Nach dem Krieg von NightcoreZorro ================================================================================ Kapitel 1: Nach dem Krieg ------------------------- Keuchend lehnte sich Roderich gegen die Wand, die sich hinter ihm befand und umklammerte mit der Kraft, die ihm noch übrig geblieben war, sein Schwert. Einen Moment lang schloss er die Augen und seine Beine hätten vor Erschöpfung fast nachgegeben, als er einen Windzog spürte und reflexartig das Schwert nach oben riss, um den Schlag Gilberts zu parieren. Auf den Lippen des Preußen breitete sich ein breites Grinsen aus. „Na, was ist? Macht deine lächerliche Ausdauer schon schlapp, junger Herr?“, entkam es ihm spöttisch, während er den Kleineren enger gegen die Wand drückte. Da der Braunhaarige kaum Kraft hatte, um ihm ordentlich gegenübertreten zu können, löste der Preuße eine Hand von seinem Schwertgriff und zog Roderich die Brille von der Nase, der überrascht über diese Aktion blinzelte und anschließend angestrengt die Augen zusammenkniff. „Was soll das? Gib die sofort wieder her!“ „Hol sie dir doch~“ Gilbert ließ die Brille fallen und sprang ruckartig zurück, wodurch der Österreicher ins Straucheln geriet und auf den Knien landete. Das überhebliche Lachen des Anderen ließ in frustiert die Zähne knirschen, ehe er sich langsam aufrichtete und den Weißhaarigen anstarrte, obwohl er ihn nur schemenhaft wahrnahm. Mit beiden Händen umklammerte er sein Schwert, das von Sekunde zu Sekunde schwerer zu werden schien, ehe er nach ihm hieb. Gilbert machte nur einen Schritt zurück und wehrte den Schlag nach oben hin ab, wodurch Roderich nicht mehr genügend Kraft aufwenden konnte und seine Waffe erst einige Meter weiter weg von ihnen auf den Boden aufschlug. Mit einem noch breiteren Grinsen als zuvor gab Gilbert dem Anderen einen Stoß vor die Brust, um ihn wieder wortwörtlich in die Enge zu treiben. Roderich entwich ein Keuchen, als er mit dem Rücken gegen die Wand schlug und rutschte ein wenig hinab, starrte den Größeren aber weiterhin mit gefasstem Blick an. Gilbert kam seinem Gesicht so nahe, dass er das Gefühl hatte, dass sich das Lila seiner Iriden in den Roten des Anderen wiederspiegelten, bis der Preuße den Blickkontakt brach und sich an sein Ohr lehnte. „Du hast schon wieder verloren~ Willst du nicht gleich aufgeben, junger Herr?“ Der Spott, mit dem er die letzten zwei Worte aussprach, war förmlich greifbar. „Das würde dir wohl passen.“, stieß Roderich aus und ließ sich zu Boden sinken, griff dabei allerdings in seinen Stiefel und zog einen Dolch heraus, den er dem Weißhaarigen in den Oberschenkel rammte. Scharf zog Gilbert die Luft ein und versteifte sich einen Moment lang, ehe er den Österreicher am Kragen packte und wieder hochzog, ihn fest gegen die Wand pressend. „Bist du etwa schon so tief gesunken, zu solchen Mitteln zu greifen, Roderich?“ Wut loderte in dem Albino auf und seine Augen verengten sich. „Immerhin..war es nicht von hinten, hn..?“, hauchte der Kleinere und umklammerte die Hand an seinem Kragen mit seinen eigenen. Seine Augen verdrehten sich bereits, bekam er doch kaum Luft. Roderich röchelte und wäre beinahe bewusstlos geworden, hätte ihn Gilbert nicht in genau diesem Moment losgelassen. Er starrte zu dem Österreicher hinab, der hektisch seine Lunge mit frischer Luft füllte, wobei er Husten musste und sich zusammenkrümmte. Gilberts Lippen verzogen sich zu einem Strich, ehe er seinen Stiefel auf die Schulter des am Boden Liegenden stellte und so zwang, sich gerade auf den Rücken zu legen. Dann zog er den Dolch aus seinem Oberschenkel und ließ diesen neben Roderich ins Gras fallen. Seine Hände zitterten vor Wut, doch er schob sie sich in die Hosentaschen und nahm auch seinen Fuß wieder von seiner Schulter. „So was ist einfach nur noch erbärmlich. Sie ein, dass du verloren hast und nimm es wie ein Mann. Meinetwegen kannst du dich gern erneut von mir besiegen lassen, aber fordere dafür gefälligst eine ordentliche Revange und mach nicht.... so was.“ Roderich blinzelte zu ihm hoch, ehe er seinen Kopf zur Seite drehte. Verständnislos schüttelte der Preuße den Kopf und wandte sich zum Gehen ab, den Anderen einfach liegen lassend. Roderich lauschte den Schritten und dem leisen Rascheln des Grases. Nur langsam drückte er sich hoch, um sich mit dem Rücken gegen die Wand zu lehnen und die Augen wieder zu schließen. Sein Kopf sank in den Nacken und er war bereits wieder am Wegdämmern, als er Schritte vernahm, die wieder auf ihn zukamen. Langsam öffnete er die Augen und versuchte etwas zu erkennen, als ihm plötzlich die dreckige Brille auf die Nase geschoben wurde. Sein Mund klappte etwas auf, als er den Anderen erkannte, ehe er die Lippen zusammenpresste. „Was willst du hier?“ „Was wohl? Dich nach Hause bringen.“, bekam er eine resignierte Antwort. Roderich wandte den Blick ab. „Ich brauche deine Hilfe nicht. Verschwinde. Das hier ist nicht dein Krieg.“ Ein Seufzen erklang. „Genau genommen ist es auch nicht mehr dein Krieg. Du hast verloren und der Krieg ist vorbei. Und nun komm, ich nehme dich huckepack.“ Störrisch schüttelte der Österreicher mit dem Kopf. „Verschwinde! Ich will noch hier bleiben..“ Er keuchte leise auf, als er einfach am Arm hochgezogen wurde. Sein Gesicht verzog sich, war sein Körper doch kraftlos und von Blessuren übersät. „Du sollst mich lassen..“, entkam es ihm heiser und er spürte, wie ihm Tränen die Wangen hinab rollten. So sollte ihn der Andere nicht sehen... „Lass mich los..“, krächzte er und versuchte sich loszureißen, doch der Griff festigte sich nur noch mehr. „Bitte...“ Roderich hasste er, bitten zu müssen. Aber es war ihm lieber, statt dem Anderen seine Schwäche weiterhin zu präsentieren. „Vash.. Ich bitte dich.. Geh einfach.“ „Nicht ohne dich. Jetzt stell dich nicht so an.“ Der Österreicher ballte die Hände zu Fäuste und schüttelte widerstrebend mit dem Kopf. „Nein.. Ich will nicht..“ Der Blonde starrte ihm in die Augen und ignorierte die Tränen des Braunhaarigen, wofür ihm dieser innerlich dankbar war. „Das ist mir egal. Und ich tu das auch nicht für dich, hörst du? Ich mache das nur, weil Elise mir sonst unnötige Vorwürfe machen würde. Sie sorgt sich um dich, nicht ich. Klar?“ Der Schweizer hielt noch immer inne, anstatt ihn einfach hochzuheben, wäre es doch in Roderichs momentanen Zustand nicht schwer, es auch gegen seinen Willen zu tun. Auch dafür war ihm der Österreicher dankbar. Dass er ihm das letzte Stück Ehre ließ, dass er noch besaß. „... Du kannst mich stützen, wenn du willst..“, gab er dann leise nach und Vash nickte zufrieden, ehe er den Arm des Größeren um seinen Hals schlang und langsam losging, damit Roderich einigermaßen mithalten konnte. „... Danke..“, entwich es diesem nach einigen Schritten leise. „Das war das letzte Mal, dass ich das mache. Beim nächsten Krieg werde ich nicht da sein und deine Einzelteile aufsammeln, hörst du?“ Roderich musste sachte schmunzeln. Diesen Satz würde der Schweizer auch nach seiner nächsten Niederlage beteuern, so, wie er es all die Jahre zuvor auch schon getan hatte. Sie hatten den Kontakt abgebrochen, Vash verleugnete ihre damalige Freundschaft und Roderich hatte es aufgegeben, die Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Aber wenn er ihn brauchte, dann war der Blonde trotzdem immer zur Stelle. Ein seliges Lächeln legte sich auf seine Lippen, wodurch er sich einen misstrauischen Blick Vashs einfing. „Was grinst du so dämlich?“ „Ich habe nur gerade nachgedacht.. Krieg ist zwar brutal und trennt.. aber der Frieden danach fühlt sich so leicht an und verbindet wieder... meinst du nicht?“ Nachdenklich zog Vash die Brauen zusammen. „Es ist unwirklich und bizarr.. aber ich fühle mich so erleichtert, dass der Krieg vorbei ist. Auch, wenn es nicht zu meinen Gunsten geendet hat.. Weißt du, was ich meine..?“ Eine Antwort auf diese Frage blieb ihm der Schweizer schuldig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)