the world outside von Futuhiro (Magister Magicae 9) ================================================================================ Kapitel 4: Salome ----------------- „Hast du Vater schon angerufen?“, säuselte Sewill leise. Ihre Stimme klang heute wie ein Wispern. Ein Zeichen, daß sie kraftlos war und sich nicht gut fühlte. „Nein.“, drang es nur gedämpft aus dem Leder. Safall lag vornübergebeugt auf der Tischplatte und hatte das Gesicht frustriert im Ärmel seines Mantels verborgen. Er wusste langsam nicht mehr, was er noch mit Hedda anstellen sollte. Eben hatte er sie wieder abstrafen müssen, weil sie in einem Test eine schlechte Note geschrieben hatte. Nun hockte sie in ihrem Zimmer und schmollte. So wie Safall in seinem hockte und verzweifelte. Hedda war furchtbar. Sie wusste nichts, sie konnte nichts, und vor allen Dingen war sie völlig unwillig, irgendeine Übereinkunft anzustreben. Was sollte er mit so jemandem anfangen? Sewill legte ihm zärtlich die Hand auf eine Schulter. „Du musst es ihm aber sagen.“ „Ich weiß nicht, wie. Er wird mich umbringen.“ „Er hat seine Augen und Ohren überall. Wenn er es von jemand anderem erfährt, bevor du es ihm selber sagst, wird er noch viel wütender sein.“, gab Sewill zu bedenken. „Das ist mir klar.“, seufzte er in seinen Lederärmel hinein und angelte blind nach Sewills Hand auf seiner Schulter, um sie zu drücken. „Ich hatte eine Vision von einem jungen Mann mit dunkelgrünen Haarsträhnen, der hier her kommen wird.“, wechselte sie das Thema. „Salome, ja. Ich hab ihn eingeladen, daß er uns besuchen kommen soll.“ „Er wird sich verspäten.“, orakelte Sewill hellseherisch. Safall hob endlich das Gesicht aus der Armbeuge und lächelte sie an. „Schön. Dann kannst du dich noch etwas ausruhen. Komm her.“, bat er, wechselte vom Stuhl aufs Bett und rutschte dann bis ganz an die Wand, damit seine weißhaarige Schwester ebenfalls mit hinein passte. Einladend hielt er ihr eine Hand hin. Es war eigentlich nur für eine Person ausgelegt. Aber seit Hedda in Sewills Zimmer gezogen war, hatten sie sich daran gewöhnt, eng umschlungen im gleichen Bett zu schlafen. Safall zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „'Salome' ist ein interessanter Name für einen Jungen.“, entging ihr nicht. „Hm. Vielleicht haben sich seine Eltern ein Mädchen gewünscht.“, schmunzelte er, die Augen schon geschlossen. „Er heißt nicht wirklich Salome.“ „Nicht?“ „Nein. Das ist ein Deckname. Wenn man den wahren, vollständigen Namen von jemandem kennt, kann man völlige Macht über ihn erlangen. So sehr, daß er außer Stande ist, Befehle, die man ihm gibt, zu verweigern. Sicher studiert er irgendwas, was ihn in dieser Hinsicht hat vorsichtig werden lassen.“ Safall gluckste leise. „Ja, allerdings. ... Hast du in deiner Vision auch erfahren, wie er tatsächlich heißt?“ Er hatte gewusst, daß 'Salome' nur der Spitzname seines Sängers war, hatte sich aber nie Gedanken darüber gemacht. Erst jetzt, wo Sewill ihn darauf hinwies, merkte er, daß er nach fast einem Jahr immer noch nicht dessen vollständigen, echten Namen kannte. Dabei war Salome ein Mensch. Im Gegensatz zu Genii arbeiteten Magier eher selten mit Code-Namen. Sewill schüttelte den Kopf und gab einen verneinenden mh-mh-Laut von sich. Dann herrschte Schweigen zwischen den beiden. Sewill schlug über eine Stunde später die Augen wieder auf und sah sich suchend im Zimmer um. „Salome ist da.“, stellte sie fest. In der Tat klopfte es drei Sekunden später auch schon höflich an der Tür. Safall raffte sich aus dem Bett hoch, wobei er über seine Schwester hinwegklettern musste, und richtete sich den Mantel. „Wer von uns beiden studiert hier eigentlich das Wahrsager-Zeugs? ... bleib liegen.“, meinte er und ging die Tür öffnen. Sie war schon von Natur aus eine furchtbar begnadete Hellseherin. Wer weiß, wie gut sie erst hätte sein können, wenn sie gesundheitlich in der Lage gewesen wäre, sich wirklich einem entsprechenden Studium zu widmen. Draußen winkte ihm wie erwartet sein Sänger mit den grünen Strähnen in der Haaren grüßend zu. „Hi. Sorry, daß ich so spät bin. Mein Professor für Kräuter und Tränke hat mich mit seiner endlosen Nörgelei aufgehalten. Meine Hausarbeit hat ihm nicht gefallen, dem alten Drachen.“ „Macht nix, komm nur rein.“, winkte Safall fröhlich ab. „Wieso hast du Kräuter und Tränke im Stundenplan?“ „Hat das im studium fundamentale nicht jeder?“ „Nein!? Bin ich wohl drumrum gekommen.“ „Sei froh. Der Professor gibt aus purem Prinzip keine Note besser als 2,7. Damit die Studenten auf dem Boden der Tatsachen bleiben und sich nicht für die Geilsten halten, sagt er. Der versaut einem den ganzen Notendurchschnitt.“ Safall lachte. Inzwischen waren sie bis in Safalls Zimmer vorgedrungen. „Hi.“, machte Salome beim Eintreten. „Das ist meine Schwester Sewill, meine Erste. Sewill, das ist Salome. Du kennst ihn ja in gewisser Weise schon.“, stellte der Goth die beiden einander vor. Da Sewill das Zimmer kaum verlassen konnte, waren sich die beiden tatsächlich noch nie begegnet. Nichtmal in der Mensa, da Sewill immer außerhalb der Stoßzeiten essen ging. Sewill erwiderte den Gruß leise und hielt dem Besucher im Liegen die Hand hin. Der Sänger schaute ein paar Mal zwischen ihr und Safall hin und her. „Meine Güte, ihr seid einander wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Und doch so grundverschieden. Sowas hab ich noch nicht erlebt.“ Safall bot ihm den einzigen Stuhl im Zimmer an, aber er lehnte dankend ab und setzte sich zu Sewill auf die Bettkante, noch immer ihre Hand haltend. Sie fühlte sich ausgekühlt an und vermittelte keinerlei Händedruck. Salome kam sich gerade wirklich wie ein Arzt am Krankenbett vor. „Du studierst doch Flüche und hast Ahnung davon. Die Kuppelfrau meinte, Sewills Verfassung wäre fremdverursacht. Kannst du mir sagen, ob du den Eindruck hast, daß sie verflucht sein könnte? Eine andere Idee hab ich aktuell nicht.“ „Hm ... Normalerweise haben Flüche eine recht akute Wirkung. Wie lange geht das denn schon so?“, wollte Salome wissen und schaute sich das weiße Mädchen eingehend an, so wie ein Arzt einen Patienten unter die Lupe nahm. „Es hat vor ein paar Jahren angefangen. Es geht ihr mal etwas besser und mal etwas schlechter, die Tendenz geht aber eindeutig dahin, daß es immer schlimmer wird. Inzwischen kann sie kaum noch auf dem Kampus herumlaufen, ohne zwischendurch zusammenzubrechen. An schlechten Tagen muss ich ihr was zu Essen aufs Zimmer bringen, weil sie es nicht mehr bis runter in die Mensa schafft.“ Salome atmete hörbar durch und wog nachdenklich den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht recht. Ich habe schon von Schwund-Flüchen gehört, die deinen Körper mehr oder weniger 'verschwinden' lassen. Du nimmst immer weiter ab, bis du nur noch ein Gerippe bist und dann halt irgendwann vor Schwäche das Zeitliche segnest. Aber das hier sieht mir nicht danach aus und dauert auch viel zu lange. Ne gesunde Statur hat sie ja schon. ... Bist du oft krank?“ Sewill nickte. „Ich habe ein schlechtes Immunsystem. Ich erkälte mich ständig und hab förmlich jede Woche irgendwas anderes.“ „Und mit euren Visionen könnt ihr nicht ergründen, was es damit auf sich hat?“ Sowohl Safall als auch seine Schwester schüttelten bedauernd die Köpfe. Selbst ihr Vater hatte schon oft und lange versucht, im Rahmen der Wahrsagerei etwas herauszufinden. Auch ihm blieb der Blick auf die Ursprünge versagt – was im übrigen sehr typisch für Flüche war, denn die sollten ja möglichst nicht aufgedeckt werden. „Na schön.“, entschied der Sänger und sah sich suchend im Zimmer um. „Als anständiger Student der Magie hast du doch sicher eine magische Grundausstattung hier. Ich könnte mal Kerzen, Räucherstäbchen, Klangschalen und Runen-Steine brauchen.“ „Räucherstäbchen hab ich. Aber alles andere ... Ich könnte mit einem Nüff dienen!“ „Seit wann hast du´n SOWAS?“, lachte Salome. „Meine Nebengetreue hat einen Kater.“ „Achso. Ja, der wird´s auch tun. Her damit.“, willigte er fröhlich ein. Salome spazierte mit ernster Miene im Zimmer herum, räucherte mal Sewill, mal Safall und mal dieses und jenes ein, um herauszufinden, ob auf irgendwas davon ein Fluch lag. Seit einer gefühlten Ewigkeit schon. Man bekam in dem kleinen Zimmer kaum noch Luft vor lauter Räucherwerk. Dabei sah er sich immer wieder konzentriert um, als suche er etwas oder warte auf etwas oder wolle irgendwas erspüren. Seine Augen hatten eine seltsame Weiß-Trübung angenommen, als wäre er erblindet, tatsächlich schien er damit aber auf andere Daseins-Ebenen wie etwa die Astral-Ebene sehen zu können. Geschafft hatte er das, indem er minutenlang Heddas Katze in die Augen gestarrt hatte, welche davon sichtlich nicht begeistert gewesen war. Es hatte wohl das bewirkt, was Salome wollte – nämlich seine Pforten der Wahrnehmung zu öffnen – brachte aber bei der Suche nach Flüchen bisher nicht den erhofften Erfolg. Es war immerhin schon das dritte Räucherstäbchen, das er abbrannte. Und so ein Räucherstäbchen brannte nicht bloß 5 Minuten. Safall war in dieser Hinsicht aber ein sehr geduldiger Zuschauer. Er wusste, daß man für gewisse Formen der Magie wirklich viel Zeit brauchte. Er stand in der Ecke und versuchte, möglichst nicht im Weg zu sein. Salome kippte irgendwann ein Fenster, damit wieder Luft herein konnte. Seine Augen klarten sichtbar wieder auf. „Also irgendwas ist hier am Werk. Natürlich ist das nicht, was mit deiner Schwester passiert.“, urteilte er, nur halb zufrieden. „Aber ich kann es nicht so richtig lokalisieren oder spezifizieren. Ich schätze, irgendwas in Richtung Fluch wird es schon sein, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist. Das einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, daß es nicht von Geistern oder Dämonen herrührt. Wären das Nebenwirkungen einer Besessenheit, hätte die Katze anders reagiert.“, meinte er mit Deut auf Heddas Kater, der inzwischen zusammengerollt auf dem Bett lag und pennte und sich dabei von Sewill dezent im Fell herumzwirbeln ließ. Safall nickte verstehend. „Hast du eine Idee, wie wir es rausfinden können?“ „In die Bibliothek setzen und lesen!“, schlug der Sänger mit einem schiefen Grinsen vor und ließ sich nun endlich auf den Stuhl fallen. „Ich kenne gerade keinen, der uns da ne große Hilfe wäre. Du etwa?“ „Gibt es hier keine Professoren, die von sowas Ahnung haben?“ „Keine Chance. An die kommt man nicht ran. Die sehen es nicht als ihre Aufgabe an, den Profis die Arbeit wegzunehmen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Für unsereins sowieso nicht. Die Klans, die ne Ader für Flüche haben, sind alles Russen. Die nächsten mir bekannten Hexer, die sich Fluchabwehr auf die Fahnen geschrieben haben, sitzen in Moskau und Stalingrad. Übrigens, die zwei Professoren, die sowas hier bei uns an der Zutoro unterrichten – wer hätte das gedacht – sind auch Russen. Genauso wie geschätzt die Hälfte meiner Studienkollegen. Was ich damit sagen will: die ernsthaften Fluchpraktiker bleiben unter sich.“ Salome überlegte kurz. Und fuhr dann etwas vorsichtiger fort: „Ich könnte jemandem aus einem älteren Jahrgang vorschlagen, sich im Rahmen seiner Abschlussarbeit mit euch zu beschäftigen, den Ursprung des Fluchs zu ergründen und ihn gegebenenfalls zu lösen, wenn er kann. Und alles zu dokumentieren. Aber glaub mir, das willst du nicht. Dabei würden vielleicht Sachen ans Licht gezerrt und festgehalten werden, die dein Klan nicht lustig findet.“ Sewill schüttelte vehement den Kopf. „Safall, tu das nicht. Diplomarbeiten werden veröffentlicht. Sie wären für jeden frei zugänglich.“ Es klopfte pflichtbewusst an der Tür. Safall musste lächeln. So langsam gewöhnte sich seine Nebengetreue doch ein paar Manieren an. Auf die entsprechende Aufforderung steckte Hedda den Kopf herein. „Hi. Seid ihr schon fertig? Kann ich rein?“ „Ja. Was gibt es denn?“ „Ich will nur wissen, was ihr meinem armen Kater antut. Himmel, wieso stinkt das hier so extrem nach Weihrauch?“, wollte das Mädchen mit plötzlich kratziger Stimme wissen. Die Luft hier drin war ja kaum noch zu atmen. „Deine Katze liegt da und pennt. Der geht´s gut, keine Sorge.“, erklärte Safall mit einem Lächeln und einem Deut auf das Bett. Der Kater streckte sich gerade genüsslich, rollte sich dann mit einer Hau-ruck-Bewegung über den Rücken auf die andere Seite herum und kugelte sich wieder zusammen, um weiter zu schlafen. „Und? Was ist rausgekommen?“, wollte Hedda interessiert wissen und kam ganz herein. Zu viert wurde es nun doch verdammt eng hier drin. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, Salome höflich zu grüßen und sich ihm vorzustellen. Er nannte ihr im Gegenzug seinen Namen und grinste wissend. Vermutlich hatte sich Safall schon ausreichend bei ihm ausgeheult, wie furchtbar seine Nebengetreue sei. „Ich schätze, wir beide werden uns jetzt mal eingehend über Flüche belesen und das andere Zeug, was ich dir auf den Lehrplan gesetzt hatte, erstmal zurückstellen.“, klärte Safall sie über die neuesten Erkenntnisse auf. „Also doch?“, meinte sie unglücklich. Nach allem, was sie mitbekommen hatte, waren Flüche nichts für Hobby-Hexer. Sie hatte gehofft, Safalls Freund würde nichts in dieser Richtung finden. „Hast du denn inzwischen eine Ahnung, was du studieren willst?“, wollte Salome wissen. „Hat doch keine Eile. Mitten im Semester kann ich eh nicht wechseln. Neigungswechsel gehen nur zum Beginn des nächsten Semesters.“ „Schon. Aber je eher du dich anmeldest, desto besser sind deine Chancen, angenommen zu werden. Und je eher du weißt, was du willst, desto eher kannst du dich schon drauf vorbereiten. Soviel ich weiß, hattest du ja bisher nicht so viel mit Magie zu tun. Was, wenn du eine Richtung mit Aufnahmeprüfung erwischst?“ Hedda stöhnte leise. „Schon wieder einer, der auf mir rumprügelt. Danke. So wie ich das sehe, werde ich hier GAR KEINEN magischen Studiengang belegen. Weil ich nämlich kein Magier bin! Ich habe keine magische Begabung!“ Salome lächelte versöhnlich. „Wir meinen es doch nicht böse, Hedda.“ „Ich weiß schon. Safall steckt mich nur zu meinem Besten in diese und jene magische Vorlesung, weil er meint, das würde mich gut auf dieses oder jenes vorbereiten. Aber soll mir recht sein. Wenn ich meine eigenen Vorlesungen für Uhren-Mechanik nur lange genug schwänze, werde ich schon irgendwann von der Uni fliegen und dann hab ich vielleicht auch endlich meine Ruhe vor euch.“ „Da muss ich dich enttäuschen. Als meine Getreue schmeißt dich keiner von der Uni, solange ich noch hier bin.“, ließ Safall ihre Hoffnungen zerplatzen. „Sewill ist gar kein Student und ist trotzdem hier.“ Hedda nickte nachdenklich. „Ja, da hab ich mich auch schon gefragt, wie das geht.“ Salome schob sich an den beiden vorbei. „Nagut, ich würde mich dann mal wieder vom Acker machen, Jungs und Mädels. Mir ist es hier zu voll und deine Schwester macht mir den Eindruck, daß sie etwas Ruhe braucht.“ „Ist gut.“, verabschiedete Safall ihn bereitwillig und zog ihn nochmal in eine kumpelhafte Umarmung, bevor er ging. „Danke für alles, Salome.“ „Keine Ursache.“ Er gab Sewill, die immer noch auf dem Bett lag, die Hand, knuddelte auch nochmal über Heddas Katze drüber, und zog dann ohne Eile seiner Wege. „Ich würde mich dann jetzt auch verkrümeln. Soleil will mit mir raus in die Stadt gehen und shoppen.“, tat Hedda kund. „Ist gut, tu das.“, nickte Safall. Hedda warf noch einen Blick auf ihren Kater, entschied dann aber, daß er da auf Sewills Bett ganz gut aufgehoben war. Also verschwand sie wieder in ihrem Zimmer, um sich eine Jacke und Geld zu holen. Eigentlich erstaunlich, daß Safall noch nicht auf die Idee gekommen war, ihr Geld zu verwalten um ihren Aktionsradius noch weiter einzuschränken. Ihr Geld hatte sie tatsächlich behalten dürfen. „Du lässt sie mit einer Yôkai durch die Gegend ziehen?“, rückversicherte sich Sewill besorgt und setzte sich mühsam im Bett auf. Yôkai waren Schlangen-Dämonen mit dem Kopf und Oberkörper von Menschen, die in Japan vorkamen und mit dem Element Feuer in Verbindung gebracht wurden. Schon deshalb hielten Wasserkreaturen wie sie und Safall eigentlich Abstand von solchen Genii. „Ja. Ich weiß, daß wir Selkies mit den Yôkai nicht viel am Hut haben, aber es tut Hedda sicher gut. Diese Soleil ist selbst eine Getreue und hat vielleicht ein besseres Händchen dafür, ihr das eine oder andere begreiflich zu machen, als ich. Hedda wird vielleicht ein bisschen umgänglicher und einsichtiger, wenn sie mit dieser Japanerin befreundet ist. Außerdem hat Hedda so das Gefühl, meiner Kontrolle vorübergehend mal zu entfliehen. In dem Glauben will ich sie gerne lassen.“ „Ich hab dir mal eine Liste aller magischen Studiengänge mitgebracht, die man an der Zutoro studieren kann.“ „Och, nicht schon wieder ...“ „Komm schon, Hedda, es hilft doch nichts.“, bat Soleil beschwichtigend und hielt ihr den Zettel erbarmungslos hin. „Langsam musst du dich mit dem Thema mal beschäftigen. Das Semester ist schneller rum, als du glaubst.“ „Gut, dann hab ich hier auch was für dich. Safall hat mir ne Einkaufsliste mitgegeben. Er war zuversichtlich, daß du mir helfen würdest, alles zu finden.“ Hedda hielt ihr im Tausch ein anderes Blatt Papier hin und spazierte dann lesend durch die großen Eingangstore von Zutoro hinaus. Sie war derwegen erstaunt, wofür es alles eigene Studiengänge gab. 'Orakeln mit Hilfsmitteln'. Da lernte man sicher den Umgang mit Tarotkarten, Runensteinen, Kristallkugeln und ähnlichem. Sie überlegte, ob sie bei Safall jemals Hilfsmittel gesehen hatte, oder ob der für seine Visionen keine brauchte. Er sagte ja immer, er würde Visionen einfangen, wenn sein Geist im Schlaf auf Wanderschaft ging. Und er war immer tierisch sauer, wenn sie ihn dann als 'Schlafwandler' aufzog. Ein paar Studienrichtungen klangen ganz nett. 'Kräuterkunde', 'Schutz- und Bannzauber', 'alte magische Sprachen', 'Elementarmagie' ... das war sicher sowas wie Soleils Feuerkunst. Aber einige klangen auch ziemlich finster. Hedda fand nicht wenige dieser Studiengänge durchaus interessant. Allerdings gab es keinen einzigen, für den sie keine Magie gebraucht hätte. Und sie war nunmal nicht magisch begabt. Sie sah da schon echte Probleme auf sich zurollen, sowohl mit dem Lernstoff als auch den Mitstudenten, die sie einfach nur auslachen würden. „Meine Güte, wozu braucht Safall ägyptischen Papyrus?“, brütete Soleil derweile über ihrem Einkaufszettel. „Wo sollen wir sowas herkriegen?“ „Er schreibt da seine Songtexte und Noten drauf, wenn er für seine Band Songs schreibt. Er meint, dann klingen sie schöner.“ Soleil schaute Hedda verwirrt an, fragte sich sichtlich ob man das verstehen musste, schüttelte dann kommentarlos den Kopf und las weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)