Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 5. “I’ll walk you home.” (Gray-Lucy-Juvia) ------------------------------------------ Amüsiert blickte Lucy auf ihre albern kichernde Freundin hinunter, die sich mit einer Hand an ihren Arm klammerte, während sie mit der anderen versuchte, in ihre Winterstiefel zu kommen. Als es ihr endlich gelungen war, den Fuß in den rechten Schuh zu schieben, pfriemelte sie am seitlich angebrachten Reißverschluss herum, doch schon nach wenigen Zentimetern verhakte er sich mit dem schwarz-blau-gestreiften Strumpf. Noch immer nur mit einer Hand versuchte Juvia, den Strumpf wieder zu befreien, aber es war ein hoffnungsloses Unterfangen, wenn man nebenbei immer noch herum kicherte. Schließlich ließ Juvia doch Lucys Arm los, um mit beiden Händen am Reißverschluss herum zu fummeln. Gerade noch rechtzeitig konnte Lucy die schmalen Schultern der Blauhaarigen festhalten, bevor diese umkippte. „Ich habe dir gleich gesagt, dass du nicht so viel trinken sollst“, schalt Lucy schmunzelnd und ging ebenfalls in die Knie, um ihrer Freundin zu helfen. Im Grunde war sie hierauf schon vorbereitet gewesen, als sie gesehen hatte, dass Lyon und Meredy für die Silvesterfeier eine eigene Bowle gemischt hatten. Sonst war Juvia vernünftig genug, die Finger von Alkohol zu lassen, da sie ja schon nach einer Flasche Bier ordentlich angesäuselt war, aber sie konnte einfach nie die Finger von Meredys Bowle lassen. Aber einmal im Jahr, hatte Lucy sich gedacht und ihre Freundin zum Topf mit der Bowle ziehen lassen, konnte Juvia sich ruhig etwas gönnen. „Aber die Bowle war so gut“, erwiderte Juvia mit einer Ernsthaftigkeit, als würde es um ein ausgesprochen wichtiges Thema gehen. Erstaunlicherweise lallte sie noch nicht einmal. Ihre Art der Trunkenheit äußerte sich eher in Gleichgewichtsstörungen und Kicheranfällen – und in einer anregenden Hemmungslosigkeit in horizontalen Gefilden. Seufzend half Lucy ihr auch in den anderen Stiefel und wickelte ihr danach den Schal vernünftig um den zierlichen Hals, ein selbst gestrickter, roter Schal mit einem weißen J. An Lucys Hals schmiegte sich ein ähnlicher Schal mit dem Buchstaben L und in Blau. Juvia liebte es, im Partnerlook zu gehen und im Kleinen wie im Großen bereitete Lucy ihr gerne solche Freuden, solange es nicht über die Strenge schlug. „Guck’ nicht so böse, Juvia wird sich auch nie wieder betrinken.“ „Das hast du letztes Silvester auch schon gesagt“, stellte Lucy fest und gab Juvia einen sanften Kuss auf die Stirn. Die schlanken, sehnigen Arme der Blauhaarigen schlangen sich überraschend fest um Lucys Taille und ihre Körper schmiegten sich ganz automatisch aneinander. Lucy ließ sich dazu hinreißen, den Kopf zu senken, um Juvias Lippen zu suchen. Als könnte diese ihre Gedanken lesen, kam sie ihr auf halber Strecke entgegen und sie küssten einander lange und gefühlvoll. Juvia schmeckte intensiv nach Bowle, aber es war kein unangenehmer Geschmack. Lucy hatte sich ja selbst auch zwei Gläser davon gegönnt. Als ihre Zungen einander begegneten, stieß Juvia ein Seufzen aus, beim dem Lucy ein angenehmer Schauder den Rücken herunter lief. Ganz unwillkürlich drückte Lucy sie noch enger an sich und genoss die Verschmelzung ihrer Lippen und Zungen in vollen Zügen, völlig vergessend, dass sie hier in Lyons und Meredys Flur standen. Erst ein vernehmliches Räuspern ließ sie den Kuss beenden und zur Seite blicken. In der Tür zum Wohnzimmer stand Gray. Seine Haare waren ob der wilden Feier noch wirrer als sonst und hingen ihm verwegen in das attraktive, kantige Gesicht. Um seine Lippen lag ein mürrischer Zug, aber der zarte Rothauch auf seinen Wangen verriet ihn genauso wie sein unsteter Blick, der nicht so recht zu wissen schien, auf welche der beiden jungen Frauen er sich konzentrieren sollte. Lucy spürte Juvias sehnsüchtiges Seufzen eher, als dass sie es hörte, und sie musste ein Lächeln unterdrücken. Ihr war nur zu deutlich bewusst, dass ihre Freundin eine Schwäche für den Schwarzhaarigen hatte. Die hatte Juvia schon gehabt, als sie und Lucy zusammen gekommen waren, aber Gray, dieser Trotzkopf, hatte lieber immer so getan, als würde er nichts bemerken. Genau diese Sturheit war einer der Charakterzüge, die Lucy selbst so anziehend an Gray fand. Das hatte sie seit jeher so angezogen und sie hatte nicht damit gegeizt, gewisse Signale auszusenden, die jedoch genauso übergangen worden waren. Also hatte Lucy keine Hemmungen gehabt, Juvias Angebot anzunehmen, als diese sie letztes Silvester zu sich in die Wohnung gezogen hatte. Sie hatte es genossen, der Blauhaarigen endlich so nahe zu kommen und sie war geduldig geblieben, als Juvia mit ihren scheinbar widersprüchlichen Gefühlen für Gray und Lucy gehadert hatte. Mittlerweile waren sie sich einig darüber, was sie Beide wollten – oder vielmehr wen. „Wie lange stehst du da schon?“, fragte Lucy grinsend und drehte sich mit Juvia zu Gray herum, einen Arm um deren Taille geschlungen. Sie bemerkte, wie Grays Blick lange an ihrer Hand auf Juvias Taille haftete und wie sich seine Hände in den Hosentaschen zu Fäusten ballten. Wie es nun einmal seine Art war, überging Gray die verfängliche Frage und schob trotzig das Kinn nach vorn. „Wollt ihr wirklich jetzt noch nach Hause laufen?“ „Es ist drei Uhr morgens, da sind nicht mehr so viele Nachtschwärmer unterwegs“, erwiderte Lucy entspannt und zog Juvia mit zur Tür. „Außerdem haben Lyon und Meredy nicht unbegrenzt Platz – oder willst du deine Luftmatratze mit uns teilen?“ Bei der Vorstellung erzitterte Juvia in Lucys Armen und Grays Gesicht wurde verräterisch rot. Wenn Lucy ehrlich war, fände sie den Gedanken selbst sehr anregend, wenn es nur nicht um eine Luftmatratze ginge – sie hasste Camping und alles, was nur irgendwie damit in Verbindung gebracht werden konnte. Da Gray keinerlei Anstalten machte, sich zu bewegen oder etwas zu sagen, öffnete Lucy die Tür. Ein Schwall eisiger Luft kam ihr entgegen und vertrieb ihre triebhaften Gedanken. Wieder einmal war Gray zu gehemmt oder zu stur oder was auch immer. Schade, aber letztendlich war es vor allem sein Schaden. „Juvia wünscht dir eine gute Nacht, Gray-sama“, ließ Juvia sich noch schüchtern vernehmen, dann traten sie gemeinsam durch die Tür. In der Ferne waren immer noch einige Raketen zu sehen und Böller zu hören. Irgendwo am Ende der Straße grölte jemand ein unflätiges Lied und Lucy war froh, dass sie und Juvia in die andere Richtung mussten und es sowieso nicht weit hatten. „Wartet!“ Überrascht drehten sie sich gemeinsam um und blickten Gray entgegen, der in seine Winterschuhe geschlüpft war und nun im Laufen den Reißverschluss seines Parkas schloss. Seine Wangen waren noch dunkler und er mied es, den beiden jungen Frauen in die Augen zu blicken. „Ich bringe euch nach Hause“, nuschelte er. Lucy tauschte einen aufgeregten Blick mit ihrer Freundin, deren große, blaue Augen klar und voller Vorfreude leuchteten. Lächelnd nickten sie einander zu und nahmen Gray in ihre Mitte, Juvia hakte sich zu seiner Rechten unter und klammerte sich mit einem glühenden Blick an seinen muskulösen Arm, während Lucy zu seiner Linken einen Arm um seine Hüfte gleiten ließ. Gray schien damit noch überfordert zu sein, aber als die Frauen sich in Bewegung setzten, hielt er entschlossen mit ihnen Schritt, und als Lucy zu seinem Gesicht hinauf blickte, vermeinte sie, auch in seinen dunklen Augen Vorfreude zu erkennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)