fateful von Seulgi95 (schicksalhaft, verhängnisvoll, fatal) ================================================================================ Kapitel 1: *Braut auf der Flucht* --------------------------------- Durch das eng sitzende Hochzeitskleid dauert es allerdings ein paar Sekunden, wenn nicht sogar zwei Minuten, bis Sakura es aus dem Taxi raus geschafft hat. Als sie endlich neben dem Taxi steht, seufzt sie erleichtert und ist ebenso erleichtert darüber, dass es am Hauptbahnhof eine extra Bucht für die Taxis gibt, ansonsten hätte sie noch den kompletten Verkehr auf der Straße aufgehalten. Einen Moment später dreht sich Sakura um und schaut ins Taxi, wo Ino immer noch mit dem Taxifahrer redet, als es für Sakura nicht so aussieht, als wäre einer von beiden in den nächsten Minuten aussteigen, dreht sie sich wieder weg und geht stattdessen nach hinten zum Kofferraum. Nachdem sie kurz die Klappe abgetastet hat, findet sie endlich den kleinen Knopf und öffnet dann den Kofferraum. Während Ino weiterhin im Taxi sitzt, weiß Gott, was sie da noch mit dem Taxifahrer bespricht, beugt sich Sakura in den Kofferraum, greift sich ihren Koffer und hievt diesen aus dem Kofferraum des Taxis. Ein Schnaufen entfährt ihr, als sie den Koffer anhebt und bemerkt, wie schwer er doch wirklich ist. Als sie ihn auf den Boden stellen will, rutscht der Koffer wegen seinem Gewicht aus ihren Händen und knallt deswegen ungebremst auf den Boden. Sauer, darüber knallt sie den Kofferraum zu und zischt leise vor sich her. Genervt dreht sie sich zu dem Koffer und drückt den kleinen Knopf am Henkel, anschließend zieht sie den Henkel heraus und will schon den Koffer hinter sich herziehen, als Ino plötzlich vor ihr steht. „Kommst du?“, fragt die Blondhaarige und sieht Sakura mit hochgezogener Augenbraue an. Wegen den Worten ihrer Freundin fühlt sich die Rosahaarige kurz etwas überrumpelt und schaut ihre Freundin kurz genervt an. Schließlich war sie es nicht gewesen, die getrödelt hatte und mit dem Taxifahrer ein Schwätzchen gehalten hatte. Ohne dass Sakura es verhindern kann, entzieht Ino ihr den Koffer und dreht sich dann einfach um. Während Sakura immer noch hinter dem Taxi steht und ihrer Freundin nun verwundert hinterherschaut, erreicht die Blondhaarige die Drehtüren. Dann aber bleibt sie plötzlich stehen und dreht sich zu Sakura um. Als die Rosahaarige ihren wartenden Blick bemerkt, fällt Sakura auf das sie auf sie wartet, schließlich sind sie ja wegen ihr hier, sie sollte ihrer Freundin schleunigst folgen. So setzt Sakura sich in Bewegung und geht zu ihrer Freundin an den Eingang des Bahnhofs. Als sie Ino erreicht, bleibt Sakura nicht bei ihr stehen, sondern geht direkt an ihr vorbei. Mit schnellen Schritten betritt sie dann den Bahnhof durch eine der vielen Drehtüren. Dann im Bahnhofseingang, bleibt die Rosahaarige allerdings stehen und fühlt wie ihre Reize überflutet werden. Nie zuvor war sie im Hauptbahnhof gewesen, weswegen sie sich doch etwas überfordert fühlt. Und gerade jetzt, wo sie so rumsteht, bereut sie es von ganzen Herzen, das sie nie vorher hier gewesen war, denn sie bemerkt, dass sie keine Ahnung hat, wie sie sich hier zurechtfinden soll. Die Blicke der ganzen anderen Passagiere interessieren sie daher im Moment nicht wirklich, obwohl ihr sehr wohl bewusst ist, warum genau sie von allen Vorbeigehenden kurz angestarrt wird, schließlich steht nicht jeden Tag eine Braut im Bahnhof rum. „Komm gehen wir aufs Klo“, hört sie plötzlich Ino neben sich sagen. Doch noch bevor Sakura ihren Kopf nach rechts zu ihrer Freundin drehen kann, verflechtet Ino ihre Hand mit der rechten Hand von Sakura und zieht diese einfach hinter sich her. Ab jetzt fallen ihr die Blicke der anderen bewusst auf, sie kann sehen, dass ihnen förmlich die Augen ausfallen. Aber schließlich läuft nicht jeden Tag eine Frau im Brautkleid mit einer anderen Frau Händchen haltend durch den Bahnhof von Berlin, weswegen Sakura die Blicke der anderen verstehen kann. Sie selber wäre wegen dem Bild, welches sich gerade bietet, nicht weniger geschockt. Sakura kann sich vorstellen, dass sie sich alle denken, dass sie mit der Blondhaarigen durchgebrannt ist und nun wahrscheinlich ihre lesbische Seite ausleben will. Um das Gerücht, welches sich wahrscheinlich gerade in den Köpfen der Leute bildet, noch zu unterstützen, rennen die beiden jungen Frauen Hand in Hand ins Frauenklo vom Bahnhof. Bei den Gedanken könnte Sakura fast laut loslachen. Ihre Freundin hingegen scheint die ganzen Blicke jedoch nicht zu bemerken, denn diese zieht die Rosahaarige einfach hinter sich her, stur steuert sie auf das Klo zu, öffnet die Tür und lässt Sakuras Hand erst vor den Waschbecken los. „Los ab in eine Kabine du musst dich umziehen“, damit schubst Ino ihre Freundin tatsächlich in eine der kleinen und engen Klokabinen. Und als wäre das nicht genug der Sache, quetscht sich Ino mit dem Koffer noch dazu. Was Sakura fast dazu bringt zu platzen oder sie sogar fast vor Wut zum Schreien bringt. Aber sie war nicht wütend wegen ihrer Freundin, sondern wegen dieser engen Kabine, in der sie sich nun zu zweit befanden. Ohne das Sakura es verhindern kann, wird sie von Ino an die Kabinenwand gedrückt, um den Koffer aufs Klo zu legen. Als Ino den Koffer auf das Klo abgelegt hat, versucht Sakura nicht sarkastisch zu sagen, dass sie ja jetzt sooo viel mehr Platz haben. Da die Kabine ja auch für zwei Personen ausgelegt ist, können sie sich jetzt wirklich viel freier bewegen. Und gerade in diesen Moment kommt ihr Gedanke an die anderen Passanten, was die wohl gerade dachten, was sie beide auf dem Klo treiben. Tja, die Tatsache, dass sie sich gerade zusammen in einer Kabine befinden, ähnelt wohl den Gedanken der Passanten, die sie gesehen haben. „Am besten, du stellst dich an die Tür und ziehst dich aus, ich such dir in der Zeit ein paar Klamotten aus dem Koffer. Brauchst du auch Unterwäsche?“ hört Sakura Ino fragen, sofort nach der Frage ihrer Freundin nickt Sakura und quetscht sich an der Blondhaarigen vorbei um sich zur Tür zu stellen. „Eine Boxer wäre nicht schlecht“, murmelt Sakura und versucht dann mit ihren Händen an ihren Reißverschluss auf dem Rücken zu kommen. „Dein Ernst?“, fragt Ino überrascht und plötzlich kann Sakura andere Hände an ihren eigenen Rücken spüren. Zu ihrer Erleichterung öffnet Ino den Reißverschluss, erleichtert schält sich Sakura aus dem weißen Kleid, während Ino sich wieder zu dem Koffer umdreht. „Danke Ino, und ich möchte eine Boxershort, ich bin nun mal kein Tanga-Typ, das scheiß Ding tut mir weh!“, brummt Sakura und steigt, so gut es in der Kabine geht, aus dem Kleid und steht dann nur noch in Unterwäsche bekleidet da. Während Ino immer noch dabei ist, den Koffer nach passender Wäsche für Sakura zu durchsuchen, steht diese nun halb nackt in der Kabine und wartet mit verschränkten Armen vor der Brust, wobei sie nicht versteht, warum sie sich nicht selber was raussuchen darf. Eine Gänsehaut überfällt ihren Körper allerdings nicht, weil sie halb nackt in der Kabine steht, sondern eher, weil sie gerade erst jetzt die eine Tatsache realisiert. Denn gerade jetzt realisiert sie, was genau sie getan hat und wobei ihr ihre Freundin geholfen hat. Sakura bemerkt, dass sie nun wirklich im Begriff war, ihr altes Leben hinter sich zulassen und ein unbekanntes neues Leben anzufangen. Dabei fällt ihr auch wieder ein, dass sie nicht nur ihren Verlobten, sondern auch ihre Eltern zurücklässt, welche sich inzwischen bestimmt schon fragen, wo genau ihre Tochter gerade war und was nur los war. Schließlich hatten sie sich wie alle Eltern sehr auf die Hochzeit ihrer einzigen Tochter gefreut. Um ihre wirren Gedanken zu stoppen, schüttelt Sakura ihren Kopf und beißt sich wütend auf die Unterlippe. Nein, das war ihr Leben und sie wollte es so leben, wie sie es wollte. Und das heute wäre für sie auf keinen Fall eine Traumhochzeit geworden. „Hier deine Klamotte“ mit den Worten hält Ino ihrer Freundin ein T-Shirt und eine Jeans entgegen. Sakura hingegen nickt nur stumm und nimmt die Klamotten an sich, zwischen denen Sakura ihre Boxershort vermutet. In der Hoffnung, das Ino nun endlich die Kabine verlässt, drückt Sakura sich die Klamotten an ihre Brust und schaut sie auffordernd an. Sie blickt Sakura kurz verwirrt an, scheint dann aber zu verstehen, was die Rosahaarige von ihr will. „Oh ja natürlich, hier ist es eng und du willst dich anziehen und am besten alleine sein“, murmelt sie hektisch, dreht sich schnell zum Koffer und schließt ihn. „Ich warte dann mal draußen auf dich“ erleichtert atmet Sakura aus und geht ein Stück zur Seite, was ja nur wenige Millimeter sind, damit Ino sich besser durchquetschen kann. „Au!“, natürlich rammt die Blondhaarige ihr aufgrund des wenigen Platzes ihren Ellenbogen in die Rippen und tritt ihr dabei unabsichtlich auf den Fuß. Als sie es dann endlich aus der Kabine geschafft hat, zieht Sakura die Tür hinter hier zu und schüttelt wütend ihren Kopf. Brummend und murmelnd zieht Sakura sich das türkise T-Shirt mit den Fransen auf der Brust über den Kopf. Natürlich taten ihr immer noch ihr Fuß und ihre Rippe weh, aber irgendwann musste sie sich ja anziehen. Anschließend befreit sie sich aus ihrem Tanga und zieht sich die für sie bequemere Boxer an. Danach zieht sie sich ihre enge, dunkle Jeans an und befördert den Tanga danach sofort in den Müll. Der Tanga war eh nur ein Geschenk von ihrem Ex-Verlobten und sie hasste das Ding von ganzen Herzen wie ihren Ex. Danach hebt Sakura ihr Hochzeitskleid sorgfältig vom Boden auf und verlässt dann die Kabine. „Was machen wir damit?“, fragt Ino ihre Freundin, als Sakura bei ihr stehen bleibt und dabei auf das Kleid in Sakuras Armen zeigt. „Ähm....“ bringt Sakura nur stockend hervor, denn sie weiß es nicht, sie hatte bis jetzt nicht einmal daran gedacht. Es ist ein Hochzeitskleid ja, aber es gefällt ihr und schließlich hat nicht ihr Ex, sondern ihre Mam hat es ihr gekauft. Ihre Gedanken werden jedoch von Ino unterbrochen und gestoppt. „Na ja solange du nicht weißt, was damit passieren soll, hebe ich es für dich auf“, meint Ino plötzlich, lächelt Sakura an und nimmt ihr das Kleid ab. Dankend lächelt Sakura sie an und dreht sich dann zum Spiegel vom Frauenklo, sie sollte sich ja schließlich noch, warum auch immer, einen Zopf machen. „Am besten wir machen dir einen Dutt“, schlägt Ino plötzlich vor, faltet das Kleid von Sakura zusammen und legt es auf dann sorgfältig auf den Koffer. Einen Moment lang fragt Sakura sich, wie sie sich einen Zopf oder gar einen Dutt machen soll, wenn sie beide ja gar keine Zopfgummis haben, danach jedoch sieht sie durch den Spiegel, wie Ino ihren eigenen Zopf löst. „Du kannst dir ja unterdessen die Schminke, die dir so gar nicht steht, entfernen“, brummt Ino und schaut Sakura kurz skeptisch durch den Spiegel an, ehe sie ihren Kopf schüttelt und sich an Sakuras Haare zu schaffen macht. ~*~ Rund eine halbe Stunde haben die beiden jungen Frauen in dem Frauenklo gebraucht, eh sie es endlich wieder verlassen. „Ich weiß, Süße, das klingt jetzt sehr nach einem Hollywoodfilm und so, aber ich glaube, es ist am besten, wir kaufen dir ein CAPI. Deine Haare sind doch recht auffallend, und wenn er dich schon sucht, könnte er dich dank deiner Haare vielleicht schneller finden als wir wollen“, murmelt Ino plötzlich und schaut Sakura an, während sie nebeneinander durch die Massen im Bahnhof gehen und Ino den Koffer hinter sich herzieht. „Okay.“, murmelt Sakura nur leise und wirft ihrer Freundin einen skeptischen und auch ein bisschen unsicheren Blick zu. Ohne es bewusst tun zu wollen, hat Ino ihrer rosahaarigen Freundin Angst gemacht, denn diese dachte bis jetzt, dass es keine Zweifel an dem Plan gab, jetzt aber nach Inos Worten klang das nach dem kompletten Gegenteil und es gab anscheinend sehr wohl Zweifel an dem Plan der Blondhaarigen. Fast schon gelangweilt trottet Sakura hinter Ino her, bis diese plötzlich ohne Vorwarnung nach links in einem Laden abbiegt, da Ino sich dabei so schnell bewegt hat, kann Sakura sich nur zu den Laden umdrehen und mit ihren Augen nach ihrer Freundin suchen. Klasse Anfang denkt sich Sakura aufgebracht, da sie ihre Freundin jetzt schon verloren hat, dabei waren sie noch gar nicht auf den Weg zu den Gleisen. Allzu lange dauert es jedoch nicht, denn nur wenige Sekunden später taucht Ino wieder vor Sakura auf, stellt den Koffer, den sie mitgenommen hatte, neben sich ab und zieht der Grünäugigen vorsichtig ein Capi auf den Kopf. „Perfekt“ haucht Ino fröhlich und Sakura kann es gerade so verhindern, die Augen zu verdrehen. Denn sie fühlte sich gerade jetzt wie ein kleines Kind, was von seiner Mama angezogen wird, fehlt nur noch, dass sie ihren Daumen nassmacht und Sakura über die Wange wischt, weil Sakura da Dreck hat. Es ärgert Sakura wirklich sehr, dass sie sich das Ding nicht selber aussuchen durfte. Inos Wahl war wirklich nicht gut, denn wer außer ihr trägt in Berlin ein Capi mit der Aufschrift Monaco? Genau keiner! Das war ja so was von unauffällig. Sakura will gerade verärgert brummen, als Ino jedoch wieder den Koffer von Sakura in ihre linke Hand nimmt, und gleichzeitig greift sie mit ihrer rechten Hand nach Sakuras Hand. „Komm, wir müssen endlich los, der Zug fährt gleich“, verwundert blinzelt Sakura, denn anscheinend hatte Ino die ganze Zeit die Zeit im Auge behalten, Sakura hatte zwar inzwischen das Ticket, wusste aber weder wo noch wann der Zug fuhr. „Sakura, wir müssen in die -2 zu Gleis 6“, meint sie zu mir und beschleunigt ihre Schritte. Ich jedoch zucke nur mit meiner Schulter und lasse mich mitziehen. Ich hatte keine Ahnung, wo er abfuhr und zu welchem Gleis ich musste, geschweige denn wo sich dieses Gleis befindet. Da Ino aber öfters Bahn fuhr, kannte sie sich hier natürlich bestens aus und quetscht mich sich selber und den Koffer ohne Rücksicht auf Verluste durch die Menschenmassen. Völlig außer Atem erreichen die beiden das Gleis, wo schon der Zug mit offenen Türen steht. „Gut, bitte pass auf dich auf“, damit bleibt Ino bei einer der Türen des Zuges stehen, stellt den Koffer ab und drückt Sakura zum Abschied fest an sich. Diese begreift in der Sekunde, dass dies nun wirklich der Abschied ist, deswegen legt Sakura ihre Hände auf den Rücken von Ino und drückt Ino an sich. Ohne das Sakura es verhindern kann, verlassen mehrere Tränen ihre Augen, diese kullern dann ungehindert über ihre Wangen. „He ganz ruhig, das klappt schon und wir werden uns bestimmt wiedersehen“, murmelt Ino um sie zu beruhigen, spricht es aber selber mit kratziger Stimme. Sakura drückt Ino daraufhin leicht von sich, wischt sich mit den Händen übers Gesicht, atmet dann tief ein und schaut Ino dann wieder direkt an. „Ino, er wird dich aufsuchen und was ist mit meinen Eltern?“, fragt Sakura plötzlich völlig überfordert und weiß selber nicht, woher die Gedanken plötzlich kommen. Sie könnte gerade vor Verzweiflung einfach losschreien. Die Gefühle, die sie bis eben zurückgehalten hatte, überfluteten sie plötzlich einfach. „Mach dir keine Sorgen um mich, ich habe Sai, er beschützt mich und steht voll hinter der Sache. Deinen Eltern werde ich alles erzählen, ich werde ihnen nur nicht sagen, wo du dich gerade befindest, damit er dich nicht finden kann. Deswegen werde ich mich auch in nächster Zeit nicht bei dir melden. Er darf nicht erfahren, wo du bist. Am besten ist es auch, du bleibst nur kurz in Nürnberg“, obwohl Ino schnell, hektisch und auch traurig redet, kann Sakura sie verstehen und nickt. „Was soll ich denn in Nürnberg?“ Erkundigt sich Sakura jedoch noch mal nach. Schließlich kannte Sakura dort keinen, was wahrscheinlich auch gut war, sonst würde er ja dort auch jemanden kennen, denn jeden den sie kannte, kannte er auch. „Meine Cousine Temari ist vor einem Jahr dorthin mit ihrem Freund gezogen. Du hast sie zwar nur einmal zu meinem 18. Geburtstag gesehen, aber du kennst sie und das geniale er kennt sie nicht. Also droht keine Gefahr. Sie holt dich vom Bahnhof ab und nimmt dich mit zu sich. Dort kannst du dir dann einen Plan für deine Zukunft ausdenken“, danach lächelt Ino die Rosahaarige leicht an, bei dieser steigen sofort wieder die Tränen in die Augen. Dieses Mal aber nicht vor Trauer, sondern eher vor Freude, was Ino doch alles für sie tut. Dankbar drückt Sakura ihre Freundin noch einmal an sich, schnappt sich dann ihren eigenen Koffer und steigt danach ohne ein Wort in den Zug, denn jedes weiteres Wort würde den Abschied zwischen ihnen nur noch mehr erschweren. Außerdem wollte Sakura nicht zu ihrer Freundin Lebewohl sagen, da sie hofft, ihre blondhaarige Freundin wieder zu sehen. Und sie wollte ihr auch nicht auf Wiedersehen sagen, da Sakura sie nicht zu früh wiedersehen wollte, dass hieß nämlich dann, das er sie gefunden hat oder kurz davor ist sie zu finden. Wie Sakura im Zug steht, schließen sich die Türen hinter ihr und sie schaut ein letztes Mal zu Ino durch das kleine Fenster in der Tür. Die Blondhaarige steht immer noch auf dem Bahnsteig, winkt Sakura mit der rechten Hand zu und hat das Hochzeitskleid in der linken Hand. Als sie dann immer kleiner wird, dreht sich Sakura von der Tür weg, wischt sich schluchzend über die Augen, und erst als sie sich leicht beruhigt hat. Sie nimmt daraufhin ihr Ticket, was inzwischen seitlich in ihre Hosentasche gewandert ist, in die Hand. Mit den Gedanken, dass es am besten war, sich zu setzen, geht Sakura zu ihrem Platz, sie hatte schließlich noch eine lange Fahrt vor sich, auch wenn sie nun im ICE ist und durchfahren kann, ohne umzusteigen. Eigentlich wollte die Rosahaarige schon seit zehn Minuten auf ihren Platz sitzen. Doch stattdessen steht sie immer noch in der Nähe der Tür und anstatt sich zubewegen, ist sie in ihren Gedanken versunken. Alles dreht sich nur darum, dass sie jetzt ihre Familie und ihre Freunde hinter sich lässt und das alles nur um ihn zu entkommen. Schluchzend hält sie sich schnell ihre freie Hand vor den Mund und versucht zu verhindern, dass sie einen Heulkrampf bekommt. Sie kann den Gedanken, dass sie all ihre Freunde mit den Verrückten alleine zulassen, kaum ertragen. Bei den Gedanken muss sie immer stärker gegen die Tränen ankämpfen und ein Wimmern unterdrücken. So gerne sie jetzt auch einfach loslassen möchte und jede Träne freien Lauf lassen möchte, es geht nicht. Sie ist schließlich nicht zu Hause, sie steht hier mitten im Zug, da kann sie nicht einfach zusammensacken und sich gehen lassen. So beißt sie ihre Zähne fest aufeinander, versucht damit jedes Gefühl zu unterdrücken und greift mit der Hand mit der sie sich bis eben den Mund zu gehalten hatte nach ihrem Koffer. Nachdem sie Minuten lang durch verschiedene Abteilungen gestolpert ist, vor allem weil der Zug öfters mal geholpert hat oder leicht abgebremst hat. Inzwischen aber hat sie es zu ihrem Sitzplatz geschafft und ihren Koffer sicher in die Ablage über ihren Sitz gelegt. Als sie sich dann eben auf ihren Platz gesetzt hat und ihr Ticket auf ihren Schoß gelegt hat, hat sie gesehen, dass die Fahrt mit dem Zug ganze fünf Stunden dauern wird. Das hieß dann wohl für sie das sie mehr als genug Zeit hatte, um über ihr bisheriges Leben nach zu denken. ~*~ Nachdem jedoch gerade erst mal eine Stunde vergangen ist, gesteht sie sich ein, dass es mit den Gedanken an ihr bis jetziges Leben nicht klappt Sie kann ihre Gedanken einfach nicht durchgehend denken, denn wirklich jedes Mal, egal wie sehr sie sie versucht es zu unterdrücken, zuckt sie erschrocken zusammen. Jedes Mal, wenn ein Mann in ihren Augenwinkel auftaucht, der von der Größe her ungefähr ihren Ex-Verlobten gleicht, bekommt sie einen Schreck und denkt sofort panisch daran, dass er sie gefunden hat. Wirklich immer denkt sie, dass er es ist und es kein Zurück mehr gibt. Verzweifelt sitzt sie nun eine Stunde im Zug und ist erst seit mindestens zwei Stunden auf der Flucht vor ihm, wegen dieser ganzen Sache dreht aber jetzt schon komplett durch, wie soll sie das denn die restlichen vier Stunden aushalten? Die Momente, wenn ein Mann in ihrem Augenwinkel auftaucht, sind leider nicht die einzigen Momente, wo sie unter Verfolgungsangst leidet. Jedes Mal, wenn der Zug an einem Bahnhof hält, was bei einem ICE ja doch recht selten vorkommt, schaut sie mit Angst gefüllten Augen aus dem Fenster und mustert sie jedes einzelne männliche Wesen ganz genau. Sie kommt sich dabei selber schon vor wie eine Verrückte. Anscheinend hatte ihr Ex sie schon psychisch komplett zerstört, sonst würde sie ja jetzt nicht hier voller Angst in ihrem Sitz sitzen und jeden panisch mustert. Obwohl er Sakura nie körperlich verletzt hat, hat sie trotzdem Angst vor seinen Taten die er tun könnte. Um sich endlich etwas zu beruhigen, kommt ihr der Gedanke, dass sie vielleicht besser mit ihrem Handy spielen sollte. Und gerade jetzt, wo sie nach ihrer Handtasche sucht, fällt es ihr auf. Frustriert seufzt sie und legt ihr Gesicht in ihre Hände, sie hatte die ganze Zeit über noch nicht bemerkt, dass sie ihre Handtasche gar nicht bei sich trägt. In den Ganzen Stress von vorhin hat sie ihre Handtasche anscheinend glatt im Hotel vergessen und ihr Handy hat sie somit auch nicht dabei, da es bestimmt noch in ihrer Handtasche liegt. Wenn die so darüber nachdachte, war es vielleicht sogar ganz gut, dass sie ihr Handy nicht bei sich hatte. Wahrscheinlich würde sich ihre Panik dann nur in den Wahnsinn steigern. So wie sie sich kannte, würde sie im Sekundentakt panisch auf ihr Handy schauen und sehr wahrscheinlich würde sie dann jedes Mal einen verpassten Anruf von ihm oder eine erhaltene SMS von ihm sehen. Alleine der Gedanke daran kriecht ihr eine Gänsehaut über den Körper, ja es war definitiv besser, dass sie das Handy im Hotel vergessen hat. Um ihre miesen Gedanken jedoch wieder loszuwerden, wirft sie einen Blick aus dem Fenster und versucht sich auf die vorbeifliegende Landschaft zu konzentrieren. Erst als der Zug wieder in einem Bahnhof anhält und die Rosahaarige zwei Polizisten an der Seite stehen sieht, fällt ihr ein, dass sie aber auch etwas Wichtiges in der Handtasche vergessen hat. Denn in dieser liegt schließlich neben ihrem Handy auch ihr Geldbeutel und genau das liegt nun auch noch in dem verfluchten Hotelzimmer, was wiederum bedeutet, sie kann sich selber nicht ausweisen. Denn sowohl ihr Führerschein als auch ihr Personalausweis stecken in ihrem Geldbeutel. „Oh man, ich habe keine Lust mehr auf den ganzen Mist“, murmelt sie daher leise und legt ihre Stirn wieder in ihre Handfläche. Vergessen ist die schöne Landschaft von eben, an der sie eben noch vorbei gerauscht sind, denn ab jetzt herrschte nur noch Chaos in ihrem Kopf. Sie kann keinen Gedanken fassen, dabei muss sie eigentlich darüber nachdenken, dass sie irgendwie an ihren Perso kommen muss oder ihn neu beantragen muss. Sie bereut es in diesen Moment wirklich zutiefst, dass sie ihre Handtasche dort hat liegen lassen. Nach mehreren Minuten trifft sie dann aber die Entscheidung, dass sie am besten in Nürnberg zum Amt geht und ihre beiden Sachen neu beantragt. Wenn sie nämlich jetzt versuchen würde, an ihre Sachen zu kommen, würde ihr Ex es ja sofort bemerken und das ist ja genau das Gegenteil von dem, was Ino für sie geplant hatte. So schaut Sakura wieder aus dem Fenster und wartet ungeduldig darauf, dass der Zug endlich in Nürnberg ankommen wird und sie aussteigen kann. Dann endlich würde ihr neues Leben beginnen, ihr neues Leben ohne ihren Ex-Verlobten. Ein freies und selbstständiges Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)