Forever Dream von Mad Hatter-sama ================================================================================ Kapitel 10: Alma Mater ---------------------- Am zweiten Feiertag saß hide mit einem Stapel Bücher im Wohnzimmer und beschäftigte sich mit dem Prinzip von Le Chatelier, als Patas Onkel den Kopf noch einmal zur Tür hereinsteckte. Er war gerade dabei, sich seine Krawatte zu binden. An jedem anderen Tag erinnerte er hide an ein Faultier. Heute erinnerte er ihn an einen Maulwurf. Einen Maulwurf mit Krawatte. „Alles klar?“, fragte er. hide nickte. „Danke, dass ich das Wohnzimmer belegen darf.“ Es war wärmer und heller hier, und das kam sowohl seiner Laune als auch seinem Fortschritt sicher zugute. „Natürlich“, sagte der Onkel. „Also dann, bis heute Nachmittag.“ Er klopfte zur Verabschiedung zweimal an den Türrahmen. Ein paar Sekunden später rief auch die Tante noch ein Wort des Abschieds und dann einen Hinweis an Tomoaki, dass sie schon mal runter zum Wagen gingen. Gerade hatte hide sich wieder in das Buch vergraben, als er Patas Stimme auf dem Gang hörte. Kurz dachte er, der andere Junge spräche mit ihm, doch relativ schnell wurde klar, dass dem nicht so war. Er versuchte also, nicht hinzuhören. Es klappte nicht. „Teru“, sagte Pata etwas lauter als nötig, so als wolle er sicherstellen, dass sie seine Worte auf jeden Fall hörte. „Wir gehen jetzt. Letzte Chance.“ Nichts passierte. „Sie würde dich sicher gern sehen.“ Nichts. hide konnte sich vorstellen, wie Pata an dieser Stelle lautlos seufzte. „Ok.“ Noch drei Sekunden blieb er vor der Tür stehen, dann wandte er sich ab und kam einmal über den Flur in die Küche. hide schaute noch angestrengter in sein Buch und erst davon auf, als er fließendes Wasser hörte. Tomoaki füllte ein Glas mit Leitungswasser. Auch er trug seine guten Klamotten. „Schick“, sagte hide. Pata verzog zur Antwort das Gesicht, trank und stellte das benutzte Glas in die Spüle. „Bis dann“, sagte er. hide winkte zur Antwort. Das hatte er von Masami gelernt und es funktionierte im Zweifelsfall in so gut wie jeder Lebenslage. Dann vertiefte er sich wieder in die Chemie. Man hatte ihm nicht angeboten mitzukommen und er hatte deswegen seinerseits nicht gefragt, wo es hinging. Neugierde war keine Tugend eines Gasts – und eines Freunds nebenbei wohl auch nicht. Als die Wohnungstür zugefallen war und die Schritte auf der Treppe verschwunden waren, lauschte er noch ein paar Sekunden in die Wohnung, ob Terumi auch noch hereinschneien wollte, doch nichts war zu hören. Also hatte er jetzt wohl seine Ruhe. Er las einen Absatz und dann noch einen und dann erwischte er sich dabei, dass er nicht aufpasste. Also ließ er das Buch sinken und nahm nachdenklichen Blickkontakt mit den Mandarinen in der Obstschale auf. Es ging ihn wirklich nichts an, doch einige Sekunden erlaubte er seinen Gedanken, auf Wanderschaft zu gehen. Wer sie wohl war? -X- Eineinhalb Stunden später wandte Tomoaki sich an seinen Onkel. Ein paar Meter hinter ihnen hantierte seine Tante noch mit ihrer Handtasche und einer großen Box Pralinen, doch sie beide standen schon vor der massiv wirkenden Tür. „Könnte ich ein paar Minuten allein mit ihr bekommen?“ Der ältere Mann nickte. Einen Moment lang betrachtete er seinen Neffen mit einem etwas merkwürdigen Gesichtsausdruck, irgendwo zwischen anteilnehmend und hilflos. Es war schwer auszuhalten. Seine Hand machte eine Bewegung, als wolle er sie auf seine Schulter legen, doch er besann sich eines Besseren und ließ sie auf halbem Weg wieder sinken. Tomoaki war dankbar dafür. Nichts brauchte er gerade weniger als eine trostspendende Hand. Er nickte also zurück und schlüpfte durch die Tür nach drinnen. Seine Mutter saß am äußersten Tisch in der dritten Reihe. Obwohl sie ihm den Rücken zugewandt hatte, erkannte er sie sofort: ihren schlanker Nacken, ihre breiten Schultern, ihre freche Kurzhaarfrisur. Ihre Haut war blasser als früher. Er setzte sich ihr gegenüber an den kleinen Holztisch. Die Falten um ihren Mund waren tiefer. Um sie herum im Raum saßen andere Menschen in kleinen Grüppchen zusammen, genau wie sie beide, und unterhielten sich leise. „Hallo“, sagte er, seine Stimme der allgemeinen Lautstärke anpassend. „Frohes neues Jahr.“ „Frohes neues Jahr“, grüßte sie zurück und schaute sich einmal über die Schulter und quer durch den Raum. „Ist Terumi hier?“ Tomoaki blinzelte einmal, atmete durch, schluckte die Enttäuschung darüber hinunter, dass ihre erste Frage wie immer nicht ihm galt und antwortete schließlich: „Nein. Sie lässt dich grüßen. Kazuo und Mina kommen noch.“ Die minimale Verspätung seiner Antwort konnte wohl auch damit erklärt werden, dass es schwer war, unangenehme Nachrichten zu überbringen. Seine Mutter nickte einmal, verstehend aber traurig. „Wie geht es ihr?“ „Unverändert.“ Ein kleines, unglückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Sie hasst mich immer noch, nicht wahr?“ Tomoaki wich ihrem Blick keine Sekunde aus, obwohl es schwer fiel. Kurz dachte er darüber nach zu lügen, doch das war nicht seine Art. Und wer hätte ihm geglaubt? Also nahm er sich selbst ein Stück weit aus der Konversation und antwortete neutral: „Ein wenig.“ Sie nickte noch einmal und senkte die Augen auf ihre Hände. Er folgte ihrem Blick. Es war merkwürdig – doch an den Händen konnte man am deutlichsten sehen, wie die Zeit verging. Gleichzeitig hoben sie die Augen wieder und sahen sich an. „Und wie geht es dir?“, fragte sie mit dem Versuch eines liebevollen Blicks. Na endlich. „Gut. Alles beim Alten.“ Sie legte den Kopf schief unterzog ihn einer genaueren Musterung. „Du wirst so schnell erwachsen… Lass dich nochmal anschauen.“ Er lehnte sich zurück, um ihr mehr Blickfeld zu geben. Wenn Mann die Möglichkeit hatte, ein paar Sekunden im Mittelpunkt zu stehen, nutzte Mann sie. „Gut siehst du aus. Dreh mal den Kopf.“ Tomoaki drehte den Kopf. Seine Mutter lächelte noch etwas breiter. „Hab ich doch richtig gesehen. Ein Zöpfchen. Wie lang sollen die denn werden?“ Tomoaki zuckte mit den Schultern und ließ die Hand, die er unbewusst zu seinen Haaren gehoben hatte, wieder sinken. „Bis es mich nervt oder Masami nicht mehr gefällt.“ „Ah, Masami… Schön, dass ihr noch zusammen seid. Wie geht es ihr?“ „Macht sich zu sehr verrückt wegen der Schule. Sonst auch gut. Ihre Familie verbringt die Feiertage bei ihren Großeltern im Norden. Skifahren und so. Tut ihr sicher mal gut.“ Täte ihm selbst nebenbei vermutlich auch mal gut… aber so sehr ging es hier dann doch nicht um ihn. „Mmh.“ Eine winzig kleine Stille breitete sich zwischen ihnen aus, in der sie sich einfach nur ansahen und in der zumindest Tomoaki versuchte, die richtige Emotion in sich zu finden. Es war schwierig. Man glaubte immer, die Gefühle für die wichtigsten Personen im eigenen Leben seien etwas Ewiges. Doch das stimmte nicht. Man entfernte sich. Man vergaß. Man wurde sich fremd. Mühsam versuchte er, wie schon die letzten Male, sich klar zu machen, dass das dort gegenüber die Frau war, die Nachtschichten in beschissenen Jobs für ihn geschoben, ihm Dino-Pflaster über aufgeschlagene Knie geklebt und in der Badewanne mit ihm Tsunami gespielt hatte, bis das Wasser überall gewesen war, nur nicht in der Wanne. Die Erinnerung erzeugte eine gewisse Wärme in seinem Brustraum, aber drohte auch, alles unter einer Welle von Traurigkeit zu begraben. Er betrachtete seine Mutter genauer, lauschte in die Stille. Sie war auch traurig. Und plötzlich, innerhalb eines Wimpernschlags, wurde ihm etwas klar – und es veränderte alles. Glücklich sein war eine einzige Emotion. Egal worüber man glücklich war, es war immer irgendwie ähnlich. Aber es gab viele verschiedene Arten von Traurigkeit. Hunderte. Tausende. Deswegen war es so viel einfacher, sich mit jemandem zu freuen, als jemanden aufzumuntern: Weil man letzteres niemals ganz verstehen konnte. Jeder war auf seine Art traurig. Und letztlich für sich allein. Diese Erkenntnis war erschütternd. Er wünschte noch, er hätte diesen Gedanken niemals gehabt, als sie weitersprach. Es konnte insgesamt nicht länger als ein paar Sekunden gedauert haben, doch er fühlte sich auf einmal anders, verändert in einer Tiefe, für die man sonst Jahre brauchte. „Du hast geschrieben, du wärst jetzt in einer Band?“ „Ja. Mit vier anderen Jungs. Sie sind alle ziemlich seltsam.“ Er riss sich zusammen und schenkte ihr ein Lächeln aus der Wärme heraus. „Du würdest sie mögen.“ Sie lächelte zurück. „Das glaube ich gerne. Was für Musik macht ihr?“ „Rock“, übernahm Tomoaki ohne darüber nachzudenken hides Beschreibung. „Lauten, westlichen Rock.“ Ihr Lächeln wurde noch ein Stück breiter. „Das klingt gut.“ „Ee. Ich bring dir mal was mit, wenn wir etwas aufgenommen haben. Es ist alles noch sehr am Anfang.“ Er räusperte sich und wechselte das Thema. „Wie geht es dir?“ „In Ordnung.“ Ihr fröhlicher Gesichtsausdruck schwankte nur für Sekundenbruchteile, doch Tomoaki sah es trotzdem. Also gab sie es auf. „Nur, immer besonders an den großen Festen, da denke ich ein wenig darüber nach, was ich verpasse. Immerhin… du wirst dreiundzwanzig sein, wenn wir wieder miteinander Neujahr feiern.“ Sie betrachtete ihn betrübt. „Die Vorstellung ist…“ Ein Kopfschütteln. „Es tut mir so leid.“ Tomoaki lehnte sich vor und legte die Hand auf ihre. Nicht, weil ihm danach war, sondern weil es das war, was man in dieser Situation tat. Er wusste nicht genau, wonach ihm war. Also ging er mechanisch die richtigen Bewegungen und die ebenso richtigen Worte durch. „Lass uns nicht wieder damit anfangen. Alles ist in Ordnung.“ Keine Lüge, eigentlich. Alles war in Ordnung. „Nicht wunderschön vielleicht“, gab er zu, „aber doch ganz… ja. In Ordnung eben.“ „Ein mittelschönes Leben“, sagte sie nachdenklich und schaute auf den Tisch, oder zumindest dachte er das. Dann sah er auch hin. Seine Hand war größer als die seiner Mutter und bedeckte sie vollständig. Einen Moment lang kam es ihm so vor, als läge in diesem Bild eine größere Wahrheit, doch er konnte sie nicht greifen. „Ein mittelschönes Leben ist nicht schlecht“, antwortete er also. Viele Leute hatten mittelschöne Leben. Und er war wohl einer von ihnen. „Mmh“, machte seine Mutter, auf eine seltsam bedrückte Art amüsiert. „Du klingst auch so furchtbar erwachsen…“ Tomoaki zuckte mit den Schultern. Vielleicht hätte er fragen können, ob es ihr lieber wäre, wenn er sich auf den Boden legte, mit den Fäusten trommelte und mit den Beinen strampelte, und sich lauthals über die Ungerechtigkeit der Welt beschwerte. Doch er tat es nicht. Eine der kleinen Entscheidungen, die ausmachten, wer man war. „Aaah, Kimikoooo!“, drang in diesem Moment eine etwas zu laute Frauenstimme zu ihnen herüber. Tomoakis Tante und Onkel schlängelten sich zwischen den Tischen durch. Erstere tippelte in ihren Sonntagsschühchen voran und schien bereit, die etwas jüngere Frau einmal kräftig mit Zuneigung zu überhäufen: damit, und mit Schokolade. Erst, nachdem das ausgiebig und zur Zufriedenheit der Tante passiert war, war der Onkel an der Reihe. Er verharrte einen Moment lang etwas befangen, dann schloss er seine Schwester in die Arme. Pata lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und atmete einmal tiefer durch. Ein paar Minuten vergingen so schnell in diesen Tagen… Auf der Rückfahrt starrte Pata schweigend aus dem Autofenster. Draußen flogen bewaldete Hänge vorbei. Besuche bei seiner Mutter waren wichtig, doch sie kosteten psychisch gesehen sehr viel Kraft und hinterließen ihn immer ein wenig ausgelaugt. Er wünschte, er könne zu seiner Freundin nach Hause gehen und seinen Kopf in ihren Schoß legen, bis es wieder besser war. Aber das konnte er nicht, also blieben ihm gerade nur er selbst, die Landschaft draußen und das Glas dazwischen. Sie hatten auf die Küstenstraße gewechselt. Zwischen den Bäumen spitzte jetzt immer wieder ein eisgraues Wintermeer hervor. Er stellte sich vor, weit draußen im Wasser auf einem Felsen zu stehen, wo ihm die eisige Gischt mit jeder hohen Welle ins Gesicht spritzte, während der Westwind an seinen Kleidern zerrte. Einen Moment lang hatte er ein komisches Gefühl in der Magengegend, eine seltsame wilde Sehnsucht, so als müsse er sofort die Autotür aufreißen und dann rennen, bis er einen Sturm gefunden hatte, in den er sich stellen und einfach mal schreien konnte. „Tomo?“, fragte seine Tante vom Beifahrersitz. „Mmh?“, machte er, nur langsam aus seinen Gedanken auftauchend. Nach ihrem Tonfall hatte sie ihn nicht zum ersten Mal angesprochen. „Wir haben uns gerade überlegt, dass wir ja noch etwas unternehmen könnten. Es ist eigentlich ja ein schöner Nachmittag. Hast du auf irgendetwas Bestimmtes Lust?“ Tomoaki wandte den Blick wieder nach draußen. Er war nicht dumm. Er durchschaute es. Sie versuchten ihn aufzumuntern, ohne es so offensichtlich zu machen, dass er sich schlecht fühlte. Dennoch schüttelte er den Kopf. „Nein. Ich denke, ich geh dann einfach noch ein bisschen spazieren.“ Nach einigen Sekunden hängte er an: „Aber wir könnten heute Abend Yokan machen. Dann haben Teru und hide auch was davon.“ „Ja“, stimmte seine Tante ein wenig zu fröhlich zu. „Das klingt gut. Das machen wir.“ Tomoaki wandte den Blick wieder nach draußen. Sie fuhren über eine Brücke, der Fluss unter ihnen tiefschwarz. Vielleicht, dachte er plötzlich, die Stimme seiner Mutter noch im Ohr, war es letztendlich das, was Erwachsenwerden ausmachte. Über eine Brücke gehen. Lange spielte man glücklich auf einer Seite des Ufers vor sich hin und eines Tages bemerkte man dann, dass es da eine Brücke gab und auf der anderen Seite, vielleicht, noch etwas anderes. Manche gingen die ersten Schritte dann aus Neugierde oder Abenteuerlust. Andere aber gingen, weil sie mussten: weil etwas Unvorhergesehenes die ihnen bekannte Seite des Ufers für immer vernichtete. Aber sie alle gingen letztlich. Und dieses Gehen veränderte einen. Zuerst, weil man auf das zurückgelassene Ufer zurückschaute und erkannte, wo man gespielt hatte. Auf einmal schaute man nicht von sich aus in die Welt, man schaute von der Welt aus auf sich. Das war der erste Teil des Erwachsenwerdens. Dann irgendwann, egal ob einem gefiel, was man dort erblickt hatte oder nicht, drehte man sich um und sah nach vorn und man begann, sich um die Zukunft zu sorgen, die dort lag. Das war der zweite Teil. Und der dritte Teil des Erwachsenwerdens, das war dann der, wo man trotzdem weiterging. Weil man erkannte, dass man gehen musste - ob man wollte oder nicht. Und dann blieb einem nichts anderes als die stete Bewegung in eine unbekannte Zukunft und die Hoffnung, dass es dort schön war. Manchmal war es das. Oft aber nicht. Und was so einfach klang, war in Wirklichkeit ein hochkomplexer Prozess: Manche Leute drehte sich nie zurück und kamen dann auf der anderen Seite an, ohne zu wissen, wer sie waren und warum. Diese Menschen waren dann verloren und unsicher. Dann gab es die, die zu lange zurückschauten, sich vielleicht zurücksehnten oder einfach nicht loslassen konnten, und dabei vergaßen, dass es eine Zukunft gab, um die man sich kümmern musste. Diese Leute wurden dann vermutlich depressiv oder lebensuntaugliche Träumer. Und schließlich gab es noch die, die einfach in der Mitte der Brücke stehen blieben und sich weigerten, weiter zu gehen – gefangen zwischen Angst vor der Zukunft und dem festen Griff der Vergangenheit. Was mit denen passierte… wusste er nicht. Doch früher oder später, dachte er kurz und nicht ohne einen Anflug von Bitterkeit, würde Terumi es ihm wohl vorleben. Doch er kämpfte die Empfindung nieder. Denn vielleicht ging auch jeder Mensch über seine ganz eigene Brücke: manche stabiler als andere, kürzer oder länger, über ruhige Wasser oder tiefe Schluchten. Ja. Erwachsenwerden war ein hochkomplexer Prozess. Kein Wunder, dass so viele Menschen einfach nur alterten. -X- Mit der ersten Schulwoche des neuen Jahres kehrte hides innere Unruhe in einem selten gekannten Ausmaß zurück. Dass im Datum jetzt eine andere Jahreszahl stand, machte ihm schmerzhaft bewusst, wie wenig Zeit er eigentlich hatte. Wenn er gekonnt hätte, er hätte ständig geraucht. So aber griff er geistesabwesend immer wieder in die Cracker-Tüte zu seiner linken, während er in die Bücher starrte. Zum Glück hatte er auch keine Zeit, darüber nachzudenken, was er da tat. Seine Nächte waren kurz und unruhig, und morgens suchte hide, der meist aussah wie eine Kreuzung zwischen Vampir und Albtraum, eigentlich nur nach einem: Kaffee. An einem dieser typischen Morgen saß er am Tisch, blickte tranig aus kleinen Äugelein in die Welt und überflog nebenbei einen Artikel auf der Titelseite der Zeitung, hinter der Patas Onkel abgetaucht war. „Sag mal“, sagte dieser schließlich über die Zeitung hinweg, während er umblätterte. „Mmh?“, machte hide einen wenig artikulierten Laut, bemühte sich aber, schneller wach zu werden. „Suchst du noch nach Arbeit?“ hide stellte den Kaffee ab und legte den Kopf schief. „Ja. Aber keine Sorge, ich hab noch… was zurückgelegt.“ So konnte man das beschreiben… wenn man euphemistisch sein wollte. Nicht, dass der ältere Mann noch auf die Idee kam, ihm ginge das Geld für den Mietzuschuss aus! Die Zeitung wurde noch ein Stück gesenkt und schließlich auf den Tisch gelegt. „Deswegen frage ich nicht.“ Durchschaut. „Nein, ein Bekannter hat die Straße runter ein Restaurant und seine Frau ist im siebten Monat. Das geht nicht mehr so und er braucht zumindest vorübergehend Hilfe. Du könntest mal vorbeischauen, wenn du Interesse hast.“ hide wachte auf. Entweder wirkten der Kaffee oder die Worte. „Wirklich?“ „Ja. Es ist nichts Grandioses. Bedienen, Abspülen, so was.“ „Optimal!“, rief hide und warf, mit einem Mal viel besser gelaunt, drei Stück Zucker in seinen Kaffee. Er wollte zwar gar nicht darüber nachdenken, was das mit seinen letzten verbleibenden Stunden Schlaf machen würde, doch zumindest müsste er nicht die nächsten Wochen von Reis mit Wasser leben. Das klang doch super. „Optimal“, wiederholte er und nahm einen Schluck Koffeinzuckerbrühe. Er konnte schlafen, wenn er tot war. -X- Taiji funkelte Yoshiki an. Yoshiki funkelte zurück. Und dachte: Wieso. Wieso passierte das nur immer? Taiji und er gingen sich schon den ganzen Nachmittag über wegen Kleinigkeiten an die Gurgel und das hier, das schlug dem Fass den Boden aus. Dabei hatte es noch ganz manierlich angefangen: Yoshiki hatte hide darauf hingewiesen, dass ihm ein Teil des Riffs nicht gefiel und er bitte aufhören sollte, an dieser Stell zu improvisieren. Dieser hatte genickt. Taiji allerdings war der Meinung gewesen, der Riff sei vollkommen in Ordnung so – vermutlich, so vermutete Yoshiki danach laut, weil er eine ziemlich elaborierte Bassline darunter gepackt hatte und jetzt unwillig war, sie zu verändern - und Yoshiki solle einfach den Arsch hochkriegen und was Gescheites dazu spielen. Auf die eben schon angedeutete Anschuldigung hin zuckte der Bassist dann mit den Schultern und erklärte ihm, Talent sei keine Schande und wenn Yoshiki welches hätte, würde er das merken, und überhaupt stünde es hier zwei gegen einen, wenn hide denn auch mal was sagen würde. Dieser hatte auf den Druck hin etwas kleinlaut eingeworfen, ihm sei es eigentlich Jacke wie Hose und er könne auch genauso gut was anderes spielen und erntete damit einen langen Seitenblick von Taiji. In jedem Fall aber weigerte sich Taiji in der Folge vehement, Gitarre und Bass dem Schlagzeug anzupassen, weil Yoshiki ja auch mal von seinem Thron runtersteigen und gute Ideen von dritter Seite annehmen könne. Yoshiki war es schnell zu blöd geworden: er hatte nur noch die Augen verdreht. Taiji hatte ihn daraufhin höflich darauf hingewiesen, dass er gar nicht versuchen müsse, sich in den Kopf zu gucken, denn da hinten fände er auch kein Hirn. Dann hatte Yoshiki ihn Asshat genannt und Taiji ihn Fuckface, und ja - damit waren sie auch schon in der Gegenwart angelangt. Sie funkelten sich weiterhin an. Yoshiki wünschte sich auf einmal, ein Instrument zu spielen, bei dem man stand – das hätte den Höhenunterschied zu Taiji verringert. Doch weil der Streit gleich nach dem Song ausgebrochen war, saß er noch, und er wollte dem anderen Jungen nicht die Genugtuung geben, ihm durch Aufstehen zu zeigen, dass er das Bedürfnis verspürte, körperliche Größe zur Einschüchterung zu nutzen wie ein Höhlenmensch. Er biss sich auf die Unterlippe, um dem Drang zu widerstehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es im Raum so still war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Langsam und ohne den Kopf zu drehen ließ er die Augen über den Rest der Band wandern. Toshi erwiderte seinen Blick eine Sekunde lang, bevor er mit dem leichten Anflug eines Kopfschüttelns wieder wegsah, sein Gesicht ausdruckslos. hide schaute so konzentriert auf seine Gitarre, dass es nur gespielt sein konnte, wohl in dem Versuch, über seine offensichtliche Betretenheit hinwegzutäuschen. Nur Pata erwiderte seinen Blick ohne zu zögern. Doch in seinem Gesicht las Yoshiki ein sehr deutliches ‘Schau mich nicht an. Euer Problem‘. Yoshikis Blick wanderte weiter zur Tür. Dann stand er auf und griff nach seiner Jacke. „Ich brauch frische Luft.“ Auf dem Dach des Komplexes war es angenehm still. Im Westen tauchte die Sonne hinter dem Horizont den Himmel bereits in ein tiefes, kühles Violett und langsam aber sicher senkte sich die Nacht über Tateyama. Yoshiki puhlte eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und nahm zwei Züge, bevor er sie von der Brüstung warf. Rauchen vertrug sich gerade nicht mit der Erkältung, die er seit Silvester mit sich herumschleifte, aber es gab keine bessere Übergangshandlung, wenn man sauer war. Man konnte sich in diesem Moment cool fühlen und unnahbar, wenn schon sonst nichts. Doch er fühlte sich nicht cool. Er fühlte sich wie die nicht mal halbgerauchte Zigarette unten auf dem Asphalt – ungewollt und stinkig. Er lehnte die Unterarme auf die Brüstung und ließ die kalte Brise seinen Kopf durchpusten. Angenehm. Unangenehm. Einzelne Schneeflocken fanden ihren Weg, landeten auf seinen Haaren, schmolzen auf seiner Haut. In der Stadt um ihn herum erloschen die Lichter in den Bürogebäuden und erhellten sich die Fenster der Wohnhäuser. Nach einiger Zeit, vielleicht einer Viertelstunde nach der Kälte seiner Nasenspitze zu schließen, hörte er hinter sich die Tür und dann Schritte. Er musste keinen Blick über die Schulter werfen, um zu wissen, wer da gerade herübergeschlendert kam. „Was willst du?“, fragte er, gerade laut genug, um gehört zu werden. „Weiß nicht.“ „Dann geh wieder!“ Taiji, der neben ihm angekommen war, steckte die Hände in die Taschen seiner coolen und für die Jahreszeit viel zu kalten Lederjacke. „Glaub nicht, dass ich hier sein will. hide meinte, wenn ich nicht mit dir rede, beißt er mir in den Knöchel.“ Yoshiki schnaubte. „Eine ernstzunehmende Drohung.“ „Naah, ich weiß nicht. Er hat ziemlich viele kleine Zähnchen.“ Der Bassist stützte sich mit einer Armlänge Abstand neben ihm auf die Brüstung. Einige Minuten lang schauten sie schweigend auf die Stadt vor ihnen. Es war kein unangenehmes Schweigen per se, doch es wog mindestens drei Tonnen. Schließlich fingerte Taiji seine Zigaretten aus der hinteren Jeanstasche und hantierte eine Weile mit dem Feuerzeug. Der Wind hatte aufgefrischt und blies die kleine Flamme immer wieder aus. Schließlich seufzte Yoshiki tief. „Ich bin mir nicht sicher, dass das hier funktioniert.“ Taiji hatte es geschafft, sich eine anzuzünden und packte die Schachtel wieder weg, ohne Yoshiki anzusehen. „Was, uns reden? Ja, ist mir aufgefallen.“ Er nahm einen Zug. „Nein“, sagte Yoshiki. „Du in meiner Band.“ Das brachte ihm die Aufmerksamkeit, die ihm seiner Meinung nach zustand. Taiji sah ihn über seine Zigarette hinweg an. „Deine Band?“ „Ja. Meine Band.“ „Es ist auch meine Band.“ „Nicht, wenn du nicht dabei bist.“ Taiji drehte sich, immer noch auf die Brüstung gelehnt, in seine Richtung. „Versuchst du hier gerade, mich rauszuwerfen?“ Yoshiki seufzte noch einmal und schaute wieder weg, drehte das Gesicht in den Westwind. „Ich weiß es nicht.“ Der Bassist klappte den Mund zu etwas auf, das vermutlich eine hässliche Tirade hätte werden sollen. Dann schien er zu erkennen, dass er so nicht weiter kam – schon mehr Einsichtsvermögen, als Yoshiki ihm in schlechteren Zeiten zugetraut hätte. Und es war gerade eine schlechte Zeit. Einige Augenblicke lang passierte nichts. Schließlich sagte Taiji beherrscht: „Ok. Gut. Lass uns drüber reden wie erwachsene Menschen. Warum glaubst du, dass es nicht funktioniert?“ Yoshiki stieß sich von der Brüstung ab und drehte sich wieder zu ihm. „Na, schau uns doch mal an! Wir streiten die ganze Zeit und es zieht alle runter!“ „Das nennt man Männerfreundschaft!“ „Nein, das nennt man ‘Taiji ist ein Riesenarsch‘!“ „Bloß, weil du so ein Sensibelchen bist, dem man alles –“ „Ah!“, fuhr ihm Yoshiki entschieden dazwischen. „Hier geht es nicht um mich! Hier geht es um dich! Immer, wenn ich einen Fehler mache, dann behandelst du mich, als wäre ich der größte Loser auf diesem Planeten! Warum machst du das?!“ Taiji hob die Hände, als müsse er hier einem Imbezilen das Einmaleins erklären. „Weil ich groß rauskommen will, Mann! Da ist kein Platz für Fehler!“ „Das will ich auch! Aber siehst du mich deswegen Toshi angiften? Nein! Und hide und Pata machen auch Fehler, falls du es nicht bemerkt hast! Warum also bin es immer nur ich, der nicht gut genug ist, hmm?“ Taiji sah ihn noch ein paar Sekunden lang an, dann schüttelte er den Kopf und wandte den Blick ab, und sagte nichts. Aber so einfach würde Yoshiki ihm das hier nicht machen. Er hatte einen Schritt in Taijis Richtung gemacht und den Bassisten vorn an der Jacke gepackt, bevor dieser auch nur seine Zigarette hätte fallen lassen können. Die rechte Hand hatte er zur Faust geballt, mit dem Daumen außen und nicht innen. Es war ernst. Er bekam jetzt besser eine Antwort, oder er übernahm keine Verantwortung für die Konsequenzen! „Warum?!“ Langsam drehte Taiji den Kopf wieder in seine Richtung und ihre Blicke trafen sich. Die tiefen Schatten des nahenden Abends und das letzte Licht einer kalten Wintersonne machten es noch schwerer als sonst, etwas in seinem Gesicht zu lesen. Gerade konnte Yoshiki eigentlich bloß sagen, dass ihn dieser Ausdruck wahnsinnig machte. Er spannte die Unterarmmuskulatur an und ballte seine Faust unwillkürlich noch etwas fester. Hoffentlich hatte Taiji einen guten Zahnarzt und eine private Zusatzversicherung! Der Bassist legte die linke Hand auf seine und Yoshiki griff fester zu, in der Erwartung, Taiji würde versuchen, seine Finger von der Echtlederjacke zu lösen und sich loszureißen. Doch nichts in dieser Richtung passierte. Und auf einmal tat Taiji das Letzte, womit Yoshiki gerechnet hätte: er lehnte sich nach vorn. Ein unendlicher Augenblick verging, wie in Zeitlupe. Und dann, plötzlich, spürte Yoshiki Lippen auf seinen. Erstaunlich weiche Lippen, war Yoshikis erster Gedanke, ziemlich genau gleichzeitig mit Oh. Mein. Gott. Unvermittelt (und absolut bescheuert, wie er später oft denken würde) schoss ihm die konfuse Überlegung durch den Kopf, wie es sich für Taiji wohl anfühlte. Dann folgten weitere Sinneseindrücke. Taiji schmeckte nach Rauch. Er hatte die Augen geschlossen und dass er das wusste sagte Yoshiki, dass er selbst noch perplex vor sich hinstarren musste. Als er mit dieser Feststellung durch war, hatte sein Hirn wieder zu den Ereignissen aufgeschlossen. Der Teil von Yoshikis Kopf, der fürs Denken zuständig war, lief jetzt heiß. Was passierte hier? Warum passierte es? Warum passierte es mit Taiji? Warum passierte es immer noch? Was bedeutete das? Was, wenn das jemand sah? Und was sollte er jetzt machen? Diese und noch viele ähnliche Fragen mehr schossen ihm durch den Kopf, unterlegt von einem konstanten Rhythmus aus: Oh mein Gott. Oh mein Gott. Ach du Scheiße. Der Teil seines Kopfs allerdings, der für Bewegung zuständig war, machte gerade Mittag und reagierte nicht. Und so blieb er stehen, völlig erstarrt, bis Taiji die Lippen von seinen löste und sich einmal über den Mund wischte. Vermutlich hätte er auch noch einen Schritt zurück gemacht, doch Yoshikis Finger waren immer noch in die Vorderseite seiner Lederjacke gekrallt und schienen jetzt versteinerter als jemals zuvor. Also blieb er stehen, so nah, dass die Wölkchen ihres Atems sich zwischen ihnen vermischten. Sie sahen einander an. Der erste Körperteil, der Yoshiki wieder gehorchte, waren seine Augenbrauen. Sie wanderten langsam immer näher zusammen, bis sich in der Mitte zwischen ihnen eine leichte Falte bildete. Noch ein Gesichtszug, bei dem er aufpassen musste, dass er nicht irgendwann blieb. „Das versteh ich jetzt nicht“, sagte er schließlich. Sein Hals war trocken und er musste sich räuspern. „Ich auch nicht. Ich glaub, ich wollte einfach, dass du die Klappe hältst.“ Taiji drehte sich so gut er konnte zur Seite und schnippte die Kippe vom Dach, bevor sie ihm die Finger versengte. Yoshiki klappte den Mund auf und dann, mit äußerster Willenskraft, wieder zu. Nein. Wenn er Taiji jetzt zur Sau machte, endete das hier wie jede andere Konversation. Er würde es aussitzen. Die meisten Menschen redeten, wenn die Stille nur lang genug wurde. Stückchenweise löste er seine Finger von dem kühlen Leder und als er die Hand schließlich sinken ließ, wandte Taiji sich ab und entfernte sich einige Schritte. Von dort aus schaute er wieder auf die Stadt und dann in den Himmel und trat schließlich ein paar Mal lustlos gegen den unteren Teil der Mauer. Yoshiki knetete in der Zeit seine eiskalten und steifen Fingerglieder und wartete ab. Selbst aus der Entfernung konnte er sehen, dass Taiji die Zähne zusammenbiss. Die Minuten zogen sich in die Länge wie Wochen und Monate, während es um sie herum nun schnell dunkler wurde. Der Wind blies ihm kalt in den Nacken. Yoshiki wünschte sich seinen Schal. Taiji hörte auf, seinen Fuß in die Wand zu bohren, gerade als sich unten auf dem Parkplatz die Beleuchtung anschaltete. Mit einem tiefen Atemzug wandte er sich wieder in Richtung des Schlagzeugers. Vor ihm angekommen stützte er sich mit einer Hand auf der Brüstung ab und sah Yoshiki nicht an, als er sagte: „Hör zu. Ich weiß nicht, ob du das bemerkt hast, aber: die anderen sind liebenswerte, vertrauensvolle Menschen. Sie zeigen das nicht alle auf diese… hündische Art, wie dein Toshi das macht, aber sie glauben an dich. An die Zukunft, die du dir da vorstellst. Aber ich bin keiner von diesen Idioten. Ich hab meine eigene Zukunft.“ Yoshiki starrte ihn an, bis auf seine Augenlider regungslos. Er wusste nicht, worauf Taiji rauswollte. Neben ihm hatte Taiji jetzt angefangen zu lächeln. Es war kein sonderlich schönes Lächeln, denn es lag nicht die geringste Freude darin. Er nickte auf die Straßen hinunter. „Schau sie dir an. Morgens zur Arbeit, abends zurück. Winzig kleine Leute in winzig kleinen Containern mit winzig kleinen Leben. Jeden Tag dasselbe…“ Er drehte den Kopf und sah Yoshiki das erste Mal, seit er zu reden begonnen hatte, in die Augen. „Ich werde eines Tages sterben, Yoshiki. Und das will ich nicht als Niemand tun.“ Yoshiki schluckte einmal. Diese Wendung hatte er nicht erwartet. Er war in das Gespräch eingestiegen mit der Erwartung, Taiji die Fresse polieren zu können und dann zu schauen, ob das seinem Gemütszustand half oder nicht. Aber darauf, hierauf war er nicht vorbereitet. „In Ordnung“, sagte er schließlich, als berühre ihn das emotional alles gar nicht. „Das beantwortet aber immer noch nicht die Grundfrage.“ Er war nicht bereit, das auf sich beruhen zu lassen. Taiji runzelte die Stirn. „Und die war…?“ Yoshiki verschränkte unbewusst die Arme – gegen die Kälte. Und gegen die Antwort. „Die Frage war: Warum bist du immer so scheiße zu mir. Nur zu mir.“ Noch einmal schaute der Bassist zur Seite und gab Yoshiki damit einen guten Ausblick auf eine angespannte Kiefernmuskulatur. Anscheinend knirschte er mit den Zähnen, immer wenn er wirklich nachdachte. Gut zu wissen. „Da ist irgendwas an dir“, begann Taiji schließlich, „das ist faszinierend. Wenn auch nicht unbedingt auf eine gute Weise. Du musst das wissen, weil sonst könntest du nicht so überzeugt von dir als Hauptfigur in deinem eigenen Drama sein.“ Yoshiki löste die Verschränkung seiner Arme und setzte zu vehementem Widerspruch an. „Ich bin nicht –“, begann er. Taiji legte ihm unsanft die Hand über den Mund. „Ich rede noch“, sagte er ruhig, aber bestimmt. Yoshiki dachte darüber nach, ihm in die Finger zu beißen, bis Blut spritzte. Doch wenn er Taiji nicht in den nächsten Minuten rauswarf, und irgendwie zeichnete sich diese Zukunft gerade nicht ab, brauchte er diese Finger noch. Scheiße aber auch. Er nickte minimal, zum Zeichen, dass die Nachricht angekommen und er soweit einverstanden war, doch Taiji ließ seine Finger genau, wo sie waren. Und nach wenigen weiteren Worten wusste Yoshiki auch, wieso. „Ich persönlich halte dich für eine anstrengende, verwöhnte, ichbezogene Dramaqueen mit einem Papakomplex. Aber“, sagte er und an dieser Stelle nahm er seine Hand aus Yoshikis Gesicht, wohl darauf vertrauend, dass dieser den Rest des Satzes würde hören wollen. Er hatte Recht. Yoshiki hatte die Rechte zwar wieder zur Faust geballt, wartete aber ab. „Aber“, sagte Taiji also, „du ziehst die Leute irgendwie an. Sie glauben dir. An dich. Wenn du gehst, wirst du immer jemanden finden, der folgt. Ich weiß nicht genau, was es ist. Warum.“ Er hatte ein paar Vermutungen, doch die gingen den Schlagzeuger gerade nichts an. „Also, ich brauch dich nicht. Aber sie tun es. Wenn ich also will, dass das hier klappt, dann funktioniert das nur durch dich.“ Yoshiki sagte nichts. Doch Taiji war ohnehin noch nicht fertig. Große Bassistenhände legten sich an seine Oberarme, links und rechts, genau über den leicht hervorstehenden Teil des Oberarmknochens. „Du darfst hier nicht scheitern.“ Seine Stimme war fest und eindringlich und seine Augen bohrten sich in Yoshikis, als versuche er irgendeine uralte Zauberei, die ihm diese Weisung in die Hirnrückwand einbrennen sollte. Stille senkte sich über sie, perfekt bis auf den Wind, das leise Knistern der Schneeflocken und ein fernes Auto unten auf der Hauptstraße. Keiner von ihnen rührte auch nur einen Muskel und niemand sagte ein Wort. Einen Herzschlag lang, dann noch einen und schließlich noch drei. Dann hatte Yoshiki in dem Wirbel, den Taijis Worte in seinem Kopf ausgelöst hatte, die Frage gefunden, die er hier stellen wollte. „Willst du für mich, dass ich nicht scheitere, oder willst du es für dich?“ Taiji zog die Augenbrauen zusammen. „Das macht doch überhaupt keinen Unterschied.“ Immer noch hielt er Yoshikis Oberarme fest. „Ich denke doch.“ „Naah“, machte Taiji. „Nicht, wenn wir zusammen nicht scheitern.“ Sie sahen einander an. „Warum hast du mich geküsst?“, fragte Yoshiki. Taiji reagierte ohne zu zögern mit einer Gegenfrage. „Warum hast du mich gelassen?“ Yoshiki blinzelte einmal und öffnete den Mund, hatte allerdings keine Antwort und imitierte deswegen nur für einige Augenblicke einen nach Luft schnappenden Goldfisch. Taiji zog den linken Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen hoch. Schach und Matt. Hinter ihnen öffnete sich die schwere Stahltür mit einem Quietschen. Schneller, als Goldfisch-Yoshiki hätte reagieren können, machte Taiji einen halben Schritt zurück und brachte damit wieder einen normalen Abstand zwischen sie. Seine Hände verschwanden von Yoshikis Schultern. Dieser fröstelte. „Ihr seid jetzt schon ziemlich lang hier oben“, rief hide vom windgeschützten Treppenaufgang aus. „Ist alles in Ordnung?“ „Ja. Noch fünf Minuten!“, rief Yoshiki, als ihm seine Zunge einige Sekunden zu spät wieder gehorchte zurück. „K!“ Die Tür fiel wieder zu. Taiji runzelte die Stirn. „Ich empfinde das Gespräch als beendet. Was willst du machen?“ Yoshiki zuckte mit den Schultern und zog noch einmal seine eigenen Zigaretten aus der Tasche, diesmal mit der Intention, eine komplett zu rauchen. Scheiß auf Husten. „Winzig kleine Leute beobachten. In ihren winzig kleinen Leben.“ Er wandte sich wieder Tateyama zu, kaum noch mehr als eine beliebige Ansammlung von erhellten Straßen und Fenstern in der Nacht. Taiji sagte nichts. Aber er ging auch nicht. -X- „Ok“, sagte Toshi, „noch einmal: In welchem Jahr schloss Japan den Nichtangriffspakt mit der UdSSR?“ „Ähm…“, machte Yoshiki, „Neunzehn… Neunzehn… ein ... und… dreißig?“ Toshi ließ das Buch auf den Tisch sinken und stöhnte. „Yoshiki! Mandschukuo existierte nur von zweiunddreißig bis fünfundvierzig!“ Es war Ende Februar. Sie saßen in Yoshikis Zimmer am Schreibtisch und lernten Geschichte. Oder zumindest so in der Art. Yoshiki blinzelte zweimal. „Und?“, fragte er dann. Toshi stützte den Arm neben dem Geschichtsbuch auf den Tisch und seufzte tief. „Du hast keine Ahnung, worum es im Nichtangriffspakt ging, oder?“ „Ich nehme mal an darum, sich nicht anzugreifen.“ „Gut gefolgert, Sherlock“, murmelte Toshi trocken. Er seufzte und blätterte nach hinten. „Ok, versuchen wir mal Nachkriegszeit, vielleicht bist du da besser… bis wann war Japan von den Alliierten besetzt?“ „Neunzehnzweiundfünfzig“, antwortete Yoshiki. Allgemeinwissen. Gut soweit. Sonst hätte Toshi an dieser Stelle bereits das Handtuch geworfen. „Und wann kam es zu einer Normalisierung der Beziehungen mit Südkorea?“ „Neunzehn… äh… puh. Später.“ Und da ging er hin, der lichte Moment. Toshi hob den Blick und sah ihn schweigend und zutiefst vorwurfsvoll an. „... ‘tschuldigung!“, rief Yoshiki nach einigen Sekunden entnervt und hob die Hände, als wolle er Toshi Weintrauben verkaufen. „Dieses ganze Zeug ist uninteressanter für mich als die Luft vor meinem Gesicht!“ Ein paar Sekunden lang tat sein Freund nichts, als eine Schnute zu ziehen und bedächtig vor sich hinzunicken. „Dir ist klar“, sagte er dann langsam, „dass du in weniger als zehn Tagen die wichtigste Prüfung deines Lebens schreiben und vermutlich grandios versagen wirst, ja?“ „Und dir ist klar“, sagte Yoshiki schnippisch, „dass mir das nicht egaler sein könnte?“ Toshi lehnte sich zurück und legte beide Handflächen flach auf den Tisch. Vielleicht um sich auch mental abzustützen, vielleicht um deutlich zu machen, wie wenig Aufwand es für ihn war, jetzt aufzustehen und zu gehen. Er wusste zwar, dass dieser Tonfall Yoshikis Art war, mit Versagensängsten umzugehen, doch gerade war er nicht bereit, es zu übergehen. „Wenn dir das so egal ist, warum hast du mich dann um Hilfe gebeten? Ich hätte selber genug zu tun! Stattdessen sitze ich hier und versuche, einem großen Baby zu helfen, das die ganze Zeit bloß rum mault!“, schimpfte Toshi also. Yoshiki kannte ihn lange genug, um zu erkennen, wann er wirklich angepisst war. Und Toshi war gerade wirklich angepisst. Sein Gegenüber seufzte tief. „Tut mir leid.“ Toshi schnaubte. „Nein, wirklich. Ich… ich will das nicht lernen, das stimmt. Aber ich kann auch nicht… also ich hab durchgerechnet, wie viel ich können muss, um zu bestehen. Und das ist nicht ganz einfach. Ich… brauch Hilfe. Und ich geb mir Mühe, es zu versuchen, wirklich. Es ist bloß… Blääärgh. Sorry. Du… musst das nicht machen. Ich kann’s auch allein. Irgendwie.“ Er ließ die Schultern hängen und sank ein wenig in sich zusammen. „Gnaaah!“, machte Toshi resigniert. Yoshiki war ein Arsch manchmal, aber gleichzeitig tat er einem auch immer irgendwie leid. Das war einer der Umstände, die es so schwer machten, Nein zu ihm zu sagen. Er seufzte und schob Yoshiki das Buch mit Nachdruck in die Hand. „Seite hundertsiebenundachtzig. Nachkriegszeit. Lies, Motherfucker, lies!“ In diesem Moment ging die Schiebetür auf. Yoshikis Mutter trat ein, mit Tee und Keksen auf einem kleinen Tablett. Toshi lief rot an. „… Entschuldigung“, sagte er peinlich berührt und räusperte sich. „Ist schon gut“, sagte sie nachsichtig, stellte Tee und Gebäck auf dem Tisch ab und verschwand wieder nach draußen auf den Gang. „In dieser Situation halte ich das für angebracht.“ -X- Wie vorhergesagt, war das Leben im Allgemeinen noch viel stressiger geworden. hide wusste eigentlich gar nicht, wie er das machte: zwischen Schule, lernen, arbeiten und der Bandprobe dreimal die Woche blieb ihm eigentlich eine negative Stundenzahl für schlafen, essen und duschen. Doch vielleicht war das Universum endlich einmal auf seiner Seite und half nach, indem es unauffällig an jeden Tag ein, zwei Stunden anhängte. Doch der Stress hatte auch Vorteile. Wer keine Zeit hatte, konnte nicht grübeln und wer nicht grübelte, so hatte er gemerkt, konnte auch nicht durchhängen. Außerdem konnte wer keine Zeit hatte auch nicht die ganze Zeit nebenher Süßigkeiten fressen – oder an manchen Tagen überhaupt irgendetwas. Es war fast Abendessenszeit und sein Magen rumorte vor sich hin, doch noch quälte hide sich durch das letzte Stückchen Infinitesimalrechnung. Der Kalender in der Küche sprach eine sehr deutliche Sprache: er hatte keine Sekunde zu verlieren. Nächste Woche um diese Zeit war alles vorbei, so oder so. hide schluckte. Sobald er daran dachte, wurde ihm schon übel. Er zwang sich zurück zu den Aufgaben. Wenige Minuten später klopfte es. „Ja", sagte hide langsam, in Gedanken noch bei seinem letzten Rechenschritt und wandte sich um. Die Tür öffnete sich zur Hälfte. Pata. „Päckchen für dich“, sagte er, trat zwei Schritte in den Raum und reichte ihm einen kleinen Karton. „Danke“, sagte hide, ehrlich überrascht, und streckte die Hände aus. Pata nickte und verließ ihn wieder. Der zurückbleibende Gitarrist legte seinen Stift zur Seite und suchte stattdessen nach der Schere. Er musste nicht auf den Absender schauen – es gab nur eine Person außer Yoshiki, Toshi, Pata und Taiji, die wusste, dass er hier war und nur eine Person, die ihn nicht regelmäßig genug traf, um eventuell die Notwendigkeit zu sehen, ihm Post zu schicken. Er riss den Karton auf. Darin lagen Kit Kat, ein kleiner Talisman und ein eng beschriebenes Blatt Papier. Er legte den Talisman und die Schokolade auf den Schreibtisch und entfaltete den Brief. -X- hide kaute abwechselnd an seinem Stift und seinen Fingernägeln und setzte hin und wieder ein Kreuzchen. Er schaute nicht links und nicht rechts und befolgte eisern die Regel, die ihm Yamamoto-san noch eingebläut hatte: Beantworten, was er beantworten konnte, keine Zeit an Aufgaben verschwenden, über die er nachdenken musste, wenn am Ende noch Zeit übrig war zurückgehen und nachdenken, und in den letzten fünf Minuten einfach überall b) ankreuzen. Statistisch gesehen hatte man dann immer noch fünfundzwanzig Prozent richtige Antworten. Ihm war immer noch schlecht und er hatte das Gefühl, dass der Raum etwas zu eng war. Doch es war besser geworden, als er gemerkt hatte, dass er tatsächlich Fragen beantworten konnte. Nicht alle, aber mehr, als er gedacht hätte. Das beruhigte ihn ein wenig. Ein Blick auf die Uhr. Er konnte das schaffen. Ja, das konnte er. -X- Toshi sah auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten. Es war die allerletzte Prüfung und er kam gut durch. Drei Reihen vor ihm hatte Yoshiki bereits vor einer halben Stunde die Arme auf dem Tisch verschränkt und den Kopf darauf abgelegt und schien zu dösen. Unwillkürlich schüttelte Toshi den Kopf, doch hielt sich davon ab, weiter darüber sinnieren zu wollen, was in Yoshiki wohl vorging. Das waren jetzt mal ein paar Stunden, in denen er sich selbst den Vorzug geben musste. Der Minutenzeiger wanderte mit einem leisen Ticken weiter. Neunzehn Minuten. Er konzentriert sich wieder auf die Aufgaben. Man brauchte zum Singen keinen guten Abschluss. Und trotzdem war er nervös. Es war einfach schwer, sich so komplett von allem zu lösen, was einem von klein auf eingebläut worden war: dass das Ziel eines jeden Teenagerlebens sein musste, hier und heute möglichst viele Punkte zu sammeln. Toshi setzte zwei Kreuze und warf einen Blick nach links und noch einen nach rechts. Yoshiki war der einzige, den er sehen konnte ohne sich umzudrehen, der nicht mehr schrieb. Und das obwohl das Mädchen links von ihm schon seit geraumer Zeit zu verzweifeln schien. Noch einmal schüttelte Toshi den Kopf. Konzentration. a). b). b). c). a). b). d). Und fertig. Blick auf die Uhr. Noch acht Minuten. Blick zurück aufs Blatt. Das war es. Das war es? Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. School's out forever, dachte er unwillkürlich und musste ein bisschen grinsen. -X- Eine Woche später saßen Yoshiki, Toshi, Pata und hide im Proberaum zusammen. Toshi, der heute beim Losen verloren hatte, packte gerade Bentoboxen aus der Plastiktüte und verteilte sie reihum. Taiji war zu spät, doch es überrascht Yoshiki gar nicht, dass die Tür in dem Moment aufging, in dem er die Stäbchen zur Hand nahm. Taiji hatte es einfach raus, immer unpassend zu sein… unangebracht… taktlos… welches Wort auch immer man bevorzugen wollte. Doch falls Taiji den Blick bemerkte, den Yoshiki ihm zuwarf, ignorierte er ihn gewohnt gekonnt. „Ende Mai!“, verkündete der Bassist euphorisch und blickte erwartungsvoll in die Runde. „Äh… Anfang September“, nuschelte hide. Er hatte bereits ein großes Stück Omelette im Mund. Taiji schaute ihn verwirrt an. hide schaute unschlüssig zurück. „Ich versteh das Spiel noch nicht“, gab er schließlich zu. Taiji verdrehte die Augen und hätte hide vermutlich eine Kopfnuss verpasst, wenn er sich in erreichbarer Nähe befunden hätte. „Kein Spiel, Idiot. Ende Mai. Auftritt. Da wir jetzt eine Dreiviertelstunde vollkriegen, hab ich nochmal mit meinem Bekannten in Yokohama telefoniert. Er meinte, für ‘nen eigenen Abend ist ihm das noch zu dünn, aber sie haben ‘ne lokale Rockband die an dem Abend spielt und wir könnten davor.“ Yoshiki zog die Stirn in Falten und ließ seine Stäbchen mit einem Sushi dazwischen wieder sinken. „Du hättest mal vorher fragen können“, moserte er. „Was. Willst du absagen?“, fragte Taiji bissig und stemmte einen Arm in die Hüfte. Das war eindeutig nicht das Feedback, das er hier erwartete „Nein“, murmelte Yoshiki. „Es geht mir ums Prinzip.“ „Ok.“ Taiji und ging zum Sofa hinüber. „Rutsch“, sagte er zu hide. hide rutschte. „In Zukunft überlasse ich diese Dinge unserem wundervollen Leader.“ Er tat so, als würde er sich in Richtung des Schlagzeugers verbeugen. Dieser steckte sein Sushi in den Mund, damit ihm nichts Falsches rausrutschte und beschränkte sich auf eine Grimasse. „… das war’s?“, fragte hide nach ein paar Sekunden. Er hatte in der Zwischenzeit runtergeschluckt und schaute jetzt von Taiji zu Yoshiki und wieder zurück, wie ein Strauß, der gerade vorsichtig den Kopf wieder aus dem Sand zog. Offenbar traute er dem Frieden nicht. Yoshiki zuckte mit den Schultern. Taiji schaute von einer Bento-Box zur anderen und dann vorwurfsvoll in die Runde. „Ok – warum hab ich nichts zu essen?“ -X- Eine gute Woche später stieg Toshi zum wiederholten Mal die Treppe in den Keller hinunter. Es waren genau zweiundzwanzig Stufen und er zählte mit, während er ging. Jetzt, wo die Prüfungen vorbei waren, hatte Yoshiki gnadenlos einen Probe-Rhythmus von vier Tagen in der Woche festgesetzt - immerhin, so hatte er verkündet, gäbe es jetzt für niemanden hier mehr einen guten Grund, sich zu drücken. Ihr Bassist hatte es mit einem 'hört hört' quittiert. Er schien über diese Entwicklung erfreut. Toshis Stimmbänder weniger. Man sollte nicht meinen, was vier, fünf Stunden mehr für einen Unterschied machten, doch da war er. Noch im Gehen suchte er in seiner Jackentasche nach den Hustenbonbons, die sich irgendwo im Innenfutter versteckt hatten. Schließlich hielt er inne. Kaum zu glauben, dass man die High School machen, aber an so etwas scheitern konnte. Unten stand der Mülleimer in der Tür, damit sie nicht zufiel. Frische Luft und so weiter. Während er noch suchte, hörte er hides Stimme. „Fester“, sagte sie. „Ah, genau da!“ Toshi runzelte die Stirn. „Das ist anstrengend“, sagte eine andere Stimme, die er als Taiji identifizierte. „Ein Guter hält’s - Au! Auauau, das tut weh!“ Was zur Hölle? „Jaja“, sagte Taiji, „ein Guter hält’s aus. Entspann dich, das wird besser.“ „Das sagst du so leicht! Dir tut ja nicht morgen alles da hinten weh!“ … was?! Toshi ging die letzten Stufen hinunter, öffnete die Tür vollständig und trat ein. hide saß auf dem Sofa. Taiji saß hinter ihm auf der Lehne und massierte ihm den oberen Rücken. „Was wird denn das?“, fragte Toshi irritiert, doch unwillkürlich erleichtert. „Mein Nacken bringt mich um!“, stöhnte hide und neigte den Kopf leicht zur linken Seite, während Taiji auf der anderen beschäftigt war. „Ich kann nicht vier Tage die Woche so lang mit der Gitarre stehen. Das geht einfach nicht!“ „Weißt du“, sagte Taiji, wanderte in sein Genick und zwang hide damit, den Kopf zu senken, „ein wenig Rückenmuskulatur hilft schon Wunder dagegen. Was ist deine persönliche Haltung zu Sport?“ „Am Arsch!“, nuschelte hide undeutlich in Richtung seiner Füße. "Auaaa..." Taiji verdrehte die Augen und sah Toshi an. „Das ist doch mal eine eindeutige Ansage.“ "Mmh-mmh", machte dieser in vager Zustimmung und steckte sich ein Zitronenbonbon in den Mund. Ein paar Minuten früher aufgestanden, und dass da hätte er sein können. Vielleicht wäre Massieren lernen ein guter Anfang. Er hatte ja jetzt Zeit. Hosted by Animexx e.V. 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