Die Erben von NiOniOn (Buch Eins: ANBU) ================================================================================ Kapitel 9: Training ------------------- Training   An Makanis sechsten und letzten Tag auf der Krankenstation fällte sie einen Entschluss: Ja, sie würde ihr Bestes geben. Sie würde aufhören, sich in ihr altes Leben zurückzuwünschen, und sie würde alles dafür tun, um ein würdiges Mitglied der ANBU und von Itachis Team zu werden. Wobei „würdig“ in diesem Zusammenhang in erster Linie bedeutete „überlebensfähig“.  Am Ende ihres ersten Einsatzes in der Einheit hatte sie sich so hilflos und dem Tode nahe gefühlt wie nie zuvor. Wenn sie nicht so schnell wie möglich etwas änderte, würde sie das nächste Mal wahrscheinlich nicht mehr zurückkehren. Was blieb ihr also anderes übrig? Aber sie würde auch herausfinden, für was sie hier ihr Leben riskieren sollte, denn sie wusste, auf die Dauer würde sie das Gefühl nicht aushalten, dass man nur einen Bruchteil an Informationen darüber, was die Einheit tat und was für Gefahren drohten, mit ihr teilte. Also würde sie die Sache selbst in die Hand nehmen und Nachforschungen anstellen. Weder Itachi noch Koguma mussten das unbedingt mitbekommen. Am späten Nachmittag teilte ihr die alte Iryōnin mit, dass sie die Station verlassen könnte. Da Makani vor ein paar Tagen ohne Bewusstsein hergebracht worden war, erkannte sie erst jetzt, dass sich ihres und zwei weitere Krankenzimmer direkt hinter jenem Raum befanden, in dem Itachi sie vor wenigen Tagen tätowiert hatte. Dieses Hauptquartier schien noch um einiges größer zu sein, als Makani bisher angenommen hatte. Was es hier wohl noch alles zu entdecken gab? Sie dachte an die zahlreichen Türen in dem Flur, durch den sie das Gebäude das erste und das zweite Mal betreten hatte. Die Überwachungszentrale war bis auf einen einzelnen ANBU, der sich träge Notizen auf einem Klemmbrett machte, leer. Makani fragte den zutiefst gelangweilt wirkenden Shinobi nach ihren Team-Kollegen, doch er zuckte bloß die Achseln. Unschlüssig überlegte sie, ob sie Koguma in seinem Büro aufsuchen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Stattdessen nahm sie die Treppe nach unten. In jenem Flur angekommen, probierte sie nun jede einzelne der Türen aus, doch alle bis auf zwei waren verschlossen. Hinter der ersten, die Makani öffnete, befand sich ein großes kahles Zimmer, in dem einige Schlafpritschen in zwei Reihen an den Wänden standen. Es kam anscheinend vor, dass ANBUs hier im Hauptquartier übernachteten. Die zweite unverschlossene Tür führte in eine Art Umkleideraum; hier reihten sich mit Namensschildern versehene Metallspinte an den Wänden. Die Kunoichi schritt sie ab, bis sie die Schränke von Itachi und Shisui gefunden hatte. Und direkt auf dem nächsten entdeckte sie schließlich ihren eigenen Namen. Die Tür protestierte mit einem lauten Quietschen, als Makani sie öffnete, und im nächsten Moment zuckte sie vor Schreck zusammen, denn aus dem dunklen Inneren des Schrankes schien ihr ein Gesicht entgegen zu starren. Doch gleich darauf stellte es sich bloß als ihre eigene Katzenmaske heraus. Als krönender Abschluss war sie auf einem Sortiment funkelnagelneuer Ausrüstungsgegenstände drapiert worden, die Makani nun staunend in Augenschein nahm: Da gab es eine Hüft- und Beintasche sowie Waffenhalterungen aus glänzendem schwarzen Leder. An der hinteren Schrankwand und an der Innenseite der Tür hingen eine beachtliche Anzahl blankpolierter Kunai und Shuriken. Unter der Maske befand sich ein Stoß feinsäuberlich zusammengefalteter, ebenfalls schwarzer Hosen und Oberteile, auf dem Boden standen Stiefel in passender Größe und ein offenbar für längere Missionen gedachter Rucksack. Schließlich hingen an zwei Haken ein dunkelgrauer Umhang und eine blütenweiße Schutzweste. Makani stutzte, als sie an der Weste ein dicht beschriebenes Blatt Papier entdeckte:   Liebe Makani,   ich hoffe, dir gefällt deine neue Unform und die Ausrüstung. Sollte etwas wider Erwarten nicht passen, können wir es natürlich ändern lassen. Da wir keine Zeit verlieren sollten, wirst du gleich morgen mit zunächst moderatem Training beginnen. Einen genauen Ablauf habe ich dir auf der Rückseite zusammengestellt. Ich möchte, dass du spätestens um 6 Uhr morgens beginnst und mindestens vier Stunden trainierst. Um 11:30 Uhr wird man dich für weitere vier Stunden in Routinearbeiten der ANBU einweisen. Sei dafür bitte pünktlich am gewohnten Eingang der Zentrale, es wird dich jemand hereinlassen. Anschließend setzt du dein Training spätestens um 17 Uhr für weitere drei Stunden fort. Falls du dich morgen noch nicht kräftig genug fühlst, kannst du diese zweite Einheit auslassen. Trage in der Zentrale immer deine Uniform, denn hier erledigst du Arbeiten in direktem Auftrag der ANBU, lege sie aber unbedingt ab, wenn du das Hauptquartier verlässt, selbst wenn du trainierst. Ich wünsche dir viel Erfolg!      Itachi       Die folgenden Wochen erschienen Makani als die anstrengendsten und zugleich einsamsten ihres ganzen Lebens. Die Kunoichi hielt sich penibel an Itachis Anweisungen und trainierte stundenlang allein. Dabei umrundete sie das Dorf mehrmals täglich sprintend und springend auf den unwegsamsten Pfaden. Auf dem Uchiha-Trainingsgelände wiederholte sie schier endlos die immer gleichen Kraft- und Chakraübungen. Sie attackierte die umstehenden Bäume solange, bis kaum noch ein Fitzel Rinde an ihren Stämmen übrig war. Die junge Chunin fühlte sich lebhaft in ihre Anfangszeit als Genin zurückversetzt; damals hatte das Training zeitweise ganz ähnlich ausgesehen. Es war mörderisch anstrengend und eintönig gewesen, aber zumindest hatte sie ihre Team-Kameraden als Gesellschaft gehabt, denen es ebenso ergangen war wie ihr. Außerdem war damals noch alles sehr neu und aufregend und ihr Team war von den schnellen Fortschritten am Anfang regelrecht berauscht gewesen. Jetzt fühlte sich diese Art von Training dagegen zunehmend wie ein frustrierender Rückschritt an. Nach ihrer allerersten Trainingseinheit war Makani zwar erschöpft, aber noch voller neugieriger Erwartungen um Punkt halb zwölf zum Hauptquartier gekommen und hatte darauf gewartet, dass man ihr Einlass gewährte und sie endlich in die geheime Arbeit der ANBU einführen würde, doch auch hier ließ die Ernüchterung nicht lange auf sich warten. Itachis Brief hatte schon angedeutet, dass er sie dabei ebenso wenig persönlich anleiten würde wie beim Training. Tatsächlich dauerte die Einweisung kaum zwanzig Minuten und wurde von dem einzigen weiteren weiblichen ANBU-Mitglied durchgeführt, dem Makani bisher begegnet war. Die große schlaksige Frau mit hüftlangen Haaren stellte sich als „Observationskoodinatorin“ vor. Ihr Name lautete Yūgao und sie schien zwar freundlich, aber auch nicht sehr gesprächig zu sein. Sie drückte Makani ein Klemmbrett mit ein paar Blatt Papier in die Hand und setzte sie vor einen der Monitore. Dieser zeigte ein kleines, mit allerhand Nippes vollgestopftes Wohnzimmer. An einem niedrigen Tisch in der Mitte saß ein alter Mann und schien in irgendeine Handarbeit vertieft zu sein. Dies sei Herr Nakamura, erklärte Yūgao, und Makanis Aufgabe sei es, ihn zu beobachten und über seine Tätigkeiten Protokoll zu führen. Anschließend solle sie das Protokoll von ihr gegenzeichnen lassen und sie würde es dann in der entsprechenden Akte abheften. Dabei deutete sie auf eine Tür mit der Aufschrift „Archiv“ am anderen Ende der Überwachungszentrale. Sie zeige Makani noch, wie man zwischen weiteren in Herrn Nakamuras Haus angebrachten Kameras umschalten konnte, dann war sie auch schon fertig und ließ das neue ANBU-Mitglied allein und voller Skepsis zurück. In den nächsten drei Stunden brachte Makani folgende Sätze zu Papier:   12:52 Uhr – Herr N. vollendet die Bemalung einer Miniaturfigur, vermutlich aus Porzellan oder einem ähnlichen Material. Sie stellt einen Shuriken werfenden Ninja dar. 13:03 Uhr – Herr N. gießt seine Blumen. Herr N. redet ca. 15 Minuten mit seinem Ahornbonsai über das Wetter. 13:45 Uhr – Herr N. bereitet sich in der Küche eine Schüssel Reis mit Nattō zu und verzehrt diese im Wohnzimmer. 14:30 Uhr – Herr N. beginnt mit der Bemalung einer weiteren Miniaturfigur. Sie stellt einen Kunai werfenden Ninja dar.   Am nächsten Tag tat Herr Nakamura exakt das gleiche ebenso wie am übernächsten und mit jeder neuen Figur, die der alte Mann in sein Regal stellte, sank Makanis Laune ein weiteres Stückchen tiefer und proportional dazu stieg die Wut auf ihren sogenannten Team-Captain. Sie wurde hier definitiv komplett zum Narren gehalten, anders konnte sie sich diese Farce nicht erklären. Der besagte Uchiha ließ sich übrigens kein einziges Mal im Hauptquartier blicken, wenn Makani ihren Überwachungsdienst ableistete. Obwohl, ganz sicher konnte sie sich da auch nicht sein, denn es kam immer häufiger vor, dass sie vor Langeweile und Erschöpfung über ihrem Klemmbrett einnickte. Das einsame Training hielt sie nämlich mit einer beinah selbstzerstörerischen Entschlossenheit durch, obgleich sie eigentlich wusste, dass es kaum noch etwas brachte. Ihre Kraft und Ausdauer ließen sich nicht mehr wirklich steigern. Was sie brauchte, waren technische und vor allem taktische Übungen mit ihrem Team. Um wenigstens ihrem anderen beschlossenen Ziel etwas näher zu kommen – und auch um nicht an Langeweile zu sterben –, verschob Makani ihren Beobachtungsfokus sehr schnell weg von Herrn Nakamura und hin zu allem, was es sonst noch in der Überwachungszentrale zu entdecken gab. Die Bilanz fiel dabei aber ebenfalls eher mager aus: Insgesamt gab es außer ihr noch zwei weitere Shinobis, die hier regelmäßig Protokoll führten. Gelegentlich sah sie die alte Ärztin durch den Raum wuseln und hinter der Tür zur Krankenstation verschwinden. Vor allem am frühen Nachmittag kamen ab und zu weitere ANBU-Mitglieder die Treppen hinauf und hinunter oder hielten ein kurzes Pläuschchen am Gruppentischen in der Mitte der Überwachungszentrale. Meistens aber waren nur Makani und Yūgao anwesend und bis auf ein kaum wahrnehmbares Fiepen, das von Monitoren erzeugt wurde, war es vollkommen still. Die Observationskoodinatorin hatte einen eigenen Schreibtisch mit ein paar separaten Bildschirmen neben dem Archiv. Wenn Makanis Dienst vorüber war, brachte sie Yūgao das Protokoll, diese unterschrieb es – ohne es sich anzusehen – und verschwand damit dort drin. Manchmal saß Makani aber auch völlig allein in der Überwachungszentrale und diese Zeit nutzte sie so gut wie möglich, um sich noch genauer umzusehen. Die zahlreichen Kameras, die ihre Bilder hierher in die Zentrale sendeten, schienen recht gleichmäßig in und um das Dorf verteilt zu sein. Sie waren vor allem auf öffentliche oder offensichtlich schutzbedürftige Orte gerichtet, wie der Hokageturm oder die Wohnsitze von Menschen, die wichtige Ämter im Dorf bekleideten. Das umfassende Überwachen von Privaträumen wie bei Herrn Nakamura war anscheinend eher unüblich – bis auf eine große Ausnahme: Man konnte von hier aus praktisch das gesamte Uchiha-Viertel lückenlos einsehen. Makani bezweifelte stark, dass es hierbei um den Schutz der Clanmitglieder ging, vielmehr schien das traditionelle Misstrauen der Uchihas gegenüber der ANBU offenbar durchaus auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Als Makani einigermaßen willkürlich bei einem Monitor, auf dem ursprünglich der Trainingsplatz des Clans zu sehen gewesen war, zwischen den Kanälen umschaltete, erschien als nächstes das Innere des Familiendōjōs und schließlich das Wohnzimmer von Tekka und Kyoko. Der Kunoichi wurde ein wenig schlecht. Als Yūgao später an diesem Nachmittag Makanis mittlerweile völlig frei erfundenes Protokoll gerade abgeheftet hatte, wurde ihr mitgeteilt, dass sie sehr dringend in Kogumas Büro erwartet würde. Daraufhin ließ Yūgao sofort alles stehen und liegen und eilte davon. Die Tür zum Archiv, die normalerweise stets abgeschlossen war, hatte sie offengelassen. Makani war nun wieder allein in der Überwachungszentrale und nutzte diese Gelegenheit sofort. Sie betrat einen großen spärlich beleuchteten Raum ohne Fenster. Es roch muffig und auf den Regalbrettern mit den unzähligen Aktenordnern lag der Staub millimeterdick. Erleichtert stellte Makani fest, dass die Ordner hier anscheinend einfach alphabetisch sortiert wurden. Zielstrebig ging sie die Regale entlang bis sie beim Buchstaben U angelangt war. Nun wollte sie genau wissen, was die ANBU alles für Beobachtungen über sie und ihren Clan angestellt hatte. Sie überflog die Beschriftungen der Ordner und stutze: Tsuchigumo, Ubagai, …, Uchimura, Umeno, Utsugi, Uzumaki, … Hier gab es keinen einzigen Ordner für den Uchiha-Clan. Das jedoch war äußerst merkwürdig, wenn man bedachte, auf welche Orte die meisten Überwachungskameras der ANBU gerichtet waren – das maßlos faszinierende Leben des Herrn Nakamura dagegen füllte ein ganzes Regalbrett – Vielleicht, dachte Makani, wurden die Aufzeichnungen über ihre Familie ja woanders aufbewahrt, vielleicht waren sie zu wichtig, um hier im Archiv zu verstauben? Plötzlich schreckte die Konuichi aus ihren Gedanken. Sie hielt sich schon ziemlich lange hier drinnen auf und Yūgao konnte jeden Moment zurück sein. Hastig verließ sie das Archiv und schloss die Tür hinter sich. In ihrer Eile stieß sie im Fortgehen versehentlich gegen den Schreibtisch der Observationskoodinatorin. Daraufhin segelte ein loser Zettel von der ansonsten penibel aufgeräumten Arbeitsfläche zu Boden. Makani hielt inne und bückte sich danach. Es standen ein paar einzelne fahrig hingekritzelte Buchstaben und Zahlen darauf: M16 K3 NE-KOBU. Sie wusste absolut nichts damit anzufangen. „Na, was machst du denn da?“ Makani zuckte heftig zusammen und stopfte das Papier hastig in eine Tasche ihrer Schutzweste. Erst im nächsten Moment erkannte sie, dass es gar nicht Yūgao selbst gewesen war, die sie hinter ihrem Schreibtisch ertappt hatte, sondern ein großer Shinobi mit grauen Haaren, dessen breites Grinsen trotz der schwarzen Maske nur allzu deutlich zu erkennen war. „Oh… Äh, hallo. Ich… ich arbeite.“ Dieser Kerl hatte anscheinend ein Talent dafür, sie unangenehm zu überraschen. Obwohl sie ihn seit der Übung tatsächlich nicht mehr wiedergesehen hatte. Sie griff nach ihrem Klemmbrett, welches sie, bevor sie das Archiv betreten hatte, auf dem Schreibtisch abgelegt hatte, und hielt es wie eine Art Schutzschild zwischen sich und den Kopierninja. „Es scheint dir wieder recht gut zu gehen. Das ist schön! Ich heiße Kakashi. Itachi und ich haben dich nach dem Angriff letzten Monat gefunden. Da hast du ziemlich mitgenommen ausgesehen“, sagte er und lehnte sich lässig gegen den Schreibtisch. Zu Makanis Erleichterung schien er nicht weiter nachhaken zu wollen, was sie denn hier nun genau „gearbeitet“ hatte. „Ich weiß. Äh… ich meine, ich weiß, dass du Hatake Kakashi bist und dass ihr mich gerettet habt. Danke!“ Richtig. Ohne diesen maskierten Schelm und vor allem ohne ihren Team-Leader wäre sie wohl nicht mehr am Leben. Nach Itachis unangenehmen Gebaren bei ihrer letzten Begegnung und den eintönigen und einsamen letzten Wochen hatte sie diese Tatsache irgendwie verdrängt. Kakashi machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. „Ach, so viel Widerstand haben diese merkwürdigen Gestalten nicht geleistet. Sie sind fast augenblicklich geflohen, als wir ankamen.  Aber es stimmt schon – „ Auf einmal wurde Kakashi ernst und das Lächeln unter dem schwarzen Stoff verschwand. „ – wenn Itachi nicht so schnell reagiert und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, wäre das Ganze wahrscheinlich noch schlimmer ausgegangen. Leider hatten diesmal nicht alle in der Einheit so viel Glück.“ Makani schluckte und fragte dann: „War Jiro schon tot, als die Hilfe eintraf?“ Aber, dachte sie gleich darauf, eigentlich war das auch nicht mehr wichtig. Kakashi zögerte einen Moment und runzelte leicht die Stirn, dann antwortete er: „Das weiß ich nicht. Kurz bevor wir am Wasserfall ankamen, haben Itachi und ich uns abgesetzt, um nach dir zu suchen, als er merkte, dass du nicht mehr dort warst und der Funkkontakt abbrach.“ „Was?! Ihr seid ganz alleine los?“, fragte Makani ungläubig. Kakashi grinste wieder. „Ja, das könnte man durchaus als ein wenig leichtsinnig bezeichnen.“ „Ich, naja … Danke“, murmelte die Kunoichi und biss nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. „Überrascht dich das etwa? Naja, ich gebe zu, Itachi ist schon irgendwie schräg drauf, aber als Partner kann man sich bedingungslos auf ihn verlassen. Ich weiß, wovon ich spreche; ich hatte auch schon die Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten.“ „Was meinst du mit ‚schräg drauf‘?“, fragte Makani. Sie fand diese Formulierung zwar selbst recht treffend zur Beschreibung von Itachis Verhalten, aber sie war neugierig, wie andere Menschen darüber dachten. Und Kakashi schien sich tatsächlich ernsthaft über die Frage Gedanken zu machen. „Hmm…, gute Frage! Ich glaube, ich habe noch nie jemanden getroffen, der seine Arbeit als Shinobi dermaßen ernstgenommen hat. Und er ist… ich weiß nicht… verflucht konsequent?“ Kakashi schien für einen kurzen Moment etwas abwesend, dann schien er sich wieder zu entsinnen, dass er gerade eine Unterhaltung führte und wandte er sich erneut mit einem Lachen der Kunoichi zu: „Aber was quatsche ich da? Du kennst ihn doch sicher viel besser als ich. Was ist er? Dein Cousin?“ „Nicht ganz“, Makani musste schmunzeln. „Meine Mutter ist die Tante von Itachis Vater. Also bin ich genaugenommen seine Tante zweiten Grades.“ Doch die Belustigung hielt nicht lange an. Makani gab etwas von sich, das wie die Mischung zwischen einem Schnauben und einem Seufzer klang: „Ich bezweifle allerdings, dass ich meinen ‚Neffen‘ besser kenne als du. Bevor ich in sein Team eingeteilt wurde, hatten wir kaum etwas miteinander zu tun. Und selbst jetzt… Naja, ich denke, er ist eben sehr beschäftigt.“ Sie spürte, wie sich ihre Miene gegen ihren Willen verfinsterte. „Ja, das kann man wohl sagen,“ erwiderte Kakashi und sah die Konuichi verständnisvoll an. „Es ist nicht zu leugnen, dass Itachi auf eine Weise schräg drauf ist, die ihn die rasanteste Karriere hinlegen lässt, von der ich je gehört habe. Wie alt ist er jetzt, 17? Wenn das so weitergeht, ist er mit 19 Hokage.“ „Fängst du jetzt auch noch an, so’n Scheiß zu erzählen, Kakashi?!“  Makani blickte über Kakashis Schulter hinweg zum Eingang der Überwachungszentrale und verkrampfte sich unwillkürlich. Dort stand Tora, breitbeinig, mit geballten Fäusten und funkelte den Kopierninja quer durch den Raum an. Erst auf den zweiten Blick fiel ihr auf, dass er in Begleitung eines weiteren Shinobis war, der neben Toras imposanter Gestalt eher unscheinbar wirkte. Seine Haltung, hängende Schultern und gesenkter Blick, verstärkte den Eindruck noch. Makani erkannte ihn dennoch sofort. Kakashi breitete über das ganze Gesicht strahlend seine Arme aus. „Tora, Saburo, Was für ein außerordentlich wunderbarer Zufall!  Hier ist jemand, den ihr unbedingt kennenlernen müsst“, flötete er und, ehe Makani reagieren konnte, hatte er einen Arm um sie gelegt und führte sie mit sanfter Gewalt auf die beiden zu. Daraufhin hob Saburo den Blick und seine Augen weiteten sich leicht. „Das ist unsere neue Kameradin Uchiha Makani“, verkündete Kakashi mit weit ausladender Geste. „Makani, das ist mein Teamkollege Ishi Tora und sein Bruder Ishi Saburo.“ Tora schien dieses überschwängliche Gebaren nur noch wütender zu machen. „Jaja, sehr interessant“, zischte er. „Und weil du bei einer Uchiha-Braut landen willst, stimmst du jetzt auch in dieses lächerliche Loblied über den Schleimbonzen ein, oder wie?!“ „Verdammt, halt die Luft an, Tora!“ mischte sich schließlich der Shinobi namens Saburo ein. Er packte Tora am Arm, welcher gerade einen bedrohlichen Schritt auf Makani zu gemacht hatte, und hielt ihn zurück. Dann wandte er sich an Makani. Er war offensichtlich kein großer Redner, aber er gab sich sichtlich Mühe: „Ähm… ich bitte vielmals um Verzeihung! Wir haben dir nicht dafür gedankt, was du für unseren jüngeren Bruder Jiro getan hast. Also… äh, ich hätte dich niemals darum bitten dürfen, allein Hilfe zu holen… Aber ich… ich danke dir trotzdem von Herzen, dass du es versucht hast!“ Saburo verbeugte sich tief und Tora sah ihm etwas dümmlich überrascht dabei zu. „Sie..?!“, brachte er schließlich nach einer ziemlich peinlichen Pause hervor. Kakashi sah sehr zufrieden mit sich aus. Makani dagegen fühlte sich ausgesprochen unwohl. Ebenso steif wie Saburo erwiderte sie die Verbeugung und antwortete förmlich: „Ich versichere euch mein tief empfundenes Beileid. Es tut mir unsagbar Leid, dass ich nicht schneller war an jenem Tag.“ „Pfff, also sie sieht zwar nicht aus wie eine Uchiha, aber sie redet auf jeden Fall so geschwollen wie eine“, kommentierte Tora, aber es klang sehr viel kleinlauter als zuvor und kaum mehr aggressiv. Saburo boxte ihn in die Seite. Kakashi drückte Makani noch enger an sich und sagte: „Tja, wie auch immer sie aussieht oder redet, gehandelt hat sie jedenfalls wie ein wahrer Freund!“ „Aber nicht wie ein ANBU“, murmelte die Konuichi bitter. Die Wut kehrte augenblicklich auf Toras Gesicht zurück und er stampfte mit dem Fuß auf: „Hat dir das dieser langhaarige Bastard eingeredet?!“ Er packte Makani grob an der Schulter. „Jetzt hör mal zu“, polterte er. „Dieser Kerl (und seine ganze gottverdammte Sippschaft) ist in etwa zu so viel Mitgefühl fähig wie mein kaputter Reiskocher! Du magst vielleicht ein vermeidbares Risiko eingegangen sein, aber so konnten wir unserem Vater zumindest versichern, dass alles Menschenmögliche versucht wurde, um seinen Lieblingssohn zu retten. Weißt du, wie viel ihm das bedeutet hat? Dein feiner Herr Anführer dagegen hätte unseren Bruder ganz vorschriftsmäßig und ohne mit der Wimper zu zucken verrecken lassen! Lass dir von so jemanden niemals erzählen, wie ein ANBU zu handeln hat!“ „Tora!“, sagte Kakashi nun mit deutlich mahnender Stimme. Er hielt seinen anderen Arm schützend zischen ihn und Makani, doch diese befreite sich aus seiner Umarmung, schob ihn weg und machte nun ihrerseits einen Schritt auf Tora zu. Sie wollte es endlich verstehen. „Tora, warum hasst du meine Familie und Itachi so sehr?“ Diese direkte Frage schien den großen Shinobi ziemlich aus dem Konzept zu bringen. Die wütende Anspannung wich aus seiner Haltung und er sah plötzlich einfach nur verwirrt aus. Er brauchte einen Moment, bis er antwortete: „Tja, ähm, nix für ungut… sind sicher nicht alles Idioten. Ich mein‘ du bist keiner, glaub‘ ich… Äh“ „Du musst verstehen, es ist nicht ganz einfach, die Uchihas zu mögen, wenn man einem anderen Clan angehört – besonders einem, der für sie zur dritten Klasse gehört“, unterbrach Saburo schließlich das Gestammel seines Bruders. Er sprach zwar ruhig, aber es klang zutiefst verbittert. „Nicht ganz einfach?!“, brauste Tora erneut auf. Nun war Makani verwirrt: „Entschuldige…, von einem Ishi-Clan habe ich noch gar nichts gehört. Und wieso dritte Klasse?“ Aus den Blicken, die ihr Tora und Saburo darauf zuwarfen, konnte die Kunoichi klar erkennen, dass sie soeben etwas gesagt hatte, das sie in ihren Augen als kolossal Unwissende entlarvte. „Ich fasse es nicht!“ Tora rang die Hände. Makani spürte, wie sie rot anlief. Doch Saburo schaffte es, sich zu beherrschen und ruhig und sachlich weiterzusprechen: „Hmm, wie erkläre ich es am besten? Also, du weißt doch aber bestimmt, dass Familien in Konoha erst als vollwertiger Clan gelten, wenn sie Clan-Rechte besitzen?“ Makani nickte. „Und du weißt auch, dass es einige zum Teil ziemlich große Familien gibt, die keine Clan-Rechte besitzen und diese nur bekommen können, wenn sie von den etablierten Clans offiziell anerkannt werden?“, fuhr Saburo fort. Makani nickte erneut. „Ha! Und kannst du dich daran erinnern, wann das das letzte Mal vorgekommen ist?“, fragte Tora mit grimmigem Triumph in der Stimme. Makani schüttelte den Kopf. „Ganz genau! Das kannst du nämlich auch nicht. Denn die Uchihas blockieren seit Jahrzehnten alle Anträge von Familien, Clan-Rechte zu erhalten. Insbesondere natürlich unsere Anträge; wir reichen seit Ewigkeiten jedes Jahr einen ein.“ Makani konnte sich nicht im Detail daran erinnern, was diese Clan-Rechte alles umfassten. Auf der Akademie war dies zwar gelehrt worden, aber das hatte sie damals nicht interessiert. Es hatte vor allem etwas mit Stimmrechten und Machtkompetenzen in Konoha zu tun. Eines war jedoch gewiss: Die Familien, die im Dorf wirklich etwas zu sagen hatten, waren alle im Besitz des Clan-Rechtes. „Es ist lächerlich“, fuhr Tora fort sich zu entrüsten. „Wir haben eben so viele Mitglieder wie die Uchihas. Wir bringen seit vielen Generationen glänzende Shinobi hervor, die ein ganze Latte an hochwirksamen Jutsus entwickelt haben, und wohlhabend sind wir auch. Bei allen anderen Familien konnten sich diese Hunde immer mit irgendwas rausreden, aber uns werden sie nicht mehr lange abweisen können.“ Er redete sich richtig in Rage und schien nun wieder mehr mit seinem Bruder zu reden als mit Makani. „Ich sag‘ dir was! Die ham‘ ne Scheißangst vor uns, weil wir die einzigen sind, die ihren Anspruch auf die gesamte Polizeigewalt in Konoha infrage stellen. Ha! Soll’n die sich doch in die Hosen pinkeln. Diese schleimigen Bonzen!“ Doch dann stockte er in seiner Rede. Ihm schien auf einmal wieder bewusst zu werden, dass ihm eine dieser ‚schleimigen Bozen‘ gerade direkt gegenüberstand. Er hustete, räusperte sich ausgiebig und verstummte schließlich. Nach einer weiteren peinlichen Pause verbeugte sich Makani erneut: „Es tut mir Leid, sollte meine Familie tatsächlich solche Unannehmlichkeiten bereiten und ich entschuldige mich vor allem für meine Unwissenheit! Ich bin mir jedoch sicher, dass ihr zumindest itachi eure Beschwerde vortragen könnt, und er versuchen wird, euch zu helfen. Denn er ist noch vor seinem Clan dem Dorf, der Gerechtigkeit und dem Ninjatum verpflichtet.“ Sie konnte sich tatsächlich nur schwer vorstellen, dass Itachi bei so etwas banal Weltlichem wie Machtspielchen seine Prinzipien übergehen würde, selbst wenn es sich um Angelegenheiten der Uchihas handelte.  „Hörst du, Tora? Das habe ich dir doch auch immer gesagt, oder nicht?“, strahlte Kakashi und schlug seinem Kameraden auf die Schulter. Dieser sah allerdings alles andere als überzeugt aus. „Der Gerechtigkeit verpflichtet? Dass ich nicht lache! Weißt du, Süße, wie lange ich schon für die ANBU arbeite? Sieben verfluchte Jahre! Ich habe immer gedacht, dieser Laden hier schert sich nicht um die Herkunft seiner Mitglieder. Ich dachte, es geht hier einzig und allein um unsere Leistungen als Ninja. Denn wir wollen das ganze Dorf schützen und nicht einzelnen Familien Macht verschaffen. Deswegen konnten wir Ishis hier Karriere machen, weil wir verdammt gute Ninja sind, und weil die, die Angst haben, dass wir ihnen ihre Macht streitig machen, hier nichts zu sagen hatten. Die ANBU muss unabhängig bleiben, sonst können wir einpacken! Ich dachte, gerade Koguma hätte begriffen, wie wichtig das ist, als er hier anfing. Aber jetzt… jetzt lässt er sich genauso infiltrieren und korrumpieren, wie alle anderen. Und zwar von niemand anderem als deinem mädchengesichtigen Ritter ohne Fehl und Tadel.“   „Shhh, Tora“, versuchte ihn sein Bruder zu besänftigen. „Meinst du, es ist schlau, hier so rumzubrüllen?“ „Allerdings! Und ich bin noch nicht fertig. Dieses Mädel muss wissen, woran sie ist!“ „Was meinst du mit ‚korrumpieren‘?“, fragte Makani, als sie sich so weit wie möglich aus ihrer Starre gelöst hatte. „Hmm, mal überlegen…“ Tora tat so, als würde er angestrengt nachdenken. „Da kommt eines schönen Tages ein Grünschnabel zur ANBU, kaum sechzehn Jahre alt, kaum Erfahrung. Er hat also nüchtern betrachtet nicht im Ansatz die nötigen Qualifikationen zur Aufnahme bei uns, auch wenn er zugegebenermaßen recht talentiert ist. Aber beinah vom ersten Tag an ist er best buddy mit dem ANBU-Chef. Nach zwei Monaten wird er zum Team-Captain befördert, einfach so. Mittlerweile trifft er sich mindestens einmal am Tag mit Koguma zur Beratung unter vier Augen. Heute ist er unangefochten sein nächster Vertrauter hier und meint nebenbei die Befugnisse zu besitzen, uns Disziplinarmaßnahmen aufbrummen zu können, weil seine Team-Kameraden versucht hat, unseren Bruder zu retten.“ „Hat er..?“, fragte Makani entgeistert. „Und ob!“, entgegnete Tora und fuhr fort: „Seit er da ist, scheint außerdem jedes halbe Jahr ein weiterer Uchiha der Einheit beizutreten. Ist das Zufall? Denk doch mal nach. Warum sollte der Uchiha-Clan auf einmal seinen vielversprechendsten Nachwuchs zur ANBU schicken?“ „Jetzt reicht es aber Tora! Du klingst wie ein irrer Verschwörungstheoretiker“, fuhr Saburo nun entschlossen dazwischen, doch Tora schüttelte ihn erneut ab. „Und du bist hoffnungslos naiv!“, fauchte er. „Das ist die erste nicht komplett machtgeile und durchtriebene Uchiha, die wir treffen. Man muss sie schützen! Hör zu, Kleine –„ Er beugte sich über Makani „- du glaubst mit diesem Itachi könnte man reden. Bullshit! Wenn dieser Clan überhaupt eine Chance hat, dann sind es Mitglieder wie du!“ Makani hatte es wieder einmal die Sprache verschlagen. „Ähm… danke“, erwiderte sie schließlich lahm. „Also, ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich habe einen Riesenhunger!“, rief schließlich Kakashi in die erneut aufkeimende Stille hinein. Saburos Miene hellte sich unwillkürlich auf und er griff dankbar nach dem Strohhalm, um diese furchtbar entgleiste Unterhaltung endlich zu beenden. „Oh ja, und wie! Was haltet ihr von Ramen bei Itsuki’s?“, fragte er etwas übertrieben fröhlich. „Hmpf, von mir aus“, brummte Tora. Daraufhin sahen die drei Shinobis Makani erwartungsvoll an. Sie räusperte sich verlegen, deutete auf ihr Klemmbrett und sagte: „Äh… ich muss arbeiten.“ Tora war viel schneller, als es seine massige Statur vermuten ließ. Er schnappte Makani das Brett so flink aus den Händen, dass sie es erst bemerkte, als er begann, die letzte von ihr gemachte Notiz laut vorzulesen: „15:17 Uhr – Herr N. erwacht aus seinem Nachmittagsschläfchen.“ Makani spürte, wie sie knallrot anlief. Sie wusste, dass die Uhr über Yūgaos Schreibtisch hinter hier, zu der die Blicke der drei ANBUs in diesem Moment wanderten, ziemlich genau 13:00 Uhr anzeigte. Daraufhin folgte sie ihnen ohne weiteren Protest aus dem Hauptquartier und zu „Itsuki’s Nudelbar“. Vielleicht war es Toras Art, sich für seine Ruppigkeit zu entschuldigen, jedenfalls spendierte er Makani das größte und teuerste Gericht auf der Karte. Er, sein Bruder und Kakashi redeten viel und laut nun eher über belanglose Sachen und es war tatsächlich erstaunlich leicht sich in die Gruppe integriert zu fühlen. Tatsächlich begann sie bald die solange entbehrte Gesellschaft zu genießen. Doch auf der anderen Seite schwirrte ihr von neuem der Kopf von dem zuvor Gehörten. Tora hatte wirklich ziemlich schräges Zeug erzählt. Und es hatte irgendwie so gar nicht mit dem zusammengepasst, was Koguma gesagt hatte. Wirklich nicht? Erneut regte sich dieses vage, aber dafür umso beunruhigendere Gefühl in ihr, das sie noch immer nicht so recht deuten konnte …eine Hand voll überlegener Clans, die sich unaufhörlich bekämpften. Aus widerwilligen Allianzen und fragilen Abkommen entstanden solch prächtige Dörfer wie deines… „Na, worüber grübelst du?“ Kakashi, der neben Makani an der Bar saß, sprach leise, so dass es die Ishi-Brüder, die sich geräuschvoll schlürfend über ihre Suppen hermachten, nicht mitbekamen. „Nichts“, erwiderte sie rasch und griff zu ihren Stäbchen. „Ach ja, bevor ich’s vergesse: Ich soll dir ja noch was von deinem Sensei ausrichten…“ Makani ließ die Stäbchen wieder sinken. „Von wem?“ „Na, von Jiraiyer natürlich. Er sagt, er würde sich sehr freuen, wenn du mal wieder bei ihm vorbeischaust.“ Makani sah Kakashi verdutzt an, doch dieser schien sich schon wieder voll und ganz auf seine Nudeln zu konzentrieren.   Knapp zwei Wochen später stand Makani wie jeden Tag um halb zwölf vor dem Eingang des ANBU-Hauptquartiers und wartete darauf, dass man ihr Einlass gewährte. Es war ein schrecklich heißer Tag Ende August und die sengende Mittagssonne hatte die schmale Gasse in einen glühenden Ofen verwandelt, in dem die Luft stand und kaum zum Atmen reichte. Die Kunoichi schwitzte am ganzen Körper, sie japste und ihr war leicht schummrig. Bei so einem Wetter sollte man nicht trainieren, dachte sie düster. Trotzdem hatte sie sich wieder über den Trainingsplatz gehetzt, bis ihr überhitzter Kreislauf sie dazu gezwungen hatte, sich keuchend in den Schatten zu flüchten. Dort hatte sie auf dem Rücken liegend ausgeharrt, bis es Zeit für ihren Dienst in der Zentrale gewesen war, und dabei hatten sie Gedanken geplagt wie: Jeden Tag der gleiche Mist. Das bringt doch absolut nichts. Ich werde hier doch komplett verarscht. Warum lasse ich das mit mir machen? Leider hatte sich ihre Laune seit Beendigung der Trainingseinheit um keinen Deut gebessert, obwohl der einzige potenzielle Lichtblick des Tages damit deutlich näher gerückt war. In einer Stunde war sie mit Kakashi, Tora und Saburo zum Ramenessen verabredet. Seit ihrem ersten Zusammentreffen in der Zentrale hatten sie das ab da an fast jeden zweiten Tag getan und Makani war unglaublich dankbar über diese kleine Abwechslung. Yūgao schien diesbezüglich ein Auge zuzudrücken, was Makani der schweigsamen Kunoichi sehr hoch anrechnete. Schließlich öffnete sich die Tür zur ANBU-Zentrale und Makani flüchtete in die relative Kühle im Inneren. Missmutig trottete sie in den Umkleideraum und öffnete ihren Schrank. Automatisch streckte sie ihre Hand aus, um ihre Hose herauszunehmen, doch dann stutzte sie, hielt mitten in der Bewegung inne und griff schließlich stattdessen nach einem Zettel, der an ihrer Schutzweste befestigt war:   Liebe Makani, da du deinem Trainingsplan nun schon gute sechs Wochen nachgehst, ist es Zeit, ein paar Änderungen vorzunehmen, um die Intensität zu steigern. Genaue Instruktionen findest du abermals auf der Rückseite. Die Trainingszeit verlängert sich außerdem sowohl vor- als auch nachmittags um eine Stunde. Dein Dienst in der Zentrale wird daher ab morgen immer um 12:30 Uhr beginnen. Damit du die Zentrale während des Dienstes nicht mehr verlassen musst, wird dort für dich täglich eine Mahlzeit bereitstehen. Itachi   Makani ballte die Faust mit dem Brief darin zusammen und rammte sie mit solcher Wucht gegen die Schranktür, dass sie aus den Scharnieren sprang und scheppernd und polternd zu Boden fiel. Sie war so wütend, dass sie kaum Luft bekam. Dass er sie nicht ernst nahm und mit belanglosen Blödsinn beschäftigt wissen wollte, war eine Sache, aber das hier war reine Schikane! Tora hatte Recht. Was bildete dieser Kerl sich ein?! Koguma, das ANBU-Oberhaupt, sein direkter Vorgesetzter, hatte klare Anweisungen gegeben. Itachi sollte sie trainieren, er sollte ihr helfen, schnell besser zu werden, damit sie ihren Beitrag leisten konnte. Er sollte sie zu einem Teil seines Teams machen. Sie sollten gegenseitig voneinander lernen. Sie hätte schon vor Wochen zu Koguma gehen und ihm erzählen sollen, was sein vermeintlicher Liebling hier veranstaltete. Es war beschämend, dass sie dieses Spiel so lange klaglos mitgespielt hatte. Sie stürmte auf den Flur hinaus, wild entschlossen ihrem Frust in Kogumas Büro Luft zu machen, doch am Fuß der Treppe rannte sie in jemanden hinein. „Oh Makani, sehr gut! Dich habe ich gesucht“, sagte Shisui und stütze sie am Arm, damit sie nicht hinfiel. „Hä, mich? Wieso?“ Makani wollte sich nicht aufhalten lassen. Sie wollte zur Tat schreiten, bevor ihr eventuelle Zweifel kamen. Sie machte Anstalten sich um den Uchiha herumzuwinden, um zur Treppe zu gelangen. „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir trainieren willst?“ Die Kunoichi erstarrte. „Was?!“ Sie drehte sich langsam um und sah Shisui verständnislos an. „Aber Itachi hat –„ Sie verstummte. Der Shinobi mit den kurzen dunklen Haaren erwiderte ihren Blick sehr entschlossen.   *  *  *   ----------------------- Und schon wieder ein ziemlich langes Kapitel, in dem die Geduld von Makani ganz schön auf die Probe gestellt wird. Im nächsten wird sich der Konflikt weiter zuspitzen und unsere Heldin wird damit beginnen, die Abgründe ihrer eigenen Familie zu ergründen… Ich freue mich natürlich wie immer über Kommentare! Es würde wirklich helfen, wenn ihr mir mitteilt, was ihr über die Handlung usw. denkt… Weil ich habe mir das natürlich alles mit viel Mühe ausgedacht, aber um zu wissen, ob ich es auch für andere gut rüberbringe, dafür braucht es Feedback :-*   Anmerkung: Ich weiß, dass eine alphabetische Sortierung (von Akten) in einem japanisch geprägten Universum eher wenig Sinn macht… Bitte verbucht das unter „künstlerischer Freiheit“ :-b             Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)