Four Seasons - Vier Jahreszeiten von Kurama_Kitsune ================================================================================ Kapitel 1: Frühlingsgefühle --------------------------- Noch ein Tag. Dann war es wieder so weit. Er hasste diesen Tag. Gut, dass er dieses Mal auf einen Samstag fiel. Dann würden ihm wenigstens das Gesäusel und Gequietsche und vor allem die mitleidigen Blicke und dummen Kommentare erspart bleiben. Es reichte der Montag danach, wenn alle darüber reden würden, wer was von wem bekommen und wer was mit wem unternommen hatte. Ganz schön unfair. War er 'normal', machten sich alle nur über ihn lustig und niemand würde auch nur einen Gedanken daran verschwenden, mit ihm auf ein Date zu gehen. Eher würde man ihn auslachen. Und es gab maximal eine Person, die sich aus Mitleid mit ihm treffen würde. Aber auch nur dann, wenn ihr Freund nichts davon erfuhr. Na darauf konnte er auch verzichten. Aber war er 'der Andere'... „Oh man, ich wette NIEMAND würde nein sagen, wenn Spider-Man nach 'nem Valentinstagsdate fragen würde. Warum nochmal will ich nicht, dass jemand weiß, dass ich das bin?“ Sein Spind würde überquellen vor Liebesbriefen. Garantiert. Okay, wahrscheinlich auch vor Briefbomben. Und dann würden ihn die Bösen direkt in der Schule angreifen. Oder zuhause. Oder seine Freunde. Oder seine Tante. Ja, nein, keine gute Idee. „Hm, vielleicht leg ich mir ein Postfach zu. Für Fanpost. So wie der Weihnachtsmann.“ Das war das Dumme am Held sein. Die Leute liebten einen für das, was man Gutes tat, dafür konnte man – in seinem Fall zumindest – kaum mal das Lob einzuheimsen. Er verschwand meist so schnell er konnte von seinen Einsatzorten. Mal ganz davon abgesehen, dass die Polizei oft nicht gut auf ihn zu sprechen war, weil bei seinen Kämpfen meist einiges zu Bruch ging, war da noch die Tatsache, dass er noch zur Highschool ging und nicht ständig die Nächte durchmachen konnte, wenn er dann nicht den Tag schlafend auf seinem Pult verbringen wollte. Aber hey, wer wollte sich denn wegen Superkräften anfangen zu beschweren? Mit einem kleinen Seufzer ließ er den Blick über die Straßen und Häuser schweifen. Es war bereits weit nach zehn nachts und er hatte gerade zwei kleinere Ladendiebstähle verhindert. Sah so aus, als wäre ein paar Leuten siedend heiß eingefallen, dass sie für ihren Schatz noch kein Geschenk zum Valentinstag hatten. Kurz musste er grinsen, als er sich vorstellte, dass jemand lieber in Haft ging, als sich mit seiner Liebsten wegen eines vergessenen Geschenks zu streiten. Und schon war es nicht mehr ganz so schlimm, dass er niemanden hatte, den er oder der ihn beschenken konnte. Oder musste. Gerade beschloss Spider-Man, für heute Schluss zu machen, da fiel ihm ein Flackern der Straßenbeleuchtung auf, das sich die ganze Straße entlang fortpflanzte. Fast so, als würde das Flackern wandern. Er runzelte die Stirn, sah dem Flackern nach, dann schoss er einen Spinnfaden ab und schwang sich daran hinter dem gestörten Stromsignal her. Irgendwas sagte ihm, dass das alles andere als normal oder eine harmlose Störung war. Und wenn dahinter das steckte, was er vermutete... Dann war seine Nacht noch lange nicht vorbei! „Komm schon, ich hab keine Lust auf Funken sprühen. Das ist einen Tag zu früh.“ Aber da stoppte das Flackern schon auf einem Parkplatz vor einem der großen Elektromärkte der Stadt, der aber schon geschlossen hatte. Für einen Moment gingen alle Lichter direkt vor dem Laden aus und nur noch an einer Stelle war ein helles Leuchten zu sehen. An der Stelle, an der jetzt ein Mann stand, den Spider-Man leider nur zu gut kannte. „Hey! Solltest du nicht lieber Licht machen, statt es zu absorbieren, Electro?!“, rief er dem Mann zu, der sich abrupt zu ihm umdrehte. Electro. Oder auch Max Dillon. Der Typ war bei der Arbeit vom Blitz getroffen worden, was ihn jedoch nicht getötet, sondern ihm die Fähigkeiten verliehen hatte, Elektrizität zu kontrollieren, Stromstöße zu verschießen und dank eines elektrischen Feldes zu fliegen. Kein angenehmer Zeitgenosse, denn er war einer von den bösen Jungs, stets darum bemüht, volle Aufmerksamkeit für seine Missetaten zu ernten. Das allein schon irritierte Spider-Man etwas. Was tat er hier? So heimlich still und leise? „Du nervtötendes kleines Insekt! Was willst du hier?!“ Spider-Man landete ein Stück vor Electro auf dem Boden. „Wie du schon sagst: Insekt. Ich steh auf Licht. Und wenn's ausgeht, mach ich mir Sorgen. Was sollen denn die ganzen Kinder machen, wenn ihre Nachtlichter plötzlich versagen?“ Er legte mit beiden Spinnfadenschussvorrichtungen auf Electro an. „Ich geb die Frage zurück. Was willst DU hier?“ Electro setzte ein böses Grinsen auf. „Ich hole mir nur ein paar Ersatzteile. Das ist alles. Mehr musst du nicht wissen.“ Damit drehte er Spider-Man den Rücken zu, hielt aber nochmal inne. „Oh, eine Sache noch.“ Sofort schlug Spider-Mans Spinnensinn Alarm, seine Warnanlage, wenn ihm Gefahr drohte. „Mein Licht verbrennt mit Vorliebe nervige Insekten!“ In dem Moment, als er das sagte, wirbelte Electro herum und schoss eine Ladung Blitze auf Spider-Man. Doch der sprang gerade noch hoch, schoss selbst einen Spinnfaden auf eine der hohen Laternen auf dem Platz und schwang sich von der Seite auf Electro zu. Er traf ihn auch mit einem Tritt, aber schon baute Electro ein elektrisches Feld um sich herum auf, von dem Spider-Man weggeschleudert wurde. Gerade noch fing er den Sturz ab, ehe er selbst Spinnfäden auf Electro schoss, um den zu fesseln. Der verstärkte aber einfach das elektrische Feld, woraufhin noch viel mehr Lichter auf dem Parkplatz erloschen und die Spinnfäden kamen erst gar nicht durch, sondern verschmorten einfach. So ging das nicht! Der Typ zog seine elektrische Energie aus den Leitungen. Er musste ihn weiter von dem Laden weglocken. Auf den Parkplatz. Da konnte er ihn von allen Seiten aus angreifen. Darum riss er mit einem Spinnfaden einen verwaist stehenden Einkaufwagen hoch und warf den auf Electro, um ihn kurz abzulenken, ehe er sich selbst weiter auf den Parkplatz schwang. „Wo willst du hin?! Bleib hier!“ Spider-Man legte eine elegante Landung mitten auf dem Platz hin, dann streckte er beide Hände aus und winkte Electro zu sich. „Na komm und hol mich! Du hast meine volle Aufmerksamkeit! Da stehst du doch drauf! Und die Bühne hier ist viel größer! Da sieht sogar der Nachrichtenhubschrauber, wie ich dich besiege, wenn er vorbeikommt!“, versuchte er Electro anzulocken. Der erhob sich in die Luft und kam tatsächlich auf ihn zu. Dabei beschoss er Spider-Man sofort mit weiteren Blitzen, denen der mit schnellen Sprüngen auswich, bevor er sich an den Masten für die Parkplatzmarkierung hochzog und sich von Mast zu Mast und Laternenpfahl zu Laternenpfahl schwang, um in Electros Rücken zu gelangen. So wie es aussah, konnte der gerade entweder fliegen und Blitze verschießen oder ein elektrisches Feld aufbauen. Für beides reichte der Strom wohl nicht. Und so schnell konnte Electro sich gar nicht um sich selbst drehen, da hatte Spider-Man es schon geschafft und trat ihm mit Schwung in den Rücken, so dass Electro auf dem Boden aufschlug. Er drehte sich jedoch noch im Liegen sofort wieder in Spider-Mans Richtung und schoss einen weiteren Blitz nach ihm, dem Spider-Man gerade noch so entgehen und sich auf einen weiteren Laternenpfahl retten konnte. „Ich will an so 'nem schönen Abend echt nicht streiten. Also empfehle ich dir, liegen zu bleiben, bis der Polizeitruck kommt. Der mit der Gummiverkleidung im Inneren. Wenn ich mich recht erinnere, war deine letzte Anschrift doch irgendwas mit 'Gefängnis' hintendran. Und die Kündigungsfrist kann ja wohl kaum schon abgelaufen sein. Hab ich recht? Also werden deine Mitbewohner dich garantiert schon vermissen.“ Electro streckte die Arme von sich. „Weißt du, was mich jedes Mal wieder amüsiert?“, antwortete er Spider-Man mit einer Frage. Das klang komisch. In seinem Hinterkopf begann schon wieder dieses leise Läuten. „So viel Geschwätz und klugscheißerisches Gerede... Und gleichzeitig lässt du das Wichtigste außer Acht.“ Irritiert zog Spider-Man eine Augenbraue hoch. „Ah ja? Und was? Klär mich auf, damit ich später mal nicht dumm sterben muss. Hab ich 'nen Wortwitz vergeben?“ Uh oh, das Läuten wurde lauter! Electro sah ihn direkt an. „Gummi leitet nicht. Metall schon.“ Spider-Man riss bei der plötzlichen Erkenntnis die Augen auf, da war es schon zu spät. Electro hatte in beiden Händen Energie gesammelt. Jetzt schlug er sie Hände zusammen und schoss einen heftigen Blitz genau auf den Laternenmast, auf dem Spider-Man saß. Den Mast aus Metall! Spider-Man wurde durch den heftigen Stromschlag vom Mast geschleudert, flog ein ganzes Stück weit, direkt in den Abstellplatz für die Einkaufswägen und mitten hinein, wo er einen Moment lang benommen liegen blieb. Wieso hatte er das nicht kommen sehen? Aber dann lief sein Hirn wieder auf Hochtouren. Raus aus den Einkaufswägen! Schnell! Er sah Electro auf sich zukommen, trat sich aus den verbogenen Einkaufswägen frei, in denen er sich zum Teil verheddert hatte, während Electro langsam die Hand hob. „Freu dich. Du stirbst nicht dumm.“ Entsetzt sah Spider-Man ihn an. So schnell konnte er selbst nicht mehr aus dem Metallhaufen raus. „Nein! Nein, warte!“ Doch da sah er schon die Funken an Electros Fingerspitzen aufblitzen und im nächsten Augenblick... ...packte ihn jemand um die Hüfte, riss ihn hoch und auf das Wellplastikdach über dem Abstellplatz der Einkaufswägen und er kam mit dem Rücken auf jemand anderem zu liegen. „Gerade wird der kalte Abend doch noch heiß, findest du nicht auch?“ Oh... nein! Diese Stimme! Das war... In der gleichen Sekunde schlug der Blitzangriff von Electro in den Einkaufswägen unter ihnen ein und es zerriss den ganzen Abstellplatz. Die Explosion warf Spider-Man und die Person unter ihm fast über den halben Parkplatz, wobei der Griff um seine Mitte sich noch verstärkte. Zumindest landete er so halbwegs weich, weil sein 'Retter' den Aufprall abfederte. Aber jetzt war weder die Zeit zum ausruhen, noch um zu streiten, oder sich aufzuregen. Egal, wie gern er das wollte. Denn neben all seinen Feinden, war der, der ihn noch immer festhielt, so etwas wie ein wahr gewordener Albtraum für Spider-Man. „Lass los!“, fuhr er den Typ an und versuchte, sich loszumachen. „Ja, nein, kein Thema, ich bin nur fast schwer verletzt. Was? Ja, ich rette dich immer wieder gerne, vor allem, wenn du dich sooo nett bei mir dafür bedankst. Oh, die Metallteile in meinem Rücken? Nein, nein, mach dir keine Sorgen um mich. Das heilt wieder. Auch, wenn es gerade höllisch wehtut.“ „Argh! Mund halten! Loslassen!“ Spider-Man sah aus dem Augenwinkel, wie Electro sich ihnen schon wieder zuwandte. Sein Spinnensinn läutete und er nutzte es einfach aus, dass er gerade einen 'Schutzschild' hatte, packte den Arm des anderen und drehte sich mit ihm so zur Seite, dass der nächste Angriff voll den anderen traf. Eigentlich behagte es ihm nicht, wenn wegen ihm andere verletzt wurden, aber der Typ... DAS war eine Ausnahme! Und was für eine! Wenigstens ließ er jetzt los. Spider-Man rollte sich ein Stück weiter, ehe er auf die Beine sprang und sofort mit Spinnfadenkugeln auf Electro schoss, was den kurz umwarf. Dummerweise lag Electro jetzt wieder näher an dem großen Laden und Spider-Man musste mit großen Sätzen den nächsten Blitzen ausweichen, die gleich wieder heftiger ausfielen, weil Electro noch extra Elektrizität aus dem Gebäude zu ziehen schien. „Jetzt reicht's aber langsam! Ich werd das Gefühl nicht los, dass ich dich hier von einem echt miesen Coup abhalte!“, rief Spider-Man Electro zwischen zwei Sprüngen zu, bevor er selbst wieder versuchte, Spinnfäden auf ihn zu schießen. „Bis jetzt hast du außer den Angriffen auf mich und dem unerlaubten Freigang ja eigentlich noch nichts angestellt, oooder? Da muss ich mich leider ernsthaft fragen, was du vorhast!“ „Er hat... mich gegrillt! Und ich hab 'n Dutzend Einkaufswagenstäbe in mir drinstecken!“, kam von halb hinter Spider-Man eine Beschwerde. „Du bist still! Du solltest gar nicht hier sein! Und ich will gar nicht wissen, warum du trotzdem da bist!“, gab Spider-Man zurück, dann wich er wieder einem Blitzangriff aus. Bloß nicht zu nah an die Masten und Laternen kommen. „Ich sagte schon, das musst du nicht wissen. Das siehst du früh genug. Fürs Erste... bleib weg von mir und steh mir nicht im Weg!“ Schon kam eine Energiewelle auf Spider-Man zu und warf ihn wieder gleich mehrere Meter über den Parkplatz. Vorbei an dem anderen Typ, der sich gerade auf die Knie hoch quälte und sich tatsächlich ein paar Metallstäbe aus dem Rücken zu ziehen versuchte. Spider-Man schrammte über den Betonboden, ehe er sich fangen konnte. Kurz schüttelte er den Kopf, um klar zu werden. Electro baute inzwischen ein weiteres Schild direkt vor dem Laden auf, so dass er das Gebäude zwar selbst betreten konnte, Spider-Man aber nicht mehr an ihn ran kam. Was wollte er bloß holen? Und wofür? Mit ein paar schnellen Schritten war Spider-Man neben dem dritten unerwarteten Mitspieler. Der Kerl in dem rot-schwarzen Ganzkörpersuit war weder Held noch Bösewicht. Zumindest gehörte er nicht zwingend in eine der Kategorien. Er war einfach... „Deadpool! Was tust du hier?! Hast du irgendwas mit Electro oder der kleinen knisternden Showeinlage hier zu tun?! Gnade dir Gott, wenn ich rausfinde, dass du...“ „... ich hier der Held bin und nicht du? Sorry, dass ich dir mal wieder die Show stehle. Beschwer dich bei der Autorin. Nicht meine Schuld, dass die mit uns noch nicht durch ist. ICH war bei der Abstimmung für Fanarts und Comicstrips!“ Völlig irritiert fuhr Spider-Man sich übers Gesicht. „Bitte... WAS?!“ Deadpool kam auf die Beine, hob einen Finger und schien zu einer Erklärung ansetzen zu wollen, aber schnell wedelte Spider-Man abwehrend mit den Händen. „Nein! Bitte lass es! Dafür hab ich weder die Zeit, noch die Nerven!“ Doch Deadpool zeigte nur auf seinen Rücken. „Sei ein Schatz und zieh die Dinger raus. Ich komm nicht ran. Und dann helf ich dir auch mit dem wandelnden Defibrillator.“ „Wenn ich sie tiefer rein ramme, versprichst du mir dann, dass du mir NICHT hilfst und verschwindest?“, fragte Spider-Man mit einem hoffnungsvollen Unterton in der Stimme und griff nach zwei der verbliebenen Metallstäbe, die aus Deadpools Rücken ragten. „Wenn du statt 'rammen' was anzubieten hast, das weniger brutal klingt, lass ich vielleicht mit mir reden. Auch wenn ich sonst nicht so der Typ für Hilfsmittel und Spielzeuge bin. Aber wenn du drauf stehst, mach ich – natürlich nur für dich! - 'ne Ausnahme!“ Kurz drückte Spider-Man mehr aus Reflex das Metall tiefer in Deadpools Fleisch, hörte ihn vor Schmerz leise aufstöhnen und spürte, wie er weg zuckte. „Klappe zu! Ist ja widerlich! Hör auf zu reden!“ Mit einem schnellen Ruck zog Spider-Man dann doch die Metallstäbe aus Deadpools Rücken und warf sie zur Seite. „Wieso bist du hier?“, wollte er dann aber doch nochmal wissen. „Weil wegen DEM DA...“ Deadpool zeigte auf das elektrische Feld, das Electros weiteres Vorgehen abschirmte. „... mein Strom weg war! Gerade, als ich an der besten Stelle von Toy Story 3 war! Weißt du, wie ätzend es ist, wenn du mitten aus der Müllverbrennungsanlage-Händchenhalte-Szene rausgerissen wirst?! Da kommt man einfach nicht mehr rein. Erst recht nicht, wenn der WLAN-Zugang zum Nachbarn dann auch noch weg ist.“ Genervt rieb Spider-Man sich die Schläfen. „Oh Gott... vergiss, dass ich gefragt habe.“ Aber Deadpool redete einfach weiter, während er seinen Rücken durchstreckte. „Dann schau ich aus dem Fenster und krieg gerade noch mit, wie der Stromausfall wandert und dann... schwingst DU keinen halben Meter an meinem Fenster vorbei! Wäre das Fenster auf gewesen und hätte ich die Hand ausgestreckt, hätte ich dich abklatschen können. Das wäre mal wirklich ein 'High Five' gewesen“ „Okay, das reicht! Halt den Mund! Ich muss mich um Electro kümmern!“ Mit einem großen Sprung und zwei Schwüngen an einem frisch abgeschossenen Spinnseil landete Spider-Man direkt vor dem Energiefeld, das Electro aufgebaut hatte. Dadurch konnte er allerdings nur halbwegs etwas erkennen. Electro schien da drinnen Gegenstände zusammenzutragen. Aber was genau konnte Spider-Man nicht sehen. Kurz versuchte er, sich näher an das elektrische Feld zu lehnen. Da stellten sich ihm schon alle Haare unter dem Anzug auf. Keine gute Idee, wenn er nicht gleich den elektrischen Schlag seines Lebens bekommen wollte. „'N Gummianzug wäre jetzt echt hilfreich“, hörte er da schon wieder Deadpool hinter sich sagen. „Frag doch mal Reed. Der hat doch sicher seine Anzüge aus so 'nem Gummizeug machen lassen. Ich meine, wie dehnt sich das Zeug sonst mit ihm mit?“ Spider-Man versuchte, ihn einfach zu ignorieren und schoss einen Spinnfaden auf eine Stelle des Daches, an die das elektrische Kraftfeld nicht reichte, um sich nach oben zu ziehen. Vielleicht durch ein Dachfenster. Immer darauf bedacht, ja nicht das elektrische Feld zu berühren, zog er sich nach oben, wo er aber nur Halt an einem kleinen Glasfenster fand. Denn kaum berührte er einen Teil der Wand, zuckte er wegen einem Schlag zurück. Anscheinend war das ganze Gebäude aus Metallträgern und -platten errichtet worden und stand gerade komplett unter Strom. Großartig. Drinnen sah er Electro, der aber, wie es aussah, schon gefunden hatte, was er benötigte. Denn mit einem Mal drehte er sich herum und sah direkt zu Spider-Man nach oben. Oh nein! Spinnensinn-Alarm hoch zehn! Doch sowohl Spider-Man als auch Electro fuhren erschrocken zusammen, als es plötzlich am Eingang des Ladens laut krachte, weil dort allem Anschein nach gerade etwas explodiert war. Den Bruchteil einer Sekunde lang war das Energiefeld verschwunden und das nutzte Spider-Man instinktiv. Er durchbrach die Scheibe und ließ sich direkt auf Electro fallen, stieß ihn zu Boden und holte zum KO-Schlag aus. Aber Electros Augen leuchteten regelrecht auf, dann wurde es gleißend hell im gesamten Laden und Spider-Man wurde durch den Laden geschleudert und durchbrach die Eingangstür. Mit ihm fegte eine Energiewelle durch den ganzen Laden und ließ sämtliche Scheiben zerspringen. Und für Spider-Man gingen, als er auf dem harten Boden des Parkplatzes auftraf, alle Lichter erst mal aus. Als er ganz benommen wieder zu sich kam und sich aufsetzte, war alles dunkel. Electro schien verschwunden zu sein. Und er hatte bei seinem letzten Angriff wohl den ganzen Strom verbraucht, den das Gebäude hergegeben hatte. Zumindest fühlte Spider-Mans Körper sich danach an. „Okay... Menschlicher Blitzableiter kommt auf meiner Karriereliste ab jetzt gaaanz weit unten...“ Er rieb sich über den Kopf und sah sich um. Eigentlich nach einer Spur, wohin Electro verschwunden war. Doch sein Blick fiel auf Deadpool, der keine drei Meter weg von ihm auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Langsam kam Spider-Man auf die Beine und wankte die paar Schritte zu ihm, dann lehnte er sich halb über Deadpool. „Hey! Keine Zeit für ein Schläfchen! Hast du gesehen wo er hin ist?“ Deadpool bewegte sich noch immer nicht und Spider-Man bekam kurz ein ganz komisches Gefühl. Er würde doch nicht... Aber das war Quatsch. Er konnte ja gar nicht... Vorsichtig lehnte Spider-Man sich noch näher zu Deadpool, da setzte der sich so plötzlich mit einem lauten nach Luft schnappen kerzengerade auf, dass dafür Spider-Man mit einem erschrockenen Schrei nach hinten umfiel und auf dem Hintern landete. „Oh FUCK! Ich glaube, ich hatte gerade einen Herzstillstand...“, keuchte Deadpool. Spider-Man hatte sich selbst heftig atmend an die Brust gegriffen und schrie ihn an: „Ja, ICH AUCH! Spinnst du?!“ Deadpool tastete sich ab und sah an sich herunter. „Hn, okay gut, noch alles dran. Sorry, dass sprengen nicht geklappt hat, Kumpel. Aber die Granate ging nicht durch das Feld.“ „Gra... nate? Was?!“ Die Explosion ging also auf Deadpools Konto. Na ja, das war ja keine große Überraschung. Schnell winkte Spider-Man ab. „Egal, unwichtig! Hast du gesehen, wo die Wunderkerze hin ist?“ Deadpool sah sich kurz um, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich war gerade mehr mit tot sein beschäftigt.“ Langsam stand Spider-Man wieder auf. Okay, nachdenken. Vielleicht, wenn er sich einen erhöhten Posten suchte, nach elektrischen Störungen Ausschau hielt... Plötzlich spürte er, wie ihn ein paar Tropfen trafen. Oh nein, es würde doch nicht etwa anfangen... „Ist echt nicht dein Tag, mein Freund“, hörte er da Deadpool sagen, der jetzt eine Hand ausgestreckt hielt und ebenfalls die Regentropfen bemerkt hatte, die erst nur vereinzelt, dann aber doch richtig anfingen zu fallen. „Erst musst du voll einstecken, dann haut dein Gegner ab und jetzt auch noch Regen. Da könnte man ja fast meinen, Freitag der 13. bringt doch Unglück. Na ja, dir zumindest.“ Spider-Man stieß einen genervten Seufzer aus. „Erstens: Ich bin nicht abergläubisch. Zweitens: Es stört mich weder, dass ich angegriffen wurde, noch, dass es regnet. Und drittens: Ich bin NICHT dein Freund! Wenn mir irgendwas Unglück bringt... dann DU!“ Ganz betroffen legte Deadpool sich eine Hand auf die Brust. „MOI?! Schon vergessen, dass ich dir gerade das Leben gerettet habe?! Du bist so undankbar!“ Auch Deadpool stemmte sich nun hoch und sah sich dann um. „Also? Wie ist der Plan?“ „Plan? Welcher Plan? Du bist nicht dabei! Das ist der Plan! Und jetzt stiehl mir nicht meine wertvolle Zeit! Ich muss Electro finden und das, bevor ich austesten darf, bis zu welcher Wassertiefe meine Netzwerfer funktionieren“, gab Spider-Man zurück, ehe er seine Handgelenke ausschüttelte und nach oben zielte. „Geht das eigentlich durch?“ Irritiert wandte Spider-Man sich nochmal zu Deadpool um. „Bitte was?“ Deadpool trat direkt neben ihn und zupfte kurz an Spider-Mans Suit, was den sofort weg zucken ließ. „Hey!“ „Dein Kostümchen. Geht nass da durch? Das wollte ich schon immer mal wissen. Ich meine... Leder hält relativ gut ab, wird nur schwer, wenn es echt nass ist. Aber du... Kein Wunder, dass die tollen Kämpfe bei Marvel immer bei gutem Wetter stattfinden. Im Regen wird nur gekämpft, wenn irgendwas Schlimmes passiert, der Held verliert oder jemand draufgeht. Schon mal aufgefallen? Oder bilde ich mir das ein? Also... auf einer Skala von Wüste Gobi bis Sintflut, wie nass wirst du in dem Teil?“ Spider-Man fuhr sich übers Gesicht und stieß einen völlig entnervten Laut aus. „Herrgott nochmal, Deadpool! Geh und terrorisier jemand anderen! Und komm mir ja nicht in die Quere!“ Damit schoss er einen Spinnfaden ab, hielt aber nochmal inne, als Deadpool rief: „Warte!“ „Was noch?!“ „Ist dir eigentlich nicht kalt? Bei den Temperaturen und dann auch noch, wenn du nass wirst? Und wenn ja... Wenn ich genau hinkucke... kann ich das dann sehen?“ Ganz kurz tippte Deadpool sich mit den Zeigefingern sehr deutlich an zwei bestimmte Stellen auf seiner Brust. Spider-Man spürte, wie ihm für eine Sekunde die Schamesröte ins Gesicht stieg. Dann ließ er den Spinnfaden los, holte aus und verpasste Deadpool einen harten Faustschlag. Gleichzeitig feuerte er mit der anderen Hand einen Spinnfaden auf ihn ab, beförderte ihn so gegen einen der Laternenmasten und klebte ihn dabei gleich noch daran fest. „Nur zu deiner Info, du Freak: So wird mir nur eins, nämlich schlecht! Und das merkst du daran, dass ich mich bei deinem nächsten solchen Kommentar übergeben muss! Komm mir ja nicht mehr zu nahe!!“ Jetzt aber nichts wie weg! Bevor er von den Gesprächen mit Deadpool noch einen ernsthaften Schaden nahm. Spider-Man zog sich schnell an einem Spinnseil nach oben und weg von dem Parkplatz. Um den Schaden am Geschäft musste sich vorerst die Polizei kümmern. Was jetzt viel wichtiger war: Wo steckte Electro? Spider-Man schwang sich hoch und nach oben bis auf ein Hochhausdach. Doch der Überblick brachte nicht wirklich viel. „Komm schon, denk nach“, murmelte er vor sich hin. „Der Kerl ist böse, er braucht Strom, er will Aufmerksamkeit, er hat Sachen aus einem Elektrogroßmarkt gestohlen... Was hat der Typ bloß vor?“ Kurz schüttelte Spider-Man sich. Dieser blöde Regen wurde immer schlimmer. Und... verdammter Deadpool! Er hatte recht, ihm war jetzt wirklich kalt und er WAR nass. Das war definitiv kein Wetter für böse Pläne im Freien. Besonders nicht, wenn der Plan Strom beinhaltete. Das gab ja sofort einen Kurzschluss. Außer, Electro wollte einen verursachen. Aber was nutzte ihm ein größerer Kurzschluss oder Stromausfall? Und vor allem wo? Die wichtigen Banken und Gebäude hatten getrennte Notstromaggregate, das half Electro nichts. Und die Notstromaggregate waren isoliert. Isoliert... Isolation. Plötzlich schrak Spider-Man zusammen. Der Isolationshafttrakt des Gefängnisses! Der war komplett neu! Und wurde von einem separaten Energiespeicher aus versorgt, damit das Gebäude nicht betroffen war, wenn es Stromschwankungen gab und damit sich keiner so einfach in das System hacken und es manipulieren konnte. Der Speicher war in einem vollkommen isolierten und abgeschlossenen Gebäude untergebracht und hatte nur eine direkte Verbindung zum Gefängnis. Und wenn Electro diese Verbindung unter seine Kontrolle brachte, konnte er alle Gefangenen auf einen Schlag freilassen. Die gefährlichsten aller Gefangenen! Nur die ganz schweren Fälle. „Okay, so langsam wird das ein echt ätzender Abend. Also noch ätzender, als die Tatsache, dass ich kein Date habe.“ Auf dem schnellsten Weg versuchte Spider-Man zu dem Isolationstrakt zu kommen. Der Regen behinderte ihn dabei gewaltig, weil seine Spinnseile ganz rutschig wurden. So kam er nur langsam voran, weil er nicht fallen wollte. Aber dann landete er endlich vor dem großen Gebäude, in dem die Stromspeicher und Generatoren standen. Und das mitten in einer Pfütze. „Argh! Igitt! Toll... jetzt hab ich auch noch richtig nasse Füße. Echt klasse.“ Schnell war er aber davon abgelenkt, dass das Wachpersonal fehlte. Oder besser gesagt, ein Stück weiter weg bewusstlos auf dem Boden lag. Das hieß, es war schon jemand hier, der hier nichts verloren hatte, den sie aber nicht hatten aufhalten können. Noch war das Gefängnis dicht. Wenigstens etwas. „Also dann... Zeit, dir den Saft abzudrehen!“ Spider-Man stieß die Tür des Gebäudes auf und fand sich in einem großen Raum voller großer Maschinen wieder, die alle auf Hochtouren liefen. Und in der Mitte des Raumes stand Electro! Er schien gerade die letzten Vorkehrungen zu treffen, alle Maschinen mit Starkstromkabeln zu verbinden, so dass sie alle bei ihm in der Mitte zusammenliefen und er das Zentrum der Energie bilden konnte. Das hatte er sich also aus dem Laden besorgt. „Hey! Hast du als Kind nicht aufgepasst? Feuer, Messer, Schere, Licht, sind für böse Buben nicht! Finger weg von den Kabeln!“ „Du schon wieder! Einmal verlieren hat dir wohl nicht gereicht! Aber keine Sorge, dieses Mal bringe ich das zu Ende!“, fuhr Electro sofort wütend herum und feuerte zwei gezielte Blitze auf Spider-Man. Der sprang schnell aus dem Weg und an die nächste Wand. Gar nicht gut, hier war viel zu viel Elektrizität an einem Ort gebündelt. Mit ein paar kurzen Blicken checkte Spider-Man die Lage und überschlug in Gedanken seine Optionen. Der Raum war vollkommen isoliert, also war er an der Wand schon mal sicher. Wenn ihn nicht gerade einer von Electros Blitzen traf. Er durfte nicht zu nah an die Generatoren kommen, auch nicht an die Kabel. Und er musste verhindern, dass Electro sich Zugang zur Stromversorgung des Gefängnisses verschaffte. Sonst konnte er mit einem Schlag allen Insassen da drin Tür und Tor öffnen. Also musste er dafür sorgen, dass Electro von der Hauptleitung fernblieb. Dass er die Generatoren nicht mit sich verband. Erneut wechselte Spider-Man mit schnellen Sprüngen seinen Standort, als die nächsten Blitzangriffe folgten. Aber Electro schien sich zurückzuhalten. Kein Energiefeld dieses Mal. Und nur einzelne, gezielte Angriffe. Ganz so, als wollte er nichts beschädigen. Anscheinend durfte der Strom nicht richtig ausfallen. Spider-Man schwang sich an einem Spinnseil auf Electro zu und trat ihn weg von den Kabeln. „Ist das bei den Bösen eigentlich ansteckend? Dass ihr alle schlecht hört? Ich sagte doch, Finger weg!“ Electro drehte sich sofort um und brachte Spider-Man mit weiteren Blitzangriffen dazu, sich bis an die Decke des Gebäudes zurückzuziehen. „Du willst, dass ich stattdessen DIR meine volle Aufmerksamkeit widme? Kannst du haben! Aber dann beschwer dich nicht, wenn du hier nicht mehr heil rauskommst!“, rief Electro ihm zu, bündelte erneut Energie und schleuderte Spider-Man zwei gewaltige Blitze entgegen. Der wollte erst wegspringen, dann wurde ihm aber klar, dass die Blitze beide direkt rechts und links neben ihm einschlagen und ihn nicht treffen würden. Also drückte er sich nur fest an die Wand, als der Einschlag erfolgte. „Nächstes Mal nimm vorher 'nen Schluck Zielwasser. Komm, ich zeig dir mal, wie das geht“, gab Spider-Man sich noch überheblich, da fiel ihm auf, dass Electro mit einem seltsamen Grinsen zu ihm hoch sah. „Oh, ich habe getroffen. Siehst du gleich.“ Electro machte ein paar Schritte rückwärts. Sofort schlug Spider-Mans Alarm im Hinterkopf an, doch er konnte nicht mehr so schnell reagieren und weg von der Stelle, an der er saß. Plötzlich brach das Stück der Decke weg und er fiel samt den Mauerstücken zu Boden, konnte sich aber gerade noch so abfangen, so dass ihn die Trümmer nicht erschlugen. Dafür kauerte er jetzt direkt unter dem Loch in der Decke und bekam schon wieder die nächste unfreiwillige Dusche. Denn nun kam der Starkregen, der mittlerweile eingesetzt hatte, auch nach drinnen. „Ganz toll. Nass hatte ich heute schon! Wie wär's zur Abwechslung mit klebrig und bewegungsunfähig?“ Schon zielte er auf Electro und schoss Spinnfäden auf ihn, doch auch Electro schickte wieder zwei Blitze auf Spider-Man los. Und die trafen. Jedoch nicht Spider-Man, sondern den Boden direkt unter ihm. Den... nassen Boden! Spider-Man riss erschrocken die Augen auf, aber da wurde er auch schon von dem heftigen Schlag quer durch den Raum geschleudert und landete hart auf dem Boden. Kurz verkrampften sich seine Muskeln, dann versuchte er aber, sofort wieder auf die Beine zu kommen. Verdammt, er war klatschnass! Wenn ihn so Electros Stromstöße trafen, war es um ein Vielfaches schlimmer. „Wie war das? Du wolltest lieber bewegungsunfähig?“, hörte er da schon Electros Stimme. Die Luft knisterte und in dem Moment, als Spider-Man aufsprang, traf ihn der nächste Blitz und warf ihn um. Mit einem Schmerzstöhnen konnte er sich gerade mal ein Stück zur Seite drehen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr richtig. Jeder Muskel stand unter Spannung und sein ganzer Körper war ein einziger Krampf. Er konnte sich nicht bewegen. Er sah Electro zu sich herüberkommen, während er die Reste der Spinnfäden von sich riss. Er konnte nichts tun, als Electro ihn packte und zurück zu der Stelle schleifte, an der durch das Loch in der Decke der Regen fiel und wo der Boden schon ganz nass war. „Hast du dich jemals gefragt, wie es sich anfühlt, auf dem elektrischen Stuhl zu sitzen? Willst du es rausfinden?“ Spider-Man versuchte, sich zusammenzureißen. Aber seine Arme, Hände und Beine gehorchten ihm einfach nicht. Electro traf ihn mit einem weiteren Blitzschlag, zwar einem etwas schwächeren, aber dank dem Wasser durchzuckte Spider-Man der Schlag trotzdem heftig und sein Körper verkrampfte sich erst recht. Keine Chance, einen Spinnfaden abzuschießen, sich aus der Gefahrenzone zu ziehen, wegzuspringen. Er stöhnte vor Schmerzen wieder auf und sah, wie Electro Energie in den Händen sammelte, so dass es kurz um sie herum fast dunkel wurde, weil er so viel Strom auf einmal aus der Umgebung abzog. „Schade, dass ich hierfür kein Publikum habe. Das wäre die größte Show aller Zeiten! Ich grille Spider-Man und befreie dann alle Gefangenen des Hochsicherheitstraktes! New York wird untergehen! Und dann der Rest der Welt! Aber das...“ Electro hob die Arme. „... muss dich nicht mehr beschäftigen!“ Ganz entsetzt sah Spider-Man mit großen Augen zu Electro auf. Diesen Stromstoß würde er nicht überleben. Auf gar keinen Fall. In Electros Händen formte sich die Elektrizität zu Blitzen, er holte aus, während Spider-Man nur hilflos zusehen konnte und dann... Plötzlich ein Schatten von oben, etwas dunkles fiel auf ihn, dann hörte er das Geräusch eines dumpfen Aufpralls und wie Electro einen Fluch und Schmerzlaut ausstieß. Spider-Man selbst konnte sich noch immer nicht bewegen und lag nun erst recht ganz angespannt unter der komischen dunklen plastikartigen Plane, die ihn komplett bedeckte. Er spürte den Regen weiter darauf fallen, konnte aber nichts mehr sehen. Was ging denn da bloß vor sich?! Kampfgeräusche. Irgendwie. Dann Stille. Und dann zog endlich jemand dieses Teil von ihm herunter. „D...Dead...pool?“ „Keine Angst, Prinzessin. Hier ist dein Ritter und rettet dich! Ich kann auch dein italienischer Klempner sein, auf was auch immer du mehr stehst. Nur mein weißes Pferd ist gerade... in der Reinigung... Und dafür würdest du mir dankbar sein, solltest du je herausfinden... wieso.“ Ganz angestrengt versuchte Spider-Man die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen. „Hör auf... nnn... zu reden. Nnghh... Wo ist...“, setzte er an, da ertönte auch schon Electros Stimme. „Jetzt reicht's! Genug! Keiner von euch mischt sich weiter ein oder hält mich auf!“ Deadpool sah nur kurz auf, dann packte er Spider-Man ohne Vorwarnung, riss ihn hoch und warf ihn ein Stück weiter auf einen kleinen Haufen der dunklen Planen, ehe der nächste Blitzangriff von Electro folgte. Deadpool selbst krachte neben Spider-Man gegen eine der Sicherheitsabsperrungen vor den Generatoren und fiel dann zu Boden. Lang blieb er aber nicht liegen, sondern war gleich wieder auf den Beinen und schüttelte sich kurz. „Ist ja fast so 'n ekelhaftes Gefühl wie letztens, als ich mit der Gabel was aus dem Toaster fischen wollte. Hey, Spidey, kannst du bitte versuchen, dich zusammenzureißen? Auch wenn ich's gut finde zu wissen, dass man dich mit 'nem kleinen Stromschlag wehrlos machen kann... Gerade hätte ich dich doch lieber kämpfend neben mir. Oder sag mir zumindest, wie ich die wandelnde Steckdose kleinkriege. Dann darfst du auch weiter da liegenbleiben und dich unter meinen provisorischen Isolierschichten verstecken.“ Spider-Man spürte, wie seine Muskeln zitterten, als er versuchte, sich wieder normal zu bewegen. Wenigstens konnte er langsam die Hände wieder öffnen und schließen. Dabei schloss er die Finger um die seltsamen 'Planen', auf denen er lag und hob eine davon an, um sich genauer anzusehen, was das eigentlich war. Im nächsten Moment ließ er das Teil aber wieder fallen, als hätte er sich daran verbrannt und starrte Deadpool ganz entgeistert an. „Ist das... sind das... LEICHENSÄCKE?!“ „Aber nur die Guten! Mit Gummibeschichtung!“, antwortete Deadpool, dann zog er seine Schwerter. „Los, sag mir, was ich hier kaputt machen darf!“ Schnell sprang er einem weiteren Blitzangriff aus dem Weg, rollte sich ab, ging bei Spider-Man in die Hocke und zog einen der Leichensäcke halb über ihn, damit ihm die Blitze erst mal nichts mehr anhaben konnten. „Schön da drunter bleiben. Läuft alles unter der Kampagne 'Safer Fight' gegen elektrisch übertragbare Krankheiten.“ Damit ließ Deadpool ihn fürs erste liegen und lief zurück zu Electro, um gegen den direkt zu kämpfen. Spider-Man schauderte kurz unangenehm auf, aber ganz egal, was es war, das ihn da bedeckte, es funktionierte und er war sicher vor den Blitzen und Stromstößen. Na gut, los, zusammenreißen! Aufstehen! Und dann...? Solange sie in dem Raum waren, hatte Electro unerschöpflichen Nachschub an Elektrizität. Dann wurde auch noch der Boden langsam aber sicher komplett nass, wieder ein Vorteil für Electro. Mit etwas Mühe drehte Spider-Man sich auf die Seite und versuchte, sich im Raum zu orientieren. Hinter ein paar der Generatoren sah er die elektrischen Entladungen von Electros Blitzangriffen aufleuchten, er hörte Krachen und Kampfgeräusche, konnte aber weder Electro noch Deadpool sehen. So langsam ließen die Krämpfe nach und er stemmte sich hoch, schüttelte seine Gliedmaßen aus, so gut es ging und suchte dabei den Raum weiter nach einer Möglichkeit ab, Electro zu stoppen. Ihn hier rauskriegen war nicht möglich, fürchtete er. So leicht würde Electro es ihnen nicht machen. Zumindest musste Spider-Man zu aller erst dafür sorgen, dass die Verbindung zum Gefängnis unterbrochen wurde. Es gab ja nur diese eine Leitung. Dann gab es zwar keine Steuerung des Gefängnisses mehr durch den Generatorenraum hier, aber das Gefängnis selbst würde in den Notfallmodus gehen und es würde erst recht alles verriegelt und verschlossen bleiben. „Wieso bloß ist das hier nicht wie in 'nem Zeichentrickfilm? Ein riesiger Stecker und wenn man den zieht, ist alles aus? Man, das Leben könnte so viel einfacher sein, wenn es gezeichnet wäre...“, murmelte Spider-Man vor sich hin, während er sich ein Stück nach oben und weg vom Boden zog. Dann schoss er Spinnfäden auf die Kabel, die Electro vorher versucht hatte zu verbinden und riss sie auseinander. „Reihenschaltung auflösen. Check.“ Unter ihm rutschte Deadpool über den Boden. Sein Anzug hatte bereits einige Brandlöcher und auch sonst sah er recht lädiert aus. „Electro ausschalten... Nicht check... Darf ich abklatschen? Ich brauch 'ne Pause. Oder Urlaub. Oder 'ne gute Reha.“ „Du hast fünf Minuten! Bis ich weiß, wie wir das hier beenden! Also sieh zu, dass du mir mit deiner Selbstheilung imponierst, wenn ich wiederkomme!“ Ohne auf eine weitere Antwort von Deadpool zu warten, schwang Spider-Man sich um die Generatoren herum und von hinten auf Electro zu, den er mit einem harten Tritt gegen die Wand beförderte. Schnell schoss er ein paar Spinnfäden hinterher und versuchte, Electro an die Wand zu kleben. Doch der schickte gleich zwei Blitze hinter Spider-Man her, erwischte ihn aber nicht, weil Spider-Man schnell die Beine anzog und sich nach oben schwang. Dann war wieder einer der Generatoren zwischen ihnen und sofort hielt Electro still und stoppte die Angriffe. Also doch! Er wollte die Generatoren nicht zerstören, damit der Strom nicht ausfiel und er die Kontrolle über die Hauptstromversorgung des Gefängnisses bekam! Das bedeutete, er musste ihn von dem Hauptkabel weghalten! Doch schon hatte Electro erneut seine Spinnfäden durchgeschmort und folgte ihm. Dabei schoss er immer wieder mit Blitzen auf Spider-Man, um ihn genau in die entgegengesetzte Richtung und damit vom Hauptkabel wegzutreiben. So ein Mist, so ging das nicht! „Aufhören! Ich will nicht fang die Spinne spielen! Aus dem Alter bin ich raus!“ Aber solange hier alles auf Hochtouren lief, ging Electro auch die Energie nicht aus. Anders, als bei Spider-Man. Der war noch immer angeschlagen und wie lange ihm seine Spinnfadenflüssigkeit reichen würde, wusste er auch nicht. Er musste die Generatoren lahmlegen. Nur wie? Vielleicht doch... ein gepflegter Kurzschluss? Mit einem weiteren Schwung war Spider-Man wieder dort, wo die Kabel lagen. Er sprang auf den Boden und packte zwei der Kabel, um sie wieder zu verbinden. „Hat der Typ dir das Hirn weggeröstet? Was tust du denn da? Ich dachte, das wolltest du gerade noch verhindern!“, kam es ganz irritiert von Deadpool, der sich mittlerweile tatsächlich wieder gefangen und regeneriert hatte. „Halt ihn weg! Nur, bis ich das hier verbunden habe! Ich hab eine Idee!“ „Wehe, die ist nicht gut! Und wehe, ich krieg dafür nachher kein dickes Danke von dir!“ Spider-Man sah, wie Deadpool seine Waffen zog, doch er entriss sie ihm mit zwei Spinnfäden sofort. „Nein! Du ballerst hier nicht in der Gegend rum! Wenn du mit mir kämpfen willst, dann KEINE TOTEN!“ Deadpool hob kurz die Arme. „Okay, fein, du bist der Boss. Auch wenn ich gar nicht weiß, warum und wer das bestimmt hat.“ Er zog wieder seine Schwerter. „Dann brauche ich aber ein doppelt so dickes Danke. Mit den Babies hier krieg ich viel leichter eine gewischt.“ Einen Augenblick lang stockte Spider-Man und sah Deadpool nur nach, als der wieder loslief, um Electro zu bekämpfen und abzulenken. „Die Schwerter... Oh man, ich weiß nicht, ob ich mich für DIE Idee jetzt schon schlecht fühlen soll...“, sagte er leise zu sich selbst und verband dann die restlichen Kabel, so dass alle Generatoren zusammengeschaltet waren. Keine Sekunde zu früh, denn da wurde ihm schon Deadpool entgegengeschleudert. Spider-Man fing ihn ab, nutzte ihn aber gleich noch, um sich an ihm abzustützen und hochzuspringen. Dabei schoss er einen Spinnfaden nach oben ab und schwang sich frontal auf Electro zu, der damit nicht gerechnet hatte und so Spider-Mans Tritt voll kassierte. Gleichzeitig rief Spider-Man Deadpool zu: „Deadpool! Einmal Gabel im Toaster, bitte!“ „Einmal keine Rätsel der Sphinx, bitte!“, rief Deadpool völlig verwirrt zurück. Spider-Man riss Electro mit einem Spinnfaden hoch und warf ihn den Gang zwischen den Generatoren entlang, damit er kurz aus dem Weg war. Dann zeigte er erst auf Deadpools Schwerter und sagte nur: „GABEL!“, ehe er auf die Generatoren deutete und ihm zurief: „TOASTER!“ Sofort sah Deadpool so aus, als wäre ihm gerade ein ganzer Kronleuchter aufgegangen. „AHHH! Gabel im Toaster! Fön in der Badewanne! Schere in der Steckdose!“ Gleich darauf zuckte er aber zurück. „Warte! Moment! Ich will mich aber nicht freiwillig grillen! Mach's gefälligst selbst!“ Und schon warf er Spider-Man einfach eins seiner Schwerter zu. Der fing es am Griff auf, warf Deadpool einen bösen Blick zu und suchte nach der perfekten Stelle. „Immer muss ich die ganze echte Arbeit alleine machen. 'Ne schöne Hilfe bist du!“ Er holte aus, zielte genau und schleuderte das Schwert dann mit aller Kraft einmal direkt durch den einfallenden Regen, damit es richtig nass wurde und voll in einen der Generatoren. Die Funken flogen nur so, der ganze Apparat zischte laut auf, dann gab es ein paar heftige und laute Entladungen und der Generator fiel dank einem gewaltigen Kurzschluss aus. Und da jetzt auch noch alle anderen in Reihe geschaltet waren, brannten wie durch einen Dominoeffekt diese Generatoren auch alle durch und standen still. Es wurde auf einen Schlag dunkel im Raum und ganz still. Nur durch das Loch in der Decke fiel nun noch etwas Licht. Spider-Man landete neben Deadpool auf dem Boden und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und das war's mit Gratisstrom für Bösewichte. Und du...“ Er wandte sich an Deadpool. „... bist ein Feigling! Mit dir kämpfe ich nicht mehr, wenn du dann, wenn es drauf ankommt, kneifst!“ In eindeutig gespieltem Entsetzen schlug Deadpool die Hand vor den Mund. „Waaas?! Keine Freunde mehr? Bloß, weil ich mich heute 'nur' ein bis zwei mal für dich geopfert habe? Du bist echt hart und herzlos.“ „Und ich bin und war noch nie dein Freund!“, fügte Spider-Man schnell hinzu. „Heh... nein. Du hast recht. Eigentlich bist du vieeel mehr für mich.“ Schnell machte Spider-Man angewidert einen Schritt weg von Deadpool. „Halt den Mund! Hilf mir lieber zu kontrollieren, ob Electro kampfunfähig ist und dass da wirklich kein Strom mehr in Richtung Gefängnis fließt!“ „Ähh... ist gleich erledigt. Nein und doch.“ Deadpool deutete mit dem verbliebenen Schwert an Spider-Man vorbei zur Verbindungsleitung zum Gefängnis. Die Einzige, die raus aus dem Gebäude führte. Und von der aus Electro gerade keine fünf Meter entfernt stand! „Oh nein! Er darf nicht an das Kabel! Sonst war alles umsonst! Und er kann da durch abhauen!“ Schnell schoss Spider-Man einen Spinnfaden nach oben und stieß sich vom Boden ab. Näher ran! Dann konnte er ihn erwischen! „Mein Schwert umsonst in dem Kasten versenkt? Für nichts den Anzug durchlöchert? So nicht, nicht mit mir! Na warte, jetzt bin ICH geladen!“ Auch Deadpool lief los und auf Electro zu. Der sah nur kurz zu den beiden, ehe er selbst noch schneller versuchte, das Kabel zu erreichen. „Nein! Nicht so kurz vor dem Ziel!“ Er holte mit einer Hand aus, doch die traf Spider-Man mit einem Spinnfaden und riss sie zurück, bevor er mit noch mehr Spinnfadenflüssigkeit Electros Hand so umsponn, dass der sie nicht mehr nutzen konnte. Gleichzeitig zog Spider-Man an dem Spinnfaden, um Electro noch von dem Hauptkabel wegzureißen. Doch der streckte nun die andere Hand nach der Leitung aus. Die konnte Spider-Man nicht fixieren, weil er sich selbst noch mit seiner anderen Hand am Spinnseil festhalten musste. „Du hältst mich nicht auf!“, schrie Electro und streckte sich noch mehr, seine Fingerspitzen knisterten, die ersten Funken sprangen schon über, da war Deadpool auf Spider-Mans Höhe, stieß sich vom Boden ab und holte mit dem Schwert aus. „Aber ICH! Wird Zeit, dass ich den Schalter umlege! LICHT AUS!“ Und damit hieb er mit einem gewaltigen Schlag das Kabel durch. Es gab einen entsetzlich lauten Knall und nicht nur Deadpool sondern auch Electro und mit ihm ebenso Spider-Man wurden weggeschleudert. Aber Spider-Man konnte sich abfangen und schlug darum nicht einfach hart auf dem Boden auf, wie die anderen beiden, sondern rutschte nur auf dem nassen Boden ein paar Meter weit. Kurz schüttelte er den Kopf, um klar zu werden und das Klingeln aus seinen Ohren zu bekommen. Dann sprang er auf, schoss einen Spinnfaden auf Electro, der am Boden lag, warf ihn gegen eine der Wände und fixierte ihn dort nun so richtig mit jeder Menge Spinnfäden. „Und da bleibst du jetzt! Für heute ist es genug! Ich geh jetzt nach Hause und du gleich in das Gefängnis, aus dem du alle deine komischen Kumpel gerade befreien wolltest. Dann bist du nicht mehr so einsam und kommst hoffentlich nicht mehr auf so blöde Ideen.“ Wenn er ehrlich war... er war wirklich müde und geschafft und wollte nichts lieber als nach Hause. Schnell verklebte er noch die Eingangstür, um Electro einzuschließen. Gut, für die Polizei würde es ein wenig knifflig werden, reinzukommen. Aber Hauptsache, Electro kam nicht raus. Er selbst ging zurück zu der Stelle, wo das Loch in der Decke war. „Na schön, noch einmal nass werden heute. Das nächste mal gibt’s Spidey-Einsatz nur nach guter Wettervorhersage.“ „H-he... lass mich nicht einfach... so liegen...“, ertönte da Deadpools Stimme und er sah sich nach ihm um. Deadpool lag ein Stück weiter weg auf dem Rücken und Spider-Man konnte sogar kleine Rauchschwaden von ihm aufsteigen sehen. Das sah dann doch etwas... übel aus. Fast ein wenig besorgt ging Spider-Man zu ihm und sah auf ihn herunter. „Ich komm mir blöd vor, wenn ich dich jetzt frage, ob du okay bist...“ „Trag mich raus, dann zählt das wie ein dreifaches Danke. Für zweimal Leben retten und einmal den finalen Kracher“, meinte Deadpool nur und streckte die Hände nach Spider-Man aus. Der verzog unter der Maske das Gesicht. „Wie wär's mit... Nein? Los, steh auf. Du darfst ausnahmsweise mit dem Spidey-Aufzug fahren.“ Deadpool streckte alle Viere von sich und seufzte theatralisch auf. „Ich kann nicht. Ich bin weichgekocht. Komm schon, trag mich! Du bist doch sooo stark! Wenn's drauf ankäme... Ich würde auf meinen Part als Mann verzichten und mich jederzeit von dir über die Schwelle tragen lassen. Sei mein Held! Dann bin ich das nächste Mal die Prinzessin. Ich bring auch mein eigenes Kleid mit!“ Spider-Man sah Deadpool nur wortlos an, dann stieß er ihn mit dem Fuß auf den Bauch um. „Noch ein Wort und ich lasse dich von ganz oben fallen.“ Er packte Deadpool am Gürtel, schoss einen festen Spinnfaden nach oben ab und zog sich mit Deadpool im Schlepptau nach oben bis zu dem Loch in der Decke. Dort warf er Deadpool mit Schwung nach oben und auf das Dach, bevor er hinter ihm her nach draußen kletterte. Dann verschloss er das Loch auch noch mit genügend Spinnfäden und ließ sich sich dann einfach mit einem kleinen Seufzer auf den nassen Boden des Flachdachs fallen. Jetzt war es auch schon egal, nass war er ja schon. Deadpool stemmte sich neben ihm auf die Knie hoch, dann drehte er sich um und setzte sich neben Spider-Man. „Willst du noch auf die Polizei warten?“ Spider-Man schüttelte den Kopf und deutete nach unten, wo sich bereits die ersten Sicherheitskräfte vor dem Gefängnis sammelten und in der Ferne sah man schon einen Haufen Blaulichter näherkommen. „Außerdem will ich mir Ärger ersparen, weil ich mit deinem Schwert die ganze Anlage lahmgelegt habe.“ Kurz musste Spider-Man unter der Maske grinsen. „Obwooohl... Es sind deine Schwerter, die alles kurz und klein gehauen haben. Ich hab ja nur den Bösen eingefangen. Iiich habe gar keine Waffen.“ Ganz ungläubig wandte Deadpool sich Spider-Man zu. „Wa... Du willst das jetzt komplett MIR in die Schuhe schieben?! Ich glaube, ich will doch nicht mehr dein Freund sein!“ Spider-Man stand auf und trat an den Rand des Daches. „Du BIST NICHT mein Freund! Und ich wollte auch noch nie deiner sein!“ „Ja, ja, ich weiß, jeder will mehr von mir als 'nur' Freundschaft. Ich bin einfach unwiderstehlich“, hörte er Deadpool amüsiert hinter sich sagen. Genervt streckte Spider-Man die Hand aus und feuerte einen Spinnfaden auf das nächst stehende Gebäude ab, um sich nach Hause zu schwingen. „Wir sehen uns hoffentlich NICHT bald wieder. Mach's gut, Deadpool.“ Deadpools „Warte, Spidey!“ ließ ihn nochmal innehalten, auch wenn er eigentlich nicht wissen wollte, was jetzt wieder war. „Ich hab noch was für dich!“ Ungewollt drehte Spider-Man sich doch nochmal zu Deadpool um. „Von dir will ich keine Geschenke. Behalt es, was immer es auch ist.“ Deadpool stand auf und kramte hektisch in einer seiner Gürteltaschen. „Nein! Warte, das ist wichtig! Es ist doch schon nach zwölf!“ Irritiert zog Spider-Man eine Augenbraue hoch. „Na... und?“ Da schien Deadpool gefunden zu haben, was er gesucht hatte und drückte Spider-Man einen dicken, zusammengefalteten Zettel in die Hand. „Für dich! Aber mach's im Trockenen auf, sonst verläuft es!“ Fragend sah Spider-Man auf den Zettel, dann auf Deadpool. Der zeigte nochmal eindringlich auf Spider-Man. „Erst zuhause! Sonst weine ich, wenn es kaputt geht! Das kommt von Herzen.“ Damit trat Deadpool rückwärts an den Dachrand. „Ich freu mich auf nächstes Mal!“ Kurz warf er Spider-Man eine Kusshand zu. „Und einen schönen Valentinstag!“ Und schon sprang er mit einem Satz vom Dach. Spider-Man sah ihm kurz ganz verwirrt nach, dann wieder auf den Zettel in seiner Hand, den der Regen langsam durchnässte. „Oh Gott...“ Ohne groß zu überlegen, entfaltete er das Papier und hielt gleich darauf eine zerknitterte, leicht lädierte und an ein paar Stellen angebrannte Valentinstagskarte in der Hand. Auf der Vorderseite ein großes, glitzerndes Herz und auf der Rückseite ein selbstgemaltes Bild, das einen kleinen Deadpool mit einer Blume in der Hand zeigte, so kindlich gemalt, dass es auch von einem Grundschüler hätte stammen können. „Was zum...“ Und als er die Karte öffnete, prangte da in knallroten Buchstaben folgender Text: U R my one and only V ery A mazing L ovely E xtraordinarily N eat T eammate I N E ternity ♥ Fast eine volle Minute starrte Spider-Man die Karte wortlos an, dann stieß er einen frustrierten Laut aus. „Oh mein Gott! Die einzige Karte, die ich bekomme, ist von einem Psychopathen. Du musst dringend nochmal darüber nachdenken, was bei dir im Leben nicht stimmt, Parker...“ Kapitel 2: Sommerhitze ---------------------- „Oh Gott, warum ist es bloß so entsetzlich heiß?! Ich hasse New York im Hochsommer!“ Spider-Man lag auf dem Dach eines hohen Gebäudes im Schatten eines kleinen Aufbaus des Gebäudes, durch den es zum Treppenhaus ging und hatte alle Viere von sich gestreckt. Es war einfach zu heiß, um zu 'arbeiten'. Jede Anstrengung, egal wie klein, war fast zu viel und trieb ihm den Schweiß aus jeder Pore. Und dazu hatte er das Gefühl, er erstickte halb unter seiner Maske. Gerade hatte er sie deshalb bis zur Nase hochgeschoben, aber die Luft flirrte und selbst so war es, als atmete er direkt die warme Luft aus einem Heizstrahler. „Okay, Spidey, heute warst du schon fleißig. Ich gehe jetzt einfach nach Hause und wohne die nächsten Wochen in der Badewanne. In der Wanne voller Eiswasser!“ Oder er könnte seinen Freund Harry Osborn besuchen, der hatte einen Pool. Mit einem Seufzer schloss Spider-Man die Augen. „Ich kann mich gar nicht bewegen. Ich schmelze gleich...“, murmelte er, da traf ihn plötzlich etwas nasses, kaltes an der Wange und gleichzeitig ging sein Spinnensinn los und meldete ihm, dass etwas nicht stimmte. Mit einem schnellen Satz war er aufgesprungen und auf Händen und Füßen in Angriffsstellung. Aber er sah sofort, dass das eigentlich nicht wirklich nötig war. Zumindest stand da keiner seiner Gegner vor ihm. „Das hier schmilzt auch gleich! Hier, für dich. Schlumpfeis war aus. Darum kriegst du auch Erdbeer, Schoko und Vanille. Tehe... Deadpool-Eis.“ Deadpool saß in der Hocke auf dem Aufbau des Daches und hielt in jeder Hand eine Eistüte. Eine davon streckte er Spider-Man entgegen und das Eis tropfte bereits nach unten. Er selbst hatte seine Maske auch nach oben geschoben und versuchte, das andere Eis möglichst schnell zu essen, damit es nicht auch schmolz. Spider-Man kam langsam hoch, zögerte, dann war es aber doch zu verlockend. Mit einem Satz war er neben Deadpool auf dem Aufbau, setzte sich an den Rand und ließ die Beine darüber hängen. Wortlos streckte er Deadpool die Hand entgegen und der reichte ihm mit einem kleinen Grinsen das Eis. „Lass es dir schmecken.“ Nur ganz kurz musterte Spider-Man nochmal Deadpool und dann das Eis. Wollte er sich Gedanken darüber machen, ob damit irgendwas nicht stimmte? Nein... lieber nicht. Immer noch schweigend sorgte er erst mal dafür, dass ihn das schmelzende Eis nicht volltropfte. Aber die Unterhaltung riss da eh schon Deadpool an sich. „Weißt du, worüber ich gerade nachdenken muss?“ „Du kannst denken?“ „Unter der Gürtellinie, Spidey! Ich hab dir ein Eis gekauft, sei nett zu mir!“, moserte Deadpool, dann fuhr er mit der Frage von davor fort. „Sommer ist genau so `ne miese Jahreszeit für Kostümträger wie Frühling kurz nach dem Winter.“ Spider-Man rollte unter der Maske mit den Augen. Nicht schon wieder dieses Thema. „Ich meine... dein Anzug. Ist dir da nicht furchtbar warm drin? Oder ist der atmungsaktiv? Okay, wahrscheinlich ist deiner auf jeden Fall besser als meiner. Ich krieg `nen halben Hitzschlag, wenn ich ihn nur anschaue, bevor ich ihn anziehe. Egal, wie praktisch Leder sonst ist. Gerade will ich mich am liebsten einfach nur ausziehen.“ Angewidert verzog Spider-Man das Gesicht und rutschte ein Stück von Deadpool weg. „Wenn du nicht zufällig einen Ein-mal-Zwei-Meter-Zensurbalken dabeihast, der den kompletten Anblick verdeckt... WAG ES JA NICHT!“ Traurig ließ Deadpool den Kopf hängen. „Hitze macht dich uncharmant, weißt du das? Wenn ich plötzlich von hier runter falle, weil ich überheize, bist du Schuld.“ „Willst du gerade ernsthaft von mir die Erlaubnis, blank zu ziehen? Du weißt, dass ich der Gute bin? Und dass ich leider nicht zulassen kann, dass du die Bevölkerung an so einem schönen Tag verstörst. Oder? Wenn dir zu warm ist, geh nach Hause, zieh dich da aus und leg dich unter die Klimaanlage“, sagte Spider-Man nur völlig emotionslos und nahm einen großen Bissen von seinem Eis. „Ich habe keine Klimaanlage. Ich bin arm“, gab Deadpool zurück. Gerade wollte Spider-Man einen bissigen Kommentar abgeben, da ging erneut der Alarm in seinem Hinterkopf los. Diesmal aber anders und heftiger. Aus einem Reflex heraus schwang er sich vom Vorsprung, landete aber nicht auf dem Boden sondern hielt sich an der Wand fest und drückte sich gegen die Mauer. Er hörte noch Deadpools irritiertes: „Was machst du da?“ Dann fegte schon ein starker, heißer Wind über das Dach und mit ihm tausende und abertausende Sandkörner. Fast ein richtiger Sandsturm. War das einer dieser 'Wüstenstürme', die über die Städte kamen, wenn es zu lange trocken war? Der Wind war jedenfalls heftig und Deadpool wurde von dem Vorsprung gefegt und landete unter Spider-Man auf dem Boden. Kurz dauerte das Phänomen noch an. Dabei kniff Spider-Man die Augen und vor allem den Mund fest zu, dann war es vorüber. Er ließ sich neben Deadpool auf den Boden des Flachdachs fallen und sah der gelblichen Sandsturmwolke hinterher. Deadpool setzte sich hustend und Sand spuckend auf. „Bah! Igitt! Was war das denn bitte? Und wieso warnst du mich nicht vor, wenn du schon merkst, dass da was kommt?! Ooouhh... mein schönes Eis...“ Ganz bedröppelt sah Deadpool auf die sandigen Überreste seiner Eistüte auf dem Betonboden. Spider-Man ignorierte ihn und verengte die Augen zu Schlitzen. Das bewegte sich nicht wie ein normaler Sturm. Das war viel zu gezielt und komprimiert und die Bewegungen der Sandwolke viel zu kontrolliert. Sah so aus, als bekäme er doch noch etwas zu tun. „Hier. Und jetzt hör auf zu heulen. Das hält ja keiner aus.“ Damit hielt Spider-Man Deadpool sein Eis hin, das er automatisch so gehalten hatte, dass es keinen Sand abbekommen hatte und zog sich die Maske zurecht. „Ich hab... was zu erledigen.“ Ganz ehrfürchtig nahm Deadpool das Eis entgegen. „Wow... danke, Spidey! Wie süß von dir!“ Kurz zuckte Spider-Man zusammen und bereute die Geste gleich wieder. Länger hielt er es mit Deadpool dann aber nicht mehr aus, er hatte eh keine Zeit zu vergeuden. Er schoss einen Spinnfaden ab und schwang sich hinter der Sandwolkenformation her. Einen Moment lang sah Deadpool ihm nach, dann auf das Eis, dann stieß er einen verzückt klingenden Laut aus. „Yay! Wenn ich jetzt das Eis esse, das Spidey gerade gegessen hat... Doch! Das zählt als indirekter Kuss!“ Täuschte er sich, oder wollte die Sandfront zur Central Station? Sah ganz so aus. Auf dem Weg warf die Sturmwolke einige Passanten um, der Sand legte sich in einer dünnen Schicht einfach auf alles, was die Wolke passierte und brachte damit Autos und Maschinen zum stehen, weil der feine Sand alles verstopfte. Spider-Man hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Gar kein Gutes. In einem großen Bogen setzte er sich vor die Wolke und versperrte den nächsten Durchgang an einer Häuserschlucht mit so vielen Spinnfäden, wie nur irgend möglich. So engmaschig, dass, als die Sturmbö darauf traf, dreiviertel des Sandes abgefangen wurde, wie in einem großen, klebrigen Tuch. „Sommer, Sonne, Sand und Meer! Drei davon würde ich heute gerne kombinieren! Eins verdirbt mir den Tag und mein Lagnese-Summerfeeling! Und zwar wortwörtlich! Wegen dir hab ich auf mein Eis verzichtet!“ In die vielen Sandkörner kam Bewegung, sie flossen aufeinander zu, formierten und verbanden sich, bildeten Strukturen, Formen und dann stand mitten auf dem Asphalt zwischen hohen Hauswänden die um ein Vielfaches vergrößerte Gestalt von William Baker alias dem Sandmann vor Spider-Man. Dieser unangenehme Zeitgenosse konnte seinen Körper in jede nur gewünschte Form bringen, denn er hatte die Fähigkeit, seinen Körper komplett zu Sand werden zu lassen und ihn nach Belieben umzugestalten. Das beinhaltete auch, seine Arme zu Waffen zu machen, denn Baker konnte den Sand auch so aushärten, dass er damit locker ein Auto platt hauen konnte. Langsam machte Spider-Man ein paar Schritte rückwärts und sah immer weiter nach oben, während sich der Sandmann immer größer und größer vor ihm materialisierte. „Hast du zugenommen oder bin ich geschrumpft? Das ist... `ne Menge Sand.“ Der Sandmann breitet die Arme aus und ließ ein böses Lachen hören. „Du kleines, unbedeutendes Nichts! So viel Hitze all die Tage und so viel Trockenheit! Und jedes Korn gehorcht mir! Je mehr Staub und Sand, desto mehr Macht für mich! Ich begrabe diese Stadt unter mir und mache sie zu meinem Wüstenparadies!“ Schnell zog Spider-Man sich aus dem Weg, als die riesige Pranke des Sandmannes nach ihm Schlug. „Äh... Einspruch?! Die Mieten in New York sind hoch genug! Da brauch ich nicht noch `nen Aufschlag, weil ich plötzlich das Beachflair mit Sandstrand im Vorgarten mitbezahlen muss!“ Eine Ladung Spinnfäden auf den Arm und mit einem Ruck riss Spider-Man ihn zur Seite, so dass der Sandmann ins Taumeln geriet. Doch der Sand um seine Beine umfloss ihn so, dass er sich abfing, beide Arme gleich darauf zu einer Art riesigem Hammer formte und wieder nach Spider-Man schlug. „Du kannst gar nichts gegen mich ausrichten! Du hast keine Waffe, die mir gefährlich werden kann! Aber ich...“ Plötzlich fächerte der Sand breit auseinander und Spider-Man traf eine regelrechte Welle Sand und warf ihn zu Boden. „... ich kann dich einfach wegwischen!“ Spider-Man rollte sich ab, sprang mit zwei Sätzen den nächsten Schlägen durch die gehärteten und zu großen Klötzen verformten Fäuste des Sandmannes aus dem Weg und schleuderte dann mit zwei festen Spinnseilen ein geparktes Auto mit so viel Kraft auf den Sandmann, dass er ein Loch in dessen Brust riss. „Ich korrigiere! Ich habe keine Waffen 'dabei'! Der Dirt Devil steht leider daheim, aber ich kann mir Waffen basteln!“ Schon folgten die nächsten Wurfgeschosse. Autos, Räder, Zeitungskästen... Aber Spider-Man war auch klar, so konnte er den Sandmann nicht stoppen. Er brauchte einen Behälter, um ihn einzusperren. Aus dem kein Sand fließen konnte. Aber wo sollte er so was hernehmen? In dem Moment riss er die Arme hoch und stemmte die Füße fest auf den Boden, denn der Sandmann schickte eine gewaltige Sandsturmbö auf ihn los. Die Sandkörner trafen ihn wie Nadelstiche und kurz bekam er keine Luft, weil der Sand und der heiße Wind sie ihm nahmen. „Du kannst nicht gegen Milliarden einzelner Körner kämpfen, Spider-Man!“, schrie ihm der Sandmann entgegen und setzte sich bereits wieder komplett zusammen und verschloss alle von Spider-Man verursachten Löcher. „Gegen jedes einzelne will ich ja auch gar nicht kämpfen! Da sitz ich ja in ein paar hundert Jahren noch hier!“ Wieder schoss Spider-Man Spinnfäden ab, diesmal auf die Beine des Sandmannes und versuchte so, den Sand zu umspinnen, in einer Spinnfadenschicht zu verkleben und damit zusammenzuhalten. Wenn er ihn wie in einem Kokon verpackte? Vielleicht dann? So dass der Sand klebte und der Sandmann nicht mehr zerfließen konnte? Aber er hatte nicht so viel Spinnfadenflüssigkeit. Bestimmt nicht. Dazu war der Sandmann viel zu gewaltig angewachsen. Sobald er die Beine eingesponnen hatte, zog Spider-Man sich blitzartig vor dem nächsten harten Schlag aus dem Weg, so dass der Treffer nur ein Loch in den Asphalt riss. „Hey! Kannst du vielleicht gleich die Löcher, die du machst, wieder zuschütten? Dann krieg ich deswegen wenigstens keinen Ärger von der Stadt!“, rief er dem Sandmann zu, da hatte er plötzlich eine Idee. Da vorne stand ein Tanklaster. Das war doch schon mal ein guter Behälter! Wenn er den Sand klebrig bekam... Er schwang sich in einem Bogen um den Arm des Sandmannes, als der erneut ausholte. Er musste das große Netz, das er vorhin platziert hatte, von den Wänden losmachen und ihn damit 'einsammeln'. Spider-Man landete an der Wand und riss die Spinnfadenenden los. Das Teil musste auf den Boden! Der Sandmann oben drauf und dann.. Spider-Man ließ den Blick über die Gebäude ringsum wandern. Da! Ein Wasserturm! Perfekt! Nasser Sand hieß kein Fließen, kein Wegfliegen! Das Netz zuziehen, ab in den Tank und dann zukleben! Hörte sich doch nach einen Plan an. Spider-Mans Kopf ruckte herum, als sein Spinnensinn ihn warnte, er sprang hoch, riss dabei das Netz mit sich und katapultierte sich regelrecht über den Sandmann hinweg, wobei er das Netz auf ihn fallen ließ. Gleichzeitig drehte er sich in der Luft, schoss einen weiteren Spinnfaden in Richtung des Wasserturms ab und wollte sich dorthin ziehen. Doch unter ihm fiel die Gestalt des Sandmannes einfach in sich zusammen, das Netz landete auf dem Boden und die Sandmassen schwappten rechts und links davon in Wellen an den Wänden der engen Häuserschlucht hoch. Ganz hoch. Erschrocken riss Spider-Man die Augen auf und versuchte noch, auszuweichen. Doch da schlugen schon die Sandmassen über ihm zusammen und rissen ihn mit nach unten. Einen Moment lang wusste er nicht, wo oben und unten war, er versuchte, mit den Händen die Sandmassen aus dem Weg zu schaufeln und dann durchstieß sein Kopf die Oberfläche, wo er sofort nach Luft schnappte. Zum Glück trug er die Maske, sonst hätte er schon tonnenweise Sand eingeatmet und verschluckt. Aber jetzt steckte er in den sich bewegenden weichen Sandmassen fest und kam gar nicht recht wieder heraus. „Vielleicht war es dumm, zu versuchen, dich mit gehärtetem Sand zu erschlagen“, tönte es von überall aus dem Sand um ihn herum. Spider-Man bekam ein ganz mulmiges Gefühl dabei. „Vielleicht habe ich mehr Glück... wenn ich dich im Sand ertrinken lasse...“ „Okay, auch, wenn ich schwimmen kann und mir echt heiß ist... Ich bevorzuge trotzdem ein Bad in Wasser, danke!“ Spider-Man streckte die Hand aus und wollte sich aus dem Sand herausziehen, aber... Nichts! Der Netzwerfer löste nicht aus! Wieder und wieder betätigte Spider-Man die Auslösevorrichtung. Und auch auf der anderen Seite kein Erfolg! Spider-Man lief es eiskalt den Rücken herunter. Der Sand. Die Teile mussten verstopft sein! Und jetzt kam wieder Bewegung in den Sand. Viel Bewegung. Spider-Man wurde hochgehoben, ehe es ihn nach unten und hinein in die Sandmassen zog. Kein Halt! Er griff immer nur in weiche Masse, die durch seine Finger rann. Seine Füße versanken immer mehr, er steckte schon fast bis zum Kinn im Sand, der Druck auf seinen Körper nahm plötzlich auch noch zu. „Halt schön die Luft an. Wenn du kannst...“, hörte er die Stimme des Sandmannes, während im gleichen Moment, als der Sand ihn ganz unter sich begrub, der Druck ihm die Luft aus den Lungen presste. Oh Gott, nein! So wollte er nicht sterben! Verzweifelt versuchte er, die Hand auszustrecken, irgendetwas zum festhalten zu finden, irgendetwas zu greifen. Irgendwas! Keine Luft mehr, nur Hitze, Dunkelheit, dieser Druck und dann... etwas an seinen Fingerspitzen? Egal was, er griff danach und hielt sich einfach nur krampfhaft fest. Nicht loslassen! Da zog ihn etwas nach oben! Bloß nicht loslassen! Und dann war sein Kopf wieder frei! Luft! Atmen! Und mit einem weiteren gewaltigen Ruck riss ihn etwas, oder besser gesagt jemand aus dem Sand nach oben, packte ihn und zog ihn höher und höher, bis er auf dem Metallgitter am Ende einer Feuerleiter wieder festen Boden unter den Füßen hatte, aber gleich auf die Knie fiel. „Deadpool Drei, Spidey Null.“ Spider-Man hustete und schnappte erst mal weiter nach Luft, dann stemmte er sich hoch und sah ungläubig auf Deadpool, der ihn gerade aus den Sandmassen gezogen hatte. Er hatte am Geländer der Feuerleiter das Ende einer Enterhakenpistole befestigt und sich dann anscheinend wie bei einem Bungeesprung an dem Seil nach unten geschwungen, ihn gepackt und ihn und sich dann mit dem Rückholmechanismus sofort wieder nach oben gezogen. „D-Deadpool? Was... machst du hier?“ „Mein 'Spidey-ist-in-Gefahr'-Sinn hat ausgeschlagen. Für meinen besten Freund muss ich doch immer da sein!“ Spider-Man schüttelte den Kopf. „Keine... Freunde! Wir sind NICHT beste Freunde!“ „Wo hast du bloß deine 'Nicht'-Manieren gelernt? Wie sieht`s aus, sagst du wenigstens danke?“ Deadpool schüttelte den Arm aus, mit dem er sich beim Hochziehen am Griff der Enterhakenpisole festgehalten hatte. Doch bevor Spider-Man reagieren konnte, drang von unten ein Wutschrei bis hoch zu ihnen. „Die neunte biblische Plage ruft nach dir, Kumpel. Ich würde dir aber empfehlen, lieber nicht weiter mit deinem Sandkastenfreund zu spielen.“ „Halt den Mund, Deadpool!“ Spider-Man schüttelte selbst seine Handgelenke aus und klopfte gegen die Netzwerfer, dann versuchte er, sie zum Auslösen zu bekommen. „Heute muss ich wegen dir echt viel weinen, Spidey. Das nächste mal helfe ich dir nicht mehr!“, kam es beleidigt von Deadpool, der die Arme vor der Brust verschränkte, dann lies er den Kopf hängen. „Ach, wem mach ich was vor... ich werde dir IMMER helfen, wenn du mich brauchst. Auch wenn du gar nicht weißt, dass du mich brauchst.“ Spider-Man ignorierte ihn und schätzte den Abstand zum Wasserturm ein. „Gib mir die Enterhakenpistole“, forderte er dann von Deadpool. „Was? Nein! Die gehört mir! Mit dir teile ich nicht mehr, du bist fies zu mir!“ Ohne Vorwarnung packte Spider-Man Deadpool am Kragen und zog ihn nah zu sich. „Her damit! Ich muss das mobile Strandpanorama aufhalten und dazu muss ich DA rauf!“ Er zeigte auf den Wasserturm, aber Deadpool starrte ihn nur an. „Weißt du... Du könntest auch einfach 'Bitte' sagen...“ Spider-Man stieß einen genervten Laut aus, aber da griff Deadpool ihn sich plötzlich um die Mitte und zog ihn fest an sich. „Deadpool!“ „Drei, zwei, eins... Cowabunga!!“ Er riss Spider-Man hoch, lief die wenigen Schritte zum Rand des Metallgitters, stieß sich mit Spider-Man zusammen ab, der sich nur völlig entsetzt an Deadpool festklammern konnte und fiel mit ihm im Arm nach unten. Im Fallen riss er die Enterhakenpistole hoch, feuerte auf das gegenüberliegende Gebäude, wo der Wasserturm stand, dann schwang er sich mit Spider-Man an den Sandmassen vorbei, aus denen nun aus hartem Sand geformte spitze Pfähle nach oben schossen und zog sie wieder nach oben, sobald der Haken festsaß. „Deadpool!! Was tust du denn?! Oh Gott!!“ Das konnte doch niemals gutgehen, so viel Schwung hatten sie nicht! „Du bist mein Vorbild! Ich wollte schon immer so sein wie du! Und jetzt: LOSLASSEN!“ Spider-Man sah die Wand näherkommen, er winkelte die Beine an, Deadpool nutzte ihren Schwung und warf ihn mit aller Kraft in Richtung des oberen Randes des Gebäudes. Spider-Man erwischte die Mauer, rutschte noch fast ab, aber dann hatte er Halt und drückte sich fest gegen das Mauerwerk. Ein Aufschrei ließ ihn herumfahren. Einer der Sandpfähle hatte Deadpool erwischt und direkt durch die Mitte aufgespießt, doch Deadpool zog schon eins seiner Schwerter und versuchte, sich wieder frei zu hacken. Na dann schnell, solange der Sandmann mit ihm beschäftigt war. Spider-Man kletterte die Wand nach oben und sprang hoch, um über den Dachrand zu kommen. Da warnte ihn schon wieder sein Spinnensinn, aber es war zu spät für ihn, auszuweichen. Ein harter Schlag traf ihn von hinten, er wurde nach vorne geworfen und durchschlug die Wand des Wasserturms, landete im Inneren und prallte dort auf den Boden, denn... der Wasserturm war leer! Alles trocken! Spider-Man rappelte sich auf. Oh nein und jetzt? Ohne Wasser konnte er gar nichts tun! Schnell war er zurück bei dem Loch, das sein Aufprall geschaffen hatte und sah nach unten auf den Sandmann, der mittlerweile wieder halb in Form war und den Deadpool nun unter Beschuss genommen hatte. Aber die Schüsse rissen nur kleine Löcher in die Sandwände, die sich sofort wieder schlossen. Vielleicht konnte er ihn ja weglocken. Wenigstens aus der Stadt. Irgendwo zu einem großen großen Pool oder Schwimmbad. Ein paar mal schlug Spider-Man fest gegen die Netzwerfer. „Komm schon! Komm schon!“ Fast hätte er sich selbst eingesponnen, als zumindest einer der beiden Netzwerfer spontan losging. Okay, einer reichte erst mal. Dann musste er das Schwingen, Loslassen und einen neuen abschießen einfach gut timen. „Also gut, Operation 'mir nach' startet JETZT!“ Er nahm Anlauf und sprang, nachdem er sich vom Rand des Lochs im Wasserturm abgestoßen hatte, vom Dach, schoss einen Spinnfaden dabei ab und schwang sich in großem Bogen um den Sandmann herum. „Heyo! Genug Zeit mit den Amateuren vergeudet! Jetzt kümmert sich wieder der Profi um dich!“ Von Deadpool kam ein Protestruf und gerade bevor eine der Pranken des Sandmannes Spider-Man treffen konnte, zerriss sie eine Salve aus Kugeln und Spider-Man durchstieß nur noch eine Wolke aus Sandkörnern. „Verdirb`s dir nicht mit deiner Rückendeckung, Kleiner!“, hörte er Deadpool, der dann auf dem Boden wieder Schlägen auswich und sich abrollte, bevor er das nächste Magazin einrasten ließ und weiterfeuerte. Spider-Man ließ den Spinnfaden los, schoss den nächsten ab und griff danach, um sich aus der Häuserschlucht herauszuziehen. „Los, komm! Hol mich doch, wenn du kannst! Wenn wir schon Sandkastenspiele spielen, bin ich jetzt für Fangen!“ Sein Spinnensinn läutete, von unter ihm schoss eine Sandpranke hoch, er versuchte noch, automatisch mit der anderen Hand einen zweiten Spinnfaden abzuschießen, aber der andere Netzwerfer funktionierte ja nicht! Und da schlossen sich schon die Sandfinger um ihn. „Hab dich!“ „Griffel weg von meinem Freund! Den darf nur ich angrabschen!“, rief da Deadpool und schrie noch hinterher: „Augen und Ohren zu, Spidey-Kumpel! Jetzt kracht`s!“ Ohne groß nachzudenken, gehorchte Spider-Man, er traute Deadpool wie immer alles zu. Und tatsächlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall und Spider-Man fiel plötzlich nach unten, als die Hand des Sandmannes regelrecht pulverisiert wurde. Er rollte sich am Boden geschickt ab und schirmte sich noch vor dem herabfallenden Sand und vor ein paar harten Stücken ab, die ihn trafen. Steine? Nein, das war etwas anderes. Er hob eins der Teile auf und besah es sich von Nahem. Das war... Glas! Spider-Man riss die Augen auf. Ja natürlich! Nicht nass! Nicht kalt! Viel besser! Er sprang mit mehreren Sätzen zur Seite und neuen Hieben aus dem Weg, bis er neben Deadpool landete. „Deadpool!“ „Was gibt`s, Schätzchen? Krieg ich jetzt ein Danke?“ „Du kriegst `ne Aufgabe!“ Spider-Man schoss einen Spinnfaden auf einen Müllcontainer und zerschlug mit dem die nächste Sandpranke, ehe er den Container direkt auf den Sandmann schleuderte. „Oooh, buh! Schon wieder Arbeit? Du bist echt anstrengend. Ich mag`s nicht, wenn man mich so fordert!“ Auch Deadpool legte wieder an und die nächsten Schüsse zerrissen weitere Sandpfähle, die auf sie zugeschossen kamen. „Das kommt davon, dass du noch nie wirklich gearbeitet hast! Und jetzt hör auf mit dem blöden Gerede und sag mir lieber, ob du irgendwas dabei hast, das richtig richtig heiß wird!“ Mit einem Griff riss Spider-Man Deadpool von den Beinen und zur Seite, als unter ihnen neue Pfähle aus dem Boden schossen, weil sich da nun auch wieder Sand sammelte. „Baby, du weißt, ich brenne höchstpersönlich für dich! Klar hab ich ordentlich Feuer!“ Angewidert stieß Spider-Man Deadpool von sich und sprang selbst ein paar Schlägen von oben wieder aus dem Weg. „Feuerkraft! Ich meinte Feuerkraft! Was brauchst du? Reichen `n paar Brandbomben?“ „Aber ohne blöde Sprüche! Halt dich bereit und komm mit!“ Spider-Man zog sich mit einem Spinnfaden hoch und holte Schwung. „Deadpool! Granaten! Zu mir!“ Deadpool rannte los und im Zickzack zwischen den spitzen Sandpfählen aus dem Boden durch, zog dabei auf jeder Seite je zwei Granaten von seinem Gürtel und warf sie hoch zu Spider-Man. „Pass auf! Fast so scharf wie ich!“ Kurz schauderte Spider-Man, riss sich aber gleich wieder zusammen und ließ am höchsten Punkt den Spinnfaden los, schoss Spinnfadenkugeln nach unten auf die Granaten, so dass diese in die Mitte der Sandmassen geschleudert wurden, wollte noch einen neuen Spinnfaden abfeuern, um sich aus dem Weg zu ziehen, aber da versagte der Netzwerfer endgültig. Leer! Kein Wunder, er hatte so viel verbraucht! Unaufhaltsam fiel er genau in Richtung des Sandmannes und den Granaten hinterher. Aber er musste weg, bevor... Da explodierten schon die Granaten - anscheinend wirklich Brandsätze – und die Feuerwelle schleuderte Spider-Man weg. Er riss die Arme hoch, um wenigstens sein Gesicht zu schützen, weil ein Regen aus Glassplittern und geschmolzenem Sand ihm den halben Anzug zerriss. Dann kam der Boden näher und er prallte... Nicht annähernd so hart auf, wie er erwartet hatte. Dafür keuchte Deadpool schmerzhaft auf, der ihn abgefangen hatte und mit ihm zu Boden ging. Beide rutschten noch ein paar Meter weiter, dann blieben sie erst mal schwer atmend liegen. „Es ist... so ruhig... Haben wir ihn? Oder... ist nur mein Trommelfell geplatzt?“, wollte Deadpool unter Spider-Man wissen. Der lag mit dem Rücken auf ihm und hob kurz den Kopf und sah aus halboffenen Augen zu der Stelle, an der gerade noch der Sandmann gestanden hatte. Na gut, er stand da noch immer, aber jetzt war da nur noch ein riesiger Berg aus geschmolzenem Sand und Glas. Die Luft flirrte von der unglaublichen Hitze und noch immer brannte es an ein paar Stellen. Darum hob Spider-Man einfach nur den Daumen. „1A... Treffer versenkt. Alle vier...“ „Woohoo... Und... ich hasse es, das zu sagen, aber... Runter von mir, Spidey. Mir ist heiß genug und du auf mir... das macht`s grad nicht besser. Im Gegenteil...“ Schnell rollte Spider-Man sich zur Seite und von Deadpool herunter, der wieder einen Schmerzlaut dabei hören ließ. „Held sein... ngh... ist nicht meins... Da brech ich mir ja mehr als beim Söldnern...“ Langsam stemmte Spider-Man sich hoch und kam noch etwas schwankend auf die Beine. „Sag ich doch. Du bist... keine echte Arbeit gewohnt.“ Während er seinen Anzug begutachtete und die Schäden daran, hörte er, wie hinter ihm Deadpools Brüche beim wieder einrenken knackten. „Wenn du mir... au... jetzt auch noch sagst, dass ich keine Hilfe bin... Dann will ich meine Valentinstagskarte zurück! Und ich schick dir eine Rechnung. Für die Granaten und die Munition. Und für das Eis!“ Spider-Man winkte nur ab, zögerte und hielt Deadpool dann wenigstens doch die Hand hin. „Komm hoch, du kleine Heulsuse. Sonst hältst du mir das wahrscheinlich noch den Rest des Jahres vor.“ Deadpool ließ sich hochziehen und klopfte sich ab. „Könnte passieren. Zwei Jahreszeiten blühen dir ja noch, mein Freund.“ Spider-Man verzog unglücklich das Gesicht unter der Maske. „Ist das `ne Drohung?“ „Nein, die To Do Liste der Autorin. Ich freu mich jetzt schon auf Winter...“ Unauffällig versuchte Spider-Man den zweiten Netzwerfer zum Auslösen zu bekommen. „Eigentlich würde ich sagen, ich mich auch. So heiß wie es zur Zeit ist. Aber ich hab das dumme Gefühl, dass du das nicht meinst...“ Er zuckte zurück, als Deadpool einen Arm um seine Schultern legte. „Wenn ich dir sage, was ich meine, spielst du nicht mehr mit. Und wenn du kündigst, haben wir keinen Protagonisten mehr. Aber ich kämpf doch so gerne mit dir zusammen. Stell dir mal vor, wie das hier ohne dich wäre! Ohne uns zusammen! Am Ende krieg ich noch `n Team Up mit... Power Man... Oder Iron Fist. Würdest du das lesen wollen? Wenn ich versuche, cool zu sein und jeder meiner Sprüche wird mit 'Konfuzius sagt' beantwortet? Und unsere Kampftechnik ist der brutale aber extrem wirkungslose gewaltfreie Widerstand?“ Spider-Man machte sich frei, dann konnte er endlich die Düse zum Laufen bekommen und schoss einen Spinnfaden ab. „Sorry, wenn ich dir deine Illusionen darüber zerstöre, was 'unsere' Kämpfe angeht... zu denen du übrigens KEIN EINZIGES MAL eingeladen bist! Aber... die will ich sogar noch viel weniger lesen! Ich will überhaupt nichts mit dir lesen! Und es gibt kein UNS!“ Von Deadpool kam ein entrüsteter Laut. „Wiesooooo?“ „Ganz einfach: Weil ich dich nicht mag! Ich bin nicht dein Freund, Kumpel, oder Teamkollege, weil ich dich nicht leiden kann!“ Deadpool wankte gespielt wie getroffen zwei Schritte rückwärts. „Ugh! Heute machst du mich fertig! Nicht ein Fünkchen Romantik und keine Spur von 'doch bald Freunde' am Horizont! Wie glaubst du, soll ich so die nächsten Wochen überleben, bis zum Herbst?!“ Spider-Man seufzte entnervt auf. „Warte auf die Leute, die ich herschicke, damit sie das moderne Kunstwerk da drüben abholen. Dann kriegst du ein 'Gut gemacht' von mir.“ Sofort salutierte Deadpool. „Abgemacht! Das ist wenigstens ein Anfang!“ Spider-Man wickelte sich das Ende des Spinnfadens ums Handgelenk und wollte sich hochziehen. Da hielt Deadpool ihn erneut auf. „Spidey!“ Allein, dass er ihn immer so nannte, machte Spider-Man ganz wahnsinnig. „Was?“ „Ich freu mich auf nächstes Mal! Wir sehen uns im Herbst!“ „Hoffentlich nicht...“ Schnell machte er, dass er wegkam. Aber als er Deadpool fröhlich hinter sich herwinken sah, war Spider-Man schon jetzt klar: Das gerade war wohl leider ein sehr ernst gemeintes Versprechen von Deadpool... Kapitel 3: Herbststurm ---------------------- „Oookay! Fünf Dinge, die an diesem Kapitel merkwürdig oder anders sind, als sonst.“ 'Oh, darf ich? Das Erste weiß ich!' 'Das Erste wissen wir alle, du Idiot!' 'Halt die Klappe, selber Idiot' 'Sag du mir nicht, ich soll die Klappe halten! Das darf offiziell nur EINER zu mir sagen!' „Ihr haltet jetzt ALLE die Klappe! Wenn ich schon die Hauptperson sein darf, dann sag ich die wichtigen Sachen selbst! Übrigens... DAS ist Punkt Eins: ICH bin in Kapitel drei die Hauptperson! Es wird aus meiner Sicht erzählt, nicht aus Spideys. Woohoo! Eins von drei! Guter Schnitt!“ 'Fragst du dich denn gar nicht, warum das so ist?' Deadpool runzelte die Stirn und nahm einen Bissen von seinem Chimichanga. Zugegeben, irgendwas war komisch. Blödes Gefühl. Er saß am Rand eines Hochhausdachs, ließ sich sein Essen schmecken und sah auf die Stadt herunter. Geschäftiges Treiben, Leute, die langsam mit den Einkäufen für Thanksgiving loslegten, Kehrdienste, die die ersten Laubhaufen zusammenkehrten... Der ganz normale Wahnsinn auf den Straßen und in seinem Kopf. Aber dennoch... „Zu blöd, dass ich keinen Deadpool-Sinn habe, der mich davor warnt, dass mir was Dummes passiert“, redete er weiter vor sich hin. „Deadpool ohne Schwachsinn? Gibt's doch gar nicht“, folgte die prompte Antwort, allerdings diesmal von hinter ihm und nicht aus seinem Kopf. Ruckartig drehte er sich um und sah sich Spider-Man gegenüber, der sich heimlich, still und leise genähert hatte. „Charmant wie immer, Spidey-Kumpel. Komm, setz dich her! Willst du auch 'n Stück?“ Er hielt Spider-Man den angebissenen Chimichanga hin, woraufhin der sich kurz von ihm weg nach hinten lehnte und abwehrend die Hände hob. „Äh... nein, lass mal...“ Aber er setzte sich tatsächlich neben Deadpool an den Dachrand. Irritiert musterte Deadpool ihn von der Seite. 'Ist das schon Nummer Zwei? Er sagt nichts, wenn du ihn „kumpelst“ und er setzt sich zu dir, wenn du ihn dazu einlädst?' „Shhh!“, machte Deadpool, woraufhin Spider-Man ihn sofort ansah. „Schhhön, dass du ausnahmsweise mal zu mir kommst“, korrigierte er schnell. „Warst du gerade in der Gegend, hast mich gesehen und dachtest dir, da kommst du auf 'n Schwung vorbei und sagst Hallo?“ Spider-Man zog die Beine an und saß jetzt im Schneidersitz neben Deadpool, während ein lauwarmer Wind ein paar Laubblätter an ihnen vorbei trug. „So ähnlich. Hm... nein... Nicht ganz. Eigentlich hab ich nach dir gesucht.“ Überrascht ließ Deadpool den Chimichanga sinken, in den er gerade noch hatte beißen wollen. „Du hast mich gesucht? Warum? Aber bitte kick mich jetzt nicht vom Dach! Egal, was ich angestellt habe, es war echt nicht mit Absicht! Und wenn doch, dann nur, weil ich dachte, ich bin im Recht!“ „Halt die Klappe und hör zu.“ ' Awww! Siehst du? Wenn er das sagt, klingt es tausendmal schöner!' „Klappe halten, zuhören“, wiederholte Deadpool, aber auch, um seine inneren Stimmen zum Schweigen zu bringen. „Siehst du 'ne Möglichkeit, in den Avengers Tower zu kommen, ohne das komplette Programm an Alarmanlagen, Notsignal und Heldenauflauf zu provozieren?“ Erneut war Deadpool ehrlich überrascht. „Wieso willst du das Sicherheitssystem umgehen? Ich dachte, das sind deine Kumpel. Haben sie dich rausgeworfen?“ Kurz strahlte er richtig. „Bist du jetzt n Outlaw? Willst du auch n Söldner werden? Willst du mit mir arbeiten? Können wir ein Team sein?“ „Deadpool! Sei still! Und beantworte mir die Frage: Könntest du da reinkommen, ohne dass es jemand merkt?“ Spider-Man schien ihn erwartungsvoll anzusehen. „Äh, ja... ich... denke... schon. Und jetzt beantworte du mir meine Frage: Wieso? Hast du deinen Haustürschlüssel verloren?“ Von Spider-Man kam ein genervter Laut. „Ich kann nicht einfach da reingehen, wenn ich nicht eingeladen bin oder mich einer mit rein nimmt. Sicher sind das alles meine Freunde. Aber ich bin kein Avenger.“ 'Komm schon, sag ihm irgendwas Nettes! Damit er dich mag.' „Ach... das... du kriegst deine Mitgliedskarte schon noch, wenn du alt genug dafür bist.“ Ein eindeutig böser Blick von Spider-Man und Deadpool fand, es fehlte nur noch das Fauchen bei dem, was Spider-Man dann sagte. „Ich BIN alt genug! Das hat doch damit nichts zu tun! Was glaubst du denn, wie alt ich bin, dass es eine Rolle spielt, dass ich kein Avenger sein kann?!“ 'Uuund Treffer versenkt. Du weißt doch ganz genau, dass du 'ne Frau nie auf ihr Alter ansprechen sollst.' Deadpool nahm in aller Seelenruhe noch einen Bissen von seinem Chimichanga, kaute, schluckte und meinte dann: „Du wirkst eben...“ 'Sag jetzt ja das Richtige!' „... k...lein? Jung? Jugendlich frisch! Nicht so verbraucht! Wie... keine Ahnung... ICH zum Beispiel?“ Von Spider-Man kam ein Laut, der sich nach Lachen anhörte. Na also, ging doch. „Also... du willst da rein. Ohne, dass es auffällt, dass du da bist?“, kam Deadpool auf das eigentliche Thema zurück. Spider-Man nickte. Letzter Bissen, dann war das Essen verdrückt und Deadpool wischte sich die Hände an seinem Anzug ab. „Ich hab 'nen Störsender. Der kann sogar Jarvis umgehen.“ Sofort horchte Spider-Man auf und sah ihn aufmerksam an. „Ah ja? Spitze! Kannst du mir den ausleihen?“ Deadpool zog seine Maske zurecht und deutete mit dem Finger ein Nein an. „Regel Nummer Eins: Ich geb meine Schätzchen nicht aus der Hand. Die krieg ich sonst nicht wieder und alle anderen bauen nur Mist damit.“ Keine Ahnung, ob die Regel an Nummer Eins stand, aber sie fiel Deadpool zumindest als erstes ein. Vielleicht sagte Spider-Man dann ja lieb bitte. „Na schön. Und wenn du mitkommst?“ 'Ist heute „überrasch den Söldner“ Tag??' Deadpool deutete auf sich, dann auf Spider-Man. „Ich? Mit dir?“ Spider-Man zuckte leicht mit den Schultern. „Ja. Wenn du mir das Teil nicht gibst... Kommst du dann mit und hilfst mir, reinzukommen?“ Einen Moment lang war es ganz still. Dann platze es aus Deadpool heraus: „Oookay, DAS ist Nummer Zwei!“ Spider-Man lehnte sich irritiert etwas von ihm weg. „Was? Regel zwei ist: Nicht helfen?“ Schnell schüttelte Deadpool den Kopf. „Nein, nein! DU bittest MICH um Hilfe! Das ist Punkt Nummer Zwei. Die Leser verstehen das schon! Und ja! Klar! Sicher! Naturalmente! Of course!“ Spider-Man schlug offensichtlich genervt die Hand vors Gesicht. „Einmal ja reicht mir auch... Hast du sofort Zeit?“ Beinahe sofort sprang Deadpool auf. „Bereit, wenn du es bist, Spidey! Für dich nehm ich mir alle Zeit der Welt!“ Er streckte Spider-Man die Hand entgegen und der... ließ sich hochziehen. „Okay, du tust aber, was ich sage! Sonst geh ich und frage jemand anderen!“ Deadpool hörte kaum zu, sondern nickte nur, weil Spider-Man seine Hand weiter festhielt. „Ja.. ja klar!“ 'Sagt, was ihr wollt... mit dem stimmt was nicht...' 'Ja, er ist NETT zu uns! Das ist nur neu.' Zugegeben, es WAR seltsam. Aber okay... „Spideys Hilfeersuchen schlag ich doch nicht aus!“ Spider-Man nickte ihm zu, dann ließ er Deadpools Hand los und deutete auf seinen Rücken. „Halt dich fest. Wir gehen gleich hin. Wenn du... den Sender parat hast?“ Deadpool starrte ihn erst nur an. „I-ich darf... Huckepack? Echt jetzt??“ Schnell schüttelte er den Kopf, um klar zu werden, dann deutete er auf seinen Gürtel. „Hab die wichtigen Sachen immer dabei! Waffen, Munition, die Bonuskarte vom Taco King...“ Im nächsten Moment hing er schon um Spider-Mans Hals. „Los geht’s, Kumpel! Infiltrieren wir die Avengers!“ Von Spider-Man kam so etwas wie ein amüsierter Laut, dann schoss er einen Spinnfaden ab. „Festhalten!“ Na nichts lieber als das! Deadpool legte die Arme richtig fest um Spider-Man, denn zu den Schwüngen kamen auch immer wieder Windböen, die sie halb zur Seite rissen. „Irgendwann wander ich aus! In eine Stadt, in der das Wetter immer gleich bleibt! Egal, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter... Woaaa!“ Deadpool klammerte sich mehr an Spider-Man, dann landeten sie aber eh schon auf dem Hochhaus, das dem Avengers-Tower am nächsten stand. Er ließ Spider-Man los und ging automatisch in die Hocke, als Spider-Man das tat. „Und... jetzt?“ Spider-Man fixierte den Tower. „Aktivier das Störsignal. Und dann gehen wir rein.“ Deadpool fummelte den Sender aus einer seiner Gürteltaschen und aktivierte ihn, sah aber nochmal fragend zu Spider-Man. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du dich reinschleichen willst.Willst du 'ne Überraschungsparty für jemand planen?“ „So ungefähr“, kam die nicht gerade aufschlussreiche Antwort. „Oookay, wie auch immer. Du wirst schon wissen, was du tust. Taxi?“ Spider-Man nickte und Deadpool hängte sich erneut an seinen Rücken. Mit zwei schnellen Schwüngen erreichten sie den Tower. Und tatsächlich. Keine Computerstimme, die sie willkommen hieß, oder fragte, was sie wollten. Kein Licht, das anging. Kein Alarm. Trotzdem ging Spider-Man in Lauerstellung, sobald er Deadpool abgesetzt hatte. „Keiner zuhause, hm?“ Auch Deadpool sah sich kurz um, ehe er einfach mal an der Tür zum inneren Bereich klopfte. „Deadpool! Was tust du da?!“, fuhr Spider-Man ihn an, aber es blieb still. Kurz atmete Spider-Man tief durch, dann schob er Deadpool zur Seite. Nur, um im nächsten Moment die Tür einfach aufzubrechen. „Wha... Spidey! Was tust DU da?!“ „Mir Zugang verschaffen, wonach sieht's denn aus?“ 'Kommt das nur mir so vor, oder klingt er komisch?' Unsicher folgte Deadpool ihm nach drinnen, wo Spider-Man gezielt bis zu einem Raum ging, in dem wohl die Kontrolleinheit für den Tower untergebracht war. Auch zu dem Raum verschaffte er sich mit Gewalt Zutritt. „Äh... Kumpel... Ich will ja nicht meckern, wenn du mich auf ne Mission mitnimmst, aber... Darf ich wissen, was das wird, wenn's fertig ist? Hackst du gerade... Tonys Computer?“ Unsicher sah Deadpool Spider-Man über die Schulter, doch der fuhr plötzlich herum und stieß ihn weg. „Stör mich nicht! Ich hab gleich, was ich will!“ Verwirrt sah Deadpool ihn an. Dann auf den Bildschirm und die Dateien, die Spider-Man dort gerade bearbeitete. 'Sind das... Tonys MARK Anzüge? Die zentrale Steuerung für die Dinger? Programmiert er gerade den Angriff auf...' Schnell griff Deadpool vor und wollte Spider-Mans Hand festhalten. Aber der war schneller, packte stattdessen Deadpools Hand und schleuderte ihn gegen die gegenüberliegende Wand. „Ich sagte... STÖR MICH NICHT!“ Langsam kam Deadpool wieder auf die Beine. „Kleiner, nimm's mir nicht übel, aber... hat dich der Wind beim durch die Gegend schwingen irgendwo gegen geknallt? Du gibst den Iron Man Dummies gerade den Befehl, auf die eigenen Leute loszugehen! Bist du so beleidigt, weil die dich nicht offiziell in ihr Clubhaus lassen, dass du dafür die Robo-Kavallerie auf sie hetzen willst?“ Ganz langsam zog Deadpool eins seiner Schwerter. 'Was machst du da? Du wirst doch Spidey nicht abstechen! Lass ihn doch machen, du magst die Avengers doch eh nicht. Die dich ja auch nicht!' Spider-Man hielt inne und sah auf das Schwert. „Was hast du vor? Du willst dich nicht wirklich mit mir anlegen, oder? Dich kann ich auch auf die Angriffsliste setzen, geht ganz schnell. Oder du lässt mich meinen Job erledigen und marschierst hier unbehelligt mit mir wieder raus.“ Er legte herausfordernd den Kopf schief. „Deine Entscheidung. Also?“ 'Ach du... ist dir klar, was das heißt?! Du hast gerade Punkt Drei gefunden!' Deadpool zeigte auf Spider-Man und stieß ungläubig aus: „DU bist hier der Böse!!“ Schnell schlug er die freie Hand gegen die Wange. „Oh nein! Das geht doch nicht! Du bist doch mein Held!“ Spider-Man machte ein abfälliges Geräusch, dann schoss er ohne Vorwarnung einen Spinnfaden auf Deadpools Schwert und riss es ihm aus der Hand. 'Spidey hat uns beklaut! Lässt du dir das gefallen?!' Böse zeigte Deadpool auf Spider-Man. „Weg von dem Schaltpult! Weg von den Tasten! Weg vom Touchscreen!“ Spider-Man streckte die Hand nach einer weiteren Taste aus, gleichzeitig zog Deadpool seine Waffen und legte auf ihn an. „Zwing mich ja nicht!“ „Ich zwing dich ja gar nicht. Du kannst mich auch einfach machen lassen.“ Seine Finger verharrten Millimeter über der Tastatur, während Deadpools Finger sich um die Abzüge krümmten. „Ich meins ernst, Spidey. Ich bin zwar auch kein Avengers-Fan – weil die mich auch nicht mitmachen lassen... Okay, sie würden schon, aber die haben noch strengere Auflagen, als die lahmen X-Men. Von wegen wie viele Leute darf man auf dem Gewissen haben, zählt Körperteile abschneiden als 'zu grausam', blablabla, du weißt ja, wie das läuft. Ah, worauf wollte ich raus? Ja richtig! Lass den Blödsinn und nimm die Finger weg vom Bedienfeld, sonst knallt's!“ Ein paar Sekunden lang standen sie sich reglos und still gegenüber. Und dann drückte Spider-Man auf die Taste. Deadpool zog mehr aus Reflex die Abzüge durch, gleichzeitig sprang Spider-Man hoch, den Schüssen aus dem Weg und trat Deadpool um. Der feuerte noch im Fallen blind weiter hinter Spider-Man her, doch Spider-Man brachte sich trotz der Enge des Raums mit geschickten Sprüngen immer wieder aus der Schusslinie. Dafür landete er nach dem nächsten Sprung hinter Deadpool und beförderte ihn mit einem gezielten Tritt in den Rücken gegen die nächste Wand. „Steh mir nicht im Weg! Ich hab jetzt keine Zeit für dich! Ich...“ Kurz sah es so aus, als würde er auf etwas lauschen, dann ließ er Deadpool einfach liegen und verschwand aus dem Raum. „Moooment! So nicht! Erst flachlegen und dann abhauen?!“ Schnell war Deadpool wieder auf den Beinen, verstaute seine Waffen, sammelte sein Schwert auf und setzte Spider-Man nach. 'Willst du ihn echt abknallen?' „Nur n bisschen anschießen, wenn er nicht zur Vernunft kommt. Aber vielleicht reicht auch 'n gepflegter Hieb auf den Kopf.“ Da vorne war er! Sprang von Wand zu Wand und war dann draußen auf der großen Terrasse des obersten Stockwerks des Stark Towers. Deadpool hetzte hinterher, sah, wie Spider-Man mit einem Satz auf dem halbrunden Steg landete, der als Terrassenaufbau diente. Und während er sich langsam aufrichtete und umdrehte, entstand neben ihm wie aus dem Nichts ein grünlicher Nebel und eine Art Energiefeld und im nächsten Augenblick stand neben ihm... eine Frau?! 'Wow, seit wann hat Spidey so 'n heißes Gerät zur Freundin?' Die Lady konnte sich echt sehen lassen! Langes... und zwar verdammt langes! - blondes Haar, das im Herbstwind leicht wehte. Dazu dieses echt enge, grüne Body-Miniröckchen-Dings und dann diese unendlich langen Beine in... doch, das waren sicher Strapse! Garantiert, so wie die aussah! Und dazu natürlich hohe Hacken und ein Dekolleté – oder überhaupt die Brüste – die jeden Schönheitschirurg verzückt hätten quietschen lassen. Deadpool selbst auch fast. Doch dann verengte er die Augen zu Schlitzen und zeigte auf die Frau neben Spider-Man. „Hey, Lady! Ich glaube, dich kenne ich! Wenn man „heiße Marvel-Bösewichte“ googelt, kommst du gleich zwischen Black Cat und Lady Loki!“ Die langhaarige Schönheit sah ihn abschätzig an. „Ich lasse mich nicht auf eine Stufe mit Loki stellen, du unwürdiges Nichts! Der Name Enchantress wird noch eine Ewigkeit in der Geschichte vorherrschen, wenn Loki schon lange vergessen ist!“ 'Müssen wir jetzt auch erklären, wer die heiße Schnalle ist? So wie in den anderen Kapiteln?' 'Naaain! Marvel Fans kennen die. Und jeder hat doch Internet, der das hier liest. Die können doch n Fenster aufmachen und das nachschauen.' „Okay, von mir aus, mir egal, wer von euch den Wettbewerb ums schönere Grün gewinnt, oder wer die größere Diva ist. Gerade interessiert mich mehr, was du mit meinem Freund angestellt hast! Der Kleine hetzt doch nicht freiwillig Tonys Blechbüchsen auf die Avengers! Oh, apropos...“ Schnell deaktivierte Deadpool den Störsender und schon ging laut der Alarm los. Dann kam hoffentlich gleich der Heldentrupp und kümmerte sich um Iron Mans Anzüge, die sich von ihrem Lager im Tower gerade einer nach dem anderen in den Himmel erhoben. Mit einem zufriedenen, bösen Lächeln sah die Enchantress nach oben, dann streckte sie die Hand aus und strich Spider-Man über die Wange. „Er ist ein guter Sklave. Er kann diese ganzen technischen Apparate für mich steuern und so für mich alle aus dem Weg räumen, die mich davon abhalten, auch endlich eine der Welten zu beherrschen, so wie ich es verdient hätte!“ „Wow! Finger weg, Missy!“ Doch da schob die Enchantress schon Spider-Mans Maske ein Stück nach oben, so dass sein Mund frei lag und lehnte sich zu ihm. „Weitere sieben Tage gehörst du mir...“, flüsterte sie und näherte sich offensichtlich für einen Kuss. Da knallte ein Schuss und die Kugel flog direkt zwischen den beiden durch, wobei Spider-Man die Enchantress noch von sich stieß, da ihn sein Spinnensinn gewarnt hatte. Deadpool fixierte sie böse und lud durch, während er direkt auf sie zielte. „Punkt vier schmeckt mir gar nicht...“ Verwirrt sah die Enchantress ihn an. „Punkt vier... von was?“ „Dem unheiligen Herbstquintett! Der Böse... ist 'ne Frau!“ In dem Moment zog Spider-Man seine Maske zurecht, sprang auf ihn los und trat ihn um, so dass Deadpool den nächsten Schuss verriss. „Hey! Ich dachte, Punkt Drei hätten wir schon abgehakt!“ Deadpool packte Spider-Mans Bein und riss ihn um, er selbst stieß sich vom Boden ab und wollte auf die Enchantress losgehen. Doch da traf ihn ein Spinnfaden im Rücken und riss ihn zurück und genau in Spider-Mans Faustschlag hinein. Den nächsten blockte Deadpool, packte dafür Spider-Mans Handgelenk und drehte ihm mit einem Ruck den Arm auf den Rücken. „Jetzt reicht's mir aber! Dass einem so 'n Fahrgestell den Kopf verdrehen kann, versteh ich ja, aber dass du gleich die Seiten wechselst, ist dann doch 'n bisschen übertrieben, findest du nicht?!“ Deadpool hebelte sich Spider-Man über die Schulter und der schlug hart auf dem Boden auf, zog dabei Deadpool aber mit sich und trat ihn gleich wieder ein paar Meter von sich weg. Schnell war Deadpool wieder auf den Beinen und verschoss ein ganzes Magazin in Spider-Mans Richtung, aber der wich mit schnellen Sprüngen allen Kugeln aus. 'Nur anschießen. Wenn du ihn tötest, war's das mit der Story!' Ein weiterer Tritt und Deadpool war seine Waffe los. Aber er drehte sich zur Seite und um sich selbst und beförderte Spider-Man selbst mit einem harten Tritt in den Rücken gegen die Außenwand des Towers. Spider-Man krachte gegen die Wand und ging mit einem leisen Schmerzlaut zu Boden, wo er erst mal liegen blieb. 'Oouh... haben wir ihn zerlegt?' 'Aber astreiner Roundhouse-Kick! Chuck Norris wäre stolz auf dich!' „Kleine Auszeit für deinen 'Sklaven'!“, rief Deadpool der Enchantress zu, die sich nicht gerade begeistert auf die Unterlippe biss und so aussah, als wollte sie Deadpool allein mit ihren bösen Blicken töten. Langsam ging Deadpool auf sie zu. „Und jetzt klären wir das mal von sexy Gerät zu sexy Gerät!“ Er zog sein Schwert und deutete mit der Klinge auf die Enchantress. „Was hast du mit meinem Buddy gemacht?! So scharf kann der gar nicht auf dich sein, dass er plötzlich böse sein will!“ Die Enchantress lächelte böse und im nächsten Moment warf Deadpool eine Energiewelle um. „Kein Mann widersteht mir! Jeder tut, was ich befehle, wenn ich es will!“ Schnell rollte Deadpool sich zur Seite, als der nächste Angriff folgte, dann sprang er auf die Füße und wich weiteren grünlichen Energieangriffen der Enchantress aus. 'Man, die Lady hat ganz schön Pfeffer! Packen wir die?' Deadpool landete neben Spider-Man, der sich gerade mit einem Stöhnlaut auf die Seite drehte. „Nicht, solange sie 'nen Bodyguard hat. Sorry, Darling!“ Ein weiterer, harter Tritt beförderte Spider-Man erneut ins Land der Träume. Dann machte Deadpool den nächsten Satz zur Seite, bevor ihn die Enchantress erwischte. Dafür hatte er sie nun fast erreicht und mit der nächsten Drehung hielt er ihr die Klinge seines Schwerts an den Hals und lehnte sich ganz nah zu ihr. „Genug gespielt, Baby. Jetzt wird’s ernst und ich werde böse. Mach DAS...“ Er deutete nach hinten auf Spider-Man. „Rückgängig! Damit er DAS...“ Das nächste Deuten ging zum Himmel, wo ein Stück weiter die ersten Schüsse und Explosionen zu hören waren. „In Ordnung bringen kann!“ Die Enchantress sah ihn mit einem undeutbaren Blick an. „Hm... sieht so aus, als wärst du in der besseren Position...“ 'Wow, die Frau ist ja vernünftig.' 'Wenn du sie schon so weit hast, frag sie doch nach 'nem Date! Jetzt sagt sie sicher nicht nein!' Langsam hob sie die Hand, strich Deadpool über die Wange und schob dann auch ihm die Maske ein Stück hoch. Kurz blickte sie irritiert und nicht gerade angetan auf seine Haut, schüttelte dann aber leicht den Kopf und lächelte anzüglich. „Na schön... Lass mich dir beweisen, dass ich mich erkenntlich zeigen werde, wenn du deine Waffe senkst...“ 'Oha! Welche Freigabe hat das Kapitel?! Sagt bitte Adult! BITTE!' Deadpool rührte sich nicht, nahm nur das Schwert etwas aus dem Weg, als sie seinem Gesicht näher kam. Und dann, kurz bevor sich ihre Lippen berührten, hörte er sie sagen: „Deine Belohnung wird sein, dass auch du mich für sieben Erdentage unendlich lieben und alles für mich tun darfst!“ Überrascht sah Deadpool sie an, da presste sie schon ihre Lippen auf seine und ihn durchlief einen Moment lang ein ganz seltsames Kribbeln. 'Sind wir schon verliebt?' 'Hm... Nein... Ich find sie immer noch einfach nur heiß.' 'Das heißt wohl...' Mit einem Arm zog Deadpool sie fester an sich und ließ den Kuss intensiver werden, gleichzeitig senkte er das Schwert, um sie und auch sich selbst nicht zu verletzen. Da schob sie ihn schon weg und verzog angewidert das Gesicht. „So! Und jetzt tust du, was ich sage, Sklave!“ „Aber nur, wenn ich dafür 'n bisschen mehr bekomme, als fünf Sekunden Ringelpiez mit Anfassen!“, grinste Deadpool und amüsierte sich über ihren völlig irritierten Blick. „W-was?“ Er deutete mit dem Schwert zwischen ihnen beiden hin und her. „Du, ich, 'n XXL Bucket von Kentucky Fried Chicken und ich mach Männchen für dich.“ Sie zuckte zurück, dann fokussierte sie ihn mit einem eiskalten Blick. „Wieso wirkt der Zauber bei dir nicht?! Keiner kann meinem Kuss widerstehen!“ „Äh, korrigiere? Bei mir zieht nur der Kuss der waaahren Liebe. Oder zur Not auch 'n Gutschein für einen Monat gratis Chimichangas. Alles andere Hirn verdrehende... läuft bei mir nicht. Tut mir echt leid, dass ich dich da enttäuschen muss, Schätzchen.“ 'Sie mag wohl kein Hühnchen... Aber zumindest wissen wir jetzt, was sie mit unserem Spidey angestellt hat! Und DAS lassen wir diesem Miststück sicher nicht durchgehen!' Schon wollte er sich die Enchantress greifen, da versetzte sie ihm einen Schlag mit einem Energieangriff, der ihn ein paar Meter zurückwarf. Schnell war er wieder auf den Beinen, riss seine verbliebene Waffe hervor und zielte auf sie. „Schluss jetzt mit den Spielchen! Ich hab keine Lust mehr!“ Sofort hielt sie inne und hob sogar die Hände leicht. „Mit jemandem wie dir hatte ich nicht gerechnet... Das macht meinen schönen Plan zunichte...“ Zufrieden grinste Deadpool. Immer schön, wenn die Gegner aufgaben. Trotzdem spannte er den Hahn, als die Enchantress langsam auf ihn zukam. „Ich weiß, mein Zauber wirkt nicht bei dir und du hast meinen Sklaven ausgeschaltet... Aber es gibt eine Sache, die sich trotzdem nie ändert...“ Nun stand sie direkt vor ihm, strich sich über ihre wohlgeformten Brüste und ihr Hüften, so dass Deadpool schwer schlucken musste und die Waffe sinken ließ. Besonders, als sie ihm die Hände auf die Schultern legte, über seine Brust strich und sich an ihn drückte. „Du..“ Ihr Hände verharrten auf Deadpools Brust. „Bist auch nur ein Mann!“ Damit versetzte sie ihm einen dermaßen heftigen Energiestoß, so dass es ihn über den Rand des Gebäudes beförderte, wo er ungebremst in die Tiefe fiel. Mit einem bösen Lächeln wandte sich die Enchantress zu Spider-Man um. „Und jetzt verlängern wir deinen Vertrag...“ 'Oh, fuck! Du bist auf den Sexy-Lady-Zeichentrick-Trick reingefallen, du Idiot!' 'Und jetzt ist die Bitch mit Spidey alleine!' „Und ich bin gleich Matsch!“ Deadpool fummelte an seinem Gürtel herum. So nicht! Nicht mit ihm! Und da war schon der richtige Knopf! Die Enchantress beugte sich zu Spider-Man herunter, der noch immer ganz benommen auf dem Rücken lag. Doch in dem Moment, als sie schon wieder seine Maske hochschieben wollte, um ihn zu küssen, wurde sie grob an den Haaren gepackt und weggerissen. „Du bist nicht die Einzige, die die Teleport-Nummer drauf hat! Und jetzt hör endlich auf damit, meinen Kumpel knutschen zu wollen! Schlimm genug, dass DU das darfst und ich nicht!“ Deadpool schleuderte sie weg, doch ganz das hilflose Frauchen war dieser Gegner auf keinen Fall. Gekonnt fing sie sich ab und schon folgten folgten neue Energiestöße in Deadpools Richtung. „Wie kannst du es wagen, deine dreckigen Hände an mich zu legen, du widerwärtiger, elender Wurm! Dich radiere ich ein für alle mal aus!“ 'Ooh, sie ist böse. Die knutscht uns sicher nicht nochmal.' Deadpool riss die Schwerter hervor und konnte damit sogar einen Teil der Angriffe blocken, dann traf ihn jedoch eine der Energiewellen und warf ihn nach hinten, wo er allerdings abgefangen wurde. „Yay! Spidey! Bist du wieder auf meiner S... aaah! Argh! Au! Nein... nein, bist du nicht...“ Spider-Man hatte ihn im Würgegriff gepackt, verdrehte ihm dabei einen Arm so, dass Deadpool das eine Schwert fallen lassen musste und in die Knie ging, weil Spider-Man ihm halb den Arm brach. „Fff... erdammt, lass los!“, schrie er Spider-Man an, als sein Blick auf die Enchantress fiel. 'Oh shit, seht ihr was die Alte da fertig macht?? Aus dem Weg! Wir müssen aus dem Weg! Die pulverisiert uns!' Denn sie sammelte gerade einen Haufen Energie für einen gewaltigen Angriff, wie es schien. „Halt ihn fest! Ich bereite diesem Störenfried jetzt ein Ende!“, rief sie Spider-Man zu, dessen Griff noch fester wurde. „Yargh! Bist du lebensmüde?! Die lasert dich doch gleich mit weg!“, versuchte Deadpool Spider-Man zur Vernunft zu bringen. „Wenn sie es so verlangt, dann sterbe ich für sie“, war die emotionslose Antwort und Deadpool lief es kalt den Rücken runter. „Ich aber nicht! Und ich mach auch nicht mit bei deinem Erweiterter-Selbstmord-Plan! Egal, wie toll ich dich finde! Ooohhh fuuu...“ Da kam schon die riesige Energiewelle direkt auf sie zu. Keine Chance mehr, auszuweichen, oder sich zu verteidigen. 'War schön mit euch. Wir sehen uns, falls wir's überstehen. Falls nicht... ihr könnt mich alle mal!' Deadpool kniff die Augen zu, denn das... würde verdammt wehtun. Und dann... Zerriss ein gewaltiger Blitz die Luft und die Energiewelle und warf sowohl Spider-Man und Deadpool, als auch die Enchantress um und ein paar Meter weg. Völlig benommen kamen sie alle wieder auf die Füße, nur um gleich darauf alle mit großen Augen auf die Gestalt zu starren, die da in einem Kreis aus alten, fremdartigen Symbolen und Runen plötzlich zwischen ihnen stand. „OMG!!!“, stieß Deadpool als erster aus, bevor Enchantress' ungläubiges: „Nein! Nicht DU!“ folgte. „Was auch immer hier vor sich geht, ich werde eurem schändlichen Treiben Einhalt gebieten, Hexe!“ 'YAY! Seht ihr, was ich sehe? Ich LIEBE dieses Kapitel!!' Von Deadpool kam ein verzücktes Quietschen, als der hochgewachsene blonde Mann zwischen ihnen seinen Hammer hob. „Meine geheimen Wunschträume gehen gerade in Erfüllung! Ich darf Seite an Seite mit dem wahr gewordenen feuchten Traum aller Frauen UND Männer kämpfen!“ Bedauernd sah er zu Spider-Man, der gerade etwas orientierungslos wirkte und hob die Hände. „Sorry, Spidey, nichts gegen dich, aber das da ist THOR! Sexiest Man alive 2014! Der... warst du leider noch nie. Keins deiner Ichs... Außerdem... das zwischen uns...“ Er deutete zwischen ihnen hin und her. „Andere haben Freundschaft Plus... wir eher... Beziehung Minus... also...“ Das riss Spider-Man aus seiner Starre und schon traf Deadpool ein harter Schlag mit der Faust. „Der Befehl lautet, die Avengers und jetzt auch DICH zu vernichten!“, schleuderte Spider-Man ihm entgegen und ging zum Angriff über. 'Jetzt ist er eifersüchtig. Ganz bestimmt! Autsch...' Die nächsten Schläge blockte Deadpool, duckte sich vor Spinnfadenkugeln und -schüssen weg, während in seinem Rücken grüne Energiestöße und Blitzentladungen die Luft zerrissen und ihn und Spider-Man nur um Zentimeter verfehlten. „Geschwind, geschwätziger Kamerad, sagt mir, steht er unter dem Bann dieser vermaledeiten Zauberin?“, hörte Deadpool Thor fragen, als sie beinahe Rücken an Rücken zum stehen kamen. „Ist bei ihr die Wurzel des wild gewordenen Benehmens der Metallkrieger dieses Starks zu finden, die alle meine Verbündeten angreifen?“ Er holte mit einem gewaltigen Blitz zwei der MARK-Anzüge vom Himmel. „Jop, kann man so sagen. Die Lady hat meinem kleinen Kumpel ganz schön den Kopf verdreht und er hat sich für sie die flinken Technikfingerchen schmutzig gemacht.“ „Nun denn... dann ist es wohl an der Zeit, sie in ihre Schranken zu weisen. Ich kümmere mich um dieses ruchlose Weibsbild! Nehmt ihr euch des behänden Mauerkletterers an!“ Sofort salutierte Deadpool. „Jawohl, oh ihr mein Held mit der goldwallenden Mähne!“ 'Ich steh total auf den Asgard-Slang! Ihr nicht auch?' Zwei gezielte Hiebe mit dem Schwert durchtrennten die nächsten Spinnfäden, dann holte Deadpool aus und versuchte, nach Spider-Man zu schlagen, während hinter ihm erneut ein Energieangriff der Enchantress auf einen von Thors Blitzen traf. Wenigstens konnte Spider-Man nicht wegschwingen, da sie sich am fast höchsten Punkt des Gebäudes befanden und es nichts zum Spinnseile festmachen gab. Aber seine Sprünge waren auch nicht von schlechten Eltern und der nächste Tritt gegen Deadpools Brust trieb dem die Luft aus den Lungen und ließ ihn zu Boden gehen. „Ooooh... so übel verprügelst du mich nicht mal, wenn ich echt was angestellt habe...“, jammerte er und hörte darauf Thor rufen: „Ihr kämpft schlechter als ein blindes Waschweib!“ Gleich darauf flog sein Hammer an Deadpool vorbei, schleuderte Spider-Man gegen eine Wand und schickte ihn damit fürs erste auf die Bretter. Deadpool quälte sich wieder auf die Beine und sah, wie die Enchantress dafür Thor hinterrücks angreifen wollte. Da fegte eine kräftige Bö über den Tower hinweg und kurz schlugen ihr ihre eigenen, langen Haare so ins Gesicht, dass sie nichts sehen konnte und der Angriff ins Leere ging. „Ha! Deswegen ist der Anzug wenigstens im Herbst praktisch! Wegen der Maske! Kein Problem mit den Haaren. Aaaaußer... man hat gar keine... Oder sie komplettieren das Outfit.“ Kurz musterte Deadpool Thor. „Dich will ich mir nicht mit Maske vorstellen. Andererseits gibt’s doch da dieses schräge Outfit mit dem Helm... Wobei das mit der Maske dann wieder nur der weibliche Thor hat, glaub ich...“ „Genug!“, fuhr Thor ihn ärgerlich an. „Euer dummes Geschwätz schmerzt meinen Ohren mehr, als Volstaggs Minnesang zu nachtschlafender Stund unter dem Balkon seiner Angebeteten!“ „Vol... was zu... wann unter... wem?? Mich deucht, es bleibet mir verborgen, von was ihr sprächet...“, murmelte Deadpool nur verwirrt, dann hatte sich die Enchantress wieder gefangen und griff erneut an. Doch diesmal hatte sie zwei Gegner und konnte nicht schnell genug auf beide achten. Thor hielt mit einer erneuten Blitzattacke dagegen und dann sprang Deadpool sie von der Seite an. Und noch bevor sie versuchen konnte, sich aus dem Weg zu teleportieren, oder den Angriff auf ihn zu lenken, hatte er ihr schon einen harten K.O.-Hieb mit dem Schwertgriff gegen die Schläfe verpasst, fing sie aber noch ab, bevor sie zu Boden sank. „Wie war das mit dem Waschweib? Frauen K.O.-schlagen kann ich!“ 'Worauf du nicht unbedingt so stolz sein solltest... meinst du nicht? Das hagelt sonst nur wieder Anzeigen...' „Übergib er mir dieses niederträchtige Geschöpf! Ich kümmere mich darum, dass ihr in Asgard ihre gerechte Strafe widerfährt. In Asgard wird man sich ihrer annehmen und sie sicher verwahren. Nun müssen wir behende noch der seelenlosen Kriegerplage Herr werden! Vermögt ihr, dem ein Ende zu setzen?“ Thor griff sich die bewusstlose Enchantress und warf sie sich einfach über die Schulter. 'Ooh... er hätte sie uns wenigstens noch für fünf Minuten lassen können... Das hätte schon gereicht...' 'Hast du nicht zugehört, was ich gerade über Anzeigen gesagt habe?' 'Hm, was? Sorry, ich hab grad nicht zugehört...' Verlegen rieb Deadpool sich über den Hinterkopf. „Ähm...das ist so 'ne Sache... Dafür ist... der da...“ Er zeigte auf Spider-Man, der sich stöhnend zur Seite rollte. „... zuständig. Aber dazu muss ich ihm erst wieder Vernunft einbläuen.“ Kurz strahlte Deadpool richtig. 'Sollen wir ihn zurück-knutschen?! Vielleicht funktioniert das ja!' Mit wenigen Schritten war er bei Spider-Man und zog ihn auf die Beine, legte einen Arm um seine Mitte, doch dann rief Thor ihm zu: „Beiseite! Ich löse den Zauber!“ 'Was denn? Will Thor jetzt unseren Spidey wach küssen?' 'Zugegeben, er ist der prinzigere von uns.' Aber da fegte schon ein Blitz auf sie zu und Deadpool ließ gerade noch los, da traf der schon Spider-Man, der mit einem Aufschrei erneut zu Boden ging. „Woa!! Sachte! Den brauch ich noch!“ Deadpool ging neben Spider-Man in die Hocke und stupste ihn mit einem Finger an. „Du hast ihn kaputt gemacht.“ Im nächsten Moment warf ihn ein Spinnfadenangriff rückwärts um und Spider-Man setzte sich keuchend auf und hielt sich den Kopf. „Ooouuhh...“ Thor – noch immer die Enchantress über der Schulter – trat zu ihnen und hielt den Hammer in Spider-Mans Richtung, bereit für einen weiteren Angriff. „Sprecht, mein klebriger Freund, seid ihr wieder bei Verstand?“ Auch Deadpool stand auf und schüttelte kurz den Kopf, um klar zu werden, dann zog er sicherheitshalber sein Schwert und und hielt die Klinge auf Spider-Man gerichtet. „Er greift mich immer noch an!“ Schwankend kam Spider-Man auf die Beine. „Weil du ein Idiot bist und IMMER angegriffen gehörst! Ouh... mein Kopf... Was... ist denn passiert?“ Völlig irritiert sah Spider-Man zwischen Thor und Deadpool hin und her. „T-Thor??“ Deadpool steckte das Schwert wieder weg. „Alles klar. Er beleidigt mich. Er ist wieder okay.“ 'Leider. Ich mochte es, dass er freiwillig unser Freund war.' Thor nickte zufrieden. Dann deutete er mit dem Hammer nach oben. „Könnt ihr dieses Chaos bereinigen? Diese Spielzeuge von unserem Kämpfer in der eisernen Rüstung müssen zurückgerufen werden.“ „Asgardianisch-Übersetzung ein: Du hast Mist gebaut, hol die MARK-Anzüge zurück in die Garage und zwar zackig, sonst gibt’s Hausarrest! Asgardianisch-Übersetzung Ende“, mischte Deadpool sich ein, dann grinste er vor sich hin. „Ist das nicht cool? Bevor ichs vergesse: Punkt Fünf! Ein anderer Marvel-Held hat n Gastauftritt und hilft!“ „Du meinst... Avenger“, sagte Spider-Man verwirrt. „Mh? Was? Nein, nein, mit dir rede ich gerade nicht“, winkte Deadpool nur ab. „Nun, wie steht es, vermögt ihr es zu beenden?“, riss Thor Spider-Man aus seiner Verwirrung und der zuckte leicht erschrocken zusammen. „Ja... ja! Natürlich! Ich kümmer mich sofort darum!“ „Wohlan, ich bringe die Hexe nach Asgard zurück. Gehabt euch wohl und ruft mich kein weiteres Mal auf den Plan! Das würde euch nicht gut bekommen! Seid gewahr, dass es für euch kein Spiel auf Augenhöhe wäre, legtet ihr euch mit Mächten anderer Welten an!“ Damit öffnete Thor das Portal nach Asgard und verschwand. Deadpool hob den Finger. „Asgardianisch-Über...“ „Ich hab's kapiert! 'Macht's gut und wehe ich muss euch nochmal den Hintern retten, weil ihr mit Zauberern aus Asgard rumspielt!' '', beendete Spider-Man den Satz, dann lief er nach drinnen, um die Anzüge zu deaktivieren. Dabei rief er Tonys Sicherheitssystem Anweisungen zu, damit es ihn unterstützte, jetzt wo der Störsender nicht mehr aktiv war und alles wieder funktionierte. Sobald die Fehlprogrammierung aufgehoben war, knackte Spider-Man mit den Fingern. „Alles klar! Das war's!“ Deadpool hatte nur daneben gestanden und ihn beobachtet. 'Echt flinke Finger, der Kleine...' 'Denkst du schon wieder an was unanständiges?' 'Bitte... ich BIN der unanständige Teil von uns! Natürlich!' Etwas geknickt, wie es schien, ging Spider-Man an ihm vorbei und zurück nach draußen. Auch jetzt folgte Deadpool ihm einfach wieder. Kaum draußen sahen sie schon, dass die Anzüge nach und nach ihren Weg zurück zur Basis fanden. „Stark wird mich umbringen...“, murmelte Spider-Man mehr zu sich selbst. Deadpool legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ach... zur Not kriegst du von mir 'ne Clubkarte für den Söldner-Verein. Befehle befolgst du echt gut, Kumpel.“ Sofort schlug Spider-Man seine Hand weg. „Wir sind keine Kumpel! Wärst du mein Kumpel, hättest du mich aufgehalten!“ „Man, ich weiß echt nicht, was du willst... Du bittest mich um Hilfe, also sag ich ja. Und jetzt ist es falsch, wenn ich dir helfe?“ Er rieb sich über den Hinterkopf. „Das ist verwirrend. Aber okay, nächstes Mal frag ich, ob du zufällig wieder unter dem Liebeszauber einer asgardianischen Sexbombe stehst, bevor ich ja sage.“ Spider-Man schlug kurz eine Hand vors Gesicht. „So ein Mist, das hätte mir nicht passieren dürfen!“ Deadpool legte ihm dieses mal einen Arm um die Schultern. „Awww, Unsinn! Die war echt heiß! Da wird jeder erst mal schwach! Dass du dich von der hast knutschen lassen, ist ja wohl völlig verständlich! Nette Fähigkeit übrigens... Die hätt ich auch gern...“ Er lehnte sich nah zu Spider-Man und raunte leise in sein Ohr: „Ein Kuss und du kriegst 'ne Woche einfach alles, was du dir wünschst... ALLES...“ Mit einem angewiderten Laut stieß Spider-Man Deadpool von sich. „Igitt! Komm mir ja nicht zu Nahe! Zehn Meter Sicherheitsabstand!!“ Enttäuscht hob Deadpool die Schultern. 'So langsam kannst du dir wohl abschminken, dass das noch was wird mit euch... Du hast nur noch eine Jahreszeit übrig...' 'Die Story hat ja auch kein Boys-Love-Tag! Das ist euch hoffentlich von Anfang an aufgefallen, oder?' 'Nicht mal Romantik? Mouu buuuh!' Deadpool zeigte plötzlich auf Spider-Man. „Trotzdem will ich eins wissen!“ Spider-Man sah schon wieder so aus, als wollte er sofort die Flucht ergreifen. „Was wünschst du dir zu Weihnachten von mir?!“ Spider-Man zuckte leicht zusammen. „Von dir? NICHTS! Dass du mich in Ruhe lässt!“ Er schoss einen Spinnfaden ab, um sich wegzuschwingen. „Ich muss Stark suchen und sehen, ob es den anderen gutgeht! Ich muss ihnen das erklären! Und du stellst nichts an! Und stalkst mich nicht! Und kommst mir nicht mehr in die Quere! Oder zu nahe!“ Amüsiert legte Deadpool den Kopf schief. „Wie süß. Du glaubst immer noch jedes Mal am Ende jeeeden Kapitels, du kommst mir aus. Aber eins sollte dir klar sein, mein Freund... Winter is coming...“ Kapitel 4: Winterblues ---------------------- „Oooh man, ich glaub, ich hab's voll verhauen!“ „Hast du wieder die ganze Nacht 'Nerdkram' gemacht? Dann kein Wunder.“ „Hey! Ich hab's eben nicht so mit Spanisch. Und der 'Nerdkram' ist mir eben wichtig!“ „Logisch, weil du der größte Obernerd bist, den ich kenne, Peter!“ Peter zuckte leicht zusammen, als der andere Junge ihm den Arm um die Schultern legte und ihm durch die Haare wuschelte. „Lass das, Harry!“ Er versuchte eher halbherzig, sich zu befreien. Das war immer wieder aufs neue eine Herausforderung. Niemanden wissen lassen, welche Kraft er eigentlich hatte. Sich niemals verraten, um keinen seiner Freunde in Gefahr zu bringen und niemals seine geheime Superheldenidentität aufzudecken. „Hey, kommst du noch mit zu mir? Ich könnt 'n bisschen Hilfe in Mathe für Montag brauchen. Versteh wer will, warum man EINE Woche vor den Weihnachtsferien noch n Haufen Prüfungen reingehauen bekommt“, wollte Peters bester Freund Harry Osborne wissen und zog seinen Schal zurecht. Gerade setzte Peter zu einer Antwort an, da meldete sich sein Alarmläuten im Hinterkopf. Der Spinnensinn! Gefahr! In... der Highschool?! „Sorry, ich hab meiner Tante versprochen, gleich nach Hause zu kommen. Aber ich ruf dich später an, dann können wir das am Wochenende nachholen.“ Harry klopfte ihm auf die Schulter und Peter tat so, als würde ihn das wieder zusammenzucken lassen. „Alles klar, Pete. Aber vergiss es nicht wieder! Stell dir n Wecker oder so, bevor du wieder beim Nerden versumpfst“, grinste Harry dann. Auch Peter erwiderte das Grinsen etwas schief. Er musste zu seinem Spind. Den Ersatzsuit holen, denn dank des Sportunterrichts, trug er seinen Spider-Man Anzug heute nicht unter seinen Sachen wie sonst. „Nein, ich vergess es nicht, versprochen. Oh und apropos vergessen! Ich hab was in meinem Spind vergessen! Ich meld mich!“ Damit machte er kehrt und wollte die kurze Strecke zu den Schulspinden zurücklaufen, als plötzlich ein lautes Krachen ihn und auch die anderen Schüler im Gang zusammenfahren ließ. Und dann erschütterte ein Beben die Schule, woraufhin einzelne Aufschreie erklangen. Oh verdammt! Sein Spinnensinn spielte völlig verrückt! „RAUS! ALLE RAUS!!“, schrie er einfach laut, da brach eh schon die Panik aus und alle rannten los in Richtung Ausgang. „Pete!“ Harrys Stimme, aber da wurde er schon von den Massen mitgerissen. „Ich bin gleich hinter dir!“, rief Peter ihm zu, um ihn zu beruhigen. Stattdessen spurtete er los. In genau die entgegensetzte Richtung. Er musste an seinen Spider-Man-Suit! Da durchbrach etwas direkt vor ihm eine Wand und er kam gerade noch rutschend zum Stehen, um nicht von Trümmern der Wand getroffen zu werden. Schnell kehrt machen! Da vorne war der Nebengang, der auch zu seinem Spind führte! Hinter sich erneut lautes Krachen und eine Explosion. Was zur Hölle war denn da los?! Aber er konnte sich noch nicht umdrehen, um zu sehen, wer da seine Highschool angriff. Dann konnte er sich nicht umziehen und nicht kämpfen! Aber der Angreifer schien ihm nachzusetzen! Peter warf nun doch einen Blick über die Schulter, duckte sich im letzten Moment, bevor ihn ein aus der Wand gerissener Wasserspender traf, den der Verfolger einfach hinter ihm her schleuderte. Er ließ sich auf den Boden fallen und rutschte ein paar Meter weiter, packte die Ecke des letzten Spinds in der langen Reihe – seines Spinds! - , hielt sich dank seiner Fähigkeiten daran fest und zog sich um die Ecke in die kleine Nische zwischen Wand und Spind, wo er sofort auf die Füße sprang, während knapp an ihm vorbei ein Koloss von einem Gegner preschte. Rhino! Diese hirnlose Kampfmaschine, ein Typ in einem riesigen, hydraulischen Rhinozerosanzug. Und der walzte gerade alles platt, was ihm in den Weg kam. Aber wieso gerade hier? Hier gab es ja nicht mal was zu holen. Na das würde er gleich herausfinden! Schnell griff er um die Ecke, riss seinen Spind auf, packte sich seinen Rucksack mit dem Suit, doch dann erstarrte er. Denn hinter Rhino folgte gleich noch jemand. Oh verflucht! Bitte nicht! Schnell zuckte Peter zurück und drückte sich in die Ecke zwischen Wand und Spind, als ein paar Schüsse fielen, dann presste Rhinos Verfolger sich direkt neben ihm gegen die Wand, als von Rhino ein paar Schränke als Antwort auf die Schüsse geflogen kamen. Er starrte zu dem Typ im rot-schwarzen Anzug hoch und der sah zu ihm und – oh Gott, er hasste es, das zu tun, aber er MUSSTE! Peter ließ den Rucksack fallen, nahm die Arme schützend über den Kopf und duckte sich, kauerte sich in der Ecke zusammen und legte einen fast weinerlichen Tonfall in seine Stimme, als er ausstieß: „Oh Gott, bitte, bitte tu mir nichts!“ Er konnte gar nicht sagen, wie viel Überwindung ihn das kostete. Gerade vor IHM den Angsthasen zu mimen! Aber Deadpool war einfach die allerallerALLERletzte Person auf der Welt, die wissen durfte, wer er war. „Mach dir nicht ins Hemd, du Memme! Ich bin der Gute! Glaub ich... Irgendwie... Gerade zumindest! Ich rette dir deinen Hintern und sorg dafür, dass du hier lebend rauskommst! Also heul nicht rum, sondern sieh zu, dass du Land gewinnst, Kleiner!“ Peter blieb weiter geduckt hocken und sah unter den Armen hinter Deadpool her, der sich von der Wand abstieß und hinter Rhino herhetzte. Na großartig. Was suchte DER denn auch noch hier?! Aber das würde er gleich wissen. Schnell verschwand Peter in einem leeren Klassenzimmer und schlüpfte in seinen Suit, versteckte seine Sachen in seinem Spind und setzte dann Rhino und Deadpool nach, die dank des Krachs, den sie veranstalteten, nicht zu überhören waren. Gerade zerlegten sie die halbe Aula bei ihrem Kampf. Rhino warf Schränke, Stühle und andere Möbelstücke nach ihm, während Deadpool gekonnt auswich und immer wieder auf Rhino schoss. Das juckte den aber eher weniger, da die Kugeln nicht durch die Panzerung drangen. Mit einem letzten Schwung hatte Spider-Man die beiden erreicht und trat erst Rhino auf die eine Seite, dann Deadpool auf die andere weg und beide dabei je gegen eine Wand. „SCHLUSS! Oder ich schicke euch beide zum Nachsitzen! Wieso zerlegt ihr zwei Betonschädel hier 'ne Schule?!“ Sowohl Rhino, als auch Deadpool stemmten sich aus Trümmern und Betonstücken der Wände wieder hoch. „Spider-Man! Du bist tot!“, dröhnte ihm Rhinos Stimme entgegen. „Das Gleiche hat er zu mir auch gesagt, bevor er auf mich los ist!“, rief Deadpool und deutete auf Rhino. „Und das lass ich mir nicht gefallen!“ Spider-Man ging in Angriffsstellung, als er sah, wie Rhino wutschnaubend Anlauf nahm. „Was? Dass dich 'n Jumanji-Statist auf die Hörner nimmt?“ Er sprang hoch, stieß sich mit einer Hand an Rhinos Horn ab und gab sich damit genug Schwung, um über ihn zu springen und ihm dabei noch einen Tritt in den Rücken zu verpassen. Deadpool machte einen Satz zur Seite, als Rhino fast mit ihm kollidierte. „Nein! Dass er mich für DICH hält! Ich hasse es, wenn mich die Leute mit dir verwechseln!“ Spider-Man zuckte leicht zusammen, dann schauderte er auf. „Wieso verwechselt dich überhaupt IRGENDWER mit mir?!“ Schnell feuerte Deadpool eine Salve Schüsse auf Rhino ab und hinderte den am auf die Füße kommen. „Keine Ahnung? Du hast meinen Style geklaut?“ Schon folgte eine Ladung Spinnfäden, um Rhino zu fixieren. „Wenn, dann klaust DU meinen! Das sieht doch n Blinder, dass du nicht Spider-Man bist! Dann noch eher Daredevil!“ Deadpool lud nach und schüttelte leicht den Kopf. „Das... war jetzt irgendwie mies. Sagst du ihm so was auch ins Gesicht, wenn er dich anschau... oh... warte...“ In dem Moment riss sich Rhino mit einem Wutschrei los und schlug Deadpool zur Seite, dann schleuderte er ein Mauerstück auf Spider-Man, das der gerade so abfangen konnte. Dafür rannte Rhino gleich auf ihn los und rammte ihn samt Mauerstück gegen die nächste Wand. Spider-Man keuchte auf, dann zog er die Beine an und trat Rhino mit Kraft von sich weg. „Und wieso lockst du Idiot ihn in eine Schule?! Wo lauter Kids rumrennen, die verletzt werden könnten?!“ Zwei weitere Sprünge und ein schneller Schuss mit dem Spinnseil brachten Spider-Man gerade noch aus der Wurfbahn der nächsten Trümmerstücke. Dafür schoss er im Gegenzug weitere Spinnfäden auf Rhino, während er sich um ihn herum schwang. „Ich hab ihn nirgends hin gelockt! Er ist voraus gelaufen, ich wollte ihm einprügeln, dass ich nicht du bin. Damit er sich das merkt. Weißt schon...“ Ein erneuter Kugelhagel, der auf Rhinos Panzer niederging. „Du tust keinem weh. Ich...“ Spider-Mans Spinnensinn schlug Alarm und er sprang mit einem Satz hinter einen umgestürzten Schrank, da detonierte auch schon eine Granate direkt neben Rhino. „... schon“, beendete Deadpool irgendwo im sich langsam setzenden Rauch und unter einem Splitterhagel den Satz. Rhino lag unter einem Haufen Mauerstücken und rührte sich nicht mehr. Schnell war Spider-Man zur Stelle und spann ihn samt der Mauersteine komplett ein, damit er nicht mehr hochkam. Dann packte er Deadpool am Kragen und drückte ihn gegen die nächste Wand. „Hör auf, hier alles kurz und klein zu sprengen!! Spinnst du?!“ Deadpool hob abwehrend die Hände. „Das weißt du doch, dass ich das tue.“ Mit einem genervten Laut ließ Spider-Man ihn wieder los und sah sich in der total zerstörten Aula um, dann baute er sich vor Rhino auf und fixierte den böse. „Hey! Dickschädel! Augen auf und erklär mir, warum du auf wehrlose Schulkinder losgehst!“ „Und auf mich!“, fügte Deadpool hinzu und stellte sich mit verschränkten Armen neben Spider-Man. Rhino ließ einen Schmerzlaut zusammen mit einem wütenden Grummeln hören, während er sofort anfing zu versuchen, sich aus den Fesseln zu befreien. „Spider-Man muss vernichtet werden! Und wenn Menschen in Gefahr sind, kommst du, um sie zu retten!“ Fast musste Spider-Man aufatmen. Das klang zumindest so, als wäre Rhino nicht gezielt zu genau seiner Highschool gelaufen. Kurz hatte Spider-Man nämlich das ungute Gefühl gehabt, jemand hätte den Verdacht, dass sein 'normales' Ich hier zur Schule ging. Eine Katastrophe, wenn das jemand herausgefunden hätte! Vor allem, wenn es um seine Gegner ging. Mit einem weiteren Spinnfaden fixierte er Rhino fester auf dem Boden. „Wow, DU denkst logisch? Das ist ja mal was ganz neues. Trotzdem!“ Er wedelte mit dem Zeigefinger vor Rhinos Gesicht herum. „Nein, nein, nein! Keine Menschen angreifen! Böses Nashorn!“ Erneut kam ein wütendes Grunzen von Rhino, während Spider-Man neben sich ein Klicken hörte, so als würde eine Waffe geladen. Aber noch bevor er reagieren konnte, gab Deadpool einen Schuss direkt auf Rhinos Gesicht ab. „DEADPOOL!!“ Spider-Man packte ihn dennoch und verdrehte ihm sofort den Arm mit der Waffe, so dass Deadpool die fallen lassen musste. „Auauau! Lass das, du Sadist! Ich hab ihn nur schlafen geschickt! Jiautsch!!“ Spider-Man verdrehte ihm den Arm trotzdem noch weiter und zwang Deadpool dabei auf die Knie, erst dann warf er einen Blick auf Rhino, in dessen Nase... ein Betäubungspfeil steckte? „Was zum... Wieso hast du Betäubungspfeile dabei?! Und wieso...“ Schnell schüttelte Spider-Man den Kopf und ließ Deadpool wieder los. Den nach logischen Gründen zu fragen, war genauso sinnlos, wie jemanden wie Rhino danach, warum er Dinge zerstörte. „Weil du nie wissen kannst, wann du so 'ne gesunde Dosis Elefanten-K.O. brauchen kannst?“, bestätigte Deadpools Antwort Spider-Mans Gedanken, während er sich über den Arm rieb und dann seine Waffe einsammelte. „Und JETZT haben wir das doch gebraucht. Oder nicht? Ich hab immer ALLES dabei, was man brauchen kann.“ Kurz durchwühlte er seine Gürteltaschen. „Betäubungspfeile, Energieriegel, Peil- und Störsender, Gutscheine fürs Happy Meal, mein Kuchi Kopi Nachtlicht...“, zählte er auf und steckte die Waffe weg. Dann stützte er sich auf Spider-Mans Schulter ab und klopfte ihm leicht auf den Rücken. „Allzeit bereit!“ Spider-Man stieß ihn weg, fuhr sich übers Gesicht und seufzte laut auf. „Okay, lass es einfach. Geh einfach weg. Ich hab gerade echt keine Lust auf dich und DAS!“ Sofort sah Deadpool ihn an. „Keine Lust auf mich? Das hat mir noch keiner gesagt.“ „Du kannst auch gerne hierbleiben und aufräumen. Oder der Polizei erklären, wieso du und das wandelnde Schlachtschiff hier für 'ne Woche extra Ferien gesorgt haben!“ Deadpool hob abwehrend die Hände. „Äääh... nächstes Mal vielleicht. Ich hab noch n wiiichtigen Arzttermin! Geh du und kümmer dich um die kleinen Heulsusen, damit sie alle heil nach Hause zu Mommy und Daddy kommen.“ Kurz nahm in Spider-Man die Wut überhand und er packte Deadpool hart am Kragen und hob ihn ein Stück vom Boden hoch. „Bring NIE WIEDER Kinder in Gefahr! Bring nie wieder IRGENDWEN in Gefahr! Oder ich werde rausfinden, ob man dir nicht doch bleibende Schäden zufügen kann!“ Damit schleuderte er ihn von sich und Deadpool schlug hart auf dem Boden auf. „Wow! Sachte, Kumpel! Was ist denn jetzt kaputt? Sind wir etwa plötzlich keine Freunde mehr?“, jammerte er und stemmte sich wieder hoch. „DU BIST NICHT MEIN FREUND! Und das wirst du auch NIE sein!“, fuhr Spider-Man ihn an und Deadpool zuckte betroffen zurück. „Oh... au. Weißt du... das geht da rein...“ Er deutete auf sein Ohr, dann klopfte er sich auf die Brust. „Und tut da weh.“ Ein Spinnfadenschuss auf Deadpool und Spider-Man riss ihn wieder nah zu sich heran. „Halt dich fern von anderen Menschen! Und von MIR! Und jetzt verschwinde! Ich will nicht mit dir zusammen gesehen werden!“ Kurz blieb Deadpool ganz still und wirkte ganz schockiert. „A-aber es ist doch so kurz vor Weihnachten. Zeit des Friedens und der Nächstenliebe...“ Von Spider-Man kam ein wütendes Knurren, dann stieß er Deadpool ein weiteres Mal von sich, ließ ihn einfach stehen, packte sich Rhino und setzte den am Schultor ab, wo sich bereits Polizei, Feuerwehr und das Sondereinsatzkommando sammelten. Natürlich waren die ganzen Schüler hellauf begeistert, dass er sie 'gerettet' hatte. Dafür hagelte es sofort auch Vorwürfe von den Einsatzkräften wegen der Zerstörung, so dass Spider-Man sich schnellstens aus dem Staub machte, Schnell zurück durch ein Fenster in das Klassenzimmer neben dem Spind, in dem seine Sachen waren, umziehen und dann raus zu den anderen und sich unter sie mischen. „Pete! Gott sei Dank!“, hörte er da schon Harry nach sich rufen. „Alles okay bei dir? Du warst auf einmal weg und ich dachte schon, dir wär was passiert!“ Kurz drückte Harry ihn. „Nein, nein, alles okay! Ich wurde nur abgedrängt und dann kam dieser... DIESE Verrückten kamen genau auf mich zu. Da hab ich mich versteckt und bin durch n Fenster raus“, log Peter schnell. „Hauptsache, du bist in Ordnung. Soll ich dich nach Hause bringen? Mein Dad lässt mich abholen nach der Sache hier“, bot Harry ihm an. Peter nickte. „Ja, gerne. Wenn meine Tante das hier in den Nachrichten sieht, flippt sie sicher aus. Je schneller ich daheim bin, desto besser.“ Immerhin entsprach das der Wahrheit. Nachdem er seine Eltern verloren hatte und dann auch noch sein Onkel gestorben war, war seine Tante jedes Mal ganz krank vor Sorge, wenn er unterwegs war und irgendein Verrückter die Stadt angriff. Sie durfte ebenfalls nichts von seinem geheimen Leben als Held wissen. Aber es wurde von Mal zu Mal schwerer, sich glaubhafte Ausreden einfallen zu lassen, wenn er genau dann immer irgendwo unterwegs war, wenn es draußen in den Straßen von New York so richtig krachte. So kam es ihm gerade recht, dass sein bester Freund Harry Osborne der Sprössling einer der reichsten Familien der Stadt war. Er wurde fast überall mit Daddys Limousinenservice hinkutschiert und das nutzte Peter jetzt zu seinem Vorteil. Auch wenn Harry sonst darauf bestand, dass er wie ein normaler Junge ohne Privilegien behandelt werden wollte. Manchmal... war es praktisch, dass er reich war. Zuhause folgten die üblichen tausend Beteuerungen, dass es ihm gut ging. Dass ihm nichts passiert war. Dass er sich die Schrammen nur beim aus dem Fenster klettern geholt hatte. Trotzdem ging ihm den ganzen Nachmittag und Abend nicht mehr aus dem Kopf, dass Rhino gezielt Menschen angegriffen hatte, um ihn aus der Reserve zu locken. Gar nicht gut. Sprach sich das rum, machten das ja sofort alle, die etwas gegen Spider-Man hatten. Und das... waren verdammt viele. Andererseits war da noch das erneute Einmischen von Deadpool. Vielleicht – aber nur vielleicht! - nutzte es ja doch was, wenn es die Runde machte, dass er Support von dem Verrückten bekam. Vielleicht schüchterte das seine Feinde irgendwie ein. Auch wenn ihm das nicht schmeckte. Mit dem wollte er nicht in Verbindung gebracht werden. Wie Deadpool selbst gesagt hatte: Er war NICHT der Gute. Kein guter Einfluss auf Spider-Mans teilweise eh nicht so gutes Image. Peter seufzte genervt auf und warf sich auf sein Bett. Ihm war irgendwie komisch. Er hatte ein ganz seltsames Gefühl. Und das bedeutete nie was Gutes bei ihm. Sollte er noch eine Runde? Vielleicht noch eine kleine? Nur so... zur Kontrolle... Leise sperrte er seine Zimmertür ab, damit seine Tante nicht unerwartet hereinkam und feststellte, dass er sich davongeschlichen hatte. Morgen konnte er zum Glück ausschlafen, da war 'sich nachts ein bisschen in der Gegend rumtreiben' sicher drin. In Windeseile schlüpfte er in seinen Spider-Man-Suit, den er immer extrem sorgfältig vor seiner Tante May versteckt hielt, justierte seine Netzwerfer, zog die Maske über und kletterte aus dem Fenster in die kalte Winternacht. New York im Winter konnte zwar wunderschön sein, vor allem, wenn es schneite, überall die viele Lichter und Dekorationen leuchteten und blinkten, dazu noch die Geschäfte, die voll waren mit Ideen für Weihnachtsgeschenke. Aber für einen Helden in so einem Anzug wie er ihn trug... Verdammter Deadpool! Schon musste Spider-Man an seine dämlichen Kommentare wegen des Suits denken. Und dass er recht hatte. Ihm war echt kalt. Aber das Schwingen an den Spinnseilen wärmte ihn Gott sei dank gleich auf. Später dann schön ins warme Bettzeug kuscheln, wenn er wieder zuhause war. Oh! Und vielleicht machte seine Tante ihm zum Frühstück eine heiße Schokolade! Kurz wurde er unter der Maske rot. „Okay! Aufhören! Benimm dich wie ein Mann! Schön erwachsen denken! Mmmh, heißer Kaffee!“, redete er vor sich hin, da hörte er plötzlich einen Schrei und sein Spinnensinn reagierte im selben Augenblick. Schnell änderte er die Richtung und suchte nach der Person, die den Schrei ausgestoßen hatte. Da unten war sie schon! Eine Frau, die ängstlich ihre Tasche an sich presste, sich panisch umsah, aber nicht von der Stelle kam. Denn um sie herum hatte sich eine Art Käfig aus Wassersäulen gebildet, die so in die Höhe schossen, dass sie nicht durchkam. Und anscheinend auch nicht versuchen wollte, durchzukommen. Spider-Man fragte sich, warum wohl nicht. Ob sie nur nicht nass werden wollte. Dann erfasste er jedoch mit einem Blick, was los war. Die Frau stand auf einem Kanaldeckel, durch dessen Löcher das Wasser kam und das Wasser strömte nicht einfach nur steil nach oben durch zu viel Druck. Nein. Die Säulen standen einfach da. Es gab keine Pfützen am Boden. Und es sah so aus, als würden die Wassersäulen sich enger auf die Frau zubewegen, die sich jetzt duckte und versuchte, sich ganz klein zu machen. „Och komm schon, bitte nicht“, murrte Spider-Man nur. „Es ist kalt und ich will nicht nass werden...“ Mit einem Seufzen schwang er sich direkt durch die Wassersäulen, die unerwartet ganz schön Widerstand boten, packte die Frau und setzte sie ein gutes Stück weg von diesem und auch anderen Kanaldeckeln wieder ab. „Alles okay, Miss?“ Sie sah ihn erschrocken und immer noch verängstigt an und hielt weiter die Tasche an sich gedrückt. „D-das Wasser... es... es hat gesagt... ich soll... Es wollte... mein Geld... Das Wasser lebt!“ Oh nein, das hatte er befürchtet. „Keine Sorge, zu Weihnachten passieren eben die verrücktesten Dinge. Die Stadt lässt sich echt jedes Jahr neue Gags einfallen. Suchen sie sich am besten n trockenes Plätzchen. Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft kümmert sich sofort um den kleinen Defekt.“ Die Frau flüchtete sowieso sofort. „Schöne Weihnachten?“, rief er ihr noch nach und bevor ihn schon wieder sein Spinnensinn warnte. Schnell sprang er hoch, da schwappte schon eine Welle unter ihm den Bürgersteig entlang, nur um gleich darauf im nächsten Kanalschacht zu verschwinden. Spider-Man setzte dem Wasser nach, blieb dann aber unschlüssig an dem Kanaldeckel stehen. Er hatte da so einen dringenden Verdacht, was es mit dem komischen Wasser auf sich hatte. Doch wenn der, den er vermutete, sich in die Kanalisation zurückzog, fand er ihn wohl eher kaum wieder. Das gefiel ihm zwar nicht, aber es hatte auch nicht viel Sinn, blindlings da hinterher zu steigen. Er konnte ja mal eine Warnung an die anderen Helden herausgeben. Nur zur Sicherheit. Damit sie die Augen offen hielten. Gerade wollte er an dem kleinen Transponder, den er an seinem Netzwerfer trug, etwas entsprechendes eingeben, da riss ihn ein weiterer Schrei aus seinen Gedanken. Na da hatte aber einer ein dringendes Verlangen danach, noch richtig Ärger zu bekommen. Schnell folgte er auch dieses Mal den Rufen und ihm bot sich erneut das Bild eines in Wassersäulen gefangenen Passanten. „Okay, Freundchen, das ist Strike Nummer zwei! Und weil wir nicht Baseball spielen, bist du JETZT raus. Strike drei gibt’s bei mir nämlich nicht!“ Ein Spinnfadenschuss riss den Typ im Anzug aus seinem nassen Gefängnis, ein zweiter den Kanaldeckel nach oben. „Was denn? Gönnst du's mir etwa nicht, dass ich mir noch ein Taschengeld für Weihnachtsgeschenke verdiene?“, ertönte eine Stimme aus den Fontänen, die ein paar mal die Form wandelten und dann mit einem: „Komm und hol mich, wenn du kannst“, in sich zusammenfielen und im Kanal verschwanden. Genervt rollte Spider-Man unter der Maske mit den Augen. „Was ist das nur immer mit euch Bösen und dem Fangen spielen? Ist das ne Voraussetzung, um ein Böser zu werden?“ Mit einem lauten Seufzer sprang er hinter dem Wasser in den Kanal her. „Suche: Bösewichte für meinen Club. Du solltest folgende Vorlieben haben: Stehlen, Betrügen, anderen Wehtun, gerne Fangen spielen“, zitierte er eine frei erfundene Anzeige, bevor er sich mit einem Sprung an die steinerne Kanalwand vor einer neuen Welle in Sicherheit brachte. „Ich dachte, du sitzt in einem süßen kleinen Aquarium ein. Hatte ich dir da nicht ein Einzelzimmer direkt neben dem Sandmann verschafft, Hydroman?“ Er schoss einen Spinnfaden direkt in das Gebilde aus Wasser, das sich so gar nicht recht wie normales Wasser bewegte. Dann aktivierte er eine besondere Funktion seines Netzwerfers. Die schickte einen Stromstoß durch den Spinnfaden, von dem er selbst unberührt blieb. Dafür traf er seinen Gegner umso heftiger. Hydroman, ein Typ namens Morris Bench, dessen Fähigkeit war – wie der Name schon sagte -, seinen Körper zu Wasser werden zu lassen, war eigentlich ein eher unscheinbarer Gegner. Lästig zu fangen, weil er durch schmale Ritzen und Löcher entkommen konnte, aber an sich keine große Herausforderung, da er Spider-Man kräftemäßig unterlegen war. Und eigentlich sollte er sicher verwahrt in einem der speziellen Zellen des Hochsicherheitstraktes stecken. Aber das war ja nichts ganz so neues für Spider-Man, dass die bösen Jungs von Zeit zu Zeit einen unerwarteten Freigang machten. Kurz runzelte er die Stirn. Zwei an einem Tag? Hydroman traf der Stromstoß und für einen Moment nahm er seine normale Gestalt an. „Schön stehenbleiben und spar dir die Zerfließe-Nummer! Sonst heiz ich dir gleich nochmal ein!“ Erneut legte Spider-Man auf Hydroman an. Zumindest hatte er bei dieser Art von Gegner den Vorteil, dass die Stromschläge hauptsächlich dem Schmerzen bereiteten, solange er sich selbst nicht ins Kanalwasser stellte, sondern an der Kanalwand blieb. Hydroman hob die Arme. „So ist's brav. Und jetzt erzähl mir mal, welcher Poolreiniger das Wasser aus deinem Strafbassin abgelassen hat“, forderte Spider-Man. Von Hydroman kam ein höhnischer Laut. „Wie wär's mit einem Deal?“ „Ich verhandle nicht mit den bösen Jungs, das sollte dir eigentlich klar sein. Also?“ Ein seltsam hinterhältiges Grinsen. „Tja, dein Pech. Und ich rede nicht freiwillig mit Möchtegern-Helden.“ Damit löste er sich in Wasser auf. Gleichzeitig schwappte das Wasser vom Boden des Kanals hoch und riss Spider-Man von der Wand, so dass der nicht angreifen konnte. Stattdessen landete er im kalten Wasser, sprang schnell auf und schüttelte sich aus. „Bah! Igitt!“ Kalt und eklig. Was für ein Abend. Und wo war jetzt Hydroman hin? Ein Stück weiter floss eine ungewöhnliche Woge Wasser um eine Biegung. Sofort folgte Spider-Man der Welle. Den würde er sich holen! Schade, dass er keines von Deadpools Spielzeugen hatte. Hitzebomben. Das hätte jetzt was. Hydroman 'eindampfen' und den Dampf schön in einer Flasche fangen und dann einfach zukorken. Aber wenn er Hydroman nochmal ordentlich mit einem Angriff treffen konnte, versagte vielleicht dessen Fähigkeit, zu zerfließen lange genug, damit er ihn einspinnen konnte. Seine Netze waren nämlich nicht wasserlöslich. Da käme sein Gegner von allein nicht mehr raus, wenn Spider-Man ihn in einem hübschen Kokon verpackte. Aber dafür musste er ihn erst mal erwischen. Um die nächste Ecke! Wenn es nur nicht so düster gewesen wäre. Irritiert sah Spider-Man den Gang hinter der Ecke entlang. Da war eine Öffnung im Boden, durch die das Wasser nach unten abfloss. „Oh man...“ Spider-Man spähte nach unten. Großartig. Immer schön ins tiefste, dunkelste Loch verkriechen. Und ins kälteste. Sein Anzug war nass und langsam fror er doch. Vielleicht... wenn er doch zurück... Sein Spinnensinn schlug an und er sprang mit einem Satz zur Seite, als ihm eine Wassersäule entgegenkam und über der Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte, ein Loch in die Decke des Kanals riss. „Na schön! Du hast es nicht anders gewollt! Jetzt kriegst du Ärger! Weil ich jetzt runterkomme und dir einen verpasse! Einen saftigen Stromschlag!“ Mit einem Satz sprang Spider-Man nach unten, feuerte einen Spinnfaden nach oben ab, um sich abfangen zu können, schwang sich in die Dunkelheit, wartete auf den Boden... der aber zuerst gar nicht kam. Wie tief war dieser Schacht denn? Aber da war so ein Leuchten. Wie von beleuchteten Tasten, oder Lämpchen an Maschinen. War das Elektronik? Computer? Und dann war er unten angekommen. Von oben fiel ganz schwach ein wenig Helligkeit nach unten und Spider-Man versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. Wo war er hier gelandet? Der Boden fühlte sich nicht nach Stein an. Eher Metall. Er machte zwei Schritte auf die Lichter zu, streckte die Hand aus und dann... Er wirbelte herum, als sein Spinnensinn Gefahr signalisierte, doch er konnte nicht ausweichen, weil er den harten Schlag im Dunklen nicht kommen sah. Davon wurde er ein Stück zurückgeschleudert, trat plötzlich ins Leere und fiel, ehe er hart auf einer metallenen Fläche aufschlug. Mit einem Schmerzlaut rollte er sich zur Seite und kam wieder auf die Füße, streckte die Hände aus, um zu versuchen, eine Wand zu finden. Und da war auch eine, aber die Oberfläche war so... glatt? Was war das denn? Er tastete sich daran entlang, da kam schon eine Ecke und es ging genauso glatt weiter. Wo war er bloß? Da ertönte auf einmal ein lautes, metallenes Krachen direkt über ihm, das ihn zusammenzucken ließ. Schnell versuchte er, an der Wand nach oben zu klettern, aber nach kaum drei Metern kam schon die Decke. Wieder so glatt und kalt. Aber er war doch nach unten gefallen. Wo war denn der Rand? Der Zugang? Das Loch? Was zum... „Willkommen, Spider-Man. Willkommen. Und bald auf Wiedersehen.“ Irritiert sah Spider-Man sich um. Die Stimme klang blechern und so, als käme sie aus einem Lautsprecher. Und dann ging unerwartet auf einmal das Licht an. Spider-Man kniff zuerst die Augen zusammen, bei der plötzlichen Helligkeit, sah sich aber sofort um, sobald er sich an das künstliche Licht gewöhnt hatte. Doch was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Denn er steckte in einer Art großem Kasten fest. Vier Wände, Boden, Decke. Wo war der Eingang? War das das Krachen gewesen? Er machte an der Decke eine quadratische Abgrenzung aus. Da war er wohl reingestoßen worden. Doch jetzt war die Klappe zu. Na schön, kein Problem, dann würde er die eben aufstemmen und dort wieder rausklettern. „Weißt du, ich habe mir oft und lange überlegt, wie ich an dich rankomme, dann, wie ich dich ausschalten kann“, riss ihn die Lautsprecherstimme aus seinen Gedanken. „Und letztendlich habe ich durch das Beobachten deiner Kämpfe ein paar Dinge gelernt.“ Spider-Man sah sich suchend um, aber er fand nicht heraus, von wo die Stimme kam. Wohl ein versteckter Lautsprecher. „Du tauchst auf, wenn Menschen in Gefahr sind. Aber eher, wenn es die kleinen Bürger trifft. Darum reicht auch ein kleiner Köder für dich aus.“ In Spider-Man machte sich ein richtig mieses Gefühl breit. Er kannte die Stimme. „Und ich habe gelernt, dass ich dich an einen Ort locken muss, wo du alleine kämpfen musst“, fuhr die Stimme fort. Spider-Man holte aus und schlug hart gegen die Wand. Sie gab keinen Millimeter nach. „Natürlich auch nicht gegen meinen Köder. Du hast leider immer viel zu viel Glück und gewinnst.“ Er kletterte nach oben und versuchte, die Abdeckung zu lösen. Aber es gelang ihm nicht. Oh nein, das war gar nicht gut. Köder... Anlocken... Hydroman war nur dazu da gewesen, ihn in eine Falle zu locken. Und nun kam er da nicht mehr raus. Dazu der Typ, dem die Stimme gehörte. Der war alles andere als ein kleiner Fisch. Er war brandgefährlich, weil er weder Skrupel, noch Mitgefühl, Anstand oder Moral besaß. Dem traute Spider-Man einfach alles zu. „Das ist kein Glück, sondern Können und Training! Bei den Gegnern, die ich kriege, brauche ich aber meistens nicht mal das!“, gab Spider-Man sich betont stark und unbeeindruckt. „Dafür brauchen sie anscheinend so 'ne lausige Blechkiste, weil sie zu viel Angst haben, sich mir direkt zu stellen, was Doc?“ Ein hämisches Lachen aus dem Lautsprecher. „Ich mache mir nur nicht gern die Finger schmutzig, Spider-Man. Oh aber was das angeht... damit werde ich zumindest keine Probleme mehr haben, wenn ich mit dir fertig bin. Denn jetzt bekommst du einen extra gründlichen Waschgang. Gratis. Gern geschehen. Ich freue mich schon darauf, dich später in deine Einzelteile zu zerlegen. Zu schade, dass ich nicht dabei zusehen kann. Aber das Ergebnis zählt. Fürs Erste solltest du aber zur Entspannung einfach mal tief durchatmen.“ Kurze Stille und plötzlich schoss Wasser durch mehrere sich plötzlich auftuende Öffnungen in den kleinen Raum. „Solange du noch kannst.“ Entsetzt riss Spider-Man die Augen auf. Das war doch ein schlechter Scherz! Er wollte ihn doch nicht etwa... Aber das eiskalte Wasser, das nun nach und nach sein Gefängnis füllte, sagte da etwas anderes. „Sie kranker Mistkerl! Lassen sie mich hier raus!“ Automatisch schoss er mehrere Spinnfäden auf die Öffnungen, die durch den Druck aber sofort wieder abgesprengt wurden. Spider-Man versuchte erneut, sich den Weg durch die Wand frei zu schlagen, doch er kam nicht durch das dicke Metall. Mittlerweile reichte ihm das Wasser bis über die Hüfte. Oh nein, wenn das weiter so schnell stieg... Und niemand wusste, wo er war! Er musste aus dieser Falle raus! Wieder kletterte er nach oben und drückte gegen die Platte, doch auch dort kein Erfolg. Er schlug dagegen, aber sie rührte sich nicht, zitterte nicht einmal. Die saß bombenfest. Langsam stieg Panik in ihm hoch. Zurück auf dem Boden musste er sich schon auf die Zehenspitzen stellen, denn das Wasser stieg unaufhörlich an. Wie sollte er freikommen?! Kurz schätzte er den Abstand zur Abdeckung ab. Wenn er sich vom Boden abstieß, vielleicht reichte der Schwung, um die Platte zu durchstoßen, oder aufzuhauen. Spider-Man holte Luft, tauchte unter, stieß sich ab, jedoch... Das Wasser bremste den Schwung sofort ab und es nutzte gar nichts! Nein, nein, nein, wieso hatte er nicht vorher daran gedacht?! Als das Wasser noch nicht so hoch stand! Spider-Mans Atem ging schneller und er musste nun schon schwimmen, er erreichte bereits die Decke, wenn er die Hand ausstreckte. Also zog er sich gleich hoch und hämmerte weiter gegen die Abdeckung. „Komm schon! Komm schon!! Verdammt, geh auf!“, schrie er. Das Wasser berührte seinen Rücken und ihm wurde ganz schlecht. „Komm schon! Komm schon...“ Dieses Mal war es eher ein Flehen. Ihm kam ein kleines Schluchzen aus, als er ganz verzweifelt versuchte, die Finger in den Spalt zu graben, den er an der Decke ausmachen konnte und es ihm nicht gelang. Er schluckte schon ganz schwer und spürte, wie die Panik überhand nahm, als ihm nur noch wenige Zentimeter blieben. Nur noch wenige Zentimeter Luft. Oh Gott, bitte nicht. Bitte nicht! Er holte tief Luft und dann... Dann war da keine Luft mehr. Nur noch Wasser. Überall. Einfach überall! Wieder und wieder drückte er gegen die Abdeckung. Sein Herz schlug wie verrückt, seine Finger suchten nach einer schwachen Stelle, nach irgendetwas, um sein Gefängnis aufzubrechen, ein Ausweg, irgendwas! Seine Lungen fingen an zu brennen, alles in ihm schrie nach Luft. Einfach einatmen. Er konnte nicht mehr. Er konnte einfach nicht mehr! Völlig verzweifelt presste er die Hände auf Mund und Nase. Nicht atmen! Nicht! NICHT! Aber es war zu spät, es ging nicht mehr. Spider-Man kniff die Augen fest zusammen, zitterte am ganzen Körper und dann... holte er Luft. Ein Schwall Luftblasen stieg aus seinem Mund und durch die Maske nach oben, während sein Körper sich sofort verkrampfte, als er das Wasser einatmete. Und dann sank er langsam tiefer, Richtung Boden. Bis ganz unvermittelt eine laute Explosion die komplette Abdeckungsplatte der Falle aus der Verankerung riss. Dann griff eine Hand nach Spider-Man, packte dessen Handgelenk und riss den schlaffen, leblosen Körper nach oben und aus dem Wasser. „Oh Shit! Mach keinen Mist, Kleiner! Das kannst du mir und den Lesern doch nicht antun!!“ Deadpool packte Spider-Man an den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch. Aber sein Körper fiel einfach reglos zurück auf den Boden, als er ihn losließ. „Verflucht, ich hab mich doch so beeilt! Sterben ist nicht! Wag es ja nicht!“ Schnell schob er Spider-Mans Maske ein Stück nach oben, um zu sehen, ob er noch atmete. Aber da war... nichts. Automatisch fing er mit einer Herzdruckmassage an. „Komm, komm, komm, das ist nicht drin! Das ist kein Drama! Das ist 'ne Heldengeschichte!“ Kurz zögerte er, dann zog er Spider-Man die Maske ganz vom Kopf. „Sorry, aber Helden-nicht-demaskier-Codex kommt leider hinter Helden-nicht-sterben-lassen-auch-wenn-du-sie-enttarnen-musst-für-ne-ordentliche-Beatmung! Und DAS ist definitiv nicht, was ich mir unter meiner Chance, dich zu knutschen vorgestellt habe! Nur, dass du's weißt!“ Deadpool schob die eigene Maske hoch, hielt Spider-Man die Nase zu, überstreckte dessen Kopf und beugte sich zu ihm, wollte die Lippen auf Spider-Mans pressen, aber genau da spuckte der ihm einen Schwall Wasser mitten ins Gesicht und fing an, loszuhusten. Deadpool blinzelte irritiert, dann schüttelte er kurz den Kopf. „Ach komm schon! Wirklich?! Nicht mal jetzt?! Man, wie ich konsequent anständige Autoren hasse!“ Schnell stützte er Spider-Man ab, damit der sich zur Seite beugen und weiter Wasser ausspucken konnte und klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken. Spider-Man klammerte sich zitternd an Deadpools Arm und keuchte und hustete noch, behielt dabei die Augen geschlossen und versuchte, zwischen dem Husten gierig Luft zu holen. „Schon gut. Ruhig atmen. Es ist alles gut.“ Erst jetzt kam Spider-Man langsam wieder richtig zu sich. „Dead... pool...?“ Völlig neben sich sah er zu Deadpool auf, der sah ihm direkt ins Gesicht, dann stieß er unerwartet aus: „Waah! Beim Barte des Odin! DU bist die Memme aus der Schule!“ Spider-Man sah ihn ganz verwirrt an. „W-was?“ „Ah, sorry, falsches Kapitel. Den Spruch hab ich nur vergessen, zu bringen.“ Aber Spider-Man hörte schon nicht mehr hin, befühlte sein Gesicht und sah entsetzt auf die Maske, die neben ihm lag. Schnell stieß er Deadpool von sich und rutschte immer noch heftig atmend von ihm weg. „W-was hast du... wieso hast du...“ Auf der Stelle rieb er sich mit dem Handrücken über den Mund, während Deadpool ihn nur ganz enttäuscht ansah. „Was?! Nicht mal n Danke? Ich hab dich grad aus dem Fischtank geangelt bevor du in die ewigen Jagdgründe eingehst. Oder... Fischgründe. Wie auch immer. Und sorry, aber...“ Er deutete auf Spider-Mans Mund. „Außer der blonden Bitch im letzten Kapitel, hat meine neue Erzfeindin noch keinen da rangelassen.“ Spider-Man war total neben sich, er verstand kein Wort. Nur, dass Deadpool ihn gerettet hatte. Aber... wie... „Wo-woher... woher wusstest du, wo ich bin?“, wollte er wissen. Deadpool stand auf und hielt ihm die Hand hin. „Ääähm, ja. Das... Ich sagte ja, ich hab in meinem Gürtel immer alles dabei. Falls du dich an die kleine Aufzählung erinnerst.“ Spider-Man ließ sich hochziehen, wrang so gut es ging seine Maske aus und zog sie sich wieder über. „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Aber...“ Nun hielt er Deadpool doch die Hand hin. „Danke. Schätze ich.“ Deadpool ergriff seine Hand sofort mit beiden Händen und drückte sie. „Immer doch! Du darfst nicht sterben! Dann ist die Geschichte aus und es gibt 'ne drei Seiten lange Beschreibung, wie ich in Depressionen versinke und mir die Augen ausheule. Hm, obwohl... nein. Das ist ja verboten, dass ich 'n Weichei bin, sonst gibt’s wieder Ärger mit der Co-Produzentin, die das hier absegnen muss.“ Spider-Man zog die Hand zurück und rieb sich über die Arme. Entweder, Deadpool redete schon wieder dermaßen unverständliches Zeug, dass es NIEMAND im ganzen Universum verstand, oder ihm waren gerade ein paar Gehirnzellen beim fast ertrinken abgestorben. Erst jetzt sah er sich genauer um. Was war das hier? Ein Labor? Sah so aus. Unterirdisch. Das passte zu dem, der versucht hatte, ihn umzubringen. Und die Lichter, die er zuvor in der Dunkelheit gesehen hatte? Die gehörten in der Tat zu mehreren Apparaturen und Computern. Das sah aus, als wären da Kühlvorrichtungen, was auch immer der Doc da aufbewahren mochte. Und eines der Schaltpulte sah aus, als hätte jemand mit Waffengewalt darauf eingeprügelt. Wahrscheinlich Deadpool, der versucht hatte, die Abdeckung so zu öffnen. Aber Spider-Man konnte einfach nicht richtig nachdenken. Er merkte, wie er zitterte, ihm fiel jetzt erst auf, wie kalt ihm war. Kein Wunder. „Alles klar, Kleiner? Du gehörst sofort ab nach Hause und in ein warmes Bett“, befand auch Deadpool gleich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Spider-Man rieb sich weiter über die Arme und schüttelte den Kopf. „Das geht nicht! Ich muss Hydroman noch erwischen und den, dem ich den Tauchgang verdanke!“ Fast lässig winkte Deadpool ab. „Kein Stress. Um dein Abwasserproblem kümmern wir uns zusammen. Ich hab da so 'n Gefühl, dass wir den im Team locker packen. Er hat übrigens da lang die Biege gemacht, als er mich gesehen hat.“ Er deutete auf einen weiteren Gang, dann zog er ebenfalls seine Maske wieder zurecht. „Was meinst du? Einmal den Schleudergang einlegen für den Typ und dann spendier ich dir 'n Kinderpunsch zum Aufwärmen?“ Spider-Man versuchte das Zittern zu unterdrücken. Ganz toll. Ausgerechnet DEADPOOL hatte sein Gesicht gesehen und wusste jetzt, dass er noch zur Schule ging. Aber zugegeben, je schneller das erledigt war und er nach Hause konnte, desto lieber war es ihm. Er fror wirklich erbärmlich. „Na schön. Du hilfst mit. Aber nur dieses eine Mal!“ Deadpool ballte die Faust und zog den Arm in einer Sieg-Geste an sich. „Yesss!“ Dann deutete er nach vorne in Richtung des Gangs. „Los, schnapp ihn dir, Tiger! Ich geb dir Rückendeckung.“ Spider-Man schüttelte seine Handgelenke aus. Hoffentlich funktionierten die Netzwerfer nach dem Bad noch. Aber sie waren zum Glück unversehrt und er konnte sich sofort in Richtung des Gangs schwingen. Zwar zitterte er sofort noch mehr, denn es war eiskalt und die Zugluft beim Schwingen machte es nicht besser. Aber jetzt hieß es, Zähne zusammenbeißen und durch. Auch hinter dem Gang verbarg sich ein Raum, der wie ein unterirdisches Labor anmutete. Kein Wunder. Der, der hinter dem Lockvogel Hydroman steckte, operierte gerne in solchen Verstecken. Möglichst tief unten. Möglichst da, wo Wasser war. Spider-Man ließ den Blick schweifen. Viele seltsame Gerätschaften. Es sah so aus, als wäre hier alles darauf ausgerichtet, jemanden – er nahm an, sich selbst – gefangen zu nehmen und irgendwelche komischen Experimente durchzuführen. Proben zu gewinnen und zu konservieren. Der Doc, oder besser gesagt, Doktor Otto Ocatvius, alias Doctor Octopus, war hinter ihm her, seit er angefangen hatte, mit seinen Kräften auf Verbrecherjagd zu gehen. Immer danach lechzend, ihn in seine Finger oder Metallarme zu bekommen und an sein Blut und seine DNA zu kommen, um seine eigenen Mutationen mit Spider-Mans Kräften zu erschaffen. Dass er dafür Spider-Mans Tod in Kauf nahm, hatte er nun mehr als deutlich wieder mal bewiesen. Aber wo steckte der Doc? Und Hydroman? Hier ging es nirgends raus. Denn hier waren keine Kanäle, durch die er hätte flüchten können. Nur viele Nischen und dunkle Ecken. „Sag mal“, hörte er Deadpool hinter sich, der ihm nachgelaufen war. „Wieso enden eigentlich so viele von euch auf 'Man'? Das klingt doch – sorry, nix gegen dich, du bist klein und weißt es wahrscheinlich nicht besser – total lahm. Weißt du, was richtig gut käme? THE Spider. Einfach nur THE vorne dran. Ohne Man. Dann kannst du toll in Cross-Overs genannt werden!“ Er machte eine Geste, als würde er einen Titel in der Luft andeuten. „Deadpool and THE Spider! Thor and THE Spider! Avengers and THE...“ Spider-Man packte ihn am Kragen und riss ihn mit sich an einem Spinnfaden hoch, als ihn sein Spinnensinn warnte und aus dem Dunkel einer Ecke plötzlich eine Welle heran rauschte. Sofort klammerte Deadpool sich an ihn. „Woa! Das ist aber 'n bisschen mehr Wasser, als gerade eben noch!“ „Wir sind in der Kanalisation. Er kann Wasser absorbieren und wird größer!“, war auch Spider-Man nicht gerade erfreut. „Oh! Du meinst, so wie mit Sand der Sandmann? HA! Da! Noch so 'n 'Man'! Jetzt fühl ich mich toll! Mein Name ist cool!“ „Halt die Klappe! Ich muss mir überlegen, wie wir den kleinkriegen!“, herrschte Spider-Man Deadpool an. Vielleicht doch die Nummer mit den Granaten nochmal? Aber da sah er, dass Hydroman durch den Gang die Flucht antrat. Und im anderen Raum war ja noch viel mehr Wasser! Nicht gut. Wenn Hydroman richtig 'auftankte', konnte er gut und gerne auf Hochhausgröße anwachsen. Und auf einen zweiten Tauchgang im Inneren eines Bösewichts konnte Spider-Man getrost verzichten. „Hey, Kleiner, ob du's glaubst oder nicht, aber ich hab 'ne Idee!“, brachte ihn Deadpool wieder zurück in die Wirklichkeit. „Bring uns rüber, lenk ihn fünf Minuten ab, dann kümmer ich mich um den Typ!“ Skeptisch sah Spider-Man ihn an. „Na los! Oder willst du, dass er stiften geht? Mach dir keine Sorgen! Ich weiß schon, was ich tue!“ Spider-Man atmete tief durch und schwang sich mit Deadpool im Schlepptau hinter Hydroman her. „Ich mache mir immer Sorgen, wenn du mir sagst, ich soll mir keine Sorgen machen. Was hast du vor?“ Er setzte sie beide wieder in dem Raum mit dem bis zum Rand mit Wasser gefüllten Tank ab und ging sofort in Angriffsstellung, als er sah, dass Hydroman in ebendiesem verschwand. Zu spät! Er hatte das Wasser schon erreicht! „Lenk ihn ab! Hol ihn weg von den Containern und Schränken da drüben!“, rief Deadpool ihm zu und lief los. Spider-Man nickte nur knapp. In dem Moment barst der Tank, der sein Grab hätte werden sollen und daraus hervor quoll ein metergroßer Hydroman. Schnell sprang Spider-Man hoch, zog sich mit einem Spinnfaden aus dem Weg, dann packte er sich im Weiterschwingen einen Teil der abgesprengten Metallverkleidung des Tanks und drosch damit auf die gewaltige Gestalt ein, während er aus dem Augenwinkel sah, wie Deadpool von den Wassermassen erst mal weggeschleudert wurde, sich dann aber fing und über ein paar Rohre ein Stück nach oben kletterte. Da standen tatsächlich weitere siloartige Gebilde und noch mehr Apparaturen direkt neben den Schränken, die wie große Kühllager aussahen. Wollte er wieder alles kurzschließen? Wie bei Electro? Aber das schienen seiner Meinung nach keine Generatoren zu sein. Hydroman holte aus und schlug nach Spider-Man, der gerade noch ausweichen konnte, ehe er Hydromans riesige Wasserpranke mit der Metallplatte einfach zerteilte. „Wegen dir habe ich meine Prämie verloren! Weil du nicht tot zu kriegen bist! Aber das werde ich jetzt korrigieren! Niemand kann Wasser so kontrollieren, wie ich! Denn ich BIN das Wasser!“, schrie Hydroman ihm entgegen und dann kam eine ganze Wasserwand auf Spider-Man zu, die ihn von seinem Spinnfaden riss und gegen die nächste Wand schleuderte, wo er auf das metallverkleidete Mauerwerk prallte und zu Boden ging. „HEY, Mr. Splash Mountain! Wie gut bist du in Physik?!“, hallte da Deadpools Stimme durch den ganzen Raum. Spider-Man hob etwas benommen den Kopf und sah ihn vor den großen Containern mit gezückten Schwertern stehen. Die Wassermassen setzten sich sofort in Deadpools Richtung in Bewegung. „Ich zeige dir MEINE Physik, du Störenfried! Mit wie viel Geschwindigkeit muss ein Körper auf eine harte Wasseroberfläche treffen, um komplett zerschmettert zu werden?! Ich werde es dir demonstrieren!“ „Sorry, kein Bedarf. Nachhilfe hab ich aus Prinzip immer geschwänzt. Aber eins hab ich mir gemerkt!“ Die Wassermassen schossen jetzt auf Deadpool zu, der sprang hoch und nach hinten, holte aus und stieß die Schwerter in die großen Container, aus denen eine dampfende Flüssigkeit direkt Hydroman entgegen spritzte. „Hoch mit dir, Schätzchen! Jetzt wird’s 'n bisschen frisch!“ Spider-Man hatte sowieso schon seinen Alarm läuten hören, zog sich mehr automatisch an einem Spinnfaden nach oben und beobachtete von der obersten Wand aus, wie das Wasser sofort mit der Flüssigkeit reagierte. Aber ganz anders, als er erwartet hatte, denn... „Gefrierpunkt von Wasser: 0 Grad. Flüssiger Stickstoff aus Kühlaggregaten um teure Materialien wie Blut und Zellen vorm Auftauen zu schützen: -196 Grad. Wissenschaft ist cool. Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Deadpool ging auf den Kühlaggregaten in die Hocke und sah in aller Ruhe dabei zu, wie Hydroman nach einem kurzen Aufschrei zu einer spiegelnden, glatten Eisfläche gefror. „Alles klar bei dir Kumpel?!“, rief er zu Spider-Man herüber, der nur nicken konnte. Wow, Deadpool hatte tatsächlich einen funktionierenden Plan gehabt. Dafür wurde ihm selbst jetzt erst recht wieder kalt. „Ich... ich muss noch... Der Doc... Er muss hier irgendwo...“, fiel ihm dann auch noch ein. Mit einem Satz war Deadpool auf der Eisfläche und glitt elegant zu Spider-Man herüber, das letzte Stück rutschte er sogar rückwärts und stoppte dann mit weit offenen Armen direkt unter ihm. „Lass gut sein, Spidey. Hier ist keiner mehr. Die großen böse Oberfieslinge kommen immer erst zum spielen raus, wenn sie denken, der Gegner wehrt sich nicht mehr. Und wir wehren uns sogar zu zweit. Also sein ein braver Junge und komm da runter, damit wir nach Hause können. So langsam wird mir nämlich auch kalt. Und das will was heißen bei 'nem Kanadier!“ Langsam ließ Spider-Man sich an seinem Spinnseil nach unten, wobei er die Finger schon arg darum krampfte, weil ihn so fror. Deadpool glitt in einer kleinen Runde und mit auf dem Rücken verschränkten Armen rückwärts um ihn herum. „Auf 'ner Eislaufbahn war ich ewig nicht. Weckt richtiges Nostalgiefeeling in mir. Wenn du dann noch weißt, dass du gerade auf dem Gesicht deines Gegners rumrutschst, ist es gleich doppelt so schön. Solltest du auch mal probieren.“ Spider-Man setzte vorsichtig die Füße auf die glatte Oberfläche und schüttelte langsam den Kopf, dann sah er sich um. Aber Deadpool hatte wohl recht. Hier war niemand mehr. Sein Spinnensinn gab Ruhe. Der Doc hatte sich bestimmt ein geschütztes Plätzchen gesucht, um abzuwarten, dass er ertrank und wäre erst danach aufgetaucht, um was auch immer mit seinem Körper anzustellen. „Wie wär's mit 'ner Runde Paarlaufen, als Dankeschön fürs Retten“, plapperte Deadpool einfach weiter und Spider-Man fragte mehr automatisch: „Wieso... kannst du das?“ Überrascht stoppte Deadpool. „Was? Eislaufen? Ich sagte doch, ich bin Kanadier. Das ist 'ne angeborene Superkraft. Also? Wie sieht's aus? Einmal Yuri on Ice für die Fangirls?“ Er hielt Spider-Man die Hand hin. „Ich persönlich finde ja, dass Männereiskunstlauf eine der erotischsten Sportarten überhaupt ist!“ „Igitt! Spar dir das!“ Spider-Man wich langsam rutschend vor ihm zurück und rieb sich wieder zitternd über die Arme. „Ich geh jetzt nach Hause. Genug für einen Abend. Genug für einen Tag! Ich will nur noch in mein Bett.“ Ganz enttäuscht ließ Deadpool Arme und Kopf hängen. „Awww! Dann eben nicht. Nimmst du mich wenigstens mit nach oben? Beim Klettern kann ich dafür mit dir nicht mithalten.“ Ganz langsam nickte Spider-Man. „Festhalten.“ Mit einem freudigen Laut legte Deadpool die Arme um Spider-Mans Nacken. Dann schauderte Spider-Man unangenehm auf, als Deadpool ihn ganz fest an sich drückte. „W-was tust du da?! Du kannst dich auch 'normal' festhalten!“, protestierte er und schauderte erneut auf, als Deadpool ihm ins Ohr raunte: „Ich will nur, dass du weißt, dass ich jetzt doppelt so gut auf dich aufpassen werde. Weil du noch so klein bist.“ Beleidigt giftete Spider-Man ihn an: „Ich bin nicht KLEIN! Ich bin stärker als du! Halt dich fest und halt den Mund! Sonst bleibst du hier!“ Er zog sich mit Deadpool an einem neuen Spinnfaden durch die Öffnung ganz oben in der Decke des Raumes, durch die er in das unterirdische Labor mit der Falle gelockt worden war, zurück in den Kanalschacht. „Ich muss dem Aufräumdienst Bescheid geben, dass die Hydroman hier mit ein paar Eispickeln aus dem Fußboden schlagen können“, murmelte er vor sich hin, während er sich wieder über die Arme rieb, nachdem er Deadpool abgesetzt hatte. Dann sah er Deadpool an. „Also schön, raus damit. Wie hast du mich gefunden? Woher wusstest du, wo ich bin?“ Das musste er jetzt einfach wissen. Deadpool fuhr sich verlegen über den Nacken. „Ähm, ja...weißt du... Das... liegt an 'ner kliiitzekleinen Sache aus meinem Gürtel.“ Er stützte sich, wie schon beim Kampf gegen Rhino, auf Spider-Mans Schulter ab. „Weißt du noch? Allzeit bereit?“ Fragend sah Spider-Man ihn an und schob ihn von sich weg, als Deadpool ihm auf den Rücken klopfte. „Schluss mit der Geheimnistuerei! Mir ist kalt, ich bin nass und ich bin gerade ein bisschen mies gelaunt, weil man versucht hat, mich zu ertränken! Außerdem treibe ich mich mitten in der Nacht in dunklen Kanalschächten rum UND darf mir den Kopf darüber zerbrechen, was Doc Oc vorhat, wo er steckt und ob er mein Gesicht gesehen hat! Dank DIR!“, fuhr er Deadpool an. „Oh... Dann wirst du das jetzt nicht mögen...“ Spider-Man starrte ihn wortlos an. Deadpool hob langsam die Hand und hielt ihm einen kleinen, flachen, metallenen Gegenstand unter die Nase. „Ist das... ist es das, was ich denke, dass es ist?! Hast du mir einen Peilsender an den Anzug geheftet?! Deadpool!“ Mehr aus Reflex tastete Spider-Man über seinen Nacken und Rücken über die Stelle, auf die Deadpool mit der Hand geklopft hatte. Schnell machte Deadpool zwei Schritte rückwärts. „Was denn?! Es war doch... nützlich. Oder etwa nicht? Halt mir ja nicht vor, dass ich dir das Leben gerettet hab! Und ich wollte eben sicher gehen, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst. Nachdem mich der Hornschädel mit dir verwechselt und dann versucht hat, mich anzulocken. Da dachte ich, als du aufgetaucht bist, es wäre nicht so übel, 'n Auge auf dich – oder besser gesagt 'n Peilsender auf dir – zu haben. Das kam mir nämlich nicht ganz koscher vor“, erklärte er und fügte hinzu: „Hm... sind Nashörner koscher? Egal! So und jetzt ist der Moment, in dem du dich überschwänglich bei mir bedanken musst! Weil ich so vorausschauend denke!“ Spider-Man starrte ihn nur wieder an. „Er hat dich angelockt? Und das sagst du erst jetzt?!“ Dann war also auch schon Rhino darauf angesetzt worden, ihn irgendwohin zu locken. Um ihn zu töten? Ja natürlich. Er hatte ja was davon gefaselt, dass Unschuldige angreifen ihn auf den Plan rief. „Sieht so aus, als würde dein komischer Onkel Doktor alles an gestörten Kleinkriminellen mit Sonderfähigkeiten einsetzen, um dich zu erwischen. Also jetzt bin ich definitiv dafür, dass du den Peilsender behältst, falls ich dich wieder raushauen muss.“ Sofort streckte Deadpool ihm die Hand mit dem Sender entgegen. „Vergiss es! Das sind meine Gegner! Und du stalkst mich nicht! Wehe! Ich bin dir dankbar fürs aus dem Tank fischen. Aber ich will trotzdem nichts mit dir zu tun haben! Das bringt nur Ärger!“, schimpfte Spider-Man augenblicklich und drückte Deadpools Hand weg. Dann drehte er sich um und marschierte zurück in die Richtung, in der er den Kanaldeckel vermutete, durch den er gekommen war. „Hey! Warte! Mein Anstand gebietet es mir, dass ich dich heil zuhause abliefere! Es ist doch schon nach zehn!“ Kurz zuckte Spider-Man genervt zusammen, drehte sich um und zog Deadpool an einem Spinnfaden zu sich heran. „Wenn du IRGENDWEM verrätst, wer ich bin, wird aus Deadpool 'Dead'-Deadpool.“ Deadpool wirkte sichtlich irritiert. „Aber ich kenn dich ja gar nicht. Ich weiß doch gar nicht, wer du bist.“ Spider-Man wollte etwas erwidern. Aber der Idiot hatte recht. So ein Glück! Bloß, weil er sein Gesicht gesehen hatte, hieß das ja noch lange nicht, dass er wusste... „Okay, du bist 'n Schulkind. Du gehst auf die Midtown. Oder du bist der Sohn des Hausmeisters. Oder beides. Dann hast du ja zwei Geheimidentitäten!“, fing Deadpool da schon an zu spekulieren, woraufhin Spider-Man ihn am Kragen packte und leicht schüttelte. „Wenn du mich enttarnst, sorg ich dafür, dass J.A.R.V.I.S. dich zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt! Mit Abschussprämie!“ Beschwichtigend hob Deadpool die Hände. „Hey, wow, langsam. Ich verrate dich schon nicht. Helden-Bro-Code! Und nur so nebenbei: Ich BIN schon auf der Feinde-der-Avengers-Liste. Immer so zwischen Red Skull und Loki. Variiert von Comic zu Comic, zu Film, zu Universum. Und zur Finanzlage von Tony und mir.“ Kopfschüttelnd ließ Spider-Man ihn los. „Du hast doch gar kein Geld.“ „Ja, in den Geschichten DIESER Autorin nicht, nein. Die gönnt mir ja eh so gar keinen Spaß.“ Mit einem lauten, frustrierten Seufzer wandte Spider-Man sich wieder von ihm ab. Gar nicht fragen. Einfach weggehen. Aber schon schloss Deadpool wieder zu ihm auf. „Ich hab dein Geschenk vergessen!“ Verwirrt sah Spider-Man zu ihm, blieb aber nicht stehen. „Was?“ „Na dein Weihnachtsgeschenk!“ Einfach ignorieren. Nicht fragen. „Ich bring es dir vorbei. Hast du Montag Schule? Oder ist wegen Rhino geschlossen? Oder hast du schon Ferien?“ „Du kreuzt NICHT bei mir in der Schule auf!“ Deadpool machte nur ein bedauerndes „Awww!“, das aber deutlich amüsiert klang. Na das hatte ihm gerade noch gefehlt. Oh Gott, wenn er nun wirklich an der Highschool auftauchte und ihn da vor allen anderen bloßstellte! Wenigstens waren sie jetzt an dem offenen Kanaldeckel angekommen. „Darf ich wieder...“, fing Deadpool an, aber Spider-Man sagte nur völlig emotionslos: „Benutz die Leiter“, ehe er sich selbst mit einem Spinnfaden nach oben zog. Draußen schneite es nun heftig und es war richtig still auf der Straße, in der sie herauskamen. „Och kuck doch. Ist das nicht romantisch?“ Schon hatte Spider-Man Deadpools Arm um seine Schultern liegen. „Hach ist das blöd, dass ich mir jetzt die zotigen Sprüche sparen muss, bis du alt genug bist, um sie zu verstehen.“ Erneut stieß Spider-Man ihn von sich weg, aber Deadpool packte sein Handgelenk und zog ihn wieder an sich. „Mal Spaß beiseite, Kleiner. Denkst du, du bist okay?“ Oha, plötzlich so ein ernster Ton? Spider-Man nickte. „Also... überhaupt. Nicht nur nach dem, was da gerade passiert ist. Das Heldenbusiness ist 'n verdammt hartes Pflaster. Pass auf, dass du nicht unter die Räder kommst. Wär verflucht schade um dich, Spidey.“ Spider-Man starrte Deadpool nur an. Wo kam das denn auf einmal her? „Ist nur 'n gut gemeinter Rat. Weil du doch noch 'n Kind bist. Pass auf dich auf.“ „Ich bin kein Kind“, maulte Spider-Man trotzig und klang dadurch erst recht wie eins. „Und ich passe immer auf!“ Noch immer hielt Deadpool sein Handgelenk fest. „Heh, ja. Hab ich gesehen. Mehrere Male, um genau zu sein.“ Er zog ihn noch etwas näher zu sich. „Nur, damit du's weißt: Ich passe auch auf. Immer. Und das ist gut so, denn sonst wären wir nicht das beste Cross-Over-Team aller Zeiten.“ „Wir sind kein Team“, murmelte Spider-Man nur. Es wurde gerade wieder echt unangenehm. Kurz drückte Deadpool sein Handgelenk etwas fester, so dass Spider-Man fast Angst hatte, er würde den Netzwerfer auslösen, dann hörte er ihn sagen: „Geh nach Hause und wärm dich auf. Sonst holst du dir noch den Tod. Und Tod durch Lungenentzündung kann ich leider nicht verhindern. Huschhusch. Den Aufräumdienst ruf ich für dich. Wir... sehen uns. Denke ich... Hoffe ich... Bin ich mir fast sicher.“ Er ließ Spider-Man los und kreuzte die Finger. Unschlüssig sah Spider-Man ihn an, dann auf den Boden, dann wieder zu ihm. „Nicht, wenn ich es verhindern kann“, meinte er halb scherzhaft. Deadpool legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Pass auf dich auf, Kleiner. In dieser Stadt leben eindeutig zu viele Gestörte. Ich weiß, wovon ich rede. Und ich wäre echt am Boden zerstört, wenn dir einer von denen was Schlimmes antut.“ Damit wandte er sich zum Gehen. Spider-Man sah ihm nach, dann rief er: „Hey!“ Deadpool blieb stehen und sah sich um. „Danke... für... dass du... Danke, einfach.“ Kurz deutete Deadpool ein Herz mit den Händen an. „Jederzeit, Spidey-Kumpel, jederzeit. Los, verschwinde! Ab ins Bett! Bevor du erfrierst oder krank wirst!“ Er winkte Spider-Man und der machte sich nun wirklich auf den Weg nach Hause. So kalt war ihm noch nie in seinem Leben gewesen und er zitterte nur noch in einer Tour, so dass er beinahe ein paar mal vom Spinnseil gefallen wäre. Auch zuhause wurde und wurde ihm nicht recht warm. Kein Wunder, sein Fenster war ja die ganze Zeit geöffnet gewesen und auch in seinem Zimmer war es eiskalt. Da nutzte es auch nicht viel, sich unter der kalten Bettdecke zu verkriechen. Und ihm wurde sogar noch kälter, wenn er daran dachte, dass er ohne Deadpool jetzt tot wäre. Das musste er unbedingt ausblenden. Wenn er wusste, seine Feinde trachteten ihm nach dem Leben und würden es wieder und wieder versuchen, würde er nicht mehr dort rausgehen können. Nicht mehr als Spider-Man. Aber das würde er niemals zulassen! Dass seine Feinde ihn einschüchterten! Egal, ob Kind oder nicht! Er war ein Held! Außerdem... hatte er etwas, was nicht jeder Held von sich sagen konnte. Nämlich so etwas wie einen persönlichen, wenn auch etwas sehr gestörten, aber dafür umso gefährlicheren Wachhund. Und mit einem Gedanken schlief er dann doch irgendwann ein, nämlich dass er vielleicht... ja ganz vielleicht... daran irgendwann ja auch noch etwas positives finden können würde... Kapitel 5: Ein Jahr ist nicht genug 01 -------------------------------------- Was für ein Gedränge. Als ob es noch nie einen Weihnachtsmarkt gegeben hätte und ganz New York den jetzt sehen musste. Und er hatte sich überreden lassen, sich dort noch zu treffen, um letzte Besorgungen für Weihnachten zu machen. Wenigstens war er nun auf dem Heimweg. Zumindest versuchte er es. Gott, was hätte er darum gegeben, sich einfach mit einem Spinnfaden nach oben zu ziehen. Er war Dank dem letzten Einsatz eh ziemlich angeschlagen. Die Kälte hatte ihm gar nicht gut bekommen, denn... „Hatschiii!“ „Gesundheit“, erklang es irgendwo halb hinter ihm. Und noch bevor er mehr automatisch „Danke“ murmeln konnte, folgte ein: „Warst du etwa nicht gleich brav im Bett und hast dich aufgewärmt... Peter Parker?“ Peter wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und er fuhr erschrocken herum. Diese Stimme. Das durfte nicht wahr sein! „DU!?“ Der Typ im dunklen Hoodie, dessen Kapuze er sich weit ins Gesicht gezogen hatte, war ihm nur halb zugewandt. Und trotzdem konnte Peter das Grinsen deutlich sehen, dass er auf den Lippen hatte. Ohne lange nachzudenken, packte er den anderen am Handgelenk und zerrte ihn durch die Menschenmenge, zwischen zwei Ständen hindurch und schubste ihn dann gegen die hölzerne Rückwand des einen Stands, wo sie sonst keiner sehen konnte. „Wo... woher hast du meinen Namen?! Ich hab dir verboten, mich zu stalken! Wehe, du deckst meine Identität auf!“ Sofort hob der andere abwehrend die Hände. „Wow! Immer sachte, Kleiner! Ganz ruhig. Ich hab doch gar nichts getan.“ Augenblicklich drückte Peter dem Typen den Unterarm hart gegen die Kehle und ihn fester gegen die Rückwand des Stands. „Woher hast du meinen Namen?!“ Einen kleinen Moment lang konnte er nicht anders, als das Gesicht seines Gegenübers zu mustern. So ganz ohne Maske. Die vielen Vernarbungen. Und trotzdem er ihn so fest hielt, dieser belustigte Ausdruck auf seinem Gesicht. „Woher hast du meinen Namen?!“ „Du glaubst ja gar nicht, wie bereitwillig 'ne Highschool dir Zugang zu den Jahrbüchern gibt, wenn du denen was erzählst, von wegen du willst dir 'ne Liste für Dankschreiben zusammenstellen, anlässlich einer Benefiz-Spendensammlung für den armen, ehemaligen Mitschüler, der das tragische Opfer eines Brandes wurde...“ Ungläubig starrte Peter sein Gegenüber an. „Du... du hast... was?“ „Schickes Jahrbuchfoto übrigens. Du bist im Fotografie-Wahlkurs? Falls du mal 'n Modell brauchst...“ Auf der Stelle erhöhte Peter den Druck auf den Hals des anderen. „Halt die Klappe, Deadpool!“ „Hoho! Das ist aber nicht die feine Art! Mir was von 'ja nicht enttarnen' vorheulen und dann selber laut meine geheime Heldenidentität rausplärren. 'N echtes No Go, Kumpel.“ „Erstens: Du bist KEIN Held! Zweitens: Deine Identität ist NICHT geheim, weil du jedem dahergelaufenen Kleinkriminellen und jedem echten Held und einfach JEDEM der es wissen oder auch nicht wissen will, sofort deinen Namen verrätst! JEDER kennt dich! Und drittens: KEINE KUMPEL!“ Der andere fixierte Peter mit einem durchdringenden Blick. „Im Ernst? Trotz Leben retten und so? Hey... sag mal... Was sagt eigentlich dein Imageberater dazu, wenn der brave Einserschüler auf dem Weihnachtsmarkt wehrlose Besucher bedroht und gewalttätig wird?“ Sofort ließ Peter ihn los, auch wenn er das eigentlich nicht wollte, behielt ihn aber genau im Auge. Deadpool... oder besser gesagt Wade Wilson, rieb sich über den Hals und wirkte noch immer mehr als belustigt. Was Peter gleich noch wütender machte. „Wehe, du verrätst mich! Egal, an wen oder warum, Wilson!“ Peter zuckte leicht zurück, als Wade ihm plötzlich ganz nahe kam. „Niemand bekommt von mir deine Identität... Parker.“ Das Letzte betonte Wade extra und grinste. „Mir egal, ob ich nicht dein Freund bin. Für mich bist du aber meiner. Und einen Freund verrate ich nicht. Außerdem bist du 'n Kind. Und auch, wenn ich nicht gerade so aussehe... Ich pass auf Kiddies auf. Ist 'n Muss für jeden halbwegs anständigen...“ Er stockte grübelnd. „Was bin ich denn dann, wenn ich kein Held bin?“ Peter schob ihn zur Seite. „Lass mich einfach zufrieden!“, wollte er sich gar nicht mehr weiter mit ihm abgeben. Das war gerade eine Katastrophe. Deadpool hatte rausgefunden, wer er war. Deadpool kannte seine Identität. Das war ein Alptraum! „Hey!“, rief Wade ihm nach, als Peter zurück auf den Markt und sich auf den Heimweg machen wollte. Das brachte ihn dazu, nochmal stehen zu bleiben und ihn anzusehen. „Ich verrate es niemandem, Kleiner. Pfadfinderehrenwort! Auch... wenn ich nie bei denen war. Diese kurzen Hosen schmeicheln nun wirklich NIEMANDEM.“ Peter schnaufte genervt und rollte mit den Augen. „Oh! Übrigens hab ich was für dich!“, fügte Wade schnell hinzu. „Ich will nichts von dir!“, beeilte Peter sich zu sagen. Wade grinste nur. „Ja, ja, das sagen sie am Anfang alle...“ Peter wurde ungewollt rot auf den Wangen. „Du Freak! Komm mir ja nicht mehr zu nahe!“ Schnell drehte er sich um und sah zu, dass er wegkam, hörte aber noch Wade hinter sich herrufen: „Komm heute Nacht her! In Arbeitskleidung! Ich hab was für dich! Das ist wichtig! Du wirst es lieben! Okay, erst vielleicht nicht... aber es ist verdammt wichtig, dass du kommst!“ Nein. Nein, nein, nein! Auf gar keinen Fall! Peter schob sich schnell durch die Leute und suchte sich den kürzesten Weg runter vom Gelände des Weihnachtsmarktes und nach Hause. Dort verkroch er sich fürs erste in seinem Zimmer und zerbrach sich den Kopf darüber, wie er damit umgehen sollte, dass Deadpool seine Identität kannte. Klar konnte er ihm tausend mal versichern, dass er nichts sagte. Aber immerhin war das Deadpool! Und was war dessen Wort schon wert? Warum auch, hätte er sich sonst überhaupt erst die Mühe machen sollen, herauszufinden, wer er war? Er hätte es auch einfach dabei belassen können. Der restliche Tag verging. Und als Peter nach dem Abendessen wieder in seinem Zimmer saß und noch ein Videospiel spielte, hatte er schon fast für sich beschlossen, dass er sich erst mal keine Gedanken mehr machen wollte. Er konnte es eh nicht ändern. Und es machte ihn nur verrückt, wenn er stundenlang darüber grübelte. Unsicher sah er zum Fenster. Sollte er Deadpools 'Einladung' folgen? Was konnte denn so wichtig sein, dass er ihm geben wollte? Bestimmt war es das nicht wert. Bestimmt nicht. Peters Blick ging zwischen dem Fenster und dem Fernseher hin und her. Er konnte sich nicht konzentrieren. Mist! Nun hatte er auch noch das Level verhauen. Mit einem lauten Seufzer schaltete er die Konsole ab. Na schön. Nur mal kurz sehen, was der Idiot wollte. Und ihn gehörig verdreschen, wenn er ihn für irgendeinen Schwachsinn nachts aus dem Haus lockte. Peter zog sich schnell um, rief durch die halboffene Tür ein „Ich geh schlafen! Gute Nacht, Tante May!“, nach unten, damit sie nicht mehr zu ihm kam und verschloss die Tür dann. Okay. Und los! Ungesehen und ohne Zwischenfall kam er bei dem nun dunklen Markt an. Auf einem der Stände sah er eine dunkle Gestalt sitzen. Das musste er sein. Kaum hörbar landete er halb hinter Deadpool, der auf sein Handy sah und irgendetwas zu spielen schien. „Na schön, du hast fünf Minuten.“ Deadpool zuckte mit einem erschrockenen Laut zusammen und ließ fast sein Handy fallen. „Man! Schleich dich nicht so an! Das ist mein Job!“ Schnell steckte er das Telefon in die Tasche, die bei ihm stand und klopfte neben sich. Spider-Man verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an. „Vier Minuten.“ „Okay, okay! Ich wollte dir was geben. Und dann hab ich noch eine große Überraschung für dich.“ „Oh, wow, gleich zwei Dinge, die ich von dir nicht will, zum Preis von einem“, frotzelte Spider-Man, woraufhin Deadpool auf ihn zeigte. „Das war böse und trotzdem echt gut! Los, nicht so schüchtern. Ich hab dir extra 'n Platz freigehalten. Leider hab ich das beheizte Sitzkissen nicht mit, also kann's sein, dass du dir, so wie ich, 'n bisschen deinen hübschen Hintern abfrieren wirst. Aber ich versprech dir, ist es total wert!“ Erneut klopfte er neben sich und nach kurzem Zögern nahm Spider-Man doch neben ihm Platz. Allerdings mit genug Abstand. Deadpool griff neben sich und suchte etwas aus der Umhängetasche heraus, die neben ihm stand. Dann drückte er Spider-Man ein eher schlampig verpacktes, schmales, rechteckiges Geschenk in die Hände. „Frohe Weihnachten, auch wenn's noch nicht so weit ist. Ich erlaube dir, dass du's schon jetzt aufmachen darfst, damit ich sehe, wie du dich freust.“ Unschlüssig sah Spider-Man auf das bunte Kindergeschenkpapier und drehte es in seinen Händen hin und her. „Eigentlich wollte ich dir ja einen Gutschein für 'ne Thai-Massage mit Happy End schenken, weil du immer so gestresst bist, wenn wir uns treffen. Aber... dafür bist du ja leider noch nicht alt genug. Weißt du überhaupt, was 'Happy End' bedeutet?“ Schon hatte Spider-Man das dringende Verlangen, völlig genervt aufzustehen und zu gehen und dabei Deadpool am besten noch einen Tritt mitzugeben. „Egal, wie auch immer, aufmachen! Das kannst du auf jeden Fall besser gebrauchen!“, forderte Deadpool ungeduldig und stieß ihn mit dem Ellbogen an. Spider-Man rollte mit den Augen, fummelte aber an dem Klebeband und Papier und riss das Päckchen auf. Zum Vorschein kam ein schmales Buch, das ziemlich nach Marke Eigenbau aussah und den sehr speziellen Titel trug: '101 Dinge, die du machen darfst, wenn du volljährig bist. Mit dem Deadpool-Gütesiegel' Kurz hielt er das Buch hoch und sah Deadpool an. „Echt jetzt? DAFÜR holst du mich nachts hier her?!“ Schnell griff Deadpool nach dem Buch und blätterte es vor Spider-Man durch. „Das ist super nützlich! Glaub mir! Das hab ich alles schon gemacht und überall, wo ich 'n Daumen hoch gegeben habe...“ „Okay, das reicht. Ich gehe. Gute Nacht, Wade.“ Schon machte Spider-Man Anstalten aufzustehen, aber Deadpool griff gleich nach seinem Arm und zog ihn zurück. „Wow, nein! Warte! Ich hab dich nicht nur dafür herbestellt!“ Mit einem Grummeln machte Spider-Man sich los, blieb aber sitzen. Erneut wühlte Deadpool in seiner Tasche und beförderte eine Thermoskanne daraus hervor. Jetzt runzelte Spider-Man die Stirn. Was wurde das denn, wenn's fertig war? „Ich hab dir doch 'n Kinderpunsch versprochen.“ Man konnte Deadpool den amüsierten Unterton deutlich anhören. Spider-Man stieß einen Seufzer aus. „Du machst mich fertig... Ehrlich...“ „Dafür bin ich bekannt. Ist 'ne Spezialität von mir. Komm schon. Ein Becher. Mir zuliebe. Oder meinetwegen auch der Story zuliebe. Sozusagen drauf anstoßen, dass du es ein weiteres Jahr mit mir ausgehalten hast.“ Er füllte eine leicht dampfende Flüssigkeit in zwei Plastikbecher und hielt einen davon Spider-Man entgegen. Der nahm zwar den Becher, sah aber misstrauisch auf das warme Getränk. „Ich hab mal wieder keine Ahnung, wovon du redest. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich was trinken sollte, das DU mir anbietest...“, war er noch immer sehr skeptisch dem Getränk gegenüber, auch wenn er zumindest die Maske ein Stück hochschob und daran schnupperte. Roch auf jeden Fall wie Punsch. „Aww! Traust du mir etwa nicht? Und das, obwohl ich dir dauernd das Leben rette und dein allerbester Freund bin?“, beschwerte Deadpool sich, schob selbst seine Maske ein Stück nach oben und setzte seinen Becher für einen Schluck an. „Is sogar extra alkoholfrei“, fügte er dann noch grinsend hinzu. „Und würde ich's selber trinken, wenn ich da was rein tue?“ Unsicher sah Spider-Man auf seinen Becher. „Du bist nicht mein Freund“, war alles, was er sagte, ehe er doch auch einen Schluck nahm. „Heh... Immer noch nicht? Diesmal machst du's mir echt schwer.“ Still trank Spider-Man noch ein paar Schlucke. Tat eigentlich ganz gut, weil es warm war und auch unerwartet gut schmeckte. „Na gut, du hattest mehr als fünf Minuten. Ich geh jetzt nach Hause“, kündigte er dann an und leerte den Becher. Deadpool drehte seinen in den Händen hin und her, ehe er ihn zur Seite stellte. „Ich bin noch nicht fertig mit dir.“ Fragend sah Spider-Man ihn an, während er seine Maske zurecht zog. „Was? Noch mehr Geschenke, die ich nicht will?“, meinte er in nicht mehr ganz so bösem und genervtem Ton. „Nein. Nicht für dich jedenfalls.“ Nun war Spider-Man völlig verwirrt. „Wie auch immer. Wir sehen uns... Fürchte ich.“ Er wollte aufstehen, da wurde ihm von einer auf die andere Sekunde ganz komisch. Was war denn auf einmal los? Ihm war ganz schwindlig und er hatte Mühe, sich richtig festzuhalten, um sich hoch zu stemmen. „W-was... Was zum...“ Fast rutschte er vom Dach des Stands. Doch da packte Deadpool erneut seinen Arm, diesmal um einiges fester und hielt ihn und zog ihn sogar näher zu sich. „Was... was hast du getan, Wade?!“, fuhr er ihn an und rutschte erneut fast ab, als er aufstehen wollte. „Ah, ah, ah. Nicht nett von dir. Ich wiederhole mich ungern, aber... Mich schreist du an, dass ich dich ja nicht verraten soll, aber du darfst meinen Namen einfach durch die Gegend plärren...“ Deadpool lehnte sich ganz nah zu ihm und zischte ihm fast bedrohlich zu: „...Parker?“ Spider-Man schüttelte leicht den Kopf und versuchte, sich zu befreien, merkte aber, wie ihm richtig schwummerig wurde und hielt sich unbewusst an Deadpool fest. „D-das Getränk“, stieß er ungläubig hervor. „A-aber... du... du hast doch auch...“ Seine Beine gaben komplett nach und er rutschte erneut weg. Doch Deadpools Griff blieb eisern und so fiel er nicht gleich um. „Zwei Dinge.“ Er hob zwei Finger der freien Hand. „Erstens: Ja, ich hab davon getrunken. Aber nur einen kleinen Schluck.“ Demonstrativ griff er nach seinem Becher und kippte den fast noch kompletten Inhalt vom Dach, ehe er den leeren Becher hinterher warf. Entsetzt starrte Spider-Man ihn an. Ihm wurde ganz schlecht. Und alles drehte sich immer mehr. „Und zweitens: Egal, was für Mittelchen ich da rein mixe und trinke, ich habe immer den einen Vorteil, den du nicht hast, Kleiner. Ich... heile.“ Spider-Mans Hand suchte wieder Halt an Deadpool, glitt aber ab. Keine Kraft mehr, sich festzuhalten. Alles verschwamm vor seinen Augen. „Sorry, Kumpel. Aber du bist wichtig, damit ich mein eigenes Geschenk bekomme.“ Spider-Mans Kopf weigerte sich, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Überhaupt noch einen Gedanken zu fassen. Ihm wurde ganz schwarz vor Augen. Dann gaben seine Beine endgültig nach, seine Hände rutschten ganz ab und noch ehe er komplett in sich zusammen sacken konnte, fing Deadpool ihn richtig auf. „Lang lebe der Cliffhanger. Wenn man mich schon nicht leiden kann... dann wenigstens richtig. Gute Nacht... Parker...“ Kapitel 6: Ein Jahr ist nicht genug 02 -------------------------------------- „... hab ich die Weihnachtsgratifikation noch nicht auf meinem Konto eingehen sehen. Für Lau arbeite ich nicht. Das war nicht der Deal.“ War das... Deadpool? „Nicht so ungeduldig. Du bekommst schon noch, was du verdienst.“ Diese Stimme. Oh nein. Nur ganz langsam lüftete sich der Nebel und die Dunkelheit wich aus seinem Kopf. Dafür spürte er nun einen deutlichen Druck in seinem Schädel. So, als hätte er einen Mordskater. Zumindest stellte Spider-Man sich genau so einen richtig üblen Kater vor. Seine Augen waren so schwer. Aber er konnte sich weder an den Kopf fassen, noch, sich über die Augen reiben, denn er konnte seine Hände nicht bewegen. War er... gefesselt? Er versuchte, die Fäuste zu ballen und die Fesseln zu sprengen, doch es fühlte sich an, wie Metall. Und zwar sehr sehr starkes, dickes Metall. Aus dem er nicht freikam. „Ah, es sieht so aus, als würde uns jemand mit seiner Anwesenheit beehren.“ Erneut diese unangenehme Stimme, die ihm irgendwie sehr bekannt vorkam und gleichzeitig seinen Spinnensinn gehörig zum Läuten brachte. Etwas kaltes, ebenfalls metallenes packte sein Kinn, hob seinen Kopf an und schien sein Gesicht hin und her zu drehen. Mit viel Mühe zwang er sich dazu, die Augen aufzublinzeln, sah aber erst nicht richtig, weil er noch seine Maske trug und die Augen nicht sofort richtig auf bekam. Doch dann riss er sie erschrocken auf, denn er sah sich direkt Doctor Octopus gegenüber. Automatisch ruckte und riss er an den Fesseln, dabei stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass auch seine Beine an die Wand, oder wo auch immer er stand, gefesselt waren. Der Griff von Doc Ocs Metallhand um sein Kinn wurde fester und er näherte sich seinem Gesicht. „Ein herzliches Willkommen. Schön, dir endlich mal wieder persönlich gegenüber zu stehen. Zu deinem Glück lebend, nicht wahr? Dabei hätte ich es so einfach haben können. Wenn nicht jemand hätte meinen müssen, sich einzumischen!“ Mit einem Ruck drehte er sich um, ließ Spider-Man dabei los und ließ sich auf den Metallarmen zu dem anderen Mann tragen, der ein Stück hinter ihm stand und prüfend über die Klinge eines seiner Schwerter rieb. „Was denn, was denn? Hätt ich den Kleinen ersaufen lassen, hätte das Kanalwasser am Stiel die Belohnung kassiert. Fürs Anlocken und so“, meinte Deadpool nur völlig ungerührt und sah nicht mal auf. Spider-Man starrte ihn völlig entgeistert an. Was ging denn hier vor? Was war hier los? Machten die etwa... gemeinsame Sache?! „Apropos Belohnung...“ Deadpool zog sein Handy hervor und hielt es dem Doc entgegen. „Kein Zahlungseingang. Das nächste Mal besteh ich auf Vorkasse und Paysafe!“ Doctor Octopus stieß einen höhnischen Laut aus. „Ich zahle niemals vor Erhalt der Ware oder vor Leistungserbringung. Du hast ja gesehen, was es mir gebracht hätte beim letzten Mal.“ „Du... du hast mich... an ihn verkauft?!“, fand Spider-Man nun endlich seine Sprache wieder. „Du mieser, hinterhältiger...“ „Ah, halt, stopp! Pass auf, was du sagst! Das ist nicht nett“, unterbrach Deadpool ihn und kam näher, wobei er sich mit der flachen Seite des Schwerts auf die Schulter klopfte. „Irgendwie muss ich ja auch mein Konto aufbessern. Und wenn ich das gleich noch mit 'ner Geschenk-Aktion verbinden kann... Gegner liefern, Cash kassieren. Wie heißt es so schön? Läuft bei mir.“ Spider-Man biss sich unter der Maske auf die Unterlippe. Er fühlte sich einfach nur schrecklich verraten. War Deadpool nicht so darauf aus, unbedingt sein Freund zu sein? Und dann tat er ihm DAS an? Lieferte ihn an seinen Erzfeind aus?! Und ließ sich dafür bezahlen! Er hatte das Gefühl, ihm wollten vor Wut am liebsten die Tränen kommen. Wie hatte er auch so dumm sein können? Deadpool war schon immer ein Söldner gewesen. Der tat alles für Geld. Und statt sich von dem Typ fernzuhalten, war er so blöd gewesen und war seiner Einladung gefolgt. Er hätte ihm doch nie über den Weg trauen dürfen! Nun fielen ihm auch ein paar von Deadpools Kommentaren ein, komische Dinge, die er gesagt hatte. Aber Deadpool redete immer so viel dummes Zeug, da gab er schon gar nichts mehr drauf. „Ja, ja, ich weiß schon, jetzt hat dir meine Skrupellosigkeit die Sprache verschlagen. Aber du wirst mich schon verstehen. Versprochen.“ Sofort zuckte Spider-Man weg, als Deadpool seinen Kopf tätschelte. „Fass mich nicht an! Wenn ich hier loskomme, ramme ich dich ungespitzt in den Boden! Du mieser Verräter!“ Lässig lehnte Deadpool sich neben ihn gegen die Wand. „Allein kommst du hier aber nicht los.“ Fast gelangweilt sah er erneut auf sein Handy und deutete mit dem Schwert in der anderen Hand auf Doctor Octopus. „Damit das Geld ankommt, muss man auf 'Senden' drücken. Ich weiß, Online-Banking ist kompliziert für alte Leute, aber ich hab's auch gelernt, also...“ Nervös sah Spider-Man zwischen Deadpool und dem Doc hin und her, der nun auch wieder näher kam. „Nerv mich nicht! Gleich! Erst will ich endlich wissen...“ Er streckte einen Metallarm in Spider-Mans Richtung und der versuchte, den Kopf irgendwie zur Seite zu drehen. Oh nein! Nein! Er würde ihm die Maske abnehmen! Er würde herausfinden, wer er war! Doch da stoppte Deadpools Schwert jede weitere Annäherung von Octavius' Metallarm, indem Deadpool es direkt zwischen Spider-Mans Gesicht und die Klaue schob. „Was soll das?!“, fuhr Octavius ihn an, aber Deadpool hielt nur das Handy hoch. „Ich warte.“ Genervt zog Octavius den Arm zurück und marschierte zu einem der vielen, im großen Raum verteilten Computerterminals, wo er wütend auf die Tasten einhieb. „Du bist eine unglaubliche Nervensäge! Da hast du dein Geld! Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst!“ Wohlwollend nickend nahm Deadpool ein Signal auf seinem Handy wahr, steckte das Schwert weg, checkte auf dem Handy etwas und steckte es anschließend weg, wobei er noch extra an seinem Gürtel herumfummelte, so als wollte er sicher gehen, dass die Tasche mit dem Handy auch ja gut verschlossen war. „Du Verräter...“, wiederholte Spider-Man nur wieder leise und entsetzlich enttäuscht. Da stellte Deadpool sich direkt vor ihn und packte die beiden Metallbeschläge, mit denen Spider-Mans Hände gefesselt waren, ehe er seinem Gesicht ganz nahe kam. „Money makes the world go round, Schätzchen. Das lernst du auch noch. Und wenn ich immer nur lieb und anständig wäre, käme ich ja zu nichts. Und du auch nicht.“ Er lehnte sich noch näher und redete nah an Spider-Mans Ohr ganz leise weiter. „Du machst dein Ding, ich.... meins. Du weißt doch: ICH bin der Böse. Wenn ich mich wie 'n Held benehme, ist das Image schädigend und die bösen Jungs machen keine Geschäfte mehr mit mir.“ „Du Bastard! Du hast mich verkauft! Du hast mich immer nur angelogen!“, schrie Spider-Man ihn an, dann zuckte er zusammen, denn sein Spinnensinn schlug an. Auch Deadpool schien das richtig zu deuten, weil er sich sofort duckte und kurz blitzartig in die Hocke ging, als auch schon einer von Octavius' Metallarmen direkt neben Spider-Mans Kopf gegen die Wand knallte. „Hey! Das wäre mein Kopf gewesen!“, beschwerte Deadpool sich, stützte sich an den Beinfesseln von Spider-Man ab und drückte sich wieder hoch. „Ja, auf den hatte ich auch gezielt! Verschwinde endlich!“ Betont langsam drehte Deadpool sich zu Octavius um. „Bin gleich weg. Musst nicht gleich gewalttätig werden. Jedenfalls noch nicht.“ „Du Lügner...“ Noch immer konnte und wollte Spider-Man es nicht glauben. Wie konnte Deadpool ihm erst das Leben retten, ihm all den Mist erzählen von wegen, er würde auf ihn aufpassen, ihn niemals verraten und jetzt... Er spürte, wie seine Augen zu brennen anfingen. Und jetzt? Jetzt würde er ihn hierlassen. Mit Octavius. Allein. „Du... Lügner... Du hast... gesagt...“ Deadpool hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich weiß schon, was ich gesagt habe. Keine Sorge.“ Octavius schien nun endgültig die Geduld zu verlieren. „Geh endlich aus dem Weg! Ich will jetzt wissen, wer mich unendlich Nerven und Ressourcen kostet!“ Deadpool rührte sich keinen Millimeter. „Nein.“ Kurz brachte das Octavius und auch Spider-Man aus dem Konzept. „Was... Nein? Wir haben einen Deal! Ich hab dich bezahlt! Geh aus dem Weg! Oder ich zerlege DICH zuerst!“ Betont langsam zog Deadpool eine seiner Waffen und lud durch. Anschließend vergrub er die andere Hand in einer seiner Gürteltaschen. „Ja, wir hatten einen Deal. Und wie lautet der?“ Nun schien Octavius vollends verwirrt. „Darf ich dir auf die Sprünge helfen?“ Deadpool legte auf Octavius an. „Das Geld im Austausch dafür, dass ich dir Spider-Man bringe.“ Mit einem bösen Knurren wich Octavius ein Stück zurück. „Was soll das?!“ Deadpool ging langsam zwei Schritte auf Octavius zu. „Ich hab ihn dir gebracht. Und jetzt... nehme ich ihn wieder mit. Von allem anderen wie Identität lüften oder zerlegen war nie die Rede.“ Beinahe fiel Octavius die Kinnlade herunter. „Du... du hast... du hast nicht IHN verraten, sondern MICH?!“ Deadpool legte den Kopf leicht schief und zuckte mit den Schultern, dann zog er die Hand aus der Gürteltasche, in der er jetzt etwas hielt, das wie eine Funkfernbedienung fürs Auto aussah und deutete hinter sich auf Spider-Man. „Mit dem da hab ich auch 'n Deal. Und der steht über unserem.“ Er sah über die Schulter zu Spider-Man, der ihn genauso wie Octavius ungläubig anstarrte. „Ich hab's dir doch versprochen, Kleiner. NIEMAND kriegt von mir deine Identität. Und hätte ich jetzt nicht die Maske auf, würdest du sehen, dass ich dir zuzwinkere. Oh, ach ja, apropos 'n Auge zudrücken... Mach das mal mit beiden, okay?“ Keine Ahnung, warum er immer noch auf Deadpool hörte, aber gerade war er zu perplex und schloss einfach fest die Augen. Er hatte Octavius reingelegt. Damit der ihm Geld zahlte. Und er würde ihn jetzt wieder hier rausholen. Komisch, aber sofort war Spider-Man dermaßen erleichtert. Erleichtert, dass Deadpool nicht nur Lügen erzählt hatte. Dass er ihn nicht verraten hatte. Dass er doch auf seiner Seite war und nicht der Böse. Und trotzdem... würde er ihn so was von gegen die Wand treten, wenn er endlich wieder frei war! „Sorry für fünf Minuten Tinnitus!“, entschuldigte Deadpool sich vorab und betätigte die Fernbedienung, woraufhin vier kleine Sprengsätze an den Hand- und Fußfesseln detonierten und diese aufrissen, so dass Spider-Man sofort frei war. Octavius zuckte zurück und sah noch immer völlig überrumpelt aus. „W-was... wann... wie hast du...“ Doch dann ging auch ihm ein Licht auf, dass Deadpool sich nicht umsonst zuvor noch an genau den Stellen abgestützt haben musste. „Das wirst du mir büßen! Niemand bestiehlt und hintergeht mich! Und ich lasse mich schon gar nicht von einem Idiot wie DIR austricksen!“ Wütend ließ er die Metallarme vorschnellen und hieb damit nach Deadpool. Der gab noch zwei Schüsse ab, ehe er zusah, dass er aus dem Weg kam. „Ich bin kein Idiot! Aber es ist gut, dass immer alle denken, ich wäre es!“, gab er zurück, dann packte er sich Spider-Man, damit den der nächste Hieb nicht erwischte. Hinter ihnen schlugen die Metallarme von Octavius hart in den Boden ein und das riss Spider-Man endlich aus seiner Überraschung und Verblüffung. Er schoss einen Spinnfaden ab, drehte den Griff, mit dem Deadpool ihn hielt, einfach um und riss ihn mit sich hoch, während Octavius wie wild um sich schlug und versuchte, sie beide zu treffen. Dabei gingen gleich einige der Computer und Einrichtungsgegenstände seines Labors zu Bruch, was Octavius aber nicht weiter zu stören schien. Im Gegenteil, er packte sogar Teile der Trümmer und warf damit nach den beiden. „Tut mir so leid, dass ich dir für 'n paar Minuten dein Herz brechen musste, Kleiner. Nichts gegen dich, aber du weißt ja: It's all 'bout the money.“ Böse verstärkte Spider-Man seinen Griff. „Das find ich nicht witzig, Deadpool! Und mir tut's definitiv nicht leid, dass ich dir wahrscheinlich was anderes brechen muss!“ „Ha! Du kennst den Song und... Warte... was?! Woaaa!“ Noch ehe er reagieren konnte, wurde Deadpool von Spider-Man mit ordentlich Schwung direkt gegen Octavius geworfen, den es dabei von all seinen Beinen riss und beide knallten in Tische und Geräte. Octavius räumte sich seinen Weg gleich wieder frei und warf Deadpool dabei zur Seite, dann stürmte er auf Spider-Man zu, der mit ein paar geschickten Sprüngen den nächsten Hieben auswich. Wenigstens hatte der Stress gerade sein Blut und das Adrenalin ordentlich zum Rauschen gebracht, so dass er wieder voll da war. „Langsam, langsam! Die schöne Einrichtung! Keine Ahnung, was für 'ne Provision ihnen Deadpool gerade abgezockt hat, aber wer pleite ist, sollte nicht mit Elektronik werfen!“ Spider-Man schoss ein paar Spinnfäden auf Octavius und schleuderte ihn durch den Raum, wobei Octavius erneut einen Tisch samt Laptop und Bildschirmen zerlegte. „Du hast aber auch keine Kohle. Der einzig Reiche hier bin gerade ich“, tönte es von halb hinter Spider-Man, wo Deadpool auf die Beine kam und sich die Rippen hielt. „Oouhh... Autsch. Du kannst echt brutal sein! Das gibt schlechtes Karma, Kumpel. Wenn du gemein zu mir bist, passiert dir immer hinterher was, damit wir uns wieder lieb haben, weil ich dich dann retten komme.“ Spider-Man warf ihm einen bösen Blick zu. „Soll das eine Drohung sein?! Was hast du noch vor, von dem ich nichts weiß?“ „Keine Drohung. Nur 'n gut gemeinter Rat. Folgt alles einem Schema, damit es spannend bleibt.“ Mit einem Ruck riss Deadpool seine Waffen hervor und feuerte nur knapp an Spider-Man vorbei auf Octavius' Metallarme, die schon wieder nach Spider-Man hieben. Zwei weitere Sprünge brachten Spider-Man außer Reichweite und noch im Sprung feuerte er Spinnfadenkugeln auf Octavius, die ihm die Metalltentakel verklebten und ihn erneut umwarfen. „Na schön, Schluss mit den Spielchen! Wir hatten da eh noch 'ne gewaltige Rechnung miteinander offen, Doc! Schadensersatzforderungen für 'nen Kunstfehler bei der letzten Möchtegern-Behandlung! Ein Wunder, dass ihnen noch keiner die Zulassung entzogen hat. Oder ist das ein Ehrendoktor für die meisten Fehlversuche, mich zu schnappen?“ Wieder riss Octavius sich mit einem wütenden Schrei los und warf mit einem Tisch nach Spider-Man, der sich gerade noch an einem Spinnfaden aus dem Weg zog. Dafür traf er Deadpool und der ging wieder laut keuchend zu Boden. Spider-Man schoss den nächsten Spinnfaden auf den Tisch und warf ihn mit Schwung einfach zurück auf Octavius. Dann zog er sich selbst erneut an einem weiteren Spinnfaden nach oben, holte Schwung und trat Octavius nochmal mit ordentlich Schmackes quer durch den Raum und gegen eine Wand, wo der fürs erste nach dem Aufprall dann doch liegen blieb. Schnell verklebte Spider-Man all seine Arme mit Spinnfäden. „Spiel, Satz und Sicherheitsverwahrung!“ Mit einem erleichterten Seufzen machte Spider-Man zwei Schritte rückwärts. „Frohe... Weihnachten?“, hörte er Deadpool, der noch irgendwo in einem Trümmerhaufen lag. Sofort schoss Spider-Man zornig einen Spinnfaden auf ihn und riss ihn daraus hervor und zu sich, packte ihn am Kragen und hob ihn ein Stück vom Boden hoch. „Du hast sie wohl nicht mehr alle! Wie kommst du auf die völlig bescheuerte Idee, mich als Köder für Octavius zu missbrauchen?!“ „Ugh, ey! Das... du... du wolltest doch... ngh... du wolltest... den Doc... Ich hab... ihn dir geliefert, also... gern... geschehen? Argh!“ Deadpool klopfte mit der flachen Hand gegen Spider-Mans Arm, als der ihn noch höher hob. „Okay! Ich geb auf! Ich geb auf! Lass los!“ Gerade wollte Spider-Man zur nächsten Schimpftirade ansetzen. Klar wollte er den Doc hinter Schloss und Riegel wissen. Aber das hätte so was von schief gehen können! Und dann hätte einer der übelsten Bösen jetzt seine Identität gehabt. Das wäre das Aus für ihn gewesen. Und er hätte – wenn er dazu überhaupt noch die Möglichkeit gehabt hätte – dafür sorgen müssen, dass all seine Freunde und seine Familie in ein Zeugenschutzprogramm kamen, damit niemand sie bedrohte, oder ihnen etwas tat. „Octavius?! Was wollen sie?!“, tönte da unerwartet eine verzerrte Stimme aus einem der Schutthaufen, in dem auch mehrere der Computer lagen. Sowohl Spider-Man als auch Deadpool sahen in die Richtung. „Octavius?! Ich hab keine Zeit für dumme Spiele! Ist das Problem erledigt?! Oder muss ich Maßnahmen ergreifen und ihnen die Mittel streichen?! Was ist das für eine Transaktion von einem der Sonderkonten?!“ Irritiert tauschten Spider-Man und Deadpool einen Blick, da tat sich was bei Octavius und er wand sich knurrend in den Fesseln. „Ich wurde reingelegt!“, rief er laut, bevor Spider-Man mehr aus Reflex einen Spinnfaden auf Octavius' Mund schoss, um ihn zum Schweigen zu bringen. Zugleich ließ er Deadpool fallen und lief schnell zu den halb zerstörten Computern, um nach der Quelle der Übertragung zu suchen. „Was soll das heißen, reingelegt?! Octavius?!“ Schon hatte Spider-Man den Laptop gefunden, aus dem die verzerrte Stimme kam. Das Display hatte einen ordentlichen Sprung und er sah nicht, wer da auf der anderen Seite sprach, auch wenn da anscheinend ein Bild angezeigt wurde, wie bei einem Skype-Anruf. So wie es aussah, hatte Octavius versehentlich eine Verbindung erstellt, als er die Computer durch die Gegend geschleudert hatte. „Äh... ähm...“, setzte Spider-Man an, da wurde er von hinten angesprungen, Deadpool zog ihn zur Seite und hielt ihm mit beiden Händen den Mund zu. „Shhh!“, zischte er Spider-Man ins Ohr und zerbrach die kleine Kameralinse an dem Laptop. Spider-Man schubste ihn weg und machte eine 'Was soll das?!' Geste in Deadpools Richtung, der sich nur einen Finger auf den Mund legte. „Was zum Teufel geht da vor?! War das Spider-Man in ihrem Labor?!“, erklang die aufgebrachte Stimme. „Haben sie ihn?!“ Deadpool drängelte Spider-Man zur Seite und versuchte, auf dem Laptop etwas zu tippen. Zumindest die Chatzeile konnte man trotz Sprung einigermaßen erkennen. 'Alles im Griff. Er hat sich gewehrt. Aber ich habe ihn.' Ungläubig starrte Spider-Man auf das Geschriebene und ging sofort in Angriffsstellung gegenüber Deadpool. Der wedelte abwehrend mit den Händen, da kam schon die etwas ruhigere Antwort: „Ausgezeichnet. Endlich sind sie mal zu etwas zu gebrauchen. Ich komme so schnell es geht vorbei. Töten sie ihn nicht, bevor ich da bin. Nur, wenn es unbedingt nötig ist.“ Schockiert sah Spider-Man auf den Laptop. Wer... war das? Octavius arbeitete AUCH für jemanden? Da hatte er gedacht, wenn er Octavius festsetzen konnte, wäre sein gröbster Feind aus dem Weg. Und jetzt... 'Treffen hier ungünstig. Labor ist nicht sicher', tippte Deadpool gerade zurück. Spider-Man schubste ihn aus dem Weg und ergänzte: 'Ich komme zu ihnen. Wo soll ich ihn hinbringen?' Deadpool versuchte, ihn von der Tastatur zu verscheuchen und Spider-Man schlug ihm dafür auf die Finger, was Deadpool dann ebenfalls bei ihm tat. Dabei entging beiden das leichte Zögern, ehe die Antwort folgte. „Na schön. Ich schicke ihnen den Ort. Ich will keine Störung und keine Zeugen. Und was auch immer sie mit dem Labor angestellt haben, DAS finanziere ich nicht! Sehen sie zu, dass sie das regeln! Wir treffen uns in einer Stunde. Enttäuschen sie mich nicht wieder, Octavius!“ Damit brach die Verbindung ab. Kurz darauf sah es aus, als würde eine Nachricht eingehen, die der Bildschirm jedoch nicht richtig anzeigte. Schnell durchwühlte Spider-Man die Kabelhaufen und verband den Laptop mit einem der noch intakten Computer, um sich die Nachricht richtig anzeigen zu lassen. Deadpool sah ihm über die Schulter und Spider-Man zuckte leicht zusammen, als es plötzlich knackte. „Lass dich nicht stören. Sind nur meine Knochen, die du vorher so liebevoll behandelt hast“, gab Deadpool eine kurze Erklärung, dann deutete er auf den Bildschirm. „Das kenn ich! Das ist mitten im Central Park!“ Überrascht sah auch Spider-Man auf die Angabe des Treffpunkts. Tatsache. Na gut, wer auch immer dahinter steckte, wenn er noch über Octavius stand in der Bösewichte-Hierarchie, dann wunderte es Spider-Man auch nicht, wenn der Typ sich ein ebenso merkwürdiges Versteck suchte, wie all die komischen Bösen in der Stadt. „Du willst dir den Typ holen, hab ich recht?“, vermutete Deadpool und Spider-Man nickte entschlossen. „Ich bring den Fang des Tages noch dahin, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann und dann pack ich mir...“ Ja... wen überhaupt? Er zeigte auf den Bildschirm des Computers. „DEN da!“ Entzückt schlug Deadpool die Hände zusammen. „Uuuh! Vendetta gegen den mysteriösen Mann aus dem Chatroulette! Ich wette, das is so 'n Typ, der in 'nem Drehstuhl sitzt und sich mit 'ner weißen Katze im Arm zu einem umdreht, wenn man den Raum betritt!“ Er senkte die Stimme und fing an, ein imaginäres Tier auf seinem Arm zu streicheln. „Ich habe sie erwartet, Mr. Pool...“ Spider-Man hörte schon gar nicht mehr zu. Er ging zu Octavius, der sich noch immer in den Fesseln wand und riss den Spinnfaden von seinem Mund. „Wer ist es?“, fragte er ihn direkt. Doch Octavius grinste nur böse. „Geh doch und finde es raus. Er wird dich in der Luft zerreißen. Du hast keine Chance.“ „Der Hulk!“, warf Deadpool ein, tippte sich dann aber grübelnd ans Kinn. „Ah, nein, der ist ja auf der Avengers-Seite. Der zerreißt nur mich, weil er mich nicht mag.“ Mit einem Fuß trat Spider-Man auf Octavius' Brust und drückte ihn nach unten. „Wer ist es?! Rede!“ Aber Octavius grinste nur weiter und sagte keinen Ton mehr. „Schon komisch. Sonst kriegen die Bösen die Klappe nicht zu und verplappern jedes noch so dumme, unwichtige Detail ihrer Pläne, weil sie so stolz drauf sind. Aber wenn man mal höflich fragt...“, meinte Deadpool, während er neben Spider-Man trat und eins seiner Schwerter zog. „Soll ICH mal fragen?“ Spider-Man machte nur eine abwehrende Handbewegung und von Deadpool kam ein enttäuschtes: „Awww...“ Schnell verpackte Spider-Man Octavius so richtig fest in Spinnfäden und warf ihn sich über die Schulter. „Bring mich hier raus“, forderte er von Deadpool und der lotste sie durch feuchte unterirdische Gänge, die wohl unter dem Hudson verliefen, wieder an die New Yorker Oberfläche. Dort warf Spider-Man Octavius gegen einen Laternenpfahl und spann ihn dort fest. „Ganz ehrlich, ich will in den nächsten Monaten keinen Gegner mehr irgendwo hin unter Wasser verfolgen. Und wenn es nur Labore sind.“ Kurz schauderte Spider-Man, dann aktivierte er einen Sender, den er von anderen 'Helden-Kollegen' hatte, um jemanden dazu zu rufen, der sich um Octavius kümmern konnte. Kurz knackte er mit den Fingerknöcheln. Die Nacht war eh gelaufen. Und wenn er jetzt noch den Typ hinter Octavius schnappte... Wow, das waren Bonuspunkte hoch drei, um zu beweisen, dass er bereit war für die Avengers! Und er würde sich damit sein eigenes Weihnachtsgeschenk machen. „Du... willst da jetzt aber nicht alleine hingehen, oder? Du wirkst so... entschlossen. Willst du nicht lieber auf ein bisschen Unterstützung warten?“ Spider-Man justierte seine Netzwerfer. „Ich mach das. Geh nach Hause, Wade.“ Deadpool verschränkte die Arme vor der Brust und versperrte ihm den Weg. „Nope. Nichts da. Ich rieche 'n Showdown mit richtig guter Action für mich. Plus: Ich muss doch auf dich aufpassen.“ Spider-Man stieß höhnisch Luft aus. „Ja, toll. So gut, wie vorher? Mit vergifteten Drinks?“ „Der war nicht vergiftet. Nur... 'aufgepeppt' mit K.O.-Tropfen. Und du hast dir doch sooo gewünscht, den Doc zu fassen zu kriegen. Anders hättest du doch gar nicht zu ihm hingefunden. Sieh's als Zusatzgeschenk.“ Spider-Man sah Deadpool nur stumm an, so dass es dem schon ganz unbehaglich zumute wurde. „Ach komm! Du weißt, dass ich so oder so mitkomme. Ich lass dich nachts NICHT allein in den Central Park. Weißt du, was da für Irre rumlaufen um die Zeit?“ Schon schob Spider-Man ihn aus dem Weg. „Ja. Zumindest einen kenne ich dann da persönlich.“ Er wollte einen Spinnfaden abschießen, da meinte Deadpool: „Hey, ich meins ernst. Ich will 'n Auge auf dich haben. Die Sache kommt mit komisch vor. Da läutet mein 'Irgendwas-ist-da-faul'-Sinn.“ Kurz zögerte Spider-Man. „Du darfst mich auch wieder werfen. Als Angriff. Na?“ Unglaublich. Hatte er nicht gerade noch beschlossen, Deadpool nicht mehr zu trauen? Und dennoch... hielt er ihm die Faust hin. „Nur dieses eine Mal.“ Mit einem freudigen Quietschen gab Deadpool ihm die Faust drauf. „Booyah! Team-Up-Time! Das wird episch!“ „Und schon bereue ich es... Los, halt dich fest. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Schnell checkte Deadpool Magazine und Schuss, hängte sich an Spider-Mans Rücken und hielt sich gut fest. „Ich bin dein Support. Dein Schutzschild. Wirst gar nicht merken, dass ich da bin. Ich steck für dich ein, du haust drauf.“ Jetzt musste Spider-Man leicht grinsen. „Kaum zu glauben, dass ich das jetzt sage, aber... wenn das so ist, dann... willkommen im Team Spidey, Partner. Holen wir uns den 'Endgegner'!“ Kapitel 7: Ein Jahr ist nicht genug 03 -------------------------------------- „Man, ist das dunkel hier. Wusste gar nicht, dass Parks so unheimlich sein können...“ „Jetzt erzähl mir nicht, du hast Angst im Dunkeln.“ Spider-Man schwang sich mit Deadpool im Schlepptau durch den durch nur wenige Laternen beleuchteten Teil des Central Parks. Zugegeben... es WAR finster und still und leer. Trotzdem kein Grund, die Memme raushängen zu lassen. Vor allem nicht Deadpool. „Im Dunkeln an sich nicht. Dazu hab ich schon zu oft den Strom abgestellt bekommen, weil ich die Rechnungen nicht bezahlt hab, als dass ich es mir da leisten könnte, mich im Dunkeln zu fürchten.“ Ein letzter Schwung und Spider-Man landete auf einer freieren Fläche, die von hohen Bäumen umgeben war. Da stand ein Stück weiter ein Gebäude, in dem die Leute von der Stadt, die für die Sauberkeit des Parks zuständig waren, Garten- und Arbeitsgeräte verstauen konnten, außerdem ein größerer Lagerschuppen für Fahrzeuge. Und... „Was ist das da für ein Ding? Ich krieg 'ne verdammt miese Gänsehaut, wenn ich das anschaue...“ Deadpool ging ein paar Schritte zu einer großen Maschine, daie neben ein paar Bäumen aufgebaut war. „Ich nehm an, das ist, um abgeschnittene Äste oder so zu häckseln“, vermutete Spider-Man, nachdem er ihm folgte. Es war wirklich zu dunkel, um es genau zu erkennen. „Na los, sieh dich um. Irgendwo hier muss es einen Zugang oder so was geben. Oder ein Anzeichen dafür, wo der Typ steckt, oder von wo er auftaucht.“ Er gab Deadpool einen Schubs. „Beweg dich.“ Noch immer sah Deadpool auf die große Maschine und die Öffnung, in die Äste und Pflanzenreste kamen. „Ich mag das Wort nicht.“ Irritiert sah Spider-Man ihn an. „Welches? Bewegung?“ „Nein... Häckseln...“, meinte Deadpool nur und ging an ihm vorbei. Spider-Man ließ den Blick über das Gelände schweifen. Wenig Beleuchtung. Hier und da etwas Schnee auf dem Boden. Die Schuppen schienen versperrt. Aber die Stelle stimmte. Ein Stück weiter war ein Kiosk. Den kannte er. Da gab es echt gute Hot Dogs und Sandwiches. „Ich glaube, der kommt nicht“, vermutete Deadpool. „Der hat gerochen, dass da was faul ist.“ Er legt Spider-Man die Hand auf die Schulter. „Hey, ist eh schon weit über Schlafenszeit, Sandmännchen hast du auch verpasst – beziehungsweise das hab ich schon für dich gespielt - … Lass uns einfach...“ Noch bevor Spider-Man Deadpools Hand wegschlagen konnte, meldete sich sein Spinnensinn und dann erklang ein böses Lachen direkt über ihnen. So schnell konnte er gar nicht schauen, da sprang ihm Deadpool mit einem Satz auf die Arme. „Deadpool! Runter!“ Spider-Man ließ ihn fallen, Deadpool sprang auf und beide sahen sich suchend um, wobei Deadpool sich Rücken an Rücken mit ihm hinstellte. „Hab ich dir eigentlich jemals von meinem Traum-Szenario erzählt? Das hier erinnert mich ein bisschen daran...“ Langsam sahen sie in alle Richtungen, während irgendwo im Dunkeln ein Rauschen erklang. „Ich will gar nicht wissen, was du träumst. Davon krieg ICH dann sicher wieder Alpträume...“, antwortete Spider-Man Deadpool nur. Der Gefahrensinn erklang auf höchster Stufe. Gerade war echt keine Zeit für so was. „Du, ich, eine einsame Hütte im Wald... Two Guys, one Cab... Hast du den Film 'Cabin in the Woods' gesehen? Oh! Oder 'Cabin Fever'? 'Evil Dead'? Alles ohne den Splatter und Gore-Teil an der Sache versteht sich natürlich! Und NICHT die Remakes! Ein Zelt tut es übrigens auch. 'Blair Witch Project'? Nein? Was kennt ihr Kids heutzutage eigentlich überhaupt noch?“ In genau diesem Moment zuckte Spider-Man heftig zusammen, gab Deadpool einen Schubs und sprang selbst zur entgegengesetzten Seite aus dem Weg, als mit irrsinniger Geschwindigkeit ein kleiner Gleiter auf sie herunter stieß und fast den Boden umpflügte, auf dem sie eben noch gestanden hatten, ehe der, der auf dem Gleiter fest verankert stand, ihn wieder nach oben riss und böse lachend wieder an Höhe gewann. „Versager allesamt! Alles muss man selber machen! Aber jetzt werdet ihr sehen, wie das richtig geht, wenn man jemanden loswerden will!“ Schnell rollte Spider-Man sich ab, brachte sich mit ein paar Sprüngen unter den nächsten Bäumen in Sicherheit, denn schon flogen ein paar kleinere, rundliche Gegenstände hinter ihm her, die auf dem Boden sofort detonierten und kleine Krater in die Erde rissen. „Hey! Hab ich nicht gerade gesagt, Traum-Szenario OHNE den Horror-Anteil?!“ Aus Deadpools Richtung kamen Schüsse, er zielte einfach hinter den Gleitergeräuschen her in den dunklen Nachthimmel. Die wenige Beleuchtung reichte nicht wirklich aus, um etwas zu erkennen und der Gleiter bewegte sich zu schnell, als dass man ihm gut mit dem bloßen Auge hätte folgen können. Seine Schüsse wurden prompt mit weiteren Bombenwürfen beantwortet und Deadpool erst mal von einer Detonation ein Stück weggeschleudert. Keuchend kam er wieder auf die Beine, während Spider-Man noch versuchte, seine Position unter dem Schutz eines Baumes nicht sofort zu verraten. „Spidey-Kumpel, klär mich mal auf!“, rief Deadpool ihm zu und lud die Waffe nach, ehe er wieder nach oben feuerte. „Welcher 'Man' ist das jetzt?“ „Kein MAN!“ Spider-Man schwang sich aus seiner Deckung, riss mit einem Spinnfaden zwei große Äste hoch, die auf ihre Zerkleinerung warteten und schleuderte sie nach oben, um den Gleiter zu treffen, der jedoch haarscharf dazwischen durchflog. „Das ist der Green Goblin!“ Ein schneller Sprung zur Seite, abstoßen vom Boden, eine schnelle Drehung, um einer neuen Bombe auszuweichen und mit dem gleichen Schwung ein harter Tritt gegen den Gleiter, der den Goblin zum Taumeln brachte. „Das ist doch aber auch ein Man...“, murmelte Deadpool. „Nor... 'man'? Aber das darf ich wahrscheinlich nicht spoilern...“ Er sprintete selbst los, ließ sich auf die Knie und halb nach hinten fallen und entging so nur knapp dem Geköpft werden durch den Gleiter, der gerade so ein paar Millimeter an ihm vorbeischrammte. Dabei verschoss er ein ganzes Magazin auf die Unterseite des Gleiters, fügte dem aber – so wie es aussah – nicht wirklich Schaden zu. Mit einer Drehung warf er sich herum und schoss auch das Magazin der zweiten Waffe leer, wobei er dieses mal versuchte, den Goblin direkt vom Gleiter zu holen, verfehlte ihn aber wegen dessen Geschwindigkeit. „Was ist der so verflucht schnell?!“, schimpfte er und lud nach, während Spider-Man dem Goblin entgegen sprang und nach zwei gut platzierten Schlägen trotzdem von einem Konter vom Goblin zurück auf den Boden geschmettert wurde. „Keine Gefangenen mehr! Dieses Risiko gehe ich nicht ein!“, schrie er Spider-Man entgegen und warf eine ganze handvoll seiner, wie Kürbisse geformten Bomben hinter ihm her. Spider-Man riss die Arme hoch, hörte Deadpool laut „Auf mich!“ rufen und schoss instinktiv zwei Spinnfäden auf Deadpool, der die sofort packte und ihn daran zur gleichen Zeit an sich riss, wie Spider-Man versuchte, sich außer Gefahr zu ziehen. So schrammte Spider-Man zwar unangenehm über den Boden, dafür zerrissen die Bomben nur Erde und Steine und Gras... und nicht ihn. Ein letzter Ruck von Deadpool und Spider-Man kam neben ihm auf die Füße. „Wenn ich dich jetzt abklopfe, schlägst du mich, hab ich recht?“ „Deadpool!“, setzte Spider-Man zu einer Schimpftirade an, da warnte ihn schon sein Spinnensinn und er sprang hoch, wurde aber schon vom Goblin gepackt, der auf sie zuraste und mit Schwung gegen die Wand des größeren Schuppens geschleudert, die er durchbrach und wo er dann zu Boden ging. „Hey! Niemand wirft meinen Freund außer mir!“ Deadpool setzte dem Gleiter nach, der durch das Loch in der Wand brach und es dabei noch weiter aufriss. „Keine Spielchen mehr, Spider-Man. Du wirst als letzte Lektion in deinem Leben lernen, dass ich IMMER sofort Ernst mache!“ Noch etwas benommen kam Spider-Man auf die Beine und wich einer weiteren Bombe gerade so aus, wurde dafür aber von Trümmern der herumstehenden Geräte und Maschinen getroffen. „W-was? Und das, wo ich euch Clowns in den schlechten Kostümen nie wirklich ernst nehmen kann!“ Er zog sich an einem Spinnfaden nach oben, holte dabei Schwung und wollte den Goblin vom Gleiter holen. Doch der drehte in letzter Sekunde ab und zerfetzte dabei den Spinnfaden, packte das Ende und warf Spider-Man durch den großen Schuppen und direkt gegen ein Räumfahrzeug, dessen Kühlerhaube vom Aufprall eingedrückt wurde und dessen Frontscheibe dabei splitterte. Spider-Man stöhnte vor Schmerz kurz auf, sein Spinnensinn schlug erneut Alarm, aber er kam nicht mehr schnell genug weg, da rollte schon die nächste Bombe unter das Fahrzeug auf dem er lag. Die Explosion riss es hoch und auseinander und warf ihn gleich nochmal ein paar Meter weiter und gegen eine Wand, vor der er dann liegen blieb. Langsam kam der Gleiter näher und der Goblin lehnte sich nach unten. „Genug dumme Sprüche. Ich bringe dich jetzt ein für alle mal zum Schweigen.“ Er streckte die Hand nach Spider-Man aus, der versuchte, sich mit einem weiteren Stöhnen zur Seite zu drehen. Doch da wickelte sich plötzlich das Seil von Deadpools Enterhakenpistole um das Handgelenk des Goblins und riss seine Hand zurück. „Nix da, Schweigen! Die Story lebt davon, dass wir uns gegenseitig blöd anreden! Spidey lebt davon! Schonmal einen seiner Comics gelesen? Der hat sogar schlechtere Wortwitze als ich. Er ist sozusagen der König des schlechten Wortwitzes. Und der Fettnäpfchen... aber das ist eine andere Geschichte.“ Mit einem wütenden Knurren startete der Goblin nach oben so weit es ging und riss Deadpool dabei mit sich. Der griff mit der freien Hand nach einem seiner Schwerter und stieß es in das Dach eines weiteren Fahrzeuges, um sich so festzuhalten. Und den Gleiter damit auch. „Mir reicht's jetzt aber auch! Statt 'ner romantischen Kutschfahrt im Schnee bei Nacht, krieg ich 'nen Freiflug mit 'nem Gleiter, dessen Fahrer Crypt Keepers hässlicher Bruder ist. Nein... Danke!“ Ein kräftiger Ruck an der Enterhakenpistole und der Goblin wurde in seine Richtung gezogen, Deadpool winkelte die Beine an, stieß sich vom Auto ab, ließ dabei das Schwert los, holte aus und schlug dem Goblin mit geballter Faust mitten ins Gesicht. Damit krachte der samt Gleiter auf den Boden, löste aber dort nur schnell die Beinbefestigung, so dass der Gleiter von selbst wieder aufsteigen konnte. Er selbst sprang auf, holte ebenfalls aus und traf Deadpool mit einem Schlag gegen die Brust, dann trat er ihm die Beine weg und kickte ihn mit einem weiteren Tritt in den Magen ein Stück von sich weg. „Du ruinierst meine Geschäfte! Du zerstörst meine Labore! Du stiehlst mein Geld! Du bist immer im Weg!“ Jeden Satz begleitete ein neuer Schlag und Tritt. Dann griff sich der Goblin eine Metallharke und brach den Stiel einfach durch. „Bleib genau da, wo du bist! Um dich kümmere ich mich später!“ Noch bevor Deadpool wusste, wie ihm geschah, hob der Goblin die Harke an und trieb den abgebrochenen Stiel durch Deadpools Brust und spießte ihn so auf dem Boden auf. Kurz bäumte Deadpool sich mit einem Schmerzschrei dabei auf. „Alter! Nngh! Ich bin... doch kein... argh... Vampir! Hab ich geglitzert?!“ Er versuchte erfolglos, die Harke fest genug zu greifen, um sie herauszuziehen. Und sich nach oben ziehen, ging wegen dem Harkenkopf nicht. In aller Ruhe stieg der Goblin zurück auf seinen Gleiter und sah abschätzig auf Deadpool herunter. „Du bist nur eins: Du bist das nervtötendste Subjekt , dass diese Welt je gesehen hat.“ Schon wandte er sich ab und wollte auf Spider-Man los, der noch immer auf dem Boden lag. „Diese? NUR... diese? H-hey... warte! Mittendrin aufhören ist nicht die feine Art! Ich hasse es, wenn man mich... ngh... so hängen lässt... Wobei ich eigentlich technisch gesehen nicht hänge... sondern liege...“ Völlig genervt drehte der Goblin sich wieder zu Deadpool um. „Halt endlich den Mund.“ Er zog eine weitere Bombe und aktivierte sie. „O-okay, aber noch zwei letzte Worte hab ich für dich...“ Aus zusammengekniffenen Augen sah der Goblin ihn an, dann warf er die Bombe ohne weiteres Zögen auf Deadpool. Und der riss gleichzeitig in einer flüssigen Bewegung eine Handgranate von seinem Gürtel, hakte den Daumen in den Ring des Stifts, so dass er ihn zog, während er die Granate warf. „BOOM BABY!“ Beide Wurfgeschosse trafen direkt aufeinander und dann gab es eine gewaltige Explosion, die den halben Schuppen zerlegte, den Goblin vom Gleiter warf und sowohl den Goblin, als auch Deadpool und sogar noch Spider-Man wegschleuderte. Ganz benommen hob Spider-Man den Kopf. Alles dröhnte. Was war da gerade passiert? Eine seiner Linsen war gesplittert, rund um ihn herum brennende Teile und Trümmer, seine Ohren klingelten noch von dem Knall. Zudem tat ihm alles weh von den harten Aufprallen. Trotzdem versuchte er, auf die Beine zu kommen. Wo war der Goblin? In seinem Kopf schlug der Alarm an und er fuhr herum, nur um von einem kräftigen Schlag sofort wieder niedergestreckt zu werden. „Nicht so schnell! Ich bin... nicht fertig... mit dir.“ Der Goblin hielt sich zwar die Seite, schien ebenfalls verletzt zu sein, doch noch lange nicht am Ende. Spider-Man hob die Hand, um auf ihn zu schießen und ihn zu fesseln. Aber da trat der Goblin einfach auf sein Handgelenk und drückte es auf den Boden. Spider-Man schrie auf, als der Druck so hoch wurde, dass sein Netzwerfer brach und fast noch sein Handgelenk dabei. Schnell griff er mit der freien Hand nach dem Fuß des Goblins und wollte ihn von sich wegschieben. Der holte aber nur aus und schlug ihm erneut mit der Faust gegen den Kopf. Holte noch einmal aus und verpasste ihm einen weiteren Schlag, der Spider-Man Blut schmecken und Sterne sehen ließ. „Das hier... bringe ich jetzt zu Ende. Von jemandem wie dir, lasse ich mich nicht demütigen. Auch nicht mit Sidekick. Niemand besiegt MICH!“ Der Goblin packte Spider-Man am Kragen und schleifte seinen halb bewusstlosen Gegner hinter sich her zu der großen Maschine, die nach wie vor unberührt dastand und auf die nächsten Objekte zum zerkleinern wartete. Ganz neben sich nahm Spider-Man wahr, wie plötzlich ein lautes Röhren, Quietschen und Knirschen einsetzte, als der Goblin die Maschine anschaltete. Dann wurde er am Kragen hochgehoben, so dass seine Füße den Boden nicht mehr berührten. Er tastete mit seiner noch weitgehend heilen, zitternden Hand nach der Hand und dem Arm des Goblins, versuchte benommen, sich zu befreien und gegen ihn zu schlagen, kam aber nicht los. Aus halboffenen Augen sah er auf das böse und zufrieden grinsende Gesicht des Goblins herunter und schluckte schwer. Keine Kraft. Einfach keine Kraft mehr. Zu viele Treffer. Er wollte zu einem Tritt ausholen, aber der Goblin schlug gleich ein paarmal die anderen Faust hart in seinen Bauch und gegen seine Brust, so dass er sich fast übergeben hätte. Seine Sicht verschwamm. Und dann hob der Goblin ihn noch höher. „Das war's... Spider-Man.“ Spider-Man spürte, wie der Goblin den Arm kurz senkte. Aber nur, um Schwung zu holen und ihn dann direkt auf die Öffnung des Häckslers zu zu schleudern. Spider-Man streckte automatisch die Arme aus. Festhalten! Irgendwo festhalten! Irgendetwas greifen! Ein Spinnfaden würde nicht schnell genug sein, ihn wegzureißen! Und dann traf er auf... … einen anderen Körper, der ihm einen harten Schubs gab und ihn aus dem Weg stieß. Was auch immer gerade passierte, Spider-Man handelte instinktiv, er spürte, was zu tun war. Er drehte sich noch in der Luft, schoss mit dem funktionierenden Netzwerfer einen Spinnfaden ab und auf Deadpool, der ihn im letzten Moment weggestoßen hatte und dafür nun selbst in der Öffnung der Maschine verschwand. Dann riss er mit aller Kraft am Spinnseil, schlug, sobald er auf dem Boden aufprallte, beide Füße fest in die kalte Erde und stemmte sich mit aller Gewalt gegen den Zug der Maschine. „HALT DICH FEST! ICH HAB DICH!“, schrie er gegen den Lärm der Maschine und das grauenhaft malmende Geräusch an. Nicht loslassen! Bloß nicht loslassen! Dann blieb nichts von Wade übrig! „Aaaargh! Komm schon!“ Mit einem lauten Schrei und einem letzten festen Ruck riss er Deadpool aus der Maschine, fiel dabei nach hinten um, Deadpool dabei halb auf ihn und beide rutschten so noch ein paar Meter weit, ehe sie reglos liegen blieben. Keuchend und kaum noch bei Bewusstsein, seine Arme fast taub, die Augen geschlossen, war Spider-Mans einziger Gedanke: Der Goblin. So haben wir keine Chance! Aber er konnte nicht mehr. Er kam von alleine nicht mehr hoch. Nur mit allergrößter Mühe öffnete er die Augen einen Spalt breit und sah mit verschwommenem Blick, wie der Goblin langsam näher kam. Zitternd hob er die Hand mit dem verbliebenen Netzwerfer. Nicht mal richtig zielen konnte er mehr. Doch da schlugen urplötzlich Laser direkt vor dem Goblin in den Boden ein. Sofort wich er zurück, sah nach oben, dann rief er irgendetwas in Spider-Mans Richtung, das aber vom Lärm eines nahenden Jets und Fahrzeugen übertönt wurde. Der Goblin trat nun endgültig die Flucht an und wurde prompt verfolgt von... Auf Spider-Mans Lippen stahl sich ein kleines Lächeln. Yes! Iron Man! Das waren die Avengers! Oder... zumindest ein Teil davon. Sie waren sicher. Fast schon erleichtert tätschelte Spider-Man blind Deadpools Schulter und Kopf, während er weiter den Kopf zur Seite gedreht hatte und dabei zusah, wie der Goblin verfolgt und bekämpft wurde. „Hey... hey, Deadpool. Komm schon. Wir haben irgendwie... gewonnen. Die Verstärkung ist da... Runter von mir.“ Langsam wandte er den Kopf. Deadpool rührte sich nicht. Sagte nichts. Erneut stieß Spider-Man ihn an. „Deadpool. Wade... komm schon... Was...“ Er stützte sich auf einen Ellbogen hoch und sah auf Deadpool herunter, wollte ihn mit der anderen Hand von sich schieben und... erstarrte. Alles Blut wich ihm aus dem Gesicht und er fing unkontrolliert an zu zittern. „Oh Gott... oh mein Gott...“ Mehr brachte er nicht raus. Denn Wade... Da war... Das war... dieser Anblick war ein einziger Alptraum. Denn Deadpool... Er lag zwar immer noch halb auf ihm, aber halb... konnte man in diesem Fall wortwörtlich nehmen. Eins der Beine war komplett fort, das zweite bis zur Mitte des Oberschenkels, fast seine ganze linke Seite fehlte oder besser gesagt, war bis zur Brust aufgerissen, der Arm war einfach... weg. Und alles, einfach ALLES war voller Blut. Der Boden, der Schnee, eine Spur aus Blut bis zu der Maschine und er selbst... sein Anzug... Erst jetzt spürte Spider-Man die warme Flüssigkeit überall und wie sie durch seinen Anzug drang. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er schockiert auf Deadpool, oder auf das, was von ihm übrig war, dann schob er den leblosen Körper doch endlich von sich herunter und robbte rückwärts und beinahe hyperventilierend von ihm weg. „Oh Gott... oh Gott...“ Immer wieder wiederholte er das völlig entsetzt. Ja, er wusste, Wade heilte. Er wusste, Wade konnte nicht sterben. Er wusste das. Und dennoch... Er hatte ihn noch nie wirklich sterben sehen. Und vor allem nicht SO! Kein Atmen, keine Regung, kein... gar nichts! „Hey, Kleiner, alles okay?“ Spider-Man zuckte mit einem erschrockenen Schrei zusammen, als Iron Man neben ihm auftauchte. „Wow, alles cool. Geht's dir gut? Du siehst ziemlich fertig aus.“ Sprachlos starrte Spider-Man Iron Man an. ER sah fertig aus?! Was war mit Wade?! Der schien ihn nicht mal zu interessieren. „Los, hoch mit dir, Junge. Fehlt dir was, oder bist du so weit heil geblieben?“ Iron Man hielt ihn die Hand entgegen, die Spider-Man ebenfalls nur anstarren konnte. „Hey, bist du noch da, Kleiner? Rede mit mir.“ „D-Deadpool...“, war alles, was Spider-Man ausstieß. „Ja, ich seh die Schweinerei, die er wieder angerichtet hat. Keine Sorge, wird gleich weggeräumt. Lass dich von ihm nicht immer in so 'nen Mist mit reinziehen. Ist nicht gesund, vertrau mir. Also, bist du verletzt?“ Langsam schüttelte Spider-Man den Kopf. Ja, er war verletzte. Aber nicht so schwer, dass er einen Sanitätsdienst brauchte. Zumindest fühlte sein Körper sich so an, als würde er maximal einen Haufen echt fieser, blauer und generell sehr bunter Flecken bekommen. Noch immer blieb er einfach auf dem Boden sitzen, er hatte den Blick nun wieder auf Deadpools Körper gerichtet. Schon tauchte ein Team von – Spider-Man nahm an, es waren S.H.I.E.L.D. - Agenten auf, die den Kampfplatz sicherten, jetzt wo der Goblin vertrieben war. Sie suchten nach dem Gleiter und verbliebenen Bomben und Spider-Man sah dabei zu, wie Deadpools Körper fast achtlos in einen schwarzen Plastiksack geworfen wurde. „W-wo... wo bringen die ihn denn hin?! Die können doch nicht... Er ist doch...“, stammelte Spider-Man, während sich um ihn dann doch gleich mehrere Leute kümmern wollten. „Ach, der heilt wieder. Ist 'ne echte Plage der Typ“, tat einer der Agenten das nur ab und prüfte die Risse und Schnitte an Spider-Mans Anzug. Unglaublich wie kaltherzig und gleichgültig die mit Deadpool umgingen und sich über ihn äußerten. Mochte ja sein, dass er heilte, aber deshalb konnte man doch trotzdem nicht so vollkommen rücksichtslos sein und ihn wie Müll behandeln! Fast böse riss Spider-Man seinen Arm weg und kämpfte sich auf die Füße. „Nicht! Mir geht’s gut. Dank IHM!“, fuhr er die Agenten an und zeigte auf den Leichensack, den gerade zwei Agenten in den Kofferraum eines der Einsatzfahrzeuge, die nach und nach den Kampfplatz erreichten, warfen. „Was tut ihr da?! Das könnt ihr doch nicht machen! Vor allem, wenn ihr wisst, dass er heilt!“ Wütend wandte er sich an Iron Man, der ihn fast überrascht ansah. „Das ist ein Mensch! Immer noch ein Mensch und nicht einfach...“ „Okay, langsam, Kleiner. Beruhig dich. Er kennt das Prozedere. Er kommt ins Leichenschauhaus und marschiert von da aus in aller Ruhe nach Hause, sobald er aufwacht. Wie jedes Mal. Reg dich also ab. Das ist für ihn Standard. So und jetzt sieh du auch zu, dass du nach Hause kommst! Dein Kampf ist gelaufen. Das nächste mal holst du dir Hilfe. Vorher! Und zwar ECHTE Hilfe. Keine Freaks, oder Psychopathen. Nicht gut fürs Image, glaub mir.“ Kurz klopfte Iron Man ihm auf die Schulter, was Spider-Man leicht zusammenzucken ließ. „Wasch dein Kostümchen und dich. Hast gut gekämpft. Ah ja und danke für den Doc. Heute hast du dir ein Fleißsternchen fürs Hausaufgabenheft verdient.“ Damit ließ Iron Man ihn einfach stehen. Er selbst sah immer noch fassungslos dem Wagen nach, der Deadpools Überreste wegbrachte. Dann schüttelte er kurz den Kopf. Keine Frage, er würde morgen sofort nach Wade sehen! Und ihm persönlich danken! Doch jetzt... Er testete den verbliebenen Netzwerfer. Keine gute Idee. Mit nur einem wäre es eine echte Tortour, sich nach Hause zu schwingen. Von den Schmerzen durch die Verletzungen, die er nicht zugeben wollte, mal ganz abgesehen. „Kann mich... vielleicht einer mitnehmen?“, wollte er zögerlich wissen und ließ sich, so unangenehm ihm das auch war, bis zu seinem Viertel bringen. Natürlich nicht bis vor die Haustüre. Den Weg schaffte er allein. Mussten die ja nicht wissen, wo er wohnte. Obwohl S.H.I.E.L.D. das sicher eh tat. So leise er konnte, kletterte er zurück in sein Zimmer. Auch heute war es eiskalt, dank des offenen Fensters. Aber er zitterte beim ausziehen nicht deshalb. Sein Anzug war voll von Wades Blut. Und dieses Bild... würde er wohl sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen. In dem Moment, in dem es sich ihm mit aller Macht wieder aufdrängte, wurde ihm ganz schlecht und er stolperte mehr ins Bad, als dass er ging, wo er sich sofort übergeben musste. Keuchend sank er auf den Fließen zu Boden. Egal, wie nervtötend. Egal, wie aufdringlich. Egal, wie psycho. Wade war ein Mensch. Trotz allem noch. Und er hatte es nicht verdient, dass sie ihn wie Dreck behandelten, wenn er starb. Leise verschloss Peter die Tür zum Bad und wusch sich, dann weichte er den Anzug im Waschbecken ein. Da klopfte es eh schon an der Tür und seine Tante fragte besorgt: „Ist alles okay bei dir, Peter?“ „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Tante May“, gab er zur Antwort. „Mir war schlecht. Ich glaub, der Punsch auf dem Markt war nicht gut.“ „Peter Benjamin Parker! Hast du etwa Alkohol getrunken?!“, hörte er sie durch die Tür tadelnd sagen. Das brachte ihn tatsächlich leicht zum schmunzeln. Er liebte es, dass sie immer gleich besorgt war und sogar, dass sie ihn schimpfte, wenn er etwas angestellt hatte. Sie tat alles für ihn und er wusste das. Und sie war das Wichtigste, das er auf der Welt hatte. „Nein, Tante May, kein Alkohol. Mir ist einfach schlecht. Ich geh gleich wieder ins Bett.“ „Ich warte hier. Dann hauchst du mich mal an, mein Freund.“ Seufzend wusch Peter sich erneut das Gesicht ab, schlüpfte in Schlafshorts und Shirt, die zum Glück immer im Bad parat lagen und öffnete die Tür einen Spalt weit. „Tante May, ehrlich, ich hab nichts getrunken. Ich hab nur...“ Sie griff vor und umfasste sein Gesicht. „Großer Gott, Peter! Wie hast du DAS denn geschafft?!“ Verlegen senkte Peter den Blick. Was sollte er auch sagen? Man sah ihm nur allzu deutlich an, dass er verprügelt worden war. „Bist du nochmal heimlich raus?! Ich hab dir schon hunderttausend mal gesagt, dass du das lassen sollst! Egal, mit welchen 'coolen' Leuten du da abhängst, das ist nichts für dich! Die sind nicht gut für dich! Sieh dich nur an! Bloß, weil du dazugehören willst, musst du dir so was nicht gefallen lassen. Bitte versprich mir, dass du dich mit denen nicht mehr triffst.“ Sie zog ihn an sich und in eine Umarmung. Auch Peter umarmte sie kurz fest, verbiss sich dabei einen Schmerzlaut und nickte. „Mit dem, der mir heute... ein paar mitgegeben hat... treff ich mich sicher nicht mehr so schnell. Das versprech ich dir. Aber ich hab mich gewehrt!“ May seufzte nur. „Das ist mir egal. Du sollst dich nicht wild in der Gegend rumprügeln. Was glaubst du, hätte Ben dazu gesagt?“ Erneut seufzte sie und strich ihm durchs Haar. „Mach dich fertig und leg dich hin. Und dann schlaf. Ich mach dir Pancakes zum Frühstück, okay?“ Lächelnd nickte Peter. „Danke, Tante May.“ „Gut, dann gute Nacht. Und geh bitte wirklich schlafen.“ Mit einem letzten besorgten Blick ließ sie ihn alleine. Peter fuhr sich mit einem tiefen Seufzer durchs Haar. Dieses Versteckspiel war echt hart. Trotzdem durfte sie es nicht wissen. Niemals. Leise schloss er erneut die Tür, wusch den Anzug, so gut es ging und wrang ihn aus. Da musste er wieder einiges flicken. Und die eine Linse ersetzen. Einen Moment lang musterte er sich im Spiegel. Er sah wirklich furchtbar aus. Mal wieder ein Veilchen, das sich da bildete und Schrammen und Prellungen. An einer Stelle wurde seine Lippe dick. Toll. „Aber du hast noch alle Arme und Beine“, murmelte er schuldbewusst, ging seinen Anzug verstecken und legte sich ins Bett. Doch trotz völliger Erschöpfung wollte der Schlaf erst nicht kommen. Leichenschauhaus. Sofort wurde Peter wieder ganz anders zumute. Wenn er sich vorstellte, wie Wade nach so einem Zwischenfall dann in einem dunklen Plastiksack wieder zu sich kam... Das war eine ganz grauenhafte Vorstellung. Still starrte Peter in die Dunkelheit und an seine Zimmerdecke. Wenn er die Augen schloss, sah er Wades zerfetzten Körper vor sich. Kurz musste er schwer schlucken. Dass er sich auch davon erholte, wollte Peter noch immer nicht ganz in den Kopf. „Jetzt hör endlich auf damit, Pete...“, schalt er sich selbst. „Morgen gehst du zu ihm und lässt dich blöd anreden, dann ist alles wieder gut.“ Mit einem unzufriedenen Laut drehte er sich auf die Seite. Morgen war alles wieder gut. Ganz fertig schloss er nun doch die Augen. Morgen... war alles wieder gut. Kapitel 8: Ein Jahr ist nicht genug 04 -------------------------------------- „Dieser komische Typ, von dem nur noch die Hälfte übrig war? Ja, der hat sich heute früh abholen lassen. Sagte, es wäre besser, nach Hause zu verschwinden, ehe es Ärger mit den Behörden gäbe... oder so... Mehr kann ich dir auch nicht sagen.“ Der Arzt des hiesigen Leichenschauhauses zuckte mit den Schultern. „Is mir auch recht. Ich hab den so oft auf dem Seziertisch und jedes Mal motzt er dann rum, von wegen 'Ich bin noch nicht tot. Es geht mir schon viel besser.' Lausige Python-Parodie. Aber diese Mutanten waren mir eh noch nie ganz geheuer. Sorry, nix gegen dich Spidey, du bist okay. Danke übrigens, dass du letzten Monat meiner Frau ihre Handtasche zurückgeholt hast. Du bist echt einer von den Guten. Die hätte mir sonst wochenlang die Ohren voll geheult.“ Schnell hob Spider-Man die Hand. „Äh, ja, gern geschehen. Ist ja mein Job. Also... Danke und... nichts für ungut. Entschuldigen sie die Störung.“ Der Leichenbeschauer winkte ab. „Kein Ding. Ich weiß ja, ihr... Helden und so... müsst zusammenhalten. Einer für alle und der ganze Kram. Hey, richte dem Typ aus, er soll sich demnächst mal drauf einstellen, dass ich ihm die Nacht im Kühlfach berechne. Wir sind kein Gratishotel!“ Spider-Man sah zu, dass er wegkam. Es tat zwar gut zu hören, dass Wade wohl nach Hause gebracht worden war, aber gleichzeitig war es schon bitter, wie abschätzig sich alle über ihn äußerten. Wie dem auch sei, jetzt musste er kurz abfragen, wo Wade eigentlich wohnte. Die Info gab man ihm von S.H.I.E.L.D. überraschend bereitwillig. Anscheinend störte es da wirklich niemanden, wenn Gott und die Welt wusste, wer Deadpool war und wo er sich aufhielt. Spider-Man schwang sich durch die Straßenzüge und fragte sich, ob Wade das wirklich alles so egal war, wie er immer tat. Dass ihn niemand mochte und keiner etwas von ihm hielt oder mit ihm etwas zu tun haben wollte. Kein schöner Gedanke, wenn es Standard sein sollte, dass alle einen verachteten. Gut, ihn mochten auch viele nicht. J. Jonah Jameson zum Beispiel. Ausgerechnet einer, der sein Bild mit irgendwelchen Verleumdungen immer ganz vorne auf jede Ausgabe des Daily Bugle drucken konnte. Das war auch kein tolles Gefühl, so verrissen zu werden. Ein Grund mehr, dass er nicht verstand, wie Wade das alles so locker nehmen konnte. Einen Moment lang fing Spider-Man sich an einer Hauswand ab. Oh hey, hier war er schon gewesen. Als er Electro verfolgt hatte, war er hier durchgekommen. Ein Stück die Straße runter war der große Elektronikmarkt. Man, war das echt schon wieder so lange her? Kurz überlegte er. Sollte er Wade was mitbringen? Vielleicht... In Gedanken überschlug er, wie viel Geld er noch hatte. Immer etwas schwierig, das mit sich rumzutragen. Aber heute hatte er seinen Rucksack dabei mit Wechselklamotten und ein paar anderen Dingen. Und seinen Ersatzanzug an. Der hatte zwar auch schon einige geflickte Stellen, aber er sah darin aktuell zumindest nicht aus, als wäre er unter den Rasenmäher... Spider-Man schluckte schwer. Er hatte noch immer wirklich Mitleid mit Wade. Ah! Was zu Essen! Das ging immer! Schnell holte er bei einem verdutzten Mitarbeiter eines Drive Inn Schalters eines Schnellimbisses ein Tagesmenü und schwang sich dann weiter bis zu dem Haus, in dem Deadpools Wohnung lag. Vorsichtig lugte er durch ein paar Fenster, bis er relativ weit oben eins entdeckte, durch das man durch eine halb geschlossene Jalousie einen Tisch sehen konnte, auf dem Waffen und Munition verteilt lagen. Und auch sonst alles sehr... nett ausgedrückt 'heruntergekommen' wirkte. Ah, war das nicht Wades Anzug da auf dem Boden und sein Gürtel über dem Stuhl? Sah so aus. Spider-Man kletterte an der Wand weiter zum nächsten Fenster und spähte da hindurch, riss aber sofort die Hände hoch und zog den Kopf ein, weil ihm das sein Sinn so sagte und Wade, dessen Schlafzimmer er offensichtlich entdeckt hatte, gleich mit einer Waffe auf das Fenster zielte. „Wow! Stopp! Nicht! Ich bin's!“, rief er und versuchte, nochmal vorsichtig nach drinnen zu blicken. „Ich bin's“, wiederholte er und sah, wie Wade, der zugedeckt auf seinem Bett lag, den Arm mit der Waffe auf seinen Bauch sinken ließ. „Man, lass das, Spidey. Überrasch mich nie in meinem Schlafzimmer. Das kostet dich entweder den Kopf... oder es würde dich bis ans Lebensende verstören.“ Um Wades Lippen spielte ein anzügliches Grinsen und Spider-Man zuckte angewidert zusammen. Trotzdem musste er im nächsten Augenblick blöd grinsen. Zum Glück. Wade war okay. Er war genau wie immer. Was für eine Erleichterung. „Kann ich reinkommen?“ Er hob die Tüte vom Schnellimbiss hoch. „Ich hab dir ein 'cool-dass-du-für-mich-draufgehst'-Essen mitgebracht.“ Wade winkte ihn nur zu sich. „Einfach aufdrücken, das schließt nicht gescheit“, erklärte er. Spider-Man öffnete das Fenster und kletterte nach drinnen. „Ich hoffe doch mal MIT Spielzeug.“ Spider-Man zog sich die Maske vom Kopf und stellte die Tüte ab. „Sorry, Spidey-Figürchen waren ausverkauft“, grinste er und bekam von Wade ein enttäuschtes: „Awww, ich wollte eh viel lieber Hello Kitty“, zurück. Dann runzelte Wade die Stirn und musterte ihn ganz genau. „Du siehst ganz schön aus, Parker... Was hast du denn daheim erzählt, wer dich so zugerichtet hat?“ Peter drehte sich zur Seite, so dass Wade keinen direkten Blick mehr auf das Veilchen hatte. „Is nicht so schlimm. Meine Tante hat mir abgekauft, dass ich mich mit 'n paar Typen angelegt hab, weil ich 'cool' sein wollte.“ Verlegen sah er zu Boden, als er Wade lachen hörte. „Mach dich nicht über mich lustig, sonst nehm ich dein Essen wieder mit und mein Mitleid für dich auch!“, beschwerte er sich beleidigt. „Oho, du kommst aus Mitleid zu mir? Gut zu wissen. Auch, wenn ich nicht sicher bin, ob ich das gut oder schlecht finde.“ Etwas ernster sah Peter zu Wade. „Ich... ich wollte...“ Er sah sich Wade ganz genau an. Komisch, dass er noch keine Anstalten gemacht hatte, aufzustehen. Er lag einfach da, vor allem die linke Körperhälfte zugedeckt, nur der rechte Arm war frei und seine Hand lag noch immer auf der Waffe auf seinem Bauch. „Was wolltest du?“, hakte Wade nach und musterte ihn prüfend. Peter nickte auf die Decke hin. Irgendwie wirkte besonders der Teil in Richtung Beine noch sehr... falsch... „Wie geht’s dir? Bist du... schon wieder... okay?“ Wade verzog leicht das Gesicht und grinste etwas schief. „Ich lüfte lieber nicht die Decke. Das... ist wieder was, das dich nachhaltig verstören würde. Und das nicht nur, weil ich meinen Anzug im anderen Zimmer liegen hab und gerade ein Ü18 Anblick bin.“ Sofort lief Peter rot an und drehte Wade den Rücken zu. „Wade!“ „Es waren viele Teile... die ich für dich geopfert hab, Kleiner. Das braucht 'ne Weile. Aber es wird schon wieder, keine Sorge“, hörte er Wade einen unbekümmerten Tonfall anschlagen. „Danke... fürs wegschubsen“, murmelte Peter. „Danke... fürs nicht da reinfallen lassen...“ „Danke DIR fürs da wieder rausziehen“, erwiderte Wade. „Ich war... zu langsam“, bedauerte Peter ehrlich, dass Wade für ihn so viele Körperteile eingebüßt hatte und sah zu Boden. Ungewollt fragte er sich, ob die Flecken, die er dort sah, Blutspuren waren. Sah ganz so aus und ließ ihn sich wieder richtig schlecht fühlen. „Du warst schnell genug. Hey, ich meine, du HAST mich rausgezogen.“ Das klang so, als würde es Wade im Nachhinein noch immer überraschen. Jetzt drehte Peter sich doch wieder zu ihm um. „Natürlich! Ich lass doch nicht zu, dass du zu Hackfleisch verarbeitet wirst!“ Wade setzte ein kleines Lächeln auf. „Sehr nobel von dir. Darum mag ich dich so. Auch, wenn du jemand nicht leiden kannst... Du rettest ihn trotzdem.“ Peter senkte erneut den Blick. „Niemand soll für mich verletzt werden, oder sterben.“ Schnell biss er sich auf die Unterlippe. Kein gutes Thema. Schlechte Richtung. Nicht, dass Wade noch nachfragte. Da setzte der schon an zu einem: „Miese Backgroundstory?“ Wortlos nahm Peter die Tüte mit dem Essen und stellte sie Wade aufs Bett. „Hier. Ich wollte nur sehen, wie's dir geht. Ich... muss dann auch wieder“, ging er gar nicht darauf ein. „Sorry, wunder Punkt, hm? Na ja, keiner mag Drama und ich will dich nicht zum heulen bringen.“ Auf der Stelle sah Peter Wade zornig an. „Du bringst mich sicher nicht zum heulen! Eher vor Verzweiflung, weil du so ein Idiot bist!“ Von Wade folgte nur ein Grinsen. „Jeeetzt sind wir wieder beim normalen Status angekommen. Du bist auch mein bester Freund.“ Peter rollte genervt mit den Augen. „Wachs... einfach wieder zusammen.“ Nachdenklich sah er Wade an. „Dauert das lang?“ „Lass mich überlegen. 'Ne Hand circa 'n halben Tag. 'N halber Körper... circa 48 Stunden bis alles wieder komplett ist. Nervig ist nur die Bettruhe, wenn du kein Netflix hast und Youporn schon dreimal durch.“ Schnell hob Peter die Hand. „Okay, genug, zu viel Information.“ Er wandte sich zum Gehen, da hörte er Wade rufen: „Oh hey, ich hätte da einen Vorschlag für dich.“ Das ließ ihn innehalten. „Willst du nicht doch ein Dauer-Team-Up mit mir eingehen? Auch, wenn ich für dich verletzt werde und sterbe... Ich versprech dir, ich steh wieder auf, Kleiner. Immer. Sozusagen nichts zu verlieren bei mir. Na gut, ich ein paar Körperteile, du deine Geduld und deine Unschuld, aber sonst...“ „Heil... einfach. Und halt den Mund!“, murrte Peter nur und wollte die Maske aufziehen. Da sagte Wade: „Danke, dass du mich rausgezogen hast. Und du dir überhaupt die Mühe gemacht hast. Trotz Gegner und Gefahr. Wenn's gerade ginge, würde ich dich jetzt umarmen. Aber das muss wohl leider bis zum nächsten Mal warten.“ Unsicher stand Peter da, biss wieder auf seiner Unterlippe herum, dann drehte er sich nochmal um und trat zu Wade ans Bett, wo er ihm die Hand entgegen streckte. „Du hast ein Essen und kriegst 'n Handshake. Und dann sei einfach still! Und... heil das...“ Wade schmunzelte und drückte seine Hand, hielt sie etwas länger als nötig fest und zog ihn dann auch noch näher zu sich. „Ich mag dich, Parker. Auch, wenn du fies zu mir bist. Meistens eigentlich sogar genau deswegen.“ Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen machte Peter sich sofort los und zeigte auf Wade. „Aus, Wade! Lass das!“ „Und das mag ich auch an dir“, fügte Wade so richtig breit grinsend hinzu. „Was?!“, fauchte Peter. „Dass du mich blöd anmachen und mich damit verstören kannst?!“ „Neeein...“ Dieser Blick. Wade amüsierte sich offensichtlich gerade köstlich. „Dein Gesicht. Wie niedlich du kuckst, wenn du rot wirst und verunsichert bist und dich schämst.“ Blitzartig zog Peter seine Maske über. Argh! Blöder Wade! Jetzt war ihm ganz warm und er schämte sich tatsächlich und kam sich selber wie ein Idiot vor. Er hatte nach ihm sehen wollen. Wollte sich bedanken. Wissen, ob es ihm... Peter musste laut seufzen. Ja, es ging Wade eindeutig zu gut. Er schwang sich aufs Fensterbrett. „Danke für das Essen und den Krankenbesuch!“, rief Wade ihm hinterher. „Nächstes Mal wüsch ich mir das aber im Krankenschwester-Outfit! Bitte, bitte?“ Peter drehte sich nochmal zu Wade um und zielte mit dem Netzwerfer auf ihn. „Du weißt gar nicht, wie gern ich das gerade würde! Dich abschießen! Und unter Strom setzen!“ Noch immer grinste Wade vor sich hin. „Doch, ich kann's mir vorstellen. Den Strom kannst du dir aber sparen, unter dem steh ich immer, wenn du in der Nähe bist. Spürst du nie die kleinen Funken, die ständig überspringen? Nya, wie auch immer, mach's gut, Spidey-Kumpel! Bis ganz bald! Wenn ich wieder ganz bin, besuch ich dich auch mal!“ „Oh Gott, nein!“, widersprach Peter sofort entsetzt. „Wag es ja nicht!“ Enttäuscht verzog Wade das Gesicht, dann hob er die Hand und winkte leicht. „Pass auf dich auf, solange ich es nicht kann, okay? Versprichst du mir das? Ich will, dass du dich erst wieder in Gefahr bringst, wenn ich dich rausholen kann. Sonst kann sich ja keiner über die Rettungsaktion freuen.“ Dazu sagte Peter mal lieber nichts. Er zögerte nur noch einmal einen Augenblick länger, zeigte auf Wade und meinte erneut: „Sieh zu, dass du heilst, Wade.“ Und schon war er nach draußen verschwunden, während Wade einen Salut andeutete und schmunzelnd sagte: „Alles, was du willst, Spidey. Für dich tu ich alles, mein Freund.“ Kapitel 9: Danke für ein ganzes Jahr ------------------------------------ „Versuchs erst gar nicht.“ „Och komm schon! Unfair!“ Spider-Man saß in typischer Spidey-Manier in der Hocke auf einem Dachrand und wandte den Kopf leicht nach hinten. Hinter ihm stand Deadpool mit ausgebreiteten Armen und sah ihn fast erwartungsvoll und gleichzeitig enttäuscht an. „Du kannst dich nicht an mich anschleichen. Ich merke immer, wenn du da bist.“ Deadpool legte den Kopf leicht schief. „Ah ja? Wie süß.“ Sofort wedelte Spider-Man abwehrend mit der Hand. „Nein! Nicht SO!“ Er tippte sich an die Schläfe. „Deine Nähe heißt 'Vorsicht!' bei mir.“ „Ich bin wieder auf deiner böse Jungs Liste?“, wollte Deadpool erst recht enttäuscht wissen. „Auf der 'ich trau dir nicht'“, korrigierte Spider-Man. Traurig ließ Deadpool die Arme sinken. Nur, um sie im nächsten Moment wieder weit auszubreiten. „Darf ich dich trotzdem umarmen, jetzt wo es wieder geht?“ Spider-Man wandte den Kopf zurück nach vorne und blickte auf das abendliche Treiben der Stadt „Jetzt wo du wieder komplett bist und der Alte und wie immer? Jetzt soll ich mich von dir umarmen lassen?“ Ein kurzes Zögern. „Nein.“ Von Deadpool kam ein frustrierter Laut, dann setzte er sich einfach neben Spider-Man. Für einige Augenblicke schwiegen tatsächlich einmal beide, dann fragte Spider-Man nur leise: „Jetzt bist du wieder... ganz. Oder?“ „So ganz, wie ich nur sein könnte. Keine Sorge, mir geht’s gut.“ Wieder war es still, ehe Spider-Man murmelte: „Ich mach mir keine Sorgen um dich...“ Deadpool stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an. „Du bist niedlich, wenn du versuchst zu lügen.“ Schon rückte Spider-Man etwas von ihm weg. „Das hat dich ganz schön geschockt, hm? Zu sehen, wie... also... mich SO zu sehen. Kann das sein? Tut mir leid, wenn ich dir da für ein paar Tage den Appetit verdorben hab, Kleiner.“ Langsam schüttelte Spider-Man den Kopf. „Ich weiß ja, dass du heilst.“ „Der Anblick ist trotzdem nichts für Kinder.“ „Ich bin kein Kind. Es hat mich nur... Ich... hab... Ich hatte nur... noch nie...“, wusste Spider-Man nicht, wie er sich ausdrücken sollte. „Mmm, ich weiß, ganz schön eklig, hm? Aber ich hab ja gesagt, ich mach dir den Schutzschild. Keine große Sache. Bins gewohnt, dass es mich mindestens zweimal die Woche zerlegt“, nahm Deadpool es anscheinend immer noch ganz locker. „Das solltest du nicht sein... Macht es dir denn gar nichts aus? Wenn du... stirbst?“ Irgendwie interessierte es Spider-Man ja doch. Deadpool baumelte etwas mit den Beinen und stützte sich nach hinten auf den Händen ab. „Och, doch. Es tut verflucht weh. Aber nur, bis alles dunkel wird. Und wenn ich dann wieder zu mir komme, ist es wie in 'Und täglich grüßt das Murmeltier', weil ich in vier von fünf Fällen im Dunkeln entweder in einem Plastiksack oder einem Kühlfach aufwache. Da fällt mir ein... Ich sollte dem guten Frank wirklich mal einen Geschenkkorb schicken dafür, dass ich immer die Nummer drei blockiere.“ Spider-Man gab ihm darauf keine Antwort. Ihm wurde einfach nicht klar, wie Wade das genauso locker nehmen konnte, wie alle anderen. „Du fragst dich gerade, wie ich so blöd darüber Witze machen kann, stimmt's?“, vermutete Deadpool sofort richtig und Spider-Man nickte. „Denk mal drüber nach. Wenn ich es ernst nähme. Was glaubst du, wie dreckig es mir dann gehen würde? Zu wissen, dass es allen anderen sonst wo vorbeigeht, wenn ich draufgehe. Zu wissen, dass es niemanden juckt, wenn man mich verletzt, mich erschießt, zerstückelt, verbrennt...“ „Hör auf!“, unterbrach Spider-Man ihn. „Hör auf...“ „Mieser Gedanke, was?“, ergänzte Deadpool. Dann meinte er aber mit einem eher fröhlichen Unterton in der Stimme: „Aber meine Stimmen und ich sind uns einig: Solange es auch nur EINEN schert, ist alles gut. Solange ich weiß, dass DU mich aus dem Häcksler ziehst, kann mich der Rest der Welt mal kreuzweise.“ Er hielt Spider-Man seine Faust entgegen und sah ihn erwartungsvoll an. Der gab ihm diesmal sogar bereitwillig die Faust drauf. Irgendwie machte es ihn ja stolz, dass er auf Deadpools Wichtigskeitsskala so weit oben stand und dass der ihn so lobte. Und dass er ihm immer das Gefühl gab, ein richtig toller Held zu sein. „Hey, Spidey-Kumpel, kann ich dich mal was fragen? Aber ganz im Ernst und ohne Blödsinn und so. Und ja, ich KANN auch Ernst. Wenn ich will. Oder die Autoren. Oder Regisseure. Aber nur in Ausnahmefällen. Also ist das 'ne Ehre. Bereit?“ Spider-Man schlug eine Hand vors Gesicht. „Ich bin nach der Hälfte ausgestiegen. Was willst du denn wissen?“ Deadpool richtete sich wieder mehr auf und sah ihn an. „Magst du mich?“ Stumm erwiderte Spider-Man den Blick. „Nein, Mann, das meine ich wirklich ernst. Ich will das wissen. Das ist wichtig. Für meine Memoiren. Für meine Fans und meine Instagram und Twitter Follower. Für deine Fans. Für die Leser.“ „Du nervst“, war Spider-Mans schlichte Antwort. Richtig enttäuscht ließ Deadpool den Kopf hängen. „Du nervst... Du nervst so richtig. Aber... du... bist ganz okay. Irgendwie.“ Sofort ruckte Deadpools Kopf hoch. „Das heißt, du würdest mich auch weiter an deiner Seite ertragen? Jahr für Jahr? Kapitel für Kapitel?“ „Unter drei Bedingungen“, kam gleich die Auflage von Spider-Man. „ALLES!“, war Deadpool Feuer und Flamme. „Kein Stalken oder Belästigen! Vor allem nicht Peter Parker! Kein ausnutzen, austricksen und hintergehen mehr und...“ Spider-Man konnte man selbst durch die Maske anhören, dass er leicht lächelte beim sprechen. „Ich will dich nie wieder aus einem Häcksler ziehen müssen und deine Überreste auf mir verteilt haben.“ „Deal, Kleiner!“ Deadpool streckte ihm begeistert die Hand entgegen, die Spider-Man langsam ergriff. „Nummer drei kann ich dir aber auch nur unter einer Bedingung erfüllen“, konterte Deadpool, wobei er Spider-Mans Hand weiter ganz fest hielt. „Ab jetzt bist du MEIN Held und rettest MICH!“ Fast musste Spider-Man grinsen und dieses mal zog er Deadpool extra näher zu sich. „Jederzeit. Weil ich im Gegensatz zu dir ein ECHTER Held bin. Und natürlich nur, wenn ich einen Vorteil davon habe, wenn ich dabei nichts selbst in Gefahr gerate UND wenn mein Anzug dabei sauber bleibt.“ Ihn amüsierte richtig, wie perplex Deadpool zu sein schien und ihn nur anstarrte, bis... Er ihn dann doch einfach ohne Vorwarnung umarmte und rief: „Das genügt mir! YAY! Spidey ist freiwillig MEIN Held! Das nächste Jahr kann kommen!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)