Black Fur von Tomosaku (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 10: Home 4 ------------------ Die wenigen Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch seine Gardinen gesucht hatten, kitzelten ihn im Gesicht und veranlassten, dass der Blondschopf sich murrend herumdrehte. Er sollte wirklich einmal ein Wörtchen mit seinem Vermieter sprechen und die Sache mit den Außenrollos noch einmal ansprechen. Naruto konnte gar nicht zählen wie oft die Sonne ihm schon einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Gegen seinen Willen öffnete er seine Augen und warf einen Blick auf die Digitaluhr auf seinem Nachttisch. Ein erneutes Murren. Wer hatte der Sonne eigentlich erlaubt um diese Uhrzeit schon so nervig zu sein? Wie jeden Morgen, und wahrscheinlich auch jeder normale Mensch, griff Naruto müde nach seinem Smartphone, um erst einmal zu checken, ob irgendetwas weltbewegendes da draußen vorgefallen war. Naruto fand es erschreckend, wie normal es tatsächlich geworden war und wie unmöglich es war die kleinen Technikwunder wegzudenken. Das kleine Benachrichtigungslämpchen zeigte ihm an, dass man ihm in irgendeinem seiner zig Messenger geschrieben hatte. Das Handy war im Vergleich zum Abend zuvor um einiges schneller entsperrt. Im Messenger wurde ihm der Chat mit Hinata angezeigt und ein Blick auf die kleine Zeitangabe, ließ ihn den Kopf schütteln. 6:41 Uhr. Was machte dieses Mädchen um diese Uhrzeit nur immer? Naruto öffnete ihren Chat, dort fragte seine Schönheit ihn nach seinem Befinden und Plänen für den Tag. Die letzte Nachricht jedoch ließ ihn etwas stutzen, und Naruto setzte sich aufrecht hin, die Beine an seinen Körper angezogen. "Muss mit dir reden", las er ihre geschriebenen Worte. Hatte er irgendwas verpasst? Sorge machte sich in ihm breit und nur schwer widerstand er dem Drang den Hörer neben ihren Namen zu drücken, immerhin wusste er nicht ob Kiba am Schlafen war oder vielleicht hatte Hinata selbst sich auch wieder ins Bett gelegt und…. Nein, er sollte nicht weiter denken. Seine Finger flogen förmlich über sein Display. »Ist alles in Ordnung? Muss ich den nächsten Bus nehmen?!« Naruto starrte die beiden grauen Haken neben seiner Nachricht so durchdringlich an, als würde es irgendwelche Auswirkungen haben. In diesem Moment kam er sich vor, als wäre er einer dieser nervigen Freundinnen, von denen er immer zu hören bekam, die immer am herummeckern waren, dass nicht geantwortet wurde, obwohl man die Nachricht ja schon vor 2 Minuten gelesen hatte. Am liebsten würde Naruto über diese Eigenschaft der Frauen lachen, doch wollte er in diesem Moment Hinata schon dafür verfluchen, dass sie sie noch nicht gelesen hatte, obwohl die Nachricht schon gut 5 Minuten zugestellt worden war. Er hasste Cliffhanger. Wieso wollte sie mit ihm reden? War irgendwas mit Kiba? Hatten sie irgendwelche Probleme?! Weiterhin starrte der Blondschopf ununterbrochen auf sein Display, bis sich nach einiger Zeit die beiden Haken endlich blau verfärbten und neben ihrem Namen angezeigt wurde, dass sie das Schreiben angefangen hatte. Und tatsächlich tauchte nicht viel später ihre Nachricht auf. »Dir auch einen schönen guten Morgen, Darling. « Ok. Im Vergleich zu ihrer letzten Nachricht von vor knapp 2 Stunden, übermittelte jene ein ganz anderes Gefühl. »????« »Keine Sorge.« »Keine Sorge?! Du kannst doch nicht einfach nur schreiben "Müssen reden" und dann fertig!« »Aber ich muss mit dir reden.« Naruto fragte sich, ob sich Hinata der Aussagekraft ihrer Worte ohne jegliche Erklärung bewusst war. »Hat Kiba Mist gebaut? Bist du schwanger?« Ein grauer Haken. Zwei. Die Haken verfärbten sich blau. Naruto wartete, aber es kam keine Antwort. Narutos Hände verkrampften sich um sein Smartphone. »Dieser… Wenn ich ihn in die Finger bekomme! Ich schwöre dir" »Ich bin weder schwanger, noch hat Kiba irgendetwas angestellt. Es ist nur « »Was?!« Naruto drohte verrückt zu werden. Konnte denn niemand um ihn herum sagen was nun Sache war? »Ich denke wir sollten persönlich darüber reden. Heute? « Heute? Naruto hob seinen Blick und starrte ins nichts. Er war mit Gaara verabredet. Seine Lippen pressten sich aufeinander. Das konnte er aber Hinata unmöglich sagen. Sie würde ihm höchstpersönlich die Leviten lesen und zu Hausarrest verdonnern. Wahrscheinlich müsste er ihr zusätzlich erneut hundert Mal aufschreiben, was er ihr damals kurz nach der Trennung versprochen hatte. »Reicht heute Abend?« Er sah Hinata eine Antwort tippen. Sie schrieb. Und schrieb. Dann plötzlich nicht mehr, aber ihn hatte kein Text erreicht. Dann begann sie wieder zu schreiben. Naruto kannte dieses Schema bereits, es war typisch für Hinata. Sie dachte nach und schrieb und entschied sich dann doch dagegen und löschte einen 20 Zeilen Roman. Er hatte das einmal tatsächlich beobachtet, als sie Kiba geschrieben hatte. Damals war sie hin und her gerissen gewesen und hatte sichtbar angestrengt nachgedacht. » Ein einfaches Ja oder Nein reicht, weißt du« Sie unterbrach das Schreiben abrupt. » So einfach ist das nicht Naruto! Es wäre mir wirklich lieber wenn wir uns früher treffen könnten. Hast du wirklich keine Zeit?« Der Blondschopf biss sich auf die Unterlippe. Er wünschte sich nichts sehnlicher als Zeit zu haben. Er hatte sonst kaum etwas zu tun, als erfolgloser Arbeitsuchender. Nur heute... Und er wollte endlich reinen Tisch mit Gaara machen. Schluss, ein für alle Mal. Das konnte er nicht verschieben, sonst würde er sich ewig davor drücken. Er hoffte, dass Hinata wirklich nichts allzu Schlimmes mit ihm bereden wollte. » Sorry, geht echt nicht, hab noch 'nen wichtigen Termin « »Oh okay? Hast du ein Vorstellungsgespräch? :D« Bei dem freudigen Ton, der in ihrer Nachricht mitschwang, zog sich Narutos Magen zusammen. So ein Mist. » So ähnlich… « » Das ist super! Bereite dich bloß ordentlich drauf vor und schreib mir wenn's vorüber ist, damit wir uns direkt im Anschluss treffen können « » Klar, also bis später « Laut seufzend ließ der Blonde das Handy sinken und den Kopf in den Nacken fallen. Das war alles andere als optimal gelaufen. Er hasste es Hinata anzulügen. Andererseits war es nur eine halbe Lüge? Es war immerhin wichtig für seine Zukunft sich endgültig von Gaara zu trennen. Nicht, dass er geglaubt hatte das schon hinter sich gehabt zu haben. Aber es ließ sich nichts daran ändern, dass Gaara ihre Trennung ignorieren wollte, nur weil er jetzt wieder zurück war. Naruto hatte das klare Ziel ihm das Gegenteil klarzumachen und nichts würde ihn davon abbringen. Mit einem lauten Seufzer ließ Naruto sich zurück in seine Matratze fallen, seine Beine und Arme von sich gestreckt. Er starrte an die Decke und dachte an ihre Verabredung später. Ob es vielleicht wirklich sowas wie Schicksal gab und ihr Aufeinandertreffen dadurch zustande gekommen war? Immerhin gab es ja das Sprichwort, dass sich eine neue Tür öffnete, sobald sich eine andere schloss. Und Naruto konnte Sasuke ohne weiteres als geschlossene Tür abstempeln, richtig? Doch Naruto bezweifelte, dass Gaara der richtige Ansprechpartner war, um einen neuen Abschnitt in Sachen Beziehung zu beginnen. Immerhin hatte der Rothaarige damals allein entschieden, ohne ihn in irgendeiner Weise in seine Zukunft miteinzuplanen. Wieso sollte es jetzt anders sein, wo er ebenso plötzlich auftauchte, wie er damals Entscheidungen getroffen hatte? Naruto musste naiv sein oder ein Idiot, wenn er sich auf irgendetwas mit ihm einließ. So etwas wollte er nicht noch einmal durchmachen. Gaara war das Kapitel in seinem Leben, dass man einmal las und beim nächsten Mal direkt überspringen wollte und so konnte es für den Blonden auch bleiben! Schwungvoll setzte sich der Blonde auf und schwang seine Beine aus dem Bett. Er würde jetzt einfach etwas leckeres Frühstücken und sich anschließend eine schöne heiße Dusche gönnen. Seinen Plan in die Tat umsetzend schob er seine nackten Füße in seine Hausschuhe und schlurfte in die kleine Küche seiner Wohnung. Nach einem kurzen Blick in den Kühlschrank war das Frühstück des Blonden besiegelt, denn mehr als Milch und Wasser fand sich im Kühlschrank nicht wieder. Also mussten wohl Cornflakes herhalten. Der gefüllte Magen und die wohltuende Dusche trugen um ein Vielfaches zur Besserung seiner Laune bei und so war er voller Enthusiasmus, als er um kurz nach 10 mit einem Handtuch auf dem Kopf aus dem Bad kam und sich Klamotten aus seinem Kleiderschrank raussuchen wollte. Die Frage, was er anziehen sollte, stellte er sich gar nicht, sondern zog wahllos etwas aus dem Schrank heraus. Es machte keinen Unterschied wie er bei Gaara auftauchte, je mehr er nach Kartoffelsack aussah umso besser. Natürlich besaß er keine Sachen die wirklich furchtbar an ihm aussahen, aber herausputzen würde er sich sicher nicht. Der Blondschopf war sogar so guter Dinge, dass er beschloss das zu tun, was er sonst nur zu Neujahr und kurz vor seinem Geburtstag tat: Aufräumen! Sein Bett war schnell gemacht und sogar die zahllosen leeren Chipstüten waren mit einem äußerst gut gezielten Wurf im Mülleimer gelandet. Fehlte nur noch die Wäsche auf dem Boden, bevor er sich daran machen sollte, seine Küche in einen begeh- und nutzbaren Zustand zurückzuversetzen. Dabei fiel sein Blick schließlich auf die zwei Kleidungsstücke, die nicht ihm gehörten. Sondern Sasuke. Naruto verweilte einen Moment inmitten seines Schlafzimmers und blickte auf die Kleidung in seinen Händen hinab. Er würde nicht drum herumkommen diese bei dem großen Bruder Schwarzfells gegen seine eigenen Klamotten auszutauschen. Immerhin musste er sie ihm so nicht persönlich zurückbringen und sich wieder von seinen magischen schwarzen Augen in den Bann ziehen lassen… Naruto schüttelte energisch den Kopf, um sich aus seiner eigenen Tagträumerei herauszuholen und pfefferte die Sachen in seinen Wäschekorb. Weiter ging es mit seiner Putzaktion. Völlig erschöpft, so als hätte er gerade Leistungssport betrieben, ließ er sich auf sein nun wiedererkennbares Sofa fallen, seine Füße streckte er schlapp von sich. In seiner Hand hielt er eine kleine Wasserflasche, von der er den Deckel abschraubte und direkt einen großen Schluck nahm. Er seufzte, legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Gab es auf dieser Welt noch jemanden, der es schaffte mehr Unordnung in einer kleinen 2-Zimmerwohnung zu verursachen, als er? War sowas überhaupt möglich? Naruto war einerseits froh, dass er nicht mehr bei seinen Eltern unter dem Dach hauste und sich nicht mehr ständig das Gemeckere seiner Mutter antun musste. Doch andererseits war es das Essen und das kostenlose Dach über dem Kopf wirklich wert gewesen. Bei seinen Eltern wohnen war nun mal immer am einfachsten. Jetzt musste er sich mit Gelegenheitsjob herumschlagen, damit er seinem Vermieter pünktlich die Miete zahlen konnte. Er sollte sich wirklich langsam Gedanken darüber machen, was er tun wollte. Doch er stellte sich diese Frage nicht zum ersten Mal und leider gab es nichts in dem er talentiert war, dass er gerne tat oder sich wenigstens als ständige Einnahmequelle vorstellen konnte. Vielleicht sollte er sich ja wirklich noch einmal in einer Uni eintragen. Natürlich wusste Naruto, dass es ihm womöglich nichts bringen würde, außer das Problem für einen bestimmten Zeitraum zu verdrängen. Und das letzte was er dann wollte, war, wieder bei seinen Eltern leben, um die Studiengebühren statt einer Miete tragen zu können. Er konnte sich schon die Predigten der beiden bildlich vorstellen. Also verdrängte Naruto alle Gedanken, die auch nur ansatzweise mit seiner Zukunft zu tun hatten und setzte sich aufrecht hin. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade mal 13 Uhr war. Also hatte er noch etwas Zeit, die er sich vertreiben konnte, bevor er sich in den Käfig des Löwen begab. Er schnappte er sich also den Controller seiner Konsole, schalte sie und den Fernseher an, bevor er es sich auf dem Sofa erst so richtig bequem machte. Wie immer verging die Zeit beim Zocken dann doch schneller als ihm lieb war und so sagte ihm der nächste Blick auf die Uhr, das es allmählich Zeit war sich eine Verkehrsverbindung zu Gaaras Wohnort herauszusuchen. Also speicherte der Blondschopf schnell das Spiel und stellte alles aus, bevor er sich kurz streckte und sich dann wieder von seiner Couch erhob. Die Straße, die Gaara ihm mitgeteilt hatte, war zu seinem Glück oder aber auch Pech ungefähr die weiteste Strecke, die der Blonde innerhalb der Stadtgrenze hätte bewältigen können. Das Appartement, wie es sich herausstellte, war inmitten der belebten Altstadt. Als Naruto daran dachte, dass eine Monatskaltmiete für eine dieser Wohnungen hier, seine sämtlichen Kosten abdecken könnte, wurde ihm schlecht. Er stand nun schon geschlagene 10 Minuten hier draußen vor dem imposanten sechsstöckigen Haus, dessen Fassade eine solch aalglatte Glasverkleidung besaß, dass sich sicher nicht einmal eine Fliege von außen an die Scheiben setzen konnte. Er rang mit seinem vorhin noch so eisernen Willen. Musste er das hier wirklich tun? Er könnte immer noch ganz schnell eine Nachricht schreiben, dass sie sich doch lieber in irgendeinem Cafè treffen sollten. Oder einfach gar nicht! Nein, nein, das würde es auch nicht besser machen… Naruto hob den Kopf gen Himmel und atmete tief durch. Dann schließlich, aus neu geschöpftem Mut, betätigte er endlich den Klingelknopf. Diesen Mut schöpfte er einzig und allein aus der Überzeugung, dass es hiernach keinen Gaara mehr in seiner Welt gab. Dieser Gaara musste natürlich im obersten Stockwerk wohnen. Dort angekommen sah Naruto die einzig vorhandene Wohnungstür im Treppenhaus offen stehen. Etwas verunsichert schlurfte er zu ihr und erwartete den Rotschopf vor sich. Zu seiner Verwunderung war dieser aber nicht zu sehen. Stattdessen hörte er ihn reden. "Nein! Noch einmal, sagen Sie ihm klar und deutlich, dass wir nicht mehr verhandeln. Entweder er akzeptiert den Deal oder wir suchen uns jemand anderen und …einen Moment…", da tauchte Gaara plötzlich im Sichtfeld des Blonden auf, der durch den Türrahmen einen guten Einblick in die Wohnung erhielt. Sein Gegenüber stand an einer der besagten Glasfronten und telefonierte, nun jedoch schenkte er Naruto ein Lächeln und formte mit dem Mund die Worte 'Komm rein', bevor er sich wieder seinem Gespräch widmete. Naruto trat durch die Tür und fühlte sich jetzt schon fehl am Platze. Die Wohnung war riesig. Wie er bereits vermutet hatte, gehörte dem Rothaarigen die ganze Etage. Alle Möbel sahen schick und teuer aus, aber nicht protzig, Gaara mochte es lieber etwas minimalistischer. Dennoch schindete alles hier einen ordentlichen Eindruck. Gaara war noch nie ein Mensch der Unordnung gewesen. "… machen sie ihm ruhig deutlich, dass er nicht der einzige ist, der mit uns zusammen arbeiten möchte. Alles klar, auf Wiederhören.", die kühle Stimme seines Ex' drang wieder in sein Bewusstsein, als er bemerkte, dass dieser fertig mit Telefonieren war. Etwas unsicher stand Naruto noch in dem Eingangsbereich der Wohnung. Die Wohnungstür hatte er mittleiweile hinter sich geschlossen, doch einen weiteren Schritt war er noch nicht gegangen. Sollte er sich erst die Schuhe ausziehen oder seine Jacke? "Hey", die Stimme des Rothaarigen riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte erst jetzt, dass jener nicht mehr an der endlosen Fensterfront, sondern nun ihm gegenüber stand, in lässiger Haltung mit seiner Schulter an die Wand gelehnt. Naruto schluckte, ob dieser Stimme. Im Gegenteil zu gerade eben war sie nun um einiges sanfter und ihm fiel auf, dass sie auch tiefer als vor einigen Jahren war. Wärme stieg in ihm auf. "Hey…" Narutos Stimme hingegen war leise und ähnelte fast einem Krächzen. Er schluckte ein weiteres Mal, strich sich unbeholfen eine Strähne hinters Ohr, während er nun endlich aus seinen Schuhen schlüpfte. Die Tatsache, dass der Rothaarige seinen Blick nicht von ihm nahm, machte es ihm nicht besonders einfach sich zu konzentrieren. Er hatte schon immer Probleme damit gehabt, wenn er generell schon nervös war und ihm dann so offensichtlich Aufmerksamkeit geschenkt wurde. "Nicht so angespannt, ich beiße schon nicht." Narutos Kopf schnellte nach oben, und er blickte direkt in die hellen Augen Gaaras, die ihm türkis entgegenfunkelten Und in diesem Moment blieb Naruto für eine Sekunde das Herz stehen. Er hatte schon immer eine Schwäche für schöne Augen gehabt und besonders für diese. Sie waren ein reines Farbenspiel von hellstem Grün und schimmerndem Blau, je nachdem wie das Licht sie beschien und Naruto hatte sich immer wieder aufs Neue in ihnen verloren, doch jetzt fürchtete er sich genau davor. Er fing sich schnell und zog an seinen Ärmeln. "Als ob ich keine anderen Sorgen hätte.", brummte der Blondschopf, beförderte seine Jacke an die Garderobe. Als er das nächste Mal zu seinem Ex sah, setzt sein Herz zum zweiten Mal aus, denn die wohlgeformten Lippen Gaaras hatten sich zu einem Grinsen verzogen. Mental ohrfeigte sich Naruto. Was war los mit ihm? Wo war seine Entschlossenheit auf einmal hin?! Er war nicht hier um sich daran zu ergötzen, was für ein heißer Typ Gaara doch geworden war. Er wollte hier genau das Gegenteil über die Bühne bringen und zwar so schnell wie auch nur möglich. Er wollte keine Zeit verlieren, dieses Kapitel musste ein für alle Mal abgeschlossen werden. "Ich darf doch." Ohne dem Größeren einen weiteren Blick zu zuwerfen ging er an ihm vorbei, wobei er nicht drum herum kam, den männlichen Geruch dessen Parfum aufzufangen. "Fühl dich wie zu Hause", Gaara lachte auf. Narutos Weg führte ihn direkt in das große helle Wohnzimmer. Entschlossen ließ er sich auf die Couch plumpsen und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich unauffällig und neugierig umsah. Er staunte nicht schlecht. Wer hatte gedacht, dass Gaara jemals so viel Geld besitzen würde. Und Geschmack hatte er anscheinend auch - oder der Designer, wer wusste schon bei diesen Typen, die in Geld baden konnten. "Ich hoffe du hast Hunger mitgebracht?" Naruto warf ihm einen Blick aus verengten Augen zu. "Natürlich, du hast mir Essen versprochen." Der Blonde beobachtete, wie Gaara in einem angrenzenden Zimmer verschwand und sofort entspannte er sich. Er atmete laut aus. Was tat er hier? Er hatte das Gefühl sich wie ein trotziges Kind zu benehmen! Er knabberte auf seiner Unterlippe. Er war einfach viel nervöser, als er sich vorgestellt hatte. Wieso konnte es nicht so einfach sein, wie er es geplant hatte? Wieso musste er sich wieder anstellen wie der letzte Idiot? Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er musste sich beruhigen. Grundessen erhob er sich und schritt zu der großen Fensterfront. Ablenkung würde ihm bestimmt helfen. Der Blondschopf staunte erneut. Es war ein unbeschreibliches Gefühl über all die ganzen Dächer der anderen Gebäude zu blicken. Wie atemberaubend musste die Aussicht erst sein, wenn alles nur noch durch kleine Lichter erhellt wurde? Und tatsächlich schaffte Naruto es, seinen Kopf für einen Moment abzuschalten und sich der Vorstellung hinzugeben. Er genoss einfach nur noch das Bild, welches sich vor ihm bot, verfolgte die Menschen, die nur noch kleinen Männchen ähnelten, wie sie ihrem Alltag nachgingen. "Gefällt's dir?" Die plötzlich auftauchende Stimme Gaaras holte Naruto zurück ins hier und jetzt. Anstatt zu antworten wandte Naruto ihm nur den Kopf zu, ein kleines kurzesweilendes Lächeln auf den Lippen, und nickte. Eine Weile sahen sie sich still an, bevor Naruto sich räusperte und sein Blick auf die zwei Packungen in den Händen Gaaras fiel. Er hob eine Augenbraue. Okay. "Nudelsuppe? Wirklich?" Die zweite Augenbraue Narutos hob sich. Am liebsten hätte der Blonde laut losgelacht. Er hätte mit allem gerechnet. Besonders jetzt, wo Gaara in Geld schwamm, war er davon ausgegangen, dass jener auch versuchen würde ihm etwas zu bieten. Nicht das er hohe Erwartungen gehabt hatte, aber irgendwie hatte er doch schon mehr als eine Nudelsuppe erwartet… Die ihm dazu noch in ihrer Originalverpackung serviert wurde. Ohne etwas zu sagen platzierte Gaara die Plastikschüsseln auf dem Esstisch, der nicht weit von der Fensterfront entfernt stand. "Fleisch-Ramen mit Miso-Geschmack." Gaara sah ihn aus seinen hellen Augen an, "Die magst du doch so gern." Volltreffer. Wenn es eine Sorte gab in der Naruto baden konnte, war es genau die. Innerlich kämpfte Naruto. Er wollte sich jetzt nicht einfach so auf die Nudelsuppe stürzen, doch allein der Duft der ihm entgegen kam, machte es ihm nicht gerade leicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. "Wenigsten ansehnlicher hättest du es auftischen können", war Narutos Kommentar und schritt auf den Größeren zu, jener ging wohl davon aus, dass er sich nun hinsetzen wollte, doch ganz im Gegenteil schritt Naruto an ihm vorbei in Richtung Tür, aus der Gaara zuvor gekommen war. Er hörte noch wie Gaara ihn davon abhalten wollte die Küchentür zu öffnen, doch als der Rotschopf neben ihm zum Stehen kam, hatte Naruto schon längst der Glaube verlassen. Er konnte nicht fassen, was ihm da geboten wurde. "Was zum…?" Sprachlos vor Entsetzen blickte er zu Gaara auf, auf dessen Wangen konnte Naruto einen minimalen rosa Farbstich erkennen. Seine blauen Augen wanderten wieder zurück in die Küche. Hatte er vorhin nicht noch erwähnt gehabt, dass Gaara zu der Sorte Mensch gehörte, die nicht unordentlich war? Soweit Naruto sich erinnern konnte, hätte Gaara seiner Mutter damals beinahe Konkurrenz gemacht. Das nun gerade Gaara der Mensch war, dessen Küche Naruto jemals in so einem Schlachtfeld vorfinden würde, war für ihn mehr als nur schockierend. "Ich hab nie gesagt, dass ich kochen kann." Naruto schien, als war das Gaaras Versuch, sich für das Chaos in seiner Küche zu rechtfertigen. Überfordert sah der Blonde sich noch einmal in der Küche um, bevor er entschied den Rückzug anzutreten. Er drehte sich um und machte dabei die Tür gewissenhaft zu. Dann wandte er sich an den Hausherren. "Okay. Nudeln sind okay. Schmecken aus der Plastikschale eh am besten!", verkündete er gespielt feierlich und ging schnurstracks zum Tisch zurück. Ohne Umschweife widmete er sich dem Essen. Naruto bemerkte wie der Rothaarige sich stumm neben ihn setzte und nach einem gemurmelten 'Guten Appetit' begannen sie das Nudelgericht zu verspeisen. Außer dem Schlürfen zwischendurch, war es still zwischen ihnen. Naruto war wirklich froh, dass sie beide nun beschäftigt waren, denn er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er ein normales Gespräch anfangen sollte. Saß man sich bei sowas nicht besser gegenüber? Sollte er einfach direkt zum Punkt kommen? Alles andere wäre doch verschwendete Zeit, oder? Vorsichtig schielte der Blondschopf zwischen zwei Happen zu Gaara hinüber. Fast hätte er sich an den Nudeln verschluckt, bei dem Anblick, der sich ihm bot. Gaaras Züge waren weich und ein Lächeln, noch sanfter als vorhin, erwärmte sein Gesicht. Naruto erkannte das Leuchten in seinen türkisfarbenen Augen, wie Sonnenlicht, das sich auf den Wellen des Ozeans brach, dabei waren sie von Natur aus schon hell. "A-Alles in Ordnung?", Naruto musste seine Stimme willentlich davon abhalten zu versagen. Mit der Aufmerksamkeit seines Gegenübers richtete sich auch dessen Blick auf ihn. "Sicher. Ich hab nur schon lange kein Ramen mehr gegessen und mir ist bis jetzt nie aufgefallen, wie sehr ich das eigentlich vermisst hab." Narutos Herz wurde schwer. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie abends vor dem Fernseher gesessen hatten und beide viel zu faul zum Kochen waren. Deshalb hatte es häufiger als nötig Ramen zum Abend gegeben. Sein eigenes Argument damals war gewesen, dass so doch viel mehr Zeit zum Kuscheln bliebe und hatte das dann auch direkt in die Tat umgesetzt. Warum sagte Gaara sowas jetzt? "Mehr Zeit zum Kuscheln.", hörte er den Rothaarigen sagen und Naruto hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so ertappt gefühlt. Was zum?! Konnte Gaara seine Gedanken lesen oder hatte Naruto bei der Genialität die er besaß, einfach seine Gedanken laut ausgesprochen? Er schnappte nach Luft und verschluckte sich bei seiner eigener Dummheit natürlich daran. Er hustete, woraufhin sein Sitznachbar, alarmiert sein Besteck niederlegte. Im nächsten Moment spürte der Blonde, wie Gaara etwas an ihn heranrückte und vorsichtig auf den Rücken klopfte. "Alles ok? Brauchst du Wasser?" Die Stimme Gaaras klang besorgt und er war schon im Begriff aufzustehen, doch Naruto legte eine Hand auf seinen Oberschenkel, um ihn von seinem Tun abzuhalten. Er schüttelte leicht den Kopf, nachdem sich sein Hustenanfall wieder gelegt hatte. Vorsichtig sah er zu dem Rothaarigen, bemerkte in diesem Moment wie nah sie sich eigentlich waren. Ihre Gesichter trennten bestimmt nicht mal mehr 10 Zentimeter. "Geht's dir gut?", Gaaras Stimme war leise und dunkel, so wie Naruto sie am liebsten gemocht hatte, mit diesem behutsamen und zugleich so erotischen Unterton, als wolle er ihn auf das vorbereiten, was jeden Moment folgen würde. Gänsehaut breitete sich bei dem Blonden aus und er fühlte den Umschwung zwischen ihnen ganz deutlich. Sein Blick fiel auf die leicht geöffneten Lippen des Rothaarigen und je näher er ihm kam, umso schneller schlug sein Herz. Ihm wurde mit jeder Sekunde bewusster, dass seine Hand noch immer auf Gaaras Bein lag und die Hand auf seinem eigenen Rücken immer schwerer und wärmer wurde. Narutos Blick glitt hinauf zu den türkisen Opalen, die bereits halb von seinen Lidern verdeckt wurden und dadurch dunkler aber auch intensiver auf ihn hinabfunkelten. Verlangend. "Okay, stopp!" Mit einem Ruck war Naruto auf den Beinen. Sein Herz raste und sein Atem ging in schweren Zügen. Panik stieg in dem Blonden auf und für einen Moment wusste er nicht, was er tun sollte. Doch sein Körper reagierte besser. Ohne nachzudenken bewegten sich seine Beine Richtung Tür. Weg. Er musste hier weg. Sofort, sonst würde er sich ihm hingeben und er wäre wie Wachs in seinen Händen! "Naruto! Warte!", Gaara war nun ebenfalls aufgestanden und ihm nach. "Sorry, wir… ich kann nicht, hab was vergessen…" "Naruto!" "…Hab vergessen den Herd auszustellen…", er griff nach der Jacke, die er an die Garderobe gehängt hatte, "… Danke für das Essen, sorry, wir reden später, ja? Oder wir schreiben …" "Naruto.", plötzlich war Gaaras Stimme laut und ernst. Sie brachte den Blonden dazu auf der Stelle zu erstarren, doch schon wurde er an der Schulter herumgedreht. Die Jacke landete auf dem Fußboden. Sein Rücken traf auf die kalte, harte Wand im Flur und bevor er wusste wie ihm geschah spürte er die heißen und lebhaften Lippen seines Ex auf den eigenen. Sein Körper drängte sich an ihn und die Gier des Rothaarigen brach über ihn ein. Wie geahnt reagierte sein Körper sofort, ohne auch nur einen Moment von dem Geschehen überrascht zu sein. Ohne zu zögern krallten sich seine Hände am Rücken Gaaras in dessen Oberteil, und auch seine Lippen kannten keine Scheu. Ebenso gierig wie Gaara selbst ging Naruto auf dessen Kuss ein. Die Mischung aus Aftershave und Gaaras Eigenduft stieg ihm in die Nase und Naruto würde lügen, wenn er behauptete es ließe ihn kalt. Eine ihm bekannte Hitze stieg in ihm auf. Wie von selbst presste er sich dem Größeren entgegen und spürte das kleine Grinsen des Rothaarigen. Allein sich vorzustellen, wie Gaara ihn in diesem Moment ansehen würde, heizte dem Blonden mehr ein. Überrascht keuchte der er auf, als sich ein Arm um seinen Rücken legte, ihn von der Wand weg zog und somit noch näher an der Rothaarigen. Er fragte sich nicht einmal wieso. Sein Hirn hatte schon abgeschaltet, als sich Gaaras Lippen auf die eigenen gelegt hatten. Er war schon immer bei seinen Küssen schwach geworden und Gaara hatte dies in ihrer Beziehung auch immer gut einzusetzen gewusst. Also leistete Naruto auch keinen Widerstand, als Gaara sie beide zurück ins Wohnzimmer führte. Viel zu sehr war Naruto damit beschäftigt sich den Lippen des Rothaarigen zu widmen. Doch Naruto hatte seine Rechnung ohne Gaaras Pläne gemacht, denn kaum spürte er die Couch an seinen Beinen, löste der Größere ihren Kuss und beförderte ihn mit einem kleinem Schubser auf das rote Möbelstück. Ein weiteres Keuchen Narutos. Aus halbgeöffneten Augen und mit beschleunigtem Atem blickte er zu seinem ehemaligen Partner. Jener hatte lasziv einen seiner Mundwinkel hochgezogen und leckte sich kurz über die Lippen, bevor er über ihm kniete, das Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Automatisch fiel Narutos Blick wieder auf die schmalen Lippen, welche sich ihm näherten. Doch eine weitere Berührung ihrer Münder blieb aus. Stattdessen spürte er Gaaras Finger, die ihm langsam über die Wange strichen, hinab zu seinen Lippen. Wie von selbst öffneten sich Narutos Lippen einen Spalt. Sein Blick war immer noch auf das Lippenpaar des anderen fixiert und er konnte sehen, wie er, ob Narutos Reaktion, ein weiteres Mal seine Mundwinkel hochzog. Dann spürte Naruto für einen Bruchteil einer Sekunde ein weiteres Mal Gaaras Lippen. Für Narutos Geschmack viel zu kurz. Er seufzte enttäuscht auf. "Sieh mich an." Gaaras Stimme war tief, bestimmend und gleichzeitig konnte Naruto eindeutig das Verlangen aus ihr heraushören. Er tat wie ihm befohlen wurde und hob seinen Blick ein wenig, weg von seinen Lippen zu den hellen Augen. Sie waren so schön. Doch irgendwie... war etwas anders. "Naru...", nicht mehr als ein Hauchen war die Stimme, die seinen alten Kosenamen aussprach, "Küss mich." Seinen Augen weiteten sich, ob der Forderung. Langsam hob er die Hände und führte sie zum Nacken des älteren um ihn mit wenig Druck zu sich hinunter ziehen zu können. Gaara lachte leise auf. "Seit wann bist du so schüchtern?" Naruto antwortete nicht, doch er führte seine Bewegung fort und stoppte, kurz bevor sich ihre Lippen berührten. Erneut sah er in die türkisfarbenen Augen, die ihm so bekannt waren. Eine lange Zeit sahen sie sich nur an, Gaara schien geduldig auf seine Initiative zu warten. Doch der Blondschopf sah ihn weiter an, er... suchte etwas. Er wusste selbst nicht was. Dann überwand er den letzten Abstand zwischen ihnen und ihre Lippen trafen erneut aufeinander, diesmal jedoch sanft und ohne die Gier von zuvor, die so ansteckend war. Nun war es anders. Naruto bewegte zögerlich seine Lippen gegen das weiche Paar vor ihm und erwartete von einer zweiten Welle der Lust überfahren zu werden. Doch sie blieb aus. Er versuchte es erneut, öffnete den Mund und regte ein Spielen ihrer Zungen an. Doch es fühlte sich nicht an, wie erwartet. Und je länger sie sich so langsam und zärtlich küssten, umso klarer wurde dem Blonden, dass er etwas vermisste, was mal selbstverständlich gewesen war. Der Funken, die Lust nach mehr, die nicht nur körperlich bedingt war. Die L- Wieder drückte er Gaara gewaltvoll von sich. Die Augen weit offen, fast schon in einer Art Schockzustand, starrte er seinen Exfreund an. "Was ist los?" Sorge und Verwunderung schwangen in Gaaras Stimme mit. Der Rothaarige war schon immer jemand gewesen, dem das Wohlbefinden seiner Partner wichtig war - jedenfalls in den meisten Fällen. Narutos Antwort blieb aus, hatte er generell nur mitbekommen, dass Gaara gesprochen hatte. Doch keines der Worte war bei ihm angekommen. Erst als sich die Hand des anderen in sein Sichtfeld schob und ihm kurz darauf eine Strähne hinters Ohr strich, reagierte der Blonde. Fast schon fluchtartig sprang er auf und war im Begriff ein weiteres Mal aus dieser riesigen Wohnung zu flüchten. Aber Naruto hatte vergessen, das Gaara gute Reflexe besaß, denn noch bevor er auch nur einen Schritt hatte machen können, umfasste Gaara sein Handgelenk und Naruto befand sich wenige Sekunden später in einer sitzenden Position wieder. "Was soll das werden, wenn du fertig bist? Hast du einen zwanghaften Fluchtdrang entwickelt, von dem ich wissen sollte?" Narutos Blick wanderte von seiner Hand, dessen Gelenk fest von Gaaras Hand umschlossen war, hinauf in die so schönen Augen seines Expartners. Er blieb still. Wie hatte er nur so blöd sein können? War er wirklich so dumm und hatte für einen kurzen Moment geglaubt, dass das zwischen ihnen wieder alles wie vorher werden konnte? Nachdem Gaara ihm sein Herz gebrochen hatte? Von Anfang an hatte Gaara ihn doch nicht als Bestandteil seiner Zukunft gesehen. Wer garantierte ihm dann jetzt, dass Gaara ihn nicht ein weiteres Mal einfach anderen Sachen vorzog, ohne nur ein Wort mit ihm darüber zu reden? Nein… das einzige, was sich nach dem Rothaarigen verzerrte, war seine unbefriedigte Libido. Naruto hatte es immer für lächerlich gehalten, dass man sagte, dass Männer Sex und Liebe nicht immer voneinander unterscheiden konnten. Dass er selber anscheinend auch zu dieser Sorte Mann gehörte, war ein Schock. "Naruto!", Gaaras Stimme war jegliche Sorge gewichen und die plötzliche Kälte, die mit ihr schwang, riss den Blondhaarigen aus seinen Gedanken. Er blinzelte. "Gaara… Es… es tut mir Leid… Wirklich sorry… aber…", während Naruto sprach machte er Anstalten sich aus dem Griff des Rothaarigen zu befreien. Doch jener schien das ganz und gar nicht zu gefallen, denn zu Narutos Leidwesen verstärkte sich der Griff nur und er verzog für den Bruchteil einer Sekunde sein Gesicht. Trotz der kalten Maske, die Gaara sich aufgesetzt hatte, konnte Naruto mit nur einem Blick in dessen Augen erkennen, dass er ahnte, worauf das ganze hier hinaus lief. "Das ist nicht richtig. Das alles hier… Wir.", presste Naruto hervor. "Was soll das heißen,wir?! Gerade war das hier für dich noch alles andere als falsch!", nun war auch die Kälte aus seiner Stimme verschwunden, jetzt war es reine Wut, die er ihm lautstark entgegen brachte. Normalerweise wäre Naruto nun eingeschüchtert von seinem Freund gewesen, den er doch geliebt hatte und mit dem er nicht streiten wollte. Jetzt aber entfachte die Wut genauso in ihm, wie sie bei Gaara bereits kochte. "Das hat nichts zu bedeuten! Du warst doch schon immer so. Immer wenn es Probleme gab, hatten wir einfach Sex und haben dann nicht mehr darüber geredet!" "Bitte, was?!" "Tu nicht so, Gaara! Du hast nie mit mir geredet! Nicht als du einfach abgehauen bist und nicht einmal jetzt hast du den Mumm ordentlich mit mir zu reden, stattdessen überfällst du mich! Und was dann?! Denkst du danach hätte ich vergessen, dass du mich im Stich gelassen hast?!" "Im Stich gelassen?!", Gaara ließ ihn abrupt los und war auf die Beine gesprungen, "Wann habe ich dich im Stich gelassen? Ich bin ins Ausland gegangen um dort erfolgreich studieren zu können, um etwas aus mir zu machen!" "Ja, ohne mich und ohne mir davon zu erzählen, wann hab ich davon erfahren?! Als schon alles in trockenen Tüchern war, ganz toll, danke!", konterte Naruto, den es ebenfalls nicht mehr im Sitzen hielt. "Weißt du überhaupt, wieso ich dir nichts gesagt hab'?" "Oh witzig der Herr, woher denn? Du hast mir ja nur die Chance gelassen, mir selber etwas zusammen zu reimen." "Und anscheinend hast du nicht mal das mit deinem Erbsenhirn hinbekommen.", warf der Rothaarige ihm entgegen und Narutos Augen verengten sich. "Bitte?" "Du hast mich schon verstanden." "Weißt du was, das ist mir zu doof. Ich gehe. Eine andere Absicht als dir klipp und klar zu sagen, dass das zwischen uns schon lange nicht mehr existiert, hatte ich gar nicht. Ich hab mit all dem abgeschlossen und wieso und weshalb interessiert mich nicht mehr. Dafür ist es eh zu spät." Naruto log; natürlich. Er wusste es und er war sich sicher, dass Gaara es auch tat. Natürlich beschäftigte es ihn ab und an noch, wieso man ihn damals hatte sitzen lassen. Wieso man ihn nicht mit in die Zukunftsplanung einbezogen hatte. Wie sollte er ruhigen Gewissens eine neue Beziehung eingehen, wenn er nicht einmal wusste, warum. "Dein klipp und klar hab ich gesehen." Naruto wandte sich von Gaara ab und setzte sich in Bewegung. Egal wie sehr Gaara ihn damals verletzt hatte, er hatte ihn einmal geliebt und er brachte es einfach nicht übers Herz weiter mit ihm zu streiten. Und auch wenn es nur minimal war, schmerzte es ihn, Gaara Sachen an den Kopf zu werfen. Es war nicht mal seine Absicht gewesen, dass sie nun so auseinander gingen. "Du hast Angst." Die Worte Gaaras ließen ihn in seiner Bewegung inne halten. "Angst?", wiederholte Naruto und lachte auf, "Wovor? Ich hab keine Angst." "Du hast Angst, den Grund zu erfahren.", vermittelte sein Expartner nüchtern. "Laber keinen Scheiß." "Angst davor, dass es gar nicht meine Schuld war, dass unsere Beziehung in die Brüche gegangen ist. Das du möglicherweise der Grund bist." Naruto schwieg, er stand immer noch mit dem Rücken zum Rothaarigen und machte auch keine Anstalten dies sobald zu ändern. Seinen Blick hatte er starr geradeaus gerichtet. Die Hände zu Fäusten geballt und seine Zähne in die Unterlippe gebohrt. Schlagartig erinnerte Naruto sich an den Tag, als sie ihre Beziehung per Telefon beendet hatten. Der Moment, als er weinend in Hinatas Armen gelegen und sich unendliche Vorwürfe gemacht hatte. Sich selbst die Schuld gegeben hatte, weil er nicht gut genug war, ein Chaot. Nun mal er selbst. Es gab in seinem Leben keinen Zeitpunkt, an dem er sich so sehr gehasst hatte, für die Person, die er war. "Liebe, Naruto.", der Rothaarige warf dieses Wort in den Raum und Naruto wäre beinahe daran erstickt. "Liebe? Das ist deine tolle Erklärung für alles?" Spott und Unglaube schwang in Narutos Stimme mit, als er sich wieder dem Größeren zuwandte, ihm direkt in das türkise Farbenmeer blickte. "Ich hab dich geliebt und bis heute hat sich daran rein gar nichts geändert, Naru.", die Kälte in Gaaras Stimme war verschwunden, nun konnte Naruto eine Sanftheit aus ihr heraushören, die Gaara damals nur ihm offenbart hatte. Er klang eigentlich ernst, aber Naruto hatte gelernt seine Gefühle herauszuhören, aus dieser einen bestimmten Stimmlage. Gaara ging einen Schritt auf ihn zu, machte Anstalten nach seiner Hand zu greifen, doch Naruto schüttelte nur den Kopf und wich zurück, um die Distanz zwischen ihnen zu halten. "Du weißt doch gar nicht was Liebe ist.", erwiderte Naruto, "Wenn du mich noch lieben würdest, hättest du dich selbst nach dem Ende unserer Beziehung gemeldet." "Und dann? Wäre ich vor Sehnsucht nach dir in den nächsten Flieger gestiegen und hätte alles hingeschmissen." Naruto sah den Größeren mit schmerzerfüllten Augen an. "Weißt du wie sehr ich auf deinen Anruf gewartet hab? Eine Sms? Nur irgendetwas, dass mir zeigt, dass ich dir doch nicht egal bin? Hast du dich auch nur einmal gefragt, wie es mir ging?" "Naru, es tut mir Leid, okay?" Wieder näherte sich Gaara ihm, doch Naruto ließ sich darauf nicht ein und brachte auch diesmal wieder die entsprechende Distanz zwischen sie. "Es tut dir Leid? Es tut dir Leid?" Naruto konnte in diesem Moment nichts dagegen tun, dass sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten. Er war überfordert. Unmengen an Emotionen wütenden durch seinen Körper. Er wollte hier weg, wollte Gaara nie wieder sehen. Gleichzeitig wollte er dem Rothaarigen endlich all das sagen, was ihm die ganze Zeit auf dem Herzen lag. Er wollte Antworten, wollte ihm verzeihen und gleichzeitig wollte er Gaara für das, was er ihm angetan hatte, abgrundtief hassen. "Wieso hast du nicht mit mir geredet? Wieso hast du mich aus deinen Zukunftsplänen ausgeschlossen? Wo war das 'wir', von dem wir immer geredet haben?", die Fragen sprudelten nur aus dem Blonden. "Ich wollte dir etwas bieten, dir ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben ermöglichen." "Etwas bieten? Ich brauch das hier nicht.", während Naruto sprach deutete er mit eine Handbewegung auf die Möbelstücke, "Ich wollte dich. Eine Zukunft für uns beide. Sorgen? Unbeschwertheit? Mit dir an meiner Seite hätte ich alles durchgestanden." "Naru", Gaara seufzte, während er seinen Blick durchs Zimmer wandern ließ. "Hättest du nur etwas gesagt, wäre ich mit dir-" "Und dann?!", unterbrach Gaara ihn scharf, fuhr sich durch seine roten Haare, seine Augen fixierten Naruto und sahen ihn mit gequältem Ausdruck an. Narutos Augen weiteten sich abrupt, ob des plötzlichen Gefühlsumschwung Gaaras. "Mach mich nicht für deine Zukunft verantwortlich, okay? Verstehst du nicht, dass genau das das Problem ist? Wie hattest du dir das vorgestellt? Mir einfach folgen, um mit mir zusammen zu leben? Ist das die Zukunft, die du dir für uns vorgestellt hast? Du denkst nicht weit genug und das war schon immer so!" Naruto schwieg, seine Tränen versiegten vor Schock, er wusste nichts auf die Worte Gaaras zu erwidern. "Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich mich der Zukunft meines Partners in den Weg stelle. Du warst kurz vor deinem Abschluss, hattest keine Ahnung was du hinterher tun willst, denkst du da komme ich einfach und sage dir, dass ich im Ausland studieren gehe? Du hättest die Schule direkt geschmissen und wärst ohne wenn und aber mit mir in den Flieger gestiegen. Und später hättest du deine Entscheidung bereut und es mir vorgeworfen oder noch schlimmer, du hättest dich selbst damit gequält, weil du es mir nicht vorwerfen würdest. Ich wollte dir in der Zeit in der ich weg bin, eine Möglichkeit geben, etwas zu finden was dir gefällt, etwas das du tun willst. Dich selbst zu finden, ohne meinen Einfluss." Gaara beendete seinen Wortschwall und sah ihm in die blauen Augen. Weiterhin schwieg Naruto. Gaara hatte recht. Er hätte wirklich alles hingeschmissen, nur um an seiner Seite zu sein. "Was wenn wir uns irgendwann getrennt hätten? Was hättest du dann gemacht? Ohne Job, ohne abgeschlossene Schule? Herrgott, hast du dich mal gefragt, wie ich das deinen Eltern hätte erklären sollen? Ist ja nicht so, dass sie schon von Anfang besonders von mir begeistert waren! Fuck!" Ein dumpfes Geräusch ließ Naruto aufschrecken. Gaara hatte gegen seinen Couchtisch getreten. Ein weiteres Mal fuhr er sich aufgebracht durch die Haare, bevor er ihren Blickkontakt brach, sich umdrehte, die Plastikschalen vom Esstisch nahm und mit schnellen Schritten, im angrenzendem Raum verschwand. Naruto blickte ihm hinterher. Er wusste in diesem Moment nicht was er denken sollte. Nie im Leben hatte er geglaubt, dass Gaara sich so viele Gedanken gemacht hatte, bevor er sich für das Ausland entschieden hatte. So viele Faktoren, an die Naruto wahrscheinlich nie einen Gedanken verschwendet hätte. Der Blondschopf wandte den Blick von der hölzernen Tür und bewegte sich Richtung Flur. Das wars dann; das Ende ein für alle mal. Kurz bevor Naruto in den Flur trat, stoppte er. Seinen Augen hingen an einem Bilderrahmen fest, der auf einem Regal stand. Wie von selbst hob er seinen Arm und umfasst den Rahmen mit den Fingern. Und dann passierte es. Die heiße Flüssigkeit, die der Blonde schon längst verdrängt hatte, suchte sich wieder ihren Weg über seine Wangen, hinab zu seinem Kinn, um anschließend auf dem Glas des Bilderahmes zu perlen. Er weinte erneut, dabei hatte er sich geschworen, nie wieder eine Träne wegen dem Rothaarigen zu vergießen. Vorsichtig strich Naruto mit seinem Daumen über das Glas. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als Hinata das Bild von ihm und Gaara geschossen hatte. Es war ein frischer Herbsttag gewesen, als sie sich entschieden hatten, etwas zu dritt zu unternehmen. Hinata war zu dem Zeitpunkt hin und weg von Gaara gewesen und hatte Naruto andauernd für seinen guten Fang gelobt. Auf Narutos Lippen schlich sich ein minimales Lächeln, während sein Blick auf dem Paar lag, dass nicht hätte glücklicher wirken können. Sie standen sich gegenüber, der Rothaarige hatte seine Arme um ihn geschlungen und ihn dicht an sich gezogen. Naruto selbst grinste ihm entgegen, als sei er das glücklichste Kind auf Erden, während Gaara ihm mit einem Lächeln einen Kuss auf die Stirn gab. Schweren Herzens stellte Naruto den Bilderrahmen wieder an seinen Platz, löste jedoch nicht seinen Griff. Nie hätte er gedacht, dass Gaara sich ein Foto von ihnen in seine Wohnung stellen würde. Ob an seinen Worten etwas dran war? Liebte er ihn wirklich noch? Der Blondschopf blickte zur Küchentür, die immer noch geschlossen war. Dann nach einigen Sekunden wandte er seinen Blick wieder dem Foto zu. Mit einer Hand wischte er sich die Tränen von seinem Gesicht, während er mit dem anderen den Bilderrahmen mit dem Foto nach unten legte. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, kleidete sich an und verließ die Wohnung. So sehr es ihn auch schmerzte, er musste Gaara zurücklassen. Sowohl physisch, als auch emotional. Erstaunlicherweise kam ihm der physische Teil fast schwieriger vor. Es war nicht die feine Englische, einfach ohne ein weiteres Wort abzuhauen. Doch er musste. Er hatte Gaara gesagt, dass er kein "wir" in der Zukunft von ihnen beiden mehr sah. Dafür war es lange zu spät und daran hatte sich auch jetzt nichts geändert. Und trotzdem… Er hatte kaum das Haus verlassen und spurtete förmlich auf die andere Straßenseite, dabei nur ein halbes Auge auf die Straße richtend. Seine Worte ließen ihn nicht los. Nachdem er die Straße überquert hatte war es nicht mehr weit bis zur nächsten Haltestelle zu U-Bahn, doch er ging einfach weiter, nicht langsamer werdend. Naruto hatte nicht so weit gedacht wie Gaara. Natürlich nicht. Die Menschen, die Häuser und Straßen in seiner Umgebungen verschwammen immer mehr vor seinen Augen. Aber er hätte doch verdammt nochmal mit ihm reden können! Er war nicht dumm, er hätte irgendwann verstanden, dass Gaara Recht hatte! Als Naruto schließlich nichts mehr erkennen konnte blieb er stehen. Ein Zittern ging durch seinen Körper. Gaara hatte Recht. Und gottverdammt er hatte immer noch Recht! Selbst jetzt hatte Naruto nichts unternommen. Er hatte noch immer keine Ahnung, was seine Berufung war! Woher sollte er das Wissen?! Woher wussten andere Menschen, was sie einmal werden sollten?? Wer zur Hölle gab einem den Hinweis, die Bestätigung, dass, ja, das was du vorhast passt zu dir und du wirst damit ein erfolgreiches und erfülltes Leben leben! Gratulation! Gaara hatte doch keine Ahnung wie es ihm ging. Wie es war nichts zu können, in nichts gut zu sein… Naruto wusste nicht, wo er sich gerade befand, als er anfing hemmungslos zu schniefen und Rotz und Wasser zu heulen. Ihm war egal, was die Passanten dachten und überhaupt! Er konnte einfach nicht aufhören, seine Brust zog sich mit jedem Mal Luftholen schmerzhaft zusammen und seine Augen brannten. Warum musste Gaara ihm genau das vorwerfen? War es doch seine eigene Schuld, dass alles in die Brüche gegangen war? Weil er unfähig war? Selbst unfähig eine Beziehung zu führen? Er kam nicht mit sich selbst zurecht. Er war alleine niemand, er hatte keine Pläne für die Zukunft, damals nicht und heute nicht! Naruto konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr, er wollte nicht über all das nachdenken, was ihm solche Schmerzen bereitete. Er schluchzte und spürte das heftige Ziehen in seiner Brust, das nicht schwächer werden wollte. Er brauchte eine Weile, bis es ihm gelang sein Handy aus seinen Taschen zu fummeln und seine Tränen soweit zu unterdrücken, dass er überhaupt etwas darauf erkennen konnte. Als er fand wonach er suchte, drückte er schließlich den grünen Hörer. Es dauerte auch nicht lange und die sanfte Stimme seiner besten Freundin erklang an seinem Ohr. "… Hey Hinata." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)