A Magical White Day von Writing_League ================================================================================ Hermine sah sich selbst als recht einfache Frau. Einfaches Aussehen, einfache Vorlieben, einfach mit ihr umzugehen. Vielleicht war es diese Einfachheit, die sie zu einem Menschen wie Luna gezogen hatte, vielleicht waren es die Umstände gewesen, nach dem letzten, nachgeholten Jahr in Hogwarts, das sie mit der blonden Ravenclaw gemeinsam in der Bibliothek verbracht hatte, vielleicht die nach Hogwarts folgende tragische Trennung von Ron (der sich lieber einem Quidditch-Sternchen zugewandt hatte)... Was es auch war, Luna würde niemand als "einfach" bezeichnen. Sie war... besonders, in jedem Sinne. Auch nach inzwischen fünf Jahren, welche die beiden Frauen miteinander verbracht hatten, fand Hermine immer wieder etwas neues, besonderes an ihrer Partnerin. Seien es die neuen Ohrringe aus Büroklammern, welche die Ohren unter langem blonden Haar schmückten. Sei es die Ernsthaftigkeit, mit der Luna ihren Tee jeden Morgen dreimal Rechts herum rührte, ehe sie ein Löffelchen Zucker hinzu gab, um dann sieben Mal links herum zu rühren. (Nur um dann darüber zu lamentieren, dass der Tee an diesem Morgen wohl viereinhalb Minuten gezogen haben musste statt vier, denn er war schon sehr anders im Geschmack als am Vortag.) Es war nicht, dass Hermine es nicht genoss. Sie mochte ihre gemeinsame, bunt dekorierte Wohnung, sie mochte die Momente, die sie mit Luna auf dem Sofa sitzen konnte, einfach nur Arm in Arm den Abend ausklingen lassend. Sie mochte Luna. Aber manchmal war es wirklich anstrengend, wie wenig einfach ihre Freundin war. Denn was schenkte man einer Frau, die die Welt mit so anderen Augen sah? Die sich an Ohrringen und Kronkorken erfreute? Hermine war einfach gewesen. Luna hatte sie an Valentin entführt, Urlaub eingereicht für sie beide, und hatte sie mitgenommen in die größte magische Bibliothek Großbritanniens, und das Abendessen hatten sie in einem kleinen, beschaulichen Restaurant ganz in der Nähe eingenommen - nach Schließzeit der Bibliothek -, wo sie in aller Ruhe über die Funde des Tages hatten debattieren können. Einfach. Aber womit konnte man einer Luna eine ähnlich große Freude machen? Die Gedanken hatten Hermine seit dem 15. Februar verfolgt, und es hatte ihr einiges an Arbeit und Organisation gekostet. Hermine hoffte nur, es würde sich lohnen. Es war manchmal so schwer, ihre Freundin zu fassen, zu berechnen! Einmal hatte sie Luna gesagt, "Ich wünschte, ich könnte ändern, wie ich dich damals behandelt habe. Wir hätten viel früher zueinander gefunden." Luna hatte nur gelacht, sie geküsst. Vielleicht war Luna eigentlich auch ganz einfach. Es war für Hermine auf jeden Fall unglaublich einfach, sie zu lieben. Und sie würde nie damit aufhören wollen. *** Ganz bestimmt hatte Hermine sich viel zu viele Sorgen gemacht. Allein Lunas Blick, als sie am Morgen des 14. März von ihrer Geliebten geweckt wurde, schien die Sterne vom Himmel holen zu wollen, und Hermine konnte gar nicht anders, als das Strahlen zu erwidern. "Nun? Womit habe ich so einen guten Morgen verdient?", fragte Luna mit singendem Ton in ihrer Stimme, als sie bei fertig bereitetem Frühstück saßen, und sie in ihrem Tee rührte - dreimal rechts, Zucker, siebenmal links, wie jeden Morgen - und Hermine pedantisch genau ihren Bagel butterte. "Es ist White Day", erklärte Hermine, recht überflüssiger Weise. War es doch Luna gewesen, die ihr diesen Tag erst vor drei Jahren vorgestellt hatte. "Und nach meinem wunderbaren Valentinsgeschenk letzten Monat muss ich doch irgendwie mithalten?" Lunas glockenhelles Lachen rührte noch immer etwas tief in Hermine, und sie sah ihre Partnerin zufrieden an, wie sie kokett eine hervorgefallene Haarsträhne hinters Ohr strich. "Nun dann. Lasse mich urteilen, ob es dir gelungen ist, oder ob ich der diesjährige Gewinner bin?" Hermine konnte nur amüsiert den Kopf schütteln, ehe sie ein kleines, quadratisches Päckchen über den Tisch reichte. Als Luna den Deckel hob, fand sie darunter zu ihrer Überraschung... ein leeres Parfümfläschchen? Hermine lachte herzlich ob Lunas verdutztem Blick, als die junge Frau an dem Fläschchen schnüffelte, ob es ihr irgendeinen Aufschluss gab. Tat es nicht. "Es ist ein Portschlüssel", erklärte Hermine schließlich, das Geheimnis aufschlüsselnd. "Er bringt uns in etwa einer Stunde nach Südamerika, in den Tempel der Altvorderen. Du hast von einer seltenen Fledermausart erzählt, die dort leben soll, und ich dachte, wir könnten uns den Tempel einmal ansehen, und nebenbei nach deiner Kreatur suchen?" Unnötig zu erwähnen, dass Hermine die Existenz der Kreatur bezweifelte, bis sie sie selbst sah, aber der Tempel selbst wäre interessant genug - wenig erkundet aufgrund verschiedener magischer Fallen... aber als Unsägliche des Ministeriums sah Hermine da eigentlich wenig Gefahren, mit denen sie nicht umgehen können würden. Nur einen spannenden Tag zu zweit, mit potentiell phänomenalen Funden. Luna lachte sanft, legte das Fläschchen behutsam zurück in sein samtgekleidetes Kistchen, schloss den Deckel wieder. "Okay, meine Liebe, damit steht es definitiv jetzt drei zu zwei für dich. Muss ich mich nächstes Jahr wieder mehr anstrengen, um den Abstand wieder größer zu machen..." Hermine stimmte nur kopfschüttelnd in Lunas Lachen ein, biss dann herzhaft von ihrem Bagel ab. Es würde ein wunderbarer Tag werden, egal, wer gewonnen hatte. Wie jedes Jahr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)