(A)I complicate von Naoi-chan ================================================================================ Prolog: Nothing changed ----------------------- » Kens View « Erschöpft betrat ich meine Umkleide und schloss die Tür hinter mir. Das Kreischen des Publikums, war noch immer zu hören und mein Puls war sicher auf 180. Ich sank auf die dunkle Coach in dem kleinen Raum und atmete erleichtert aus. Es war mein drittes Konzert in dieser Woche und vermutlich das Beste seit langem. Die Menge war unglaublich gewesen. Sie hatten fast jeden Song mitgesungen und immer wieder nach Zugaben geschrien. Ich seufzte tief und legte eine Hand auf meine Brust, an die Stelle wo ich mein Herz vermutete. Konzerte in Tokio waren einfach atemberaubend, aber würde ich mich jemals an diesen Adrenalin - Kick gewöhnen können? " Wow! " die kurz zuvor noch geschlossene Tür flog plötzlich schwungvoll auf und ein junger Mann, mit langen grau-braunen Haaren betrat den Raum. Er hatte wie immer einen lockeren Zopf gebunden und strahlte übers ganze Gesicht. " Das war unglaublich Ken-Chan! " rief er mit einem breitem Grinsen. Dicht hinter ihm, folgte ein ebenfalls groß gewachsener Mann mit sanften dunklen Augen. Auch seine Lippen formten ein Lächeln und er schloss wortlos die Tür hinter sich. Ich lächelte und nickte Ihnen beiden zu. " Ja... das Publikum war unglaublich." " DU warst unglaublich! " ich wurde aus strahlenden grünen Smaragden angestarrt und der Besitzer dieser schönen Augen trat näher. " Du wirst immer besser." " Vielen Dank, Oji-san." sagte ich leise und wusste nach all der Zeit immer noch nicht richtig mit Komplimenten umzugehen. Onkel Rey nahm neben mir Platz und strich mir über den Kopf. " Ich bin sehr stolz auf dich Ken-chan." Ein leises Lachen entfloh meiner Kehle und ich strich mir einige verirrte dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die vergangen zwei Jahre, waren einfach verrückt gewesen. Wer hätte je gedacht, dass mein erstes Album so ein Erfolg werden würde? Ich konnte selbst manchmal nicht fassen, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Ausgerechnet ich, zählte angeblich zu den erfolgreichsten Newcomern Japans. War das real? Geschah das hier wirklich, oder lebte ich in einem wunderschönem aber irren Traum? Ein leises Klopfen lies mich aufschrecken und unser aller Blick wanderte zur Tür. Wenige Sekunden später betrat ER den Raum. Trug seine braunen Haare heute mal offen und wie immer zierte ein unglaubliches Lächeln sein schönes Gesicht. " Entschuldige die Störung Ken-Ken..." seine Wangen waren puderrot und er hielt einen Korb in den Händen, den er nun fester an sich drückte. " Yuji..." ich erhob mich hastig und musterte den Brünetten vor mir. Er war wie immer eine unglaubliche Erscheinung... Es war ihm selbst noch nie wirklich bewusst gewesen, aber Yuji war unfassbar schön. Er sah mich aus schüchternen Honig braunen Seen an und strich sich nervös einige Strähnen aus dem Gesicht. Mein Herz raste, bei seinem Anblick. Lasst mich bitte kurz erklären: Kino, Yuji ist mein bester Freund. Wir sind zusammen in Chiba aufgewachsen. Vor etwas mehr als zwei Jahren, war er aufgrund seines Medizin Studiums nach Tokio gezogen. Es hatte mir damals den Boden unter den Füßen weggezogen. Yuji und ich waren bis dahin fast jeden Tag zusammen gewesen und man konnte ohne Übertreibung sagen, dass wir unzertrennlich waren. Er war nicht nur mein bester Freund - viel mehr ein Seelenverwandter. Ich folgte ihm nach Tokio... einerseits war es eh immer mein Wunsch gewesen, eines Tages nach Tokio zurück zu kehren und an meiner Musik zu arbeiten. Schließlich lebte ein Teil meiner Verwandtschaft und Ins Besondere Onkel Rey in dieser Stadt. Aber andererseits - Andererseits war ich einfach hoffnungslos verliebt in diesen Kerl. Yuji war einer dieser Menschen, die jeden verzaubern konnten. Er war natürlich erstaunlich hübsch für einen Jungen, aber es war nicht nur sein Äußeres. Er war einfach in jeglicher Hinsicht perfekt. Yuji war freundlich, liebevoll und warmherzig. Er war stets um jeden anderen besorgt und achtete im Grunde viel zu wenig auf sich selbst. Ich hatte mir damals, als ich nach Tokio gekommen war, fest vorgenommen ihm meine Gefühle zu gestehen. Aber wem würde das schon leicht fallen? Abgesehen davon, das er mein bester Freund war, war er schließlich auch ein Kerl. Ich hatte eine Weile mit mir gehadert und ehe ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, war Yuji IHM begegnet. Niwa, Seiji war etwa genauso groß wie ich. Er hatte dunkles Haar und immer diesen misstrauischen und irgendwie verärgerten Ausdruck im Gesicht. Er war der Grund, weshalb ich meinen besten Freund eine Zeit lang kaum in die Augen schauen konnte. Als Yuji mir nämlich gestand, dass er diesen Seiji mochte, war es als ob eine Welt zerbrochen wäre. Ich konnte seine Nähe nicht mehr ertragen und ging ihm aus dem Weg. Ich wollte Yuji nie verletzen. Aber der Gedanke, dass er einen anderen liebte, war einfach so schmerzhaft, dass ich nicht anders konnte. Ich brauchte Abstand zu ihm. Ich weiß noch ganz genau, wie ich diese eine Nachricht erhielt, die mich zum Nachdenken gebracht hatte. . Empfangen: 18:38 Uhr Von: Unbekannt Ich habe mich wohl in dir getäuscht... denn, wenn du ihn wirklich in dem Glauben lässt, dass du ihn hasst, kann das was du für ihn fühlst, tatsächlich keine Liebe sein. Seiji . Ich hatte die Nachricht immer wieder gelesen und wusste, dass er Recht hatte. Ich konnte Yuji nicht länger so behandeln, als hätte er etwas Falsches getan. Egal wie sehr es mir das Herz brach, ich konnte ihn und seine Gefühle zu Seiji nicht länger ignorieren. Er war mein bester Freund und wenn sein Glück für mich Schmerzen bedeuten sollte, würde ich es wohl ertragen können. Ich hatte mich allerdings erst zwei Tage später dazu durchringen können, ihn tatsächlich anzurufen. Es fiel mir einfach so verdammt schwer mit ihm zu sprechen und zu wissen, dass er niemals mehr als einen guten Freund in mir sehen würde. Als ich endlich genug Mut hatte, um ihn anzurufen, war es wie ein Schlag in die Magengegend. Yuji hatte erst sehr lange geweint. Er beteuerte, dass es Tränen der Freude waren. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass in diesem Moment einfach eine riesen Last, vielleicht sogar Wut, etwas Verzweiflung und mit Sicherheit sehr viel Trauer, von ihm gefallen war. Ich ärgerte mich über mich selbst... Ich wusste nicht genau, was ich ihm sagen sollte, oder wie ich mich erklären konnte und hatte hilflos herum gestottert und leere Phrasen von mir gegeben. Aber ich konnte die eine, wahre Erklärung einfach nicht über meine Lippen bringen. Ich konnte ihm meine wahren Gefühle nicht gestehen. Zum Glück war Yuji so glücklich, dass ich mich überhaupt gemeldet hatte, dass ihm alles andere scheinbar egal gewesen war. " Schon gut Ken-ken." hatte er in den Hörer geschluchzt. " Du musst mir nichts erklären... Ich bin nur froh, dass du mich nicht hasst." . . . Und nun stand er vor mir, mit diesem zuckersüßem Gesichtsausdruck und brachte mein Herz mal wieder zum Rasen. Auch nach über zwei Jahren, waren meine Gefühle für ihn nicht schwächer geworden. Ganz im Gegenteil... ich wollte ihn mehr den je. Er drückte mir den Korb, der mit unfassbar viel Schokolade und Kecksen bestückt war, in die Hände. " Das war großartig Ken-Ken." sagte er und ein aufgeregter Glanz lag in seinen Augen, als er versuchte mich zu umarmen, aber kläglich an dem Korb zwischen uns scheiterte. Es war fast zynisch, dass es wohl immer etwas gab, was zwischen uns stand. Ich lächelte leicht zurück und strich mir durch die lang gewordenen Haare. In den vergangenen Jahren, hatte ich meine Haare wachsen lassen und sie nun oft zu einem Zopf gebunden. Dennoch entflohen oft einzelne Haarsträhnen ihrer Bestimmung. Yuji fand es toll. Ihm gefiel aber auch, dass ich meine Haare dunkler gefärbt hatte. Vermutlich, weil ich jetzt Seiji ähnlicher war? Ein frustrierender Gedanke. Sein Lächeln war einnehmend und warm und herzlich wie immer. Onkel Rey erhob sich nun ebenfalls und nahm den Kleineren in die Arme. " Hi Yu - chan. " Yuji erwiderte die Umarmung und warf auch dem dunkelhaarigen am anderen Ende des Zimmers ein herzliches Lächeln zu. " Hi Liam! " " Hallo Yuji. " Liam war meist sehr zurückhaltend. Auf den ersten Blick hielten ihn viele sogar für angsteinflössend, aber im Grunde war er sehr freundlich und sanftmütig. Yujis braune Augen wanderten wieder zu mir. " Danke für die Karten... Seiji und Suri hat es auch sehr gut gefallen." Er kratzte sich am Kin. " Willst du ihnen Hallo sagen? Sie warten draußen. Eathan hat sie leider nicht durch gelassen. " Eathan war ein blonder Mann in den Mitt-Dreißigern. Er war Brite und der Chef des Sicherheitsdienstes. Neben der Tatsache, dass er seit Jahren für meinen Onkel arbeitete, hatte er zu Liam's Leidwesen, auch eine große Schwäche für ihn. Eathan hatte Yuji bereits einige Male gesehen und ohne es jemals ausgesprochen zu haben, wusste ich irgendwie, dass er unsere Situation verstand - und in diesem Augenblick war ich ihm mal wieder sehr dankbar. So hatte ich wenigstens einen kurzen Moment mit Yuji ohne IHN. Auch nach all der Zeit hatte ich mich nicht daran gewöhnen können. Seiji... allein beim Klang seines Namens gefrier mir, für wenige Sekunden, das Blut in den Adern. Yujis Lächeln erstarrte. " Alles in Ordnung? " Vermutlich waren mir kurz die Gesichtszüge entgleist, bei meinen düsteren Gedanken - die gerade etwas mit einer potenziellen Begegnung meines Fuß und Seiji, Niwas Gesicht - beschäftigt waren. Ich raffte meine Schultern. " Klar! Wenn ihr kurz wartet, können wir noch alle gemeinsam etwas Essen gehen." Rief ich fröhlich und war erleichtert wieder meine Maske aufgesetzt zu haben. Yuji klatschte aufgeregt in die Hände. " Oh das wäre großartig Ken-chan. " Inmer wenn er dieses Leuchten in den Augen hatte, jagte es mir eine Gänsehaut über den Körper. " Ich bin gleich da." Er nickte und wand sich zur Tür um. " Wir warten am Hintereingang okay? Bis gleich. " Ich zwang mich, ihm nicht auf die Körperstelle zu starren - die in der engen Jeans, die er trug - besonders gut zur Geltung kam. Aber ich scheiterte kläglich und Onkel Rey kicherte, kaum war die Tür hinter Yuji verschlossen. " Das ist nicht witzig. " meine Stimme war eher ein Knurren. Er hielt sich die Hand vorm Mund, als würde es die Tatsache, dass er sich über mich lustig machte, irgendwie verbergen oder gar entschuldigen können. " Entschuldige Ken-Chan... aber du kannst dich bezüglich Yuji einfach nicht kontrollieren. " Ich strich mir wieder verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Da war wahrscheinlich was Wahres dran... Nicht mal das Gefühl auf der Bühne zu stehen, konnte mich so glücklich machen und erfüllen, wie die wenigen Augenblicke, die ich mit ihm alleine verbringen durfte. Die kurzen Momente, in denen ich vergaß, dass ihn ein anderer auf eine Art und Weise berühren konnte, wie ich es wohl niemals können würde. " Du... " Onkel Rey trat näher. " Du musst ihn endlich loslassen." Ich stellte den Korb auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes ab und schnaubte. " Was steht für morgen an? " spontaner Themenwechsel, war in den vergangenen Monaten, meine Spezial-Disziplin geworden. Onkel Rey seufzte und zückte sein IPad. " Wir haben morgen ein Interview, bei einem Fernsehsender aus Taiwan, danach einen Termin im Büro und dann die Anprobe für den Auftritt am Samstag." Also ein fast normaler Tag... ich strich mir seufzend durch die Haare. Wieder war es ein Klopfen, was unser Gespräch unterbrach und unsere Blicke glitten synchron zur dunklen Tür. Kurz darauf betrat Eathan den Raum. Er war sehr groß gewachsen - sogar noch etwas größer als Liam - und durch seine blonde Mähne sehr auffällig. Seine funkelnden, blauen Augen glitten durch den Raum und blieben gleich an Onkel Rey hängen. Ich musste den Blick abwenden, da ich wusste, wie sehr es dem stillen dunkel haarigen am anderen Ende des Raums, vermutlich verletzen würde. Und dieser Anblick, war einfach zu irritierend. Liam und Onkel Rey waren seit etwas mehr als zwei Jahren ein Paar. Ich hatte den Bruder meines Vaters noch nie so glücklich erlebt. Der Halb-Chinese löste etwas in ihm aus, was ich noch nie zuvor gesehen hatte und irgendwie mit jeder Faser meines Körpers schützen wollte. Onkel Rey, war ohne Zweifel, schon immer ein warmherziger Mensch gewesen... Mein Vater war deutlich älter und bereits mit meiner Mutter verlobt gewesen, als Oji-san geboren wurde - dementsprechend, waren wir nicht sehr weit auseinander vom Alter. Großmutter hatte ihn immer als > kleines Wunder < bezeichnet - Vermutlich auch aus diesem Grund etwas bevorzugt behandelt. Dennoch: er hatte mich immer wie einen kostbaren Schatz behandelt und mir jeden Wunsch erfüllt. Lediglich in Bezug auf die Musik, war er oft sehr streng zu mir gewesen und hatte mir keinerlei Vorzüge eingeräumt - Aber ich hätte sie auch nie gewollt. Allein die Tatsache, dass ich heute auf so großen Bühnen, meine Musik mit einem so großen Publikum teilen durfte, wäre sonst vermutlich nie möglich gewesen. Ich war ihm unendlich dankbar. Onkel Rey war zwar immer eine Frohnatur gewesen, aber nun erreichte sein Lachen auch wirklich zu hundert Prozent seine Augen... Liam war, trotz seiner kühlen und distanzierten Erscheinung, der aufrichtigste, treuste und liebevollste Mensch, dem ich jemals begegnet war. Und mit > jemals < schließe ich sogar den brünetten jungen Mann, mit den verträumten, zuckersüßen, braunen Augen mit ein. Er tat einfach alles für meinen Onkel - auch unausgesprochene Wünsche, erfüllte er ihm. Liam gehörte eine Kinderarzt Praxis im Herzen Tokios und er war vermutlich einer der Besten in diesem Gebiet. Aber er schien sich nichts daraus zu machen. » Ich möchte nur ein guter Arzt sein. « hatte er immer wieder gesagt. Er war einfach ein verdammter Heiliger und zu gut für diese verdorbene Welt. " Guten Abend, Rey-San..." Eathan trat näher und verbeugte sich kurz vor meinem Onkel. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Liam mit einem undefinierbarem Ausdruck im Gesicht zurück trat und sich abwand. Er war nie der eifersüchtige Typ gewesen, soweit ich es beurteilen konnte. Wozu auch? Liam war selbst soetwas wie eine Naturgewalt. Wenn er den Raum betrat, gab es kaum jemanden, der seinen Blick von ihm abwenden konnte. Dennoch fand ich sein Verhalten in Gegenwart von Eathan sehr merkwürdig. Sie schienen sich beide zu ignorieren, brachten kaum einen Gruß dem anderen gegenüber über die Lippen und schienen sich aus dem Weg zu gehen. Oft verließ der Halb-Chinese sogar den Raum, wenn Eathan ihn betrat - trotz der eindeutigen Blicke gegenüber Oji-san. " Hallo Eathan." das Lächeln meines Onkels war sehr einnehmend. In dieser Eigenschaft, stand er Yuji in nichts nach. Überhaupt, war Onkel Rey wohl so etwas wie eine Schönheit... Ich hatte es bis vor wenigen Monaten, nicht wirklich realisiert, aber mein Onkel war ein sehr attraktiver Mann und dementsprechend hatte er eine gewisse Wirkung, sowohl auf Frauen aber ganz besonders auch auf Männer. " Sind sie bereit? " die blauen Augen des Blonden ruhten nun auf mir. Ich nickte ihm zu und griff meine Jacke. Eathan war ein anständiger Kerl. Auch wenn es mich irgendwie irritierte, dass er kein Geheimnis daraus machte, dass ihm mein Onkel sehr gut gefiel, war er im Grunde ein vertrauenswürdiger Mann. Er war seit knapp drei Monaten - etwa seit meinem dritten Nummer eins Erfolg in den Charts - persönlich für mich zuständig und ich war froh ihn an meiner Seite zu wissen. . . . Ein schrilles Kreischen erreichte mein Ohr, als wir in die kühle, dunkle Nacht traten. Eathan schob sich vor mich, als ein wirres Blitzlichgewitter einsetzte und ich spürte einen festen Griff um meine Schulter. Aus den Augenwinkeln, sah ich Onkel Rey, der sich eine Hand schützend vors Gesicht hielt. Ich blinzelte in die Menge und sah irgendwann Yujis fast panisches Gesicht am Straßenrand. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und er erwiederte es. In Momenten wie diesen vergaß ich die schreiende Menge um mich herum und hatte nur noch Augen, für den Brünetten jungen Mann mit den schönen Augen. Ich versuchte dennoch so viele Fotos wie möglich mit einigen der Menschen zu machen und auch ein paar Autogramme zu geben - schließlich hatten sie wohl eine Weile hier draußen in der Kälte gewartet. Als wir schließlich in Yujis Nähe waren, beschleunigte ich meine Schritte und kam dann vor ihm zum Stehen. Ich konnte nicht anders. Yuji war schon immer mein Schwachpunkt gewesen... " Sie sollen doch keine plötzlichen Bewegungen machen..." murrte Eathan und kam dicht neben mir ebenfalls zum Halten. " Oh... Yu-kun." Er war leicht verärgert, schenkte Yuji dennoch ein warmes Lächeln, als er hastig einen Blick über die Menge gleiten lies und ihn erkannte. Yuji war umzingelt von jungen Frauen, die mich aus glänzenden Augen anstarrten und teilweise der Ohnmacht Nahe schienen, als ich sogar noch einen Schritt näher trat. Daran würde ich mich definitiv nie gewöhnen... Genauso wenig, wie an den dunkelhaarigen jungen Mann, der dicht hinter meinem besten Freund stand und mich aus gleichgültigen dunklen Augen musterte. " Kommt ihr? " ich griff nach Yujis Handgelenk und zog ihn - Seijis Blick ignorierend - hinter mir her, Richtung Straße, wo sich der schwarze SUV befand. Das Geschrei in der Menge nahm zu und wir verschwanden schnell im Inneren, des Fahrzeugs. Ich hatte mich nicht umdrehen müssen, um zu wissen, dass Seiji und auch Suri uns gefolgt waren. " Verrüüüüückt! " rief das braunhaarige Mädchen, als sie neben Yuji Platz nahm und atmete erleichtert aus. Man konnte wohl behaupten, dass Suri und Yuji einer meiner ersten Fans waren. Als ich Ihnen damals mein Debütalbum vorgespielt hatte, waren beide vom ersten Klang begeistert gewesen und hatten mich motiviert. Seiji lies sich in den Sitz mir gegenüber sinken und ich bemerkte, dass sein Blick sofort auf meine Hände glitt, die immernoch Yujis Handgelenk umklammerten. " Es werden irgendwie immer mehr..." murmelte Yu und ich genoss die Nähe zu ihm. Er saß direkt neben mir und ich fühlte mich wie berauscht von seiner Wärme und dem Duft den er verströmte. Es machte mich wahnsinnig und ich konnte es kaum ertragen. Aber andererseits wollte ich mehr. Damals in Chiba, war es der normal Zustand gewesen... Yuji und ich waren uns immer sehr nah gewesen - Sogar körperlich. Seiji räusperte sich nach einer Weile, mit hochgezogenen Augenbrauen und Yuji lächelte ihn an. Einen Augenblick sahen sie sich schweigend in die Augen und schließlich entzog sich Yuji meines Griffs. " Alles in Ordnung Sei? " er erhob sich und nahm nun neben dem Dunkelhaarigen Platz. Wie ich diese Momente hasste, wenn Yuji alles um sich vergaß und nur noch Augen für Seiji hatte... Seiji nickte leicht und hatte mich noch immer fixiert. " Mmmhm." Seine und Yujis Hände fanden sich wie von selbst und es versetzte mir einen unerträglichen Stich. " Also dann...!" Onkel Rey stieg nun ebenfalls ein und nahm zwischen mir und Suri Platz. Liam folgte ihm und setzte sich auf den freien Sitz neben Yuji. Er wurde sofort von Suri in eine herzliche Umarmung gezogen und sie plauderte drauf los. Manchmal vergaß ich, dass Suri, Liam und Seiji eine gemeinsame Vergangenheit vor uns hatten. Sie waren so unterschiedlich in ihren Persönlichkeiten. Ich seufzte leise und versuchte weder Yuji noch Seiji weiter anzustarren... Mein Blick wanderte aus dem Fenster und ich vernahm nur noch leise die Gesprächen die nun einsetzten, während wir uns von dem Stadion im Herzen Tokios entfernten. Eathan saß vorne neben dem Fahrer und hatte ihm gerade eine Adresse genannt. Warum war Liebe nur so verdammt, kompliziert? Warum musste mein Herz auch nach all den Jahren noch immer für meinen besten Freund schlagen? Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Yuji sich an Seijis Schulter schmiegte und so unfassbar glücklich aussah, dass mir fast schlecht wurde. Aber wirklich böse könnte ich bei diesem Anblick nicht sein. Er war immerhin glücklich... und war das nicht das Wichtigste? Plötzlich blickte ich in dunkle Opale, die mich freundlich musterten. Ein leichtes Lächeln lag auf Liam's Lippen und ich erwiederte es instinktiv. Fühlte mich sofort etwas leichter... Er wusste, was ich für Yuji empfand, hatte sich aber noch nie dazu geäußert. Oft hatte er mich einfach nur auf diese fast schon liebevolle und mitfühlende Art und Weise angesehen, als wolle er mir Mut zusprechen. Wie gesagt: Liam war ein Gott verdammter Heiliger. Ich konnte nur hoffen, eines Tages jemanden zu begegnen, der mich so sehr liebte, wie Liam Oji-San oder Yuji Seiji... vielleicht gab es da draußen ja wirklich jemanden für mich. Kapitel 1: If you are not ready ------------------------------- » Kens View « 10. Juni ~ meine Augen glitten über den Kalender und ich seufzte schwer. In zwei Tagen, war SEIN Geburtstag und ich hatte mein Geschenk noch immer nicht vollendet. Yujis 21. Geburtstag stand vor der Tür und Suri hatte gemeinsam mit Seiji eine Überraschungsparty für ihn geplant. Sie hatten sogar alle unsere alten Freunde aus Chiba eingeladen und mit jedem Tag der verstrich, stieg meine Nervosität. Zum Einen hatte ich den Großteil schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen und zum Anderen, war es einfach Yujis 21. Geburtstag. Es war etwas besonderes und ich wollte ihm genau das zeigen, aber scheiterte, an den letzten Zügen. " Ken-Chan? " Onkel Rey betrat den Raum und musterte mich aufmerksam. " Hast du einen Moment? " Ich lächelte ihn leicht an und erhob mich nickend. Ich hatte ungefähr zwei Stunden an diesem verdammten Klavier in Oji-Sans Studio gesessen und versucht eine neue Melodie einzustudieren, aber immer wieder waren meine Gedanken zu Yuji und seinem bevorstehendem Geburtstag gewandert. Ich wollte ihm unbedingt etwas besonderes schenken, aber hatte das Gefühl, desto mehr ich darüber nachdachte und daran arbeitete, desto unklarer wurde es. Ablenkung würde vielleicht helfen. " Ich möchte dir jemanden vorstellen..." Ich trat ans Fenster und blickte nach draußen. Ein grauer Schleier, lag über der Stadt und ich konnte in der Ferne die Umrisse der Hashiko Statue erspähen. Onkel Rey hatte immer wieder versucht mich zu Kooperationen mit anderen Musikern zu überreden. Aber die meisten waren sehr arrogant und hatten versucht mich in eine musikalische Richtung zu drängen, in die ich definitiv nicht wollte. " Ken - Chan? " Ungeduld schwang in der Stimme meines Onkels und ich spähte über meine Schultern hinweg zu ihm. Onkel Rey stand weniger Meter von mir entfernt und blickte mich aus ernsten Smaragden an, die keinerlei seiner sonstigen Freude ausdrückten. Er hatte selten einen so ernsten Gesichtsausdruck, wie in diesem Moment. Es war ihm also sehr wichtig? Ich wand mich um und erblickts erst jetzt die Person neben ihm. Es war ein junger Mann, der deutlich kleiner war, als Onkel Rey oder ich. Er hatte dunkel braune Haare und kristallklare, hell-blaue Augen musterten mich neugierig. " Das ist Akira." Onkel Rey, schob ihn in meine Richtung, woraufhin der Kleine eine leichte Röte auf den Wangen bekam und sich tief verbeugte. Ich grübelte einen Augenblick. Er kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte weder ihn noch seinen Namen einordnen. " Guten Tag... " als sich unsere Blicke trafen, hatte ich plötzlich ein sehr merkwürdiges Gefühl. Dieser Kerl, hatt eine eigenartige Aura und ich verspürte den Drang möglichst schnell von ihm Weg zu kommen. Seine Gegenwart und dieser Blick, mit den er mich belegte, waren unangenehm. Ich musterte ihn, während ich meine Hände tief in meine Hosentaschen vergrub. Er war eine recht zierliche Erscheinung, mit diesem sanften Ausdruck in den Augen - Fast schüchtern. Dennoch irgendwie herausfordernd. Onkel Rey strahlte und deutete auf - wie war noch sein Name? Akira ... " Er, wird dir in Zukunft assistieren... Er ist übrigens ein hervorragender Pianist. Vielleicht könnt ihr auch mal was gemeinsam auf die Beine stellen. " " Assistieren? " ich verzog das Gesicht. " Womit?" Onkel Rey lächelte sanft. " Akira wird dir in den nächsten Wochen erstmal bei deiner Termin-Koordination helfen." Täuschte ich mich, oder klang das nach einem verdammten Babysitter? Ich spürte negative Energien in mir aufsteigen. Vor etwa einem Jahr hatte mein Onkel schon mal versucht mir einen Assistenten aufzuschwatzen. Drei Tage hatte er damals durchgehalten und war in meinen Augen ein absolutes Nervenbündel gewesen. Und nun versuchte mein Onkel mir wieder jemanden aufzuzwingen? " Kein Interesse... " murmelte ich und riss mich von den eindrucksvollen Sapfiren los. Verdammt. Diese Augen waren ziemlich irritierend. " Ken-Chan..." Onkel Rey trat neben mich. " Gib ihm wenigstens eine Chance. Ich schaffe es zeitlich nicht mehr mich um alles selbst zu kümmern... Ich werde natürlich in der Hauptverantwortung bleiben. Aber Akira kann deinen Kalendar verwalten. Er hat auch bereits Niro-Chan geholfen." er beugte sich zu mir. " ich habe wirklich ein sehr gutes Gefühl bei ihm. Und er hat Talent... Nach seinem Studium wird er wahrscheinlich in die Produktion einsteigen. " Wieder wanderte mein Blick über meine Schultern hinweg. Der Kleine stand etwas verloren, an der Tür und musterte uns aus diesen herausragenden blauen Seen. " Er studiert klassische Musik und Tontechnik. " flüstere Onkel Rey. " Hn." Sollte mich das beeindrucken? Ich wollte mich wirklich nicht mit Onkel Rey streiten, aber allein bei dem Gedanken, dass jemand mir ständig hinterher rennen würde, trieb die Wut in mir hoch. Ich brauchte keinen verdammten Babysitter. " Akira - Chan... komm her. " Erst recht nicht so ein Kind... Onkel Rey legte einen Arm um den Kleinen, als er neben uns zum Stehen kam. " Akira wird für den Anfang jeden Montag, Mittwoch und Freitag hier sein... er hat sein eigenes Handy. " Grüne Smaragde fixierten mich. " Alle deine Termine, werden auch automatisch an ihn weiter geleitet... so behält er den Überblick und bespricht alles mit mir." " Großartig. " kam es zynisch über meine Lippen und ich wand den Blick von beiden ab. Sollte mich das wirklich freuen? " Ich - ich werde mein Bestes geben." Wieder glitten meine Augen zu dem dunkelhaarigen, der mich aus ehrlichen, leuchtenden blauen Seen musterte und ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte. " Ich freue mich auf die Zusammenarbeit." Einen Augenblick hielt ich inne. Gerne hätte ich ihm dieses verdammte Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. " Wie auch immer..." Kam es dann aber über meine Lippen und ich war selbst irritiert,wie schroff es klang. " Ken! Sei nicht so - " ein Klopfen unterbrach den Älteren und unser aller Blicke glitten zur Tür. Liam betrat den Raum und das zuvor noch leicht verärgert wirkende Gesicht von Oji-san, hellte sich sofort auf. " Hey... " er lächelte leicht und seine dunklen Opale strahlten wie immer eine gewisse Wärme aus. " Li-chan! " Onkel Rey fiel ihm um den Hals und versiegelte seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Mir und Akira schoss die Röte ins Gesicht und wir kehrten Ihnen beide, fast gleichzeitig, den Rücken. Onkel Rey war manchmal einfach peinlich. " Du hast mir gefehlt... " hörte ich ihn murmeln. Richtig... Liam war fast zwei Wochen auf einer Fortbildung in den USA gewesen. Er war kurz nach meinem letzten Konzert in Tokio aufgebrochen. Onkel Rey war die ersten Tage untröstlich gewesen... Aber das war nun wie weggeblasen. Ich schielte zu Ihnen. Liam hatte beide Arme um den Langhaarigen geschlungen und ihn nah an sich gezogen. Die Hände meines Onkels umfassten das Gesicht des Halbchinesen und er starrte ihn aus liebevollen grünen Smaragden an, als würde er versuchen, jeden milimeter in seinem Gesicht auf Veränderrungen zu prüfen. " Geht's dir gut Rey? " er strich durch die grau-braunen Haare seines Gegenübers und der Ausdruck in seinem Gesicht wurde noch weicher. Es war faszinierend, wie verletzlich er manchmal aussah, wenn es um Oji-san ging. " Wow..." Akiras Stimme riss mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich warf ihm einen irritierten Blick zu. "..." Er hatte rote Wangen und einen Ausdruck im Gesicht, den ich nicht ganz deuten konnte, aber definitiv beunruhigend fand. . . . " Puuuuh, das war wirklich gut Liam! " ich strich mir zufrieden über den Bauch und lehnte mich erschöpft in meinem Stuhl zurück, woraufhin der leicht knarrte. Der schwarzhaarige mir gegenüber, erhob sich mit einem leichten Lächeln und begang den Tisch abzuräumen. " Ich habe noch schwarze Sesam Paste als Dessert. " " Du weißt, da kann ich nicht widerstehen. " Ich seufzte schwer. " Woher kannst du nur so gut kochen? " Liam brachte die gebrauchten Teller in die helle geräumige Küche, während draußen einige schwere Regentropfen an die Scheibe prasselten. Es war dafür dass es Juni war, ein besonders düsterer Freitagnachmittag und ich hatte seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder frei. Wirklich frei - also keine Proben, kein Training, keine Interviews und keine Konzerte. Ich war eigentlich vorbeigekommen um Onkel Rey zu besuchen, aber da der noch auf einigen Terminen unterwegs war, hatte Liam mich gefragt, ob ich zum Essen bleiben würde. Er musste ebenfalls erst am Montag wieder in die Praxis. Und ich konnte dieses Angebot nicht ablehnen: Liam war einfach ein fantastischer Koch. Ganz im Gegensatz zu meinem Onkel. " Ich koche einfach sehr gerne. Eine gute Ernährung, ist die Grundlage für ein gesundes Leben. " Sagte Liam schließlich und trat mit zwei weißen Schalen in seinen Händen, wieder an den Tisch. " Früher habe ich auch oft für Seiji und Seija gekocht... Sei ist ein miserabler Koch." " So wie Oji-san?" Ich musste Lachen und verdrängte die Tatsache, dass Liam mal wieder die beiden Niwa Brüder erwähnt hatte. Der Gedanke an Seiji versetzte mir trotz allem, dass er auch Liams Schützling war, einen kleinen Stich. Liam war in meinen Augen perfekt. Er war klug, intelligent und sehr fürsorglich. Allein seine Gegenwart schien jeden zu einem besseren Menschen zu machen... Also warum in aller Welt hing er so sehr an diesen beiden Brüdern? Gut, er war mit Seija aufgewachsen, soweit ich wusste. Aber was mochte er an ihm? Seija war egoistig, stur und taktlos... Ich musste an die vielen Momente denken, in denen er Liam, vor Onkel Reys Augen geküsst hatte. » Brüderlicher Kuss « hatte er immer wieder gesagt und dabei dieses fiese Grinsen auf den Lippen gehabt. Oji-san hatte es hingenommen... Aber ich konnte es beim besten Willen nicht verstehen. Und es bestätigte irgendwie auch meine Abneigung gegenüber Seiji. Schließlich waren sie Brüder. " Ja... Fast genauso schlimm." Liam lachte leise, stellte eine der beiden Schalen vor mir ab und nahm mir gegenüber Platz. Einen Augenblick herrschte Stille und wir sahen uns wortlos an. Er war einer dieser Menschenm in dessen Gesellschaft man sich einfach wohlfühlen musste. Er war unkompliziert... Ehrlich und freundlich. " Ken , wie sieht es mit deinem Geschenk für Yuji aus? " Ich strich mir durch die Haare und schob mir einen Löffel der dunklen Paste in den Mund. " Also ich... Es... Es ist fertig... Denke ich. " Sein Blick wurde intensiver. " Ich bin mir sicher, Yuji wird es lieben. " er nahm ebenfalls etwas von dem Dessert zu sich. " Ich hoffe... " ich strich mir übers Gesicht. Immer wenn ich an den Brünetten dachte, bekam ich Herzklopfen und eine Gänsehaut. Mir fiel ein, dass Liam mich zum ersten Mal nach etwas fragte, was Yuji betraf. Er hatte sich nach all der Zeit nie zu meinem Verhältnis zu Yuji geäußert. Während Onkel Rey mich anflehte Yuji zu vergessen und Abstand zu ihm zu nehmen, hatte Liam nie ein Wort darüber verloren. Warum eigentlich? " Eh...kann ich dich was fragen? " Liam nickte und sah mich aufmerksam an. Er schien zu spüren, dass es für mich ein wichtiges Thema war. Ich kratzte mich am Nacken und spürte, das Nervosität in mir Aufstieg. Ich schon mir noch schnell eine weitere Portion der SesamölPaste Paste in dem Mund, ehe ich leise stammelte: " Ehm... Also du weißt dass ich Yuji... Also - Ich ... Wir - Also was denkst du ... Ehm - " " Ken? " durchbrach mich Liams dunkle Stimme und er suchte meinen Blick. " Als ich in deinem Alter war, glaubte ich die eine wahre Liebe gefunden zu haben. Er war mein bester Freund und soetwas wie ein Seelenverwandter. " er seufzte leise. " aber jemanden zu lieben, macht diesen Menschen nicht zu deinem perfekten Gegenstück. " Ich blickte auf die kleine weiße Schale vor mir und lies mir Liams Worte durch den Kopf gehen. Ich wusste, dass er recht hatte. Aber es war leichter gesagt, als getan. " Und ... " ich begegnete seinen dunklen Opalen. " Und wie hast du es geschafft, dein Herz davon zu überzeugen? " Er lächelte und bekam einen eigenartigen Glanz in den Augen. " In dem ich mein Herz für jemand anders öffnete..." " Woah Liam, jetzt sag nicht, dass du Oji-san meinst! " ich wäre fast vom Stuhl gefallen. " Ihr kennt euch erst zwei Jahre... Willst du mir sagen, bis dahin hast du Seija geliebt?! So viele Jahre??? " Seine Augen weiteten sich erstaunt und die dichten dunklen Augenbrauen kräuselten sich: " Seija? Wie - " Ehe Liam seine Frage stellen konnte, vernahmen wir einen Schlüssel der in der Haustür umgedreht wurde und im nächsten Moment wurde selbige geöffnet. Ein leises Fluchen folgte und wenige Sekunden später, betrat Onkel Rey das Esszimmer. " Hallo ihr zwei. " seine Haare, sowie seine Kleidung waren völlig durchnässt. Liam erhob sich sofort. " Du bist ja völlig nass... Hattest du keinen Regenschirm bei dir? " seine Stimme klang leicht verärgert und er verlies kopfschüttelnt den Raum. " Den hatte ich im Büro vergessen... Ich war mit Akira bei Mika-san. " erklärte Onkel Rey und lachte nervös. " Aber ich bin doch nicht aus Zucker... Das bisschen Regen." Liam betrat, mit einem großen Handtuch in den Händen, wieder den Raum und warf es über die nasse lange Mähne meines Onkels. " Du musst auch nicht aus Zucker sein, um dir eine Erkältung einzufangen." Seine Stimme klang nun eher besorgt als verärgert und er belegte den Kleineren mit einem sanften Lächeln. Wortlos lies Oji-san sich von Liam die Haare trocknen und hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Ich hatte plötzlich das Gefühl zu stören. " Ehhh- okayyy..." Ich erhob mich mit heißem Kopf. " Ich hab noch was vor... Dann sehen wir uns morgen zu Yujis Party? " " Ah Ken - ken... Du musst noch nicht gehen." Die grünen Augen meines Onkels wanderten zu mir. Ich grinste schief. " Schon gut... Wie gesagt, ich habe noch was zu tun. Vielen Dank für das Essen Liam. " ich verbeugte mich leicht und verlies dann hastig den Raum. " Aber nimm bitte ein Taxi... Oder ruf Eathan an. Wenn Sie dich auf der Straße erkennen, weißt du was los ist..." rief Onkel Rey mir besorgt hinterher. " Mache ich. " log ich und kaum hatte ich Schuhe, sowie Mantel angezogen und meinen Rucksack gegriffen, Verlies ich auch das Haus. Wenn die zwei sich eine Weile nicht gesehen hatten - eine Weile konnte auch nur zwei / drei Stunden bedeuten - lag immer so eine komische Spannung in der Luft. Als würden sie sich jeden Moment die Kleider vom Leib reißen... Ich spannte den Regenschirm über mir auf und blickte in den grauen Himmel. Es war schön Onkel Rey so glücklich zu sehen und zu wissen, dass er nicht mehr alleine war. Ich hatte mir sehr oft Gedanken gemacht, warum er wohl nie eine Frau nach Hause gebracht hatte und ob er einsam war in Tokio. Meine Gedanken schossen zu meinem Vater. Es war sicherlich furchtbar für Onkel Rey gewesen, dass er ständig versucht hatte, ihn mit Frauen zu verkuppeln oder ihm einzureden, dass es Zeit wurde eine Familie zu gründen. Inzwischen Verstand ich wenigstens weshalb er immer so gereizt reagiert hatte. Trotz Liam hatte Onkel Rey sich unserer Familie aber noch nicht offenbart... Mir graute vor der Vorstellung, dass ich eigentlich in der selben Situation war. Ich spürte eine leichte Vibration in meiner Manteltasche und zog mein Handy aus selbiger. Es war eine Nachricht von Yuji. Mein Herz tat einen Satz. ~~~~ Empfangen: 15:47 Uhr Von: Yu Hey Ken-Ken... Wie sieht es nun aus? Kommst du vorbei? ~~~~ Ich überlegte einen Moment. Morgen war die Überraschungsparty für Yuji und er hatte mich bereits vor einer Woche gefragt, ob ich mit ihm in seinen Geburtstag reinfeiern würde. Ich hatte eigentlich keine Lust mit ihm und Seiji alleine rumzuhängen. Aber ich war schon im letzten Jahr, aufgrund eines Konzerts in Soel, an seinem Geburtstag nicht in Japan gewesen - weshalb ich mir in diesem Jahr auch besonders viel Mühe geben wollte. Seiji hin oder her: es ging um Yuji. ~~~~ Gesendet: 15:51 Uhr An: Yu Gib mir 30 Minuten. ~~~~ Empfangen: 15:52 Uhr Von: Yu Perfekt. :) ~~~~ Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen.... Was müsste geschehen, dass mein Herz bereit wäre, ihn endlich los zu lassen? Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder andere Gefühle für Yuji zu haben. Wenn ich darüber nachdachte, liebte ich ihn vermutlich sogar seit unserer ersten Begegnung... >>>> Flashback <<<< Es war ein sonniger Tag vor genau 17 Jahren in Chiba gewesen. Ich hatte in unserem Klassenraum im Kindergarten gesessen und mit Yukito meinem damaligen besten Freund gespielt, als unsere Kindergärnterin Frau Takaochi den Raum betrat. Sie war einer dieser Personen die ständig lachten und in jedem und allem etwas positives sahen. Dicht hinter ihr war eine wuschelige braune Mähne zu sehen und große Honig - braune Augen starrten uns alle ängstlich an. Sie hielt sich am Rockzipfel der dunkelhaarigen Frau fest, als würde er sonst verloren gehen. " Kinder, das ist Kino, Yuji. " sie lächelte uns alle erwartungsvoll an. " Er wird ab heute ein Teil unsererkleinen Familie sein. Heißt Yuji-Kun herzlich willkommen." " Guten Morgen Yuji - kun ! " hatten alle im Chor gerufen und er hatte sich vor Schreck wieder hinter unserer Erzieherin versteckt. Ich erinnere mich, wie fasziniert ich vom ersten Augenblick unserer Begenung, von ihm war. Yuji sah damals schon aus, wie ein Engel... Er war zierlich, freundlich und so unfassbar schüchtern. Alle hatten ihn angestarrt, woraufhin er sich noch weiter hinter Frau Takaochi versteckt hatte. Er konnte nicht wissen, dass er mit Abstand das schönste Wesen war, was wir alle jemals zu Gesicht bekommen hatten. Yukito hatte tief rote Wangen und ein freudiges Leuchten in den Augen, als er nach einem kurzen Augenblick der Stille, zu ihm lief und Yujis Hand nahm. " Yu - Chan... darf ich dein Freund sein? " Noch heute konnte Yuji nicht erklären weshalb, aber er hatte sofort angefangen zu heulen, als Yukito seine Hand ergriffen hatte. Yuki-Chan hatte dunkle braune Haare - noch etwas dunkler als die von Yuji - und freundliche dunkel braune Augen. Er war ein Sonnenschein und kam eigentlich immer sehr gut mit allen Menschen zu Recht. Deshalb war er auch so überrascht über Yujis Reaktion gewesen, dass er daraufhin in Panik geriet und verzweifelt versuchte ihn zu beruhigen. Auch Frau Takaochi sank auf die Knie und hatte versucht Yuji zu trösten. Aber es schien alles nur schlimmer zu machen. Ich weiß nicht weshalb, aber aus irgendeinem Grund ärgerte mich sein Weinen. Ich wollte, dass es aufhörte und lief hastig auf sie zu. Ich schob mich zwischen Yuji und Yuki-chan. " Hör auf zu heulen! " hatte ich ihn verärgert angeschrien. " Ich werde dein Freund sein und dich beschützen. Also hör auf zu heulen. " Tatsächlich hatte Yuji sofort aufgehört zu heulen und mich aus diesen großen, leuchtenden glänzenden Augen angestarrt. Mein Herz hatte damals schon hart gegen meinen Brustkorb geklopft, wann immer ich Yuji ansah... Aber in diesem einen Augenblick, als wir beide noch keine Ahnung davon hatten, was Liebe überhaupt bedeutete, war es wohl bereits um mich geschehen. Ich hatte mein Herz an diese wunderschönen braunen Seen verloren. " Wahhh Ken-Kun!!! So kannst du doch nicht - " Ehe unsere Kindergärtnerin mich bestrafen konnte, hatte ich Yujis Hand genommen und ihn mit an unseren Tisch gezogen. Yuji hatte es stillschweigend hingenommen, sich neben mich gesetzt und war von da an immer an meiner Seite geblieben. >>>> Flachback Ende <<<< Ich musste bei dem Gedanken an diesen Tag Lächeln... Es war seit dem einfach natürlich für mich gewesen, dass Yuji an meiner Seite war. Vielleicht fiel es mir deshalb so schwer zu akzeptieren, dass es jemanden gab, der ihn noch näher kam als ich. . . . Ich näherte mich gerade dem Wohnheim in dem Yuji noch immer mit seinem Mitbewohner Yaten lebte. Ich war schon einige Monate nicht mehr hier gewesen. Zum einen, weil ich einfach sehr viel zu tun hatte mit der Musik und zum Anderen, verbrachte Yuji oft seine Zeit mit Seiji. Ich war im Gegensatz zu Suri oder auch Yaten nicht wirklich scharf darauf gewesen, Ihnen beim Turteln zuzuschauen. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich das Gebäude betrat und wenige Minuten später an seiner Tür klopfte. Es vergingen kaum Sekunden, als ich hinter der Tür Schritte näher kommen hörte. " Oi Ken-Ken! " Strahlend riss Yuji die Wohnungstür auf und fiel mir sofort um den Hals. " Schön, dass du da bist. " Ich erwiderte die Umarmung zögernd und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Er musterte mich kurz mit diesem warmen Ausdruck in den Augen, nickte dann aus welchem Grund auch immer und zog mich in ihr gemeinsames Wohnzimmer. Dort standen jede Menge Schüsseln mit Chips, Schokolade und anderen Süßigkeiten auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Raums. Yuji war ein kleiner Zuckerjunkie - wer weiß wieso er trotzdem so schlank war. Die Couch war ausgeklappt und somit eine relativ große Liegelandschaft geworden. Es lagen einige Decken und Kissen darauf. Yuji lies sich fallen und strahlte mich an. " Setz dich Ken-Ken." Ich sah mich nervös um und spitzte die Ohren. Keine Spur von Seiji? Irgendwie sah das ganze nach einem Date aus... Störte ich vielleicht doch? Ich blieb in der Tür stehen und stutzte. Yuji schien meine unausgesprochene Frage und Verwirrung zu spüren. " Wir sind allein..." Er lächelte. " Ich dachte es wäre schön, mal wieder einen Abend, nur wir beide... " Mir schoss die Hitze ins Gesicht und ich senkte den Blick. War das sein verdammter ernst? " Stimmt was nicht? " Yuji sah sich besorgt um und es schien, als würde er innerlich eine Checkliste durchgehen. " Ich dachte, wir könnten ein paar alte Filme schauen... So wie früher." Er erhob sich und kam auf mich zu. Ich zuckte, als er seine Hand nach mir ausstreckte, woraufhin sich seine Augen erschrocken weiteten. " Was - was ist mit Seiji? Willst du nicht mit ihm in deinen Geburtstsg reinfeiern?" Er lächelte und ergriff meine Hände. " Es waren zwei sehr aufregende Jahre Ken-Ken... In den letzten Monaten haben wir uns kaum gesehen... " er zog mich hinter sich her, in das Innere des Zimmers. " - und wenn, waren wir eigentlich nie allein gewesen." Yuji drückte mich sanft aber bestimmt auf die Couch und grinste. " Seiji und ich sehen uns fast jeden Tag... Und er wird morgenfrüh zum Frühstück hier sein, um den ganzen Tag mit uns zu verbringen. Aber heute - " er lachte, während er sich neben mich fallen lies. " Heute möchte ich endlich mal wieder einen Abend alleine mit meinem Ken-chan verbringen. Du hast so selten frei an den Wochenenden. " Mein Herzschlag beschleunigte sich so sehr, dass ich einen Moment nach Luft schnappen musste. Ich wusste, dass Yuji meine Nähe nicht so sehr oder sagen wir mal auf die selbe Weise wollte, wie ich seine. Dennoch machten mich seine Worte unfassbar glücklich. Außerdem sah Yuji so unglaublich glücklich und zufrieden aus. Wie hätte ich ihn da ablehnen sollen? . . . Ich hielt mir vor Lachen den Bauch und lies mich rücklings auf die weichen Kissen hinter mir fallen. Auch Yuji schüttelte sich und sank ebenfalls auf die Kissen neben mir. Wir sahen uns gerade > Adrift in Tokyo < an. Eine unserer Lieblings Filme aus unserer Schulzeit. Wir hatten ihn, ohne Übertreibung, bestimmt schon 100 Mal gesehen und trotzdem traf er noch immer unseren Humor und brachten uns oft so sehr zum Lachen, dass uns irgendwann Tränen kamen. " Das hat mir gefehlt..." Vernahm ich Yujis Stimme und ich sah aus den Augenwinkeln, dass er dicht neben mir lag und mich musterte. Ich richtete meinen Blick an die Decke. Die letzten Stunden, hatte ich nicht mehr an diese komische Gesamsituation gedacht und einfach die Zweisamkeit mit meinem besten Freund genossen. Aber jetzt... Nun wo er mir so nah war, schlug mein Herz wieder unkontrolliert schnell und ich kämpfte gegen den Drang ihn einfach in meine Arme zu ziehen. " Weißt du... " ich spürte eine sanfte Berrührung am Arm. " Manchmal habe ich das Gefühl, das du ganz weit weg bist. " " Naja, meistens bin ich ja auch weit weg..." sagte ich nervös lachend und versuchte meine Aufregung zu verbergen. " Idiot... " Yuji lachte ebenfalls und kam noch etwas näher. " Du weißt was ich meine. " Instinktiv wand ich meinen Kopf auf die entgegengesetzte Seite, um meinen vermutlich hochroten Kopf zu verbergen. Ich konnte dennoch seine bohrenden Blicke auf mir spüren und im nächsten Moment plötzlich ein Gewicht auf meinem Bauch. Erschrocken Riss ich die Augen auf und wollte mich hastig aufrichten, als ich bei seinem Anblick erstarrte. Yuji grinste mich angriffslustig an und hielt meine Habdgelenke rechts und links neben meinem Kopf in die Kissen gedrückt. " Also Ken-Ken... ich lasse dich erst gehen, wenn du mir verrätst wo du immer bist, mit deinen Gedanken... " Ganz davon abgesehen, dass diese Situation verwirrend war, da Yu sonst nie so forsch war, war es absolut erregend ihn auf mir sitzen zu sehen. Ich spürte Hitze in meinen Kopf schießen. " Hm..." er kicherte. " Du bist ja ganz rot." Ich schnappte nach Luft.. wie oft hatte er in meinen Träumen auf mir gesessen und meinen Namen gestöhnt. Am Anfang hatte ich mich schuldig gefühlt, solche Träume über meinen besten Freund zu haben. Aber irgendwann hatte ich mich damit abgefunden und genoss sie sogar irgendwie. " Alles... okay? " seine Augenbrauen kräuselten sich und er war noch niedlicher als sonst. So unfassbar niedlich. Ehe ich wusste was ich tat, hatte ich ihn mit einer schnellen Bewegung auf den Rücken geschleudert, nun meinerseits seine Handgelenke neben seinen Kopf gepinnt und mich tief über ihn gebeugt. So tief, dass ich seinen Atem spüren konnte. Yuji hatte einen überraschten Ausdruck im Gesicht und in seinen Augen meinte ich fast Furcht zu erkennen. Seine Wangen waren leicht gerötet... es war elektrisierend. Und Genau das war der Grund, weshalb ich versuchte Abstand zu ihm zu halten. Ich hatte befürchtet mich irgendwann nicht mehr kontrollieren zu können. Keine Ahnung warum plötzlich, aber ich wollte es ihm endlich sagen. Wollte endlich meine Gefühle laut aussprechen. Ich wollte meine verdammten Lippen auf seine pressen und ihn endlich auf die Art und Weise in den Armen halten, wie ich es mir seit Jahren ersehnte. " Yuji ... ich - es gibt da etwas - " " Was zur Hölle wird das? " unterbrach plötzlich eine dunkle Stimme mein Geständnis. Unsere Köpfe schossen fast synchron ans andere Ende des Zimmers, zur Tür - Wo uns finstere dunkle Augen begegneten, in denen pure Wut aufflackerte. Shit! Kapitel 2: Repeat ----------------- » Liam's View « Verdammt... Das war doch hoffentlich ein schlechter Scherz. Was zur Hölle, ging da vor sich? Yuji lag auf dem Rücken und tief über ihn gebeugt, war kein Geringerer als Ken. Er hatte die Arme des Kleineren auf die Couch gedrückt und ihrer Gesichter waren sich gefährlich nahe. Um ehrlich zu sein, es sah verdammt nochmal so aus, als würde er ihn jeden Augenblick küssen. Viel falsch zu deuten, gab es eigentlich nicht bei den Umständen und dennoch wollte ich es nicht wahr haben. " Was zur Hölle wird das? " Ich spürte den dunkelhaarigen neben mir brodeln und er hatte seine Hände bereits zu Fäusten geballt. " Bleib ruhig..." flüsterte ich ihm zu und wusste, es war so viel leichter gesagt, als getan. Sowohl Ken, als auch Yujis Augen waren, zeitgleich zu uns gewandert und Ken hatte Seiji aus großen grünen Smaragden angestarrt. Der Schock in den glänzenden Edelsteinen, war offensichtlich. Meine Gedanken schweiften für wenige Sekunden zu seinem Onkel, dessen ebenso schönen Augen mich immer wieder um den Verstand gebracht hatten. Ehe irgendeiner etwas sagen konnte, war Seiji in den Raum gestürmt, hatte Ken grob an den Schultern gepackt, von Yuji weggerissen und zu Boden geworfen. " Was bildest du dir ein, du kleine miese - ? " " Seiji! " Yuji sprang erschrocken auf und wollte ihn wohl festhalten, wurde aber sofort von Seiji abgeschüttelt. " Ich habe genug davon! " fauchte der schwarzhaarige, ignorierte den Kleineren neben sich und funkelte Ken wütend an. Ich eilte zu Ihnen, wusste aber selbst nicht, was ich dazu beitragen konnte, um Seiji zu beruhigen. Ich konnte schließlich gut verstehen, dass er wütend war. Die Situation war wirklich nicht gerade zu Kens Gunsten gewesen, aber ich konnte wiederum nicht zu lassen, dass Seiji ihm weh tat... " Was soll das Sei...? " Yuji beugte sich zu den noch immer erschrockenen Ken und musterte ihn besorgt. Wie immer, wusste er nicht was hier wirklich vor sich ging. Yuji war so naiv, wenn es um Ken ging. Als wollte er es einfach nicht sehen. Ich seufzte schwer und fragte mich wie ich nur ausgerechnet an meinem freien Wochenende in dieses High school Drama geraten war? Richtig... Ich sendete innerlich ein Memo an mich selbst, Seija einen ganz besonderen Dank zu schicken. Er hatte eigentlich seinem Bruder versprochen, ihm und Suri bei den Vorbereitungen für Yujis Geburtstagsparty zu helfen. Leider war mal wieder Seijas Position in diesem elenden Krankenhaus dazwischen gekommen. Deshalb hatte er mich gebeten, Ihnen zu helfen und wir wollten die finalen Einkäufe heute erledigen. Ich konnte weder ihm noch seinem kleinen Bruder je irgendetwas abschlagen. Was uns nun in diese Situation gebracht hatte. Wir waren eigentlich nur kurz hergekommen, um Seijis Karte für den Großhandel zu holen. Er verbrachte viel Zeit bei Yuji und vermutete sie hier liegen gelassen zu haben. Den Schlüssel zur Wohnung hatten wir von Yaten - Yujis Mitbewohner - erhalten. Seiji hatte sich immer sehr gut unter Kontrolle gehabt. Das hatten er und sein großer Bruder gemeinsam. Sie ließen sich selten von Gefühlen verleiten und waren irgendwie stets Herr jeder Situation. Und auch wenn ich wusste, dass es an ihm nagte welche Blicke Ken Yuji manchmal zu warf, hatte er nie irgendetwas dazu gesagt. Ich vermutete, er wollte es Ken überlassen, ob er Yuji seine Gefühle gestand oder nicht - und vor allem wann. Seiji war einfach ein anständiger Kerl. Aber nun schien das Maß voll zu sein. Verärgert schob er den Brünetten zur Seite und packte Ken am Kragen. " Respekt! " fauchte er. " Das war alles worum ich dich gebeten habe. Respektiere unsere Beziehung verdammt nochmal. " Ich umfasste Seijis Schultern. " Lass ihn los, Sei..." sagte ich und hoffte, dass er sich beruhigen und somit das Ganze nicht weiter eskalieren würde. Seiji und Ken waren körperlich vermutlich auf Augenhöhe. Aber auf eine Schlägerei wollte ich es wirklich nicht ankommen lassen. " Sei...! " Yuji zog seine Augenbrauen verärgert zusammen. " Was - Was soll das? Du tust ihm weh! " er umfasste Seijis Handgelenke und versuchte nun ebenfalls Ihn vom anderen zu lösen - er wirkte fast panisch. Erst jetzt schien Kens Verstand wieder einzusetzen. Er hatte die ganze Zeit über nichts gesagt und bloß überrascht alles über sich geschehen lassen. " Es - es ist nichts passiert... " stammelte er nun, versuchte sich vom Größeren loszureißen und gleichzeitig Yuji weg zu schieben. " Geh zur Seite Yu..." " Du machst mich wahnsinnig! " fauchte Seiji, lies aber endlich von ihm ab. Yuji starrte seinen Freund aus verwirrten und fassungslosen braunen Tiefen an. " Warum bist du nur so wütend? ... wir hatten doch nur Spaß. " Eine schwarze Augenbraue schnallte in die Höhe und Seijis Gesichtszüge wurden noch härter. Er strich sich einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und belegte Ken mit einem missfälligem Blick. " Spaß, ja? " seine Augen wanderten zu Yuji. " Verdammt Yu... , begreifst du es immer noch nicht...? " Yuji wand sich Ken wieder zu und schien dieser Frage keine weitere Beachtung zu schenken. " Alles in Ordnung? " Ich kannte Ken nun genauso lange wie ich seinen Onkel kannte... Es waren nur zwei kurze Jahre, aber ich wusste er war ein guter Mensch und tat oft härter, als er wirklich war. Und wenn es etwas gab, was wohl jeder der mehr als fünf Minuten mit ihm und Yuji verbracht hatte, ebenfalls über ihn wusste, war es die Tatsache, dass dieser Kerl hoffnungslos in Yuji verliebt gewesen war. Der einzige, der das nicht sah, war Yuji selbst. Seiji hingegen war der kleine Bruder meines besten Freundes und ich kannte ihn seit er geboren wurde. Da Seija und ich als Kinder fast jeden Tag miteinander verbracht hatten und sich auch unsere Eltern sehr nahe standen, waren sowohl er als auch Seiji wie Brüder für mich. Ich wollte ihn um jeden Preis glücklich sehen, aber wie sehr Ken in Yuji verliebt war, regte Erinnerungen in mir... Ich wusste, wie einem die hoffnungslose Liebe zu jemanden, der einem so nahe stand zerreißen konnte und wollte nicht, dass er genauso darunter litt wie ich selbst damals. " Lass gut sein Sei. " ich strich ihm über den Arm und hoffte, es würde ihn beruhigen. Ken räusperte sich und strich sich fahrig durch die dunklen langen Haare. " Tut mir leid... Ich - Ich... Ich - " " Ist schon gut Ken-Ken... " Yuji tätschelte seinen Rücken und lächelte leicht. " Sei, hat da mal wieder was missverstanden. " Seiji schnaubte verärgert und ich spürte dass wieder Wut in ihm brodelte. Ken schien das ebenfalls zu bemerken und belegte ihn mit einem Blick, den ich nicht wirklich deuten konnte. Es war eine Mischung aus Reue, Mitleid und Wut. " Entschuldige dich Seiji! " verlangte Yuji schließlich und ich hätte fast gelächelt, wie süß sein Gesicht war, wenn er versuchte streng zu schauen. Ich hätte gelächelt, wenn diese Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre. " Yuji es reicht! " zischte Ken plötzlich und funkelte ihn wütend an. " Hör endlich auf damit... Seiji hat jedes Recht wütend zu sein! " Ich spürte, dass das Ganze plötzlich in eine Richtung schlug, die nichts Gutes verhieß. Es war wohl Zeit zu gehen? " Ken... " die Augen des Kleinen weiteten sich. " Was redest du da? " Er grinste und bekam einen traurigen Glanz in den Augen. Er zitterte am ganzen Körper. " Seiji hat jedes Recht wütend zu sein, weil ich dich gerade küssen wollte verdammt nochmal. " " ... K-küssen? " - " Was.. - was redest du Ken? " Unglaube stand in seinen braunen tiefen geschrieben. " Ich wollte dich küssen Yuji. und Nein - nicht wie einen Bruder. " " Was... Warum solltest du das wollen? " ein nervöses Lachen folgte und der Kleine kratzte sich verlegen am Kopf. Hilflose Augen wanderte zu Seiji, der den Blick mit einem unklaren Ausdruck, abwand. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass es Yuji langsam dämmerte. Er warf Ken einen beunruhigten Blick zu und trat wieder etwas näher an ihn heran. " Was ist los Ken? Du machst mir Angst... " Ken holte tief Luft. " Weil - " einen Moment stockte er und einzelne Tränen liefen seine Wange herab. " Weil ich dich Liebe Yu. Ich liebe dich so sehr, dass es mir das Herz zerreißt, dich mit ihm zu sehen... Und natürlich möchte ich dich küssen... wann immer ich dich sehe, möchte ich dich so sehr küssen. " Eine grausame Ewigkeit herrschte Schweigen. Ken zitterte am ganzen Leib und schluchzte leise. Ich hatte den jungen Musiker noch nie so gesehen und wusste nicht, ob ich dieser unangenehmen Situation entfliehen oder ihn in meine Arme schließen sollte. Yuji schien ebenfalls überfordert und berrührte ihn fassungslos am Ärmel. " Du - du liebst .... mich... ? " Ich musste den Blick abwenden. Es war furchtbar Ken so zu sehen und ich konnte nur zu gut nachvollziehen, was in ihm vor sich ging. Wie sehr sein Herz gerade schmerzen musste, hatte ich selbst vor vielen Jahren durchlebt. Ich wollte einfach nur weg - es war so unangenehm Zeuge dieses Ereignisses zu sein, ohne etwas tun zu können. Da spürte ich eine Hand am Arm. Seijis Mitternacht-blaue Augen musterten mich und wir kamen einer stummen Vereinbarung über ein. Er ging neben mir her und wir verliesen gemeinsam das Zimmer um ihnen etwas Privatsphäre zu geben. Seiji und Seija waren sich in vielen Dingen sehr ähnlich. Aber mir wurde wiedermal bewusst dass es etwas gab, was Seiji seinem großen Bruder vorraus hatte - Er hatte ein großes Herz und sehr viel Empathie. Seija hätte ihnen in diesen Moment niemals Zeit zum Reden eingeräumt. Dazu war er viel zu egoistig. Gerade waren wir aus dem Raum getreten, da stürmte plötzlich Ken an uns vorbei. Wortlos griff er nach seinen Schuhen und der Jacke, an der Wohnungstür, ehe er selbige hektisch Verlies. " Ken warte! " konnte ich Yuji noch rufen hören. Reflexartig und ohne eine Sekunde zu zögern, lief ich ihm unter Seijis erstaunten Blicken nach. . . . Schweigend gingen wir nebeneinander her. Die Luft war noch immer kühl und die Straßen nass vom Regen. Ich hatte Ken erst am Ende der Straße eingeholt und es hatte einige Minuten gedauert, bis er meine Anwesenheit akzeptiert und aufgehört hatte mich zu bitten, ihn alleine zu lassen. Ken hatte in den nun vergangen 40 Minuten kein Wort mehr gesagt. Seine Tränen waren schon seit langen verebbt und glanzlose grüne Smaragde blickten stur gerade aus. Ich hatte es nicht gewagt ihn anzusprechen. Was hätte ich auch sagen sollen? Es gab nichts, was ihn hätte von den Schmerzen befreien können. " Es- es war ein Fehler ... " flüsterte er plötzlich. Ich schwieg einen Moment. " Warum? " Ein bitteres Lachen hallte durch die Straßen und ein irritierter Blick traf mich. " Weil ich gerade 17 Jahre Freundschaft zerstört habe? " zischte er leicht verärgert. Ich atmete tief durch. Ken so zu sehen, löste in mir den Drang aus, ihn in meine Arme zu ziehen. Seine schönen Augen hatten diesen traurigen Glanz und seine Lippen waren ebenso gerötet wie seine Wangen... Ich konnte meinen Blick kaum von ihm abwenden. Er war seinem Onkel sehr ähnlich und dennoch so ganz anders. Während Rey zwar trotz seiner fröhlichen und sensiblen Art immer auch seine seriöse Seite durch blitzen lies , war Ken ein menschlicher Vulkan. Er war warmherzig, voller Energie, und temperamentvoll. Er schien immer voller Ideen und Tatendrang zu sprudeln. Kein Wunder, dass ihn die Frauen und teilweise sogar Männer zu Füßen lagen. Moment - irritiert strich ich mir übers Gesicht. Was waren das für absurde Gedanken? " Sorry... " Ken gab mir einen Klaps auf den Rücken. " Du kannst nichts dafür... ich wollte nicht so schroff sein. " " Ich denke es war an der Zeit für die Wahrheit. Das war kein Fehler. " Seine grünen Augen blitzten amüsiert auf. " Liam... du bist immer so verdammt korrekt. " er kicherte leise und blieb plötzlich stehen. " Aber... wie soll es weiter gehen? " Ich verdrängte die irritierenden Gedanken bezüglich meines Gegenübers und dachte an sein eigentliches Problem. " Gib dem Ganzen Zeit... Yuji ist dein bester Freund und nichts wird das ändern. " Ein trauriger Ausdruck in den Augen war zu sehen, während er in seiner Jackentasche herum tastete. Ich riss mich von seinem Anblick los und realisierte erst jetzt, dass wir vor seiner Haustür in Shibuya standen und Ken suchte wohl gerade nach seinem Schlüssel. Sollte ich gehen? Vermutlich. Aber ich konnte ihn unter diesen Umständen doch unmöglich alleine lassen oder? " Danke Liam... " ein trauriges Lächeln zierte sein schönes Gesicht und er nahm mir die Entscheidung ab. " Danke dass du für mich da warst... Aber ich ... ich brauche etwas Zeit für mich und.. ich denke, ich wäre jetzt gerne alleine. " Ich nickte lächelnd und ehe ich wusste was ich tat, kam ich endlich dem Drang nach ihn in meine Arme zu schließen. " Ich weiß es ist ein Cliche... aber mit der Zeit wird es besser. " Er lachte wieder leise und ich spürte wie er sich etwas in meine Arme fallen lies. " Es klingt wirklich wie ein Scheiß Cliche, Liam. " Einen Augenblick standen wir so da. Allein auf Grund der Tatsache, dass er Rey's Neffe war, hatte ich schon viel Zeit mit ihm verbracht, aber erst in diesem Augenblick fiel mir auf, dass ich ihn noch nie berrührt oder gar umarmt hatte. Dennoch schien es irgendwie natürlich und so vertraut. Es war anders als Seiji oder Seija zu umarmen und eindeutig anders als Rey... aber ich konnte es nicht so wirklich zuordnen. Nach einer Weile, schob er sich von mir, lächelte mich aus tapferen, traurigen Augen an und hob nochmal zum Abschied die Hand, ehe er im Inneren des Gebäudes verschwand. Ich atmete tief durch. Ein warmes Gefühl in meiner Brust ignorierend, zog ich mein Handy aus der Tasche. Drei verpasste Anrufe - ? Schnell hatte ich einen Kontakt aufgerufen und wartet nun geduldig, dass er meinen Anruf annahm. " Hey... Ich habe gerade an dich gedacht. " Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich seine Stimme vernahm. " Lügner! " ich überlegte einen Moment und setzte mich in Bewegung Richtung U-Bahn. " Wann hast du Feierabend? " . . . " So ein Idiot... " " Was? " Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Seija zuckte mit den Schultern, während er mich aus dunklen blauen Seen ansah und ein gelangweiltes Lächeln zierte seine Lippen. Wir hatten uns in einer Bar in der Nähe seiner Klinik getroffen. " Eine Liebeserklärung vor dem Lover seiner Flamme... " er grinste und nahm einen Schluck von der braunen Flüssigkeit in seinem Glas. " Das ist pure Dummheit. " Ich hatte Seija gerade über die Geschehnisse des Tages aufgeklärt und wie eigentlich zu erwarten, war seine Reaktion unsensibel und irgendwie herzlos. Trotzdem war es enttäuschend. " Heißt das, ich muss morgen früh mit ihm einkaufen gehen...? " er seufzte genervt. Ich verdrehte die Augen. " Yaten und Suri machen das... " Das war wirklich seine einzige Sorge? " Ah... sehr gut. " er grinste erleichtert und sah mich wieder an. Er schien zu spüren, dass ich mich etwas über ihn ärgerte. " Was ist? " Ich schüttelte den Kopf. " Keinerlei Mitgefühl? " " Liam... " er kam etwas näher und seine Augen fixierten mich gerade zu. Ich wurde immernoch sehr nervös, wenn er mich so ansah. " Erwartest du ernsthaft, dass ich Mitleid habe, mit nem Kerl, der in den Freund meines kleinen Bruders verknallt ist? " er lachte kalt und kräuselte die Augenbrauen. " Warum sollte er mich interessieren ? " Ich blickte auf das Glas vor mir. Natürlich war es absurd zu erwarten, dass Seija Mitgefühl hatte. Erst recht mit Ken. Aber irgendwie hatte ich es trotzdem gehofft. Ken, Seiji und Yuji waren alle ein wichtiger Teil meines Lebens geworden und die drei so verletzt und traurig wie heute zu sehen, war unerträglich. " Seit wann hast du eine Schwäche für den Jungen? " kam es schließlich vom dunkelhaarigen und ich konnte den Ton in seiner Stimme nicht richtig zuordnen. War er belustigt oder verärgert? " Was redest du da? " ich lachte nervös. " Er ist Rey's Neffe... natürlich mache ich mir Sorgen. " " Rey... " Seija schnaubte verärgert und kam näher. Seine dunklen Augen durchbohrten mich geradezu und ein ernstes Lächeln umspielte seine fein geschwungenen Lippen. " Liam... du gehörst eigentlich zu mir. " Ich lachte und schob ihn weg, um wieder mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Vor vielen Jahren hätte mich dieser Satz vermutlich sehr glücklich gemacht. Aber inzwischen fand ich es nur noch irritierend, wenn Seija so sprach. Rey war meine Welt und hatte mich all den Schmerz, der Vergangenheit vergessen lassen. Es gab eine Zeit, in der es wirklich nur Seija für mich gegeben hatte... und es war auch eine Zeit voller Leid gewesen. Die Worte waren nie über meine Lippen gekommen, aber ich hatte Ihn seit unseren Kindertagen geliebt. Vielleicht fühlte ich deshalb so mit Ken? Vielleicht hatte ich deshalb so sehr gehofft, auch Seija würde ihn bemitleiden. " Ahhh... " er fuhr sich grinsend durch die Haare und seufzte schwer. " Ich wusste, dass ich dich an ihn verlieren würde..." " Verlieren... ? " ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Wie konnte er das nur immer wieder sagen? Schließlich hatte er mich immer auf Abstand gehalten. Er nickte und belegte mich mit einem undeutbaren Blick. " Was ist es... ? Warum er? " Eine leichte Vibration in meiner Hosentasche lenkte meine Aufmerksamkeit kurz von meinem Kindheitsfreund. Es war eine Nachricht von Rey und mein Herz tat sofort einen Satz. ~~~~~~~~~ Von: Rey Empfangen: 20: 48 Uhr Li, ich konnte das Meeting schnell beenden und bin auf dem Weg nach Hause. Kann ich dich heute nochmal sehen? ~~~~~~ Ich musste Lächeln. Als hätte er gespürt, dass Seija mal wieder über ihn sprach. Rey hatte meine Welt wirklich auf den Kopf gestellt... ich hatte nie daran geglaubt, einen anderen Menschen mehr als den dunkel haarigen neben mir lieben zu können. Bis er in mein Leben getreten war... ~~~~~~ An: Rey Empfangen: 20:52 Uhr Ich bin in der Kokage Bar. Soll ich zu dir kommen? ~~~~~~ Von: Rey Empfangen 20:53 Uhr Ah... ich bin in der Nähe. Ich hole dich ab. Gib mir fünf Minuten. ~~~~~~ Seija räusperte sich neben mir. " Ist er es? " Ich schob mein Handy wieder in meine Hosentasche und nickte. Er fuhr sich wieder durch die schwarzen Haare und ich hätte alles dafür getan um zu erfahren, was er wohl gerade dachte. Er wusste ganz genau, wie ich all die Jahre für ihn empfunden hatte. Er hatte nie ein Wort darüber verloren. Er hatte mich immer gerne in seiner Nähe, das wusste ich. Ich wusste auch, dass ich ihm sehr wichtig war. Aber nie so wichtig wie er mir, also warum reagierte er immer so merkwürdig, wenn es um Rey ging? " Liam ich - " Seija wand sich zu mir und musterte mich eine gefühlte Ewigkeit sehr intensiv. Er schien nach den richtigen Worten zu grübeln. Was wollte er mir sagen? " Ich - " " Oooiiii " Strahlende grüne Smaragde schoben sich plötzlich in mein Blickfeld und zierliche Arme Schlangen sich um meinen Nacken. " Da bist du ja! " Mein Herz klopfte hart gegen meine Brust und ich erwiederte nach einem Moment der Überraschung, die stürmische Unarmung. Es fühlte sich gut an, den Kleineren so zu spüren. Als er sich von mir löste, wanderten seine schönen Augen kurz zu Seija und ich sah, dass sein Lächeln nun erzwungen war: " Hi! " Seija nickte ihm mit einem finsteren Blick zu. " Hey... " brummte er und wand sich schnell wieder seinem Whiskey zu. Ich hoffte noch immer, dass die beiden eines Tages miteinander auskommen würden. Rey war attraktiv... sehr sogar. Ob Männer oder Frauen. Er zog wo auch immer wir waren, sämtliche Blicke auf sich. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass wir mal wieder angestarrt wurden. Einige Blicke waren voller Bewunderung, andere irritierend obszön und voller Lust. Ich hatte schnell gelernt, Letztere zu ignorieren. Ich war nie wirklich der eifersüchtige Typ gewesen und mit einem Mann wie Rey an meiner Seite, hätte es mich vermutlich auch in den Wahnsinn getrieben. " Sollen wir dich mitnehmen? " ich zog meinen Mantel an und warf Seija einen kurzen Blick zu, während ich mich erhob. " Nicht nötig... " grummelt dieser, ohne uns anzusehen. Ich nickte und strich ihm über die Schulter. " Wir sehen uns dann morgen bei Yujis Party? " " Hn. " . . . Kaum in Rey's Haus angekommen, fiel er mir wieder um den Hals. " Du hast mir gefehlt Liam... " Ich schlang meine Arme um seinen Körper und fühlte wieder diese angenehme Hitze aufkommen, während ich seinen Duft scharf einsog. " Hmmm ... " ich drückte ihn an mich und seine Erregung War deutlich zu spüren. Er lächelte und stellte sich auf die Zehenspitzen - Wollte wohl einen Kuss? Ich dachte kurz daran, wie anders es sich angefühlt hatte Ken in meinen Armen zu halten. Stop! Ich sollte nicht an den Neffen des Mannes denken, der wohl gerade mit mir schlafen wollte... Verwirrt schob ich den Gedanken Beiseite und presste meine Lippen auf Rey's. Ihn zu spüren lies meinen ganzen Körper beben und in einer wohligen Hitze zergehen. Er drückte sich an mich und schlang beide Hände um meinen Hals. Ich spürte seine Zunge an meinen Lippen, die mich um Einlass bat und vergas plötzlich alles um mich herum. Diese Wirkung hatte der Kleinere immer auf mich gehabt. Wenn wir uns küssten, oder auch nur berrührten, bekam ich diese unbändige Lust ihn sofort zu nehmen. Er schlang seine Beine um meine Hüften und ich schob instinktiv beide Hände unter sein wohlgeformtes Gesäß. Einen Augenblick ließen wir von einander ab und seine grünen Augen glitten in hitziger Ekstase über mein Gesicht. Ich schnaufte etwas und spürte ein irres Kribbeln aufkommen. Leicht lächelnd, versiegelte ich wieder seine Lippen mit meinen, während ich mich langsam mit ihm Richtung Schlafzimmer bewegte. Seine Augen weiteten sich ein Stück, als ich ihn dort angekommen, aufs Bett warf - Fast grob. Dennoch schlich sich ein sanftes Grinsen auf meine Lippen, während ich mich über ihn beugte. Seine Lippen wieder auf die meinen pressend, vergruben sich Rey's schlanken Finger in meine Haare. Ich spürte wie seine Zunge in meinen Mund fuhr und wir fochten einen kleinen Kampf aus, bei dem mit Sicherheit keiner als Sieger hervorgehen würde - es auch keiner so wirklich wollte. Ich liess meine Hand unter sein Oberteil gleiten und strich über seine makellose Brust. Es war immer wieder erstaunlich wie weich seine Haut war. Er stöhnte in meinen Mund und zog mich enger an sich. Ich wiederum schob langsam sein Shirt hoch und er löste sich kurz von mir, damit ich es ihm über den Kopf ziehen konnte. Dann presste er seine Lippen wieder heftig auf meinen Mund und schien jegliches Verlangen in diesen Kuss zu legen. Seine Hände glitten über meinen Körper und blieben schließlich auf meinem Rücken liegen. Ein leises aber dennoch tiefes Stöhnen konnte ich nicht unterdrücken. Alleine seine Berührungen trieben mich in den Wahnsinn. Ich fuhr mit meinen Händen erneut über seine Brust und glitt dann zur Hose, um mich näher zu der Stelle zu bewegen, auf die ein schmaler Streifen Haare hindeutete. Fast ungeduldig öffnete ich seinen Gürtel und den Knopf der Jeans die er trug, um sie nach unten zu schieben und sah mich einer grauen Boxershorts gegenüber, die bereits etwas spannte. Der grauhaarige küsste mich erneut gierig. Davon war ich so eingenommen, dass ich nicht einmal spürte, wie seine Finger nach unten wanderten. Erst, als sie die Spitze meiner Erregung berührten, wurde es mir bewusst und ich drückte dies mit einem überraschten und nun etwas lauterem Stöhnen aus. Die Führung übernehmend, drückte mich Rey plötzlich in die Kissen und lies seine Finger am Bund meiner Boxershorts entlang gleiten, ehe er sie langsam herunter gleiten lies. Ich war so unfassbar hart, dass es fast schmerzte - ein süßer Schmerz. Lächelnd schloss er seine Lippen um meine Männlichkeit und verwöhnte mich. Ein kehliges Stöhnen war meine Bestätigung, dass es mir gefiel. Er war so unfassbar geschickt mit seinem Mund. Und diese Zunge... diese verdammte Zunge trieb mich in den Wahnsinn. So ließ es auch nicht lange auf sich warten, bis ich heftig keuchend kam. Als ich mich in seinem Mund ergoss, schluckte er es willig und seufzte leise. Seine Wangen waren gerötet und irgendwie törnte mich dieser Anblick wieder an... Wir küssten uns erneut, den Geschmack des jeweils anderen mit dem eigenen vermischte sich. Langsam, aber sicher, heizten wir uns gegenseitig auf und schon bald war ich wieder hart. Sehr sogar... Als ich mich vor seinem Eingang postierte und einmal mit der Spitze darüber strich zitterte er beteits vor Lust. Ich lies einen Finger in ihn gleiten und sein gesamter Körper bebte vor Verlangen. Kaum hatte ich das Gefühl, dass er sich daran gewöhnt hatte, lies ich den zweiten Finger folgen. Rey war nicht der erste Mann gewesen, mit dem ich Sex hatte, aber mit Sicherheit der attraktivste. Er lies seinen Kopf in den Nacken fallen und krallte sich stöhnend in die Laken. Ich konnte es kaum erwarten, richtig in ihn einzudrängen und ihn um den Verstand zu bringen. Seufzend strich ich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und betrachtete für einen Moment sein gerötetes Gesicht. " Ich liebe dich ... " flüsterte Rey, schwer atmend und mit einem leichten Lächeln auf seinen vollen Lippen. Vereinzelte Haarsträhnen klebten ihm im Gesicht und mein Gott - er war so verdammt schön. Dieser Anblick jagte mir einen Schauer über den Körper und ich konnte mich nicht länger zurück halten. Ich versiegelte seine Lippen mit meinen und stieß so hart und tief wie ich konnte, in ihn. Wir stöhnten zeitgleich auf. Es war ein unbeschreibliches Gefühl in dieser heißen Enge. Reys Hände krallten sich voller Verlangen in meine Hüften, während ich langsam begann mich in ihm zu bewegen. Für mich gab es nichts, was dieses Gefühl übertreffen konnte. Haut traf auf Haut, als unsere Unterleiber gegeneinander rieben und er leise stöhnte. Ich erhöhte mein Tempo und konnte spüren, wie er immer härter wurde. Unser Keuchen und stöhnen vermischte sich in hitziger Erregung und als er mit der Hand zwischen uns griff und zu reiben begann, kam ich mit einem tiefen Seufzer. Es war unglaublich zu spüren, wie mein Samen in ihn floss, was auch ihn schließlich dazu brachte, sich aufzubäumen und mit meinem Namen auf den Lippen kam. . . . Kapitel 3: Something new in something old ----------------------------------------- » Yujis View « " Du - du... liebst mich... ? " Mein Herzschlag setzte für eine gefühlte Ewigkeit aus und mir stockte der Atem. Ich war mit dem dunkelhaarigen vor mir aufgewachsen. Wir hatten fast unser ganzes Leben miteinander verbracht und er war immer wie ein Bruder für mich gewesen. Er hatte mich beschützt, motiviert und so viele Male zum Lachen gebracht, dass es sinnlos gewesen wäre, die genaue Anzahl zu zählen. Er war mir wichtig und Teil meiner Familie, weshalb es mir das Herz zerriss ihn so aufgelöst zu sehen. Ken zitterte am ganzen Körper und hatte die Augen fest zusammen gekniffen. Einzelne Tränen rannen seine geröteten Wangen hinab, während er scheinbar aussichtslos gegen weitere ankämpfte. Instinktiv griff ich nach seinem Ärmel und wollte ihn in meine Arme ziehen, da stockte er und warf mir einen kurzen und gleichzeitig auch so unfassbar ängstlichen Blick zu. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so viel Furcht und Hoffnung in seinen grünen Smaragden gesehen zu haben. Und das nur meinetwegen? Ich erstarrte plötzlich zur Eisstatue und war mir nicht mehr sicher was ich tun sollte. Ken liebte mich? Was sollte ich dazu sagen? Sollte ich mich überhaupt dazu äußern? Oder ihn überhaupt umarmen? " Schon gut... Ich verzichte auf dein Mitleid. " flüsterte er mit brüchiger Stimme und entriss mir seinen Arm, ehe er plötzlich los rannte. " Ken, warte! " rief ich und brauchte einen Moment um zu realisieren, was gerade geschah. Hastig folgte ich ihm schließlich, sah aber nur noch Liam aus der Wohnungstür stürmen. Ich wollte Ihnen nach - irgendetwas tun, damit es ihm besser ging ... damit es mir besser ging - wurde aber im letzten Moment am Handgelenk erfasst. Seiji sah mich aus ernsten dunklen Augen an. " Warte Yu..." " Lass mich los! " ich versuchte ihn abzuschütteln, aber der Griff meines Freundes wurde nur noch fester. Er zog mich an sich. " Yuji! " zischte er. " Gib ihm Zeit. " " Zeit... ? " ich hielt inne und starrte meinen Gegenüber fassungslos an. Zeit, war so ein verfluchter Umstand... Warum sprachen nur immer wieder alle davon, dass sie Zeit brauchten? " Ja, Zeit... " sagte er ruhig. Ich war so furchtbar durcheinander und konnte keinen klaren Gedanken fassen. " Du... du hast es gewusst...? " flüsterte ich und fuhr mir mit zitternden Händen durch die Haare. Seiji starrte mich einen Augenblick an, ehe er nickte und seine Arme fester um mich schlang. " Ich wollte mich nicht einmischen. " Mein Blick ging zu Boden. War all das real? " Ich weiß es eigentlich, seit unserem ersten Aufeinander treffen. " " Was?! " ich fuhr erschrocken zurück. " So lange ...? So lange fühlt er schon so? " Hieß es... als er damals nach Tokio gekommen war, liebte er mich bereits? Ich dachte an den Moment, als ich ihm gesagt hatte, dass ich Seiji liebe. Hatte er damals deshalb so merkwürdig reagiert? All das war doch verrückt... und ergab doch plötzlich so viel Sinn. " Yuji... Ken liebt dich vermutlich schon sein ganzes Leben. " er hielt einen Monent inne und musterte mich wieder so merkwürdig. " Wie fühlst du? " Wie ich fühlte? Ken war mein bester Freund... Er war mein Vertrauter. Ein Leben ohne ihn, war unmöglich. " Liebst.. Liebst du ihn? " Seijis dunkle Augen hatten einen unsicheren Ausdruck. Ken war schon immer ein Teil meines Lebens gewesen... " Was redest du?! " zischte ich und stieß ihn von mir. " Er ist mein bester Freund." Seijis Augen weiteten sich einen Moment überrascht. Er schien kurz zu zögern, ehe er mich wieder an sich zog. " Das ist keine Antwort Yu... " vorsichtig strich er mir einige Haare aus dem Gesicht. " Liebst du ihn? " " Er ist mein bester Freund ..." wiederholte ich und kniff die Augen zusammen. Seiji war meine große Liebe... ich hatte noch nie zuvor so für einen Menschen empfunden. Aber Ken...? Wenn ich ehrlich war, war Ken eine ganz andere Liga... Er war alles für mich. Vertrauter, Freund, Bruder ... Seelenverwandter. " Er ist mein bester Freund... " flüsterte ich wieder und spürte wie meine Beine langsam nachgaben. Ich hatte daran nie gezweifelt, mich nie tiefer mit meinen Gefühlen zu ihm auseinander gesetzt, aber er war mein bester Freund. Ein trauriges Lächeln zierte Seijis Lippen, während er mich in seine Arme hob. " Ich weiß... " er küsste meine Stirn. Ich hatte plötzlich das Gefühl in einen düsteren Strudel zu geraten. Unzählige Situationen, die nun einen ganz anderen Beigeschmack hatten, spielten sich vor meinem geistigen Auge ab. Momente in denen mich Ken plötzlich von sich gestoßen hatte, nachdem ich ihn ohne Vorwarnung umarmt hatte. Momente in denen er mich ignoriert hatte, wenn ich Seijis Namen auch nur wagte in den Mund zu nehmen. Momente in denen ich geglaubt hatte, er würde mich hassen. Wie hatte ich so blind sein können? Wie hatte ich so verdammt egoistig sein können? Seiji trug mich in mein Zimmer. " Ich weiß... " flüsterte er immer wieder, während er mich in die Kissen sinken lies. " Er ist dein bester Freund... Aber liebst du ihn? " Ein Schauer lief mir über den Rücken. Aber ich war nicht fähig ihm zu antworten oder überhaupt in die Augen zu schauen. Ich biss mir auf die Lippen und wand Seiji meinen Rücken zu. Warum konnte ich ihm darauf keine Antwort geben? " Schon gut... " vernahm ich seine dunkle Stimme und er legte die Decke über mich. " Ich denke, ich kenne die Antwort. " Er kannte die Antwort? Ich traute mich nicht irgendetwas dazu zu erwiedern und auch über seine Lippen kam kein weiteres Wort. Wir schwiegen und ich spürte wie er sich an mich drückte. Er kannte die Antwort. Natürlich... . . . Warme Sonnenstrahlen kitzelten meine Lieder und ich blinzelte müde einem strahlenden Tag entgegen. Kaum hatte ich mich an die Helligkeit gewöhnt, bemerkte ich die schlafende Gestalt neben mir. Seijis Gesichtszüge waren so weich und er wirkte fast zerbrechlich wenn er so da lag. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich konnte nicht widerstehen ihm einige wirre, dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. Daraufhin seufzte er leise und blinzelte mich aus verschlafenen, dunklen, blauen Seen an. Einen Moment schien er verwirrt. " Happy Birthday..." murmelte er aber dann lächelnd und zog mich in seine Arme. Ah. Richtig. Heute war mein 21. Geburtstag. Er hauchte einen Kuss auf meine Lippen. " Wie hast du geschlafen? " Ich kuschelte mich an ihn und bemerkte, dass Seiji noch seine Kleidung vom Vortag trug. " Gut... " log ich und versuchte die immernoch sehr präsenten Alpträume zu verdrängen. Der Gedanke meinen besten Freund vielleicht zu verlieren, war unerträglich. Ich fühlte mich fast so wie damals, als ich geglaubt hatte, Ken würde mich hassen... Fast schlimmer, da ich das Gefühl hatte selbst als Freund versagt zu haben. " Unfassbar wie schön du bist... " der dunkelhaarige warf mich auf den Rücken und schob sich zwischen meine Beine. Ich wusste was er wollte... aber ich war noch weniger bereit als jemals zuvor. Seiji und ich waren seit fast zwei Jahren zusammen. Er war mein erster Freund und der erste Mann, den ich je geküsst oder überhaupt berrührt hatte. Ich hatte mich bisher nicht getraut weiter zu gehen. Suri hatte sich irgendwann mal zum Ziel gemacht, uns über unsere - wie hatte sie es bezeichnet? Richtig. Unsere " Möglichkeiten " aufzuklären. Ihre Ausführungen hatten mich aber noch mehr verunsichert als alles andere. Ich konnte einfach nicht. Es hatte mich fast ein Jahr gekostet, überhaupt zuzulassen, dass er meine Erregung in den Mund nahm. Nach weiteren sechs Wochen, war ich dann auch endlich soweit gewesen, ihm diesen Gefallen zu erwiedern. Aber weiter... Nein, das konnte ich wirklich noch nicht. " Yuji... " seine Stimme war rau und tief. Es bescheerte mir immer eine Gänsehaut, wenn ich ihn so hörte. Seiji löste ohne Zweifel Gefühle in mir aus, die ich so noch nie verspürt hatte. Aber ich wusste auch nach all der Zeit nicht immer, wie ich damit umgehen sollte. Ich konnte seine Erregung deutlich spüren und wurde nervös. " Keine Sorge... " er küsste mich zärtlich, ehe ein Grinsen sein Gesicht zierte und ergriff wieder Besitz von meinen Lippen. " Heute ist dein Tag... Bleib wo du bist. " er küsste mich wieder, ehe er sich erhob und kurz streckte. " Was für ein schöner Tag... " murmelte er vor sich hin und verlies lächelnd mein Zimmer. Kaum war ich alleine, schweiften meine Gedanken zum gestrigen Tag und Ken. " Er liebt mich... " ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Es war verwirrend... Ken war so viele Jahre der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen. Als ich realisiert hatte, dass mich Jungs mehr interessierten als Mädchen hatte ich ihm kaum in die Augen sehen können. Hatte befürchtet, er würde es sofort merken und mich ablehnen.... vielleicht sogar hassen. So viele Jahre hatte ich mich davor gefürchtet, dass er mich hassen könnte, wenn er erfahren sollte, dass ich schwul war. Ich hatte nie, auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass er ebenfalls anders fühlen könnte. Dass er schwul oder gar in mich verliebt war... es war so surreal. Es war ein grausamer Gedanke, wenn ich daran dachte, wie viele Male ich Ken mit meinem Gefühlschaos rund um Seiji belästigt hatte. Wie furchtbar er gelitten haben musste. Und er hatte kein Wort gesagt. Eine leise Vibration richtete meine Aufmerksamkeit auf meinen Nachttisch. Ich griff nach dem kleinen Mobiltelefon. >>>> Empfangen: 00:03 Uhr Von: Ken Happy Birthday Yuji. Tut mir leid, dass ich den Abend vermasselt habe. Ich hoffe du hast einen fantastischen Tag. >>>>> Mein Herz schlug wahnsinnig schnell, als mein Blick immer wieder über die kurzen Zeilen glitt. Er hatte die Nachricht bereits heute Nacht geschickt. Ich grübelte einen Moment was ich antworten sollte. Ich hatte mich so gefreut mit Ken in meinen Geburtstag zu feiern und den Tag mit ihm und Seiji zu verbringen. War es egoistig ihn trotz allem sehen zu wollen? War es egoistig ihn trotz allem in meiner Nähe haben zu wollen? Vielleicht war all das ja auch nur eine Phase? Wenn er wirklich glaubte mich schon immer zu lieben , verwechselte er doch vielleicht Freundschaft und Liebe? Der Gedanke lies mich so etwas wie Hoffnung verspüren. " Frühstück! " mit einem fröhlichen Lächeln trat Seiji wieder in mein Zimmer. Er hielt ein Tablett in der Hand und stellte es vor mir ab. " Alles in Ordnung? " seine dunklen Augenbrauen kräuselten sich, als er den wohl nachdenklichen Ausdruck in meinem Gesicht wahrnahm. " Ehm... Ja... ja sicher. " ich richtete mich auf und fuhr mir, mit einem erzwungenem Lächeln, durch die Haare. Sein Blick glitt aus dem Fenster, während er sich an meine Bettkante setzte. " Ist es wegen ihm? " Ich griff nach der dampfenden Tasse - vermutlich war es ein grüner Tee - und nippte daran. Musste ich wirklich darauf antworten? " Möchtest du darüber reden? " Ich starrte auf das Tablett. Seiji hatte dort alles zusammengestellt was ich am Liebsten mochte zum Frühstück. Sogar einen frisch gepressten Orangensaft. Dieser Mann tat alles für mich... warum hatte ich also plötzlich das Gefühl, das alles in Frage stellen zu müssen? "... Vielleicht - vielleicht verwechselt er ja Liebe mit Freundschaft... " Einen Moment schwieg Seiji. " Ich habe es dir nie erzählt... " begang er aber dann leise. " Weißt du noch als wir damals im Kino waren mit Suri, Ken und Yaten? " Ich nickte. Das war der Abend an dem ich Ken meine Gefühle für Seiji gestanden hatte. Das war auch der Abend, an dem ich glaubte, Ken würde mich hassen... " Am nächsten Tag habe ich mich mit Ken getroffen... ich hatte irgendwie eine Ahnung, dass er in dich verliebt ist und wollte geklärte Fronten... " er holte kurz Luft. " Auf die Frage ob er dich liebt, hat er mir nie eine Antwort gegeben... " Unsere Blicke trafen sich und ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen. " Aber ich wusste seit unserer ersten Begegnung, dass er dich liebt Yuji. Die Art wie er dich ansieht, ist nicht die Art wie man seinen besten Freund ansieht... " " Die Art... wie er mich ansieht...? " Seiji nickte und fuhr sich seufzend durchs Gesicht. " Ich liebe dich Yu... aber manchmal... manchmal siehst du ihn auch so an... mit diesem Blick. " " Unsinn! " rief ich, als ich seine Worte begriff. Wollte er etwa behaupten, dass ich Ken liebte? Dass ich in ihn verliebt war? " Ich liebe dich... Ken ist mein bester Freund! Das ist etwas ganz anderes... " Er lachte leise und strich mir über die Wange. " Okay... solange du nicht der jenige bist, der Freundschaft mit Liebe verwechselt, ist alles in Ordnung. " er griff nach etwas Obst vom Tablett und schob es sich in den Mund. Einen Moment schwiegen wir, während ich an meinem Tee nippte und immer wieder seine Worte Revue passieren lies. » Solange du nicht der jenige bist, der Freundschaft und Liebe verwechselt... « " Ich muss nachher kurz weg, aber treffen wir uns um 12 Uhr am Bahnhof? Ich habe eine Überraschung für dich... " " Okay... " ich nickte und kam nicht drumherum eine gewisse Enttäuschung zu verspüren. Es war mein Geburtstag und ich hatte weder von meinen Eltern, noch von sonst wem etwas gehört. Von keinem außer Ken. Hatten mich denn alle vergessen? Und jetzt lies Seiji mich auch noch alleine? . . . Nach dem Frühstück hatte Seiji die Wohnung wie angekündigt verlassen. Ich hatte ein langes Bad genommen und versucht nicht an Ken zu denken. Was mir schwerer fiel als gedacht, zumal ich ihm eigentlich unbedingt auf seine Nachricht antworten wollte. Aber was hätte ich erwidern können? Vielen Dank und bis bald? Ken hatte mehr verdient. Ich wollte nicht, dass er sich so fühlte, wie ich damals, als ich glaubte, er würde mich hassen. Ich wollte ihn glücklich sehen. Als ich mich angezogen hatte, lies ich mich in meinem Zimmer auf dem Bett sinken und griff wieder nach dem kleinen schwarzen Mobiltelefon. Wieder glitten meine Augen über die letzte Nachricht, die ich erhalten hatte. Einen Moment zögerte ich, ehe sich meine Hände fast wie selbstständig über das Textfeld zu bewegen schienen. >>>> Gesendet: 10:43 Uhr An: Ken Du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht verlieren. Bitte sprich mit mir. >>>> Ich erhob mich und beschloss mich von meiner Nervosität - auf die wohl folgende Antwort - abzulenken, in dem ich das Wohnzimmer wieder in Ordnung brachte. Die Coach war noch immer vom Vorabend aufgeklappt und die Schalen mit Snacks standen herum. Mir schoss der Moment kurz vor Seijis und Liam's Auftauchen durch den Kopf. Er hatte mich wirklich küssen wollen? Ich strich mir instinktiv über die Lippen... Küssen? Ken wollte mich küssen ? Der Gedanke war wieder so absurd... und doch war da diese sehr leise Stimme,die mir zurief, dass es diesen Gedanken in Form eines Wunsches schonmal gab. Eine leise Vibration lies mich aufschrecken und die irritierenden Gedanken verdrängen. >>>> Empfangen: 10:56 Uhr Von: Ken 30 Minuten. Hachiko Statue. >>>> Nervosität brannte in meiner Brust und ich wusste nicht, ob ich erleichtert sein oder vor Angst zittern sollte. Ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte ich mir Schuhe angezogen und betrachtete mich kurz im Spiegel. Es war ein erstaunlich sonniger Tag. Die Tage zuvor hatte es trotz Juni - Monat - Bonus nur geregnet. Aber heute war der Himmel strahlend blau und die Sonne strahlte in ihrer vollen Pracht. Ich hatte mich für eine Jeans Latzhose entschieden. Darunter trug ich ein schlichtes weißes Tshirt und hatte meine Haare zu einem lockeren Zopf gebunden. So konnte ich Ken begegnen. Es war weder zu aufgestyled noch zu nachlässig. Ich griff nach meinem Rucksack, sowie den Fahrrad schlüsseln und verlies mit vielen sehr verwirrenden Gedanken das Haus. . . . Zwanzig Minuten später, schob ich mein Fahrrad seufzend die letzten Meter zur Hashiko Statue. Auf Grund des guten Wetters, waren sehr viele Menschen unterwegs und die Umgebung rund um die Statue dementsprechend stark besucht. Der Lärmpegel war unfassbar hoch und ich wunderte mich, warum Ken mich ausgerechnet hier treffen wollte. Er war inzwischen ein sehr bekannter Musiker und hatte unfassbar viele Fans. Es war selten, dass er durch die Stadt laufen konnte, ohne von einer Traube Menschen verfolgt zu werden. Umso merkwürdiger, dass er sich ausgerechnet hier treffen wollte. Ich sah mich nach seinem inzwischen sehr dunklen Haar um. Ken hatte immer eine sehr spezielle Naturhaarfarbe gehabt. Eine ungewöhnliche Mischung aus grau und braun. Aber seit zwei Jahren hatte er seine Haare wachsen lassen und vor einem Jahr, hatte er sie auch noch gefärbt. Tief schwarz, fast so wie Seijis Haare... Ich wusste, das Ken in ihm kein modisches Vorbild sah und vermutlich war es nur ein Zufall, aber da war dieser Gedanke, der sich in meine Seele fraß... War es etwa meinetwegen? Bei dem Gedanken stockte mir wieder der Atem und ich fragte mich, was ich hier verloren hatte? Ich wusste doch nicht mal, was ich ihm sagen sollte. Ich wusste nur, dass ich ihn nicht verlieren wollte. Er sollte Teil meines Lebens bleiben. ~ Hey ~ eine dunkle und dennoch vertraute Stimme drang plötzlich durch die Menge. Das laute Geschwätz verstummte sofort und alle Blicke glitten zur Statue in der Mitte. Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus und im selben Augenblick begannen die Menschen um mich herum aufgeregt zu kreischen und sich noch dichter um die Statue zu drängen. " Das ist er wirklich!! " " Oh tatsächlich! Ich dachte es ist ein Witz!! " " Ken-kun ist so süß. " " Dann war es kein PR Gag!! " " Ahhhh... denkst du, es ist ein Lovesong? " Lovesong...? Ich versuchte die Satzfetzen, die ich um mich herum aufgeschnappt hatte, in einen logischen Kontext zu bringen. Ken stand dort mit einem Mikrofon und seiner Gitarre bewaffnet. Dicht hinter ihm saß ein dunkelhaariger Junge an einem Flügel, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er blickte lächelnd in die Menge und schien auf ein > Go < zu warten. " Heute ist der 12. Juni... " ein Lächeln zierte sein schönes Gesicht. " Es ist nicht nur ein wunderschöner sonniger Tag... es ist auch der Geburstag meines besten Freundes. " Ich erstarrte und spürte plötzlich seine grünen Smaragde auf mir. Seine Augen fixierten mich auf eine Art und Weise die ich noch nie so erlebt hatte und ich hatte das Gefühl mich nicht bewegen zu können. " Ich widme ihm diesen Song.... » Insecure « . " Ein lautes freudiges Gekreische war die Antwort und damit stimmte er die wohl emotionalsten drei Minuten meines Lebens ein. Ken sang einen Song. Abgesehen davon, dass er zwar ein sehr erfolgreicher Musiker war und eigentlich seit über einem Jahr keine spontanen ' Mini-Konzerte ' an der Statue mehr gab, war es eigentlich nichts besonderes, wenn er einen Song sang. Musik und das Singen hatte ihn schon immer ausgemacht. Aber dieser Song... es traf mich so unvorbereitet und pur. Ich hatte das Gefühl, dass er sein Leid aus den letzten Jahren rein gelegt hatte. Ich spürte all den Schmerz, die Freude, irgendwie auch die Lust und vor allem seine Liebe, als seine gefühlvolle Stimme ins Mikrofon drang und seine Finger geschickt seine Gitarre bedienten... es war irritierend wie sehr es mich berrührte. Ken war ein begnadeter Sänger und vermutlich noch besserer Gitarrist. Ich konnte nicht verhindern, dass Tränen in mir aufstiegen und mein Herz so schnell und hart gegen meinen Brustkorb schlug, dass ich kurz nach Luft schnappen musste. " As this kind of love, seems to be insecure... " mit diesen Worten endete der Song schließlich und einen Augenblick ruhten seine grüne Seen auf mir. Unsicher und zugleich neugierig, während die Welt um uns herum nicht mehr existierte. Ich stand da und krallte mich an dem Lenkrad meines Fahrrads fest - unsicher ob meine Beine diesem überwältigendem Gefühl stand halten konnten. Hatte er mir gerade wieder seine Liebe gestanden? Ausgerechnet durch einen Song? Immer mehr Tränen bahnten sich den Weg meine Wangen herunter und ich glaubte in seinen Augen soetwas wie Furcht zu sehen. Das Gekreische nahm wieder zu und es wurde enthusiastisch applaudiert. Ich war nicht fähig zu reagieren und vernahm wie in Trance, das Ken von mehreren Männern in schwarzen Anzügen weg gezerrt wurde, da die Menge, ins Besondere die Frauen, anfingen unkontrolliert auf ihn zu zu stürmen. Es war noch immer wie ein Bann. Ich war nicht fähig mich zu bewegen und mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. " Yu...? " Eine Hand legte sich um meine Schultern. Erschrocken blickte ich in vertraute grüne Smaragde, die den seinen so ähnlich waren und doch so anders. " Komm mit." Rey lächelte mich sanft an. " Er wartet auf dich im Auto... Achja... Happy Birthday Yu-chan." Er drückte mich kurz. Ich brauchte einen Augenblick um zu realisieren was er gesagt hatte. " Danke... " murmelte ich schließlich und mein Blick glitt zu meinem Fahrrad, was mein Gegenüber sofort registrierte. " Wir kümmern uns darum..." Ich nickte und lies mich zur Limousine führen. Neidische und erstaunte Blicke begegneten mir, als wir uns durch die Menschenmenge am Rande des Platzes drängten. Als Rey die Tür öffnete und ich nach einem kurzen Durchatmen in das schwarze Fahrzeug einstieg, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz noch schneller schlug als zuvor. Mit einem unfassbar nervösem Ausdruck in den Augen saß dort Ken. Eine seiner Hände ruhte auf der Gitarre im Sitz neben ihm, als würde es ihn Beruhigen. Ich nahm ihm gegenüber Platz und eine ganze Weile starrten wir uns stumm an. Seine dunklen Haare fielen ihm wild ins Gesicht und ich unterdrückte den Drang sie ihm hinter die Ohren zu streichen. " Es tut mir leid... " sagte Ken plötzlich leise. Ich senkte den Blick. Warum schlug mein Herz nur so verdammt schnell? " Es - es muss dir nichts leid tun." " Ich... Ich bin froh, dass du es geschafft hast... " Ich hob überrascht den Kopf und begegnete seinem durchdringenden Blick. " Was geschieht mit uns? " flüsterte ich unsicher. " Ich - ich weiß es nicht... " er fuhr sich durch die Haare. " Aber ich werde alles tun um dich nicht zu verlieren... " " Ken..." " Sag nichts Yu..." er lächelte traurig. " Ich weiß, dass du nicht genauso fühlst, aber - " einen Moment starrte er mich wieder an. " - aber es hat mich zwei verdammte Jahre gekostet, diese Worte über meine Lippen zu bringen... zwei Jahre. " Er senkte den Blick. " Lass diese Freundschaft bitte nicht daran zerbrechen... nicht ausgerechnet an diesen verfluchten drei Worten." Ich wusste nicht was ich sagen sollte und Ken's Blick schweifte gedankenverloren zu seiner Gitarre. Wieder schwiegen wir. " Wie - wie lange ist das so? " kam es dann endlich über meine Lippen. Seiji hatte es angedeutet, aber ich wollte Gewissheit. Er starrte noch immer auf das braune Instrument neben sich. " Ich denke, seit unserer ersten Begegnung... Aber bewusst wurde es mir das erste mal so wirklich, als du nach Tokio gezogen bist. " Ich senkte den Blick. Also doch... " Yuji... " Seine grünen Seen ruhten nun wieder auf mir und er hatte seine Gitarre im Schoß. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. " Ich werde dich Lieben, ohne Kompromisse. Ob du meine Gefühle erwiederst oder nicht... Es wird nichts daran ändern, dass du mein bester Freund bist. Es wird nichts daran ändern, dass du mein Seelenverwandter bist. Verzeih mir, aber diese Liebe macht mich unsicher... Verzeih mir, aber diese Liebe gibt mir auch Kraft. " leise und sanft kamen die Zeilen über seine Lippen, während er mir mit diesem unbeschreiblichen Ausdruck in die Augen sah. Seine Finger glitten geschmeidig über die Seiten seiner Gitarre, die melodische Klänge verströmte. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich konnte nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen. Mein Herz war gerade so voller Wärme, dass ich nicht anders konnte. Schnell war die Distanz zwischen uns überwunden und sowohl seine Gitarre, als auch er selbst verstummten. Ken drückte mich sofort an sich und ehe ich wusste was geschah, spürte ich seine Lippen auf den meinen. Ein irres Kribbeln jagte mir über den Rücken. Was zur Hölle geschah hier?! . . . Kapitel 4: Differences ---------------------- » Ken's View « Es war ein unglaubliches Gefühl seinen warmen Körper so dicht an mir zu spüren. Ich spürte Hitze aufkommen und schlang meine Arme noch fester um seine zierliche Talije. Sein Geruch benebelte mir die Sinne und ich wurde mir bewusst, dass alles in mir nach mehr schrie. Viel mehr... Es war wohl ein Moment der Schwäche, oder des Muts - je nachdem wie man es sehen wollte - aber mein Körper schien sich zu verselbständigen. Ich schob Yuji leicht von mir, hob sein Kin und presste meine Lippen auf seinen Mund. Wahnsinn... Er schmeckte so süß, wie er aussah. Der Kuss war unglaublich und wieder schrie alles in mir, dass ich mehr wollte. Ihn in meinen Armen zu halten und seine Lippen auf den meinen zu spüren, war unfassbar. Mein Herz schien aus meinem Brustkorb springen zu wollen. Nach wenigen Sekunden schob ich ihn wieder von mir, um der Aufforderung meines Verstandes nach Sauerstoff nachzukommen. Honig braune Seen musterten mich erschrocken und ein gigantischer Stein schien mich nach unten ziehen zu wollen. Was zur Hölle war in mich gefahren? Yuji küssen?! Das war mit Abstand das Dümmste, was ich je hatte tun können. Das Berauschendste und Schönste, aber definitiv auch Dümmste. Yuji wich zurück und eine tiefe Röte legte sich auf seine Wangen während er mit seinen Fingern über seine Lippen strich, als könne er es nicht fassen. Wie auch, wenn ich nicht mal selbst wusste, was mich geritten hatte. Er senkte den Blick. Angst und Panik überkam mich. „Tut - tut mir leid Yu...“ „Schon - schon gut... Ich“ er fuhr sich nervös durch die Haare und schien völlig abwesend. „Ich - ich ... du- ?“ er musterte mich mit einem Ausdruck in den Augen, den ich kaum ertragen konnte. „Ich muss los.“ Hastig griff er nach der Tür hinter sich und stoppelte aus dem Wagen. Blitzlichtgewitter blendete mich, aber ich wollte ihn nicht gehen lassen. So schnell ich konnte, hatte ich sein Handgelenk ergriffen und ihn zurück in den Wagen gezogen. „Oi ..." Überrascht fiel ich zurück in meinen Sitz und Yuji, der ein entsetztes quicken von sich gab, direkt in meinen Schoß. Eine Weile schwiegen wir und ich war nicht sicher, ob der laute Herzschlag den ich vernahm,mein eigener oder seiner war. „Ich kann dich nicht verlieren Yu...“ flüsterte ich. Er senkte den Blick. „Ken... Du bist wie ein Bruder-.“ er wand sich in meinen Armen, bis sich unsere Blicke wieder trafen. „Bruder?“ ich festigte meinen Griff. „Ich kann dich nicht wie einen Bruder sehen... Ich will der jenige sein, der dich zum Lächeln bringt, ich will derjenige sein, der deine Hand hält wenn es dir schlecht geht, ich möchte dich glücklich machen... Ich will dich küssen, berrühren und lieben dürfen.“ Er schwieg und starrte mich überrascht an. „Ich kann dich nicht verlieren Yu...“ wiederholte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Einen Augenblick war ich mir sicher, dass er mich von sich stoßen wollte. Dann spürte ich allerdings wie er seine Arme um mich Schloss und mir über den Rücken Strich. „Ken... Ich... Ich will dich auch nicht verlieren... Aber ich-“ er zögerte einen Moment und starrte mit wässrigen Augen auf seine Hände. Dann schob er mich plötzlich mit einem heftigen Stoß von sich und stürmte wieder Richtung Ausgang. Gerade hatte ich ihn erneut am Handgelenk ergriffen, da wurde ich zurück gestoßen und die Tür der schwarzen Limousine fiel krachend wieder ins Schloss, nachdem ich seine braune Mähne dahinter verschwinden sah. Einen Moment war ich verwirrt. „Was hattest du gerade vor?“ Onkel Rey sah mich aus besorgten grünen Seen an. Wo kam er plötzlich her?! „Ken!“ er ergriff meine Schultern. „Was ist los mit dir?“ Ich stieß ihn von mir. „Was soll los sein?“ Er fuhr sich durch die langen Haare und kam näher. „Yuji liebt Seiji... akzeptiere es endlich.“ ein Seufzen folgte. „Ich weiß, es ist hart... ich habe dir heute nur geholfen, weil ich dachte es geht um seinen Geburtstag. Aber dieser Song... das war eine öffentliche Liebeserklärung.“ Ein weiteres noch tieferes Seufzen folgte. „Ich werde Fey bitten müssen, eine Presseerklärung zu schreiben...“ Ich lies mich wieder in den Sitz fallen und starrte auf meine Gitarre. „Hast du jemals einen Menschen so sehr geliebt, dass allein der Gedanke ohne ihn zu leben, dir die Luft abschnürrte?“ Onkel Rey's Augen weiteten sich und ich konnte das Staunen in seinen grünen Smaragden erkennen. Er schien kurz zu grübeln, ehe er seufzte und sich am Nacken kratzte. „Ken... diese Form der Liebe ist ungesund...“ „Und... und trotzdem fühle ich so.“ Er trat näher und schob die Gitarre von dem Sitz neben mir, um sich Selbst darauf nieder zu lassen. „Ich weiß...“ vorsichtig strich er mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich will ihn nicht verlieren...“ ein unbarmherziges Brennen trieb mir Tränen in die Augen. „Ich kann ihn nicht verlieren Oji-San...“ „Ken-chan...“ er zog mich in seine Arme. „Ich bin mir sicher, das wirst du nicht... " Eine Weile schwiegen wir uns an und ich fragte mich, wie er sich so verdammt sicher sein konnte, dass ich meinen besten Freund nicht verlieren würde nach all dem was geschehen war. Ich hatte eine verdammte Grenze überschritten. Das würde mir Yuji niemals verzeihen. „Was hältst du davon, wenn du mit uns nach Shanghai kommst?“ „Shanghai?“ Er nickte mit einem sanften Lächeln und seine grau - braune Mähne wippte. „Für nächstes Jahr, planen wir doch eh eine Asien Tour... So lernst du die Stadt schon mal etwas kennen.“ Ich grübelte etwas... Ob das eine gute Idee war? Aber was hielt mich schon hier? Vermutlich war Abstand jetzt genau das Richtige. . . . Shanghai war ein Hexenkessel. Irgendwie hatte ich immer geglaubt, Tokio wäre die verrückteste Stadt, in der man leben konnte. Aber Shanghai war einfach der Wahnsinn... ich wusste nur noch nicht, ob ich es positiv oder negativ empfand. Laut, voll und grau. „Ah Ken-kun hast du Hunger?“ klare, blaue Seen musterten mich aufmerksam. Ich schüttelte den Kopf und betrachtete den dunkelhaarigen neben mir. Ein schüchternes Lächeln umspielte seine zarten Lippen und Akira strich sich durch die dunklen Haare, die sein Gesicht umrahmten, während er den Blick senkte. Onkel Rey hatte ihn mitgenommen, da er zum einen fließend chinesisch sprach und zum anderen war sein Onkel Derigent des Orchesters in der Staatsoper von Shanghai. In den ersten fünf Minuten, als ich realisierte, dass wir diese Reise zu viert antreten würden, war ich verärgert gewesen. Liam war ja in Ordnung, aber ich wusste immer noch nicht, was ich von diesem Akira halten sollte. Er war ein sehr talentierter Pianist, aber ich hatte oft das Gefühl, dass er unnatürlich nervös war in meiner Gegenwart. „Du hast schon gestern kaum etwas gegessen...“ brummte Onkel Rey, der neben Akira herlief und seufzte tief. „Ken ist schon ein großer Junge... er wird essen, wenn er hungrig genug ist.“ Mein Blick fiel auf den großgewachsenen Halb-Chinesen neben meinem Älteren Ebenbild. Seine dunklen Opale musterten mich und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Es war der 13. Juni - 23 Stunden, 28 Minuten und 16 Sekunden nach dem ich meinem besten Freund einen Kuss aufgezwungen hatte. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu bekommen und der Flug nach Shanghai hatte sein Übriges zu meiner Stimmung beigetragen. Das Wetter in China war ähnlich heiß wie in Japan, aber die Luft irgendwie stickiger. Graue, dichte Wolken hingen fast in greifbarer Höhe über der Stadt. Onkel Rey und Akira hatten einige Termine am Nachmittag geplant und ich wusste, ich würde den restlichen Tag mit Liam verbringen. Dieser Gedanke bescherte mir ein wohliges Gefühl in der Magengegend. Zeit mit Liam zu verbringen, sollte eigentlich nicht all zu stressig werden und trotzdem war heute irgendwie alles anders. „Hey...! You are damn pretty.“ ein blonder junger Mann stellte sich uns plötzlich in den Weg und starrte uns aus funkelnden blauen Augen an. Bei genauerem Hinsehen bemerkten wir, dass sein Blick auf Akira ruhte. Eine tiefe Röte schoss dem Kleinen in die Wangen, als er ebenfalls realisierte, dass er gemeint war. Liam und Onkel Rey verfielen daraufhin fast zeitgleich in ein heiteres Gelächter. Okay... Es war irgendwie fast niedlich, dass er so nervös wurde, aber verständlich. Onkel Rey war es gewohnt, von Männern angesprochen zu werden und dementsprechend nahm er es inzwischen immer sehr entspannt. Aber Akira... wie ich erfahren hatte, war er erst mit 16 nach Tokio gezogen. Seine Familie stammte aus Shanghai - wenn auch Mutter und Vater gebürtige Japaner waren. Deshalb sprach er fließend chinesisch. Die Öffentlichkeit in Japan war zwar auch noch sehr konservativ, aber in China war Homosexualität in der Öffentlichkeit überhaupt gar kein Thema... vermutlich war er es deshalb nicht gewohnt, von Männern angesprochen zu werden. Akira trug eine helle, enge Denim, ein dunkel blaues Hemd und Cremefarbene Sneaker. „Seriously... I love your face.“ der Blonde lachte und kratzte sich am Nacken, während sein Blick weiter auf Akira ruhte. „You are a damn Beauty.“ Neben ihm stand eine dunkelhaarige Frau, die ebenfalls schüchtern lächelte und zustimmend nickte. „That's a really beautiful smile.“ Sie war recht auffällig geschminkt und trug eine große Brille. Der Kleine war wie zu einer Salzsäule erstarrt und wagte es kaum sich zu bewegen. Er wirkte so unschuldig und süß. Ehe ich wusste was geschah, spürte ich ein Lächeln, das über mein Gesicht huschte... Sie hatten recht. Akira war eine verdammte Schönheit. Die Frau kramte in ihrer Handtasche und zückte plötzlich eine Visitenkarte, die sie Akira entgegen streckte. „Ich bin Lia Cheng von den > P.Faces < Studio. Wir sind in Shanghai, Taiwan, Tokio, Moskau, Berlin und London vertreten.“ sie strich sich einige Haare aus dem Gesicht. „Hast du je ans Modeln gedacht?“ Er schüttelte hastig den Kopf. „Ich... ich will nur Musik machen. Mehr nicht.“ Musik war wohl soetwas wie meine große Liebe. Es gab nichts anderes, was mich so sehr erfüllte, deshalb verstand ich Akiras Antwort sehr gut. Das Lachen meines Onkels war verstummt und er blickte die Frau nun etwas ernster an. Lia lächelte ihn an. „Ihr Japaner, seid ein wirklich schönes Volk...“ sie spitze ihre roten Lippen und warf dem blonden Mann neben sich einen Blick zu. „Actually, they are all very handsome, right Abel?“ „True... but he is precious.“ er kam vor Akira zum Stehen. „Wie ist dein Name mein Hübscher?“ sagte er in einem recht guten japanisch und ich versuchte herauszufinden aus welchem Land er wohl kam? Vielleicht war er Brite - so wie Eathan. Wenn er japanisch sprach, klang der unüberhörbare Akzent nämlich sehr ähnlich. „Yamazaki, Akira.“ „Mein Name ist Abel Porter. Meiner Familie gehört > P.Faces < ... vielleicht willst du es dir noch überlegen...“ „Eh“ ein höfliches, aber irgendwie auch leicht verzweifeltes Lächeln begegnete dem Fremden. „Ich - ich habe wirklich kein Interesse...“ murmelte Akira. Dieser Abel ergriff die Hand des Kleinen, woraufhin sich seine Augen überrascht weiteten. „Überleg es dir bitte Akira... Dieses Gesicht, darf man der Welt nicht vorenthalten.“ Akira starrte auf seine Hände und öffnete leicht den Mund, als wolle er etwas sagen, aber es kam kein Ton über seine Lippen. Ich kannte ihn noch nicht wirklich lange, geschweige denn gut. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es ihm sehr unangenehm war. Er wirkte eingeschüchtert, was den Fremden aber scheinbar nicht wirklich interessierte. Ehe ich wusste, was genau ich tat, zog ich ihn schnell in meine Arme und warf dem Blonden einen finsteren Blick zu. „Verstehen Sie nicht? Ihr japanisch ist doch eigentlich nicht so schlecht - Akira, hat kein Interesse Mr. Porter...“ Der Blick des Blonden fiel nun zum ersten Mal auf mich. Er zog die Augenbrauen leicht verärgert zusammen. „Ich denke du verstehst nicht, was das für eine Chance ist..." Ich erwiderte es mit einem Lächeln und schritt an ihnen vorbei. „Chancen kommen und gehen...“ Mein Arm war noch immer um Akiras schmale Talije. „Ein Diamant wie Akira wird sicher nicht irgendeine ergreifen. Und jetzt.... Entschuldigen sie uns...“ Ich vernahm Onkel Rey's amüsiertes aber leises Lachen, als er und Liam uns folgten und das verärgerte Grummeln des Blonden Mannes. „Danke...“ flüsterte Akira als wir etwas außer Hörweite waren und sah mich aus kristallklaren, blauen Seen an. Seine Wangen waren gerötet und er konnte meinem Blick nicht lange standhalten. Er war wirklich eine Schönheit, aber dennoch kein Vergleich zu Yuji. Verdammt. Würde ich jemals über ihn hinweg kommen? Ich löste meinen Griff um den Kleinen und seufzte tief. „Haha... das war großartig Ken-kun...“ Onkel Rey legte eine Hand auf meine Schulter. „Solche Typen können einfach kein Nein akzeptieren.“ Ich blickte auf und begegnete dem stolzen Grinsen meines Onkels auf der einen Seite und einen undefinierbarem Blick in den dunklen Opalen Liam's, auf der anderen Seite. „Also, Akira und ich müssen jetzt dort entlang... wir treffen uns mit dem Leiter des Chinesischen Baletts... wenn alles gut geht, komponieren und produzieren wir bald ein Stück für sie.“ Onkel Rey deutete die Straße entlang. „Sollen wir später einfach telefonieren?“ Ich nickte und wand meinen Blick vom Gesicht des Halbchinesen ab. Warum sah er mich in letzter Zeit immer häufiger so merkwürdig an? War das Mitleid? „Okay...“ Onkel Rey warf Liam einen Handkuss zu, ehe er Akira vor sich her schob. „Bis später, ihr zwei.“ Der Kleine warf mir noch einen dankbaren und irgendwie auch bedauernden Blick zu, lies sich aber bereitwillig von meinem Onkel in besagte Richtung schieben. Ich sah Ihnen einen Moment nach und dachte an meine erste Begegnung mit Akira... ich war eigentlich nie wirklich nett zu ihm gewesen. Obwohl er doch, wenn man ehrlich war, ein wirklich sehr netter junger Mann zu sein schien. Er hatte immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen - wenn auch nicht so schön und warm wie Yujis. Verdammt! Warum musste ich ihn immer mit Yuji vergleichen? Das war nicht fair. Ich vernahm ein Räuspern neben mir. „Alles klar?“ Liam musterte mich. Ich nickte ihm lächelnd zu, worauf er sofort den Blick wieder abwand. Was war das? Ich hatte mich in Liam's Gegenwart eigentlich immer sehr wohl gefühlt. Er war oft recht schweigsam, wenn wir in einer größeren Gruppe waren. Aber ich empfand es als angenehm. Warum verhielt er sich also neuerdings so eigenartig? Hatte ich irgendetwas getan um ihn zu verärgern? Es war auffällig, dass er meine Gegenwart mied und oft hatte ich das Gefühl er beobachtete mich, wenn ich nicht hinsah. Ich meine, er stand Seiji sehr nahe und sie kannten sich fast ihr ganzes Leben. Also vielleicht verurteilte er mich ja doch insgeheim für meine Gefühle zu Yuji. Vielleicht war ihm meine Gegenwart deshalb etwas unangenehm und er duldete mich nur wegen Oji-san. Alle meine Gedanken waren in letzter Zeit um Yuji gekreist... Aber - „Vorsicht!“ Ehe ich wusste was geschah, wurde ich am Handgelenk ergriffen und an einen warmen, festen Körper gedrückt. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was geschehen war. „Idiot!!“ schrie jemand aus einem grauen Mercedes wütend und es wurde aufgeregt gehupt. Ich verstand nicht viel Chinesisch, aber das war eindeutig. Es war das zweite Mal dass Liam mich davor bewahrt hatte, in einem Unfall verwickelt zu werden. So waren wir uns damals zum zweiten Mal begegnet. Er rief dem Mann etwas auf chinesisch zu, woraufhin der seufzend nickte und nachdem er mir noch einen bösen Blick zugeworfen hatte, wieder in sein Fahrzeug stieg. Liam so nah zu sein war ein merkwürdiges Gefühl. Er drückte mich noch näher an sich und ich spürte eine wohlige Wärme, als er mein Gesicht in seine Hände nahm. „Alles in Ordnung?“ „Eh- ja...“ Wir schwiegen einen Moment. Unsere Gesichter waren sich so nahe, dass ich seinen Atem spüren konnte und als sich unsere Blicke trafen, schien es, als würde für einen Moment die Zeit still stehen. Liam's Augen waren wie die tiefste November Nacht. Tief schwarz, aber funkelten so unfassbar voller Leben. Was zur Hölle, ging gerade vor sich? Warum schlug mein Herz so unkontrolliert schnell? Ich räusperte mich und wand hastig den Blick ab. „Ehm... sorry... ich - ich war so in Gedanken...“ Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er mich noch einen Moment anstarrte, ehe er nickte und einen Schritt zurück trat. Ich spürte eine gewisse Hitze aufkommen und kratzte mich verlegen am Kopf. „Ich - ich werde besser aufpassen.“ Liam nickte erneut, aber schien fast abwesend, während er seine Hände in seine Jeans schob. „Das - das ist das zweite Mal...“ ein nervöses Lachen entkam meiner Kehle. „Entschuldige bitte.“ Einen Augenblick schien er irritiert, nickte aber dann. „Schon gut...“ Wir gingen nebeneinander her und ich versuchte das aufkommende nervöse und irgendwie auch ungute Gefühl, was immer mehr Besitz von mir ergriff, zu verdrängen. Es hatte mich immer glücklich gemacht, Onkel Rey und Liam zusammen zu sehen. Ich hatte meinen Onkel schließlich noch nie so glücklich erlebt und war froh, dass er endlich jemanden gefunden hatte, mit dem er scheinbar sein Leben verbringen wollte. Er war anders als jeder andere, den ich bisher kennengelernt hatte. Liam war ein fantastischer Arzt und konnte trotz seiner einschüchternden Erscheinung, so gut mit Kindern jedes Alters umgehen. Wenn ich ihn sah, tat mein Herz jedes Mal einen Satz und wurde mit Wärme gefüllt. Vermutlich, weil er inzwischen schon so etwas wie Familie für mich war. Warum überkam mich also heute gleichzeitig so ein ungutes Gefühl, dass er mir etwas verschwieg? . . . Kapitel 5: Flash Back or Push Forward ------------------------------------- » Liams View « Man sagt, dass das unsichtbare Band zwischen zwei Menschen die füreinander bestimmt sind, durch nichts und niemanden getrennt werden kann. Desto älter ich werde, desto weniger kann ich daran glauben, dass es wirklich so etwas wie Seelenverwandte gibt. Und falls doch, spüren wir die Verbundenheit zu diesem einen Menschen, der uns vorbestimmt ist? Kann dieses Band wirklich durch nichts und niemanden getrennt werden? „Alles in Ordnung Liam?“ drei Augenpaare ruhten auf mir. Rey und Akira hatten ihr Termine hinter sich gebracht und nun saßen wir in einem kleinen lokalem Restaurant in der Nähe unseres Hotels „Ja... Ja sicher.“ „Du hast kaum etwas gegessen...“ Rey deutete auf meinen Teller und ein besorgter Ausdruck lag in seinen schönen Augen. Ich lächelte leicht und legte eine Hand auf seine zierliche und irgendwie relativ kalte Hand. "Es ist wirklich alles in Ordnung... Ich bin nur nicht sehr hungrig. " eine leise Stimmer in meinem Inneren flüsterte mir, dass die Worte, die ich gerade über meine Lippen gebracht hatte, eine Lüge waren. Der grauhaarige neben mir nickte scheinbar zufrieden und setzte seine eigene Nachrungszufuhr fort. Er war unfassbar niedlich, wenn er besorgt war. Das war eine der Eigenschaften, die ich so sehr an ihm liebte... Und dennoch war irgendwie alles anders. Ich hatte schon immer gewusst, dass ich auf Männer stand. Ich hatte es nie an die große Glocke gehängt und dennoch wusste ich irgendwie dass es die Menschen, die mir wichtig waren, wussten. Dass es der eine Mensch, der mir am Wichtigsten war, es wusste. >>>> Flashback <<<< „Können wir für immer zusammen sein Li-Kun?“ es war unser erstes Jahr an der Highschool und wir hatten gerade fünf Tage voller neuer Begegnungen mit Lehrern und Mitschülern hinter uns gebracht. Seija wollte das Wochenende mal wieder bei mir verbringen... Die letzten 10 Jahre hatte er eigentlich jedes Wochenende bei mir übernachtet, somit war es nichts Besonderes. Aber vor knapp drei Jahren, hatte meine Tante uns untersagt im selben Bett zu schlafen. » Ihr seid jetzt schon fast richtige Männer... « hatte sie damals gesagt. » Das gehört sich nicht mehr. « Wir hatten ihre Worte eine ganze Weile nicht verstanden und Seija war noch nie jemand gewesen, der das tat, was man ihm sagte. Also hatte er sich immer zu mir ins Bett geschlichen - kurz nach Mitternacht. Jedes Mal. Wir waren es schließlich gewohnt, die Nähe und Wärme des Anderen zu spüren. In unserer unschuldigen Welt, war ja auch nichts dabei. „Was redest du da?“ „Muter sagt, ich soll mir bald eine Frau suchen... Die sich um mich kümmert und meine Kinder versorgt, wenn ich mal ein anerkannter Arzt bin.“ er schlang seine Arme um meinen Nacken. „Ich habe Mutter gesagt, dass ich mir außer dir niemanden vorstellen kann, der sich um mich und meine Kinder kümmert. " Ein leises Kichern erreichte mein Ohr und es kitzelte etwas. Ich grinste ihn an und wie gewohnt drückte ich seinen warmen weichen Körper näher an mich. Sog seinen Duft ein, als ob es mir die Luft zum Atmen geben würde. „Welche Frau wird das zulassen Sei - Chan?“ „Wenn es diese Frau nicht gibt - Die, die dich an meiner Seite akzeptiert meine ich - dann werde ich wohl niemals heiraten.“ murmelte er, eher er immer schwerer wurde und sein gleichmäßiges Atmen mir verriet ,dass er wohl eingeschlafen war. Ich lag in dieser Nacht sehr lange wach, um über seine Worte nachzudenken. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, dass es ein Leben geben könnte, in dem Seija und ich nicht zusammen sein würden. Das war so absurd... Für mich war schon seit unserer ersten Begegnung klar gewesen, dass wir beide für immer miteinander verbunden sein würden. Er war mein bester Freund... Das war doch völlig selbstverständlich. Dies war vermutlich die erste Nacht, in der ich realisierte, dass diese unschuldige kleine Welt - in die wir uns immer flüchteten um uns selbst zu erklären, warum wir mit 16 Jahren immer noch im selben Bett schliefen, warum wir immerfort die selbe Decke teilten obwohl wir jeder eine eigene hatte und er immer in meinen Armen einschlief und auch wieder aufwachte - dass diese Welt langsam zu bröckeln begann. >>>> Flashback Ende <<<< Aber was ich damals für Seija empfunden hatte, war anders als das was ich nun für Rey empfand und noch mal ganz anders, als das was ich für den jenigen empfand, der mir gegenüber saß. Seine grünen Smaragde blickten mich nachdenklich an. Wir hatten kaum miteinander gesprochen in den letzten Stunden. Es lag diese unangenehme Spannung zwischen uns, von der keiner von uns so richtig wusste, wo sie plötzlich hergekommen war und was es bedeutete. „Und du hast auch kaum etwas gegessen Ken-ken…“ die Stimme meines Geliebten riss mich aus meinen Gedanken. „Hat Yu sich gemeldet?“ Sein Blick schweifte zu meinem Sitznachbarn. „Eh - Nein.“ er schüttelte den Kopf und seine dunkle Mähne wippt. Ken war schön.... es schien zwar in der Familie zu liegen, aber seine Ausstrahlung war unglaublich, obwohl er nun diesen tief traurigen Glanz in den Augen hatte. „Ich - ich habe Mein Handy ausgeschaltet.“ Rey seufzte. „Hm... Vielleicht ist es besser so.“ Grüne Smaragde wanderten in meine Richtung. Und Mein Herzschlag setzte augenblicklich für einige Sekunden aus vor Schreck... Was zur Hölle, war hier los? Ken war Yus Freund und ohne diese Verbindung hätte ich wohl Rey niemals kennengelernt. Warum konnte ich ihm kaum in die Augen schauen? Es waren keine romantischen Gefühle... Aber irgendwie verwirrend. „Yu-Chan war deine erste Liebe... Aber nicht die letzte.“ vernahm ich Reys Stimme. Ken lächelte. Kein echtes Lächeln... Es war irgendwie gezwungen, wie damals, als er sein erstes Nummer eins Album hatte, und die Reporter ihn fragten, ob er jemals damit gerechnet hätte. Er hatte gewusst, dass er ein Talent war. Er wusste was er für eine Stimme hatte. Aber er tat immer unschuldig und unwissend, als würde er nicht an sich selbst glauben. „Ja...“ seine Lippen umspielte nun ein sanftes Lächeln. „Vielleicht...“ „Aber ewig kannst du nicht davon rennen.“ der ältere von Beiden erzwang sich ein Lächeln, woraufhin Ken sofort den Kopf hob. Einen Augenblick herrschte Schweigen. „Ich weiß Oji-san...“ Kens Blick streifte für wenige Sekunden zu mir. Keine Ahnung weshalb, aber ich erstarrte sofort. Wir hatten in den letzten Stunden kein Wort miteinander gewechselt und dennoch wusste ich - nein - spürte ich, dass es da etwas wichtiges gab, was zwischen uns stand. Ken zuckte daraufhin kurz und starrte dann für eine gefühlte Ewigkeit auf seinen Teller. Er war der Neffe meines Freundes... wir hatten in den letzten Monaten sehr viel Zeit miteinander verbracht und es war immer zwanglos und unbeschwert gewesen. Was hatte sich seid dem verändert. . . . „Irgendwie war das merkwürdig...“ Rey griff nach einem Kleidungsstück aus seinem Koffer,und faltete es behutsam, eher er es in dem leeren Schrank vor sich verstaute. „Ken war noch nie so still wie heute. Ich meine, ich weiß, Yu-Chan war seine große Liebe... es ist so ungesund, wie sehr er leidet... ich wünschte, ich könnte ihm helfen.“ „Was meinst du ?! " die Worte waren deutlich schneller und so viel härter über meine Lippen gekommen, als ich wollte. Wenige Sekunden blinzelte Rey. Dann schlich sich ein Zucker süßes Lächeln auf seine Lippen. „Weil er ihn seit 16 Jahren liebt Liam...“ war das ein Stich? „Weil Ken Yuji vermutlich sogar, seit ihrer ersten Begegnung liebt." Gab es etwas widerlicheres als Kitsch? „Ich dachte immer sie sind füreinander bestimmt...“ Ein tiefes Seufzen entkam ihm. „Für Ken ist Yu alles... Die erste Liebe vergisst man nie.“ Ich nickte und ein schwerer Stein lies mich an die Bettkante sinken. » Die erste Liebe vergisst man nie « Rey nahm neben mir Platz. „Für mich bist du auch alles... " flüsterte er und mich überkam sofort ein schlechtes Gewissen, als er auch zeitgleich meine Hände ergriff und einen sanften Kuss auf sie hauchte. „Du bist das Beste, was mir je passieren konnte... " Ich zwang meine Lippen zu einem Lächeln. Rey war perfekt.... Er war wunderschön, klug und so unfassbar fürsorglich. Aber seine Worte hatten mich irgendwie aus der Bahn geworfen. „Und deshalb“ fuhr er leise fort. „Und deshalb... möchte ich, dass du meine Familie kennenlernst.“ „Was?“ ich schnappte kurz nach Luft. Reys grüne Augen schimmerten hoffnungsvoll und er schmiegte sich an mich. „Mein Bruder weiß bis heute nicht, dass ich... Dass ich - na du weißt schon. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, es wäre falsch... Aber seit ich dich kenne...“ er lächelte nun fast schon schüchtern. „Seit ich dich kenne, weiß ich, dass das was ich für dich empfinde, nicht falsch sein kann...“ Ich war sprachlos... Die ersten Monate hatte es mich natürlich etwas verletzt, dass er uns vor seiner Familie geheim hielt. Aber ich kannte dieses Verhalten nur zu gut - Verstand es zu gut. In meiner Familie gab es nur noch mich und meine Tante. Und sie schien sich seit einigen Jahren endlich damit abgefunden zu haben, dass ich keine Frau mit nach Hause bringen würde... Somit hatte ich nicht viel zu verlieren. Aber Rey... Rey stammte aus einer Familie von Akademikern. Ärzte, Richter, Anwälte... So ziemlich jeder schien eine Ikone in seinem Bereich zu sein. Und sein Bruder war sogar vor wenigen Monaten zum obersten Richter berufen wurden und soetwas wie der Mittelpunkt der Familie. Seit ich ihn kannte, wollte Rey nichts anderes, als seinem Bruder zu gefallen. Er war der erste der nicht den klassischen Akademischen Weg gegangen war und dadurch, dass ihm ausgerechnet Ken folgte, stand er nicht gerade ganz oben in der Gunst der anderen Familienmitglieder. Auch wenn er es nie zugab, ich wusste, wie sehr es ihn verletzte. Und er wollte mich tatsächlich dieser Familie vorstellen... Er wollte, dass ich den Menschen traf, dessen Meinung er sogar mehr fürchtete, als den größten Kritikern der Musik Rubrik aus der » Tokyo News «. Gerade hatte ich es geschafft, meine Stimme wieder zu finden und seinem hoffnungsvollen Blick zu begegnen, da klingelte mein Handy - laut und aufdringlich. War da etwa gerade soetwas wie der Hauch von Erleichterung? Ich erhob mich hastig und griff nach dem kleinen vibrierenden und klingendem Gerät auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett. „Hai?“ „Oi... Li-Sama...?“ War das etwa Seiji? „Wo bist du?“ Es war eindeutig seine Stimme. „Shanghai..." Ich spürte Reys bohrenden Blick auf mir, als ich ans Fenster trat. „Oh...“ ein kurzes Schweigen folgte am anderen Ende der Leitung. „Verstehe...“ er seufzte leise. „Kannst du sprechen?“ Ich wand mich um und begegnete Reys verwirrten und neugierigen dunklen Augen. Seine langen Haare fielen ihm ins Gesicht und ich dachte an unsere erste Begegnung. Damals hatte ich an nichts anderes denken können, als diese wunderschönen Augen. Ich hatte vor Seija nie so etwas empfunden und hatte kaum meinen eigenen Namen über meine Lippen bringen können als er sich uns vorstellte. Und nun.... Nun konnte ich an nichts anderes denken, als genau diesen Augen zu entkommen. „Ich geh kurz raus...“ murmelte ich schnell und hauchte einen Kuss auf seine Wange, ehe ich vor meiner Verantwortung und seinen Erwartungen floh. Ich wusste, dass es ein wichtiger Moment in unserer Beziehung war. Vermutlich der wichtigste, den wir je gehabt haben... Aber irgendwie konnte ich mich jetzt nicht damit auseinander setzen. Seiji schwieg am anderen Ende des Hörers. Er schwieg solange, bis ich das Zimmer verlassen, mit dem Aufzug in die oberste Etage und somit auf die Dachterrasse gelangt war. „Okay...“ Hauchte ich, als mir der kühle Wind entgegen schlug und trat ans Gelände. Hongkong lag mir zu Füßen und war wirklich atemberaubend bei Nacht. „Ok... " wiederholte Seiji mich und räusperte sich kurz. War er nervös? „Gestern auf seiner Überraschungsparty... " „Sorry, dass wir so früh gehen mussten... " warf ich schnell ein und dachte an seinen enttäuschten Gesichtsausdruck als wir uns verabschiedet hatten. „Schon gut... es war eh ein Reinfall. Ich dachte, dass nach all der Zeit... Dass ich alles bin, was er braucht... Und - und ihn glücklich macht... Aber..." seine Stimme zitterte. „Aber Yuji hat den ganzen Tag geweint Liam...“ Es brach mir das Herz all die Schmerzen und die Verzweiflung in Seijis Stimme zu hören. Er war wie ein kleiner Bruder für mich. Und das auch schon immer gewesen. Egal wie sehr mich sein Bruder verletzt hatte, war Seiji immer auf meiner Seite gewesen. „Nicht mal seine Freunde aus Chiba konnten ihn aufmuntern...“ Seiji schluckte. „Ich habe Yu noch nie so erlebt Liam ...“ Solangsam wusste ich worauf all das hinaus lief. Warum ich diese verwirrten Gefühle hatte, wann immer ich Ken sah. „Ich weiß... Ich weiß dass Ken Yuji liebt... Vermutlich sogar schon sein ganzes Leben...“ er schwieg wieder kurz. „Denkst du... denkst du es ist möglich, dass Yuji diese Gefühle erwidert?“ Seiji liebte Yuji über alles... Und Yuji liebte Seiji, aber vermutlich - vermutlich liebte er auch seinen besten Freund - Ken. Und Ken erinnerte mich einfach so verdammt an mich selbst, vor einigen Jahren. „Was genau ist passiert, Sei... ?!“ Er lachte leise. „Gehst du einer Antwort aus dem Weg, weil du befürchtest, es könnte mich verletzen?“ Leider kannte er mich zu gut. „Schon gut. Ich habe mit Seija gesprochen.“ Er schwieg wieder einige Sekunden. „Er hat mir von seinem 21.Geburtstag erzählt.“ Seinem 21.Geburtstag? Ich grübelte kurz und plötzlich schossen mir tausend Erinnerungen durch den Kopf und ich wusste genau, warum Seija das sagte. Ich wusste genau welche Botschaft er mir durch Seiji übermitteln wollte. „Liam?“ eine mir vertraute Stimme durchbrach die Stille zwischen mir und Seiji. Ich wand mich mit starkem Herzklopfen um und blickte in verwirrte grüne Seen. „Ken!“ Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, während er seine Hände in die Hosentaschen vergrub und langsam auf mich zu kam. „Ich ruf dich zurück..." murmelte ich in den Hörer und behielt den dunkelhaarige Musiker vor mir im Blick. Er kam neben mir zum stehen und beobachtete wie ich mein Handy ausschaltete. „Störe ich ?“ Ich schüttelte den Kopf. Diese Spannung und das merkwürdige Herzklopfen... Langsam begriff ich was mit mir los war. „Kannst wohl auch nicht schlafen?“ er strich sich durch die Haare und sein Blick wanderte über die dunkle Stadt, deren Lichter ihr einen mysteriösen Charme verlieh. „Ich wollte an einem Song arbeiten, aber irgendwie... Fehlt mir die Motivation. " „Ich habe dich angelogen...“ Sein Kopf wirbelte wieder in meine Richtung. „Ich habe dich angelogen, als ich dir nahe legte, du solltest ihn besser aufgeben. Vermutlich habe ich mich selbst belogen... " Grüne Smaragde flackerten verwirrt, während er mich musterte. „Wovon redest du - ?“ „Hörzu... Es gibt da etwas, was ich dir erzählen muss.“ >>>> Flashback <<<< Es war der 23. Oktober 2006 - Seijas 21. Geburtstag. Chiakie und ich waren seine besten Freunde, also hatten wir eine kleine Überraschungsparty für ihn geplant. Chiakie hatten wir erst in der Oberstufe kennengelernt... Er war etwas größer als Seija, aber trotzdem noch kleiner als ich. Die Beste Eigenschaft an ihm, war wohl dass er eine gewisse Normalität in unsere Freundschaft brachte. Wir hatten uns nie wirklich abgestimmt. Aber in seiner Nähe, hielten wir Abstand von einander. Schliefen nicht unter der selben Decke, keine Umarmungen aus einem Reflex heraus, hielten nicht die Hand des anderen im Kino... Es war wie ein unausgesprochenes Abkommen. „Hast du auch ans Eis gedacht?" hektisch riss er das Gefrierfach auf und sofort fiel ihm ein großer Beutel Crushed Eis entgegen. Ich lachte leise. „Beruhige dich Chiakie... Es ist alles vorbereitet. Es sind fast alle Gäste da und Seija sollte in ein paar Minuten ebenfalls hier sein.“ Er grinste und fuhr sich durch die Haare, während er einen Blick auf besagte Gäste warf. Seine Eltern Gehörten zur Prominenz Tokios und hatten uns das Poolhaus zur Verfügung gestellt. Eigentlich war er immer ein sehr entspannter und ausgeglichener Typ gewesen. Aber in den letzten Wochen, war er geradezu ein nervliches Wrack. „Was ist mit dir in letzter Zeit?“ ich füllte zwei der Becher mit Sake. Ich war schon 21 und hatte uns so problemlos den Alkohol besorgen können. „Ich - " er schluckte und nahm einen der Becher mit beinahe zitternden Händen. „Ich... Kann ich dir alles sagen?“ Ich nickte ohne zu zögern und hatte plötzlich das Gefühl, mir Sorgen machen zu müssen. „Wahrscheinlich weißt du es eh schon. Ich bin so offensichtlich... Also gut... Ich ... Ich - Ich liebe Seija... Ich meine-“ er fuhr sich nervös durch die dunklen Haare. „Ich bin verliebt in ihn. So richtig... und ich will dass alles perfekt wird." Es war wie ein fester Schlag in die Magengegend und ich war absolut nicht fähig etwas zu sagen. „Ich -- ich glaube ich werde es ihm heute sagen Liam... Was meinst du? Du bist sein bester Freund...“ „ÜBERRRRAAAAASCHUNG!" wurde plötzlich von knapp 30 Leuten fast zeitgleich gerufen und eine Welle des Klatschens, Jubelns und Pfeifens durchdrang den Raum. Ich war noch völlig unter Schock, während Chiakie ebenso fassungslos wie ich Richtung Tür blickte und dann sofort einem völlig sprachlosem Seija entgegen lief. „Happy Birthday.“ hörte ich ihn säuseln und es zog sich alles in mir zusammen, als er ihn in eine feste Umarmung zog. Eine Umarmung die mich mit Furcht und Eifersucht erfüllte. Seija grinste ihn an und erwiderte die Umarmung. Unsere Blicke begegneten sich im selben Moment und ich sah etwas aufblitzen, was ich sonst nur sah, wenn wir alleine waren. Alleine ... Wir waren schon ewig nicht mehr alleine gewesen. Chiakie war in den letzten Jahren eigentlich ständig dabei gewesen. Die wenigen Momente in denen er nicht dabei war, waren meist dann, wenn unsere Familien was gemeinsam unternahmen. Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Becher und sah, wie nun alle möglichen Gäste Seija umzingelten um ihn Ihre Glückwünsche zu übermitteln. Ich weiß noch, dass es mich so sehr aus der Bahn geworfen hatte, dass ich meinen Becher gegriffen und in die Küche geflüchtet war um meine Gedanken zu sortieren. Dort hatte ich eine gefühlte Ewigkeit verbracht. Irgendwann wurde die Musik lauter gedreht und ich vermutete dass nun die Begrüßung gelaufen war. Ich wusste nicht was ich tun, sagen oder fühlen sollte. Chiakie war in Seija verliebt. Schlimmer - er wollte es ihm sagen. Das eigentlich Schlimme daran war die Erkenntnis, dass ich seit Jahren ebenfalls diese Gefühle für Seija hatte und nicht fähig war, es ihm zu sagen. Ich wusste, inzwischen dass wir beide keine normale Freundschaft hatten, ich wusste dass auch er etwas für mich empfinden musste. All die Jahre hatte es nur uns gegeben und die Nähe die wir zueinander hatten, hatte ausgereicht. Aber allein der Gedanke, dass nun ein anderer Kerl ihn lieben, küssen und Gott weiß was wollte, schnürrte mir den Hals zu. Ich vernahm Schritte, die lauter wurden und plötzlich betrat jemand den Raum. Dunkel blaue Seen musterten mich verwirrt, während ihre Besitzer die Tür hinter sich verschlossen und näher traten. „Versteckst du dich vor mir?“ Ich sah ihn eine Weile an. Er trug ein weißes, relativ schmal geschnittenes Hemd und eine enge Jeans, die an beiden Knien Cut Outs hatte. Seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht und gaben nur schwer den Blick auf seine schönen Augen frei. Er sah umwerfend aus. „Fuck.“ murrte ich, lies den Becher fallen, griff nach einem seiner Handgelenke und zog ihn an mich. Er grinste daraufhin und sah mich herausfordernd an, machte aber keine Anstalten, sich zu wehren. Ich schlang eine Hand um seine Hüfte und strich ihm nun mit der anderen Hand die Haare aus dem Gesicht. „Happy Birthday.“ flüsterte ich und hauchte vorsichtig einen kurzen, sanften Kuss auf seine Lippen. Es war unser erster Kuss. Mein erster Kuss überhaupt. Egal was noch geschehen sollte - ich wollte, dass er der Erste ist. Sein Grinsen wandelte sich zu einem Lächeln und er presste nach wenigen Sekunden seinerseits seine Lippen auf meine. Es war weniger vorsichtig, aber mindestens genauso sanft. Wir waren uns eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr so nah gewesen und ich wusste, dass es vermutlich der Moment war, in dem ich es ihm sagen sollte. In dem ich ihm endlich diese verfluchten drei Worte sagen sollte. Ich lies meinen Kopf in seiner Halsbeuge sinken. Ich konnte es einfach nicht. Ich dachte an seine Familie, die mich wie einen Sohn behandelte, dachte an all die Jahre die wir nun schon befreundet waren. Mein ganzes Leben war in irgendeiner Art und Weise mit ihm verknüpft. War es nicht perfekt so wie es war? Die meisten Liebesbeziehungen scheiterten doch eh irgendwann... und welche Chance hätten wir? Diese tiefe Freundschaft war doch viel mehr wert, als der Drang ihn küssen und berühren zu wollen. Seijas Finger glitten durch mein Haar. „Liam... ich muss dir etwas sagen…“ „Chiakie liebt dich.“ es war ein Flüstern, aber ich wusste, dass er mich verstanden hatte. Er hielt kurz inne und ich hatte das Gefühl, dass er auch für einen Moment die Luft angehalten hatte. „Das ist offensichtlich. Aber-“ er schob mich von sich. „Liam ich muss dir wirklich etwas sagen...“ Ich zwang mich den etwas Kleineren in die Augen zu schauen. „Ich denke, du solltest ihm eine Chance geben.“ Er starrte mich an und zog die Augenbrauen irritiert zusammen. „Denkst du das wirklich? Ist es wirklich dass, was du willst?“ Nein - schrie alles in mir. Natürlich nicht. „Ja.“ log ich aber schließlich und glaubte das Richtige zu tun. „Er ist ein guter Kerl.“ „Ein guter Kerl...“ murmelte Seija und senkte den Blick. Er sah plötzlich so verletzlich aus und ein Hauch von Reue Schlich sich in mein Herz. Ich ahnte, was er mir eigentlich hatte sagen wollen. Ich wusste, dass er bereit war seinen Stolz zu überwinden und dennoch war ich bereit ihn zu verletzen, um unsere Freundschaft zu schützen. „Also gut...“ er lachte bitter und strich sich durch die Haare. „Also gut Liam... Fuck you!“ kurz musterte er mich noch, ehe er verächtlich schnaubte und aus dem Raum stürmte. >>>> Flashback Ende <<<< Ich seufzte und strich mir durch die Haare. „Seija hat noch am selben Abend was mit Chiakie angefangen. Rückblickend wollte er mich wohl damit nur verletzen, aber die beiden waren darauf immerhin noch zwei Jahre zusammen... es hat mir das Herz gebrochen, aber ich habe mir immer wieder eingeredet, dass es das Beste ist. Und nach Chiakie, folgte Jin, dann Kilian und viele andere. Es hatte ihm gerade zu Spaß gemacht, mir jede neue Eroberrung unter die Nase zu reiben.“ Ken wand den Blick von mir ab und schien über meine Geschichte nach zu denken. „Seija ist ein Sadist. Aber wir haben uns beide sehr geliebt... mir war unsere Freundschaft nur wichtiger, als diese anderen Gefühle. Vielleicht wollte ich mich auch selbst schützen und wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre.“ Ich lachte bitter und strich mir über den Nacken. „Ich habe diesen Tag bis heute wirklich verdrängt...Ich habe Seija all die Jahre wie den Schuldigen behandelt, aber eigentlich ging es von mir aus. Ich war ein egoistisches Arsch.“ meine Gedanken schweiften für einen Augenblick zu Rey. „Ich BIN es wohl immer noch.“ „Und... liebst du ihn auch noch?“ Ich blickte auf die Stadt zu unseren Füßen und sog die kühle Luft scharf ein. „Ich werde Seija immer irgendwie lieben.“ Ich wand ihm mein Gesicht wieder zu und sah einen Hauch Verärgerung in seinen Augen aufblitzen. „Aber die Liebe zu Rey ist eine andere. Er ist meine Zukunft.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich bei meinem letzten Satz wieder auf Kens Lippen und er seufzte. „Was rätst du mir?“ „In den letzten Tagen, hast du mich so verdammt an mich selbst erinnert. Ich denke, du solltest auf dein Herz hören. Wenn du Yuji liebst und wirklich daran glaubst, dass ihr beide eine Zukunft habt, solltest du nochmal mit ihm sprechen und ihm beweisen, dass diese Liebe und Gefühle es wert sind, eure Freundschaft zu riskieren. Wenn nicht, solltest du die Vergangenheit hinter dir lassen und nach vorne schauen. Auch wenn du es nicht glaubst, du wirst irgendwann wieder lieben. Nicht genauso. Keine Liebe ist wie die andere und das ist auch gut so... Aber du wirst wieder lieben.“ Ken nickte und starrte schweigend auf seine Hände. Irgendetwas in mir sagte mir, dass er nicht so feige war, wie ich vor knapp zwölf Jahren. Eine leise Stimme flüsterte mir, dass ihm die Liebe zu Yuji wohl wichtiger war, als eine reine Freundschaft... . . . Kapitel 6: Love and Happiness ----------------------------- » Yujis View « „Wo bist du Yu?“ Seijis Stimme drang dunkel durch den Hörer und ich konnte die Besorgnis deutlich heraus hören. Ich blinkte und nahm nun erst den Geräuschpegel in meiner Umgebung richtig war. Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, die ich nun durch Shibuya geirrt war und immer wieder über Kens Verhalten und seine Worte nachdenken musste. Spürte immer noch seine Yweichen Lippen auf den meinen. Ich fühlte mich elend und hatte mich irgendwann in einem kleinen Café neben dem großen Game Center in der Innenstadt niedergelassen. Das war der siebte Anruf von Seiji in den letzten - ich blinzelte kurz aufs Display - in den letzten 20 Minuten. Ich hatte mich die ersten Male nicht dazu überwinden können, mit ihm zu sprechen. Was hätte ich auch schon sagen sollen? „Yuji.“ Seiji klang nervös. „Sag mir wo du bist. Ich werde dich abholen.“ „Ich...bin in einem Café.“ ich war noch so durcheinander und konnte kaum klar denken. „Am Gamecenter...“ „Game Center?“ „Shibuya...“ stammelte ich leise. „Shibuya?! Was machst - Bleib einfach wo du bist. Ich bin sofort bei dir okay?“ „Ok…“ damit beendet ich das Gespräch und starrte auf das Handy in meinen Händen. Die vergangen Stunden waren der reinste Alptraum gewesen. Ich strich mir über die Lippen und dachte an das irre Kribbeln, was sich durch meinen gesamten Körper gezogen hatte, in dem Augenblick als sich unsere Lippen berührt hatten. Bei dem Gedanken, dass es sich irgendwie gut angefühlt hatte, bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen. Wie konnte ich nur so denken? Wie - verdammt nochmal? Ich nahm einen Schluck von dem grünen Tee, den mir die junge Kellnerin vor wenigen Minuten gebracht hatte. Die warme Flüssigkeit glitt sanft meine Kehle hinunter und für wenige Sekunden empfand ich soetwas wie Ruhe und Erleichterrung. Aber das Gefühl hielt nicht sehr lange. Es war absurd. Es war einfach so völlig absurd, was innerhalb der vergangenen Stunden zwischen mir und Ken geschehen war. Immer wieder fragte ich mich, wie ich das hatte all die Jahre ignorieren können. Wie hatte ich nicht bemerken können, dass er - dass er solche Gefühle für mich hegte? Wie sehr es ihn verletzt haben musste, als ich ihm meine Gefühle für Seiji gestanden hatte.    Die Zeit nachdem er nach Tokio gekommen war, machte plötzlich so viel Sinn. Sein Verhalten... seine Reaktionen gegenüber Seiji. Es schien, als würde ein Hunderte Puzzle Teile plötzlich in den ihnen vorbestimmten Positionen fallen.   Ein tiefes Seufzen entfloh meiner Kehle.  „Alles in Ordnung?“ ich blickte auf und sah die brünette Kellnerin wieder vor mir. Sie hatte ein breites Lächeln und ihre freundlichen Augen wanderten kurz über die Tasse in meinen Händen.    Ich wand den Blick ab und nickte wortlos.    Einen Augenblick stand sie stumm an meinem Tisch und musterte mich eindringlich. „Meine Großmutter sagt immer, am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist das auch noch nicht das Ende.“ sagte sie schließlich leise.   „Das sind weise Worte…“ murmelte ich nur, dachte aber gleichzeitig daran, dass doch im Grunde, alles eine Frage der Perspektive war. In dieser Situation: wie sollte das alles ausgehen und sowohl Seiji als auch Ken mit einem guten Ende dar stehen? Das war unmöglich.    „Und sie sind wahr.“ sie drückte kurz meine Hand, ehe sie zum nächsten Tisch ging um die Bestellung der etwas ungeduldig drei blickenden Gäste entgegen zu nehmen.    Ich hatte kaum Zeit ihre Worte zu verarbeiten, als mein Handy ein Klingelton von sich gab und das Display eine neue Nachricht anzeigte. Ich griff nach dem kleinen Mobilfunkgerät.     ~~~~   Empfangen: 12:34 Uhr    Von: Ken    Es tut mir leid. Bitte verzeih mir Yu...   ~~~~     Mein Herz klopfte so hart gegen meinen Brustkorb, dass ich schon einen leichten Schmerz spürte.    Verzeihen...    Ich war ihm nicht mal wirklich böse, also was gab es da zu verzeihen? Ich war eigentlich eher verunsichert und einfach so unfassbar verwirrt. Ken war mir wichtig. Aber wie sollte ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten? Abstand halten? So tun, als wäre nichts gewesen? All das war unmöglich. Schließlich war es Ken... mein KenKen.   „ Yu.“ eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich wäre fast vor Schreck vom Stuhl gefallen. „Was ist passiert?“    Dunkle blaue Seen musterten mich besorgt. Seiji war leicht außer Atem und es schien, als wäre er hier her gerannt. Plötzlich dämmerten mir seine Worte vom Morgen. Mist. 12:00 Uhr am Bahnhof. Ich hatte unsere Verabredung völlig vergessen... Er hatte mich doch extra heute morgen gefragt.   „Ist alles in Ordnung?“ er strich mir mit einer Hand über die Wangen und ich bekam eine Gänsehaut. Seijis Stimme war so voller Sorge und Liebe. Sein Gesicht wurde etwas verschwommen und ich realisierte, dass sich Tränen erfolgreich ihren Weg in meine Augen erkämpft hatten.   Nein. Nichts ist in Ordnung - wollte alles in mir schreien.  Aber ich bekam kein Wort über die Lippen und fiel ihm stattdessen schluchzend um den Hals.    „Yu…“ er schlang sofort seine Arme um mich und strich mir übers Haar. „Was ist los? Sprich mit mir. Ich mache mir Sorgen...“    Ich konnte Seiji nicht sagen, dass Ken mich geküsst hatte und dass dieser eine Kuss mich so sehr berührt hatte, dass ich meine eigenen Gefühle nicht mehr richtig zuordnen konnte. Also schwieg ich. Ich schwieg und lies den Trännen die ich zuvor zurück gehalten hatte, nun endlich freie Bahn.   „Shhhhh…“ Seiji strich mir behutsam über den Rücken und ehe ich wusste, wie mir geschah hob er mich plötzlich mit einem Ruck auf seinen Arm. Ich erschrack leicht, war aber auch froh, da ich nicht wusste, wie lange ich mich noch auf den Beinen hätte halten können. „ Oi Oneesan... hier…“    „oh... Danke.“ das war die Stimme der Kellnerin. Vermutlich hatte Seiji noch für mich bezahlt?      Ich wagte es nicht meinen Blick zu heben und vergrub stattdessen meinen Kopf noch mehr in seiner Halsbeuge. Sein Duft rief in mir Erinnerung, dass wir einander ein Versprechen gegeben hatten... ein Versprechen immer ehrlich zueinander zu sein. Aber wie konnte ich ihm davon erzählen? Seiji würde das niemals verstehen. Wie auch? Was gab es da zu verstehen? Ich wusste nicht mal selbst, weshalb ich plötzlich so unsicher war... alles in meinem Kopf schien so dumpf und viel zu weit weg. Völlig absurd... Ich wusste noch nicht mal, wo er mich hintrug und irgendwie war es mir auch egal. Ich wollte ihn nur so nah wie möglich bei mir spüren, ohne Fragen beantworten zu müssen. Ich vernahm den Geräuschpegel vom Straßenverkehr in Shibuya und wusste nun, dass wir die Hauptstraße entlang gingen. Ich konnte auch leises Gekicher und Flüstern Vernehmen. Es war ja auch selten, dass ein junger Mann, einen anderen Mann wie eine Braut die Straßen Tokios entlang trug. Irgendwann spürte ich ein weiches Polster auf dem ich niedergelassen wurde.    Meine Tränen waren verebbt und ich strich mir über die Augen um nun endlich meine Umgebung wahr zu nehmen. Sitzpolster - Mini Bar - getönte Fensterscheiben... das Innere einer Limousine - schlußfolgerte ich und fühlte mich sofort an den Moment mit Ken erinnert. Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen.   „Möchtest du darüber reden?“ durchbrach Seiji die Stille und seine dunklen Augen fixierten mich wieder nachdenklich.   Ich schüttelte hastig den Kopf und klammerte mich an ihn wie ein Ertrinkender. „Nein.“    Einen Augenblick schwieg er und seine Hände glitten sanft über meinen Arm. „Bist du sicher…?“ Ich nickte und drückte mich noch etwas näher an ihn. Wollte ihn unbedingt das Gefühl geben, dass nicht mal ein Blatt Papier zwischen uns passte. „Ich habe eine Überraschung für dich, aber wenn du nicht in Stimmung bist, können wir einfach nach Hause fahren.“ sagte er dann zögerlich.   Nach Hause fahren und ständig an diesen einen absurden Moment denken?  „Nein... ich möchte nicht nach Hause. Es ist alles gut...“ murmelte ich und schmieg meinen Kopf an seine Schulter.   „ Bist du wirklich sicher Yu?“ Seiji schob mich von sich und ich hatte das Gefühl, als würde er mich mit seinem Blick völlig durchdringen. Als würde er versuchen, in mein tiefstes Inneres zu blicken. Warum verursachte das eine Panik in mir? Warum hatte ich solche Angst davor, dass er sehen könnte was gerade in mir vor sich ging?   “Ja.“ flüsterte ich leise und senkte den Blick. „Ich möchte nicht allein sein Sei... zeig mir deine Überraschung. Bitte. “ Einige Sekunden schien er zu überlegen und musterte mich eindringlich. Wir hatten in den vergangenen zwei Jahren, selten einen wirklichen Streit gehabt. Und wenn, war oft er der jenige gewesen, der es wieder in Ordnung gebracht hatte zwischen uns. Seiji hatte schon immer genau gewusst, mit welchen Worten, er mich aufmuntern konnte... aber heute hatte ich das Gefühl, dass jegliche Silbe vergebens sein würde. Schließlich seufzte er tief und wand sich an den Fahrer der Limousine. „Zum Treffpunkt...“ „Hai.“ . . . Als die Limousine schließlich zum Stehen kam, war ich schon fast neben Seiji weg geschlummert. Selten hatte sich ein Geburtstag so wenig nach meinem Tag angefühlt wie heute. Ich hatte nicht mal Kraft mir Gedanken darüber zu machen, was für eine Überraschung er wohl für mich geplant hatte, aber wir waren eine gefühlte Ewigkeit gefahren. „Da wären wir...“ Seiji schien plötzlich etwas nervös. Ich blinzelte ihn an und rieb mir die Erschöpfung aus den Augen. Er lächelte leicht und drückte meine Hand, ehe er die Tür öffnete. Ich wurde so vom Tageslicht geblendet, dass ich zunächst nichts sehen konnte. Also stolperte ich hinter dem dunkelhaarigen her. Kaum hatten meinen Füße das Fahrzeug verlassen und den Asphalt berührt, vernahm ich ein lautes Gekreische und verstand nur langsam das Wort was alle riefen: „ÜBERRASCHUNG.“ Ich zuckte kurz zusammen und nach und nach wurden menschliche Silhoutten deutlicher. Ehe ich wusste, was genau geschah, sah ich mich dunklen braunen Augen gegenüber, die mich freudig anfunkelten. Fumihiro. Er war einer unserer engsten Freunde aus Chiba, der mich nun breit angrinste und hier - mitten in Tokio - einen roten Ballon in den Händen hielt. Ich blintzelte ungläubig und rieb mir wieder über die Augen. War das real, oder verabschiedete sich mein Verstand nun vollkommen? „Yu-Chan!“ rief er und kam auf mich zu. Es schien so real... aber wie war das möglich? Er lief mir eilig entgegen, gefolgt von vielen anderen, mir bekannten Gesichtern und ein breites Lächeln schlich sich nun wie von selbst auf meine Lippen, als ich mich langsam mit dem Gedanken anfreundete, dass dies kein Traum oder eine Halluzination war. Ehe ich wusste, wie mir geschah wurde ich in eine warme Umarmung gezogen und nahm nur aus den Augenwinkeln den Banner in roter Schrift war: HAPPY BIRTHDAY YU - CHAN Trännen strömten über mein Gesicht, als ich realisierte, dass all das wirklich geschah und mich Mamoprou schließlich von sich weg drückte um mich zu betrachten. „Yu-Chan...“ er grinste. Ich war nicht fähig, etwas zu erwidern. Ich hatte ihn schon zwei Jahre nicht mehr gesehen. Die wenigen Male die ich in Chiba gewesen war, seit ich in Tokio lebte, hatte Fu keine Zeit gehabt... oder wenn ich wirklich ehrlich war, hatte ich Angst gehabt, Ihm, Jo oder irgendeinen von den anderen zu begegnen, seit ich mit Seiji zusammen war. Hatte doch irgendwie immer das Gefühl gehabt, dass jede Sekunde ohne Seiji zu erwähnen, eine Lüge gewesen wäre. Seiji... Ich sah mich panisch nach ihm um. Er stand neben Suri und begegnete meinem Blick aus sanften und neugierigen Augen. Ein kaum merkliches Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich schließlich meinem blonden Mitbewohner zuwand, der neben ihm zum Halten kam und Seiji ein Tablett reichte. Erst jetzt konnte ich die Umgebung richtig wahrnehmen. Wir standen im Mitten vom englischen Garten Tokios und neben den blühenden Blumenbeeten, hingen überall wunderschöne Laternen, die diesem Ort etwas noch viel magischeres verliehen. Ein glückliches Seufzen entkam meiner Kehle. Seiji und ich waren zu einem unserer ersten Dates hier gewesen - genau genommen war es das dritte Date gewesen. Das See Haus, war unfassbar schön und durch die ganzen Lichterketten die nun aufgehängt wurden waren, noch schöner als in meiner Erinnerung. „Happy Birthday Yu.“ Suri kam auf mich zu gerannt und zog mich lachend in eine feste Unarmung. „Das war alles Sei-kuns Idee.“ sie sah in seine Richtung. „Freust du dich?“ Seiji verteilte gerade zusammen mit Yaten Sekt - Gläser an alle Gäste. Ich war noch immer sprachlos, während ich nach und nach in unzählige Umarmungen von Kommilitonen und Freunden die ich in den letzten zwei Jahren in Tokio zu schätzen gelernt hatte, aber auch alten Bekannten und Freunden aus Chiba gezogen wurde. Wann und wie hatte Seiji all das vorbereiten können? . . . „Oi Yu-Chan.“ Fumihiro legte eine Hand auf meine Schulter. „Wo ist Ken-kun?“ Mein Herz verkrampfte sich sofort bei dem Klang seines Namens. Die Party war im vollen Gange und die ersten tanzten bereits ausgelassen zu der Westlichen Musik, die nun seit einigen Minuten die elektronischen koreanischen Beats abgelöst hatten. Ganz davon abgesehen, dass ich noch nie einen meiner Geburtstage groß gefeiert hatte, war dies mit Abstand die beste Party auf der ich je gewesen war. Ich hätte der glücklichste Mensch überhaupt sein müssen, aber irgendetwas fühlte sich verdammt falsch an... Ich stand mit Fu, Yohji und Jo bei den Getränken und starrte ihn aufgrund der Frage stumm an. „Ehm...“ nervös strich ich mir einige Haare aus dem Gesicht. Fu grinste. „Hey... ich weiß wir haben euch das Leben schwer gemacht.“ er kratzte sich verlegen am Kopf. „Tut mir leid... Damals hatten wir keine Ahnung.“ „Was meinst du?“ ich schenkte uns jeweils ein Glas der Bowle ein und mied nun seinen Blick. „Du und Ken… wir wussten halt nicht, wie wir damit umgehen sollten. Wir wollten dich bestimmt nicht verletzen...“ er nahm einen der Gläser an sich und nippte auch gleich davon. „Es waren einfach dumme Sprüche... Schieben wir es auf unsere Jugend?“ er legte den Kopf schief und sah mich fragend an. „Aber Ken war schon immer nachtragender als Yuji.“ ein amüsiertes Lachen ertönte und Yohji nahm nun ebenfalls einen Schluck von der fruchtigen Flüssigkeit. Ich verzog die Augenbrauen. „Womit umgehen?“ Yohji und Jo warfen sich gegenseitig einen nervösen Blick zu und eine leichte Röte lag auf ihren Wangen. In Chiba waren wir vier zusammen mit Ken soetwas wie eine unzertrennliche Clique gewesen. Wir waren seit der Grundschule in einer Klasse gegangen und kannten uns somit ziemlich gut. Während Ken und Fumahiro sich ständig um den inoffiziellen Posten des Anführers duelliert hatten, waren Jo und ich eher die zurückhaltenden. Yohji hingegen war eigentlich der Älteste von uns und er hatte alle Hände voll zu tun gehabt, Ken und Fu von ihren all zu verrückten Ideen abzubringen. Er hatte immer etwas von einem großen Bruder an sich gehabt und sich liebevoll um uns alle gekümmert. Es war eine schöne Zeit gewesen. Und dennoch hatte ich nie das Gefühl gehabt, ich selbst sein zu können. Seit ich wusste, dass ich Männer bevorzugte, hatte ich immer geglaubt gehabt, mich verstecken zu müssen - eine Lüge zu leben. Besonders vor diesen vier Menschen, obwohl sie doch eigentlich meine engsten Freunden gewesen waren. Fumahiro legte seinen Arm um mich: „Haha... Yu-Chan. Du tust wieder so unschuldig.“ er kniff mir in die Wange. „Also wo ist Ken?“ Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Und da dämmerte es mir. Das war es, was sich die ganze Zeit über so falsch angefühlt hatte.... warum war Ken nicht hier? Er war mein bester Freund. Im vergangenen Jahr war er in Süd Korea auf Tour gewesen. Da hatte ich verstehen können, dass er nicht an meinem Geburtstag bei mir sein konnte. Aber heute? Heute wusste ich, dass er in Tokio war und trotzdem konnten wir nicht zusammen sein? Warum versetzte der Gedanke mir so einen unfassbaren Stich? Ich tat alles, um dagegen anzukämpfen, aber ich spürte zum wiederholten Mal am heutigen Tag Tränen aufkommen. „Yu...?!“ Fumahiro verzog sein Gesicht irritiert. Eine gewisse Sorge lag in seinen dunklen Augen. „Was ist los?“ Jo legte besorgt eine Hand auf meinen Arm und sah mich aus hell braunen Tiefen an. „Warum weinst du?“ Ich strich mir über die Wangen. „Gomen...“ ich versuchte hastig mein Gesicht zu verstecken und konnte nicht fassen, dass ich ausgerechnet jetzt anfangen musste zu heulen. Jo zögerte kurz, ehe er mir über die Wangen strich. „Habt ihr Streit?“ Ich zuckte wieder hilflos mit den Schultern und konzentrierte mich auf das Glas in meinen Händen, mit der rot-braunen Flüssigkeit. „Egal was es ist... das wird wieder.“ vernahm ich Yohjis freundliche Stimme. Fumahiro räusperte sich und hob mein Kin. Zwang mich somit ihn anzusehen. „Als Ken uns alle angerufen hat, waren wir erst überrascht...“ Ken hatte sie alle angerufen? „Er sprach von diesem Seiji, der eine Party für dich plant...“ er lachte kurz. „Du weißt selbst wie besitzergreifend Ken sein kann... es fällt ihm verdammt schwer andere in deiner Nähe zu akzeptieren. Deshalb waren wir so überrascht, dass er sich solche Mühe gegeben hat für diesen Seiji...“ War ich denn der einzige, der es all die Jahre nicht gesehen hatte? „Ist dieser Seiji, der Grund warum Ken heute nicht hier ist?“ Jo war schon immer der klügste von uns allen gewesen und konnte aus allen Möglichen Anhaltspunkten exzellent und Punkt genau schlussfolgern. Er studierte Jura und wir waren alle sicher, dass er mal ein sehr erfolgreicher Anwalt werden würde. Ich sah meine Freunde eine Weile wortlos an. Antwort genug für den dunkel haarigen Jo und er lächelte verständnisvoll. „Er scheint eigentlich ganz nett...“ murmelte Yohji nachdenklich und strich sich seine dunkel blonden Haare aus dem Gesicht, während sein Blick Richtung Seiji wanderte, der gerade mit Clio den Grill anwarf. „Er hat uns alle vom Bahnhof abholen lassen und sich um eine Unterkunft gekümmert.“ „Hm...“ Jo stutzte. „Trotzdem schade mit Ken... Ich hatte mich schon so gefreut, dass wir endlich mal wieder alle zusammen sein würden.“ „Ah Jo-kun... wieder so sentimental? Amy - Chan hat dich noch weicher gemacht.“ Fumahiro zog den etwas Kleineren an sich und strubelte ihm grinsend durchs Haar. „Oiiii“ Jo schob ihn mit einem verärgerten Gesichtsausdruck von sich. „Idiot... wer ist hier weich geworden?“ Amy war seit der Oberstufe Jos Freundin und eine bekennende Romantikerin. Sie sah in alles und jedem das Gute und sprach immer von einem Happy End. Egal in welcher Angelegenheit. Eigentlich waren die beiden das einzige Pärchen, was mir einen Hauch Hoffnung gegeben hatte, dass so etwas wie wahre Liebe existiert. Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen. Es war fast wie früher - nur besser, da ich nicht mehr das Gefühl hatte mich verstecken zu müssen. Das einzige was fehlte, war Ken... Ich hatte nur wenige Sekunden, diese vertraute Nähe zu genießen, als eine dunkle Stimme uns unterbrach: „Hey Yu!“ Sowohl mein Blick, als auch der meiner langjährigen Freunde glitt zu einem großgewachsenen Mann, der gerade auf uns zu kam. Ich erkannte ihn in der Sekunde, als ich in die dunklen grünen Seen tauchte. „Rey-San...“ Er hatte sein typisches, warmes Lächeln aufgelegt und Fumahiro neben mir gab ein merkwürdiges Geräusch von sich. Rey und Fu hatten sich noch nie sonderlich verstanden. Warum wusste keiner von uns so genau... Rey strich sich durch seine lange Mähne und zog mich sofort, Fumahiro ignorierend, in eine warme Umarmung. „Nochmal alles Gute...“ deutlich leiser und scheinbar nur für meine Ohren bestimmt, flüsterte er: „Tut mir leid Yu...“ Ich spürte, wie sich meine Augenbrauen kräuselten. Aber ehe ich ihm etwas erwiedern konnte, erspähte ich den halb Chinesen neben ihn, der mich abschätzend musterte. Liam, war mir und Ken vom ersten Tag unserer Begegnung sympathisch gewesen. Er und Rey hatten sich nie offiziell als Paar vorgestellt, aber es war zu offensichtlich... allein die Art wie sie sich ansahen und miteinander sprachen. Doch in diesem Augenblick hatte ich das erste mal das Gefühl gehabt, dass eine Art Ablehnung in seinen Augen lag. Kens älteres Abbild, nickte nun Fumahiro und Yohji eher höflich, als freundlich zu, ehe er Jo in eine herzliche Umarmung zog. Die beiden hatten sich merkwürdiger Weise, schon immer sehr gut verstanden. „Rey-Sama…“ Jo strahlte übers ganze Gesicht. „Es ist so schön dich zu sehen...“ Als Ken und ich noch klein waren, hatte Rey oft auf uns aufgepasst. Er war schon immer soetwas wie der coole ältere Bruder für uns gewesen und wir hatten ihn bewundert. Er war derjenige, der uns die erste Zigarette besorgt hatte und war Zeuge gewesen, wie wir uns danach die Seele aus dem Leib brachen und schwören, nie wieder unsere Lungen damit zu verseuchen. Er war es auch, der uns den ersten Alkohol besorgt hatte - Sake natürlich - und ein schadenfrohes Grinsen auf den Lippen, als er Ken die Haare zurück halten musste weil er übertrieben hatte und die Flüssigkeit wieder los werden musste. „Ein Sonnenschein wie eh und je...“ murmelte Rey lächelnd und kniff dem dunkelhaarigen in die Wangen. Eine leichte Röte zierte Jos Wangen, woraufhin Liams Aufmerksamkeit für einen kurzen Augenblick auf ihm ruhte. Ich versuchte Liams unangenehmen Blick zu ignorieren. „Danke fürs Kommen Oji-san.“ Kaum hatte ich es ausgesprochen, wurde mir bewusst, dass ich ihn schon ewig nicht mehr so genannt hatte. Rey lächelte nickend. „Ich kann nicht lange bleiben... wir fliegen heute Nacht nach Shanghai. Aber ich hoffe du hast ein fantastisches Jahr.“ Er wand sich Liam zu, nahm ihm etwas aus der Hand und drückte mir schließlich zwei Päckchen entgegen. Ehe ich realisierte was geschah, nahm er mein Gesicht vorsichtig in beide Hände. Einen Moment starrte er mich an, ehe er leise flüsterte:. „Er liebt dich Yu... wenn du das nicht erwidern kannst, lass ihn gehen.“ ich hatte ihn gerade so verstanden. Ich kannte Rey seit über zehn Jahren, aber hatte noch nie so sehr das Gfühl gehabt, dass er mich und Ken um jeden Preis beschützen wollte, wie in diesem Augenblick... Aber ihn gehen lassen? . . . Leichte Wellen erreichten meinen Füße... das Wasser in diesem See war sehr ruhig und die Sonne spiegelte sich auf der dunklen Oberfläche. Ich vernahm die Musik, die nun wieder zu japanischen Pop Beats gewechselt hatte und sowohl Fuma als auch Yohji hatten sich inzwischen unter meine Komilitonen gemischt und tanzten auf der Terrasse des See Hauses,während Jin sich mit Yaten unterhielt. Ich hatte mich auf den Steg des Hauses zurück gezogen und hielt mein Handy in den Händen. » Bitte verzeih mir Yu... « Ich hatte ihm noch nicht geantwortet und wusste auch immer noch nicht was ich darauf antworten konnte. Schritte näherten sich und ließen das alte Holz etwas knarren. „Was machst du hier alleine?“ hallte eine mir nur zu vertraute Stimme durch die Nacht und Seiji nahm neben mir Platz, während er mir fast zeitgleich ein Glas reichte. Ich wand ihm mein Gsicht zu und nahm das Getränk dankend entgegen. Es war bereits relativ spät geworden und der Pegel vom einen oder anderen ins unermessliche gestiegen. Sie lachten fröhlich und es hatte kaum noch jemanden gegeben, der sich nicht zum Takt der Musik bewegte. „Danke für alles...“ flüsterte ich lächelnd. Seiji grinste und strich sich durch die Haare. „Ich würde alles tun, um dich glücklich zu machen.“ Ich wand meinen Blick ab, aber spürte dass er etwas näher rutschte. „Bist du es Yu?“ er lies mir wenige Sekunden zum Antworten, die ich allerdings nicht nutzen konnte. „Bist du glücklich?“ hakte er dann noch mal nach. Ich wand mich ihm wieder zu und war nicht überrascht, dass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter trennten. „Ich bin sehr glücklich dass du alle meine Freunde aus Chiba eingeladen hast, dass du hier bist und überhaupt...“ Er schien etwas erleichtert und sein Lächeln wurde entspannter, während er sich zu mir herunter beugte und einen kurzen Kuss auf meine Lippen hauchte. Eine Weile schwiegen wir und blickten beide auf den See. Ich hatte mich schon ewig nicht mehr so hin und her gerissen gefühlt... so rastlos... dennoch hatte es etwas Beruhigendes mit Seiji so dar zu sitzen. ~~ Sore o tadashiku suru - Make it right. ~~ Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich zuckte leicht zusammen, als ich die mir vertraute Stimme durch die Boxen vernahm. Kens dunkle Stimme zu hören versetzte mir einen Stich. Ich vernahm leichtes Jubeln von unseren Gästen im Haus und war mir sicher, dass ich besonders laut Suris begeisterten Schrei vernommen hatte. Seiji neben mir schien ebenso überrascht wie ich, als er seine Stimme erkannte, dennoch wagte es keiner von uns, etwas zu sagen. Wie eine schwere aber unsichtbare Last, legten sich seine Worte über uns. ~~ Iam gonna make it right for you Iam gonna love you, So dont worry baby Iam gonna Protect you no matter what, So please just trust me baby And when I kiss you, Iam gonna make it Right ~~ Sofort dachte ich an den Moment, als sich unsere Lippen berrührt hatten und instinktiv lies ich einen Finger über meine Lippen gleiten. Dachte daran, wie weich sich seine Lippen angefühlt hatten... Mein Herz schlug so hart gegen meinen Brustkorb, dass ich fürchtete, es würde jeden Moment herausspringen. Dieser Kuss hatte sich so anders angefühlt, als Seijis Küsse. Seiji... Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und blickte in dunkle blaue Sapfire. Seijis Blick war eine Mischung aus Furcht, Wut und Verzweiflung, während sein Blick auf meinem Finger glitt, der noch immer auf meinen Lippen ruhte. Ich blinkte ihn an und lies ihn sofort sinken, woraufhin eine seiner Augenbrauen in die Höhe schnallte. „Yu...“ Ich spürte eine Art Verzweiflung aufkommen. Die Art, wie Seiji mich an sah und gleichzeitig Kens Stimme zu hören, war bedrückend. Ich fühlte mich wie ein Lügner und Betrüger. Was zur Hölle tat ich hier? Ehe ich wusste, wie mir geschah schossen mir wieder Tränen in die Augen. Ich hatte vermutlich mein ganzes Leben nicht so oft geweint, wie heute an diesem einzigen Tag. Ausgerechnet an meinem Geburtstag. Seijis Blick wurde wieder weicher. „Hat...hat er -“ „Bitte stell mir nicht diese Frage.“ flüsterte ich schluchzend und wusste genau, worauf er hinaus wollte. Er stockte und musterte mich eine Weile nachdenklich. Erst als die Melodie von Kens Song endlich verebbt war, fand Seiji seine Worte wieder. „Du bist nicht wirklich glücklich oder?“ Ich lehnte mich an ihn und hatte längst beschlossen, ihm eine Antwort schuldig zu bleiben. Wusste selbst nicht, was ich dazu sagen sollte oder was wohl in einer solchen Situation die richtigen Worte waren. Gab es die überhaupt? Ich war glücklich meine Freunde wieder zu sehen. Ich war glücklich, dass Seiji sich solche Mühe gegeben hatte. Ich war glücklich meinen Geburtstag an diesem wundervollen Ort mit all diesen Menschen verbringen zu dürfen. Ich war glücklich... sollte es auch sein... und doch war ich es einfach nicht. Mein Herz tat so unfassbar weh, dass es mir falsch schien. Jedes Wort an ihn wäre entweder eine Lüge gewesen, oder hätte ihn verletzt. Und das war das Letzte was ich wollte. . . .   Kapitel 7: Release ------------------ » Kens View « Erschöpft lies ich meine Tasche zu Boden sinken und seufzte schwer. Irgendwie kam mir mein Apartment noch viel einsamer und kälter vor, als das letzte Mal, als ich hier vor einer Woche meinen Koffer gepackt hatte. Es war eine verdammte Woche her, dass ich Yu das letzte mal gehört oder gesehen hatte. Ich warf einen Blick auf mein Handy und erneut entfloh ein Seufzen meiner Kehle... er hatte nicht mal auf meine letzte Nachricht geantwortet. Aber was hätte er auch erwidern sollen? Ich sank auf das Polster inmitten des geräumigen Wohnzimmers und lies meinen Blick aus dem Fenster und so über Shibuya gleiten. Als ich damals nach Tokio gekommen war, hatte ich nichts anderes gewollt, als in seiner Nähe zu sein. Und nun... ? Nun hatte ich das Gefühl, dass wir nie weiter von einander entfernt gewesen waren. Yuji zu Küssen war ein riesiger Fehler gewesen. Es hatte mich in dem Augenblick mit soviel unfassbarem Glück erfüllt, aber in einer Freundschaft gab es nach soetwas keinen Weg zurück. Ich hatte nicht nur eine Grenze zwischen uns beiden überschritten, sondern auch Yuji in eine unmögliche Situation mit Seiji gebracht... woher war plötzlich dieser Egoismus gekommen, der mir sagte dass ICH ihn um jeden Preis glücklich machen wollte. Dass ich es nicht ertragen konnte, wenn jemand anderes ihm dieses unfassbare Lächeln ins Gesicht zauberte? Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich erschrack leicht. Wer konnte das sein? Ich strich mir übers Gesicht und erhob mich. Ein kleiner Funken in meinem Inneren hoffte, dass es der Junge mit den schönen braunen Augen war. Dass er sich mir in die Arme werfen und mir dieses unfassbare Lächeln schenken würde. Dass nun endlich alles gut werden würde... Aber, das Leben war selten so, wie wir es uns erhofften. „Akira?“ Helle, funkelnde blaue Seen musterten mich schüchtern und eine zarte Röte lag auf den Wangen des Kleineren, als ich die Tür schwungvoll aufgeworfen hatte. Hastig senkte er den Blick und ich sah, dass er nervös mit einem Umschlag in seinen Händen spielte. Aus dem Funken der Hoffnung, wurde ein Gefühl der Enttäuschung. Nicht direkt dem Jungen vor mir, gegenüber. Vielmehr der Tatsache, dass es nicht Yuji war. Wir hatten uns vor knapp zwei Stunden am Flughafen voneinander verabschiedet. Und zu meiner Überrashung hatte ich die gesamte Shanghai Reise mit Liam, Oji-San und Akira, als überraschend angenehm empfunden... Aber war nicht alles besser, als mit finsteren Gefanken zu Hause rum zu sitzen? „Ist - ist etwas passiert?“ Die Augen meines Gegenübers bekamen einen merkwürdigen Glanz und ich konnte sehen, dass er auf diese Frage leicht verkrampfte. Einen Augenblick musterte er seine Hände und drückte, das Papier in Selbigen kurz an sich - Was auch immer in diesem Unschlag war, schien irgendwie sehr kostbar. „Hier!“ er streckte mir seine Hände und somit den grauen Umschlag entgegen. „Ich - ich habe die letzten Wochen daran gearbeitet ... natürlich nicht - nicht in der Arbeitszeit. Aber Ich - ich hoffe es gefällt dir.“ Er zitterte leicht und hatte die Augen stur auf den Boden gerichtet. Ich musste nicht fragen um zumindestens zu erahnen, um was es sich hier handelte. „Ich wollte es dir die ganze Zeit geben... aber irgendwie, war nie der richtige Moment. Als ich heute nach Hause kam, dachte ich daran, dass ich fast eine ganze Woche mit dir verbracht habe ohne einen guten Moment zu finden.... vermutlich wird es den also nie geben... deshalb...“ er kratzte sich am Nacken. „Deshalb bin ich jetzt hier.“ Es musste ihn eine Menge Kraft gekostet haben, den Mut aufzubringen hier her zu kommen. Ins Besondere nach einem Flug aus China. „Danke…“ ich fuhr mir langsam durch die Haare und lies meine Augen auf das Papier in seinen Händen ruhen. Er war extra hergekommen, um es mir zu geben - Sehr viel Mut. „Bitte-“ Überraschung blitzte in seinen Augen auf, als er den Blick hob und sah wie ich zur Seite trat und ins Innere des Apartments deutete. „Ein Song wird nur lebendig, wenn der Komponist ihn mit Liebe und Stolz vorträgt...“ Akira war jung, aber hatte ein sehr gutes Gespür für Melodien und Harmonien. Er konnte ein Stück nach zwei maligem Hören nahezu perfekt auf dem Klavier nachspielen. Ich hatte es ihm nie wirklich gesagt, aber er war vermutlich sowas wie ein musikalisches Wunderkind. Ich war mir fast sicher, dass dieser Song fantastisch sein würde. Onkel Rey hatte von Anfang an an ihn geglaubt und mich sehr schnell von seinem Talent überzeugt, als Akira eine Accoustic Version einer meiner neuen Songs zum Besten gegeben hatte und ich beinahe den Kampf gegen Tränen verloren hätte. „Ich soll-“ er zögerte kurz und blinzelte an mir vorbei. „Ich soll ihn dir vorspielen?“ Mein Onkel hatte vor eine Weile angesprochen, dass er Akira oft abends im Studio gehört hatte. Er glaubte, dass er an einem Debüt Song arbeitete - obwohl Akira oft genug sagte, dass er selbst lieber Musik produzierte und im Hintergrund blieb. Er war so schüchtern, dass selbst die Tatsache vor einer handvoll Menschen zu singen, ihm die reinste Panik in die Augen trieb. Dennoch glaubte Rey wohl, dass er sie alle eines Tages überraschen und einen Song vorstellen würde, mit dem der Brünette eine große Karriere über Japans Grenzen hinweg starten würde. Natürlich war es nicht das, was Akira wollte. „Ja bitte.“ ich nickte und sah wie das rot auf seine Wangen noch etwas dunkler wurde. Er strich sich kurz zögernd, einige dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht und nickte dann ebenfalls langsam. Akira trat vorsichtig in den Raum und sah sich zögernd um. Er wartete bis ich die Tür hinter ihm verschlossen hatte und folgte mir dann, kaum hatte er sich seiner Schuhe entledigt, ins Innere der Wohnung. „Setz dich…“ Im Wohnzimmer angekommen, sah der Kleinere sich mit einer Mischung aus Neugierde und Nervosität um und seine Augen glitten über das dunkle Sofa in der Mitte des Raums zum Klavier in der Nähe des Fensters und dann wieder mit einer unausgesprochenen Frage zu mir. Instinktiv nickte ich ihm zu und ein freudiges Funkeln flackerte in seinen Augen, bevor er schnellen Schrittes zum Klavier ging und dort Platz nahm. Ich musste grinsen. Egal wie unsicher er war, sobald der Jüngere an einem Instrument - ins Besondere einem Klavier saß - war jegliche Unsicherheit wie weg geblasen. „ Grüner Tee?“ Er nickte langsam, während seine Finger bereits federleicht über die schwarzen und weißen Tastauren glitten - ohne sie mit zu viel Druck zu einem Ton zu veranlassen. Es wirkte als wolle er sich mit dem Klavier vertraut machen. Akira hatte immer diesen eigenartigen Glanz, sobald er ein Instrument sah oder gar berühren durfte. Vielleicht hat er eine Art Fetisch? - Schoß es mir durch den Kopf, als ich ihn zurück lies, um in der Küche heißes Wasser aufzusetzen und zwei Tassen auf einem Tablett bereit stellte. Absurd... er liebte Musik einfach so sehr wie ich. Nur andere Aspekte daran. Akira war noch immer in der selben Position, als ich wenige Minuten später mit einem Tablet zurück kam und auf dem Sofa Platz nahm. Seine Augen waren auf der Tastatur fokussiert und ich nahm nicht wirklich an, dass er überhaupt realisiert hatte, dass ich kurz den Raum verlassen hatte. Ich schenkte etwas von der dampfenden Flüssigkeit in die Tassen. Ohne darüber nachzudenken fügte ich jeweils einen Löffel Honig hinzu und hielt inne, als ich seine Tasse vom Tablett nahm und ihm übergeben wollte. „Oh.“ Ich hob den Kopf und sah dass er mich aus neugierigen klaren Sapfiren musterte. „Ist Honig überhaupt okay?“ Akira lächelte - Sein süßes , unschuldiges Lächeln. „Ich trinke ihn sonst ohne... aber heute ist ein guter Tag um Neues zu probieren.“ Ich nickte und schob den Gedanken, dass Yuji dann wohl wirklich der einzige war in meinem Bekanntenkreis, der Honig in seinem grünen Tee genauso liebte wie ich, beiseite. „Ein guter Tag um Neues zu probieren..?“ wiederholte ich, als ich mich erhob und dem dunkelhaarigen die Tasse reichte. Er nickte und die tiefe Röte in seinem Gesicht erreichte nun sogar die Spitzen seiner Ohren. „Ein sehr guter Tag.“ flüsterte er, während er die Tasse entgegen nahm und sich unsere Finger für den Bruchteil von Sekunden berrührten. . . . „Hier...“ Liam hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als er Akira einige Gyoza auf den Teller gab. Manchmal wurde ich das Gefühl nicht los, dass der älteste in unserer kleinen Runde, ganz genau wusste, wie sehr Akira ihn mochte. Eine Weile hatte ich geglaubt, dass der Kleine eine Schwäche für meinen Onkel hatte, aber inzwischen wusste ich, dass es vielmehr Liam war, den er mochte. Seine Augen funkelnden voller Freude und ich konnte es ehrlich gesagt selbst kaum abwarten, das Essen endlich zu kosten. Liam hatte sie auf traditionell chinesische Weise gemacht und sie duftete so gut, dass es mir das Wasser in den Mund trieb. Schließlich wussten wir inzwischen alle, was für ein großartiger Koch Liam war. Am Fenster fielen Blätter in den schönsten Farben, die eigentlich nur der Herbst zu bieten hatte zu Boden. Es war früher Nachmittag und Liam hatte uns Etwas zu Essen ins Studio gebracht, da er scheinbar nicht darauf vertraute, dass Onkel Rey sonst etwas vernünftiges essen würde über den Tag hinweg. Es war rührend, wie sehr sie sich umeinander sorgten. „Lecker …“ murmelte Onkel Rey, der neben mir im Schneidersitz am Tisch saß und er hatte ein zufriedenes Lächeln im Gesicht hatte, während er sich eine weitere Teigtaschen in den Mund schob. Liams Augen funkelten voller Freude und er wirkte sogar etwas stolz. „Ah... Ken-Ken, ich habe über den letzten Part nachgedacht.“ grüne Augen wanderten zu mir. „Ich denke, wenn Akira in diesem Part die Harmonien etwas beschleunigt, könnte der Übergang etwas weicher werden.“ Ich nickte und sah aus den Augenwinkeln, dass Akiras Kopf bei diesen Worten sofort in meine Richtung schoss. Es war zwei Tage her, seit dem der Kleine mir seinen Song auf dem Klavier in meiner Wohnung vorgespielt hatte. 48Stunden an denen ich an nahezu nichts anderes als diese wunderschöne Melodie hatte denken können und ihr unbedingt Worte zuschreiben wollte. Onkel Rey war noch am selben Abend vorbei gekommen und vermutlich noch begeisterter als ich. Akira war ein begnadeter Komponist und wir hatten es in Rekordzeit geschafft, den Song fast zu vollenden. Es war ein wirklich guter Song. Die Melodien waren fantastisch und ich hatte es mit Rey-sans Hilfe geschaffen die richtigen Lyrics zuformulieren. Aber irgendetwas fehlte einfach. Ich hatte es nicht aussprechen müssen und dennoch lag es wie eine schwere, dunkle Wolke über uns allen. Irgendetwas fehlte. „…hast du es dir überlegt mit Bangkok?“ die dunklen Augen meines Onkels, wanderten zu Liam, der gerade selbst den ersten Bissen seines Mittgessen zu sich genommen hatte. Sein Gesichtsausdruck war nicht wirklich zu deuten, aber ich glaubte den Halb - Chinesen inzwischen gut genug zu kennen, um so etwas wie Reue in seinen Augen aufblitzen zu sehen. „Ich denke nicht, dass ich dich begleiten kann.“ sagte er schließlich mit leiser Stimme. „ Ich kann Riku in den nächsten Tagen wirklich nicht alleine mit der Praxis lassen.“ Sein Gegenüber schob die Unterlippe vor und ein Hauch von Trotz lag in den nächsten Worten, die er an den schwarzhaarigen richtete. „Buuuhhh... Sag Riku, ich brauche dich viel mehr als sie.“ Das erste Mal an diesem Tag, erklang sein dunkles Lachen in meinen Ohren. „Riku kann bestimmt auf mich verzichten.“ er legte sein Besteck zur Seite und sein Gesichtsausdruck wurde schlagartig ernster. „Aber Kan-chan - der mit seinen neun Jahren mehr Schmerzen ertragen muss, als gut oder erträglich ist für ein Kind - braucht mich ganz sicher.“ Darauf konnte Onkel Rey nichts erwidern und statt noch mehr Trotz oder Wut, strahlte nun volle Bewunderung und Liebe dem Älteren entgegen. „Es ist wohl mein Schicksal, einen so guten, liebevollen, talentierten und verantwortungsbewussten Arzt wie dich zulieben und deshalb an Sehnsucht zu zergehen, weil ihm seine Patienten wichtiger sind, als ich...“ Ein leises Lachen entfloh der Kehle unseres Kochs und er zog meinen Onkel wortlos in seine Arme. Es war eine erstaunlich lange Umarmung, wenn man bedachte, dass sich Liam in Gegenwart dritter oft sehr zurück hielt. „Sei nicht albern...“ flüsterte er nach einer Weile. „Ich habe dir mein Herz und meine Seele geschenkt.“ Eine tiefe Röte lag auf den Wangen meines Verwandten, kaum hatte der andere die Worte ausgesprochen und er schob ihn von sich. Onkel Rey war immer der emotionalere von Beiden gewesen. Wann immer es ging, hatte er die Nähe zu Liam gesucht und seine Zuneigung bekundet. Egal wo sie sich befanden, oder wer hätte Zeuge werden können. Aber sobald dieser seinen Gefühlen Ausdruck verlieh, wurde Onkel Rey schüchtern und es schien fast so, als würde er sich schämen. „Im Ernstfall entscheide ich mich immer für dich...“ ein sanftes Lächeln lag auf Liams Lippen, während er sein Besteck wieder aufnahm und sich seinem Teller widmete. „Das weißt du. Ein Wort von dir genügt.“ Das wussten wir alle. Liam liebte Rey. Rey liebte Liam. Sie waren so absurd perfekt füreinander. „Ist das dein Telefon?“ Onkel Reys grüne Augen starrten mich plötzlich an. Es dauerte eine Weile, bis das gedämpfte Klingeln auch mein Gehör erreichte und ich verstand, worum es ging. Ich erhob mich hektisch und tastete nach dem Handy. Zwischen Notenblättern und Songtexten, lag es schließlich. Mein Herzschlag stockte für einige Sekunden, als ich den Namen des Anrufers auf dem Display sah: Yu-chan. Keine Ahnung wie lange, aber eine ganze Weile starrte ich auf das Mobilfunkgerät in meinen Händen - konnte nicht glauben, dass es wirklich wahr war. „H-Hai?!“ „Ken…“ seine Stimme... es war wie ein Rausch, der mich alles um mich herum vergessen lies. Es war dieses vertraute Gefühl, was ich immer empfand, wenn ich mit Yuji zusammen war. Es war dieses verdammt vertraute Gefühl, was ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr empfunden hatte. „Yu …“ Ein leises Schluchzen folgte und wir schwiegen beide. Ich war so glücklich zu wissen, dass er es war am anderen Ende der Leitung, dass ich fürchtete mit einem einzigen Wort alles zu zerstören. Lieber würde ich ihn bis ans Ende aller Zeiten anschweigen, als zu riskieren ihn erneut zu verlieren. „Tut...Tut mir leid...“ murmelte er leise und es brach mir fast das Herz wie traurig er klang. „Ich - ich… können wir uns sehen?“ Mein Gehirn brauchte wieder einige Sekunden um das Gesagte zu verarbeiten und mein Blick blieb an Onkel Rey hängen, der mich neugierig anstarrte. Es war real. Dieser Moment, Yujis Anruf - all das war real. „Natürlich.“ hörte ich mich selbst ins Handy sagen. „Wo bist du?“ „Shi - Shibuya...“ er zögerte kurz. „Ich kann zu dir kommen.“ „Ich bin im Studio... aber ich kann in 15 Minuten bei meinem Apartment sein.“ „Okay...“ Yuji klang etwas erleichtert. „Bis nachher Ken-Ken...“ „Bis nachher Yu.“ einen Moment blieben wir beide am Hörer und es dauerte etwas bis Yuji schließlich das Gespräch beendete, da ich mich einfach nicht dazu durchringen konnte. Ich starrte sicher noch einige Sekunden auf den Bildschirm in meinen Händen, der langsam dunkel wurde. Drei besorgte Augenpaare ruhten auf mir, als ich den Blick wieder hob. Ich wusste selbst nicht wie und was ich dazu sagen sollte. Es war so unerwartet... Liam war überraschenderweise der erste von uns, der Worte fand. „Soll ich dich fahren?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich würde einige Minuten brauchen, um einen klaren Kopf zu kriegen. „Aber Danke fürs Angebot.“ Liam nickte und in seinen Augen blitzte etwas undefinierbares auf, während er mir ein freundliches Lächeln entgegnete. „Ich hoffe, ihr könnt alles klären.“ Daraufhin nickte Onkel Rey und erhob sich. „Ah Ken-Chan... Du weißt du kannst uns jederzeit anrufen. Wir sind für dich da.“ er zog mich in eine feste Umarmung und ich war dankbar, dass ich ihn und Inzwischen auch Liam zu meiner Familie zählen durfte. Sie waren tatsächlich immer für mich da. Aber ich wusste auch, dass es gewisse Momente im Leben gab, die man ein Stückweit alleine durchleben musste. . . . Als ich durch die Straßen Shibuyas lief, wusste ich immernoch nicht, was ich Yuji eigentlich sagen wollte. Eine Gruppe kichernder Mädchen kam mir entgegen und ich spürte ihre bohrenden Blicke. Hatten sie mich etwa erkannt? Ich trug eine Cappie und zog sie nun noch etwas tiefer in mein Gesicht, um kein Risiko einzugehen. Es schien zu funktionieren und ich schnappt nur einige Wortfetzen auf, während sie an mir vorbei huschten. „Süß.“ - „Er sieht Ken-kun ähnlich...“ - „Aber Ken-Kun ist viel größer.“ - „Stimmt.“ Es war erstaunlich kalt und ich vergrub meine Hände noch etwas tiefer in meine Jackentasche. Warum hatte Yuji so traurig geklungen? Wenn ich ehrlich war, war das die einzige Frage, die ich mir immer wieder stellte. Ich ertrug den Gedanken einfach nicht, dass er litt. Mein Herzschlag beschleunigte sich dramatisch, als ich mich meiner Wohnung näherte. Der lange Flur erschien mir noch nie so unnötig lange wie heute. Ich konnte aus der Entfernung bereits seine Gestalt ausmachen, die auf dem Boden kauernde und sich beim Echo meiner Schritte sofort aufrichtete. Er stand vor der Tür und sah ebenfalls in meine Richtung... ich hatte ihn zehn Tage nicht gesehen und jeder Moment - jede Minute - ohne ihn hatte sich wie eine ganze Ewigkeit angefühlt. Ihn jetzt zu sehen, versetzte unzählige Schmetterlinge in meinem Bauch in einen hysterischen Zustand. Dunkle braune Seen sahen mich aus geröteten und leicht verquollenen Augen an, als ich schließlich vor ihm zum Stehen kam. Es versetzte mir einen Stich. Ich hatte Yuji - meinen Yu-chan - noch nie so gesehen. Er sah nicht nur traurig aus, sondern auch sehr erschöpft... Ich hatte das Gefühl, dass er noch schmaler geworden war in den letzten zehn Tagen. Yuji war schon immer sehr zierlich gewesen und seine Mutter hatte sich schon als wir Kinder waren, immer um sein Gewicht gesorgt. Aber so zerbrechlich wie heute, hatte ich ihn noch nie gesehen... Er lächelte und ich wusste, dass es erzwungen war. „Oi... Hi Ken-ken.“ seine Stimme klang genauso gebrochen und unsicher, wie seine gesamte Erscheinung. Ehe ich meine Gedanken richtig sortieren konnte, hatte ich Yuji in meine Arme gezogen. Im ersten Moment versteifte er sich etwas und ich fürchtete fast, dass er mich jeden Augenblick von sich stoßen würde. Aber nach wenigen Sekunden lehnte er sich in die Umarmung und es fühlte sich so verdammt richtig an. Es fühlte sich so an, wie damals... vor Tokio und ins Besondere vor Seiji. Aber es gab da diesen einen düsteren Gedanken, der mich quälte: War ich der Grund für sein Leid? Egal! Völlig egal was er mir zusagen hatte, ich würde alles erdenklich Mögliche tun, um wieder ein Lächeln in dieses schöne Gesicht zu zaubern. Als wir uns trennten, lag ein Lächeln auf seinen vollen Lippen. Aber diesmal erreichte es sogar seine müden Augen. Ich versuchte ihn nicht anzustarren und angelte nach dem Schlüssel in meiner Jackentasche. Kaum fühlte ich das kalte Metal zwischen meinen Fingern, zog ich es aus der Tasche und öffnete mit zitternden Händen die Tür zu meinem zu Hause. Zu Hause... Ich dachte unweigerlich an meinen ersten Tag in Tokio zurück. Wie sehr ich mich auf Yuji gefreut hatte und dieses unvergleichliche Gefühl, als ich am nächsten Morgen neben ihm aufgewacht war. Es war verrückt, wieviel Zeit inzwischen vergangen war und wie sehr sich alles verändert hatte - wie sehr Yuji und ich uns verändert hatten seitdem. Ich liebte ihn vermutlich schon seit unserer ersten Begnung damals im Kindergarten. Aber ihn anzusehen und zu wissen, dass er wusste, wie ich wirklich fühlte, war neu... es war neu und so verdammt berauschend. Ich spürte den Drang seine Lippen zu berühren, aufkommen und wand den Blick schnell ab. Es war absolut nicht der richtige Moment für solche Gedanken. Hatten solche Gedanken mich doch erst in die Situation gebracht. „Ich ... ich bin hier, um mich zu entschuldigen.“ sagte er schließlich leise und starrte auf den Boden. „Ich - ich war sehr egoistig.“ Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken... Er war egoistig? Er? Waren nicht viel mehr meine Gefühle egoistig? . . . Kapitel 8: Over the Edge ------------------------ » Yujis View « „Ich - ich war sehr egoistig.“ Kens dunkle Augen weiteten sich leicht, kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen. Er blinzelte kurz, ehe er vorsichtig etwas näher trat und nun den Blick auf meine zitternden Hände warf. Ich konnte meine Nervosität nicht verbergen. Da standen wir nun. Zwei Menschen, die sich mal geschworen hatten, immer füreinander da zu sein. Zwei Menschen, die fast ihr ganzes Leben miteinander verbracht und jedes Geheimnis wie selbstverständlich geteilt hatten. Und nun hatte uns ausgerechnet das wohl größte Geheimnis, was je zwischen uns geherrscht hatte, an einen Punkt gebracht, an dem wir uns kaum in die Augen schauen konnten. „Egoistig?“ er ergriff meine Hände. „Wovon redest du?“ Einen Moment zuckte ich zusammen, als sich seine warmen Hände um meine schlossen. Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte ihn wieder zu berühren und wie sehr es mich beruhigte in seiner Nähe zu sein. „Ich war egoistig... ich hätte dich nie-“ er stockte plötzlich und löste den Griff, um sich durch die dunklen Haare zu fahren. „Ich hätte das nicht tun dürfen.“ Ken seufzte und öffnete den Reisverschluss seines dunklen Parkas ehe er weiter in den Raum ging und das Licht einschaltete. Licht durchflutete sein Wohnzimmer und ich grübelte, wann ich eigentlich das letzte Mal hier gewesen war. Ken lebte noch im selben Haus wie vor zwei Jahren als er nach Tokio gezogen war, aber inzwischen war er in eine größere Wohnung eine Etage höher gezogen. So hatte er Platz für seine ganzen Instrumente und konnte auch hier an seiner Musik arbeiten, wenn er mal nicht ins Studio wollte. Ich hatte ihm damals beim Umzug geholfen, die Besuche waren aber irgendwann immer seltener geworden. Ich hatte in den letzten Tagen immer wieder seine Nummer gewählt und darüber nachgedacht, was ich ihm sagen sollte. Wie wir dieses Chaos wieder in Ordnung bringen sollten... Wie konnte ich meinen besten Freund wieder zurück in mein Leben holen? Ich suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber nur schwer. Trotz all der Szenarien die ich in den letzten Tagen durchgespielt hatte, trotz all der imaginären Gespräche, die ich mit dem Musiker geführt hatte, fand ich sie einfach nicht. Stattdessen entfloh ein tiefes Seufzen meiner Kehle. Ken nahm auf der großzügigen Sitzgelegenheit in der Mitte des Raumes Platz und musterte mich lange. „Du siehst erschöpft aus Yu...“ Das war so typisch. Egal wie schlecht es ihm vermutlich selbst ging, galt all seine Sorgen mir... aber ja, ich war tatsächlich sehr erschöpft. Ich hatte seit meinem Geburtstag kaum ein Auge zu gemacht... war einfach unfassbar verwirrt über all diese Gefühle. Seine und meine gleichermaßen. Ich hatte in den vergangen Tagen viel darüber nachgedacht und wusste, dass ich seit er in Tokio war, so sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen war, dass ich eigentlich nie in Frage gestellt hatte, ob er vielleicht einsam war. Es war irgendwie so selbstverständlich gewesen, dass Ken keine Freundin hatte, die mir einen Teil meiner Zeit mit ihm streitig gemacht hätte. So normal, dass ich nie einen Gedanken daran verschwendet hatte. Ich hatte nicht mal gefragt, ob es da jemanden in seinem Leben gab. Natürlich hatte er Onkel Rey, Liam und irgendwo auch mich... aber ein fester Partner war einfach was anderes. Vorsichtig, nahm ich neben ihm Platz und starrte aus dem Fenster, auf die Straßen Shibuyas. Ken hatte die Angewohnheit immer die Vorhänge offen zu lassen. » Das erinnert mich immer daran, dass es da draußen eine Welt gibt, die ich noch lange nicht in ihrer vollen Schönheit gesehen habe.« hatte er mal gesagt. Ein schöner Gedanke, wie ich fand. „Hast du gegessen?“ er mied meinen Blick, während er sich seiner Jacke entledigte. „Keinen Hunger...“ murmelte ich ehrlich und konnte nicht sagen, wann ich überhaupt das letzte Mal ernsthaft so etwas wie Appetit oder Hunger empfunden hatte. Wieder schwiegen wir eine Weile und ich versuchte dieses Chaos in meinem Inneren in verständliche Worte zu formulieren, aber fand einfach nicht das richtige Vokabular um das was in mir vor sich ging, auszudrücken. „Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen. Aber ich sollte mich bei dir entschuldigen…“ er hatte es so leise gesagt, dass ich es gerade so verstanden hatte. „Was ich gesagt habe damals... dass ich dich nicht wie einen Bruder sehen kann...“ er holte tief Luft ehe er ebenso leise fortfuhr. „Ich werde alles tun, um das zu ändern und diese Gefühle zu beseitigen.“ „Beseitigen...?“ ich spürte wieder dieses starke Herzklopfen, als er sich mir zuwand und mich aus unsicheren grünen Seen anstarrte. Wie wollte er soetwas wie Gefühle beseitigen? Wie wollte er verdammt nochmal Gefühle für mich beseitigen? „ Ja... vermutlich sollte ich anfangen mich zu verabreden.“ er lachte leise und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es kein echtes Lachen war. Das es nichts mit dem fröhlichen Lachen zu tun hatte, was Ken uns immer schenkte, wenn er glücklich oder etwas wirklich witzig war.„Ich bin ein Musiker... wie schwer sollte es da sein, ein Date zu kriegen.“ wieder erklang dieses falsche, aufgesetzte Lachen und er strich sich übers Gesicht. „Wenn ich es hart genug versuche, werde ich mich in jemand anderes verlieben.“ Ich musste Schlucken. Warum klang das so verdammt falsch? Ken war attraktiv, intelligent und talentiert. Natürlich würde es ihm nicht schwer fallen, jemanden zu finden der ihn mag. Das tat es schon damals in Chiba nicht und jetzt wo er ein bekannter Musiker war, standen die Frauen reihenweise Schlange bei ihm. Auch wenn viele von ihnen vermutlich die falschen Beweggründe hatten, konnte er jeden Tag eine andere haben, wenn er es wirklich gewollt hätte. Dennoch klang es einfach verdammt falsch. War es die Tatsache, dass Ken sich überhaupt verabreden wollte, um irgendwelche Gefühle - wie hatte er es so schön ausgedrückt? - zu >beseitigen< ? Oder war es die Tatsache, dass es Gefühle für MICH waren, die er damit eleminieren wollte, was so unfassbar falsch klang und mir die Kehle zuschnürte. Ich schob den Gedanken sofort zur Seite. „Woher - woher weißt du, dass diese Gefühle überhaupt echt sind?“ ich war selbst überrascht, als die Worte über meine Lippen kamen und schlug beide Hände vor meinen Mund, als könnte es das Gesagte rückgängig machen. Eine seiner Augenbrauen schnallte in die Höhe und einen Augenblick blitzte soetwas wie Wut in den Smaragden auf. „Woher weißt du, dass deine Gefühle für Seiji echt sind?“ es klang etwas gereizt. „Weil wir uns lieben.“ zischte ich ohne auch nur einen Moment zu zögern und wusste selbst nicht, warum ich plötzlich so wütend war. Ungläubig musterte er mich, ehe er mir ein verletztes Lächeln schenkte. „ Und du glaubst wirklich, nur Gefühle die auf Gegenseitigkeit beruhen, sind echt?“ Ich biss mir auf die Lippen und bereute meine Worte. Es war kindisch und dumm...es gab nichts schlimmeres, als Gefühle eines anderen Menschen nicht ernst zu nehmen. Was war nur in mich gefahren? Das hier war angeblich mein bester Freund. Es war unrecht ihm soetwas anzutun. Und dennoch nagte da etwas an mir - wie konnte er behaupten mich zu lieben und im nächsten Moment planen, sich zu verabreden? Ich stockte bei dem Gedanken. Dieses bittere Gefühl in meiner Magengegend... war das etwa Eifersucht? „Ich will mich nicht mehr mit dir streiten.“ flüsterte er und schloss seufzend die Augen, während er sich zurück lehnte. „Können wir nicht wieder zurück? Zurück zu Uns - einfach nur Yuji und Ken. Ohne all diese komplizierten Gefühle.“ Ein hoffnungsvolles und so unfassbar einnehmendes Lächeln zierte seine Lippen und ich fand, dass er noch nie so gut ausgesehen hatte, wie in diesem Moment. Seine dunklen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und seine Züge wurden weicher. Er schob vorsichtig eine Hand in meine Richtung. „Du und ich? Wir beide…“ Seine Hände fanden meine und unsere Finger flochten sich automatisch ineinander. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb und mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. Keine Ahnung was es war... vielleicht war es die Vertrautheit, vielleicht war es dieses unerträgliche Gefühl der Eifersucht, die mir jeglichen klaren Gedanken versagte. Aber als er so da saß und mich nun wieder aus diesen unendlichen und wunderschönen grünen Tiefen ansah, klickte etwas in mir und ein wohliges warmes Gefühl in meinem Inneren breitete sich aus. Breitete sich plötzlich so schnell aus, dass mir fast schwindelig wurde. Es geschah wie in Zeitlupe... meine Hände die sich neben seinem Gesicht ins Polster gruben, seine Augen die mich überrascht anstarrten, während meine Lippen, sich auf seine legten. Es geschah wie in Zeitlupe und dennoch war es ein heftiger Orkan an verwirrenden Gefühlen, die es in mir auslöste. Ich nahm wahr, wie er sich unter mir etwas bewegte und scheinbar in eine bequemere Position brachte. Ich spürte seine Hände, die mich an den Hüften ergriffen und auf seinen Schoß zogen - Die ungeduldig am Reisverschluss meiner Jacke herumfingerten und sie schnell von meinen Schultern zogen, während unsere Lippen noch immer miteinander versiegelt waren und er vorsichtig mit seiner Zunge um Einlass bat. Eine leise Stimme in meinem Inneren ignorierend, gewährte ich ihm Einlass und war selbst völlig überwältig wie sehr es mich erregte und wie sehr ich mehr wollte. Mehr von ihm... mehr von Ken. Ich konnte mein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören und als er seine Hände unter meinem Pullover schob, konnte ich ein leichtes Keuchen einfach nicht unterdrücken. Egal wie leidenschaftlich er noch bis zu diesem Augenblick in den Kuss vertieft gewesen war, schien es plötzlich wie ein Weckruf und ehe ich wusste wie mir geschah, stieß er mich mit einem harten Ruck von sich. Heftig atmend sah er mich an. „Fuck.“ Kens Mähne wippte, während er sich hektisch erhob. „Tut mir leid Yu…“ er strich sich übers Gesicht und starrte mich aus erschrockenen Smaragden an. Ich keuchte selbst etwas perplex und strich mir über die Lippen. Was zur Hölle war da gerade geschehen?! Was hatte ich getan und viel schlimmer als das - was war ich noch bereit gewesen zu tun? Ken schien ebenso verwirrt wie ich und ich konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeite. Wie er versuchte, eine Erklärung zu finde, während er mich ungläubig anstarrte. Es war absurd, wie richtig sich dieser Kuss angefühlt hatte... wie sehr jede Faser meines Körpers mehr wollte. Wie sehr ich mich danach verzerrte seine Hände erneut auf meiner Haut zu spüren. So sollte man nicht für seinen besten Freund empfinden. Dennoch tat ich es und konnte nur erahnen, wie er sich fühlen musste. Einen langen Moment schwiegen wir uns an und Ken, der unruhig umher gewandert war, kam vor mir zum stehen. Seine Hände glitten hastig durch seine Haare, während seine Augen über mein Gesicht wanderten. „Fuck it...“ zischte er auf einmal leise und ich wurde mit einer unerwarteten Wucht in das weiche Polster zurück gedrückt, während meine Lippen in einem deutlich intensiveren Kuss versiegelt wurden. Ich war so überrascht, dass ich im ersten Augenblick lediglich die Augen aufgerissen hatte. Dieser Kuss war noch hungriger, als jede Berrührung zuvor - Er schien mir scheinbar jeden Zweifel daran, dass all das hier vielleicht irgendwie falsch sein könnte vertreiben zu wollen. Und es funktionierte... Ich beschloss, dass es nichts falsches geben konnte, an der Art wie er mich berrührte und was das in mir auslöste. Ich konnte ein nun deutlich tieferes Seufzen nicht unterdrücken, als ich Kens Hände erneut auf meiner Haut spürte und er vorsichtig meinen Bauch hinunter strich. „Yu…“ er stockte kurz. „Wenn ich hier und jetzt aufhören soll, musst du es sagen.“ Jegliche Vernunft oder Logik schien sich doch schon an der Schwelle zu seiner Tür verabschiedet zu haben und ich presste als wortlose Antwort meine Lippen auf seine. Er schien mich verstanden zu haben und saugte verlangend an meinen Lippen. Halb ineinander verschlungen, schafften wir es irgendwie vom Sofa aufzustehen und taumelten in Richtung Schlafzimmer, wo Ken mit blitzenden Augen meine Hüfte feste umfasste und mich sanft aufs Bett warf. Ich japste erschrocken auf und ehe ich mich von meiner Überraschung erholen konnte, saß er auf mir. Für einen kurzen Augenblick, war es wie damals, wenn wir um die Fernbedienung, das letzte Stück vom Kuchen oder einfach nur aus Spaß gekämpft hatten. Diese Nähe war vertraut und doch völlig neu und anders. Erneut trafen sich unsere Lippen, während der dunkelhaarige an meinem Shirt zog und es mir schließlich über den Kopf zog. Für wenige Sekunden, lösten wir uns voneinander um das zu bewerkstelligen, ehe er seine Hände in meinen Nacken legte und mich dann auch schon wieder zu sich herunter zog. Es war, als gäbe es etwas neues zwischen uns - irgendeine Art mystischer Verbindung, die uns daran hindern wollte, uns von einander zu lösen. Vielleicht war es die Tatsache, dass wir uns so gut kannten und es dennoch immer diese eine physische Grenze gegeben hatte, die es nun so aufregend machte. Ich konnte es nicht sagen. Ich wusste nur, dass ich ihn mit jeder noch so kleinen Faser meines Körpers spüren wollte. Und irgendwann zwischen zwei Küssen, die ein irres Kribbeln in meine Magengegend katapultierten begriff ich, was es war. Kein mythischer Magnetismus, und auch nicht das Verlangen nach bloßer Nähe – na gut, zumindest nicht nur. Es war viel unromantischer. Lust. Pure Lust. „Yu...“ keuchte er wieder mit dieser tiefen Stimme und ich war selbst etwas erschrocken von meiner aufkeimenden Erregung, die fast schmerzlich gegen meine Hose drückte, während ich mich noch näher an ihn presste. „Yu... ich liebe dich!“ ich erstarrte in meiner Bewegung. Es war nicht das erste Mal, dass er es mir gesagt hatte. Aber es traf mich immer wieder so unerwartet, dass ich immernoch nicht wusste, was ich ihm darauf erwidern sollte. Ein langer Augenblick des Schweigens breitete sich aus, bekam beinahe eine Konsistenz in der Stille, die nicht einmal von Atemzügen unterbrochen wurde. Ich vernahm Kens leises Seufzen. „Aber auch wenn es gerade nicht so aussieht, ich respektiere Seiji.... Wenn wir weitergehen, überschreiten wir eine Grenze.“ begann er langsam, als wäre es weniger wahr, wenn es nicht laut gesagt wurde. Als würde er es aus Pflichtgefühl sagen, aber nicht wirklich wollen. „ Hast du mich -.“ „Ich weiß, was du gesagt hast...“unterbrach ich ihn. „Aber im Augenblick will ich nichts weiter, als mit dir zusammen sein.“ Und das war die Wahrheit... ich wusste genau, was hier auf dem Spiel stand. Langsam, als könne er immer noch nicht glauben, was er hörte, wandte Ken mir das Gesicht zu und ich betrachtete ihn lange. Aus dem Wohnzimmer fiel Licht herein und ein wenig Helligkeit schien sich auch von den Straßenlaternen in Shibuyas Straßen in den Raum zu schleichen. Es war dennoch sehr dunkel um uns herum und ich konnte gerade so seine Konturen erkennen. Aber es war in Ordnung. Ich kannte sein Gesicht. Ich kannte es so gut, all die Jahre schon und hatte immer geglaubt alle Facetten gesehen zu haben. Ich kannte es wütend oder in stiller Konzentration erstarrt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und man ihm sagte, es wäre nicht möglich. Ich kannte es schmerzverzerrt, wenn er sich verletzt hatte oder amüsiert, mit einem spöttischen Lächeln, mit dem er mich viel zu oft und eindeutig viel zu gerne geärgert hatte. Ich kannte es voller Sorge und Mitgefühl, wenn er mich mit einer Wärme in den Augen angesehen hatte, die jeglichen Kummer zum Schmelzen bringen konnte. Seit ein paar Minuten kannte ich es noch ein bisschen besser... Seit ein paar Minuten hatte ich es sogar völlig neu kennen gelernt. Hatte es in der kurzen Zeit in unzähligen Stadien der Lust gesehen, wenn seine dunklen Augen wie durch trüben Nebel starrten, der Mund halb geöffnet war, die Haare wirr auf seiner Strin klebten... Ken war der Meister darin, Gefühle zu verstecken. Aber er war für mich immer ein offenes Buch gewesen. Im Augenblick sah ich nichts weiter, als pure Ehrlichkeit. Ich konnte kein Wort über meine Lippen bringen. Natürlich wusste ich, dass es nicht fair war gegenüber Seiji. Verdammt - es war nicht mal Ken gegenüber fair, wenn ich mal ehrlich war. Aber der Gedanke, dass er mich liebte, traf mich mitten ins Herz und ich wurde von einer überwältigenden Wärme erfüllt. Ein Lächeln erreichte meine Lippen, woraufhin etwas anderes in Kens Augen aufflackerte - Erleichterung? In einer plötzlichen Bewegung rollte sich der Ältere zur Seite und sah mich aus dunklen Smaragden an. Mein Lächeln war wohl Angwort genug gewesen. Er schob mich vorsichtig herum, bis er auf mir lag, ehe er sich daran machte, mit vorsichtigen, geschmeidigen Bewegungen die störenden Kleidungsschichten zu entfernen. Mein Shirt hatte schon vor einer ganzen Weile das Feld räumen müssen, jetzt folgten nacheinander noch Hose und Boxershorts. Als ich dann nackt unter ihm lag, begann er, meinen Körper mit allen Sinnen zu erforschen. Sanft strich der die Konturen meiner Muskeln entlang, leckte über meine Brustwarzen - die sich noch nie so sensibel angefühlt hatten und knabberte hier und dort an meiner erhitzten Haut. Während er so immer weiter abwärts wanderte, wurde er immer öfter mit kleinen Seufzern oder auch einem Keuchen belohnt, was ihn nur noch mehr Bestätigung zu geben schien und etliche Berrührung intensiver wurden. Er fuhr mit den Händen um mein halb aufgerichtetes Glied herum, in immer engeren Kreisen, bis er es dann mit einer Hand umschloss und sanft zu massieren begann. Ein Blitz durchzog meinen Körper in diesem Augenblick und diesmal erntete er ein langgezogenes Stöhnen. Es war nicht das erste Mal dass ich so berührt wurde. Aber verdammt - es war das erste mal, dass ich aufgrund dessen eine solche Gänsehaut bekam. Obwohl wir uns noch nie so nahe gewesen waren, war es als würde er jeden Milimeter meines Körpers kennen. Genau wissen, wie und wo er mich berühren musste. Eine Zeit lang fuhr er fort, meine empfindliche Erregung zu massieren, bis er wohl aus meinem Stöhnen etwas herauszuhören glaubte. „Yu?“ „H - Hai..?“ flüsterte ich und aufgrund seines Gesichtsausdruck glaubte ich, dass er mich nicht verstanden hatte. Also wiederholte ich nun etwas lauter, aber mit kratziger Stimme. „Hai?“ „Hast du schonmal - also mit einem Kerl -?“ er schien nun etwas nervös und strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht. „Ich will dich nicht verletzen...“ Etwas skeptisch sah er mich aus dennoch lustvollen Augen an, während ich heftig den Kopf schüttelte. „Ich vertraue dir.“ „Sicher?“ hakte er nach und küsste mich flüchtig. Ich war wieder nicht fähig Worte in einen sinnvollen Satz zu formulieren und nickte bloß. Woraufhin er mich erneut küsste. Es war bereits so natürlich seine Lippen auf den meinen zu spüren, dass ich glaubte nie wieder darauf verzichten zu können. Ken hob meinen Körper sanft an, während er sich hastig seiner Hose und Unterwäsche entledigte. Ich wagte nicht ihn anzusehen. Mein Gesicht war sicherlich ganz rot und mein Atem ging ebenso unregelmäßig und schwer wie der meines Gegenübers. Sofort wurde ich wieder an den Hüften gepackt und er führte mich über sein aufgerichtetes und hartes Glied ehe er mich nach einem kurzen prüfenden Blick, langsam darauf sinken lies. Als seine Spitze in mich eindrang, schlang ich meine Arme um seinen Hals und vergrub das Gesicht in seiner Schulter. Kleine Sterne explodierten vor meinem geistigen Auge, aber ich gab nicht einmal den leisesten Schmerzeslaut von mir. Es brannte und tat so weh, dass ich fürchtete in eine Ohnmacht zu fallen. Instinktiv biss ich mir so fest ich konnte auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien. Tatsächlich brachte ich kein Laut hervor, konnte aber nicht verhindern, dass mein Griff um seinen Nacken fester wurde und sich meine Fingernägel in seine Haut gruben. Während Ken immer weiter in mich eindrang, versuchte ich mich mit aller Macht, zu entspannen, und konzentrierte mich so gut es ging auf meine eigene Erregung, die an Kens weichem Sweatshirt rieb und dadurch weiter stimuliert wurde. Als ich schließlich auf Kens Oberschenkel saß und ihn ganz in mich aufgenommen hatte, tat zumindest das schon fast nicht mehr weh... fast... wen wollte ich etwas vor machen. Der Schnerz war noch immer unerträglich. Und das sollte Spaß machen? Ich verdrängte sofort den Gedanken daran, dass Seiji mich in den letzten Jahren immer wieder dazu verführen hatte wollen. Als Ken dann aber dazu zurück kehrte, mein Glied weiter zu massieren, begann ich mich langsam an das Gefühl zu gewöhnen. Einen Augenblick lang verharrten wir so, ehe Ken mich erneut hoch zog - sich so aus mir zurück zog - und mich wieder sinken lies. Wir wiederholten das Ganze einige Male, bis es weniger Schmerzte und fanden einen Rhytmus, der mir sämtliches Blut in den Kopf trieb. Es kribbelte in meinem Magen und ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Es war nun ein süßer Schmerz, von dem ich mehr wollte und gleichzeitig fürchtete in eine Ohnmacht getrieben zu werden. Die Hitze, die nun zwischen uns herrschte, benebelte meinen Verstand und ich konnte kaum klar denken. Ken stöhnte in mein Ohr flüsterte immer wieder etwas, was ich nicht mehr richtig zu ordnen konnte, während ich ihn hart und pulsierend in mir spürte und das Gefühl hatte zu explodieren. „Ich liebe dich...“ waren die letzten Worte, die in die Dunkelheit geflüstert wurden, ehe ich in einer Woge aus Lust in ungeahnte Ekstase katapultiert wurde. Unsicher wem von uns diese Worte zu zuordnen waren, fiel ich in ein dunkles warmes Loch. . . . Ein leises Summen erreichte meine Ohren und ich blintzelte verschlafen einem grauen Tag entgegen. Ich brauchte einige Minuten, um zu begreifen, wo ich mich befand, als ich nicht wie gewohnt, auf die fade Wand meines Zimmers im Studentenwohnheim starrte. Der Gedanke, an die vergangenen Nacht traf mich hart und lies mich sofort wieder tiefer in die weichen Laken versinken. Schamesröte und die Tatsache, dass ich meinen nun völlig nackten Körper an ihn geschmiegt hatte, trieb die Hitze und scheinbar jegliches Blut in meine Wangen und die Spitzen meiner Ohren. Eine fast unerträgliche Schuld nahm Besitz von meinem Körper. Seine Haut und seinen Duft so dicht neben mir zu spüren, lies mich all die irritierenden Gefühle der letzten Stunden wieder durchleben. Es waren keine negativen Gefühle... ganz im Gegenteil. Es war aufregend, warm und fast natürlich.... Ich hatte Ken meine Jungfräulichkeit geschenkt. Ausgerechnet meinem besten Freund, oder vielleicht war es auch gerade weil er es war. Seiji hatte sich immer wieder gewünscht, endlich auch den letzten Schritt zu tun. Aber ich konnte es einfach nicht. Wieviele Male hatte ich ihn im letzten Moment gebeten, aufzuhören...? Wieviele Male hatte ich ihn von mir weggestoßen und mich dann weinend bei ihm entschuldigt? Nach zwei Jahren Beziehung mit Seiji, hatte ich mich einfach nicht dazu durchringen können, diesen einen letzten Schritt mit ihm zu gehen. Und nun hatte ich mich Ken voll und ganz hingegeben. Und es hatte sich so verdammt richtig anfühlt. Auch jetzt noch. Stunden später, ohne Erregung und bei Tageslicht. Er hatte seine Arme um mich geschlungen und schien noch tief und fest zu schlafen. Ich war schon so oft neben ihm aufgewacht. Unzählige Male...Und dennoch hatte ich ihn vermutlich noch nie so friedlich schlafen gesehen. Ehe ich wusste, was ich tat, strich ich ihm vorsichtig über seine Wangen. Er bewegte sich daraufhin etwas, ehe seine Augenlieder leicht zuckten. „Morgen...“ seine Stimme war dunkel und rauh. Und irgendwie so verdammt sexy. Leicht überrascht stockte ich, als dunkle grüne Smaragde mich verschlafen musterten. Wir schwiegen. Schwiegen, weil es keine Worte gab um all das auszudrücken, was gerade in uns vor sich ging. Schwiegen, weil dieser Moment so unfassbar schön und dennoch verwirrend war. Nach einigen Sekunden, bewegte er sich etwas und rutschte näher, bis schließlich seine Lippen meine wieder fanden. Er küsste mich deutlich sanfter als vergangene Nacht, aber genauso verlangend. Wie hatte ich all die Jahre übersehen können, was für perfekte Lippen er hatte? Wie gut sie mit meinen harmonierten. Schnell wurde der Kuss intensiver und Ich spürte sein Gewicht auf mir. Es war deutlich, dass er mehr wollte... Aber mein Körper war definitiv nicht bereit für eine weitere Runde. Erst als das leise Summen wieder in meinen Ohren ertönte, schreckten wir auf und Ken schob sich widerwillig von mir herunter. Mein Blick wanderte auf den Boden, um den Ursprung des Geräusch auszumachen und blieb an meiner achtlos zu Boden geworfenen Hose hängen. Ich streckte mich aus den Laken, um nach ihr zugreifen. Schnell hatte ich das kleine Mobiltelefon in den Händen und erstarrte bei dem Namen, der in leuchtenden Buchstaben auf dem Display schimmerte. Seiji. . . . Kapitel 9: No Return -------------------- » Kens View « Yujis Gesicht wurde schlagartig kreideblass, während seine dunklen Augen auf dem blinkenden Bildschirm in seinen Händen starrten. Mir war sofort bewusst, wer der Anrufer sein musste und mein Puls nahm drastisch zu. Ich war selbst nicht in der Lage mich zu rühren, als seine Augen langsam in meine Richtung wanderten und ich aus verzweifelten Honig braunen Seen, angestarrt wurde. Yuji war schon immer unfassbar schön gewesen. Schön weil er sich seiner eigenen Erscheinung und Wirkung auf sein Umfeld einfach nicht Bewusst war. Schön, weil sein Lächeln vermutlich jeden Menschen mitten ins Herz traf... musste. Wer könnte diesem Lächeln jemals widerstehen? Trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner zierlichen Statur und den feinen Gesichtszügen war er immer der Mittelpunkt im Interesse unserer Umgebung gewesen. Auch wenn es arrogant klingt, wusste ich irgendwie schon immer, dass ich selbst alles andere als häßlich war. Aber wann immer ich den Vergleich zu meinem besten Freund zog, hatte ich das unangenehme Gefühl, nicht genug zu sein. Nicht nur optisch... Yuji war atemberaubend schön, aber auch klug. Klug, weil wann auch immer wir vor scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten standen, es ihmein Leichtes schien einen Ausweg zu finden. Wann immer ich das Gefühl hatte, meinen Verstand an der Dunkelheit einer aussichtslosen Situation zu verlieren, fand er eine Möglichkeit Mir den richtigen Weg zu zeigen. Yuji war schön, klug und mein bester Freund. Bester Freund, weil ich ihm trotz allem wie sehr sich die Umstände um uns herum veränderten, er immer der Eine war, dem ich mehr vertrauen konnte, als jedem anderen. Als sein bester Freund wiederum, wusste ich genau, dass sein Herz gerade so schnell schlug, dass ihm vermutlich schwindelig war. Dass, ihn die Furcht und Schuldgefühle gerade einen hinterhältigen Stoß geben wollten und sich seine weichen rosigen Lippen, gerade unglaublich trocken anfühlen mussten. Als sein bester Freund wusste ich, dass seine Hände vor Nervosität zitterten und gerade kein Platz war, für mich, meine Gefühle und Sorgen. Und dabei wollte ich nichts mehr, als genau diese mit ihm zu teilen. Als sein bester Freund wusste ich, dass Yuji leiden würde... Und dieser Gedanke versetzte mir einen schmerzhaften Stich. Als würde ihn selbst gerade ein Schmerz durchfahren, senkte Yuji hastig und mit funkelnden Augen den Blick und starrte wieder auf das Handy in seinen Händen, als wäre es die Ursache allen Übels dieser Welt. Nun war es real. Der Betrug und Verrat an ein Versprechen war real. Die kurzen Sekunden bis das kleine Gerät in den Händen meines Gegenübers nachgaben und der Raum in Stille gelegt wurde, schienen unerträglich. „Ken…?“ warme braune Seen musterten mich und ich konnte nicht verhindern, auf seine sündig schönen Lippen zu starren. Ich wusste, dass es keinen Weg zurück gab. Ich war ihm verfallen. Wusste dass, ich diesen Lippen und seinen Berrührungen hoffnungslos verfallen war. Dass ich ihn niewieder nur als einen Freund sehen konnte. Niewieder würde ich ihn ansehen können, ohne dieses unsagbare Verlangen zu verspüren, ihn berühren zu wollen. „Ich fühle mich schrecklich...“ seufzend lies er sich neben mich in die weichen Kissen fallen und eine Mischung aus meinem Waschmittel und seinem eigenen Duft, benebelte mir für einen Moment die Sinne. „Tut mir leid.“ kam es leise über meine Lippen und ich senkte selbige um einen Kuss auf seine Schulter zu hauchen. Er lächelte schüchtern und strich sich einige Strähnen hinters Ohr. „Es - es tut dir leid?“ Seine Stimme klang unsicher und irritiert. Zweifelte er etwa? Ich nahm vorsichtig sein Gesicht in meine Hände und zwang ihn mich anzusehen. „Es Tut mir leid, dass du dich nun so fühlst... Aber es tut mir nicht leid, was zwischen uns passiert ist.“ Yujis Lippen zuckten und er warf mir ein umwerfendes Lächeln entgegen. Eines dieser Lächeln, die einem die Knie weich werden lassen und man fast vergisst weiter zu atmen. Einies dieser Lächeln, die einen dazu bringen an eine höhere Macht zu glauben und dem Schöpfer zu danken. „Du bist so unfassbar schön Yu...“ ich musste ihn spüren. Jetzt. Sofort. Egal, wie unpassend es war. Genau, in diesem Augenblick. Schnell hatte ich dem aufkeimenden Verlangen nachgegeben und einen Kuss auf seine Lippen gehaucht. „Oh...“ eine zarte Röte lag auf seinen Wangen, als sich unsere Lippen wieder voneinander lösten und er schob mich kichernd von sich. Gott - wie konnte jemand nur so niedlich und sexy zugleich sein? „Ich liebe dich so sehr...“ flüsterte ich leise in sein Ohr und spürte dass der Kleinere erstarrte. Sofort versetzte mir ein stumpfes Gefühl der Reue einen Schlag in die Magengegend. Es war vermutlich ein unpassender Moment gewesen, aber ich konnte nicht anders. All die Jahre hatte ich geschwiegen und versucht ihn nicht so zu sehen - nicht so zu fühlen. Aber jetzt, wo diese eine Grenze überschritten war, gab es kein Weg zurück. Überraschte große Augen starrten mich unsicher an. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen und daran zu scheitern, denn es kam kein einziges über seine perfekten Lippen, die zu einem nervösen Lächeln verzogen waren. Stattdessen, erhob er sich nach einer Weile noch immer nervös und begang langsam seine Kleidung, die auf dem Boden verteilt herum lag, auf zu sammeln. Kein einziges Wort kam über diese verdammten, perfekten Lippen. . . . Erneut wanderten meine Augen auf die große Uhr am Ende des Raums. 17:32 Uhr... Acht Stunden, dreizehn Minuten... „Ken?“ Die Stimme meines Onkels hallte durch den Raum und riss mich aus meinen Gedanken, die um eine gewisse brünette Schönheit kreisten. „Hast du mir überhaupt zu gehört?“ seine dunklen grünen Augen ruhten auf mir, während er die dampfende Tasse vom Tisch nahm und von der grünen Flüssigkeit darin nippte. Onkel Rey war vorbei gekommen, um mir Akiras Vorschläge für unseren Song zu zeigen. Obwohl er die ersten Minuten sehr intensiv davon gesprochen hatte, wusste ich, dass es nur ein Vorwand war. „Entschuldige Oji-san...“ ich fuhr mir seufzend durchs Haar und nahm ihm gegenüber Platz. Seine Augenbrauen verzogen sich und ein Hauch Sorge lag nun in seinem Blick. „Was ist passiert?“ er lehnte sich zurück. „Zwischen dir und Yu?“ Beim Klang seines Namens wurde mir etwas Mau in der Magengegend. Ich dachte an unsere letzte Begegnug zurück. >>>> Flashback <<<< Nervös strich Yuji sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und sein Blick wanderte vom Boden zu mir. „Ich muss los...“ kam es leise von ihm und er zog seine Jacke etwas enger um seine zierliche Statur. Er sah so unfassbar zerbrechlich aus. „Okay...“ wir standen im Wohnzimmer und hatten nach den verfluchten scheinbar überhaupt nicht so magischen Worten, die ich ihn hatte unbedingt unter die Nase reiben müssen, kein Wort miteinander gesprochen. Es zerriss mir das Herz, dass er mir darauf eine Antwort schuldig blieb und scheinbar nicht vorhatte, diese Schuld zu begleichen. Jede Faser meines Körpers wollte ihn in meine Arme ziehen und daran hindern zu gehen. Sollte es das gewesen sein? „Yuji...“ ich trat einen Schritt näher und griff instinktiv nach seinen Händen. „Ich - was ich ...“ Seine Hände waren kalt und zitternden leicht, als ich unsere Finger ineinander verhakte und große braune Seen starrten auf meine Hände, die seine fest umklammerten. „Was ich da vorhin gesagt habe-“ Ehe ich aussprechen konnte, was in meinem Kopf vor sich ging, hatte Yuji die Distanz zwischen uns geschlossen und stand nun dicht vor mir. Er lies seine Stirn an meine Brust sinken. „Ich weiß.“ flüsterte er leise und ich konnte seinen warmen Atem durch den dünnen Stoffes meines Hemdes, das ich schnell übergeworfen hatte, spüren. „Ich weiß Ken-kun...“ „Warum gehst du dann?“ ich hauchte einen Kuss auf seine Haare und wünschte mir, dieser Moment würde niemals enden. Sein Duft stieg mir in die Nase und ich hatte das Gefühl zu schweben. Er hielt meine Hände noch immer fest umklammert als er den Blick hob und mich sanft anlächelte. „Ich muss mit ihm reden... Das schulde ich ihm.“ sagte er nun etwas lauter und sein Lächeln wurde etwas trauriger. Es tat weh ihn so zu sehen. „Sieh mich nicht so an...” Yuji stellte sich auf die Zehenspitzen und ich spürte seine Lippen auf den meinen. Gott... ich war ihm wirklich verfallen. Wie hatte ich all die Jahre in seiner Nähe sein können, ohne je davon zu kosten? Wie hatte ich so blind sein können? „Kommst du zurück?“ „Ja...“ er lächelte erneut. Diesmal erreichte es sogar seine schönen Augen. „Ich komme zurück Ken.“ Er drückte kurz meine Hände, ehe er sich von mir abwand und aus der Tür trat. >>>> Flashback Ende <<<< „Es ist kompliziert...“ kam es leise über meine Lippen. Onkel Rey seufzte tief und schlug die Beine übereinander. „War es das nicht schon immer?“ „Vermutlich...“ ich erhob mich und ehe ich überhaupt wusste, wie genau ich es ihm verständlich erklären konnte, waren die Worte einfach wie Wasser bei einem gebrochenem Damm aus mir heraus geströmt. Ich erzählte ihm alles. Fühlte mich, als würde mit jedem Wort, was über meine Lippen kam,ein gewisses Gewicht von meinen Schultern fallen. Onkel Rey davon zu erzählen, machte es realer. Machte die Tatsache, dass Yuji ebenso starke Gefühle für mich hatte, wie ich für ihn, realer und zugleich wurde ich mit mehr Angst und Schuldgefühlen erfüllt. Was wenn diese berauschende Nacht das Ende war. Das Ende unserer Freundschaft. Das Ende von Yuji und mir? Der Ältere schwieg eine Weile nach dem ich geendet hatte und trank wieder etwas von der nun deutlich weniger dampfenden Flüssigkeit in der dunklen Tasse, in seinen Händen. „Es ist klar, dass Yuji mit ihm persönlich reden will... Yu-Chan hat ein viel zu gutes Herz und ist auch viel zu anständig , um soetwas am Telefon zu klären.“ Er räusperte sich. „Ich wusste immer, dass ihr beide... dass da mehr ist zwischen euch. Als du damals mit ihm das erste mal nach Tokio gekommen bist, um mich zu besuchen, wusste ich dass es nur eine Frage der Zeit ist... Du hast ihn schon dein ganzes Leben geliebt oder Ken-Ken?“ er lächelte und ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war. „Natürlich hast du das... Aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr gleich in die Vollen geht.“ daraufhin lachte er herzhaft und lies die Tasse auf dem Tisch zurück sinken, um nichts von der heißen Flüssigkeit zu verschütten. Hitze stieg mir ins Gesicht und ich senkte etwas peinlich berührt den Blick. Das hatte ich selbst auch nicht erwartet. Ich wusste nicht mal, ob es Yujis erstes Mal gewesen war und hatte mich den ganzen Tag geärgert, dass ich darüber nicht vorher nachgedacht hatte. Es war schön gewesen... aber hatte ich ihn vielleicht verletzt? „Schon gut Ken-ken... Liebe lässt sich selten kontrollieren.“ er lachte nun nur noch leise und verstummte schließlich komplett, als wir ein leises Knarren hörten und kurz darauf die Eingangstür geöffnet und wieder verschlossen wurde. „Oh Liam...“ der Ältere erhob sich plötzlich schnell und lief dem großgewachsenen Halb-Chinesen, der gerade den Raum betreten hatte, entgegen. Kurz berrührten sich ihre Lippen, ehe Liam ihm ein liebevolles Lächeln schenkte und mir dann zum Gruß zu nickte. Onkel Rey, nahm ihm die beiden großen Papiertüten, die er in seinen Armen hielt ab und platzierte sie auf der Arbeitsfläche in der offenen Küche. „Wie war dein Tag?“ Liam löste etwas ungeduldig die Krawatte um seinen Hals mit einer Hand, während er mit der anderen sein Handy aus der Jackentasche zog und auf den Tisch legte. „Anstrengend... aber Riku-Chan geht es endlich besser.“ „Das sind tolle Neuigkeiten.“ der grauhaarige, löste das Gummi in seinen Haaren, um sie kurz darauf zu einem etwas festeren Zopf, erneut zusammen zu binden. „So ein tapferes kleines Mädchen.“ murmelte er, während er in einer der Tüten griff. Nachdem er für einen Moment mit einer Mischung aus Bewunderung und Staunen auf die fließende Mähne meines Onkels gestartet hatte, nickte Liam langsam und seine dunklen Augen wanderten nun zu mir. Einige Sekunden musterte er mich nachdenklich. „Wie gehts dir?“ Ich räusperte mich und bemerkte erst jetzt, dass ich noch immer mitten im Raum stand. Ich nahm schließlich wieder am Tisch Platz und wusste nicht so ganz, was die richtige Antwort auf diese Frage war. Nach allem was ich in den letzten Stunden erlebt hatte, wusste ich nicht, wie ich mich fühlen sollte. Glücklich? Traurig? Wütend? Ängstlich? Fühlte ich irgendetwas davon? Und konnte ich es Liam sagen? „Gut.“ rief ich schließlich schnell und lachte nervös. Unter den fast schwarzen Opalen, hatte ich immer dieses irritierend nervöse Gefühl gehabt. Es war keine Lüge. Mir ging es nicht wirklich schlecht, aber ging es mir >gut<...? Nein. Ich wusste schließlich nicht, wie es weitergehen sollte. Seine dunklen Augen brannten sich in mein Inneres, als könne er meine Gedanken lesen. Wieder nickte der dunkelhaarige mit einem undefinierbarem Blick und er lies das dunkel blaue Sakko von seinen Schultern gleiten. Er verschwand im Flur, vermutlich um besagtes Sakko auf der Garderobe neben der Einganstür aufzuhängen und kam kurz darauf, die Ärmel seines Hemdes hochkrempelnd, zurück. „Seiji hat mich heute Nachmittag angerufen.“ teilte er beinahe anteilnahmslos mit. Mein Herzschlag setzte zu und ich konnte das Blut in meinen Ohren rauschen hören. „Er hat sich Sorgen um Yu gemacht...Er ist die letzte Nacht nicht zu Hause gewesen und selbst Yaten und Suri wussten nicht, wo er ist.“ Liam wirkte sehr ruhig, während er Platz nahm und mich ansah. Es schien, als würde er nach irgendetwas in meinem Gesicht suchen. Einem Hinweis... einer Antwort? „Eh... ich - ich weiß nicht wo-“ Er hob eine Hand in die Höhe, um mich scheinbar zum Schweigen zu bringen. „Ich habe dich bewusst nicht danach gefragt, weil ich dich nicht in eine Situation bringen will, in der du lügst.“ seine Stimme erschien mir noch dunkler als sonst. Und doch hatte ich das Gefühl, dass auch so etwas wie Sorge darin zu finden war. „Li-kuuuuun.“ Onkel Rey, der begonnen hatte, die Einkäufe in den Schränken zu verstauen, trat näher und schlang seine Arme um den Hals seines Liebsten. „Sei nicht so gemein zu Ken-Ken...“ „Gemein?“ einer seiner fein geschwungenen Augenbrauen schnallte irritiert in die Höhe. Die Lippen des Anderen, wanderten an Liams Ohr und er flüsterte etwas mit einem vielsagendem Grinsen auf den Lippen. Die Augen des Größeren wurden weiter und er starrte mich wieder eine Weile wortlos an. Ich wollte nicht wirklich wissen, was Onkel Rey ihm gesagt hatte, aber ich konnte es erahnen. Sein Grinsen war zu eindeutig und ich kannte meinen Onkel einfach zu gut. Angst. Das war es, was ich nun empfand. Ohne Frage. Angst davor in Liams Augen, als ein rücksichtsloser Egoist dar zu stehen. Aber war ich nicht genau das? War mir Seiji nicht völlig egal gewesen, in der vergangenen Nacht? War er mir nicht auch jetzt völlig egal? Ich wollte Yuji. Um jeden Preis. Entgegen meiner Befürchtungen, war das was ich in Liams Augen fand, aber keinerlei Ablehnung oder Verurteilung. Liam blintzelte lediglich etwas, ehe er eine Hand auf Onkel Reys Arme legte und einen Kuss auf seine Hände hauchte. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. „Ich werde duschen gehen.“ Damit erhob er sich und lies uns alleine zurück. Vermutlich wollte er uns Zeit zum Reden geben. Liam war einfach so ein verdammt anständiger Mensch. „Bleibst du zum Essen?” Onkel Rey schien zufrieden mit dem Ausgang der Situation und wand sich wieder den Einkäufen zu. Ich schüttelte den Kopf, während ich mich langsam erhob. „Ich werde nach Hause gehen, für den Fall dass-“ ich zögerte kurz. Für was genau? Yuji hatte sich den ganzen Tag nicht bei mir gemeldet. Scheinbar auch nicht bei Seiji. Also was genau erhoffte ich mir eigentlich? Er hatte versprochen zurück zu kommen, aber das >Wann< war kein Thema gewesen... und genau genommen, konnte man das Ganze auch nicht wirklich als ein gültiges Versprechen sehen. Onkel Rey’s grüne Augen wanderten zu mir. „Hab Vertrauen.” Vertrauen... konnte ich Yuji vertrauen? Natürlich. Er war mein bester Freund. Aber seine Gefühle... sie und ich waren nie die besten Freunde gewesen. . . . Unruhig wand ich mich um und starrte auf die digitale Anzeige meines Weckers auf dem Nachttisch. 00:41 Uhr ... 15 Stunden und 22 Minuten. Ich hatte den ganzen Tag nichts von ihm gehört. Wie konnte er mir das antun? Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass Yuji vermutlich gerade in Seijis Armen lag und unsere gemeinsame Nacht bereute. Dass er darüber nachdachte, wie er mich zurück weisen und mir den signifikanten Fehler den er gemacht hatte, erklären wollte. Es war ein Fehler. Vermutlich sollte ich es auch genau als das Ansehen. Als einen dummen Fehler in der Hitze des Gefechts. Aber es schmerzte so unfassbar... ich konnte und wollte Yuji nicht aufgeben. Nicht jetzt, wo ich ihn endlich haben konnte. Auch wenn es nur für eine Nacht war. Was, wenn er ihn liebt? Was wenn er ihn mehr liebt, als mich? Dieser Gedanke, verursachte mir eine Gänsehaut. Angst und Verzweiflung waren zwei hässliche Gefühle. Sie bringen einen dazu, an sich selbst und Menschen die man liebt zu zweifeln. Eine leise Vibration lies mich aufschrecken. Ich starrte auf den blinkenden Bildschirm neben meinem Wecker. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Von: Yu Empfangen: 00:44 Uhr Können wir uns noch sehen? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mein Herz raste wie verrückt und Sofort glitten meine Finger über die Leuchtende Tastaur. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ An: Yu Gesendet: 00:45 Uhr Natürlich. Wo bist du? Ich hole dich ab. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Von: Yu Empfangen: 00:45 Uhr Ich stehe unten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hastig erhob ich mich und lief ohne zu überlegen zur Tür. Fast wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert, konnte mich aber noch gerade so abstützen. Meine Gedanken waren ein wirres Chaos und ich war so aufgeregt, wie vor meinem ersten Konzert in Süd Korea vor knapp zwei Jahren. Yuji fiel mir sofort um den Hals, kaum hatte ich die Tür geöffnet. Er schluchzte in meinen Nacken und ich schlang instinktiv meine Arme um seine schmale Talije. Drückte ihn so fest wie möglich an mich und verfluchte jeglichen Gedanken, den ich zuvor hatte. Ihn und all dass vergessen, oder bereuen? Niemals. „Shhhh... “ ich strich ihm einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und mein Herz schlug immernoch so schnell, dass ich kurz nach Luft schnappen musste. Er war hier. Bei mir... Ich konnte nicht anders, als ihn zu küssen. Yujis Augen waren gerötet und etwas geschwollen. Seine Lippen in einem Erbeer rot gefärbt, durch meinen intensiven Kuss und leicht geschwollen. Und dennoch, war er unfassbar schön. „Ich-ich konnte es ihm nicht sagen...” murmelte er leise und ich spürte mein Herz in tausend Teile zerbrechen. Er KONNTE es ihm nicht sagen, oder er WOLLTE es ihm nicht sagen? Diese Frage drang sich mir unweigerlich auf. „Sei mir nicht böse...” nuschelte er schluchzend und der Schmerz ihn so traurig und gebrochen zu hören, war so viel schlimmer, als die eigentliche Botschaft. „Yu...” ich konnte ihm nicht böse sein. Unmöglich. Stattdessen, presste ich unsere Lippen erneut aufeinander. Wollte ihn spüren. Wollte alles andere vergessen und ihn einfach nur spüren. So nah wie möglich. Gott... ich würde wohl sogar in Frieden sterben können. Hier und jetzt. Solange ich ihn in meinen Armen halten könnte, würde ich sofort sterben wollen. Yuji lächelte unter Tränen. „Ken... kann ich heute Nacht bei dir bleiben?” „Heute Nacht und wann immer du willst.” flüsterte ich, während ich unzählige Küsse an seinen Nacken hauchte. Konnte einfach nicht genug kriegen, von dieser weichen Haut und seinem Duft. Er kicherte leise und strich sich einige Tränen aus dem Gesicht. Kurz musterte er mich, ehe er sich wieder an meinen Körper drückte und meine Küsse erwiderte. Die Art wie er diesen Kuss erwiderte, schien kein Zeichen von Reue bereit zu halten, dennoch spürte ich dass da etwas war... „Ich konnte es ihm nicht sagen ... ” flüsterte er wieder. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und versuchte den bitteren Geschmack, der sich langsam in mir ausbreitete, herunter zu schlucken. Seiji wollte sogar mit Yuji leben? Der Gedanke war irritierend... „Yu-Chan...” meine Stimme war rauh. „Lass uns nicht mehr über ihn sprechen...” ich küsste seine Hand. „Ich bin so froh, dass du hier bist.” Ein unsicherer Ausdruck lag in seinen schönen Augen: „Aber Ken... es ist so falsch. was ich ihm angetan habe, ist so falsch.“ er schüttelte den Kopf und senkte den Blick. „Wie konnte ich ihm das antun?“ Natürlich hatte Yuji recht. Es war unfair Seiji gegenüber. Es war aus 100 Gründen ungerecht und falsch. Aber es war aus mindestens genau so vielen Gründen, richtig gewesen. Der Gedanke an die letzte Nacht, lies in diesem Moment einfach nichts weiter als Wärme und Glücksgefühle in meinem Herzen zu. „Yu... bereust du es?“ ich versuchte mich innerlich auf jede mögliche Antwort einzustellen. Vielleicht liebt er ihn ja mehr als mich... Er hob den Blick und sah mich überrascht an. „Nein Ken...“ er lächelte leicht und küsste mich lange. „Ich bereue es nicht.“ Und wie wenig er es bereute, spürte ich, als ich Yuji in seiner vollen Schönheit in meinen Armen halten konnte. Als ich jeden Milimeter seines Körpers mit meinen Lippen erkunden durfte und ganz besonders dann, als ich fast den Verstand verlor mit jeder Bewegung die er in meinem Schoß ausführte. Konnte sich ein Fehler so verdammt richtig und stimulierend anfühlen? . . . Kapitel 10: Simple ------------------ » Yujis View « Liebe ist etwas wunderschönes und doch verwirrend, kompliziert und schmerzhaft... sie bringt uns dazu Dinge zu tun und zu sagen, die wir nie für möglich gehalten hätten. Ich habe geglaubt, dass Seiji Niwa die Liebe meines Lebens ist. Aber der Glaube an etwas hat in der Liebe keine Bedeutung...das was zählt, sind Taten. Vorsichtig strich ich einige dunkle Haarsträhnen aus dem schlafendem Gesicht neben mir, woraufhin selbiges zufrieden lächelte und etwas vor sich hin murmelte. Er sah so friedlich und unschuldig aus. Ken war seit dem Kindergarten mein bester Freund gewesen und ich hatte mein ganzes Leben nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass wir für immer und ewig miteinander verbunden sein würden. Wenn auch etwas anders als es nun den Anschein hatte... „Ich - ich liebe dich...“ Überraschte tief grüne Seen starrten mich plötzlich an und es war keine Spur von Müdigkeit darin zu finden. Nach einigen Sekunden lächelte er sanft und strich mir über die Wangen. „Es macht mich so verdammt glücklich, das von dir zu hören.“ Ich erwiderte sein Lächeln. Wie hatte ich all die Jahre so verflucht blind sein können? Ken war schon immer der Eine gewesen... der Eine in dessen Gegenwart ich mich sicher und geborgen gefühlt hatte. Der Eine, der mich zum Lachen bringen konnte, egal wie traurig und verzweifelt ich vielleicht noch wenige Sekunden vorher gewesen bin. Der Eine, der jede Situation einfach besser machte. „Ich werde alles tun, damit du mich jeden Morgen so anlächelst.“ er hauchte einen Kuss auf meine Nasenspitze und strich mir vorsichtig durch die Haare. „Alles...“ Mein Herz schlug mit einem Male wieder so hart gegen meinen Brustkorb, dass es fast etwas beängstigend war. Ja. Auch Angst war etwas, was in der Liebe scheinbar ein oft unausgesprochener aber hinderlicher Faktor war. Ich hatte Angst... ich hatte Ken immer alles sagen können. Aber seit ich nach Tokio gezogen war, hatte sich so viel verändert ... Plötzlich gab es diese Grenzen zwischen uns. Plötzlich gab es Geheimnisse. >>>>> Flashback <<<< „Yu-Chan, Ken ist hier.“ hörte ich die Stimme meiner Mutter rufen. „Ken...“ murmelte ich vor mir her. Hastig schob ich den Brief in meinen Händen in meine Hosentasche, zog mir noch ein T-Shirt über den Kopf und stolperte eilig die Treppen herunter, um meinen besten Freund, fröhlich mit meiner Mutter auf dem Sofa plaudernd, vorzufinden. „Hey!“ seine grüne Augen wanderten zu mir. „Hey.“ Kens Lächeln wurde breiter und er musterte mich neugierig. Sofort überkamen mich Schuldgefühle, aufgrund der Worte, die auf dem weißen Blatt Papier, was ich noch vor wenigen Mintuen in meinen Händen gehalten hatte. Es war das erste Mal, dass ich ein Geheimnis vor ihm hatte... das erste Mal, dass ich eine Entscheidung ohne ihn getroffen hatte. Meine Mutter erhob sich sofort und sah mich verärgert an. „Yu... warum hast du nicht gesagt, dass Ken-Ken vorbei kommt?“ Ich zuckte irritiert mit den Schultern. Ich hatte selbst nicht gewusst, dass er vorbei kommen würde. Wie hätte ich ihr also Bescheid sagen sollen? „Ich hätte das Abendessen früher aufgesetzt.“ murrte sie verärgert und kehrte uns den Rücken zu, um in die angrenzende Küche zu stapfen. Meine Mutter fühlte sich immer verpflichtet selbst gekochtes Essen auf den Tisch zu bringen, sobald wir Besuch hatten. Ken war für sie wie ein Familienmitglied. Umso bemühter war sie aber trotzdem immer, wenn er bei uns war, ihn best möglich zu umsorgen. Ken grinste mich wortlos an. Seine Lippen hatten einen leichten Glanz und dunkle grüne Smaragde funkelten herausfordernd. Rückblickend war es wohl das erste Mal, dass ich dieses verwirrende Verlangen verspürt hatte, ihn zu berühren. Ihn zu küssen. „Ken-kun...was machst du hier?“ ich nahm neben ihm Platz, während ich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Meine Haare hatte ich in purer Hektik zu einem Zopf gebunden und nun versuchten einige Strähnen der Achtlosigkeit zu entkommen. Kens Grinsen wurde wenn möglich noch breiter. „Wir haben uns zwei Tage nicht gesehen Yu...“ ehe ich wusste, was geschah, hatte er eine Hand gehoben und eine meiner braunen Locken ergriffen. „ Ich wollte nur sicher gehen, dass du noch lebst.“ Ich lachte leise und lehnte mich an ihn. Ken war nie ein Mann der vielen Worte gewesen, wenn es um seine Gefühle ging. Aber irgendwie hatte er es trotzdem immer geschafft, mir ohne Worte seine Gefühle mit zu teilen. Ich hatte schon immer gewusst, dass ich einen besonderen Platz in seinem Herzen inne hatte. Wir verbrachten oft Stunden miteinander, ohne zu sprechen und wussten doch ganz genau, wie es dem jeweils anderen ging. „Fumahiro und Jo würden dich auch gerne mal wieder sehen.“ murmelte er und starrte auf die Haarsträhnen zwischen seinen Fingern. Die vergangenen zwei Tage, hatte ich mich nicht dazu durchringen können, Ihnen die Wahrheit zu sagen... ich war jeden Morgen aufgewacht, mit dem Wissen, dass ich sie belügen würde. Meine angeblich besten Freunde. Aber heute war der Tag. „Ken...“ ich räusperte mich kurz. „Ken ich muss dir etwas sagen.“ „Was ist denn Yu?“ „Du weißt, dass es schon immer mein Traum war, ein Arzt zu werden.“ „Das weiß ich, seit du an meiner Dragon Ball Action Figuren, diese irre Transplatation durchgeführt hast.“ Er lachte. „Auch wenn Songgoku nicht überlebt hat... Du wirst bestimmt mal ein guter Arzt.“ Ich kommentierte die aufkeimende Erinnerung an dieses Ereignis mit einem Grinsen und beschloss nicht weiter darauf einzugehen. ,,Also.... um das zu erreichen... also, um ein guter - ein wirklich guter Arzt zu werden - ...“ ich spürte wie meine Hände vor Nervosität zitterten. „Die Universität von Tokio hat eine der besten medizinischen Fakultäten in ganz Japan.“ „Ja bestimmt...“ er stand kurz auf, griff nach dem Glas auf dem Tisch und sah mich aus freudigen Augen an. „In Tokio sind die meisten Fakultäten an der Spitze im landesweiten Vergleich.“ „Ken... ich…“ „Aber keine Sorge Yu... Chibas medizinische Fakultät hat trotzdem einige der erfolgreichesten Ärzte des Landes hervorgebracht.“ er nahm wieder neben mir Platz und musterte mich. Sein Lächeln sollte aufmunternd sein. ,,Und das, wirst du auch sein.” „Ich werde an die Universität von Tokio wechseln.“ da war es. Die bedrückende Wahrheit, die ich seit einigen Tagen mit mir rumgetragen hatte, war endlich raus. Kens Augen weiteten sich und er starrte mich an. Unglauben stand in den grünen Tiefen geschrieben. „Du - du tust was?“ „Ich habe sehr lange darüber nachgedacht... ich denke es ist der richtige Schritt.“ „Sehr lange darüber nachgedacht...?“ murmelte er leise vor sich her und senkte den Blick. Als hätte ich in einer fremden Sprache gesprochen und die Bedeutung meiner Worte schien nur langsam zu ihm durch zu dringen. Ich fuhr mir durch die Haare und wusste nicht wo ich hinschauen sollte - konnte unmöglich seinen schönen Augen standhalten in diesem Moment. „Du hast sehr lange darüber nachgedacht und kein Wort gesagt?“ seine Gesichtszüge verhärteten sich. Ich schluckte und wusste selbst nicht, wie ich mit dem kalten Unterton in seiner Stimme umgehen sollte. Er schien wütend... Nein - enttäuscht. Verständlich. Es hatte nie Geheimnisse zwischen uns beiden gegeben. „Und wann?“ „Mit Beginn des nächsten Semesters.“ „Oh.“ Ken fuhr sich durch die Haare und sein Blick schien mich zu durchbohren. „Es ist also wirklich entschieden?“ Ich griff nach dem Papier in meiner Hosentasche und zog es mit noch immer zitternden Händen heraus, um es ihm entgegen zu strecken. „Das ist die Bestätigung meiner Immatrikulation.“ Ein stilles Seufzen entkam seiner Kehle. „Oh...“ er musterte mich. „Wenn es das ist, was du wirklich willst Yu, werde ich dich natürlich unterstützten.” ,,Ich denke, es ist das Richtige...” Erleichterung machte sich in mir breit. ,,Ich habe das Gefühl, dass es genau das Richtige für mich ist... und du kannst mich immer besuchen. Rey-San freut sich bestimmt auch.” Er schwieg und nickte. Schien seinen ganz eigenen Gedanken nachzugehen und starrte auf seine Hände. Ich wusste, dass er sich in diesem Moment von mir verraten gefühlt hatte. Ken war der Grund, warum ich überhaupt so lange gezögert hatte diesen Schritt zu wagen. Er war der Grund, warum ich es bisher nicht mal meiner eigenen Mutter gesagt hatte... Kurz darauf war er gegangen und hatte mir versprochen, es erstmal keinem zu sagen. 48 Stunden später, schrieben wir gemeinsam die Einladung für meine Abschiedsparty. >>>> Flashback Ende <<<< „Woran denkst du?“ Ken fuhr sich müde durch die Haare und setzte sich etwas schwerfällig auf. Mein Blick glitt zur Uhr auf seinem Nachttisch. Es war noch früher morgen. Nicht mal acht... wenn ich mich beeilte, würde ich es noch pünktlich zur ersten Vorlesung schaffen. „Erinnerst du dich an den Tag, als ich dir sagte, dass ich nach Tokio gehe?“ Er seufzte tief und nickte. „Ich war so wütend... Ein Glück, dass du so ein hübsches Gesicht hast Yu-Chan. Sonst hätte ich dir wohl eine verpasst.“ Ich lachte leise und schlang meine Arme um seine Mitte. In den letzten zwei Jahren hatte er deutlich an Muskeln zu gelegt. Vermutlich durchs intensive Training für die Life Shows? Ken war mit Leib und Seele Musiker. Bei seinen Konzerten, gab er immer alles und die Wochen vorher war er wie ein anderer Mensch. Er aß nach einem strikten Ernährungsplan und schien seine Wohnung und das Ton - Studio von seinem Onkel, nur für einen Besuch im Fitnessstudio zu verlassen. » Meine Fans verdienen die beste Show, die mir möglich ist. « hatte Ken mal gesagt. „Bin ich ein schlechter Mensch?“ „Yu... du bist alles. Stur, chaotisch, naiv...” „Okay... ich hab’s verstanden.” Er grinste und zwickte mir in die Wange. „Lass mich ausreden... du bist alles mögliche, aber ganz bestimmt kein schlechter Mensch.“ er hauchte einen Kuss an meine Stirn. Wenn ich wirklich kein schlechter Mensch war, wie hatte ich mit Ken zum zweiten Mal schlafen können, wenn ich es mit Seiji in den zwei Jahren unserer Beziehung nicht einmal konnte? „Warum fühle ich mich dann so…?“ Ich strich mir übers Gesicht. Ken lächelte vorsichtig und gab mir erneut einen Kuss. „Weil du eben ein guter Mensch bist.“ Ein guter Mensch...würde ein guter Mensch sich wirklich so verhalten? Würde ein guter Mensch lügen und betrügen? Würde er einen Menschen verletzen, den er doch seine Liebe und Treue geschworen hatte? „Das - was da zwischen uns passiert ist Yu...“ er räusperte sich und sah mich nun mit einer Mischung aus Furcht und Nervosität an. „ Bereust du es?“ Und vermutlich war genau das, das Schlimmste an allem: Ich verspürte keinerlei Reue. Ich war verwirrt, hatte Schuldgefühle und konnte mir noch immer in keinster Weise vorstellen, wie ich es Seiji erklären sollte. Aber Reue? Nein... dafür war gerade kein Platz in meinem Herzen. Seine Berrührungen erfüllten mich dazu mit viel zu vielen von diesen absurden Glückshormonen. „Nein...“ flüsterte ich und ergriff Kens Hand. „ Nein - ich bereue nichts.“ Er lächelte erleichtert und hauchte einen Kuss auf meine Hände. „Ich muss los...“ murmelte er dann leise und küsste mich erneut, aber diesmal auf die Lippen. Es fühlte sich schon so vertraut an. „Ich würde so gerne den Tag mit dir verbringen Yu... aber Oji-san wartet auf mich.“ er griff nach einem grauen Hemd und einer Denim in einer hellen Waschung, aus seinem Kleiderschrank, bevor er den Raum verlies und vermutlich unter die Dusche springen wollte. Ich erhob mich gähnend. „Ich sollte mich wohl auch für die Uni fertig machen...” murmelte ich eher vor mich her, um mich selbst zu motivieren. Schnell hatte ich mein Telefon gefunden und scrollte über den Screen. Drei verpasste Anrufe von Seiji und zwei ungelesene Nachrichten. Verdammt... mein Herz raste. ~~~~~~~~~~~~«~ Von: Suri Erhalten: 7:32 Uhr Yu-chan! Treffen wir uns an der Cafeteria? Ich habe aufregende Neuigkeiten. XO ~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte Suri in den letzten Wochen wirklich vernachlässigt. Obwohl sie, Yaten und Seiji sich so viel Mühe mit meinem Geburtstag gegeben hatten. ~~~~~~~~~~~~~~ Von: Seija Erhalten: 23:55 Uhr Wir müssen reden. Komm morgen ins Krankenhaus. Seija ~~~~~~~~~~~~~~ Dass mich die letzte Nachricht irritierte, wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Seija und ich waren uns in den vergangen zwei Jahren nicht wirklich näher gekommen. Obwohl er zu Beginn sehr freundlich gewesen war, hatte ich inzwischen sogar das Gefühl gehabt, dass er mich nicht leiden konnte. Die Art wie er mich ansah war einfach unangenehm. Er ignorierte mich meistens, aber wenn er mir seine Aufmerksamkeit schenkte, lag da wann immer er doch meinem Blick begegnete, diese Ablehnung in seinen Mitternachtblauen Seen. Seiji hatte immer behauptet, ich würde es mir einbilden und dass es auf dieser Welt doch keinen Menschen geben könnte der mich nicht mag. » In seinen Adern fließt das selbe Blut, wie in meinen... es wäre absurd, wenn er dich nicht mag. « hatte er mal im Scherz gesagt. » Vielleicht ist er noch beleidigt, weil er dich damals nicht gekriegt hat - Sondern eine Ohrfeige.« Daraufhin hatte er gelacht. Witzig, war daran nur leider überhaupt nichts, wenn man mal darüber nachdachte, dass es sich um den Bruder meines Freundes handelte, der gleichzeitig mein Professor und Leiter des renommiertesten Krankenhauses in ganz Tokio war. Furcht erfüllte mich. ,,Sollen wir dich mitnehmen?” Ken stand plötzlich wieder vor mir und fuhr sich durch die noch etwas klammen Haare Ich starrte ihn überrascht an und hatte nicht gemerkt, dass er bereits zurück gekommen war. Er hatte seine Haare noch offen und sah seinem Onkel Rey nun noch ähnlicher als sonst. ,, Das wäre kein Problem. Deine Uni liegt auf dem Weg.” Mit geübter Leichtigkeit band er seine Haare zu einem Zopf. ,,Ich denke es wird Zeit für einen Haarschnitt...” murmelte er gedankenverloren. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. ,,Kommt ihr auch am Tokio Hospital vorbei?” Seine Augen weiteten sich und er war mit schnellen Schritten bei mir. ,,Geht es dir nicht gut? Hab - hab ich dich etwa verletzt?” Die Sorge war deutlich zu sehen und es wäre fast niedlich, wenn es nicht so eine ernste Situation gewesen wäre. Ich schüttelte hastig den Kopf. ,,Seija will mich sprechen...” ,,Seija?” Seine Augenbrauen schnallten in die Höhe. Einen Moment, sahen wir uns schweigend an. Wussten beide, was das bedeuten konnte, wagten es aber nicht es auszusprechen. ,,In Ordnung...” Ich hatte mich in meinem Leben noch nie so schnell fertig gemacht wie in diesem Moment. Der Gedanke daran, dass ich bald Seijis Bruder treffen würde, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. . . . Die Fahrt mit Ken und seinem Onkel war mehr als nur eigenartig gewesen. Kaum hatte ich den Älteren begrüßt, wusste ich dass er ES wusste. Er hatte mir dieses wissende Grinsen geschenkt und in seinen Augen lag dieser Glanz den ich nur zu gut kannte. Rey wusste vermutlich alles. Das Grinsen blieb selbst während der Fahrt durch den zähflüssigen Verkehr Tokios. Auch wenn er versuchte es mit belanglosem Small Talk versucht zu überspielen. Eigentlich war das auch nicht wirklich das Problem. Rey - San war ein Mensch den ich fast mein ganzes Leben lang kannte und ich wusste, dass Ken mit jemanden sprechen musste. Natürlich würde er sich ihm anvertrauen. Nein, das war nicht das Problem. Aber wenn Rey es wusste, wusste es doch sicherlich auch Liam. Wenn Liam es wusste... ,,Oh Gott.” Seufzte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. ,,Seija-san ist ausreichend.” Durchbrach eine dunkle Stimme mein innerliches Dilemma. Ich erhob mich hastig und wagte es kaum dem größeren in die Augen zu schauen. Lina, seine persönliche Assistentin hatte mich in sein Büro geführt und war kurz darauf mit einer Tasse Tee und der Information, dass Professor Niwa noch einen Moment brauchen würde, zurück gekommen. Einen Moment hieß eine Stunde. Eine verdammte Stunde. Seijas Büro war zwar interessant gewesen, aber nachdem ich die Zeit genutzt hatte, um Suri auf Ihre Nachricht zu antworten und auf die Mittagspause zu vetrösten, war mir sehr schnell langweilig. Nach 20 Minuten, hatten sich meine Gedanken verselbstständigt und ich war alle möglichen Horror Szenarien durchgegangen. ,,Setz dich.” er lies mich nicht aus den Augen, während er selbst in seinem Stuhl hinter einem großen weißen Schreibtisch Platz nahm. Ich nickte und spürte wieder diese unsagbare Angst aufkommen. ,,Warum bist du so Nervös Yu?” ,,Bin - bin ich garnicht!” Er grinste und schlug die Beine elegant übereinander. ,,Ich bitte dich... noch nervöser und ich müsste in Erwägung ziehen, dir ein Beruhigungsmittel zu verabreichen.” Ich biss mir auf die Unterlippe. Verdammt. „Schwitzen, Hände zittern, Lippen kauen...” er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Alle klassischen Anzeichen.” Einen Moment lies er die Worte auf mich wirken. Als ich keine Anstalten machte ihm etwas zu erwidern, senkte er den Blick und schob einen Umschlag in meine Richtung. ,,Du bist ein schlechter Lügner... aber du bist ein hervorragender Student.” Okay... was ging hier vor? War das irgendwie die versteckte Kamera? ,,Wie du sicherlich weißt, haben deine Uni und dieses Krankenhaus seit Jahrzehnten eine Vereinbarung. Ein Student unserer - meiner - Wahl , darf hier noch vor seiner Assistenzzeit ein Praktikum bei mir absolvieren. Natürlich will ich diese Gelegenheit nur dem Besten geben.” Ich hatte von diesem Praktikum gehört, aber nie auch nur in Erwägung gezogen, vielleicht dafür in Frage zu kommen... wollte er mir das wirklich anbieten? ,,Nun, der Beste Student an dieser gottlosen Uni ist Seiji... er wird einmal der beste Chirurg in ganz Asien. Da bin ich mir sicher. Aber wir kennen ihn beide gut genug. Eher arbeitet er umsonst in einem der städtischen Krankenhäuser, als bei mir ein Praktikum zu machen.” Da hatte er wohl recht. Seiji war viel zu stolz, um seine Verwandtschaft zu seinem Bruder zu nutzen. Obwohl er wirklich der Beste war. Seija hätte ihn nicht grundlos den Vorzug gegeben und das wäre jedem in unserer Uni bewusst gewesen. Seijas Stimme war wann immer er über seinen kleinen Bruder sprach, unfassbar sanft und fast vorsichtig. So ganz anders, als man Es sonst von ihm gewohnt war. Und auch wenn die beiden sich oft stritten, wusste ich dass sie tief in ihrem Herzen sehr aneinander hingen. ,,Du bist talentiert...aber kein zukünftiger Chirurg.” Es klang fast vorwurfsvoll. Ja klar, Chirurgen waren die Superstars unter den Ärzten. Aber es machte nun mal nicht jedem so viel Freude Menschen mit der höchsten Präzision aufzuschneiden. Kein Grund zur Diskriminierung. ,,Deshalb habe ich beschlossen, dass wir dieses Jahr das Praktikum etwas anders gestalten. Liam’s Praxis würde sich deiner annehmen... und ich kann mir gut vorstellen, dass du dich Für sein Fachgebiet interessierst.” Ich brauchte einen Moment das Gesagte zu verarbeiten. Ein Praktikum bei Liam? Er war der Beste Kinderarzt des Landes. Wenn nicht sogar in ganz Asien laut Suri. Es wäre verrückt diese Gelegenheit zu verpassen, auch wenn die Situation gerade etwas kompliziert war. Ich sprang auf und schlug beide Hände so fest auf den Schreibtisch, dass er leicht wackelte. ,,Natürlich! Natürlich würde ich das gerne machen, Seija-san. Vielen Dank für die Chance!” Er nickte und deutete auf den Umschlag. ,,Das sind die Unterlagen, die du ausfüllen musst... Eine Kopie ist jeweils für dich, Liam’s Praxis und deine Uni.” Ich nahm die Unterlagen in die Hände und verbeugte mich mit einem breiten Grinsen. Das erste Mal seit ich seine Nachricht gelesen hatte, fühlte ich wieder etwas positives. War erleichtert, dass das der Grund war, warum er mich sprechen wollte. Freude und auch ein bisschen Stolz. Kaum hatte ich diese Gefühle realisiert, überkamen mich heftige Schuldgefühle und unzählige Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Durfte ich das annehmen? Hätte ich das verdient? Würde er mir das noch anbieten, wenn er wüsste was ich seinem Bruder angetan hatte? Was ich ihm zwei mal angetan hatte? ,,Vielen Dank. Ich werde dich nicht enttäuschen.” kam es trotzdem über meine Lippen. Einen Augenblick musterte er mich schweigend und ich konnte nicht wirklich deuten, was er wohl gerade dachte. Es schien als würde er etwas in meinem Gesicht suchen.... eine Antwort auf eine ungestellte Frage. Seija war seinem Bruder äußerlich so ähnlich, dass es manchmal absurd war wie unterschiedlich ihre Persönlichkeiten im Gegenzug waren. Ich beschloss, dass es wohl an der Zeit war zu gehen, ehe ich mich wieder in ein nervöses Nervenbündel verwandeln würde. ,,Ich - ich muss los...” Er nickte und wand seinen Blick ab. Kurz bevor ich die Tür erreicht hatte, hallte seine Stimme noch einmal durch den Raum und es riss mir fast den Boden unter den Füßen weg. „Das Ganze geht mich nichts an und ich bin sicher kein Moralapostel... aber mein Bruder hat es verdient, aufrichtig geliebt zu werden.” das Blut in meinen Venen schien zu gefrieren und ich erstarrte - wagte es nicht, mich umzudrehen. Ich wäre vermutlich auch sofort in Tränen ausgebrochen unter seinem kalten und vorwurfsvollem Blick. ,,Du solltest ihm und dir selbst gegenüber ehrlich sein.” . . . Kapitel 11: Next Step --------------------- » Liam’s View « Rey war wohl der erste Mensch in meinem Leben gewesen, der mich dazu brachte, die Beziehung zu meinem besten Freund in Frage zu stellen. Er war nicht nur schön und liebevoll, sondern auch unfassbar geduldig und verständnisvoll, wenn es um besagten besten Freund ging. Ignorierte die kindischen Seitenhiebe gegen ihn und lächelte, wann immer es die Situation beruhigte. Seija Niwa, war seit ich denken konnte, mein bester Freund. Aber er war auch schon immer sehr besitzergreifend gewesen. Egal um was genau es eigentlich ging - Essen, Liebe, Freundschaft... er teilte einfach nicht gerne. Am wenigstens aber, so schien es mir oft: meine Aufmerksamkeit. Da mir beide sehr wichtig waren, hatte ich immer wieder versucht sie einander näher zu bringen. Was jedes Mal damit endete, dass Rey sich frustriert zurück zog und Seija mich zwei Tage lang ignorierte. Es war anstrengend... und irgendwie schien es aussichtslos. Dennoch - Rey und Seija mussten sich unbedingt verstehen... Der eine war wie mein Bruder und der andere wohl die Liebe meines Lebens. Ich wusste seit einer Weile, dass ich inzwischen sogar bereit war mit Rey den nächsten Schritt zu wagen. Es erschien mir so natürlich. Es gab niemanden, in dessen Gegenwart ich mich jemals so wohl gefühlt hatte. Rey hatte mein Leben in den vergangenen zwei Jahren, völlig auf den Kopf gestellt... Es war wieder einer dieser Abende, an denen ich aus welchem Grund auch immer, die Hoffnung hatte, nun endlich die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben, einander näher bringen zu können. Wir waren in einem Restaurant in Omotesando - Seijas Wohngegend. ,,Nun... auf dich Liam.“ Seija hob sein Glas und sah mich aus undefinierbaren dunklen Seen an, während ein leichtes Grinsen seine Lippen zierte. Seija war schon immer charmant gewesen. Er war sogar - um wirklich ehrlich zu sein - der erste feuchte Traum meines Lebens gewesen... der erste, dessen blosse Vorstellung mich in jungen Jahren dazu gebracht hatte, meinen Körper auf völlig neue Weise zu erkunden. Ich lächelte und hob ebenfalls mein Glas. ,,Ich bin froh, dass ihr beide hier seid.“ ,,Auf dich.“ der grauhaarige Mann neben mir entgegnete mir das wohl schönste Lächeln, was jemals von Menschen bezeugt werden konnte und brachte mein Herz zum Rasen. Rey war wirklich atemberaubend schön. Nicht nur der Kellner hatte gestottert, als er ihn nach seiner Bestellung gefragt hatte. Ich konnte die verstohlenen Blicke die ihm sowohl von Männern als auch Frauen zugeworfen wurden, gerade zu spüren. Auch wenn ich es inzwischen fast gewohnt sein sollte. Rey war, wann auch immer wir einen Raum betraten, sofort der Mittelpunkt. Ich war nie ein sonderlich eifersüchtiger Mensch gewesen und konnte damit umgehen. Glaubte ich zumindestens... Fey - Rey’s persönliche Assistentin, Eathan - Kens Head of Security - der ehrlich gesagt, der Dreisteste von allen war - und nicht zu vergessen Ayumi - meine persönliche Assistentin... es gab einige in meinem direkten Umfeld die eine Schwäche für ihn hatten. Und dennoch war ich nie wirklich eifersüchtig gewesen. Ich wusste, dass Rey mich liebte. Sich über die Gefühle eines anderes Menschen so sicher zu sein, war beruhigend und gleichzeitig so unfassbar beängstigend. Der schwarzhaarige mir gegenüber warf einen kurzen Blick, der eine Menge Verachtung vermuten lies, auf Rey ehe er sich einen Schluck von der klaren Flüssigkeit in seinem Glas gönnte. Egal wie ablehnend sich Seija ihm gegenüber verhielt, wusste ich doch ganz genau, dass auch ihm nicht entgangen war, was für eine außergewöhnliche Erscheinung Rey war. Seine Augen, diese perfekten vollen Lippen, die langen Beine und diese unfassbare Mähne. Ich spürte dass sich jegliches Blut langsam Richtung Süden verabschiedete... Ich musste mich zusammen reißen. ,,Was sind deine Pläne?“ durchbrach plötzlich Seijas dunkle Stimme meine nicht ganz jugendfreien Gedanken. Ich blickte meinen besten Freund eine Weile an. ,,Du meinst UNSERE Pläne...?“ Er verzog sein Gesicht. ,,Hätte ich Interesse an euren Plänen, hätte ich auch nach EUREN Plänen gefragt... was sind DEINE Pläne Liam?“ Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Rey seufzte und mit einem traurigen Ausdruck an seinem Drink nippte. Es versetzte mir jedes Mal einen Stich, wenn Seija ihn so offensichtlich ablehnte. Zwei Jahre... Rey war seit zwei Jahren Teil meines Lebens und dennoch schien Seija ihn mit jeder Faser abzulehnen. Ich hatte alles versucht...gemeinsame Essen zu jeder erdenklichen Tageszeit, Gemeinsame Schnittstellen wie Yuji und Seiji ... nichts hatte bisher gewirkt. Seija schien Rey gegenüber sogar noch abgeneigter, als jemals zuvor. » Ich glaube nicht, dass er mich als Person hasst, es ist viel mehr die Tatsache, dass du mich liebst, die er hasst. Und diese Tatsache wird sich hoffentlich nie ändern. « hatte Rey mir mal gesagt und ich hatte darauf nichts erwiedern können. Ich dachte an den Tag zurück, als ich die beiden zum ersten Mal aneinander vorgestellt hatte. Wenn auch nicht ganz freiwillig zu diesem Zeitpunkt. >>>> Flashback <<<< „Hm...Ken ist irgendwie fast wie mein eigenes Kind. Vielleicht bin ich deshalb so anhänglich was ihn betrifft.“ sein Lachen war so unglaublich warm und weich, während er sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Er war unbeschreiblich. Es war erst mein zweites Date mit dem grauhaarigen. Aber Rey war mir schon zuvor in dem kleinen französischem Café, bei unserer ersten Begegnung aufgefallen... er war so unfassbar schön dass ich ihn vermutlich schon damals eine Weile angestarrt hatte, aber es einfach nicht über mich bringen konnte ihn nach seiner Nummer zu fragen. Ich war eh nie der offensiven Typ gewesen. Das Schicksal hat zu meinem Glück aber seinen ganz eigenen Plan und nimmt dabei keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten. Nun, saßen wir hier, in diesem kleinem Café in Shibuja und ich wusste, dass ich meinem Gegenüber nach unserer zweiten Verabredung bereits völlig verfallen war. Ich wusste, dass ich nie wieder auch nur einen einzigen Tag ohne diesen Menschen verbringen wollte. „Ah... Liam - san. Du hast mir nie erzählt, woher du Yu - Chan kennst?“ seine schönen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und er lehnte sich zurück. Rey hatte seine Haare wie immer zu einem losen Zopf gebunden und trug ein weißes Hemd, mit einer hellen Denim. Nichts Besonderes und dennoch sah er aus, wie frisch aus einem Magazin entsprungen. Ich versuchte ihn nicht anzustarren. „Ich bin mit einem Freund von Yu befreundet... Niwa, Seiji. Genau genommen kenne ich Sei sein ganzes Leben.“ „Ah... Sei.. Seiji und Yuji sind also befreundet...?“ Nette Umschreibung. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass Sei vermutlich ein ganz anderes Interesse an Yuji hatte. Aber es war nicht meine Aufgabe, mich da einzumischen. Weshalb ich nicht weiter darauf einging. „Hmm... Seiji und sein Bruder Seija haben neben mir gewohnt. Meine Tante und ihre Mutter sind enge Freunde. Wir sind also miteinander aufgewachsen und haben praktisch jeden Tag unserer Kindheit miteinander verbracht. Seija und ich haben während unser Zeit an der Uni auch zusammen gewohnt.“ „Verstehe...“ Reys Lippen verzogen sich zu einem verständnisvollem Lächeln. Es war niedlich, wie seine Mähne sich im Takt bewegte, als er nickte. Was war nicht niedlich an Rey? Oh Gott... ich erkannte mich selbst nicht wieder in seiner Gegenwart. „Das klingt so, als ob ihr euch sehr nahe steht.“ Ich nickte und trank einen Schluck von dem Wein, den der Kellner uns zu dem Essen empfohlen hatte. „Seija ist wie ein Bruder für mich.“ Rey starrte mich an und ich wusste, dass da in seinen Augen eine unausgesprochenen Frage lag. Ich ahnte was er mich vermutlich fragen wollte - Eine so enge Freundschaft und es ist nie mehr passiert? Das können die wenigsten glauben. „Oi Li-kun.“ eine dunkle Stimme erklang plötzlich und ich blickte in dunkle blaue Seen. Seija. Seine Haare, waren nach hinten gekämmt und gaben ihm diesen seriösen Ausdruck, was durch den grauen Anzug den er trug, noch verstärkt wurde. Er wirkte gestresst und müde. „Seija...“ „Ich hatte hier gerade ein Geschäftsessen.“ erklärte er, strich sich grinsend durch die dunklen Haare und nahm ungefragt an unserem Tisch Platz. „Ich bin Seija Niwa.“ sagte er mit ruhiger Stimme an Rey gerichtet und musterte ihn. Rey lächelte ihn freundlich an. „Ich bin Rey Sagai.“ „Rey...“ wiederholte Seija und seinem Blick nach, fand er ihn mindestens genauso attraktiv, wie jeder andere mit einem gesunden Verstand. Eine leise Vibration lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das Telefon neben Reys Glas. „Oh... das ist Ken. Da muss ich ran. Entschuldigt ihr mich bitte kurz?“ Er zwinkerte mir zu und erhob sich, ehe er den Tisch verlies, um den Anruf anzunehmen. Seija sah ihm nach und grinste mich schließlich, als der grauhaarige aus unserem Blickfeld verschwunden war, an. „Wow...“ er pfiff leise. „Haben wir ihn nicht in dem Café mit Sei und Suri getroffen haben?“ Er deutete dem Kellner an, ihm ebenfalls ein Glas von dem Wein zu bringen. „Wie bist du an seine Nummer gekommen?“ Ich fuhr mir durch die Haare. „Du erinnerst dich an Ken? Yujis Freund? Er ist sein Neffe und wir haben uns zufällig nochmal getroffen... eins führte zum anderen.“ ich versuchte mir die Anspannung nich anmerken zu lassen. Die Art wie Seija ihn angesehen hatte, gefiel mir überhaupt nicht. Seija nickte und musterte mich nun mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nicht ganz deuten konnte. Schließlich grinste er aber. „Er ist ziemlich heiß... vermutlich ein guter Fi-.“ „Eher mehr als das.“ unterbrach ich ihn, als mir dämmerte worauf er hinaus will. „Er ist genau genommen, sogar viel mehr als das.“ Mein Gegenüber lachte und bedankte sich kurz, als der Kellner ihm ein Glas von dem Rotwein brachte. „Wovon redest du da? So einen hast du nie für dich alleine... sieh ihn dir an.“ Ich seufzte frustriert und fuhr mir durch die Haare. Das war wieder so typisch für Seija. Er war schnell darin, sich ein Urteil über andere zu erlauben. Vermutlich eine Berufskrankheit. Als Arzt, musste man schnelle Diagnosen tätigen. „Ich würde ihn selber flach legen... aber mehr? Wohl kaum.“ er lachte. „Ein netter Hintern und ein hübsches Gesicht. Mehr sehe ich nicht.“ Ein leises Räuspern erklang und wir erhoben beide überrascht den Blick. Rey stand neben seinen Stuhl und musterte uns abwechselnd mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nenn mich arrogant. Aber ich bin sicherlich mehr, als das. Wenn du genug Grips hättest, erstmal zwei oder drei sinnvolle Sätze mit mir zu wechseln, bevor du dir eine Meinung bildest, wüsstest du das auch.“ er griff nach seiner Tasche. Ich erhob mich sofort und verspürte Panik und Scham aufkommen. „Bitte entschuldige Seijas Worte... er ist ein Idiot. Er meint es nicht so...“ verdammt. Das nenne ich schlechtes Timing. Rey lächelte mich an und strich sich durch die Haare. „ DU musst dich nicht für deinen Freund entschuldigen. Aber Liam... ich muss los. Das Studio hat Mist gebaut, mit Kens Album. Ruf mich an, wenn du Interesse daran hast, herauszufinden wieviel mehr ich bin. Dann wiederholen wir das Ganze, ohne unangenehme Gesellschaft.“ er drückte kurz grinsend meine Hand, ehe er Seija ein zuckersüßes Lächeln zuwarf, von dem ich noch nicht genau wusste, ob es aufgesetzt war oder nicht. „Und du weißt selber, das mein Hintern nicht nur nett ist. Der ist erstklassig.“ Wir waren beide sprachlos, als er uns zu zwinkerte und sich dann verabschiedete. „Okay... eine große Klappe hat er auch.“ murrte Seija grinsend und sah ihm wieder nach. „Du bist so ein Idiot.“ zischte ich ihn wütend an. „Ein Idiot, mit einem Doktortitel und dein bester Freund... könnte also schlimmer sein.“ Warum zur Hölle war er nochmal mein bester Freund? >>>> Flashback Ende <<<< Seija hatte in den vergangen Jahren einige mehr oder weniger ernsthafte Beziehungen geführt. Ich hatte mich mit einigen nicht sonderliche gut verstanden, aber es dennoch niemals gewagt mich in seinem Liebesleben einzumischen. Dafür respektierte und liebte ich ihn einfach zu sehr. So lange er glücklich war, gab es keinen Grund ihm meine Abneigungen zu zeigen. Ich selbst hatte zwei ernsthafte Beziehungen geführt. Beide sind rückblickend daran gescheitert, dass ich mich nie voll und ganz auf sie eingelassen hatte und nie bereit gewesen war, den nächsten Schritt zu wagen. Diesmal wollte ich nicht den selben Fehler wieder machen. Ich wollte mich voll und ganz auf Rey einlassen. Ich wollte den nächsten Schritt wagen. Rey und Seija hatten leider von Anfang an einen schlechten Start gehabt. Vermutlich, weil Seija nie wirklich bereit gewesen ist einen anderen Mann an meiner Seite zu akzeptieren. Rey hingegen war bereit, einiges zu ertragen.... aber nicht alles. Das wusste ich. Und so war es kein Wunder, dass er sich um 22:46 Uhr mit einem traurigen Kuss verabschiedete und absolut nicht zum Bleiben überreden lassen wollte. Als der Engel der er nun mal war, hatte er genug Disziplin und Demut, Seija höflich die Hand zum Abschied zu reichen und sich so angemessen zu verabschieden. „Hab ich ihn vertrieben?“ Seija lachte leise und es trieb mir vor Wut die Hitze in den Kopf. Ich suchte seinen Blick. „Was ist dein verdammtes Problem? Warum musst du dich jedesmal wie ein Arsch benehmen?“ Mein Gegenüber stockte kurz und sein Blick schien ehrlich überrascht über meinen kalten Ton. Typisch. Seija tat was er wollte, wann er es wollte, wie er es wollte und mit wem er es wollte, ohne auch nur jemals einen Gedanken an den Konsequenzen zu verschwenden. Ich strich mir übers Gesicht und suchte nach den richtigen Worten. Rey war seit zwei Jahren mein Partner. Warum konnte Seija das nicht akzeptieren? Konnte er sich denn nicht denken, wie sehr mich das verletzte? Mein vermeintlich bester Freund sollte sich freuen, dass ich endlich glücklich war. Aber stattdessen, schien er alles daran zu setzen, einen Keil zwischen uns zu treiben und strich sich ebenfalls durch die dunklen Haare. „Wie kannst du ernsthaft immernoch hoffen, dass ich ihn an deiner Seite akzeptiere...?“ „Wovon redest du?“ „Liam...“ er lachte. ,,Ich liebe dich ungefähr seit, uhm ... seit wir 6 Jahre alt waren?“ er nahm etwas Abstand und nippte an seinem Glas. ,,Wie könnte ich dich kampflos jemand anderes überlassen?“ Ich stockte und starrte ihn einen Augenblick sprachlos an. Unsere Beziehung war schon seit einer ganzen Weile sehr kompliziert gewesen. Vermutlich sogar schon immer. Aber es war das erste Mal, dass Seija diese Worte mir gegenüber so ehrlich ausgesprochen hatte. „Vergiss es..“ er seufzte tief und starrte auf das Glas in seinen Händen. „Das hätte ich nicht sagen dürfen.“ Sein starrer Blick wanderte nun auf seine Hände, ehe er wieder den Kopf hob und mich ansah. „Weißt du was?! Doch! Ich hätte es dir sogar schon vor einer ganzen Weile sagen müssen.“ „Sei...“ „Schon gut... er - er ist es oder?“ Seija strich sich durch die dunklen Haare. „ Der eine.“ „Ja... er ist es. Ich liebe ihn.“ es war das erste Mal, dass ich es Seija gegenüber ausgesprochen hatte. Sein dunkles Lachen bescherte mir eine Gänsehaut und er nippte erneut an seinem Glas. „Also, was sind deine Pläne?“ „Um ehrlich zu sein...“ ich räusperte mich. „Ich habe vor Rey zu fragen, ob er mit mir zusammen zieht.“ Die Augen meines Gegenübers weiteten sich und eine Mischung aus Unglauben und Wut traf mich hart. „Ich liebe ihn und er liebt mich...“ „Liam...“ Seija strich sich übers Gesicht und seufzte tief, ehe mich ein verwirrter und verletzter Blick traf. Ich konnte den Ausdruck nicht richtig deuten. „Du willst mit ihm zusammen ziehen?“ ein leises Lachen entfloh seiner Kehle und es konnte nicht aufgesetzter klingen. Ich nickte. Er verstummte sofort. „Es ist dein Ernst?“ „Rey ist-“ „Rey ist atemberaubend schön, das gebe ich zu...“ diese Worte kamen überraschend ehrlich über seine Lippen. „Aber Liam... du und ich... wir sind - wir sind du und ich. Liam und Seija... du - du hast uns nie eine Chance gegeben.“ „Seija... wir sind unser ganzes Leben lang Freunde gewesen. Die besten Freunde sogar... Du bist wie ein - ” „Wag es nicht !“ seine dunklen Augen funkelten und ich war nicht sicher, ob es Furcht oder Wut war, die mir gerade begegnete. „Damals- an meinem Geburtstag... als Chiaki mir seine Liebe gestand... du weißt, dass ich dich wollte...? Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich mich für dich entschieden. Immer.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es tat weh den sonst so stolzen und arroganten Mann mir gegenüber, so verzweifelt und verletzt zu sehen. Seija war nie jemand gewesen der Schwächen oder Emotionen zeigen konnte. Ich wusste, dass er sich und seine Gefühle gerade völlig offen legte. „Liam... ich bin egoistig, rücksichtslos... ich bin ein furchtbarer Mensch... aber ich - ich brauche dich. In deiner Gegenwart habe ich das Gefühl, ein besserer Mensch zu sein. Ich habe aufgegeben, dir das selbe Gefühl geben zu wollen... Es wäre lächerlich. Seien wir ehrlich: Du bist so verdammt perfekt. Aber ich weiß, dass ich dich auch glücklich mache.” er atmete tief durch. ,,Ich kann dich nicht gehen lassen.“ „Seija...” ich suchte nach den richtigen Worten. Es war klar, dass Seija alles tun würde, um mich nicht mit Rey zu teilen. „Was sagen seine Eltern?” Kam es plötzlich über seine Lippen. „Was sagt Noona?” „Sei... ich weiß worauf du hinaus willst. Aber ich liebe Rey so sehr, dass es mir sogar egal ist, wie andere über mich denken. Ich will, dass er glücklich ist... und ich weiß, dass ich ihn glücklich mache.” ,,Du willst, dass er glücklich ist...“ er biss sich auf die Lippen und schien einen Moment zu überlegen. „Sag, hast du mich je geliebt?” „Ja.” Ich seufzte tief und versuchte seinem durchbohrenden Blick stand zu halten. „Ich habe dich so sehr geliebt, dass ich wusste, dass wir beide nie ein Paar sein könnten. Diese Art der Liebe ist ungesund Sei... Ich wollte nie so sehr mit jemanden zu sein, wie mit dir. Aber unsere Freundschaft liebe ich noch mehr... lass uns diese Freundschaft bitte erhalten. Sie ist so viel mehr wert, als das Risiko sie durch irgendetwas zu zerstören.” „Wie kann ich dich gehen lassen?” er lies den Kopf hängen und schien mit aufkommenden Tränen zu kämpfen, während er zeitgleich seine zitternden Hände zu Fäusten ballte. „Liam... wie kann ich dich gehen lassen? Wie kannst du IHN wollen? Du - ich war lange bereit alles zu akzeptieren... solange du glücklich bist. Ich dachte ich muss nur geduldig sein und du kommst eines Tages zur Besinnung und verstehst, dass wir beide zusammen gehören. Aber du willst diesen Kerl praktisch heiraten.“ Ich wusste wieder nicht, was ich sagen sollte. Das Ganze überforderte mich. Bis vor kurzem, hatte ich die Ereignisse an Seijas 21.Geburtstag völlig verdrängt gehabt. Ihn jetzt so zu sehen, versetzte mir einen unfassbaren Stich. Ich liebte ihn... aber nicht mehr so, wie er es wollte. Oder glaubte zu wollen. „Vergiss es Liam.... vergiss es einfach.“ zischte er und sah mich aus finsteren dunklen Seen an. Es war genau das, wovor ich immer Angst gehabt habe. Dieses sonst so starke Band zwischen uns, schien immer dünner zu werden. „Ich kann das nicht vergessen. Seija, du bist mein bester Freund und meine Familie. Ich liebe dich und will, dass es dir gut geht. Aber, wenn du mich nur ansatzweise so sehr liebst, wie du immer behauptest respektierst du mich und Rey. Dann respektierst du, dass er mich auf eine Art glücklich macht, die ich vorher nie erlebt habe. Ich will dass er Teil meiner Familie wird.“ Ich war in diesem Moment so unfassbar wütend auf mich selbst. Ich hatte das Thema viel zu lange vermieden. Es war alleine meine Schuld, dass er mich nun mit so viel Wut und Verzweiflung anstarrte. Es war meine Schuld, dass er im Herzen immer noch der kleine Junge war, der daran glaubte, wir könnten für immer zusammen sein und womöglich sogar ein Bett teilen. „Wir beide kennen uns so gut Seija. Glaubst du nicht, dass du lediglich Angst hast, mich zu verlieren? Denk mal nach... du sprichst immer davon, dass du mich nicht gehen lassen kannst. Das brauchst du doch auch nicht... Davon war nie die Rede. Und ... Selbst als wir uns in Beziehungen befanden, waren wir beide immer unzertrennlich. War das nicht meistens der Grund warum sie nicht hielten? Wir waren beide Feige und haben uns aneinander geklammert, weil wir es nicht anders kannten. Vermutlich weil wir auch unterbewusst spürten, dass die anderen nie die richtigen waren... Aber Rey...“ ich griff nach Seijas Händen und umklammerte sie um meinen nächsten Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Rey ist es. Er ist der Richtige, Sei.“ Er seufzte frustriert und schloss für einen langen Moment die Augen. Stille kehrte zwischen uns ein und ich hoffte, dass ich ihn mit meinen Worten nicht noch mehr verletzt hatte. Aber wenn ich diese Freundschaft irgendwie retten wollte, musste ich ehrlich sein. Wir waren keine kleinen Kinder mehr. Es gab kein verstecken oder verdrängen mehr. „Ich hasse es, dass du so verdammt klug bist.“ kam es irgendwann leise über seine Lippen. „Warum bist du nur so verdammt klug?!“ Er grinste nun verzweifelt und eine einsame Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange. „Schwörst du mir, dass wir beide - dass sich zwischen dir und mir - UNS - nichts ändert?“ „Natürlich. Ich verspreche es.“ Ein erleichtertes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Unsere Kinder werden schließlich auch mal die besten Freunde.“ Er riss erschrocken die Augen auf. „Oh Gott... jetzt sag nicht, dass du sogar Kinder mit ihm willst?“ Mein Grinsen wurde noch breiter. In den letzten Tagen hatte ich mir diese Frage immer häufiger gestellt und desto mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde das Bild. Das Bild von unserem schönem, gemütlichem Haus, Rey in einem meiner Hemden, die gerade so seinen perfekten Hintern bedeckten, mir und zwei kleinen Paar Beinchen die in unserem Garten fangen spielten und lachten. „Definitiv.“ kam es über meine Lippen und verdammt! Ich konnte es nicht abwarten, dieses fiktive Bild auf die Leinwand des Lebens zu bringen. „Dann hat mich Rey ja eigentlich gerettet...“ er lachte und fuhr sich übers Gesicht. Der traurige Glanz war immernoch sichtbar in seinen dunklen Augen. „Also gut Liam... ich werde es versuchen. Aber du kennst mich. Ich bin einfach sehr gerne eine Arsch. War ich schon immer.“ „Allerdings.“ ich musste ebenfalls lachen. „Aber zu Rey ganz besonders. Ob du es glaubst oder nicht, er ist bestimmt nicht sensibel, im Bett ist er sogar -“ „Woah - Ist das dein Ernst? Baby Steps Okay?“ Seija verzog seine feingeschwungenen Augenbrauen genervt und grinste fassungslos. „Es ist zu früh, mich mit eurem Sexleben zu belästigen. Viel zu früh Liam.“ Daraufhin entfloh ein leises Lachen meiner Kehle. Ich war erleichtert, sein dreckiges Grinsen und das Blitzen in den dunkel blauen Seen wieder zu sehen. Es war eine riesen Last die von meinen Schultern fiel. Jetzt konnte ich es kaum abwarten Rey endlich zu fragen und war bereit seine Familie in Chiba kennen zu lernen. „Wo wir gerade so ehrlich sind...“ Seija musterte mich plötzlich wieder sehr ernst. „Was meinst du? Wie lange treiben Ken und Yu es schon miteinander?“ Ich hätte mich beinahe an meinem Drink verschluckt vor Schreck und hustete irritiert. „Was!?“ „Komm schon Liam.“ er räusperte sich und schien kein Mitleid mit mir zu haben. „Ich habe Yuji gestern in der Klinik gesehen, wegen dem Praktikum bei dir.“ Er verzog das Gesicht. „Es steht ihm praktisch auf der Stirn geschrieben, dass er ihn betrügt. Seiji hat mir erzählt, dass er ihm seit Tagen aus dem Weg geht... er übernachtet neuerdings woanders. Und wir wissen beide, das Yuji nicht mit irgendwem schlafen würde.“ Ich blieb stumm. Natürlich hatte ich es vermutet. Rey hatte kein Wort über seine Lippen gebracht, da er wusste wie nah mir auch Seiji stand. Aber auch Ken war es anzusehen gewesen. „Du musst nichts sagen. Aber das ist ganz schön abgefuckt...“ Ich nickte und dachte an das jüngere Ebenbild von Seija. Ich hatte Schuldgefühle. Schließlich hatte ich Ken irgendwie darin bestärkt, Yuji nicht aufzugeben und ich wusste, es würde Seiji das Herz brechen. Seiji liebte Yuji so sehr, dass es fast beängstigend war. Aber ich kannte inzwischen auch Ken... und Ken liebte Yuji auf eine Weise, die oft in Büchern geschildert wurde. Die große Liebe. Pur und real. Abgefuckt. Seija hatte nie so recht gehabt, mit seiner Wortwahl. . . . Kapitel 12: Hide & Seek ----------------------- » Kens View « „Wollen wir eine Pause machen?“ Onkel Rey hatte es zwar wie eine Frage formuliert, aber ich wusste beim Klang seiner Stimme, dass es eher eine Aufforderung war, als alles andere und nickte somit sofort. Heute war nicht mein bester Tag gewesen. Ich hatte in der vergangenen Nacht sehr schlecht geschlafen und es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. So war es kein Wunder, dass sich die Aufnahme des Songs , dessen Melodien und Harmonien Akira geschrieben hatte, unnötig in die Länge zogen. Onkel Rey nickte mir zu und schaltete das Mikro mit dem es ihm möglich war, mit mir in der Aufnahmekabine zu kommunizieren, wieder aus. Akira, der neben ihm am Mischpult saß, musterte mich neugierig, wurde aber dann durch eine Geste von meinem Onkel abgelenkt. Er schien ihm etwas zu erklären und deutet auf die unterschiedlichen Schalter vor ihnen. Akira nickte immer wieder. Der Junge Chinese war sehr wissbegierig und abgesehen von seinem unfassbarem Talent, lernte er wirklich schnell. Ich konnte nur zu gut verstehen, warum mein Onkel jegliche Energie, Hoffnung und Zeit in den so viel jüngeren Mann mit den schönen blauen Augen setzte. Ich fuhr mir durch die Haare, als ich aus der Aufnahmekabine trat und streckte mich erstmal seufzend. „Wasser?“ Onkel Rey sah mich nun mit einem sanften Lächeln an und reichte mir eine kleine Flasche mit klarer Flüssigkeit. Ich nahm die Flasche dankbar entgegen, aber konnte den mitleidigen Ausdruck, den seine Augen nun bekamen, nicht ertragen. Gab es einen Grund mich zu bemitleiden? Vermutlich. Mit genug Abstand würde man sehen, dass ich seit Tagen kaum schlafen oder essen konnte. Mit genug Abstand. „Ich gehe etwas frische Luft schnappen.“ murmelte ich, ehe ich das Studio verlies mit den besorgten Augen meines Oji-Sans im Rücken. Als ich in den Flur trat, zog ich sofort mein Handy aus der Hosentasche, während ich den langen Korridor entlang ging. Die einzige Nachricht die ich erhalten hatte, war von meiner Mutter, die es nicht erwarten konnte, dass Oji-san und ich sie bald in Chiba besuchen würden. Ich liebe meine Mutter, aber dass ich Enttäuscht war, wäre eine Untertreibung gewesen. Natürlich hatte ich darauf gehofft, eine Nachricht von IHM zu erhalten. Einige Auszeichnungen und Poster pflasterten die Wände an denen ich nun, meinen wirren Gedanken nachhängend, vorbei schritt. Auf einigen war ich sogar selbst zu sehen, was mir auch nach zwei Jahren noch oft sehr peinlich war. Fey, Onkel Reys Assistentin stand am Empfang neben der Rezeptionistin, als ich im Foyer angekommen war und wank mir mit einem fröhlichen Lächeln zu. „Ah Ken-Kun... ich wollte gerade bei euch anrufen lassen. Hier ist jemand, der dich unbedingt sprechen möchte und der arme Kerl wartet schon seit über einer Stunde... wir dachten die Aufnahmen sind früher zu Ende und wollten euch nicht stören.“ Für einen Moment hatte ich die Hoffnung dass ER es war. Dass der Grund für meine letzte schlaflose Nacht es war, der auf mich wartete. „Wir hätten ihn weggeschickt. Aber er ist sehr stur und hat uns Fotos gezeigt auf denen er mit dir, Rey -san, Liam - san und Yu-Chan zu sehen ist. Deshalb haben wir ihm geglaubt, dass er dich persönlich kennt.“ sie klang etwas besorgt und fast entschuldigend. Als Fey zur Seite trat und auf den Wartebereich deutete, setzte mein Herzschlag für einen Moment aus. Es waren nicht die wunderschönen Schokoladen braunen Tiefen, meines besten Freundes die mir begegneten. Es war auch nicht seine braune Mähne die gerade nach hinten gestrichen wurde. Stattdessen, blickten mich müde dunkel blaue Seen an und funkelten voller Hoffnug als sie meine Anwesenheit realisierten. Seiji erhob sich sofort und kam schnellen Schrittes auf mich zu. „Ken.“ Unzählige Szenarien spielten sich in den wenigen Sekunden, die er brauchte, um auf mich zu zukommen vor meinem geistigen Auge, ab. Würde er mich anschreien? In Tränen ausbrechen? Aber die Frage die mir am meisten auf der Seele brannte war: Weiß er es? „Hey.“ er kam vor mir zum Stehen und musterte mich. Ich schluckte und versuchte mir den Schock über seine Anwesenheit nicht ansehen zu lassen. „Ich will dich nicht lange aufhalten... aber ich bin an einem Punkt, wo ich nicht mehr weiß, was ich tun soll...“ seine Stimme klang verzweifelt und frustriert. Er sah so aus der Nähe noch erschöpfter aus und es war deutlich, dass er in den letzten Nächten wohl auch nicht genug Schlaf gekriegt hatte. Schuldgefühle überkamen mich. „Ihr könnt in Rey-Sans Büro gehen...“ murmelte Fey und blickte etwas unbeholfen, abwechselnd von Seiji zu mir. Ich nickte und wand mich um, während ich überlegte ob es eine gute Idee war, mit ihm alleine zu sein. Onkel Reys Büro befand sich hinter der ersten Tür auf der rechten Seite des Korridors. Es war sehr geräumig, mit einer fantastischen Aussicht auf Shibuya. Alle Möbel waren sowie die Wände und die gesamte Einrichtung im ganzen Studio in weiß gehalten und man sah Ihnen an, dass ihr Erwerb mit hohen Kosten verbunden war. Dieses Studio war das Lebenswerk meines Onkels und er hatte jeden Cent rein gesteckt, als er es vor neun Jahren gekauft hatte. Nach der Oberstufe war er nach Tokio gegangen um dort Musik und Ton Technik zu studieren. Obwohl kaum einer an ihn geglaubt hatte und ihn die meisten für verrückt hielten, hatte er gleich nach dem Studium dieses Studio gegründet. Musik war schon immer seine Leidenschaft gewesen. Auch wenn weder mein Vater, noch meine Großeltern es jemals ernst genommen hatten. Er konnte so gut wie jedes Instrument spielen und war ein herausragender Komponist. Kujiro Yamamoto war vor 8 Jahren Onkel Reys erster Künstler mit einem Nummer eins Hit in den Charts gewesen. Ich konnte mich gut daran erinnern, wie ungläubig mein Vater in den Fernsehr gestarrt hatte, als er seinen Bruder mit dem dunkelhaarigen Sänger in einem Interview gesehen hatte. » Wenn ich gute Artists will, muss ich dafür sorgen dass sie sich in diesem Studio wohl fühlen... es ist wie meine Visitenkarte. Wer vertraut einem Produzenten, dass er gute Songs produzierst, wenn er ein geschmacklos eingerichtetes Studio hat?« hatte Onkel Rey mal lachend gesagt und es lag so viel Wahrheit dadrin. „Es geht um Yuji...“ Seiji nahm Platz auf einem der Stühle vor dem großen Schreibtisch am Ende des Raums und fuhr sich fahrig übers Gesicht. „Hab ich mir gedacht.“ kam es überraschend gleichgültig über meine Lippen. Seiji musterte mich. „Er geht mir seit Tagen aus dem Weg... er spricht kaum mit mir oder Suri... Yaten sagte mir, dass er die letzten Tage nur einmal zu Hause geschlafen hat.“ Wieder rutschte mir mein Herz in die Hose. In Seijis Augen lag eine unausgesprochene Frage. „Wir beide hatten keinen guten Start... aber ich weiß, dass er dir sehr viel bedeutet.“ er räusperte sich. „Ich will ihn nicht verlieren und mache mir sorgen.“ seine Stimme war gebrochen und ich spürte, wie mich die Schuldgefühle gerade zu auffrassen. „Hast du in letzter Zeit mit ihm gesprochen?“ Ich stand immernoch verloren im Raum herum und starrte meinen sitzenden Gegenüber an. Ich brauchte einen Moment um die gesagten Worte zu verarbeiten. „Warum bist du wirklich hier?“ kam es überraschend gefasst über meine Lippen. „Schlaft ihr miteinander?“ Es war irritierend wie er zugleich verzweifelt, wütend und besorgt klang. Und doch war da diese pure Ehrlichkeit in seiner Stimme und verstärkte die Scham in meinem Inneren. „Was?!“ ich spürte wie mir sämtliche Gesichtszüge bei der Frage entglichen. „Wovon redest du?!“ Seiji senkte den Blick sofort und ein trauriges Grinsen zierte seine Lippen. „Entschuldige... ich bin verzweifelt.“ einen Moment starrte er auf seine Hände, ehe er wieder den Blick hob und mich musterte. „Aber ist es so abwegig...? Du und er - ihr steht euch so verdammt nah.“ Ich wand unweigerlich den Blick ab, um mich zum einen abzulenken und zum Anderen jeglichen Augenkontakt zum Anderen zu vermeiden und starrte auf die Fotos in Onkel Reys Büro. Es waren Fotos von uns - mir, Onkel Rey und meinem Vater. Onkel Rey und mein Vater waren sich optisch schon immer sehr ähnlich gewesen. Lediglich das Alter und die Länge ihrer Haare machten den deutlichen Unterschied aus... das und ihre Persönlichkeiten. Mein Vater war ein Anwalt... durch und durch. Logisch und Prakmatisch. Während Onkel Rey Künstler war. Mit Leib und Seele. Spontan und Kreativ. Aber egal wie oft sie stritten, wusste ich, dass sie sich liebten. Dann war da auch ein Foto von Liam und ihm. In diesem sah er wohl am glücklichsten aus. Die wahre Liebe zu finden, sollte nicht so schmerzen, wie ich es gerade in Seijis Augen sah. „Ich bin kein Idiot...“ er lachte verzweifelt. „Seit DEM Vorfall habe ich das Gefühl, dass er sich immer weiter von mir entfernt.“ Ein panisches Räuspern entfloh meiner Kehle und ich versuchte nicht so schuldig zu wirken, wie ich mich fühlte. Er musste es nicht genauer beschreiben, damit ich verstand, von welchem Vorfall er sprach. Seine Augen hatten nun einen verrätereischen Glanz und ich wusste, dass er vermutlich keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, als ausgerechnet zu mir zu kommen. Gott... das war die pure Verzweiflung die da vor mir stand. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und wand den Blick ab. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Fühlte mich elendig. „Du hast mir nie auf einer meiner Fragen geantwortet Ken.“ er hielt inne. „Nie... weder als ich dich damals fragte, ob du ihn liebst. Noch als ich dich vorhin fragte, ob ihr miteinander Schlaft. Und doch war mir das immer Antwort genug.“ Stille umgab uns und ich starrte meinen Gegenüber überrascht an. Überrascht war vermutlich der völlig falsche Ausdruck. Eher schockiert und fassungslos - Ertappt. Seiji lachte leise und egal wieviel Mühe er sich gab, es klang aufgesetzt. Er fuhr sich durch die dunklen Haare, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Es schien, als ob er mit einem bestimmten Plan hergekommen war. Mit einem bestimmten Wissen - eigentlich nur Bestätigung suchend. Ein leises Klopfen unterbrach uns und Feys dunkle Mähne schob sich durch die Tür. „Ken-Ken... Yu-Chan ist hier. Soll ich ihn nach Hause schicken?“ Mein Herz schlug so heftig gegen meinen Brustkorb, dass mir etwas schwindelig wurde. Seiji erhob sich sofort. „Nein. Schicken Sie ihn herein...“ Fey musterte ihn irritiert für einen Augenblick und sah dann wieder, mit einem Fragenden Ausdruck in den Augen, zu mir. Mein Kopf war wie leer gefegt... Es gab vermutlich nichts, was ich lieber tun wollte, als Yuji in meine Arme zu schließen. Und gleichzeitig hatte ich panische Angst davor, ihn wieder zu sehen. Angst vor dem was er mir vielleicht zu sagen hatte... oder was Seiji ihm sagen würde. „Ken-Ken?“ Fey hob ungeduldig eine Augenbraue. „Ok…“ ich seufzte. „Schick ihn rein.“ Dieser Tag würde so oder so eines Tages kommen. Der Tag der Konfrontation und der Wahrheit. „Ok.“ Fey nickte und verschwand aus der Tür. Ich bemerkte nicht, wie die Person neben mir scheinbar den Atem anhielt und seine Augen sich verdunkelten. War viel zu sehr mit meinen Gedanken und der Frage, wie ausgerechnet ich in eine solche Situation hatte kommen können, beschäftigt. Erst als seine braune Mähne durch die Tür trat und seine schokoladenfarbenen Tiefen sich überrascht weiteten wurde ich in die Realität zurück geholt. Eine gefühlte Ewigkeit herrschte eine bedrückende Stille in dem Büro meines Onkels. Ich starrte Yuji gerade zu an und versuchte die aufkommende Nervosität herunter zu schlucken. Seine Augen ruhten auf dem dunkelhaarigen neben mir, der ihn ebenfalls anstarrte und es lag ein Ausdruck in seinen Augen, den ich nicht wirklich deuten konnte. „Ich versuche dich seit Tagen zu erreichen Yu...“ Seijis Stimme durchbrach schließlich die Stille und er ging einige Schritte auf den Kleineren zu. „Sei...“ seine Stimme war so leise, dass es kaum hörbar war und er senkte nun den Blick, der ein verräterisches Glänzen aufwies. „Was ist los?“ Seiji schien ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen und ballte seine Hände zu Fäusten. „Was habe ich getan, dass du mich so behandelst...? Dass du mich völlig ignorierst, als wäre ich ein Fremder.“ Falsch. Das war alles so falsch. Die unendliche Trauer und Verzweiflung in der Stimme des Schwarzhaarigen und die Scham und Verwirrung in Yujis gesamter Körpersprache. Auch das war etwas, was Liebe nicht hervorrufen sollte... ich fuhr mir frustriert durch die Haare und wusste, dass es vermutlich ein Moment war, den ich nicht mit Ihnen teilen sollte. Hatte ich mich doch schließlich schon genug in diese Beziehung gedrängt. Gerade hatte ich mich in Bewegung gesetzt und wollte an Yuji vorbei, den Raum verlassen, da erhob sich wieder Seijis Stimme. „Wo willst du hin?“ Ich hielt überrascht inne, aber wagte es nicht mich zu ihm umzudrehen. Yuji war nun neben mir und ich hätte bloß meine Hand einige Zentimenter nach Links bewegen müssen, um ihn zu berühren. Gott... wie sehr ich ihn berrühren wollte. „Verdammt...“ er lachte dunkel. Wütend. „ Ich bin kein Idiot Ken... Ihr BEIDE seid es mir verdammt nochmal schuldig, es mir ins Gesicht zu sagen.“ » Es? « » Es? « Ich schluckte und wusste genau, was dieses kleine Wort zu bedeuten hatte. Er wusste es... es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich wohl soetwas wie einen Funken Erleichterung empfand. Erleichterung und gleichzeitig fühlte ich mich schrecklich. Aus den Augenwinkeln, sah ich wie Yuji überrascht den Kopf hob und Seiji nun traurig anstarrte. Er öffnete kurz den Mund, um etwas zu sagen, schien sich dann aber doch dagegen zu entscheiden und senkte wieder den Blick, woraufhin ihm einzelne braune Strähnen ins Gesicht fielen. „Bitte lüg mich nicht an Yu...“ seine Stimme zitterte vor Wut. „Es ist kein Zufall, dass ich erst zu ihm kommen musste um dich endlich zu sehen oder?“ Yuji zögerte wieder einen Moment. Erst nach einer ganzen Weilen kamen leise Worte über seine zitternden Lippen. „Es - es Tut mir leid....“ „Ich wusste es... Fuck! Ich wusste es.“ er klang frustriert und unendlich verletzt. „ Und wie lange-?!“ „Bitte verzeih mir...“ Yujis schöne Augen waren in Tränen gesenkt und alles in mir verlangte danach, ihn in meine Arme zu schließen. Ich vernahm schnelle Schritte und ehe ich mich versah, stand Seiji plötzlich vor Yuji und griff so schnell nach seinen Handgelenken, dass ich so wie Yuji selbst, etwas erschrack. Seiji würde Yuji nicht weh tun... richtig? „Wie konntest du mir das antun?“ der Wut war pure Verzweiflung gewichen und Tränen bahnten sich seine Wangen herunter, während er Yuji näher an sich zog. Ich kannte Seiji nicht sehr gut, aber ich wusste, dass er gerade nicht Herr seiner Sinne war. Der sonst so kontrollierte und kühl wirkende Cyborg, war nun menschlicher den je. Yuji zitterte am ganzen Körper und ein Ausdruck von Schmerz durchfuhr seine Gesichtszüge. Seine Augenwinkel verließen nun heiße Tränen und er schluchzte leise. Es zerriss mir das Herz ihn so zu sehen. Seiji hingegen schien so in seiner Wut und Verzweiflung gefangen zu sein, dass er nicht mal bemerkte, wie Yuji immer kleiner wurde und ängstlich einige Schritte zurück setzte. Stattdessen hielt er seine Handgelenke weiterhin so fest zwischen seinen Händen, als würde sein Leben davon abhängen. Ich wusste, dass er verzweifelt war. Ich wusste, dass er jedes Recht hatte wütend zu sein. An seiner Stelle hätte ich mir selbst wahrscheinlich schon längst eine verpasst. Oder zwei... oder drei. Was wir ihm angetan hatten, war unverzeihlich und auf so vielen Ebenen Falsch. Meinem Verstand war das bewusst. Aber mein Herz...? Mein Herz sah nur, dass es Yuji war, den er da gerade weh tat. Es war verdammt nochmal Yuji, der gerade vor Angst und Schmerzen wimmerte. „Seiji.“ ehe ich wusste, was genau ich da tat, hatte ich mich zwischen die beiden gedrängt und Seiji etwas schroff von uns weg geschoben. „Das reicht.“ Ich hatte mich das letzte mal in der Oberstufe geprügelt. Damals waren wir auf einer Party gewesen und ein Kerl, dessen Namen ich nie erfahren hatte, hatte versucht Yuji zu küssen. »Stell dich nicht so an mein Hübscher... dir fehlen zwar Möpse, aber dein Gesicht und dieser Hintern... mmmmhhh dieser Hintern, machen das definitiv wieder wett.« hatte er mit diesem frechen Grinsen gesagt, nach dem Yuji ihn weggestoßen hatte. Danach hatte ich rot gesehen und ihm so dermaßen meine Faust ins Gesicht gerammt, dass es das letzte Mal war, das irgendjemand gewagt hatte, Yuji auch nur schräg anzusehen. Ich war kein gewalttätiger Mensch. Aber für Yuji habe und würde ich jeder Zeit wieder Grenzen überschreiten. „Halt dich verdammt nochmals da raus!“ zischte er mich wütend an und griff nach meinem Kragen. „Hast du nicht genug angerichtet?!“ Dunkle, gerötet Augen musterten mich irritiert und ich hatte schon lange nicht mehr soviel Wut und Verachtung in den Augen eines anderen Menschen gesehen. Für eine Sekunde rang ich mit mir, mich tatsächlich zurück zu ziehen. Aber in seinem augenblicklichen Zustand hätte ich Yuji niemals alleine lassen können. Nach wenigen Sekunden wanderte der Blick meines Gegenübers auf seine eigenen Hände, die gerötet waren und nur vermuten ließen, wie wohl Yujis Handgelenke aussahen. Realisation schien ihn zu treffen und er starrte an mir vorbei zu Yuji. „Yu...“ Er tat wieder einen Schritt in Yujis Richtung und ich spürte, wie sich der Brünette hinter mir, ängstlich an meinem Hemd festhielt und sein Gesicht in meinen Rücken drückte, um ihn wahrscheinlich nicht ansehen zu müssen. Konfrontation war nie Yujis Stärke gewesen. Yuji war eigentlich schon immer sehr schüchtern und unsicher gewesen. Ins Besondere vor Fremden. Aber sobald er einen Menschen ins Herz geschlossen hatte, war davon überhaupt nichts mehr zu merken. Dass er sich nun ausgerechnet Seiji - seinem Freund gegenüber - war untypisch für ihn. Seiji registrierte sein Verhalten ebenfalls und weitete seine Augen. „Yuji...“ er sank auf die Knie und es schien als ob jeglicher Halt und Kontrolle nun verflogen war. Er schluchzte verzweifelt und starrte auf seine Hände. „Als ich dich das erste Mal sah... wusste ich, dass ich alles tun wollte, um dich Lächeln zu sehen. Aber ich habe es nie geschafft, dir nur annähernd das selbe Lächeln zu verleihen, wie er...“ er fuhr sich durch die Haare. „Ich dachte - ich habe gehofft - dass du mich irgendwann genauso ansiehst wie ihn.“ Ich spürte, dass Yujis Griff sich langsam von meinem Hemd löste und er trat einen Schritt zurück. Musterte nun den am Boden kauernden dunkelhaarigen mit einem Tränen überströmten Gesicht und sein Schluchzen schien etwas leiser zu werden. „Es Tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe... aber ich - ich bin am Ende Yu... ich weiß nicht weiter. Was kann ich tun?“ er hob den Blick. Seine dunkle Augen schienen Yuji gerade zu zu fixieren. „Ich will dich nicht verlieren.“ „Es Tut mir leid Seiji...“ flüsterte Yuji und trat einen Schritt auf ihn zu. „Es Tut mir so unendlich leid... ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Das hast du nicht verdient.“ Es versetzte mir einen Stich, diese Worte zu hören. Nicht die Entschuldigung. Das war das Mindeste was wir tun konnten. Aber die Reue... es war das erste Mal, dass ich in Bezug auf uns, Reue in Yujis Stimme hörte. Er sank ebenfalls auf die Knie und nahm Seijis zitternde Hände in seine. „Es Tut mir leid...“ flüsterte er immer wieder, während er nun seine Arme um seinen Nacken schlang und ihn schließlich in eine Umarmung zog. Seijis Hände wanderten sofort um seine schmale Talije und er schluchzte nun etwas leiser in seine Halsbeuge. „Ich liebe dich Yu... Fuck. Ich liebe dich so sehr, dass es mich in den Wahnsinn treibt.“ murmelte Seiji leise vor sich her. Es schien nur für Yujis Ohren bestimmt und dennoch war es laut genug, dass ich es wahrnehmen konnte. Vorsichtig und mit noch immer zitternden Händen strich er Yuji einige Strähnen aus dem Gesicht. „Lass uns all das vergessen und von vorne beginnen... ich bin bereit, all das zu vergessen.“ Yuji erstarrte daraufhin. Ich selbst wusste nicht was ich denken, fühlen oder machen sollte. Hatte mich noch nie so fehl am Platz gefühlt, wie in diesem Moment. Hatte das Gefühl ein Parasit zu sein, der sich in einen Lebensraum drängte, in dem er nichts verloren hatte. „Sei...“ er schob ihn etwas von sich und nun fiel zum ersten Mal wieder sein Blick auf mich. Für einen Moment starrte er mich wortlos an und ich glaubte soetwas wie Scham und Angst in den braunen Tiefen zu sehen, ehe er seinen Blick sofort wieder senkte und mich kurz darauf doch wieder mit einem undefinierbaren Blick zu mustern. „Ich - es tut mir leid, dass ich dir das angetan habe. Es ist unverzeihlich und ich verstehe sehr gut, wenn du mich jetzt hasst. Ab - Aber ich - Ich kann nicht...“ Seijis Augen weiteten sich und plötzlich starrten mich neben den braunen Tiefen auch dunkle blaue Seen an. „Hatte ich denn jemals eine Chance?“ Mein Herz schlug so schnell, dass ich fürchtete gerade einen Infarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Ich war nicht sicher, ob die Frage nun an mich oder den Kleineren gerichtet war. Yuji senkte den Kopf. „Seiji... was ich dir nun sage, sage ich nicht um dich zu verletzen. Bitte glaube mir. Ich möchte - nein ich hoffe du verstehst mich dann etwas besser.“ er löste sich nun vollständig vom Anderen. Ich spürte Erleichterung aufkommen. Yuji in den Armen eines anderen zu sehen, war ein Anblick, an den ich mich niemals gewöhnen würde. „Ich... ich bin so dankbar für alles was du für mich getan hast und all die Zeit, die wir zusammen verbringen konnten. Du bist unfassbar liebevoll, klug und talentiert... du bist einzigartig... Aber ich glaube , ich... ich habe mein Herz bereits vor 17 Jahren verloren...“ er stockte kurz und musterte sein Gegenüber. „Du bist ein wundervoller Mensch... du hast etwas - jemand besseres verdient als mich.“ Seiji starrte ihn eine Weile fassungslos an und auch mir entglitten sämtliche Gesichtszüge. Egal wie ehrlich diese Worte gerade klangen... es klang auch nach einem Gott verdammten Klischee. Yuji und ich waren uns vor 17 Jahren das erste mal begegnet.... damals hatte mich sein Heulen so genervt, dass ich ihm meine Freundschaft angeboten hatte. Damals hatte mich sein niedliches Gesicht so irritiert, dass ich unendlich neugierig war, ihn besser kennenzulernen. Damals hatte es mich irritiert, wenn ein anderer mit ihm spielen wollte. Damals war ich unsicher, wenn die anderen Erwachsenen sagten, Yuji wäre zu klein, um mit uns im Wald zu spielen. Und heute...? „Etwas besseres verdient...?“ murmelte Seiji Gedankenverloren und mit einem verletztem Ausdruck in den Augen. „Dankbar..? Wem willst du es leichter machen? Dir oder mir?“ Es war deutlich rauszuhören, wie verletzt er war. „Wie kannst du so etwas sagen?“ der dunkelhaarige fuhr sich seufzend übers Gesicht und erhob sich schließlich. Yuji blinzelte kurz, ehe er sich ebenfalls aufrichtete. „Ich habe für dich gerade meinen Stolz und jede Würde über Board geworfen...“ flüsterte Seiji. „Und du - du willst mir sagen, ich hätte etwas Besseres verdient?“ er lachte verbittert. „So willst du mich vertrösten...?“ Yuji trat einen Schritt zurück und stand nun neben mir. Er blickte hilflos auf den Boden und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Yuji...“ Seijis dunkle Augen ruhten auf dem Brünetten. „DU bist das Beste... du bist alles was ich wil. Ich würde um dich kämpfen... Verdammt. Ich würde hier und jetzt um dich kämpfen...aber-“er schluckte. „Ich weiß, wann etwas hoffnungslos ist... und trotzdem stehe ich hier und stelle dir diese Frage.“ seine Augen fixierten die tief traurige Schönheit neben mir. „Habe ich auch nur den Funken einer Chance?“ Eine irre Mischung aus Angst, Wut, Sehnsucht und Liebe lag in den blauen Seen vor mir. Als ich Seiji Niwa das erste Mal begegnet war, hatte ich mir geschworen ihn mit jeder Faser meines Körpers zu hassen. Er war eine attraktive Erscheinung und trotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Ganz anders, als die nun gebrochene Gestalt vor mir. Ich hatte gehofft, dass es mir nicht schwer fallen würde ihn abzulehnen. Aber wenn ich ehrlich war, war er wohl der einzige von uns dreien, der sich von Anfang an ehrlich und fair verhalten hatte. Was es mir schwer machte, ihn wirklich zu hassen. So sehr ich den gemeinsamen Anblick von Yuji und ihn hasste... Er war ein guter Mensch. Vielleicht hatte ich deshalb so große Angst vor Yujis Antwort auf seine Frage. „Ich - ich liebe ihn...“ flüsterte Yuji dann aber ohne zu zögern und wieder bahnten sich Tränen ihren Weg über seine Wange. „Du liebst ihn?“ Es klang eher wie eine Feststellung als eine Frage und Seiji fuhr sich mit einem düsteren Gesichtsausdruck durch die dunklen Haare. „Du liebst ihn...“ wiederholte er nun deutlich leiser und dennoch klar hörbar für mich. Kurz begegneten sich unsere Blicke. Ich schluckte und desto realer diese Aussage für meinen Verstand wurde, desto mehr verschwamm alles um mich herum. Yuji. Yuji. Yuji... alle meine Gedanken kreisten um dieses unfassbar schöne Gesicht. Das Gesicht meines besten Freundes, dass ich noch zu vor so verzweifelt gesehen hatte. Die Stimme des Dunkelhaarigen erklang wieder, aber ich konnte seine Worte in keinen klaren Kontext bringen. Seine Augen funkelten. Wütend. Verletzt. Aber egal wie verletzt er war.... egal, wie sehr seine Stimme brach, sobald er versuchte einen klaren Satz zu formulieren, konnte ich meinen Blick nicht von dem Jungen neben mir abwenden. Yuji war schon immer der Mittelpunkt meines Lebens gewesen. Seit dem ersten Tag unserer Begegnung. Vermutlich hatte ich ebenfalls mein Herz vor 17 Jahren in Chiba vergeben. Vermutlich - oder ganz bestimmt sogar - hatte ich diesem kleinen Jungen mit den schönen braunen Augen bereits vor 17 Jahren mein Herz geschenkt. Erst als die Tür mit einem leisen Knarren ins Schloss fiel, schien ich aus einer Art Trance zu erwachen und realisierte dass Seiji den Raum verlassen hatte. Yuji zitterte am ganzen Leib und und schluchzte leise, den Blick noch immer gegen Boden gesenkt, vor sich her. Ich hatte schon immer eine Schwäche für die Tränen meines Gegenübers gehabt. Yujis Tränen hatten mich vom ersten Augenblick aus der Bahn geworfen... auch wenn ich mir damals noch nicht wirklich bewusst gewesen bin, warum eigentlich. Ohne meine Handlung zu Ende zu denken, zog ich Yuji wortlos in meine Arme. „Was - was ich - was ich Sei-kun angetan habe...“ Yuji schluchzte in meinen Nacken. „Ich bin so ein furchtbarer Mensch.“ Ich war nicht fähig zu sprechen und empfand jedes Wort, als überflüssig. Natürlich hatte er recht. Was wir ihm angetan haben, war ohne Frage grausam. Aber Yuji war noch lange kein schlechter Mensch deshalb. Wenn überhaupt, war ich es. Weil ich noch immer keinen Funken Reue verspürte. Ganz im Gegenteil... aber dafür andere dunkle Gefühle. Ich war verwirrt. Nicht gegenüber Yuji. Ich wusste seit einer ganzen Weile ganz genau, was ich für den Kleineren empfand. Es waren andere Fragen die mich quälten. War es egoistig, dass ich pures Glück empfand? War es egoistig, dass ich Yuji trotz der Umstände mit jeder Faser meines Körpers spüren wollte? War es egoistig, dass ich so unfassbar glücklich war, dass ich es war der ihn nun in seinen Armen hielt? Vermutlich. Es war egoistig so zu fühlen und vermutlich noch mehr so zu handeln. Aber es gab in diesem Augenblick nicht mehr. „Ken...“ er schob mich schließlich von sich. „Ich - ich muss mich auch bei dir entschuldigen. Es tut mir leid.“ Seine Augen hatten einen unsicheren und fast Furcht erfüllten Ausdruck. „Ich - ich will mich nicht länger verstecken... ich bin heute hergekommen, um dir das zu sagen. Ich liebe dich... habe dich wohl schon immer geliebt.“ er lächelte nun erschöpft. Warum sah es so verdammt erzwungen und gequält aus? „Aber ich - ich brauche Zeit... ich erkenne mich selbst nicht wieder...“ Ein tiefer Schmerz durchzog mein Herz und schoss mich sofort von der rosaroten Wolke auf der ich mich befunden hatte, auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit einem harten Schlag, traf mich die Realität. „Das - das was ich Sei angetan habe... das war furchtbar.“ er presste seine Lippen zusammen und wand den Blick von mir ab. „So ein Mensch wollte ich nie sein...Ich - ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen und mich in die nächste Beziehung stürtzen. Das wäre falsch... und auch dir gegenüber ungerecht.“ „Es ist mir egal!“ schoss es aus mir heraus und ich fixierte ihn. „Yu... bitte tu mir das nicht an. Ich habe dir damals versprochen dein Freund zu sein. Und war ich das nicht all die Jahre? War ich dir nicht immer ein guter Freund gewesen?“ „Der Beste sogar...“ er lachte leise. „Und heute verspreche ich dir, dass ich dich immer lieben werde. Egal was passiert... es ist mir bewusst, was wir getan haben. Ich weiß, dass du das nicht bist... aber das sind wir. Du und ich... es ist passiert, weil WIR es sind. Yuji und Ken... wir beide. Nur deshalb. Lass uns dieses elende Versteckspiel beenden Yu-Chan.“ „Ken...“ ich war nicht bereit ihn gehen zu lassen. Nicht nach all dem, was wir beide erlebt hatten. „Gib uns eine echte Chance...“ Er lächelte traurig - irgendwie gebrochen.... und doch lag da so etwas wie Zuversicht und Hoffnung in den wunderschönen dunklen braunen Seen meines Gegenüber. „Eine Chance...?“ er lächelte schüchtern. „Das bin ich dir wohl schuldig...“ Vielleicht war das nun endlich unsere Chance. Vielleicht könnten wir nun endlich zusammen sein. Ganz ohne das Versteckspiel, all die Lügen und das Wegrennen. Vielleicht konnten wir nun wirklich zusammen sein. „Nein, das bist du UNS schuldig Yu-Chan.“ flüsterte ich und versiegelte seine Lippen mit den meinen. . . . Kapitel 13: Family ------------------ » Yujis View « In den Filmen enden die Romanzen meist mit den beiden Protagonisten glücklich vereint. Aber Ken und ich waren schon immer anders. So kompliziert, wie unsere Liebesgeschichte verlaufen war, gab es natürlich nicht sofort das Happy End. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis zu dem Moment, als wir uns in dem Büro seines Onkels so gegenüberstanden, wie in diesem Augenblick. „Ken...” ich schob ihn von mir. „Ich - ich muss mich auch bei dir entschuldigen. Es tut mir leid.” Ich hatte Angst ihm meine Entscheidung mitzuteilen. „Ich - ich will mich nicht länger verstecken... ich bin heute hergekommen, um dir das zu sagen. Ich liebe dich... habe dich wohl schon immer geliebt.” ich zwang mich zu einem erschöpften Lächeln. Es kam wirklich nur sehr schwer über meine Lippen. „Aber ich - ich brauche Zeit... ich erkenne mich selbst nicht wieder...” Es war grausam zusehen, wie etwas in Kens Augen zerbrach. Wie meine Worte ihn offensichtlich gerade völlig unerwartet trafen. „Das - das was ich Sei angetan habe... das war furchtbar.” ich presste meine Lippen zusammen und musste den Blick von ihm abwenden, ehe ich ihm mit den nächsten Worten endgültig das Herz brechen würde. „So ein Mensch wollte ich nie sein...Ich - ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen und mich in die nächste Beziehung stürtzen. Das wäre falsch... und auch dir gegenüber ungerecht.” „Es ist mir egal!” schoss es aus Ken heraus und seine grünen Augen fixierten mich funkelnd. „Yu... bitte tu mir das nicht an. Ich habe dir damals versprochen dein Freund zu sein. Und war ich das nicht all die Jahre? War ich dir nicht immer ein guter Freund gewesen?” „Der Beste sogar...” ich lachte leise. Das war nicht einfach nur eine Floskel. Das war er wirklich. Er hatte immer zu mir gehalten. Egal was es war. „Und heute verspreche ich dir, dass ich dich immer lieben werde. Egal was passiert... es ist mir bewusst, was wir getan haben. Ich weiß, dass du das nicht bist... aber das sind wir. Du und ich... es ist passiert, weil WIR es sind. Yuji und Ken... wir beide. Nur deshalb. Lass uns dieses elende Versteckspiel beenden Yu-Chan.” „Ken...” der Ausdruck in seinen Augen lies darauf schließen, dass er noch nicht bereit war das - uns - aufzugeben. Das war der selbe Ausdruck, mit dem er sich damals selbst das Gitarre spielen beibrachte. Die selbe Entschlossenheit mit der er beschlossen hatte, einer der bekanntesten Musiker Japans zu werden. „Gib uns eine echte Chance...” „Eine Chance...?” Ich dachte kurz daran, was ich ihm die letzten Jahre alles zugemutet hatte. Wenn jemand eine Chance verdient hätte, dann wohl Ken „Das bin ich dir wohl schuldig...“ „Nein, das bist du UNS schuldig Yu.” flüsterte er und versiegelte meine Lippen mit den seinen. Nach einigen Sekunden schob ich ihn dennoch von mir. „Trotzdem... ich - ich will uns eine Chance geben... aber nicht gleich von 0 auf 100. Lass -” ich senkte den Blick. Hoffte er verstand worauf ich hinaus wollte. „Lass es uns langsam angehen.” „Langsam...?” der Griff um meine Talije wurde fester. „Yu... Wir kennen uns seid 17 Jahren... noch langsamer ist nur der Beat von Shinto.” Ich lachte bei dieser Bemerkung. Shinto war einer der Musiker mit denen Rey in seinem ersten Jahr, nach Gründung des Studios gearbeitet hatte. Bekannt für seine langsamen und endlos langen Liebes Arien. „Du weißt was ich meine...” murmelte ich und hoffte inständig er verstand wirklich, was ich meinte. Wir waren absurd schnell von besten Freunden zu feurigen Liebhabern übergegangen. Ich hatte das Gefühl, dass wir das ganze etwas endschleunigen mussten. Ken musterte mich daraufhin einen sehr langen Moment. Seine Augen schienen nach etwas in meinen zu suchen. Dann lächelte er plötzlich, ehe er einen Kuss auf meine Stirn hauchte. „Mmmmhhh... Würdest du mit mir ausgehen Yu?” Ein breites Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich schlang beide Arme um seinen Nacken. Er hatte es verstanden. ‚‚Sehr gerne Ken-ken.” Was wir beide vollkommen unterschätzt hatten, war Kens Terminkalender und die Tatsache, dass er zwei Tage später, nach unserem ersten offiziellen Date - auf Tour musste. Wir sahen uns also fast neun Wochen lang nicht. Und Gott, fehlte er mir. . . . Die erste Woche erschien mir bereits wie eine Tortour. Ich musste nicht nur in die Uni am Tag seiner Abreise. Nein, zu allem Überfluss war es gleich die erste Vorlesung, die ich mit Seiji und Suri gemeinsam hatte. Ich saß bereits im Vorlesungssaal als die beiden den Raum betraten. Suris fröhliche Stimme konnte ich bis in die letzte Reihe vernehmen. Als sich unsere Blicke begegneten, senkte ich meinen sofort und starrte auf das Buch was ich zur Vorbereitung schonmal geöffnet hatte. Auch wenn ich nun nichts mehr von den Zeilen dadrin wirklich registrierte, war es besser als die beiden anzuschauen. Mein Herz blieb fast stehen, als ich bemerkte, dass sich jemand mir näherte und schließlich beide ihre gewohnten Plätze neben mir einnahmen. ‚‚Guten Morgen Yu!” rief Suri und ich klammerte mich an meinem Buch. ‚‚Warum schaust du so bedrückt?” Suri lehnte sich zu mir rüber, wie sie es immer getan hatte. Ich nahm meinen Mut zusammen und hob den Kopf. Suris Augen, spiegelten Verwirrung wieder. Als ich nach einigen Sekunden noch immer nichts gesagt hatte, wandt sie ihren Kopf, zum Dunkelhaarigen neben ihr. ‚‚Kein Kuss? Ist - ist etwas passiert?” Meine Augen weiteten sich und ich konnte nicht verhindern, wie sie fast sofort zu ihm schossen. Hatte Seiji ihr etwa nichts erzählt? Unsere letzte Begegnung war immerhin bereits zwei Tage her und Suri war seine beste Freundin. Ich wusste, dass er ihr eigentlich so ziemlich alles erzählte. ‚‚Sei??” Suris Stimme klang nun besorgt. ‚‚Was ist los mit euch beiden? Habt ihr immer noch Streit...? Seid nicht so. Ihr liebt euch doch.” Das schien einen Schalter in ihm umzulegen. Er erhob sich mit einer rasenden Geschwindigkeit und donnerte seine Handflächen auf den Tisch. ‚‚Liebe?!” er lachte mit einem düsteren Funkeln in den Augen. ‚‚Der einzige der hier irgendwen liebt, bin ich.” Suri und ich schraken beide zusammen. Sie war die erste, die ihre Sprache wiederfand. ‚‚Uhm...Sei - Seiji... Was ... was ist-” Seiji starrte mich einen langen Moment aus diesen dunklen tief blauen Seen an und ich konnte nicht fassen, dass sie mich vor einigen Tagen noch voller so viel Liebe angeschaut hatten. ‚‚Ich habe genug.” zischte er dann, wandt den Blick ab und griff nach seiner Tasche, ehe er die Treppen hinunter stampfte und auf dem Weg die Tür raus mit seinem Bruder, Professor Niwa, zusammen stieß. ‚‚Ugh... Sei?” Ich sah wie Professor Niwa ihn verblüfft anstarrte. ‚‚Jetzt nicht!” knurrte Seiji aber lediglich und stürmte hinaus. Alle starrten ihm sprachlos hinterher, einschließlich seinem Bruder. Ich hielt die Hand vor Schreck vorm Mund und hatte die Augen weit aufgerissen. Suri sah mich genauso erschrocken an. ‚‚Yu - Yuji...? Was ist los?” ‚‚Ich - ich muss mit ihm reden...” rief ich und lief ihm hinterher. ‚‚Yu!” hörte ich Suri noch rufen, aber war schon am Fuß der Treppen angekommen. Gerade als ich die Tür raus wollte, wurde ich am Arm festgehalten. Ich wandt mich um und sah mich den selben Mitternachtblauen Augen gegenüber, die mich vor wenigen Sekunden voller Wut angefunkelt hatten. ‚‚Was glaubst du, was du da tust?" ‚‚Ich- ich...” Mir ging so vieles in diesem Moment durch den Kopf, aber eigentlich fehlten mir die Worte. ‚‚Du hast genug angerichtet... Setz dich auf deinen verdammten Platz.” zischte Professor Niwa so leise, dass nur ich es hören konnte. ‚‚Ich sehe nach ihm.” Ich wollte protestieren. Ich wollte mit ihm reden. Mich entschuldigen. Aber ich sah ein, dass er vermutlich recht hatte und lies die Schultern sinken. ‚‚Du hast dich entschieden.” sagte er dann etwas sanfter. ‚‚Mach ihm keine neuen Hoffnungen.” Dann sah er zur Klasse. „Sie beschäftigen sich bitte mit Kapitel 23. Ich werde dazu in der nächsten Woche einen kleinen Test machen.” Ich trat zurück an meinen Platz. Suris große noch immer völlig verwirrte Augen auf mir, lies ich mich kraftlos auf meinen Stuhl sinken. „Yu, Wa -.” „Sprich mit Sei... es ist sein Recht, ihm seine Sicht zuerst zu erzählen.” murmelte ich. Suri kräuselte die Augenbrauen. „Du machst mir Angst...” Eine Vibration riss mich aus meinen Gedanken. »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:32 Uhr Von: Ken Guten Morgen mein Engel. Ich vermisse dich... Wo bist du gerade? »»»»»»»»»»»»»»»»»» Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort. Ich hatte von ihm seid seiner Abreise nichts gehört und war erleichtert diese Worte zu lesen. »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:34 Uhr An: Ken Ich vermisse dich viel mehr. Ich bin in der Uni... seid ihr gut in Shanghai angekommen? »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:35 Uhr Von: Ken Ja, sind gut angekommen. Akira ist ziemlich aufgeregt, weil Onkel Rey nicht dabei ist. Aber er wird es schon machen. Erster Soundcheck in zwei Stunden. Uni? Aufregend ;) »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:42 Uhr An: Ken Könnte man so sagen... »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:45 Uhr Von: Ken Ist etwas passiert? »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:47 Uhr An: Ken Seiji. »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:47 Uhr Von: Ken Hat er dir weh getan? »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:51 Uhr An: Ken Mach dir keine Sorgen... war nur etwas viel. »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Empfangen: 09:54 Uhr Von: Ken Du hast keine Ahnung, wie sehr du mir fehlst. Pass auf dich auf. In ein paar Wochen, bin ich wieder da. »»»»»»»»»»»»»»»»»» »»»»»»»»»»»»»»»»»» Gesendet: 09:57 Uhr An: Ken Du fehlst mir auch... Kann es kaum erwarten. »»»»»»»»»»»»»»»»»» Und oh, es war verrückt... Seiji war die nächsten zwei Wochen nicht zu den Vorlesungen gekommen. Suri hatte mich zwei Mal angesprochen, da er nicht mit ihr sprach und ihre Anrufe ignorierte. Sie war sehr besorgt gewesen und selbst ich konnte kaum schlafen. Dr. Niwa beruhigte uns in der dritten Woche. Seiji sei wohl zu ihren Großeltern nach Kyoto gefahren, um einen klaren Kopf zu kriegen. In der fünften Woche von Kens Abwesenheit war Seiji zurück, aber ignorierte mich natürlich vollkommen. Es war okay. Ich hatte kein Recht, auf ein Gespräch. Suri warf mir noch immer fragende Blicke zu - schien hin und hergerissen, zwischen ihrer Loyalität Seiji gegenüber und ihrer Zuneigung gegenüber mir. Ich beschloss diese Situation nicht komplizierter als nötig zu machen und distanzierte mich von ihnen. Ging ihnen soweit wie möglich aus dem Weg. Es war nicht einfach. Schließlich verbrachte ich die letzten zwei Jahre jede Mittagspause oder Vorlesungsfreie Stunde mit den beiden. An einem Freitagnachmittag war ich noch etwas länger geblieben und hatte noch einige Informationen aus einer Vorlesung notiert. Erst, als ich die Treppe herunter stolperte, bemerkte ich, dass ich nicht alleine im Saal war. Seiji stand an der Wand neben der Tür gelehnt und starrte mich aus harten dunkel blauen Augen an. „Wie lange?” fragte er mich. Ich war so überrascht davon, dass er mich überhaupt ansprach, dass ich meine Tasche fallen lies. „Wie lange habt ihr es hinter meinem Rücken getrieben?” „Sei... ich -” mir fehlten die richtigen Worte. Ich verfluchte mich. Endlich hatte ich die Gelegenheit mit ihm zu sprechen und es kam kein vernünftiges Wort über meine Lippen? „Ich muss wissen seid wann... an dem Abend vor deinem Geburtstag, die Art wie du mich angesehen hast...” „Nein! Da war nichts zwischen uns bis - ” Ich biss mir auf die Lippe voller Frust. Er hob eine Augenbraue fragend. „Du glaubst mir vermutlich kein Wort, aber da war nichts zwischen uns, bis - bis die Woche nachdem er aus Shanghai zurück kam.” Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber Seijis Blick wurde etwas weicher. „Du hast zwei Jahre mit mir verbracht, obwohl du ihn liebst?” „Sei...” „Schon gut.” Er lachte frustriert. „Du und Ken huh? Ich - ich hätte es ahnen müssen.” Ich hatte noch nie so viel Mitleid mit jemanden und gleichzeitig so viel Wut auf mein eigenes Verhalten empfunden. „Sei...” Er trat näher. „Ich war in Kyoto, um Abstand zu gewinnen...” er musterte mich mit einem intensivem Blick. „Aber ich liebe dich verdammt nochmal Yu... ich kann an nichts anderes denken, als dein Gesicht... dein Geruch...” Wir starrten uns an. „Ich kann dir das nicht verzeihen.” er hob eine Hand und ich zuckte etwas ängstlich zusammen. Daraufhin kräuselte er seine Augenbrauen. „Hast - hast du Angst vor mir Yu?” Ich zögerte und als ich den verletzten Ausdruck in seinen Augen sah, realisierte ich, wie absurd es eigentlich war. Das war schließlich Seiji. Der Mann mit dem ich die letzten zwei Jahre fast täglich verbracht hatte. Der mir - anders als ich selbst - nie einen Grund gegeben hatte, ihm zu Misstrauen. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Einen Moment schwiegen wir, bis er schließlich erneut die Hand hob und mir einige Strähnen aus dem Gesicht strich. „Wie konntest du mir das antun Yuji? Du hast mir das Herz gebrochen.” Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb und ich biss mir auf die Unterlippe, während heiße Tränen meine Wangen herunterliefen. „Es - es tut mir leid.” Seiji musterte mein Gesicht für eine Weile. Strich mit seinem Daumen die Tränen aus meinem Gesicht. „Das glaube ich dir nicht.” Es war erschreckend, wie ruhig seine Stimme war. „Ich tue dir leid. Aber das was geschehen ist... das tut dir nicht leid. Sonst wärst du mir gefolgt. Du hättest um mich gekämpft. Und der Idiot der ich nun mal bin - wenn es um dich geht - hätte dir vermutlich verziehen.” Mir fehlten jegliche Worte. Da war was Wahres dran. „Hör auf zu weinen. Du weißt ich hasse es, wenn du weinst.” seine Augen waren nun wieder härter und er nahm Abstand zu mir. „Ich liebe dich Yu. So sehr.” er hatte nun ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Ich kann dir nicht verzeihen, was du getan hast. Aber ich akzeptiere deine Gefühle für ihn. Hab es eigentlich schon immer irgendwie geahnt... ich wollte es wohl nicht wahrhaben.” Ein bitteres Lachen entfloh seiner Kehle. „Ich hoffe er macht dich glücklich.” Das waren seine letzten Worte, ehe er mich noch eine Weile anstarrte und schließlich von mir abwandte und den Saal verlies. Ich brach in noch bitteren Tränen aus. Weinte, dass ich ein so gutherzigen Menschen verletzt hatte. Dass ich so dumm und feige war, nicht vorher alles mit ihm klarzustellen und die entsprechenden Schritte einzuleiten. Aber diesen Fehler würde ich nie wieder begehen. . . . Eathan war der erste, den ich sah als sie aus dem Geheimausgang des Flughafens traten. Er grinste mich an, als er meinen hoffnungsvollen Blick sah. „Oh... Er hat den selben Gesichtsausdruck...” murmelte er. Ich war nervös. Onkel Rey hatte mir erst vor zwei Tagen seine Rückreisedaten mitgeteilt und alles arrangiert. Dafür gesorgt, dass ich dort sein konnte. Und es vergingen nicht viele Sekunden, ehe er endlich ebenfalls aus der Tür trat. Er trug eine schwarze Maske, aber seine Augen funkelten, als er mich sah. „Halt das!” hörte ich ihn sagen, ehe er einem jungen Mann einen Koffer in die Hand schob und seine Maske herunter schob. „Fuck! Endlich...” Er lief auf mich zu und noch ehe ich reagieren konnte, hielt er mich in den Armen, bevor er mein Gesicht mit unzähligen Küssen belegte. „Du hast mir so gefehlt.” flüsterte er immer wieder. „Verlegen wir das Ganze auf einen etwas privateren Bereich?” Murmelte Eathan nach einer Weile, als Ken seine Lippen auf die meinen gepresst hatte. „Hier sind keine Paparazzi, aber wir sollten nichts riskieren.” Ken löste sich von mir, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. „Bring uns nach Hause Eathan...” Und in dieser Nacht hatten wir all die Regeln die wir - ich - uns selbst auferlegt hatten, über Bord geworfen. Langsam? Dafür war keine Zeit. »»» FLASHBACK ENDE ««« Und seitdem war es fast wie früher, nur so viel intensiver. Monate waren inzwischen vergangen... Es war schwierig aufgrund seines Terminkalenders, all der Fans und Paparazzi, aber ich war tatsächlich in einer glücklichen Beziehung mit Ken. Es gab Gerüchte was mich betraf. Aber die meisten taten mich als seinen besten Freund ab. Onkel Rey war nicht wirklich bemüht diese Gerüchte in Keim zu ersticken. In den letzten Semesterferien durfte ich ihn sogar auf Tour nach Europa begleiten und ich glaube, ich habe mich wieder völlig neu verliebt. Verliebt, in den Musiker Ken. Versteht mich nicht falsch. Ich war schon immer ein Fan seiner Musik. Noch weit bevor er berühmt wurde. Er war schließlich schon immer so unfassbar talentiert. Aber ihn auf der Bühne vor hundert Tausenden von Menschen performen zu sehen... der Ausdruck in seinem Gesicht... die Leidenschaft mit der er sang... es bescherte mir immer wieder eine Gänsehaut. Aber so sehr ich seine Performances genoss, gab es nichts besseres, als die Zeit die wir fernab seiner Fans oder neugieriger Paparazzi miteinander verbringen konnten. Diese Momenten waren selten, da Ken inzwischen vermutlich der erfolgreichste Musiker Japans war und sogar seine Europa Konzerte ausverkauft waren. Aber er versuchte sich mindestens einmal im Monat ein Wochenende für uns frei zu nehmen. Nichts besonderes denkt ihr? Für einen Workaholic wie ihn schon... Und dies war einer dieser Wochenenden. Wir hatten gemeinsam mit Liam und Oji-san beschlossen, nach Chiba zu reisen, um unsere Familien zu besuchen. In erster Linie wollten Ken und ich die beiden unterstützen. Sie hatten immerhin sehr große Pläne. Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb und dabei betraf es mich nicht mal so richtig. Onkel Reys Nervosität war einfach verdammt ansteckend. Ich hatte ihn noch nie so unruhig gesehen. „Entspann dich.” erhob Ken die Stimme, nachdem wir unsere Koffer erhalten hatten. Es war ein Privatjet gewesen und so hatten wir unser Gepäck direkt erhalten, um eine Hysterie an der Gepäckausgabe zu vermeiden. Rey verdrehte die Augen. „Du hast leicht reden... Yujis Eltern lieben dich, seid du ungefähr fünf warst.” Eathan - führte uns zu einem Geheimausgang. Dort angekommen, wartete bereits eine schwarze Limousine. Wir waren nicht überrascht, als Kens Vater plötzlich vor uns stand. Er lächelte kaum merklich und umarmte mich herzlich. „Yu... dein Vater hatte erwähnt, dass du ebenfalls nach Hause kommst.” Er musterte mich. „Tokio scheint dir gut zu tun...” Ich errötete und lächelte ihn an. Onkel Ryo war mir gegenüber immer sehr freundlich gesinnt gewesen. „Junge.” Ryo nickte Ken zu und natürlich fielen seine Augen sofort auf die feinen schwarzen Linien an Kens Handgelenk. „Du hast jetzt auch noch ein Tattoo?” Für Außenstehende wäre es merkwürdig, aber für Ken war es absolut normal. Sein Vater schien ihm einfach keine physische Liebe zeigen zu können. Stattdessen musste er immer erst Defizite aufführen. „Oji - san... Ken-Ken ist zum erfolgreichsten Artist Asiens gewählt wurden...” warf ich lächelnd ein und trat voller Stolz an seine Seite. „Hmm...” der ältere lächelte verhalten und seine grünen Augen musterten den Musiker. „Wer hätte gedacht, dass du dich tatsächlich damit ernähren kannst.” Er klopfte ihm auf die Schulter. Ken verdrehte die Augen. „Es ist auch schön dich wiederzusehen Vater...” Ryos Augen flackerten unsicher, als sie auf Liam fielen. „Dieses Gesicht ist neu.” sagte er emotionslos. „Hallo. Mein Name ist Liam Chen.” der Halb-Chinese lächelte und verbeugte sich etwas. Oji-san sah ihn einen Moment an. Nickte dann und reichte ihm seine Hand. „Ryo Sagai.” Er musterte ihn noch eine Weile, ehe er auf die Limousine deutete. „Deine Mutter kann es kaum erwarten dich zu sehen." Dass er Rey nicht mal angesehen hatte, war schmerzhaft mit anzusehen. Liam warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. Nathan griff nach dem Gepäck und wir fuhren mit der Limousine in unsere alte Nachbarschaft. Kens Vater war der oberste Richter in Chiba und ihm gehörte eine der angesehensten Kanzleien des Landes. Jene Kanzlei von der er sich gewünscht hätte, dass Ken sie mal übernehmen würde. Die Fahrt verlief sehr schweigsam und erst als das Fahrzeug wieder zum Halten kam, erhob Ryo das Wort. ‚‚Meg, wir haben einen weiteren Gast. Kannst du ein zusätzliches Gästezimmer vorbereiten?” ‚‚Nicht - nicht nötig. Macht euch keine Umstände. Liam kann - " sagte Rey hastig, wollte seinem Bruder keine Umstände machen. Ryo sah ihn an. ‚‚Mach dich nicht lächerlich Rey... wo soll er sonst schlafen?" zischte er harsch. Rey öffnete den Mund um zu protestieren, als er und Liam aber kurzen Blickkontakt hatten, schloss er selbigen und senkte seinen Kopf. Kens Vater war schon immer sehr hart zu Rey. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, das diesmal sogar etwas Wut in seinem Verhalten mitschwang. ‚‚Dachte ich es mir..." er schritt Richtung Eingang des Hauses und richtete sich dann an einen Mann im mittleren Alter in einem dunklen Anzug. ‚‚Kaito! Hilf ihnen bitte mit ihrem Gepäck." Er nickte und schritt eilig Richtung Limousine, um Nathan mit dem Gepäck zu helfen. ‚‚Wow... er ist ein noch größeres Ar-" ‚‚Ken!" zischte ich leise, als ich ahnte was er mir ins Ohr flüstern wollte. Liam legte eine Hand auf Reys Schulter und drückte sie zärtlich, ehe wir ins Haus traten. ‚‚Ken, Rey ihr kennt eure Zimmer... Yuji - " ‚‚Schläft bei mir!" rief Ken sofort und nahm meine Hand in seine. Ryo hob eine Augenbraue aber schmunzelte dann lediglich. ‚‚Natürlich tut er das...wie immer.” Ich sah ihn mit heißen Wangen an. ‚‚Ich wollte nur kurz nach Hause und meine Eltern begrüßen." ‚‚Nicht nötig. Wir haben sie bereits zum Abendessen eingeladen." sagte Ryo lächelnd! Und sein Kopf wanderte zur massiven Treppe in der Eingangshalle. Eine wunderschöne Frau mit dunkel braunen Locken kam herunter. Kens Mutter war schon immer eine der elegantesten Frauen, die ich jemals gesehen habe. Sie lief auf ihren Sohn zu und zog ihn in eine warme Umarmung. „Baby!” Während Kens Vater der Inbegriff einer Eisskulptur war, war seine Mutter der Inbegriff eines warmen Sommertags. Sie war in meinen Augen nicht nur die schönste Frau in ganz Japan. Sie war sanft, liebevoll und gütig. „Mein Junge...” Sie küsste ihn immer wieder. „Sieh dich an... so erwachsen.” Ken grinste. „Mutter... Hör bitte auf.” Sie grinste ebenfalls und ihre dunklen Augen fielen auf mich. „Oh... und Yu... mein kleiner Engel. Du wirst hübscher von Tag zu Tag. Wer könnte Kens Herz jemals erobern, solange du unter dieser Sonne atmest?” Ich versuchte mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Wenn sie wüsste... „Liebling...” ihr Blick wurde noch weicher wenn möglich, als sie Oji-san sah. Sie fiel ihm sofort in die Arme. „Du hast versprochen dich zu melden und doch habe ich monatelang nichts von dir gehört.” Er erwiderte die Geste sofort und brach in Tränen aus.„Verzeih Nii-Chan... bitte verzeih.” „Schon gut...” sie küsste seine Stirn. „Hauptsache du bist jetzt hier. Zu Hause.” sie strich ihm die Tränen aus dem Gesicht. Es war verrückt, dass Kari - Kens Mutter - Onkel Rey so sehr liebte, während Kens Vater ihn kaum anschauen konnte. „Und wer ist das?” Ihr Blick fiel auf Liam. Er lächelte sie an und reichte ihr eine Hand. „Das - das ist Liam.” stammelte Rey und ich glaube ich hatte ihn noch nie so nervös gesehen. „Wow...” sie musterte ihn und lächelte schließlich freundlich. „Willkommen Liam. Ich bin Kari.” „Danke.” Er lächelte. „Euer zu Hause ist atemberaubend.” „Danke.” Sie starrte ihn noch einen Moment an, ehe sie in die Hände klatschte. „Na kommt... ihr müsst hungrig sein. Ihr könnt euch frisch machen und danach können wir gemeinsam essen. Wie klingt das?” Wir nickten alle und Kaito brachte gemeinsam mit Eathan das Gepäck ins Haus. „Verrätst du mir später, wer er wirklich ist?” hörte ich Kari Onkel Rey zuflüsternd und ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht für meine Ohren bestimmt war. . . . Beim Abendessen tat sich die Hölle unter uns allen auf. Es hatte zunächst vollkommen unschuldig begonnen. Meine Eltern waren kurz nach uns gekommen. Mutter war in Tränen ausgebrochen und hatte auch Ken unfassbar oft geküsst. Alles gut. Das war normal. Sie liebte Ken. Der erste Hinweis, dass dieser Abend nicht so enden würde wie erhofft, war als wir am Tisch Platz nahmen. Onkel Rey deutete Liam an, sich neben ihn zu setzen. „Er sitzt hier!” Ryo deutete auf den Stuhl zu seiner rechten. Kari starrte ihn an. „Liebling, er ist Reys Gast sie - ” „Ich sagte, er sitzt hier.” Ryo sah Onkel Rey nicht mal an. Seine Augen lagen auf Liam. Herausfordernd. Er drückte kurz Reys Hand, ehe er auf dem freien Stuhl gegenüber von Kari Platz nahm. Meine Eltern saßen nun zwischen ihm und Onkel Rey. Ken ballte seine Hände zu Fäusten und wenn Blicke töten könnten, wäre sein Vater in diesem Moment vermutlich Tod umgefallen. Ken saß neben seiner Mutter und zu meiner rechten. Meine Eltern saßen uns gegenüber. „Also Liam, bist du auch in...” Ryo zögerte. „In dieser Branche?” Liam sah ihn einen Moment an. „Ich bin leider kein Künstler. Das kreativste was ich jemals gemacht habe, war ein Nudelbild in der dritten Klasse.” Kari und meine Mutter lachten. Sie waren offensichtlich hin und weg von ihm, obwohl er noch nicht wirklich viel von sich erzählt hatte. „Ich bin Arzt.” „Oh! Gutaussehend und ein Doktor.” Kari sah ihn lächelnd an und ihre Augen wanderten zu Oji-Rey. Sie tauschten einen Blick in dem sehr viel lag, aber ich konnte es nicht wirklich interpretieren. Ryo hob eine Augenbraue anerkennend. Seine grünen Augen musterten Liam. „Arzt?” „Ich habe eine Praxis in Tokio.” „Er ist der bekannteste Kinderarzt Japans. Ihr könnt euch nicht vorstellen wieviele - ” „Dich habe ich nicht gefragt.” Zischte Ryo ohne seinen Bruder anzusehen. Rey verstummte sofort und sank in seinem Stuhl zurück. Liam kräuselte irritiert die Augenbrauen. „Respekt. Ich habe mich damals für Jura entschieden... aber Medizin war in der engeren Wahl.” er lächelte. „Und woher kennst du meinen Sohn?” Er fragte nicht mal nach Rey. Liam starrte ihn an. Ich konnte sehen, wie irritiert er von ihm war. „Wir haben gemeinsame Freunde.” Ryo starrte ihn noch einen Moment an, ehe er nickte und schließlich mich ansah. „Ihr müsst gute Freunde geworden sein, wenn er dich hier her bringt.” Es war irritierend wie lange er mich anstarrte. „Vater...” Ich spürte, dass Ken langsam wütend wurde. Ich legte eine Hand auf seinen Arm. „Nicht...” flüsterte ich. „Yu... es muss ermüdend sein, ständig auf Ken aufzupassen.” Ryo sah mich aus tief grünen Smaragden an. Ken, verdrehte die Augen. Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Unsinn... außerdem kümmert sich Oji Rey um alles.” „Du sprichst, als hätte ER einen Anteil an seinem Erfolg.” Ken lies seine Gabel fallen und ich sah aus den Augenwinkeln, wie Liam inne hielt. Ich war perplex. Wie konnte er das in Frage stellen. „Na - Natürlich. Er -” „Ich bin überrascht. Als er nach Tokio ging, war ich mir ziemlich sicher, dass er eines Tages seinen Körper verkaufen muss, um zu überleben.” Und das waren die Worte die das Fass zum überlaufen brachten. Ich konnte nicht mal so schnell reagieren, wie Ken aufgesprungen war und auf seinen Vater zu lief. Liam hatte zum Glück wirklich gute Instinkte und hielt ihn gerade rechtzeitig zurück. „Wie kannst du es wagen, so über ihn zu sprechen?! Ich habe ihm alles zu verdanken! DU hast nichts für uns getan... Er ist derjenige der immer für mich da ist. Sprich noch einmal so über ihn und ich bringe dich um!” „Ken!” Rey war ebenfalls aufgesprungen. „Das ist dein Vater.” „Na und?! Das gibt ihm kein Recht dich so zu behandeln...!” „Ken...” Auch Kari war aufgestanden und legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen. „Was?! Ihr tut alle so, als würdet ihr nicht sehen und hören, wie er Oji-san behandelt... Ich habe genug davon!” Er trat zurück. Seine Augen funkelten noch immer. „Er ist dein Bruder! Hast du kein verdammtes Herz?” Ryo sah ihn aus emotionslosen Augen an. Ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. „Was mache ich hier überhaupt?” Ken griff nach dem Weinglas was an seinem Platz gestanden hatte, leerte es mit einem Zug und starrte mich an. Er musste nichts sagen. Ich erhob mich sofort und er nahm meine Hand in sein. „Yuji!” rief mein Vater verärgert, als wir Anstalten machten, den Raum zu verlassen. Aber es war mir egal. Ken hatte recht. Sein Vater verhielt sich Onkel Rey gegenüber wie ein Monster. Schon immer. Erst als wir in seinem alten Zimmer waren, lies er meine Hand los. Er schlug die Tür zu und seine Faust landete fast sofort darin. Ich schrak zusammen. Ken war temperamentvoll, aber nie aggressiv. Er fuhr sich durch die Haare. „Ich soll ein verdammtes Steak essen und zuhören, wie er denjenigen beleidigt, dem ich alles - wirklich alles - verdanke? Auf keinen verdammten Fall!” „Ken...” „Und er sitzt da und sagt nichts... er verteidigt sich nicht mal. Was stimmt mit denen nicht?” „Ken.” Er sah mich endlich an und es brach mir das Herz, all den Schmerz und die Wut in seinen Augen zu sehen. Ich nahm ihn in den Arm und er schlang seine Hände sofort um meine Talje. „Er hat das nicht verdient verdammt...” Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Also tat ich das, was ihn schon immer beruhigte. Ich war ihm nahe - küsste ihn und er küsste mich zurück. Frustriert. Verzweifelt. Und ehe ich mich versah, lagen wir auf dem Bett und er zupfte an meinem Hemd. „Aus... Zieh das aus!” „Fuck!” durchbrach plötzlich eine Stimme den Raum und wir sahen beide in Panik zur Tür. Wir hatten nicht abgeschlossen - dumm. Wirklich dumm! Onkel Rey starrte uns entsetzt an. „Was wenn nicht ich, sondern dein Vater oder Yus Eltern reingekommen wären?” fauchte er. Ich schob mein Hemd herunter und richtete mich auf. „Ist mir inzwischen egal.” knurrte Ken und nahm an der Bettkante Platz. „Wir sollten reden.” „Oh... jetzt willst du reden?” Ken stand auf. „Warum hast du nicht geredet, als er dich vor uns allen beleidigt hat?” „Es ist kompliziert.” er seufzte. „Klär mich auf.” Onkel Rey fuhr sich durchs Haar. „Er ist mein großer Bruder...” „Und genau das, verstehe ich nicht!” Ken kräuselte die Augenbrauen. „Er ist dein Bruder. Aber er behandelt dich wie einen Fremden.” Onkel Rey seufzte und nahm schließlich auf einem Stuhl an Kens ehemaligen Schreibtisch Platz. „Es wird wohl Zeit, dass ich dir etwas erzähle.”er fuhr sich durchs Haar und ihm war anzusehen, dass er etwas nervös war. „Dein Vater hat meinetwegen seinen besten Freund verloren... Yaten Koshiwari. Yaten stammte aus einer ähnlich wohlhabenden Familie wie unsere Eltern. Er und Ryo haben sich noch bevor ich geboren wurde, in der Mittelstufe kennengelernt und waren seitdem sehr enge Freunde. Er studierte mit ihm Jura und war sogar Trauzeuge als Nii-Chan und Ryo geheiratet haben. Sie waren unzertrennlich und er verbrachte alle Familienfeste bei uns, da seine Familie nicht wirklich viel Interesse an ihm hatte und sein Vater ein gewalttätiger Alkoholiker war. Ich sah immer einen freundlichen und lustigen Onkel in ihm. Er brachte mir Geschenke mit und manchmal spielte er mit mir, obwohl Ryo genervt war. Mit 9 wurde ich das erste Mal etwas stutzig. Wir hatten eine Barbecue Party bei uns und ich hatte mich mit Saft vollgeschüttet. Yaten bot an, mir beim sauber machen zu helfen. Ryo war vermutlich froh, nicht selbst gehen zu müssen. Als wir in meinem Zimmer waren, stand er da und starrte mich an, während ich mich umzog. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Aber irgendwann stand er plötzlich direkt hinter mir und ich - ich kann mich noch genau erinnern, wie dunkel seine Augen waren im Spiegelbild. Er legte seine Hände auf meine Schulter und ich zuckte zusammen. »Weißt du eigentlich wie schön du bist Rey? Du und dein Bruder seid euch verdammt ähnlich.« Damals war ich stolz, dass er mich mit Ryo verglich. Ich meine, er war schließlich mein großer Bruder. Schon erwachsen und sogar verheiratet. Ich hatte gelacht, woraufhin er eine Hand um mein Gesicht legte und einen Daumen in meinen Mund schob. Ich war so perplex... ich wusste nicht was vorsich ging. Doch ehe er etwas sagen konnte, kam Nii-Chan herein. Er hatte den Rücken zur Tür gerichtet, somit hatte sie nicht gesehen, was er getan hatte, aber war trotzdem irritiert, dass er so dicht vor mir stand. »Alles in Ordnung?« »Alles in Ordnung.« hatte Yaten damals gelacht und war von mir weg getreten. Das nächste Mal, als ich sicher war, dass etwas nicht mit ihm stimmte, war an Ryos 30. Geburtstag. Ich war gerade 11. Ryo hatte mich gebeten mehr Wein aus dem Keller zu holen und als ich gerade den Weinkeller verlassen wollte, stand er vor mir. »Hast du schon mal Wein probiert Sweetheart?« Ich weiß noch wie ich den Kopf geschüttelt habe und mich gleichzeitig gefragt habe, warum er mir gefolgt war. »Du wirst immer schöner Rey.« Sein Blick... ich werde nie vergessen wie er mich ansah. »Ausziehen.« waren seine letzten Worte, bevor er die Tür zum Weinkeller schloss.” Onkel Rey schloss die Augen und atmete tief durch. Er schien mit sich zu hadern. „Er - Er hat mich -” er stockte. „Nach diesem Tag war nichts mehr wie vorher... ich hatte panische Angst vor ihm.” Ken starrte ihn entsetzt an. „Er - hat er -?” Rey konnte uns nicht mal in die Augen schauen. „Drei Jahre lang... es war Zufall, dass dein Vater - Gott... er ist durchgedreht. Er hat ihn bewusstlos geschlagen. Damals war ich 14... ich - ich wollte das alles nicht... Aber Ryo - er er konnte mich seitdem nicht mal mehr ansehen.” Tränen rannen Reys Gesicht herunter. Mir wurde schlecht bei der Vorstellung, was er erlebt hatte. Ken zitterte und ich konnte sehen, wie schwer es Rey fiel uns das alles zu erzählen. Ich fiel ihm sofort in die Arme. Weinte nun ebenfalls bitterlich. „Kein Grund für Tränen... er hat keine weiteren Tränen mehr verdient.” flüsterte Rey leise und strich mir über den Rücken. Er sollte nicht derjenige sein, der mich tröstet. Ich sollte ihn trösten. „Rey...” Wir hoben alle drei den Kopf und als wir uns tief grünen Smaragden gegenüber sahen, schien die Zeit still zu stehen. Mein Herz rutschte mir in die Hose. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)