Symphonie von Des-C-Kudi ================================================================================ Kapitel 2: Akt II ----------------- Akt II . . . Er vermisste seine Freunde von der P.S. 118.   Das Leben im Dschungel war aufregend und er genoss es, Zeit mit seinen langverschollenen Eltern zu verbringen. Sie hatten sich so viel zu erzählen und mussten so vieles nachholen.   Aber ab und zu fragte er sich, was seine alten Freunde machten. Und dann tauchte auch immer unweigerlich ihr Gesicht vor seinen Augen auf.   Er fragte sich, ob sie an ihn dachte. Ob sie ihn vermisste. Ob sie immer noch Gefühle für ihn hegte, auch wenn sie es abstritt. Ob er ihre Blicke, ihre Worte, den Kuss einfach nur geträumt hatte?   Er fragte sich so viel, wenn es um sie ging. . . . Sie wandte ihr Gesicht ab und sah zu Boden.   Stinky schüttelte enttäuscht den Kopf. Er vergrub die Hände in die Hosentaschen und sah sie traurig an. „Schau Helga, ich glaube, das mit uns beiden haut einfach nicht hin.“   Der Südstaatenakzent war stärker als sonst aus seiner Stimme zu hören.   „Ich…“, begann sie.   Er machte eine wegwerfende Bewegung. „Ich merke doch, dass du nicht aufrichtig bist. Jedes Mal, wenn ich versuche, dich zu küssen, lenkst du ab oder verziehst das Gesicht, als ob dich gleich eine Wurzelbehandlung erwartet.“   Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Ihre Gefühle standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.   „Ich weiß nicht, wieso du eingewilligt hast. Aber ich glaube, es geht weniger um mich, sondern eher darum, dass du versuchst, etwas zu vergessen. Oder jemanden“, fügte er bedeutungsvoll hinzu.   „Tut mir leid“, brachte sie schließlich heraus.   Er zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. „Schon gut, ich glaube, wir sind einfach nicht füreinander bestimmt.“   Er ließ sie mit hängenden Schultern stehen. . . . Er kam während ihrer Highschool Zeit zurück. Kaum einer hatte damit gerechnet, ihn wiederzusehen. Die Nachricht verbreitete sich schnell, aber es würden ein paar Tage vergehen, bevor sich beide über den Weg laufen würden.   Er wurde überschwänglich von vielen seiner alten Freunde empfangen. Er freute sich, als er hörte, dass Gerald und Phoebe seit einigen Jahren zusammen waren und erwiderte grinsend, dass er schon immer wusste, dass sein bester Kumpel tiefe Gefühle für die kleine Halbjapanerin hegte. Harold hatte nach der Junior High beschlossen, lieber eine Metzger-Lehre bei Mr. Green anzufangen und Sid war Leadsänger einer Punk-Band, die gerade auf Tournee durch den Bundesstaat war.   Vieles war so, wie er es erwartet hatte.   Unwillkürlich ließ er den Blick über die Gruppe von Teenagern wandern, die sich um ihn versammelt hatten. Die Gänge der Hilwood Highschool waren mit vielen unbekannten Gesichtern gefüllt.   Er gestand sich nicht ein, nach wem er Ausschau hielt. . . . Atemlos warf sie ihre Zimmertür zu und lehnte sich gegen das kühle Holz.   Er war wieder da.   Sie hatte es von Phoebe erfahren, die es wiederum von Nadine hatte, die ihm heute Morgen über den Weg gelaufen war.   Phoebe hatte es zaghaft erwähnt, so als ob sie die Reaktion ihrer Freundin abschätzen wollte.   Aber von Helga kam gar keine Reaktion. Sie stand wie versteinert da und versuchte, zu verarbeiten, was ihr gerade erzählt wurde.   Arnold Shortman, ihre große und bisher einzige Liebe, war wieder in der Stadt. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Was sie überhaupt fühlen sollte.   Unwillkürlich tastete sie nach ihrem Anhänger, aber dann fiel ihr wieder ein, dass dieser sich –mit ihren Poesiebüchern, dem Schrein und anderen Erinnerungsstücken- in einer Kiste auf dem Dachboden befand. Als sie beschlossen hatte, dass es Zeit wurde, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen Neubeginn zu wagen. Womit sie anscheinend kläglich gescheitert war.   Das wilde Klopfen ihres Herzens war Beweis genug. . . . Er hatte mit ihr zusammen Amerikanische Literatur und Lineare Algebra II. Als er im Literaturkurs von Mrs. Bienville vorgestellt wurde, ließ er den Blick betont gleichgültig über die erwartungsvollen Gesichter seiner Mitschüler schweifen. Als sein Blick schließlich an ihr hängen blieb, verzog er seinen Mund langsam zu einem Lächeln, das implizieren sollte, dass er sie wiedererkannt hatte.   Dabei war sein Blick sofort auf sie gefallen, als er den Klassenraum betreten hatte.   Die langen blonden Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Die Schleife war verschwunden, aber das rosa Haarband deutete an, dass sich ihre Lieblingsfarbe nicht geändert hatte.   Sie starrte ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck aus.   Das Lächeln erwiderte sie nicht. . . . tbc… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)