the world outside von Futuhiro (Magister Magicae 9) ================================================================================ Kapitel 2: Treuschaft --------------------- Am nächsten Tag erwartete Safall sie vor dem Lesungs-Saal, als sie gerade aus ihrer letzten Vorlesung kam. Ihren Protest, daß sie mit ihrer Mitbewohnerin Karorinn verabredet sei, ignorierte er geflissentlich, und schleppte sie ein paar Meter den Gang hinunter zu einer Sitzecke. Dort drückte er ihr eine flache Holzschachtel in die Hand. Er wirkte nicht mehr so schlecht gelaunt wie gestern, aber immer noch sehr bestimmend. Hedda hatte nicht den Eindruck, daß er sich jemals auf Diskussionen mit ihr einlassen würde, ganz gleich worum es ging. Sie setzte sich also und öffnete die Schatulle. „Wouw!“, entschlüpfte es ihr überrascht. Darin kamen ein Ring, ein Armband und ein Collier aus Silber und funkelnden, roten Steinen zum Vorschein. Möglich, daß es Rubine waren, aber Hedda wollte sich da nicht festlegen. Sehr kostspieliger Schmuck. „Für mich?“, strahlte sie begeistert. „Bilde dir nichts drauf ein.“, gab Safall nüchtern zurück und dämpfte ihre Freude damit wieder ein wenig. „Den wirst du ab jetzt immer tragen. Du musst angemessen aussehen, was sollen die Leute sonst von mir denken? Die glauben, ich wäre ein armer Schlucker und könnte meine Getreuen nicht passabel ausstatten.“ „Bin ich jetzt dein Statussymbol, oder was!?“, maulte sie beleidigt. „Der Schmuck ist in gewisser Weise Status, ja. Je höher dein Rang ist, desto mehr davon hast du zu tragen. Das wird einfach erwartet.“, klärte der Goth sie auf. „Und jetzt komm, du hast ne Menge zu lernen.“ Enttäuscht legte sich Hedda den größenverstellbaren Ring und das Armband an, die ihr plötzlich gar nicht mehr so toll vorkamen, und steckte die Schatulle dann in ihre Umhängetasche. Die Kette konnte sie mit ihrem Rollkragen-Pullover gerade nicht tragen. Mit einem Kopfschütteln blätterte Hedda gefühlte Stunden später die Seite im Buch um und konnte sich einen unwilligen Ton nicht verkneifen, als sie sah, daß es noch eine ganze Weile so weiterging. Sie überlegte, sich ein anderes Buch zu holen. Hier in der Bibliothek der Universität standen ja genug Bücher über Magie herum. Eine 'Getreuschaft' oder 'Treuschaft', seltener auch 'Treue' genannt, war eine ziemlich komplizierte Konstellation zwischen zwei Personen. Im Prinzip eine Art Schwur-Bruderschaft. 'Partner' war nicht ganz der treffende Ausdruck dafür. Dafür war zu wenig Gegenseitigkeit im Spiel. Nach Heddas Verständnis waren Partner ebenbürtige Gleichberechtigte. Hier allerdings war ein eindeutiges Über- und Unterordnungs-Verhältnis gegeben. Der eine konnte über den anderen bestimmen, und zwar in allen Dingen des Lebens. Safall konnte ihr demnach tatsächlich aufdiktieren, den Studiengang zu wechseln. Es hatte eher was von einer Ehe, nur ohne die sexuellen Aspekte und den Zweck der Fortsetzung der Blutlinien, die damit für gewöhnlich einher gingen. Getreuer konnte jeder sein, egal ob Mann, Frau oder eigener Familienangehöriger. Hedda fiel unwillkürlich der Vergleich mit einer Sklaverei ein, auch wenn das Gesetz das anders auslegte. Im Gegensatz zur Sklaverei konnte eine Treue augenscheinlich wieder geschieden werden. Safall sah fragend aus seinem eigenen Buch hoch, als er Heddas abwertenden hm-Laut hörte. Er selbst hatte sie hier hergeschleppt und sie gezwungen, sich dieses Zeug durchzulesen, damit sie endlich über ihre Situation im Bilde war. Und er sah es gar nicht gern, wie wenig ernst sie das nahm. „Diese Gesetze sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind.“, maulte Hedda unzufrieden und kassierte dafür einen derben Schlag auf den Hinterkopf. „Du wirst die Zirkelgesetze achten!“, verlangte Safall sauer. „Aua, spinnst du!?“ „Ich erwarte von dir mehr Respekt vor diesen Gesetzen! Du bist eine Getreue, vergiss das niemals! Benimm dich entsprechend!“ „Deshalb musst du mich nicht gleich schlagen! Gewöhn dir das ab, man! Wozu braucht man Getreue überhaupt?“, nörgelte Hedda weiter. „Es gibt Magie, die so groß und mächtig ist, daß man sie nicht alleine bewerkstelligen kann. Dazu braucht man Eidesgenossen, die einen mit ihrer Magie unterstützen oder vor den Nebenwirkungen bewahren.“ „Nagut, aber wie oft und lange fabriziert man sowas schonmal? Das ist doch kein Dauerzustand, daß man dafür nen Bund fürs Leben eingehen muss, oder?“ „Hängt davon ab, in welcher Position man ist. Wenn man ein Minister-Amt begleitet oder anderweitig ne hohe Stellung inne hat, wird sowas schon von einem erwartet.“ Hedda atmete schwer durch. Schöner Schlamassel. „Und du wirst mal so eine phänomenale Position antreten, ja?“ „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Kommt unter anderem auch drauf an, mit welchen Ergebnissen ich die Universität abschließe. Bis jetzt mache ich mich ganz gut. Bis auf diese blöde Sache mit unserer Getreuschaft. Das wird man mir sicher als Arroganz auslegen, auf der Universität schon eine Nebengetreue zu haben.“ Er überlegte kurz. „Andererseits ist das meine Sache und geht andere nicht wirklich was an.“ „Nebengetreue?“, echote Hedda wenig begeistert. „Wie in einem Harem, wo man Hauptfrauen und Nebenfrauen hat, oder was?“ „So bescheuert, dich zu einer vollwertigen Getreuen zu machen, bin ich nun wirklich nicht. Dafür kannst und weißt du viel zu wenig von der Magie. Ich würde mich lächerlich machen.“, schmunzelte er mild. Dieser Kontrast trat inzwischen immer deutlicher zu Tage. Safall schien von Natur aus eigentlich eine eher friedliche Seele zu sein. Solange man ihn nicht ärgerte. „Sei froh, daß du nur eine Nebengetreue werden wirst. Die Pflichten und Erwartungen an dich, die da dran hängen, sind ungleich geringer.“ Hedda nickte mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck. „Hast du dich schon um den Neigungswechsel gekümmert? Uhren-Mechanik wirst du jedenfalls nicht weiter studieren.“, legte der Goth mit den langen, schwarzen Haaren ruhig nach, bevor sie sich wieder ihrem Buch zuwandte. „Nein, hab ich noch nicht.“ Der tadelnde Blick, den Safall ihr zuwarf, ließ sie den Kopf einziehen, auch wenn er diesmal darauf verzichtete ihr wieder eine Kopfnuss zu verpassen. „Ich habe in der Verwaltung noch keinen erreicht, um mich schlau zu machen, welcher Studiengang überhaupt sinnvoll wäre.“, verteidigte sich Hedda kleinlaut. Er schnaubte. Dann sah er auf die Uhr. Zeit, die Bibliothek zu verlassen. „Pack zusammen. Ich will dich jemandem vorstellen.“ Hedda stutzte, als sie im Wohnheim vor einer der zahllosen Türen stehen blieben, Safall einen Schlüssel zückte und aufschloss. „Wohnst du hier?“, wollte sie wissen. Der Goth hatte gesagt, er würde sie jemandem vorstellen wollen. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er sie auf sein Zimmer schleppte. Sie hatte irgendwie Bedenken, mit ihm allein auf seiner Bude zu sein. Wer weiß, worin das endete. „Ja, hier wohne ich.“ „Sagtest du nicht ...“ „Komm rein.“, trug er ihr auf und ging voraus. Drinnen kam ihnen mit einem grüßenden Lächeln ein Mädchen entgegen. Hedda erstarrte kurz. Sie glaubte nicht, dieses Mädchen auf dem Kampus schonmal gesehen zu haben, denn sie war ziemlich auffällig. Sie war Safalls exaktes Gegenteil. Während er eine große, athletische Statur hatte und mit seinen langen Haaren und seinem langen Ledermantel rabenschwarz daher kam, war sie klein und zierlich, hatte ein arschkurzes, schneeweißes Kleid und kurze, hochstehende, ebenfalls schneeweiße Haare. Was sie allerdings mit Safall gemein hatte, war das Gesicht. Die beiden hatten so identische Gesichter, das gab ihr irgendwie Rätsel auf. „Das ist Sewill, meine Erste.“, stellte Safall vor und drückte Heddas Kopf nach vorn unten, um sie mehr oder minder per Hand in eine Verbeugung zu zwingen. Sie sollte dem weißen Mädchen offenbar Respekt zollen. „Freut mich.“, murmelte Hedda ihr also zu. „Deine erste 'was'?“, wollte sie dann neugierig von Safall wissen. „Meine erste Getreue.“ „Hast du denn noch mehr?“, entfuhr es Hedda fassungslos. „Nein, du Einfaltspinsel. Ich hab nur die eine. Aber das macht sie automatisch zu meiner Ersten. Für meinen Studiengang ist es notwendig, einen Getreuen zu haben. Sie ist übrigens meine Zwillingsschwester.“ Ah ja. Das erklärte einiges. Hedda hielt die Klappe, bevor sie etwas falsches sagte. „Sewill, das ist Hedda, das Mädchen, das mich im Park draußen aufgelesen hat. Sie soll meine Nebengetreue werden. Hat sie deinen Segen?“ Sewill unterdrückte sichtlich ein Seufzen und setzte stattdessen ein Lächeln auf. „Es ist ja nicht so, als ob die Gesetze dir da eine Wahl lassen würden.“, meinte sie. Ihre Stimme klang glockenhell und sauber. Sie wäre sicher eine tolle Sängerin gewesen. Sie hatte so eine Stimme, der man gern zuhörte. „Aber deine Meinung entscheidet, wie sie künftig zu behandeln ist.“, erwiderte Safall und fuhr ihr sanft durch die weißen Haare, wie einer Geliebten. Da sie Zwillinge waren, stand wohl außer Frage, ob sie als Paar zu betrachten waren, aber man merkte ihnen doch an, wie nahe sie sich standen. Hedda musterte das Mädchen verstohlen. Tatsächlich trug sie einiges an Schmuck und Klunker, und davon nicht gerade das billigste. Ihr weißes Kleid war mit aufwändigen, silbernen Stickereien und Perlen überzogen. Safall schien nicht gelogen zu haben, was die Statussymbol-Wirkung von Getreuen anging. Selbst ihre Haut wirkte kreideblass und ihre Augen wasserhell. Sie schien kein Fleckchen Farbe an sich zu haben, ja regelrecht farbabweisend zu sein. Hedda musste irgendwie an einen Geist denken, wenn sie dieses blütenweiße Mädchen sah. Erst vor diesem Kontrast fiel ihr auch auf, was ihr an Safall die ganze Zeit so sonderbar vorgekommen war. Die Augen. Seine Augenfarbe war so tiefschwarz wie alles an ihm. Hedda hatte schon oft Menschen mit dunklen Augen gesehen, dunkelbraun, ja. Aber noch nie Augen wie die Nacht selbst. Ob alle Magier so unnatürlich wirkten? Sewill musterte sie mit dem gleichen Interesse. Und ihrer Mimik nach zu urteilen schien sie dabei mehr zu sehen als nur das äußere Erscheinungsbild. Irgendwann seufzte sie doch leise in sich hinein. „Safall, was willst du mit ihr? Sie ist zu gar nichts nütze. Sie trägt nichtmal Magie in sich.“ „Ich weiß.“, stimmte Safall ruhig zu. „Aber vielleicht kann sie ja als Nicht-Magier noch irgendwas lernen, was mir weiterhilft.“ Sie schaute Hedda wieder unschlüssig von oben bis unten an. „Sie hat keinerlei Achtung vor dir, Safall. Sei vorsichtig mit diesem Mädchen.“, riet sie ihrem Bruder. „Aber abgesehen davon hab ich nichts einzuwenden. Sie hat sich nur Sorgen um dich gemacht. Legen wir´s ihr nicht zum Nachteil aus.“ Danke, endlich mal jemand, der´s auf den Punkt bringt, dachte Hedda, schluckte aber auch diesen Kommentar ungesagt herunter. Sie wollte nicht schon wieder eine Kopfnuss von Safall kassieren. Er verteilte diese ja nicht gerade sparsam. „Du kennst das vorgeschriebene Prozedere, Safall.“, meinte seine Schwester noch und verschwand dann mit einer leichten, verabschiedenden Verbeugung in ihrem Zimmer. Sie schloss die Tür, was einer Aussperrung gleichkam und irgendwie unhöflich rüberkam. Dann herrschte drinnen Stille. Kein quietschendes Bettgestell oder klappernde Schranktüren oder irgendwas anderes, was darauf hindeutete, was sie da drin nun treiben mochte. „Und mir haltet ihr Respektlosigkeit vor.“, maulte Hedda beleidigt. Safall warf der Tür einen besorgten Blick zu, dann schnappte er Hedda am Ärmel und zog sie wieder aus seiner Studentenwohnung hinaus auf den Gang. „Sieh es ihr nach. Sie ist bei sehr schlechter Gesundheit und oft schwach. Sie hat nicht die Kraft, recht aktiv zu sein oder sich lange mit anderen Menschen zu befassen. Sie braucht viel Ruhe. - Ich nehme an, daß sie deshalb nichts gegen dich als Nebengetreue hatte. Sie hofft, daß du uns eine Hilfe bist.“ „Oh ja, ne große Hilfe werde ich euch sein.“, stöhnte Hedda zynisch und spazierte mit ihm davon. „Sag mal, in den Gesetzen rund um das Getreuschafts-Zeug war mit keinem Wort von Menschen die Rede. Da geht es immer nur um Genii. Seid ihr sicher, daß diese Gesetze für mich überhaupt zutreffen?“ „Ich sehe nicht, warum sie für dich nicht zutreffen sollten.“, gab Safall gelassen zurück. Im Moment hatte er mal wieder eine sanftmütige Phase. „Ich bin ein Genius. Und es steht eindeutig geschrieben, wenn mir in einem öffentlich ausgetragenen Streit jemand zu Hilfe eilt und vor Zeugen zu mir steht, nimmt er den Getreuen-Status ein. Und nichts anderes hast du getan. Mir sind da keine Beschränkungen geläufig.“ Hedda seufzte unglücklich. „Was bist du´n eigentlich so richtig?“, hakte sie nach. Genii nahmen meistens menschliche Erscheinungsformen an, wenn sie unter Menschen lebten, um diese nicht zu erschrecken. Da sie Safall bisher immer nur in seiner menschlichen Gestalt gesehen hatte und auch sonst keine Hinweise auf sein wahres Wesen finden konnte, hatte sie keine Ahnung, was er wirklich war. Reichlich spät, diese Frage, fiel ihr da auf. „Wir sind Selkies, meine Erste und ich.“ Das Mädchen überlegte fieberhaft, was das nun wieder war. Es gab so unsagbar viele, verschiedene, magische Wesen auf der Welt. Man konnte kaum alle kennen. Sie hatte diese Bezeichnung allerdings schonmal gehört, demnach konnte es keine allzu seltene Spezies sein. Aber ihr fiel trotzdem gerade nichts dazu ein. Als Nicht-Magier hatte sie sich auch nie groß einen Kopf darum gemacht. „Schottische Gestaltwandler.“, erklärte Safall weiter, da er ihre Ratlosigkeit wohl nicht übersehen konnte. „Normalerweise sind wir Robben. Aber wenn wir unser Fell ablegen, werden wir zu Menschen. Unter uns Selkies ist die Zukunftsdeuterei eine weit verbreitete Fähigkeit. Darum studiere ich auch Traumdeutung.“ „Du kommst aus Schottland?“ „Von den Orkney-Inseln, um genau zu sein. Und ich gedenke nach dem Studium auch wieder dort hin zurückzukehren. Ich vermisse das Meer jetzt schon.“ Das hieß dann wohl soviel wie: Sie musste mit. Hedda ließ innerlich den Kopf hängen. Was in Gottes Namen hatte sie sich da übergebraten? Erst als sie mit Safall vor ihrer eigenen Studentenwohnung stand, blitzte das erste Mal der Gedanke auf, wo sie eigentlich mit ihm hin wollte. Auf ihr Zimmer? Ernsthaft? Etwas unschlüssig fummelte sie mit dem Schlüssel zwischen ihren Fingern. „Danke, den Rest schaffe ich alleine.“, stellte sie klar, um ihn abzuwimmeln. „Nein, tust du nicht. Schließ schon auf.“ „Was willst du denn mit da drin?“ „Dir helfen, deine Sachen zu holen. Du wirst umziehen.“ Hedda glotzte ihn eine Weile dumm an, ohne den Sinn seiner Worte so richtig zu erfassen. In welcher Sprache hatte er gleich nochmal mit ihr gesprochen? „Als meine Nebengetreue wirst du bei mir wohnen. Und spar dir die Diskussion!“, schob Safall ihrem etwaigen Protest gleich einen Riegel vor. „Jetzt geht´s aber echt zu weit!“, empörte sich das Mädchen und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich geh nirgendwo hin!“ „Ohne meine Erlaubnis nicht, da hast du Recht.“ Safall pflückte ihr den Schlüssel aus der Hand und verschaffte sich selber Zutritt. Sie war auch viel zu sprachlos, um etwas dagegen zu tun. Er schloss auf und ging hinein. Von einer Kommode herunter schauten sie zwei abwertende Augen an, sichtlich unzufrieden ob des langen Alleingelassenwerdens. Heddas Kater. Safall blieb stehen. „Ist das deine?“ „Ja.“, murrte Hedda. „Du hast einen Nüff?“ „Tatsächlich. Und ich dachte immer, es wär ne Katze.“ Safall scheuerte ihr eine. „Hör endlich auf, so die große Klappe zu haben!“, wetterte er hysterisch und drohte ihr mit einem Zeigefinger. „Und du hör auf, mich dauernd zu schlagen, du Vollidiot!“, schrie Hedda ihn an. Jetzt reichte es ihr endgültig. „Ich hab die Nase voll von dir! Deine scheiß Zirkelgesetze kannst du dir in den Hintern schieben und umrühren! Ich werde weder deine Getreue noch sonst irgendwas! Lass mich einfach in Ruhe! Geh jemand anderem auf den Sack mit deinem Freak-Kram!“ Sie prügelte ihn förmlich zur Tür hinaus und ließ diese dann schwungvoll ins Schloss krachen, um ihn auszusperren. Karorinn war inzwischen aus ihrem Zimmer herausgekommen und lehnte mit verschränkten Armen und besorgtem Blick im Türrahmen. „Alles okay bei dir?“ „Dieses ... !“, empört und ungehalten schnappte Hedda weiter nach Luft, schluckte das üble Schimpfwort aber gerade noch herunter. „Er hat deine Katze als Nüff bezeichnet?“, hakte Karorinn nach. Sie schien nicht wütend darüber, daß Hedda ihre Verabredung hatte platzen lassen. Im Gegenteil sah sie aus, als würden ihr gerade hundert Lichter aufgehen. „Jetzt fang du nur auch noch an! Was zur Hölle ist ein Nüff?“ „Ein Nüff ist ein magisch begabtes Haustier. Unter den Katzen findet man wohl recht viele Nüffs. Die Katze gilt nicht grundlos als das Haustier der Hexen.“ „Mein Kater ist nicht magisch begabt! Das ist einfach nur eine ganz gewöhnliche Katze.“ „Hat er noch nie was sonderbares gemacht? Irgendwas, was du nicht verstanden hast oder nicht erklären konntest?“ Hedda kriegte sich langsam wieder ein. „Hm. Er ist bei meiner Großmutter mal ins Schlafzimmer gerannt und kam dann aus der Küche wieder raus. Zwischen den beiden Räumen gibt es keine Verbindungstür. Er hätte durch Wände gehen müssen, um in die Küche zu kommen. Aber wahrscheinlich habe ich ihn einfach bloß nicht gesehen, als er über den Flur gehuscht ist.“, winkte Hedda ab. Karorinn wirkte nicht sehr überzeugt. „Bist du mit diesem Mann eine Getreuschaft eingegangen, Hedda? Sei ehrlich.“ „Jedenfalls behauptet er das die ganze Zeit.“, schmollte das blonde Mädchen. „Er ist einer vom Gaya-Klan. Wenn es stimmt, was du sagst, musst du ihm gehorchen. Damit den Gesetzen Genüge geschieht.“ „Kennst du ihn? Woran hast du erkannt, daß er einer vom Gaya-Klan ist?“, wollte Hedda verblüfft wissen. „Hast du etwa Ahnung von Magie?“ „Ich weiß nur soviel, wie im Rahmen der Allgemeinbildung noch schicklich ist. Aber ich weiß um diese Zirkelgesetze und kann dir sagen, daß du sie nicht brechen kannst. Auch wenn du selbst kein Magier bist.“ „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ob diese Gesetze für mich überhaupt gelten, muss erst noch festgestellt werden.“, meinte Hedda und schnappte sich ihre Katze zum Knuddeln von der Kommode. „Aber geh dich wenigstens bei ihm entschuldigen! Sonst wirst du so oder so Ärger kriegen, Hedda, bitte!“ „Ich bin ja nicht bekloppt.“, entschied Hedda und verkrümelte sich in ihr Zimmer. Alter Schwede, was war hier bloß los? Drehte denn die ganze Welt hohl? Die Eingangstür schwang wie von selbst wieder auf. Aus dem Schlüsselloch stieg noch blauer Rauch auf. Wer weiß, mit welchem Zauber Safall das Schloss gerade geknackt hatte, um wieder Zugang zu bekommen. Missmutig trat er erneut ein und fluchte dabei leise in einer fremden Sprache vor sich hin, die irgendwie nach Gälisch klang. Sicher seine Muttersprache. Karorinn hob ergeben die Hände. „Ich halte mich da raus.“, stellte sie sofort klar und verzog sich ebenfalls in ihr Zimmer. „Besser ist das.“, grummelte Safall und stapfte in Heddas Zimmer, um sie am Kragen gewaltsam aus der Wohnung heraus zu schleifen. Er war das Theater sichtlich genauso leid wie sie. Ihr lautes Gezeter und Gebahren ignorierend zerrte er sie unter den vielen neugierigen Blicken der anderen Studenten zu seiner eigenen Wohnung zurück. Heddas Aufriss und die Art, wie er sie an den Klamotten durch die Gegend bugsierte, erregten eine Menge Aufsehen. Das Gerede, daß die nächsten Tage kursieren würde, nervte ihn jetzt schon. Es gab immer ein großes Hallo unter den Magiekundigen, wenn einer seine Getreuen nicht unter Kontrolle hatte. Uneinigkeit war ja immerhin genau das, was eine Getreuschaft eben nicht sein sollte. 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