, nussbraune Haar. Über den Rand ihrer Designerbrille hinweg musterten ihre ebenfalls braunen Augen ihn dabei missbilligend. Christian wollte das Missverständnis aufklären und setzte erneut an. „Nein, ich möchte zu Mister Specter, Miss.“ „Misses Van Cleef.“ Christian konnte sich ein Schmunzeln nicht ganz verbeißen. „Wie der Schauspieler?“ „Sehr witzig. Aber jetzt machen Sie, dass Sie ganz schnell hier verschwinden. Wenn Sie einen Job suchen, die Postabteilung befindet sich in der fünften Etage.“ Damit packte sie kurzerhand, mit erstaunlich festem Griff seinen linken Oberarm und zog ihn bestimmt mit sich. Als Christian seinen Kopf wandte, erkannte er Fynn Everett Specter, der sich ihnen nun schnell von der anderen Seite näherte. Christian zwinkerte ihm jedoch schnell zu und legte dabei seinen Zeigefinger auf den Mund, bevor er sich von der resoluten Frau an seiner Seite, die ihn zu den Aufzügen dirigierte, mitziehen ließ. Bestimmt schob ihn die Mittdreißigerin in die sich als erstes öffnende Aufzugkabine und drückte dabei auf den Knopf der fünften Etage. Als Christian sich zu ihr umwandte, sah er durch die sich schließenden Aufzugtüren gerade noch, wie Specter sie erreichte, ihr etwas erklärte, und wie sich die Augen der Frau erschrocken weiteten. Dann fuhr er bereits nach unten. Amüsiert grinsend fuhr er tatsächlich bis zur fünften Etage, drückte dann erneut auf den Knopf der 36. Etage und fuhr umgehend wieder hinauf. Dabei erinnerte er sich an seine erste Begegnung mit Diane Bennings, die ihn seinerzeit ganz ähnlich abgefertigt hatte, als er das erste Mal seine Tante besucht hatte, nachdem er nach Smallville gekommen war. Etwas nachdenklich fragte er sich, ob das an ihm lag. Dabei sah er an sich hinunter und überlegte, ob ein etwas seriöseres Outfit nicht vielleicht doch die bessere Alternative gewesen wäre. Als er wieder oben ankam und die Türen des Aufzugs erneut auffuhren, stand Specter mit jener Frau, die sich ihm als Misses Van Cleef vorgestellt hatte, bereit, um ihn zu empfangen. Dabei bemerkte er die Blicke, die beide miteinander wechselten. In diesem Moment bedauerte er es, nicht mitbekommen zu haben, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, während er im Aufzug hinunter und erneut herauf gefahren war. Er ahnte zwar etwas, aber das war lange nicht dasselbe. Die Frau trat einen halben Schritt vor und wollte zu einer Entschuldigung ansetzen, doch Christian kam ihr zuvor. „Was mich betrifft, es ist gar nichts passiert, Misses Van Cleef. Sehen Sie es von der positiven Seite: Ihren Namen werde ich ganz bestimmt nicht so schnell wieder vergessen.“ Seine Worte schienen nicht viel zur Beruhigung der Frau beizutragen. Es war nur allzu deutlich, dass ihr der Vorfall sichtlich peinlich war. Zerknirscht erwiderte sie schließlich: „Danke, Mister Von Falkenhayn.“ Während der Junge ihre Worte mit einem aufmunterndem Lächeln quittierte, gab sich Fynn Everett Specter keine Mühe seine Heiterkeit zu verbergen. „Danke, Misses Van Cleef. Ich denke, dass es besser ist, wenn ich mich ab jetzt um Mister Von Falkenhayn kümmere.“ Damit reichte er Christian die Hand. „Willkommen im Falken-Tower.“ Sie sahen gemeinsam der sich schnell entfernenden Frau nach, bevor Specter wieder das Wort ergriff. „Leah van Cleef ist eine sehr kompetente Marketing-Managerin, so viel habe ich in den Wochen, in denen ich nun für Falken-Industries arbeite, bereits erfahren.“ „Als Rausschmeißerin macht sie aber auch eine gute Figur, Mister Specter.“ Der energische Mittvierziger nickte schmunzelnd. „Ich finde, wir sollten gnädig sein, und nicht weiter darauf herumreiten. Besonders nicht, wenn Leah van Cleef dabei ist.“ Christian nickte und fing dabei den taxierenden Blick des Mannes auf. Fynn Specter deutete auf eine der Glastüren am Ende des Ganges. „Wir haben noch einige Minuten, bis wir vor die Belegschaft treten werden, darum möchte ich Sie in mein Büro bitten, um einige Dinge mit Ihnen zu besprechen. Sie betraten Specters Büro und als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, fragte der Manager zunächst höflich: „Möchten Sie einen Kaffee, Mister Von Falkenhayn?“ Eingedenk der Mahnung seines Onkels, dass es sich nicht schickte, Specter einfach das Du anzubieten, oder ihn dazu aufzufordern ihn beim Vornamen zu nennen, erwiderte der Junge: „Nein danke, Mister Specter.“ Christian setzte sich in den angebotenen Sessel der gemütlichen Sitzecke, und beobachtete, wie Specter ihm schräg gegenüber Platz nahm. Kaum sitzend richtete der Mann das Wort an den neuen Besitzer der Firma. „Nun, Mister Von Falkenhayn, ich möchte Sie nur in aller Kürze informieren, wovor die Belegschaft einer Firma am meisten Angst hat, wenn der Besitzer wechselt. Nämlich vor allzu drastischen Neuerungen und Veränderungen. Ich meine, Veränderungen gehören zwar zum Geschäft, aber sie werden besser angenommen, wenn die Leute die Gelegenheit erhalten, sich vorher an den Gedanken zu gewöhnen. Zwei einschneidende Veränderungen gab es bereits, nämlich den Wechsel des Firmenbesitzes, und den Wechsel in der Geschäftsführung. Es liegt mir zwar fern, Ihnen in dieser Hinsicht Vorschriften zu machen, doch falls Sie an einen Namenswechsel gedacht haben sollten, so bitte ich Sie, dies zu überdenken.“ Etwas erstaunt blickte Christian den Mann vor sich an. „An einen solchen Namenswechsel hatte ich bisher überhaupt nicht gedacht, muss ich zugeben. Jetzt, wo Sie es ansprechen, finde ich, dass Sie vollkommen Recht haben, Mister Specter. Bei den Kunden von Falken-Industries wird der Name einen guten Klang haben. Deshalb sollten wir ihn, zumindest vorerst, beibehalten.“ Nun war es an Fynn Everett Specter etwas erstaunt zu wirken. Schließlich antwortete er, mit einem feinen Lächeln: „Ich gestehe, dass ich Sie mir im Vorfeld, aufgrund Ihrer Jugend, nicht so vernünftig vorgestellt habe, Sir. Ich freue mich darüber, in dieser Hinsicht von Ihnen positiv überrascht worden zu sein.“ Die Wangen des Jungen röteten sich leicht, bei diesem Lob des Mannes. „Danke, Mister Specter. Haben Sie vielleicht einen Rat, was ich den Leuten unbedingt sagen sollte?“ Ein unmerklicher Zug von Anerkennung überflog die Miene des Mannes. „Nun, die Belegschaft ist sicherlich neugierig, wer der neue Inhaber der Firma ist, woher er kommt, und wie sein familiärer Hintergrund aussieht. Ganz allgemein natürlich. Ich denke, es wird sie beruhigen, wenn Sie ihnen sagen, dass Ihr Vater Großunternehmer ist, und dass Sie demzufolge bereits ein paar interessante Einblicke in die Struktur eines Großunternehmens hatten. Wie groß, oder klein, diese Einblicke waren tut dabei nichts zur Sache.“ Bei seinen letzten Worten zwinkerte der Mann Christian zu und der Junge verstand, was Specter damit gemeint hatte. „Ich denke, ich verstehe, Mister Specter.“ Christian nickte dem Mann zu. Einen Blick auf die antiquiert aussehende Uhr, auf einem seiner Highboards, werfend, erhob sich der Manager und meinte: „Es wird Zeit. Ich verstehe, wenn Sie nervös sind. In diesem Fall sagen Sie sich einfach, dass die Leute, vor denen Sie reden werden, mindestens genauso nervös sind. Selbst wenn das nicht zutrifft – es beruhigt.“ Christian tat es dem Mann nach und atmete tief durch. „Ich bin tatsächlich etwas nervös, Mister Specter. In Ordnung, bringen wir es hinter uns. * * * Seine Vorstellung im Konferenzraum verlief besser, als es Christian von Falkenhayn befürchtet hatte. Was ihm dabei half, zu den Leitenden Angestellten des Falken-Towers zu reden war das, was ihm Specter gesagt hatte. Denn er entdeckte tatsächlich eine gewisse Anspannung in den Gesichtern der Leute, die sich fragten, wie es mit dem Unternehmen, und auch mit ihnen selbst, nun weitergehen mochte. Nach den ersten Sätzen wurde das Auftreten des Jungen zunehmend sicherer, und es fiel ihm nicht mehr so schwer, wie zu Beginn, offen zu den Angestellten zu sprechen. Auch Fynn Everett Specter bemerkte diese Entwicklung und er nickte dem neuen Besitzer von Falken-Industries aufmunternd zu, als er ihn kurz ansah. Als er schließlich endete, da spendeten die Angestellten ihm höflich Applaus. In ihren Gesichtern glaubte der Junge, eine gewisse Erleichterung erkennen zu können. Die Menge verlief sich schließlich, und Specter wandte sich an Christian, indem er nickte und sagte: „Das haben Sie ganz gut hin bekommen. Nicht sehr gut, doch dafür, dass Sie das nicht gewohnt sind, immerhin ganz ordentlich.“ Christian grinste schief: „Danke für ihre ehrlichen Worte, Mister Specter. So ist es mir lieber, als würden Sie mich über Gebühr loben, und dabei etwas vollkommen anderes denken und meinen. Meine Tante hat eine sehr gute Wahl damit getroffen, Sie einzustellen.“ „Warten Sie lieber mit einer Beurteilung meiner Person noch ab, bis Sie die Bilanzen, nach meinem ersten Jahr in diesem Unternehmen sehen“, wehrte der Mann humorig ab. „Sollte mein Unternehmen Verluste machen, dann werde ich Sie feuern, Mister Specter“, erwiderte Christian todernst, bis ihn der leicht erstaunte Blick des Mannes zu einem breiten, amüsierten Grinsen reizte. „Es tut immer gut, das Vertrauen der Leute auf seiner Seite zu haben“, konterte Specter in demselben Tonfall. Wieder ernsthaft sagte der Manager dann: „Wenn Sie möchten, dann zeige ich Ihnen nun das Penthouse. Wie Sie sicherlich beim Herauffahren bemerkt haben werden, fahren die vier Aufzüge nur bis auf diese Etage. Das Penthouse ist nur über eine Treppe, auf der anderen Gangseite meines Büros zu erreichen. Das hier ist die Security-Card für Sie.“ Damit reichte der Manager Christian eine Firmen-Key-Card mit seinem Namen darauf, und dem Hinweis, dass er der Eigentümer des Unternehmens war. Nachdenklich drehte der Junge die Karte, die sich in ihrer Größe kaum von einer normalen Scheckkarte unterschied, in seinen Händen, während sie den Gang hindurch schritten. Nachdem sie die hufeisenförmige Treppe hinauf geschritten waren, zeigte Specter Christian, wie er die Key-Card zu benutzen hatte. Dabei erklärte er: „Nur Sie und ich besitzen eine solche Karte. Alle anderen Angestellten erlangen nur dann Zutritt, wenn einer von uns dort oben ist, und einen entsprechenden Öffnungskontakt betätigt. Es ist nicht wegen irgendwelcher geheimen Dokumente, und es gibt dort auch keinen geheimen Geldtresor. Es ist deshalb so, damit man hier oben für eine Weile ungestört sein kann. Außerdem gibt es eine größere und zwei kleinere Gästesuiten, für alle Fälle.“ Sie schritten durch die verschiedenen Bereiche des Penthouse und der Junge erkannte, dass die Räume einen eher unspektakulären Eindruck machten. Lediglich die Aussicht von der umlaufenden Dachterrasse war schlicht atemberaubend. Als sie endlich wieder das Penthouse verließen und die Treppe hinunter schritten, wandte sich Christian an den Manager. „Ich persönlich halte gleich drei Gästesuiten für übertrieben. Aus einer würde ich gerne einen Fitnessraum machen. Doch das hat noch Zeit, da ich erst ab dem Sommer, wenn ich mein Studium an der Met-U beginne, öfter mal hier erscheinen, und nach dem Rechten sehen werde.“ „Ich sehe, Sie lernen schnell, Mister Von Falkenhayn. Wenn bereits in der nächsten Woche dort oben umgebaut würde, so wäre das ein nicht so gutes Signal gewesen. Fynn Specters Worte hielten den Jungen zurück, als sie das Ende der Treppe fast erreicht hatten. „Auf ein persönliches Wort, Sir?“ Christian blieb stehen. „Natürlich, Mister Specter.“ Der Mittvierziger sah dem Jungen in die Augen und sagte dann, etwas leiser: „Als ich davon hörte, wer der neue Inhaber dieser Firma ist, da hatte ich meine Zweifel daran, ob es eine Gute Idee Ihrer Tante gewesen ist. Doch jetzt glaube ich, dass sich Annette Falken durchaus etwas dabei gedacht hat, das Unternehmen Ihnen zu geben. Jetzt, nachdem ich Sie persönlich kennengelernt habe, denke ich, dass ihre Entscheidung einen Sinn ergibt.“ „Sie machen mich verlegen, Mister Specter“, erwiderte der Junge raunend. „Ich danke Ihnen für ihren Support und die kleine Führung durch das Penthouse. Jetzt wird es aber Zeit, dass ich mich wieder auf den Weg mache.“ Ein aufmunternder Blick und ein Lächeln des Mannes war die Antwort. Am Gang zu den Aufzügen trennten sie sich. Specter sinnend nachsehend war er im Begriff sich zu den Aufzügen zu begeben, als er unerwartet angesprochen wurde. „Mister Von Falkenhayn, haben Sie einen kurzen Moment?“ Christian blickte zur Seite und erkannte, dass es Leah van Cleef war, die unverhofft neben ihm aufgetaucht war. Er wandte sich ihr zu und antwortete: „Natürlich, Misses Van Cleef. Worum geht es?“ „Kurz gesagt, um mein Verhalten vorhin. Sie sagten zwar, dass alles in Ordnung sei, doch ich möchte mich dennoch entschuldigen. Sonst lässt mir das tagelang keine Ruhe. Normalerweise bin ich gar nicht so...“ Die Frau machte eine kurze Pause und Christian nutzte die Gelegenheit schnell einzuwerfen: „Bitte sagen Sie es nicht. Sie haben sich mich ganz anders vorgestellt, habe ich da in etwa richtig getippt?“ Die Frau musterte ihn mit gelinder Verwunderung und Christian erklärte seufzend: „Das höre ich, in der letzten Zeit, andauernd, Misses Van Cleef. Zu Ihrer Beruhigung: Ich nehme die Entschuldigung gerne an und ich bin nicht nachtragend. Ich fand es sogar ganz witzig, als sie mich vorhin so resolut abserviert haben, und ich muss Ihnen sagen, Sie haben einen tollen Griff. Welchen Sport betreiben Sie?“ „Oh, nur etwas Ausdauer- und Krafttraining. Und Karate.“ Bei den letzten Worten grinste der Junge breit, wobei er an seine Worte zu Fynn Everett Specter, in Bezug auf die Rausschmeißerin denken musste. „Ich ahnte es doch. Auf wiedersehen, Misses Van Cleef.“ Damit wandte er sich ab und schritt eilig zu den Aufzügen, wobei er nicht mitbekam, dass Leah van Cleef ihm mit etwas ratlosem Gesichtsausdruck nachblickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)