Tease him, please him von Salix ================================================================================ Kapitel 3: Bombenstimmung ------------------------- Loki lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Es war zwar kniffelig gewesen in seine Zelle zu seinem Körper zu gelangen, aber er wurde besser im Umgehen der Banne. Er drehte sein Messer in den Fingern. Trotz des Magieverbrauchs war sein Essen kaum berührt. Das Messer beschrieb kleine Kreise auf dem Teller. Eigentlich müsste er seine Energiereserven wiederauffüllen, doch er verspürte keinen Appetit. Wenn DAS in ihren Mythen erwähnt wurde, was stand da noch alles drin? Wer hatte geplaudert? Ihm war bewusst, dass es eine Zeitlang ein ziemlicher Skandal am Hof gewesen war. Die bescheuerten darauf anspielenden Witze hatten nie ganz aufgehört. Nun, zumindest waren sie nicht mehr in seiner oder Thors Gegenwart erzählt worden, nach einem spektakulären Wutanfall Seitens Thors. Loki presste die Kiefer zusammen. Sollte er Thor jetzt dafür dankbar sein? Klar doch! Bewusst langsam legte er das Messer auf dem Teller ab. Die Wachen waren in Sichtweite und er hatte keine Lust ihnen ein Schauspiel zu bieten. Er schob den Teller fort und schaute zum Spiegel. Eine kaum merkliche Handgeste und er konnte wieder Tony beobachten. Nun hatte er noch etwas, was er dem Menschen heimzahlen wollte. Er hasste es, daran erinnert zu werden! Der Ausblick im Spiegel war allerdings öde. Dieser verflixte Mensch saß bloß vor einem technischen Gerät rum. Das bedeutete mal wieder abwarten. Loki holte sich ein Buch herbei und setzte sich so, dass er problemlos immer mal wieder einen Blick auf den Spiegel werfen konnte. Lustlos überflog er die Seiten. Als er bemerkte, dass er den einen Absatz zum dritten Mal begann, hätte er das Buch eigentlich weglegen können, so wenig lernte er daraus. Allerdings gab es ihm den Anschein von Entspannung und Ruhe, weswegen er es in der Hand behielt. Die Zeit kroch dahin, nur unterbrochen von der Ankunft neuer Gefangener, die Loki unkommentiert ließ. Loki überlegte, dass sein Interesse an Tony Stark einem juckenden Insektenstich glich, an dem man kratzte, obwohl man wusste, dass man es besser bleiben lassen sollte. Gerade weil Tonys Frage ihn mehr getroffen hatte, als er zu zugeben bereit war, war er festentschlossen Tony noch mehr zu ärgern. Schließlich zeigte ihm ein flüchtiger Blick, wie Tony einen Konferenzraum betrat. Das Buch landete unsanft auf dem Tisch. Loki wechselte auf sein Bett, wo er es seinem Körper bequem machte. Der Teil Midgards, in dem Tony sich aufhielt, präsentierte sich im Gegensatz zum Morgen nass und frostig. Der eisige Regen gefror auf den Straßen, wo sich eine spiegelglatte Eisschicht bildete. Die Zweige der Bäume und sogar die Tannennadeln waren von Eis umschlossen, als trügen sie eine gläserne Hülle. Die wenigen Menschen, die unterwegs waren, schlitterten mehr als das sie gingen. Loki amüsierte sich über, die durch das Glatteis ins Rutschen gebrachten, Menschen. Der Raum, in welchem er Tony fand, war überfüllt. Einige Leute standen sogar an die Wand gelehnt da. Loki schwebte über ihren Köpfen, wobei er sich fragte, was künstliche, rekurrente Netzwerke waren. Diese Bezeichnung verwendete Tony häufiger in seinem Vortrag. Auch die Idee ein lernfähiges Programm zu erschaffen, welches außerirdische Bedrohungen identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten vermochte, fand Erwähnung. Loki schüttelte belustigt den Kopf. Solche Technik war fehleranfällig. Tony hörte sich begeistert an, allerdings bezweifelte Loki, dass der Mensch sich das genauer überlegt hatte. Aus Lokis Sicht neigte Tony dazu, Sachen erst auszuprobieren und mit den Problemen, die sich ergaben, später fertig zu werden. Er verzog spöttisch den Mund, als ein blonder junger Mann aufstand. Da verstand wohl noch jemand Toys Ausführungen nicht. Erst als der einen kleinen Gegenstand in seiner Hand in die Höhe hob, merkte Loki, dass dies kein Fragensteller war. „Sie können später…“ „Halt‘ die Klappe, alter Sack! Jetzt rede ich! Ihr tut, was ich sage, sonst fliegt ihr in die Luft! Hiermit kann ich eine Bombe zünden, die uns alle hochjagt, kapiert!“ Der Mann wedelte mit dem Gegenstand herum. Köpfe wandten sich zu ihm um. Entsetztes Murmeln erhob sich. Loki stöhnte auf. Musste dieser blöde Mensch seinen Plan ruinieren! Zeit etwas zu unternehmen. Da die gesamte Aufmerksamkeit eh auf dem Kerl lag, nutzte Loki das aus. Wer achtete im Augenblick schon auf schwebende Gegenstände… Jetzt konnte er ungestört handeln. Loki löste ein Kabel von einem Laptop. Das Kabel schlängelte sich unbemerkt auf die Beine des Bombenlegers zu. Sacht ringelte es sich mit ein wenig Abstand um die Beine. Fies grinsend ließ Loki es sich mit einem Ruck festziehen. „Was…?“ Der Mann schrie auf und verhedderte sich in dem Kabel, dabei löste sich sein Griff um den Zünder. Um ihn herum sprangen Leute auf. Mit einem Fingerschnipsen verfrachtete Loki das Gerät in hohem Bogen auf Tonys Rednerpult. Tumult brach aus. „Ruhe!“, donnerte Tony durch sein Mikrofon noch verstärkt. „Bleiben sie ruhig“ Der Mann war dabei sich aufzurappeln, woraufhin Loki einen Stuhl, mitsamt der Person darauf, in Bewegung setzte. Der Stuhl krachte scheppernd in den Bombenleger. Menschen warfen sich zur Seite. Zwei junge Männer stürzten sich auf den gefallen Mann. Sie zerrten ihn hoch und hielten ihn fest. Aus den Augenwinkeln bekam Loki mit, wie Tony den Zünder musterte. „Verdammt!“ Tony atmete tief durch. „Wir haben genug Zeit. Ich sage ihnen jetzt, wie es abläuft. Zuerst verlassen, die Leute in der Nähe der Türen den Saal, dann die Reihe dahinter und so weiter. Verlassen sie bitte das Hotel umgehend, aber gesittet. Sie da, gut gemacht, nehmen sie ihn mit raus und übergeben ihn der Polizei.“ Die Ersten kamen Tonys Anweisungen nach. Die jungen Männer rangen mit dem Bombenleger. Loki verknotete das Kabel, um dessen Beine. Einer der Männer bog dem blonden Mann den Arm auf den Rücken. Der andere griff sich einen Schal und nutzte den, um den Bombenleger zu fesseln. „Dr. Heinz, bitte verständigen sie die Hoteldirektion, dass sie das Gebäude räumen sollen. Dr. Martin rufen sie bitte die Polizei und teilen ihnen die Situation mit. Danke für ihre Zusammenarbeit.“ Tonys ruhige Stimme kam bei den Leuten an. Loki beobachtete erstaunt, wie sich die Leute Tonys Autorität beugten. Die Panik war abgewendet. Er schwebte zu Tony, der nun wieder den Zünder musterte. Eine rote Zahl blinke darauf. Sie sprang von 19.37 zu 19.38. Tony tippte etwas auf seinem Notebook. „Ich wette du bist hier, Loki“, wisperte er, „Danke für die Verschlimmerung der Lage!“ „Wie bitte?“ Loki erlaubte es seiner Stimme hörbar zu werden. „Wegen dir haben wir etwas unter zwanzig Minuten um diese Bombe zu finden, das Gebäude zu evakuieren und die Bombe zu entschärfen! Hätte er den Zünder in der Hand behalten, wäre der Timer nicht angelaufen!“, zischte Tony wütend. „Und woher hätte ich das wissen sollen!“ Der Saal leerte sich zusehends, also zeigte Loki Tony eine Version seiner selbst, die kein Aufsehen in Midgard hervorrufen sollte. Sie war von der Mehrzahl der Veranstaltungsteilnehmer inspiriert. Er erschien mit seiner üblichen Rockerfrisur in schwarzer Jeans und dunkelgrünem Hoody, der die türkisen Aufschrift:“Keep calm and kneel!“trug. Tony gab irgendetwas in seinen Rechner ein. Loki knurrte ungehalten. Der verhinderte Feuerteufel kam ihm bekannt vor, aber woher? Durch die New York Sache konnte er ihn nicht kennen. Der hatte so ein komisches Zeichen am Handgelenk gehabt. Das hatte er heute schon mal gesehen, aber wann? Ach ja, der Overallträger von der Heizungsfirma aus der Lobby! „Wo finden sich hier die Gaszähler?“, fragte er Tony „Lenk mich nicht ab!“ „Das ist wichtig. Der Kerl war heute Morgen hier, um den Gaszähler abzulesen, zumindest behauptete er das.“ „Woher..?“ „Hab, in der Lobby auf dich gewartet.“ Tony nickte knapp, ehe er den Gebäudeplan des Hotels aufrief. „Mist! Wo? Ach ja, Rettungsplan!“ Er klickte auf eine andere Ansicht. „Na also!“ Das Notebook unterm Arm verließ Tony den inzwischen leeren Saal. Loki folgte ihm einfach. In der Eingangshalle sprach ein älterer Herr, in zerbeultem Tweetanzug, mit dem Hotelangestellten an der Rezeption. Loki vermutete, dass es sich dabei um Dr. Heiz handelte, denn Tony nickte ihm im Vorbeigehen zu. Weil er sich den Plan eingeprägt hatte und sich an die Wegbeschreibung vom Morgen erinnerte, nutzte Loki die Vorteile seiner Astralform aus. Er konnte einfach durch Wände oder Fußböden gleiten. Rasch hatte er den Heizungskeller gefunden. Dort angekommen stellte er fest, dass dies sinnlos gewesen war, weil er nicht wusste, wie man eine Bombe entschärfte oder auch nur, wie die aussah. Bis Tony kam, musste er dumm in der Gegend rumschweben. Er erkundete dennoch den Raum. Dabei entdeckte er etwas anderes ebenfalls Beunruhigendes. An der Wand neben einem Regal lief Wasser hinab. Loki sah genauer hin. „Echt jetzt?“ An der Stelle konnte er statt eine feste Wand anzustarren, auf ein aufgewühltes Meer sehen. Die Tür wurde aufgerissen. Loki wirbelte herum. „Und? Wo ist sie?“ Loki hob in einer Geste der Ahnungslosigkeit die Hände. „Du bist der Waffenexperte.“ „Sehr hilfreich!“ Tony, der inzwischen seine Rüstung trug, begann seinerseits den Raum abzusuchen. Loki erhielt einen Schlag in den Rücken, der ihn vorwärts taumeln ließ. „Au!“ Die Stelle auf seinem Rücken brannte wie verätzt. Er fuhr zu dem Portal herum. Ein grellpinker Tentakel schwang auf ihn zu und traf ihn an der Brust. Er wurde nach hinten geschleudert und flog durch ein Regal sowie die Kellerwand. Als er wieder im Raum war, riss ein weiterer Tentakel ein Regal um. Es schepperte gewaltig. „Holy shit!“, stieß Tony hervor. „Ich kümmere mich drum. Du bist für die Bombe zuständig!“ „Aber..“ „Mach schon!“ „Okay!“ Loki sammelte seine Magie, was er im Begriff zu tun stand, würde ihm Heimdalls Aufmerksamkeit sichern. Die meisten Kampfzauber konnte er nicht anwenden, wegen der doofen Bannsprüche seiner Zelle. Warum hatten sie auch seine Magie beschneiden müssen? Blöde Frage! Aber dennoch, derzeit ein Problem. Trugbilder und ein bisschen Telekinese waren gegen dieses Tentakelvieh wenig sinnvoll. Also improvisieren! „Hab sie!“, rief Tony irgendwo hinter ihm. „Toll! Ahhh!“ Ein Tentakel hatte sich um Lokis Knöchel gewickelt. Er wob Eis um seine Hand und hackte den Tentakel durch. Schrilles Quietschen dröhnte in seinen Ohren. Loki duckte sich. Ein anderer Tentakel zischte über ihn hinweg. Er wich zurück und verknotete die schleimigen Gliedmaßen. Leider blieb der erhoffte Erfolg aus. Das Wesen entwirrte sich einfach wieder. Loki verlor den Überblick darüber, wie lange er gegen das Tentakelvieh ankämpfte, bis Tonys: „Geschafft!“, erklang. Gegen all seine Bemühungen hatte sich erneut ein Tentakel um ihn geschlungen, diesmal um seinen Oberkörper. Loki presste die Zähne vor Schmerzen zusammen. Dieses Vieh dürfte ihn eigentlich gar nicht berühren können! Wütend legte er seine Hände auf das glitschige Teil und brachte die Flüssigkeit darin zum Gefrieren. Wieder wurde er durch die Gegend geworfen. Sein Flug endete vor Tonys Füßen halb im Boden. „Bleib unten!“ Loki gehorchte nur zu gerne und Tony schoss einen Energiestrahl auf das Wesen ab. Es regnete Salzwasser und Fleischstückchen. „Was zur Hölle ist das?“ „Keine Ahnung. Aber ich sorge dafür, dass es nicht mehr herkommen kann, wenn du schwörst über meine Anwesenheit auf Midgard den Mund zu halten, besonders Thor und S.H.I.E.L.D. gegenüber. Schwöre nicht zu verraten, wo ich mich aufhalte.“ „Und wenn ich nicht schwöre?“ „Lass ich dich mit einem Portal zu einer anderen Welt alleine und du darfst dir einen Weg ausdenken, wie du es schließt!“ „Portal?“ „Was sonst oder sind solche Riesententakelviecher in Midgard üblich?“ „Ich hätte nicht gefragt, was das ist, wenn die hier üblich wären.“ „Wie ist es, schwörst du?“ „Dich weder an Thor noch an S.H.I.E.L.D. zu verraten?“ „Genau.“ Eine ganze Weile stand Tony nur im Heizungskeller, den Blick starr auf dem runden Portal in der Wand. „Ich schwöre weder Thor noch S.H.I.E.L.D. mitzuteilen, wo du dich aufhältst.“, quetschte er schließlich hervor. „Hervorragend.“ Loki rappelte sich auf. Sein Trugbild war zerfleddert und wies Risse auf. Die Stellen, wo ihn das Wesen berührt hatte brannten. Auch für ihn war dieses Wesen neu, doch das war unwichtig. Er kratzte seine Magie zusammen, dann zeichnete er Runen in die Luft, welche er vor langer Zeit in einem Buch gesehen hatte. Sie hingen golden schimmernd mitten im Raum. Gerade als er fürchtete, sie wären unwirksam, schloss sich das Portal und schnitt drei pinke Tentakel ab. „Igitt!“ Tony kickte ein Tentakelstück mit dem Fuß zur Seite. „Wehe du haust wieder ohne Erklärung ab!“ „Was, du willst, dass ich dies hier der menschlichen Polizei erkläre?“ „Nein, ich will eine Erklärung von dir, nachdem ich das mit der Polizei geregelt habe.“ „Fein. Dann warte ich in deinem Zimmer auf dich.“ Loki zwinkerte Tony zu und entfernte sich mit so viel Eleganz, wie er noch aufbringen konnte. Zu seiner Verwunderung fand Tony Loki tatsächlich in seiner Suite vor, als er sie ein paar Stunden später betrat. Der Ase schwebte mitten in der Luft und sah noch immer angesengt aus. Dunkle Risse zogen sich über seine Gestalt. Tony schlenderte zur Minibar. „Wundert mich, dass du dich noch nicht selbst bedient hast.“ Loki drehte sich in der Luft auf den Bauch. „Hätte ich gerne, ist leider nur unmöglich.“ „Hat das damit zu tun, dass du durch eine Wand geflogen bist, ohne sie zu beschädigen?“ Tony erhielt ein bestätigendes Nicken zur Antwort. „Du bleibst bei deiner Erklärung von heute Morgen.“ Diesmal bestand die Antwort in einem schmalen Lächeln. Tony rieb sich die Schläfen. Sein Kopf schmerzte und er fürchtete, dass er Loki glauben sollte. Er ließ sich auf die Couch sinken. „Noch mal, was war das für ein Vieh im Heizungskeller?“ „Nach längerem Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es ein Seelenfresser war. Falls die Angaben aus der Fußnote in dem zerfledderten Bestiarium aus der hintersten Ecke der Palastbibliothek korrekt sind.“ „Was, es gibt etwas, dass du nicht kennst?“ „Es sind mindestens neun Welten voller Viecher. Ich lese ja gerne, aber um alles über sie zu lernen, wäre selbst meine Lebenszeit nicht ausreichend.“ Loki schwebte auf Tony zu. „Hattest du einen netten Plausch mit S.H.I.E.L.D.-Agenten?“ „Erinner mich nicht daran!“ Tony nahm einen Schluck von dem Whiskey, den er sich aus der Minibar organisiert hatte. Er hatte tausendunddrei Fragen beantworten sollen, wobei er auf einige keine Antwort gehabt hatte. „Dein Teil der Abmachung!“, forderte er, wobei er Loki einen genervten Blick zuwarf. Musste der unbedingt vor seiner Nase in der Luft rumhängen? „Ach, das ist nur ein Nebeneffekt der Konvergenz der Welten, die bevorsteht.“ „Etwas ausführlicher bitte! In verständlichen Worten.“ „Demnächst bilden die neun Welten eine Linie, die sogenannte Konvergenz. Es geschieht alle 5000 Jahre. Laut den Berichten darüber sind die Wände zwischen den Welten um die Konvergenz herum durchlässig und es können Portale auftreten. Ein lästiger Nebeneffekt halt.“ „Das war wirklich ein Tor in eine andere Welt?“ „Sah so aus.“ „Wo treten diese Tore auf?“ Loki grinste, in seinen Augen lag ein beunruhigendes Glitzern. „Zufällig, ungeordnet, überall.“ Tony stöhnte auf. „Gibt es eine Möglichkeit sie zu orten?“ „Wäre doch viel zu langweilig. Stell dir mal vor, was diese Portale alles anrichten können.“ „Tue ich. Wo es dich so amüsiert, wieso hast du mir schon wieder geholfen?“ Tony verstand Loki immer weniger. Dessen Gedankengänge glichen wirklich einem Sack voller Katzen, wie Bruce es beschrieben hatte. Loki hing hier rum, half ihm sogar und war so anhänglich wie eine Klette. Loki breitete die Arme aus, verzog minimal das Gesicht und meinte: „Just for fun.“ Tony betrachtete die dunklen Stellen in Lokis Trugbild genauer. „Die solltest du besser verarzten.“ Loki rollte mit den Augen. Grünes Licht flimmerte über seine Gestalt und er wirkte wieder völlig gesund. Tony rieb sich das Kinn. Er hob die Hand, nur um kurz vor Lokis Wange innezuhalten. „Wovor versteckst du dich?“ Er wollte das wirklich wissen. Denn alles an Loki war Schein. Was lag hinter dem Anschein? Wut verzerrte das Gesicht seines Gegenübers für einen Moment, ehe Loki den Kopf so hob, dass er auf Tony hinabsehen konnte. „Keine Antwort“, stellte Tony fest. Seine Hand berührte das Trugbild und seine Finger tauchten hinein. Er stoppte und es war Loki, der zurückwich. „Wie ist das eigentlich, stimmen die Legenden und du bist ein Frostriese?“ „So zartbesaitet, nenn es doch beim Namen: Ein Monster!“, knurrte Loki. „Sind Frostriesen das denn? Ohne Ausnahme?“ „Wo hast du deine Allgemeinbildung her, aus dem Internet?“ Da hatte er anscheinend einen wunden Punkt entdeckt. Tony lächelte, den vor ihm schwebenden, Loki freundlich an. „Taten machen einem zum Monster, nicht als was man geboren wurde.“ „In dem Fall, kann ich das hier ja für mich behalten.“ Ein blau glitzernder Ring erhob sich vom Couchtisch in die Höhe. Tony starrte den Ring an. Woher zum Henker kam der denn? „Andererseits, wo er schon existiert…“, begann Loki einen Satz, den er unvollendet ließ. Tony ballte die Hände zu Fäusten, dennoch rutschte der Ring irgendwie auf den Ringfinger seiner rechten Hand. Kälte breitete sich von dem schmalen Gegenstand aus. Tony ergriff den Ring und zog daran, nur um festzustelle, dass der Ring auf seinem Finger stecken blieb, egal wie sehr er daran zerrte. „Er sollte eine Weile halten. Du ziehst doch bestimmt los die Portale zu schließen, sobald du einen Weg gefunden hast, sie zu orten. Wenn du auf eines triffst, benutz diesen Ring.“ Beunruhigt drehte Tony an dem Ring. Es war als würde er mit Eiswasser übergossen. Tony schrie auf. Er schnappte nach Luft, schlang die Arme um sich und kam schwankend auf seinen Hufen zum Stehen. Er stolpert, stürzte neben dem Tisch zu Boden und starrte auf seinen Unterleib. Über ihm hallte Lokis Lachen durch den Raum. Da, wo seine Beine sein sollten, erkannte Tony Bocksbeine. Er zuckte mit seinen Ohren. Diese Bewegung spürend, griff er sich an den Kopf. Er fühlte flauschige, rundliche, bewegliche Ohren, die zu lang waren. Weiteres Tasten verriet ihm, dass aus seiner Stirn kleine harte Hörnchen wuchsen. „Sieht gut aus. Sexy Satyr. Oder bevorzugst du die Bezeichnung Faun?“ Tony schnappte sich den nächstbesten Gegenstand, den er erreichen konnte. Der Aschenbecher flog durch den kichernden Loki hindurch und zerschellte an der Wand. „Mach das rückgängig!“ „Aber du siehst soooo niedlich aus!“, pruste Loki nur. „Ich bring dich um!“ Tony trat mit dem Huf nach dem Tisch. Seine Ohren juckten und er wollte lieber nicht genau wissen, warum sich sein Steiß so gequetscht in seiner Hose anfühlte. „Oh, wundervoll. Du willst mich umbringen. Welch fein abgestimmte Erwiderung auf die Situation. Nur zu, wenn dir diese Gestalt so sehr gefällt.“ Tony atmete tief ein und zählt langsam bis zwanzig. Er ging es falsch an. Je mehr er sich aufregte, desto mehr amüsierte er Loki damit. Vorsichtig richtete er sich auf und zog sich auf die Couch. Er drehte den Ring erneut. Alles blieb, wie es war. Einen Versuch war es wert gewesen. Ihm fiel auf, dass in dem hellblauen Eis goldene Runen schimmerten. Sie ähnelten den Runen, die Loki verwendet hatte, um das Portal zu schließen. Tony änderte seine Taktik. „Du gehst also davon aus, dass ich vorhabe neu auftretende Löcher zwischen den Welten zu stopfen“, erklärte er gespielt gelassen. „Das ist es doch, was Helden tun, Personen vor Gefahren retten.“ „Was interessiert es dich. Du hast Spaß am Töten!“ „Musst du gerade sagen.“ Loki sah ihn verächtlich an. „Als wenn du noch nie getötet hättest! Nicht zu vergessen, die vielen unschuldigen Menschen, die durch von dir entworfene und verkaufte Waffen gestorben sind.“ „Achtzig Tote in zwei Tagen. Plus die Toten in New York!“, gab Tony kalt zurück. „Es war der einzige Weg.“ „Eine Armee hierher führen! Bei deinem Einfallsreichtum, unwahrscheinlich!“ Loki lehnte sich vor, um ihm in die Augen zu starren. „Du hast ihre Schiffe in ihrer Welt gesehen. Wie fandest du das? Glückwunsch! Ich hatte genug Zeit sie näher kennenzulernen. Sei froh, dass ihr sie besiegt habt“, zischte ihn Loki an. In seinem Blick lag Schmerz. Schaudernd dachte Tony an die Chitauri. Loki wandte sich von ihm ab und strich sich durchs Haar. Tony beobachtete, wie Loki zum Fenster schwebte und in die vereiste Landschaft hinausblickte. „Ich habe Welten gesehen, denen deinen schlimmsten Albträumen nicht einmal annähernd nahe kommen.“, fuhr er heiser fort. „Aber ebenso Welten, so wunderbar, dass es schwer fiel sie zu verlassen, weil sie dazu verlockten für immer dort zu bleiben. Bei der Konvergenz kommen all diese Welten miteinander in Berührung…“ Loki hielt inne. „Du bist so selbstmörderisch, dass du Schwächere beschützen willst, selbst wenn es dein Leben kosten sollte. Es ist bescheuert.“ Sichtlich schaudernd unterbrach Loki sich wieder, ehe er mit den Schultern zuckte. „Sagen wir einfach, ich will die Chancen angleichen.“ Grünes Feuer flackerte über Tony hinweg. Erneut fühlte er die eisige Kälte. So plötzlich, wie zuvor war die Verwandlung vorüber und er hatte seine menschliche Gestalt zurück. „Vielleicht bin ich nur ein Monster. Vielleicht finde ich dich interessant genug, um etwas dagegen zu haben, dass du dich in eine Gefahr begibst, der du nicht gewachsen bist. Such es dir aus. Es ist so typisch menschlich, stur bis zum geht nicht mehr zu sein und, trotz eurer kurzen Lebensspanne, auch noch ständig damit beschäftigt, euer Leben zu verkürzen!“ Tony runzelte die Stirn Es hörte sich fast an, als missfiele Loki diese vermeintlichen menschlichen Eigenschaften. „Wie auch immer, der geht gar nicht!“ Tony wedelte mit seiner Hand. „Damit kann ich mich nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Ein Glitzerring, das ruiniert meinen Style!“ Loki drehte sich zu ihm um. Sein Lächeln erinnerte Tony an eine Katze, die den Kanarienvogel verspeist hatte. „Der bleibt, wo er ist. Wenn du Glück hast, hält er solange, wie die Nebeneffekte der Konvergenz andauern.“ Loki warf ihm einen Luftkuss zu. „Denk an mich, wenn du dein zweites Portal findest. Wir bleiben in Verbindung.“ Er zwinkerte Tony zu und glitt durch die Wand in die Eislandschaft hinaus. Tony sprang auf. Er rannte zum Fenster, doch draußen war Loki nicht mehr zu entdecken. Dafür fiel ihm ein Reiher auf, der über die Dächer der Fachwerkhäuser flog, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)