(A)I complicate von Naoi-chan ================================================================================ Kapitel 3: Something new in something old ----------------------------------------- » Yujis View « " Du - du... liebst mich... ? " Mein Herzschlag setzte für eine gefühlte Ewigkeit aus und mir stockte der Atem. Ich war mit dem dunkelhaarigen vor mir aufgewachsen. Wir hatten fast unser ganzes Leben miteinander verbracht und er war immer wie ein Bruder für mich gewesen. Er hatte mich beschützt, motiviert und so viele Male zum Lachen gebracht, dass es sinnlos gewesen wäre, die genaue Anzahl zu zählen. Er war mir wichtig und Teil meiner Familie, weshalb es mir das Herz zerriss ihn so aufgelöst zu sehen. Ken zitterte am ganzen Körper und hatte die Augen fest zusammen gekniffen. Einzelne Tränen rannen seine geröteten Wangen hinab, während er scheinbar aussichtslos gegen weitere ankämpfte. Instinktiv griff ich nach seinem Ärmel und wollte ihn in meine Arme ziehen, da stockte er und warf mir einen kurzen und gleichzeitig auch so unfassbar ängstlichen Blick zu. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so viel Furcht und Hoffnung in seinen grünen Smaragden gesehen zu haben. Und das nur meinetwegen? Ich erstarrte plötzlich zur Eisstatue und war mir nicht mehr sicher was ich tun sollte. Ken liebte mich? Was sollte ich dazu sagen? Sollte ich mich überhaupt dazu äußern? Oder ihn überhaupt umarmen? " Schon gut... Ich verzichte auf dein Mitleid. " flüsterte er mit brüchiger Stimme und entriss mir seinen Arm, ehe er plötzlich los rannte. " Ken, warte! " rief ich und brauchte einen Moment um zu realisieren, was gerade geschah. Hastig folgte ich ihm schließlich, sah aber nur noch Liam aus der Wohnungstür stürmen. Ich wollte Ihnen nach - irgendetwas tun, damit es ihm besser ging ... damit es mir besser ging - wurde aber im letzten Moment am Handgelenk erfasst. Seiji sah mich aus ernsten dunklen Augen an. " Warte Yu..." " Lass mich los! " ich versuchte ihn abzuschütteln, aber der Griff meines Freundes wurde nur noch fester. Er zog mich an sich. " Yuji! " zischte er. " Gib ihm Zeit. " " Zeit... ? " ich hielt inne und starrte meinen Gegenüber fassungslos an. Zeit, war so ein verfluchter Umstand... Warum sprachen nur immer wieder alle davon, dass sie Zeit brauchten? " Ja, Zeit... " sagte er ruhig. Ich war so furchtbar durcheinander und konnte keinen klaren Gedanken fassen. " Du... du hast es gewusst...? " flüsterte ich und fuhr mir mit zitternden Händen durch die Haare. Seiji starrte mich einen Augenblick an, ehe er nickte und seine Arme fester um mich schlang. " Ich wollte mich nicht einmischen. " Mein Blick ging zu Boden. War all das real? " Ich weiß es eigentlich, seit unserem ersten Aufeinander treffen. " " Was?! " ich fuhr erschrocken zurück. " So lange ...? So lange fühlt er schon so? " Hieß es... als er damals nach Tokio gekommen war, liebte er mich bereits? Ich dachte an den Moment, als ich ihm gesagt hatte, dass ich Seiji liebe. Hatte er damals deshalb so merkwürdig reagiert? All das war doch verrückt... und ergab doch plötzlich so viel Sinn. " Yuji... Ken liebt dich vermutlich schon sein ganzes Leben. " er hielt einen Monent inne und musterte mich wieder so merkwürdig. " Wie fühlst du? " Wie ich fühlte? Ken war mein bester Freund... Er war mein Vertrauter. Ein Leben ohne ihn, war unmöglich. " Liebst.. Liebst du ihn? " Seijis dunkle Augen hatten einen unsicheren Ausdruck. Ken war schon immer ein Teil meines Lebens gewesen... " Was redest du?! " zischte ich und stieß ihn von mir. " Er ist mein bester Freund." Seijis Augen weiteten sich einen Moment überrascht. Er schien kurz zu zögern, ehe er mich wieder an sich zog. " Das ist keine Antwort Yu... " vorsichtig strich er mir einige Haare aus dem Gesicht. " Liebst du ihn? " " Er ist mein bester Freund ..." wiederholte ich und kniff die Augen zusammen. Seiji war meine große Liebe... ich hatte noch nie zuvor so für einen Menschen empfunden. Aber Ken...? Wenn ich ehrlich war, war Ken eine ganz andere Liga... Er war alles für mich. Vertrauter, Freund, Bruder ... Seelenverwandter. " Er ist mein bester Freund... " flüsterte ich wieder und spürte wie meine Beine langsam nachgaben. Ich hatte daran nie gezweifelt, mich nie tiefer mit meinen Gefühlen zu ihm auseinander gesetzt, aber er war mein bester Freund. Ein trauriges Lächeln zierte Seijis Lippen, während er mich in seine Arme hob. " Ich weiß... " er küsste meine Stirn. Ich hatte plötzlich das Gefühl in einen düsteren Strudel zu geraten. Unzählige Situationen, die nun einen ganz anderen Beigeschmack hatten, spielten sich vor meinem geistigen Auge ab. Momente in denen mich Ken plötzlich von sich gestoßen hatte, nachdem ich ihn ohne Vorwarnung umarmt hatte. Momente in denen er mich ignoriert hatte, wenn ich Seijis Namen auch nur wagte in den Mund zu nehmen. Momente in denen ich geglaubt hatte, er würde mich hassen. Wie hatte ich so blind sein können? Wie hatte ich so verdammt egoistig sein können? Seiji trug mich in mein Zimmer. " Ich weiß... " flüsterte er immer wieder, während er mich in die Kissen sinken lies. " Er ist dein bester Freund... Aber liebst du ihn? " Ein Schauer lief mir über den Rücken. Aber ich war nicht fähig ihm zu antworten oder überhaupt in die Augen zu schauen. Ich biss mir auf die Lippen und wand Seiji meinen Rücken zu. Warum konnte ich ihm darauf keine Antwort geben? " Schon gut... " vernahm ich seine dunkle Stimme und er legte die Decke über mich. " Ich denke, ich kenne die Antwort. " Er kannte die Antwort? Ich traute mich nicht irgendetwas dazu zu erwiedern und auch über seine Lippen kam kein weiteres Wort. Wir schwiegen und ich spürte wie er sich an mich drückte. Er kannte die Antwort. Natürlich... . . . Warme Sonnenstrahlen kitzelten meine Lieder und ich blinzelte müde einem strahlenden Tag entgegen. Kaum hatte ich mich an die Helligkeit gewöhnt, bemerkte ich die schlafende Gestalt neben mir. Seijis Gesichtszüge waren so weich und er wirkte fast zerbrechlich wenn er so da lag. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich konnte nicht widerstehen ihm einige wirre, dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. Daraufhin seufzte er leise und blinzelte mich aus verschlafenen, dunklen, blauen Seen an. Einen Moment schien er verwirrt. " Happy Birthday..." murmelte er aber dann lächelnd und zog mich in seine Arme. Ah. Richtig. Heute war mein 21. Geburtstag. Er hauchte einen Kuss auf meine Lippen. " Wie hast du geschlafen? " Ich kuschelte mich an ihn und bemerkte, dass Seiji noch seine Kleidung vom Vortag trug. " Gut... " log ich und versuchte die immernoch sehr präsenten Alpträume zu verdrängen. Der Gedanke meinen besten Freund vielleicht zu verlieren, war unerträglich. Ich fühlte mich fast so wie damals, als ich geglaubt hatte, Ken würde mich hassen... Fast schlimmer, da ich das Gefühl hatte selbst als Freund versagt zu haben. " Unfassbar wie schön du bist... " der dunkelhaarige warf mich auf den Rücken und schob sich zwischen meine Beine. Ich wusste was er wollte... aber ich war noch weniger bereit als jemals zuvor. Seiji und ich waren seit fast zwei Jahren zusammen. Er war mein erster Freund und der erste Mann, den ich je geküsst oder überhaupt berrührt hatte. Ich hatte mich bisher nicht getraut weiter zu gehen. Suri hatte sich irgendwann mal zum Ziel gemacht, uns über unsere - wie hatte sie es bezeichnet? Richtig. Unsere " Möglichkeiten " aufzuklären. Ihre Ausführungen hatten mich aber noch mehr verunsichert als alles andere. Ich konnte einfach nicht. Es hatte mich fast ein Jahr gekostet, überhaupt zuzulassen, dass er meine Erregung in den Mund nahm. Nach weiteren sechs Wochen, war ich dann auch endlich soweit gewesen, ihm diesen Gefallen zu erwiedern. Aber weiter... Nein, das konnte ich wirklich noch nicht. " Yuji... " seine Stimme war rau und tief. Es bescheerte mir immer eine Gänsehaut, wenn ich ihn so hörte. Seiji löste ohne Zweifel Gefühle in mir aus, die ich so noch nie verspürt hatte. Aber ich wusste auch nach all der Zeit nicht immer, wie ich damit umgehen sollte. Ich konnte seine Erregung deutlich spüren und wurde nervös. " Keine Sorge... " er küsste mich zärtlich, ehe ein Grinsen sein Gesicht zierte und ergriff wieder Besitz von meinen Lippen. " Heute ist dein Tag... Bleib wo du bist. " er küsste mich wieder, ehe er sich erhob und kurz streckte. " Was für ein schöner Tag... " murmelte er vor sich hin und verlies lächelnd mein Zimmer. Kaum war ich alleine, schweiften meine Gedanken zum gestrigen Tag und Ken. " Er liebt mich... " ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Es war verwirrend... Ken war so viele Jahre der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen. Als ich realisiert hatte, dass mich Jungs mehr interessierten als Mädchen hatte ich ihm kaum in die Augen sehen können. Hatte befürchtet, er würde es sofort merken und mich ablehnen.... vielleicht sogar hassen. So viele Jahre hatte ich mich davor gefürchtet, dass er mich hassen könnte, wenn er erfahren sollte, dass ich schwul war. Ich hatte nie, auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass er ebenfalls anders fühlen könnte. Dass er schwul oder gar in mich verliebt war... es war so surreal. Es war ein grausamer Gedanke, wenn ich daran dachte, wie viele Male ich Ken mit meinem Gefühlschaos rund um Seiji belästigt hatte. Wie furchtbar er gelitten haben musste. Und er hatte kein Wort gesagt. Eine leise Vibration richtete meine Aufmerksamkeit auf meinen Nachttisch. Ich griff nach dem kleinen Mobiltelefon. >>>> Empfangen: 00:03 Uhr Von: Ken Happy Birthday Yuji. Tut mir leid, dass ich den Abend vermasselt habe. Ich hoffe du hast einen fantastischen Tag. >>>>> Mein Herz schlug wahnsinnig schnell, als mein Blick immer wieder über die kurzen Zeilen glitt. Er hatte die Nachricht bereits heute Nacht geschickt. Ich grübelte einen Moment was ich antworten sollte. Ich hatte mich so gefreut mit Ken in meinen Geburtstag zu feiern und den Tag mit ihm und Seiji zu verbringen. War es egoistig ihn trotz allem sehen zu wollen? War es egoistig ihn trotz allem in meiner Nähe haben zu wollen? Vielleicht war all das ja auch nur eine Phase? Wenn er wirklich glaubte mich schon immer zu lieben , verwechselte er doch vielleicht Freundschaft und Liebe? Der Gedanke lies mich so etwas wie Hoffnung verspüren. " Frühstück! " mit einem fröhlichen Lächeln trat Seiji wieder in mein Zimmer. Er hielt ein Tablett in der Hand und stellte es vor mir ab. " Alles in Ordnung? " seine dunklen Augenbrauen kräuselten sich, als er den wohl nachdenklichen Ausdruck in meinem Gesicht wahrnahm. " Ehm... Ja... ja sicher. " ich richtete mich auf und fuhr mir, mit einem erzwungenem Lächeln, durch die Haare. Sein Blick glitt aus dem Fenster, während er sich an meine Bettkante setzte. " Ist es wegen ihm? " Ich griff nach der dampfenden Tasse - vermutlich war es ein grüner Tee - und nippte daran. Musste ich wirklich darauf antworten? " Möchtest du darüber reden? " Ich starrte auf das Tablett. Seiji hatte dort alles zusammengestellt was ich am Liebsten mochte zum Frühstück. Sogar einen frisch gepressten Orangensaft. Dieser Mann tat alles für mich... warum hatte ich also plötzlich das Gefühl, das alles in Frage stellen zu müssen? "... Vielleicht - vielleicht verwechselt er ja Liebe mit Freundschaft... " Einen Moment schwieg Seiji. " Ich habe es dir nie erzählt... " begang er aber dann leise. " Weißt du noch als wir damals im Kino waren mit Suri, Ken und Yaten? " Ich nickte. Das war der Abend an dem ich Ken meine Gefühle für Seiji gestanden hatte. Das war auch der Abend, an dem ich glaubte, Ken würde mich hassen... " Am nächsten Tag habe ich mich mit Ken getroffen... ich hatte irgendwie eine Ahnung, dass er in dich verliebt ist und wollte geklärte Fronten... " er holte kurz Luft. " Auf die Frage ob er dich liebt, hat er mir nie eine Antwort gegeben... " Unsere Blicke trafen sich und ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen. " Aber ich wusste seit unserer ersten Begegnung, dass er dich liebt Yuji. Die Art wie er dich ansieht, ist nicht die Art wie man seinen besten Freund ansieht... " " Die Art... wie er mich ansieht...? " Seiji nickte und fuhr sich seufzend durchs Gesicht. " Ich liebe dich Yu... aber manchmal... manchmal siehst du ihn auch so an... mit diesem Blick. " " Unsinn! " rief ich, als ich seine Worte begriff. Wollte er etwa behaupten, dass ich Ken liebte? Dass ich in ihn verliebt war? " Ich liebe dich... Ken ist mein bester Freund! Das ist etwas ganz anderes... " Er lachte leise und strich mir über die Wange. " Okay... solange du nicht der jenige bist, der Freundschaft mit Liebe verwechselt, ist alles in Ordnung. " er griff nach etwas Obst vom Tablett und schob es sich in den Mund. Einen Moment schwiegen wir, während ich an meinem Tee nippte und immer wieder seine Worte Revue passieren lies. » Solange du nicht der jenige bist, der Freundschaft und Liebe verwechselt... « " Ich muss nachher kurz weg, aber treffen wir uns um 12 Uhr am Bahnhof? Ich habe eine Überraschung für dich... " " Okay... " ich nickte und kam nicht drumherum eine gewisse Enttäuschung zu verspüren. Es war mein Geburtstag und ich hatte weder von meinen Eltern, noch von sonst wem etwas gehört. Von keinem außer Ken. Hatten mich denn alle vergessen? Und jetzt lies Seiji mich auch noch alleine? . . . Nach dem Frühstück hatte Seiji die Wohnung wie angekündigt verlassen. Ich hatte ein langes Bad genommen und versucht nicht an Ken zu denken. Was mir schwerer fiel als gedacht, zumal ich ihm eigentlich unbedingt auf seine Nachricht antworten wollte. Aber was hätte ich erwidern können? Vielen Dank und bis bald? Ken hatte mehr verdient. Ich wollte nicht, dass er sich so fühlte, wie ich damals, als ich glaubte, er würde mich hassen. Ich wollte ihn glücklich sehen. Als ich mich angezogen hatte, lies ich mich in meinem Zimmer auf dem Bett sinken und griff wieder nach dem kleinen schwarzen Mobiltelefon. Wieder glitten meine Augen über die letzte Nachricht, die ich erhalten hatte. Einen Moment zögerte ich, ehe sich meine Hände fast wie selbstständig über das Textfeld zu bewegen schienen. >>>> Gesendet: 10:43 Uhr An: Ken Du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht verlieren. Bitte sprich mit mir. >>>> Ich erhob mich und beschloss mich von meiner Nervosität - auf die wohl folgende Antwort - abzulenken, in dem ich das Wohnzimmer wieder in Ordnung brachte. Die Coach war noch immer vom Vorabend aufgeklappt und die Schalen mit Snacks standen herum. Mir schoss der Moment kurz vor Seijis und Liam's Auftauchen durch den Kopf. Er hatte mich wirklich küssen wollen? Ich strich mir instinktiv über die Lippen... Küssen? Ken wollte mich küssen ? Der Gedanke war wieder so absurd... und doch war da diese sehr leise Stimme,die mir zurief, dass es diesen Gedanken in Form eines Wunsches schonmal gab. Eine leise Vibration lies mich aufschrecken und die irritierenden Gedanken verdrängen. >>>> Empfangen: 10:56 Uhr Von: Ken 30 Minuten. Hachiko Statue. >>>> Nervosität brannte in meiner Brust und ich wusste nicht, ob ich erleichtert sein oder vor Angst zittern sollte. Ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte ich mir Schuhe angezogen und betrachtete mich kurz im Spiegel. Es war ein erstaunlich sonniger Tag. Die Tage zuvor hatte es trotz Juni - Monat - Bonus nur geregnet. Aber heute war der Himmel strahlend blau und die Sonne strahlte in ihrer vollen Pracht. Ich hatte mich für eine Jeans Latzhose entschieden. Darunter trug ich ein schlichtes weißes Tshirt und hatte meine Haare zu einem lockeren Zopf gebunden. So konnte ich Ken begegnen. Es war weder zu aufgestyled noch zu nachlässig. Ich griff nach meinem Rucksack, sowie den Fahrrad schlüsseln und verlies mit vielen sehr verwirrenden Gedanken das Haus. . . . Zwanzig Minuten später, schob ich mein Fahrrad seufzend die letzten Meter zur Hashiko Statue. Auf Grund des guten Wetters, waren sehr viele Menschen unterwegs und die Umgebung rund um die Statue dementsprechend stark besucht. Der Lärmpegel war unfassbar hoch und ich wunderte mich, warum Ken mich ausgerechnet hier treffen wollte. Er war inzwischen ein sehr bekannter Musiker und hatte unfassbar viele Fans. Es war selten, dass er durch die Stadt laufen konnte, ohne von einer Traube Menschen verfolgt zu werden. Umso merkwürdiger, dass er sich ausgerechnet hier treffen wollte. Ich sah mich nach seinem inzwischen sehr dunklen Haar um. Ken hatte immer eine sehr spezielle Naturhaarfarbe gehabt. Eine ungewöhnliche Mischung aus grau und braun. Aber seit zwei Jahren hatte er seine Haare wachsen lassen und vor einem Jahr, hatte er sie auch noch gefärbt. Tief schwarz, fast so wie Seijis Haare... Ich wusste, das Ken in ihm kein modisches Vorbild sah und vermutlich war es nur ein Zufall, aber da war dieser Gedanke, der sich in meine Seele fraß... War es etwa meinetwegen? Bei dem Gedanken stockte mir wieder der Atem und ich fragte mich, was ich hier verloren hatte? Ich wusste doch nicht mal, was ich ihm sagen sollte. Ich wusste nur, dass ich ihn nicht verlieren wollte. Er sollte Teil meines Lebens bleiben. ~ Hey ~ eine dunkle und dennoch vertraute Stimme drang plötzlich durch die Menge. Das laute Geschwätz verstummte sofort und alle Blicke glitten zur Statue in der Mitte. Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus und im selben Augenblick begannen die Menschen um mich herum aufgeregt zu kreischen und sich noch dichter um die Statue zu drängen. " Das ist er wirklich!! " " Oh tatsächlich! Ich dachte es ist ein Witz!! " " Ken-kun ist so süß. " " Dann war es kein PR Gag!! " " Ahhhh... denkst du, es ist ein Lovesong? " Lovesong...? Ich versuchte die Satzfetzen, die ich um mich herum aufgeschnappt hatte, in einen logischen Kontext zu bringen. Ken stand dort mit einem Mikrofon und seiner Gitarre bewaffnet. Dicht hinter ihm saß ein dunkelhaariger Junge an einem Flügel, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er blickte lächelnd in die Menge und schien auf ein > Go < zu warten. " Heute ist der 12. Juni... " ein Lächeln zierte sein schönes Gesicht. " Es ist nicht nur ein wunderschöner sonniger Tag... es ist auch der Geburstag meines besten Freundes. " Ich erstarrte und spürte plötzlich seine grünen Smaragde auf mir. Seine Augen fixierten mich auf eine Art und Weise die ich noch nie so erlebt hatte und ich hatte das Gefühl mich nicht bewegen zu können. " Ich widme ihm diesen Song.... » Insecure « . " Ein lautes freudiges Gekreische war die Antwort und damit stimmte er die wohl emotionalsten drei Minuten meines Lebens ein. Ken sang einen Song. Abgesehen davon, dass er zwar ein sehr erfolgreicher Musiker war und eigentlich seit über einem Jahr keine spontanen ' Mini-Konzerte ' an der Statue mehr gab, war es eigentlich nichts besonderes, wenn er einen Song sang. Musik und das Singen hatte ihn schon immer ausgemacht. Aber dieser Song... es traf mich so unvorbereitet und pur. Ich hatte das Gefühl, dass er sein Leid aus den letzten Jahren rein gelegt hatte. Ich spürte all den Schmerz, die Freude, irgendwie auch die Lust und vor allem seine Liebe, als seine gefühlvolle Stimme ins Mikrofon drang und seine Finger geschickt seine Gitarre bedienten... es war irritierend wie sehr es mich berrührte. Ken war ein begnadeter Sänger und vermutlich noch besserer Gitarrist. Ich konnte nicht verhindern, dass Tränen in mir aufstiegen und mein Herz so schnell und hart gegen meinen Brustkorb schlug, dass ich kurz nach Luft schnappen musste. " As this kind of love, seems to be insecure... " mit diesen Worten endete der Song schließlich und einen Augenblick ruhten seine grüne Seen auf mir. Unsicher und zugleich neugierig, während die Welt um uns herum nicht mehr existierte. Ich stand da und krallte mich an dem Lenkrad meines Fahrrads fest - unsicher ob meine Beine diesem überwältigendem Gefühl stand halten konnten. Hatte er mir gerade wieder seine Liebe gestanden? Ausgerechnet durch einen Song? Immer mehr Tränen bahnten sich den Weg meine Wangen herunter und ich glaubte in seinen Augen soetwas wie Furcht zu sehen. Das Gekreische nahm wieder zu und es wurde enthusiastisch applaudiert. Ich war nicht fähig zu reagieren und vernahm wie in Trance, das Ken von mehreren Männern in schwarzen Anzügen weg gezerrt wurde, da die Menge, ins Besondere die Frauen, anfingen unkontrolliert auf ihn zu zu stürmen. Es war noch immer wie ein Bann. Ich war nicht fähig mich zu bewegen und mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. " Yu...? " Eine Hand legte sich um meine Schultern. Erschrocken blickte ich in vertraute grüne Smaragde, die den seinen so ähnlich waren und doch so anders. " Komm mit." Rey lächelte mich sanft an. " Er wartet auf dich im Auto... Achja... Happy Birthday Yu-chan." Er drückte mich kurz. Ich brauchte einen Augenblick um zu realisieren was er gesagt hatte. " Danke... " murmelte ich schließlich und mein Blick glitt zu meinem Fahrrad, was mein Gegenüber sofort registrierte. " Wir kümmern uns darum..." Ich nickte und lies mich zur Limousine führen. Neidische und erstaunte Blicke begegneten mir, als wir uns durch die Menschenmenge am Rande des Platzes drängten. Als Rey die Tür öffnete und ich nach einem kurzen Durchatmen in das schwarze Fahrzeug einstieg, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz noch schneller schlug als zuvor. Mit einem unfassbar nervösem Ausdruck in den Augen saß dort Ken. Eine seiner Hände ruhte auf der Gitarre im Sitz neben ihm, als würde es ihn Beruhigen. Ich nahm ihm gegenüber Platz und eine ganze Weile starrten wir uns stumm an. Seine dunklen Haare fielen ihm wild ins Gesicht und ich unterdrückte den Drang sie ihm hinter die Ohren zu streichen. " Es tut mir leid... " sagte Ken plötzlich leise. Ich senkte den Blick. Warum schlug mein Herz nur so verdammt schnell? " Es - es muss dir nichts leid tun." " Ich... Ich bin froh, dass du es geschafft hast... " Ich hob überrascht den Kopf und begegnete seinem durchdringenden Blick. " Was geschieht mit uns? " flüsterte ich unsicher. " Ich - ich weiß es nicht... " er fuhr sich durch die Haare. " Aber ich werde alles tun um dich nicht zu verlieren... " " Ken..." " Sag nichts Yu..." er lächelte traurig. " Ich weiß, dass du nicht genauso fühlst, aber - " einen Moment starrte er mich wieder an. " - aber es hat mich zwei verdammte Jahre gekostet, diese Worte über meine Lippen zu bringen... zwei Jahre. " Er senkte den Blick. " Lass diese Freundschaft bitte nicht daran zerbrechen... nicht ausgerechnet an diesen verfluchten drei Worten." Ich wusste nicht was ich sagen sollte und Ken's Blick schweifte gedankenverloren zu seiner Gitarre. Wieder schwiegen wir. " Wie - wie lange ist das so? " kam es dann endlich über meine Lippen. Seiji hatte es angedeutet, aber ich wollte Gewissheit. Er starrte noch immer auf das braune Instrument neben sich. " Ich denke, seit unserer ersten Begegnung... Aber bewusst wurde es mir das erste mal so wirklich, als du nach Tokio gezogen bist. " Ich senkte den Blick. Also doch... " Yuji... " Seine grünen Seen ruhten nun wieder auf mir und er hatte seine Gitarre im Schoß. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. " Ich werde dich Lieben, ohne Kompromisse. Ob du meine Gefühle erwiederst oder nicht... Es wird nichts daran ändern, dass du mein bester Freund bist. Es wird nichts daran ändern, dass du mein Seelenverwandter bist. Verzeih mir, aber diese Liebe macht mich unsicher... Verzeih mir, aber diese Liebe gibt mir auch Kraft. " leise und sanft kamen die Zeilen über seine Lippen, während er mir mit diesem unbeschreiblichen Ausdruck in die Augen sah. Seine Finger glitten geschmeidig über die Seiten seiner Gitarre, die melodische Klänge verströmte. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich konnte nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen. Mein Herz war gerade so voller Wärme, dass ich nicht anders konnte. Schnell war die Distanz zwischen uns überwunden und sowohl seine Gitarre, als auch er selbst verstummten. Ken drückte mich sofort an sich und ehe ich wusste was geschah, spürte ich seine Lippen auf den meinen. Ein irres Kribbeln jagte mir über den Rücken. Was zur Hölle geschah hier?! . . . 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