Morgen vielleicht von Jaelaki (Seto & Joey | Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 10: Akzeptieren -----------------------   Er würde es nie akzeptieren, war sein zweiter Gedanke. Wheeler klopfte nie an. Er nahm sein Büro ein, wie ein Sturm, der nichts liegen ließ, wo es hingehörte. Er verbreitete Chaos, egal, was er tat. Er war laut und bekräftigte mindestens zweimal am Tag, dass er den Intelligenzquotienten eines Hundes besaß. »Irgendwann mal bin ich der beste Duellant der Welt, Geldsack. Du wirst schon sehen«, verkündigte er aus dem Nichts. Der Gedanke hallte in seinem Kopf, wiederholte sich wie ein Echo. »Ich gebe niemals auf«, erzählte Wheeler jedem, obwohl es kaum jemand hören wollte. Jemand griff nach seinem Arm, riss ihn mit sich und zog ihn aus dem Wasser. Er japste nach Atem. »Es wäre irgendwie cool, wenn man das in der Schule lernen könnte«, sagte er, während er mit dem Kopf nach unten auf dem Sofa im Büro lungerte. Seine Nase hing in einem Manga, das Mathebuch unbeachtet auf dem Kaffeetisch. »Statt Mathe Spielstrategie und statt Sozialkunde Kartenkunde, wäre so hammer.« Gedanken schimmerten. Ideen leuchteten, nahmen Farben an. »So ein Unsinn«, erwiderte Seto, während er auf der Tastatur tippte. »Welcher Idiot würde seine Kinder auf so eine Schule schicken, nur um ein Kartenspiel zu erlernen?« »Hey! Dein Leben hat sich auch durch ein blödes Spiel verändert. Und meins eben durch DuelMonsters. Anderen könnte es genauso gehen, Geldsack.« Er widersprach nicht und Wheeler grinste. Er würde nie dieses dämliche Grinsen vergessen, bei dem sich Wheelers Mundwinkel so weit hochschoben, dass er die Augen zukniff. Um ihn herum fluteten Farben. »Hey, Geldsack! Lass uns irgendwann diese Schule gründen!« Erinnerungen füllten die Leere, ließen die Wunden vernarben. »Ich will ein Duell, Geldsack. Mit dir«, rief Wheeler schon, als er die Tür weit aufriss. Und rissen wieder Löcher hinein. Seto verdrehte die Augen. Die nächste Kampagne saß ihm im Nacken, ein potenzieller Großkunde würde Ergebnisse erwarten, die Skizzen der neuen Generation der DuelDisk lagen noch auf einem unberührten Stapel Dokumente. Design, Marketing, Verträge. Nichts, was Wheeler begriff. »Morgen«, sagte er und zog eine Schachtel Tabletten gegen seine Kopfschmerzen aus der Schreibtischschublade. Wheeler ließ sich auf die Tischkante nieder, schaute über seine Schulter auf den Bildschirm, als würde er auch nur ein Viertel nachvollziehen können, und sah ihn dann von der Seite her an. »Versprochen?«, fragte er und kniff die Augen zusammen. Er nickte, spülte die Tablette mit Kaffee herunter und ignorierte Wheelers vorwurfsvolles Gerede von Gesundheit und Ausgewogenheit und die Frage, ob er statt den ganzen Scheiß in sich zu kippen nicht lieber mit ihm einen Döner essen gehen wollte. Er wedelte mit der Hand, als könnte er ihn wie eine lästige Fliege verscheuchen. Er würde es nie akzeptieren, war sein zweiter Gedanke. »Doch, das geht irgendwann wieder. Es dauert manchmal verdammt lange, echt jetzt. Aber das kriegst du schon hin, Geldsack. Du bist nicht alleine, weißt du?« Wheeler lehnte sich zu ihm. »Ich weiß es zu schätzen, was du für mich tun wolltest und alles«, fuhr er fort, »aber –« »Kennst du das Gefühl«, unterbrach Seto ihn, »wenn du die wirklich wichtigen Dinge auf morgen verschiebst, weil du so viel zu tun hast und den Überblick verlierst, wo deine Prioritäten liegen sollten?« »Du hast es vergessen, Geldsack«, rief er. »Ich warte zwei Stunden, denke so, nee, er hat es versprochen, da lässt er mich nicht hängen und –« Die Migräne kündigte sich mit einem Hämmern gegen die Schläfen an. »In ein paar Jahren hätte es funktioniert«, murmelte er. »In ein paar Jahren – wenn ich so daran arbeiten würde, dann könnte man den menschlichen Verstand digitalisieren. Ich bin mir sicher.« Wheeler stützte sich mit beiden Händen auf seinem Schreibtisch ihm gegenüber ab und hatte die Nerven, ihn in seinem Büro anzufauchen. »Wenn du hier deine Drecksarbeit gemacht hast –« »Was wirst du jetzt tun?« »Ach, vergiss es. Ich hau ab.« Seto Kaiba erhob sich. »Es tut mir leid«, flüsterte er. »Ach, komm, das hättest du nie im Leben gesagt«, spöttelte Wheeler und grinste. »Das ist jetzt nicht mehr relevant«, erwiderte er nüchtern. Die Erkenntnis, das Falsche gesagt zu haben. Oder geschwiegen, wenn er das Schweigen hätte brechen müssen. Das Gefühl, es nie wieder zurücknehmen zu können. »Es war ein Unfall«, sagte Wheeler, als bereute er nichts. Das Gefühl, er hätte ihn nur nicht gehen lassen sollen. Das Gefühl. Er riss die Augen auf und fuhr herum. Sein Blick jagte durch das Schlafzimmer. Wheeler lehnte am Fenster. Zufriedenheit lag in den Fältchen um seine Augen, als er ihn angrinste. »Mokuba war vorhin hier mit Yuki. Sie vermisst dich, wusstest du das? Und Roland muss Yugi und die Clique dauernd davon abhalten, hier halber einzubrechen. Ich glaub‘, Roland ist deswegen ziemlich angepisst.« Wheeler verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lachte leise. Setos Glieder fühlten sich an, als hätte sie jemand eingegipst. Sein Mund war trocken und gegen seine Schläfen trommelte ein leichter Schmerz. Seine Augen brannten. »Du hast ganz schön Chaos verursacht, Kaiba.« »Das sagt gerade der Richtige«, murmelte er und griff nach dem Glas auf dem Nachttisch. Er fand keine Kopfschmerztabletten. Nicht einmal unter der Matratze und Wheeler hatte die Nerven in ein Lachen auszubrechen. »Mokuba ist cleverer als du.« »Das habe ich nie bezweifelt«, erwiderte er und beobachtete Wheeler, wie er strahlte. Es schmerzte. Da war in ihm ein schmales Loch. Aber die Leere, die ihn zerfraß, verebbte. Er schloss die Augen, versuchte sich zu sammeln, diesen Moment festzuhalten. »Es ist nicht deine –« Und dann öffnete er sie und betrachtete Wheeler. »Sag es nicht«, flüsterte er. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte Joey sanft. Er war schon immer ein sturer Idiot gewesen. Sie lagen im Bett. Um sie herum Sonnenstrahlen, draußen leuchteten der blaue Himmel und die grünen Baumkronen. Drinnen schimmerten Joeys Strähnen und seine Augen. Seto wusste, er würde diesen Moment nicht festhalten können. »Du weißt, was du tun musst, Seto.« Diesmal war es keine Frage. »Ja.« »Versprichst du mir was?«, fragte Joey, während Seto sich seine Krawatte band. Er hielt inne. »Wenn du die ganze Sache geregelt hast – mit mir und so – geh danach mit allen einen Döner essen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)