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fateful

schicksalhaft, verhängnisvoll, fatal
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
05.04.2023 Rechtschreibfehler korrigiert Komplett anzeigen

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*Befreiung*

Fast jede Frau träumt heimlich davon, eines Tages im weißen Kleid nach vorne zum Altar zu schreiten, um dann ihren perfekten Märchenprinzen zu heiraten. Natürlich sieht er gut aus, ist der perfekte Gentleman und hat nur Augen für sie. Noch besser wird der perfekte Traum, wenn man seinen eigenen Prinzen in der Schule oder Uni kennenlernt. Selbstverständlich ist er der absolute Traummann für alle anderen Frauen, aber er will am Ende nur sie. Er will nur sie heiraten und für immer mit ihr zusammenbleiben.
 

So ähnlich hat es auch bei der Rosahaarigen angefangen. Und genau deswegen steht sie heute in diesem Luxuszimmer von dem wohl teuersten Hotel in Berlin. Stumm steht sie da und betrachtet schweigend ihr Spiegelbild. Heute war also der Tag der Tage, ihre eigene Hochzeit, die Hochzeit in Weiß, die sie sich schon als Kind ausgemalt hatte. Eine Hochzeit mit dem perfekten Mann in dem perfekten Kleid und vor allem in der perfekten Kirche. Alles passte und doch fühlte es sich für sie nicht an wie ihre eigene Hochzeit. Es fühlte sich für sie fremd an, als würde sie die Braut auf einer fremden Hochzeit spielen.
 

Für ihren großen Tag hatte sie weder die Kirche noch das Hochzeitskleid ausgesucht. Ihre Vorfreude, die ja meistens auch mit der Planung der Hochzeit steigert, war kaum vorhanden. Eigentlich hatte man ihr all den Stress abgenommen, um ihr eben nicht die Vorfreude auf die Hochzeit zu nehmen, aber für sie war es grausam, dass sie zu ihrem wichtigsten Tag nichts hatte dazu beitragen dürfen. Wirklich nichts hatte man sie aussuchen lassen, nicht mal nach ihrer Meinung, welche Blumen oder Farben genommen werden sollen. Die ganze Hochzeit hatte ihre Schwiegermutter in Spe ausgerichtet und sich dabei selber nach ihren eigenen Wünschen gerichtet, ohne Sakura zu fragen, was sie sich am großen Tag wünscht.
 

Obwohl eine Sache hatte dann doch nicht ihre Schwiegermutter, sondern ihre eigene Mutter ausgesucht. Nachdenklich lässt sie ihren Blick über ihr Spiegelbild, vor allem aber über ihr Hochzeitskleid schweifen, denn dieses hatte ihre Mutter für sie ausgesucht. Dieses Kleid stand ihr ihrer eigenen Meinung nach einfach nur perfekt. Es betont wirklich jede weibliche Kurve und lässt sie dazu noch sexy aussehen. Auf der anderen Seite weiß sie jetzt schon, dass es ihren Verlobten und seiner Familie nicht gefallen wird. Er, nein, seine ganze Familie ist in der Hinsicht etwas eitel, immer nur geschlossene Kleidung und ja nicht zu viel Weiblichkeit zeigen. Sie ist sich deswegen auch sicher, dass ihr Hochzeitskleid ihnen zu erotisch, zu freizügig sein wird. Allein schon die Tatsache, das es ihren nackten Rücken fast ganz zeigt und dann noch trägerlos, ist zu skandalös, da ist sie sich sicher.
 

Aber noch etwas anderes trübt ihre Gedanken. Ihr noch Verlobter ist bei jeder Kleinigkeit eifersüchtig. Und das war auch der Nachteil an einem so schönen Traum, den man sich ausgemalt hat, es passt der wahre Charakter des Prinzen nicht zu seinem Aussehen und Ansehen. Vorsichtig, fast schon schüchtern fährt sie mit ihren Fingerspitzen über die Spitze von ihrem Brautkleid. Sanft streicht sie über die Stickereien, die über das gesamte Kleid verteilt sind. Wenn sie das Kleid so im Spiegel betrachtet, muss sie sich schon eingestehen, dass das Kleid förmlich strahlt. Man könnte glatt sagen, es strahlte für sie mit, denn als sie ihren Blick hebt und sich selber in ihre grünen Augen schaut, sieht sie keine Freude. Sie muss kurz schwer schlucken, als sie in ihre eigenen glanzlosen und matten Augen schaut, in denen jegliche Spur von Freude fehlt.
 

Ja, heute war zwar der Tag, an dem ihr Traum in Erfüllung gehen sollte, aber das hier war nicht ihr Traum. Es ist der Traum einer anderen Frau, die nie ihre eigene Traumhochzeit bekommen hat und deswegen nun ihre Fantasien an dieser ausgelassen hat. Sie könnte über all das hinwegsehen, wenn sie doch nur der Mann am Altar erwarten würde, den sie von ganzen Herzen liebte. Aber dem war schon lange nicht mehr so, sie liebte diesen Kerl schon seit einer langen Zeit nicht mehr. Mit einem Mal wird ihr etwas klar. Hier stand sie also nun vor einem Spiegel in dem wohl teuersten Hotel von Berlin und könnte wohl kaum noch unglücklicher sein.
 

Natürlich ist ihr zukünftiger Ehemann attraktiv, mit seinen braunen Augen und seinen perfekt gestylten schwarzen Haaren sah er einfach nur atemberaubend aus, wobei seine helle Haut seine Schönheit nur noch mehr unterstreicht. Kurz gesagt, er war der Traum jeder Frau und vermutlich beneideten einige Frau die Rosahaarige, um ihr so gesehenes Glück mit so einen attraktiven Mann zusammen zu sein. Aber Sakura, sie will es nicht mehr, sie möchte nicht mehr ihr ganzes Leben lang mit diesem Mann verbringen. Sie will nicht ihr ganzes Leben an seiner Seite sein und nach seinen Wünschen tanzen. Auch wenn sie inzwischen schon fünf Jahre mit ihm zusammen ist und am Anfang die Beziehung wirklich wunderbar war, hat sie inzwischen ihre Zauberkraft verloren, die rosarote Brille beiseitegelegt und gemerkt das eine Beziehung mit ihm kein schöner Traum ist.

Schon lange ist sie aus ihrem Traum erwacht und hat gemerkt, dass es eher ein Albtraum ist, niemand anderes aber scheint dies zu merken. Wobei sie weiß, dass sie auch selber daran schuld ist, dadurch dass sie immer das perfekte Paar sind, kann es auch niemand jemals merken, wie unglücklich sie selber in dieser Beziehung ist. Sie gibt sich aber auch selber die Schuld daran, denn jedes Mal, wenn sie die Chance hätte, den anderen zu zeigen, wie unwohl sie sich inzwischen bei ihm fühlt, fällt sie auf seinen Charme herein. Denn immer dann, wenn sie sich mit seinen Freunden, seinen Eltern oder ihren Elterntrafen, war er wieder so wie am Anfang ihrer Beziehung und zeigte dabei deutliches Interesse an ihr. Doch sobald sie beide wieder alleine in ihrer Wohnung waren, wurde er wieder zu dem Kalten und selbstverliebten Arschloch.
 

Während sich ihre Gedanken weiterhin um ihren eigenen Teufelskreis drehen, aus welchen sie einfach nicht ausbrechen kann, sondern sich mit dieser Hochzeit nur noch mehr reinreitet, mustert sie sich selber im Spiegel. Eher beiläufig stellt sie nüchtern feststellen, dass ihre Wimperntusche anscheinend nicht wasserfest ist. Denn die ganzen Tränen, die sie heimlich, ohne es bewusst zu bemerken, vergossen hat, haben ihre schwarze Wimperntusche von den Wimpern gelöst und mit über ihre Wange nach unten genommen. Lauter schwarze Streifen haben sich auf ihren Wangen verteilt, Sakura jedoch wischt sie nicht weg, sondern schaut sich selber einfach nur regungslos im Spiegel an. Ironischerweise findet sie, dass es ihr ganzes Auftreten verändert. Eine verheulte Braut ist ja eigentlich nicht so selten, nur eben der Grund warum ihr Tränen über die Wangen laufen, der ist ein anderer wie bei anderen Frauen.
 

Als es dann jedoch an ihrer Tür klopf und sie aus ihren Gedanken geholt wird, erwacht die Rosahaarige aus ihrer Starre.

„Ja?“, fragt sie leise und vorsichtig, da sie sich nicht sicher ist, wer da vor ihrer Zimmertür stehen könnte und zu ihr will. So viel sie weiß, sind alle momentan damit beschäftigt, die Kirche zu schmücken. Als sie hört, wie die Tür geöffnet wird und jemand ihr Zimmer betritt, stellt sie sich aufrecht hin, strafft ihre Schultern und versucht so schnell wie möglich mit der flachen Hand die mit Wimperntusche bedeckten Wangen zu säubern. Wieso sie so verzweifelt versucht, denn getrübten Schein aufrechtzuerhalten, weiß sie selber nicht, aber vermutlich tut sie das, weil sie es sich in den letzten Jahren einfach so angewöhnt hat.
 

„Sakura?“, erschrocken dreht sie die eben genannte um und sieht gerade noch rechtzeitig, wie ihre beste Freundin hinter sich, vorsichtig die Tür schließt. Geschockt weitet sie ihre smaragdfarbenen Augen und beobachtet dabei stumm ihre Freundin, die langsam auf sie zukommt. Eigentlich hatte der noch Verlobte von Sakura ihre beste Freundin extra ausgeladen, auch so hatte er es immer mehr verhindert, dass sie Kontakt zu anderen Personen außer ihm hat. Zwar hatte Sakura ihre beste Freundin zur Hochzeit eingeladen, doch ihr Verlobter hat sie wieder nachträglich ausgeladen und auch so wusste in als einzige ein Stück weit Bescheid, dass ihre Beziehung nicht ganz so glänzend ist wie sie taten.

„Ino, was machst du denn hier?“ Entfährt es Sakura dann doch leicht panisch, als sie merkt, dass sie das etwas zu laut gefragt hat und jemand außerhalb ihres Hotelzimmers sie gehört haben könnte, schlägt sie sich die Hände vor den Mund. Als Ino eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen skeptisch hebt und dann auch noch vor Sakura stehen bleibt und ihre Arme vor der Brust verschränkt, ist der Rosahaarigen klar, dass ihre Freundin jetzt auch weiß, dass sie Angst hat, das er es mitbekommt. Sakura weiß, dass wenn er herausfindet, dass die Blondhaarige hier ist, würde er sie dafür später bestrafen, zwar nicht körperlich, denn dafür ist er nicht der Typ. Nein, er macht andere eher seelisch fertig und zerstört sie Stück für Stück und das, ohne dass die Person es sofort bewusst bemerkt.

„Ich helf dir aus diesem Käfig auszubrechen. Was denn sonst.“, murmelt Ino ihr leise zu, bleibt aber weiterhin mit verschränkten Armen vor ihr stehen und mustert sie skeptisch.

„Was. Ino, wie meinst du das?“ Diese Frage entflieht einfach über ihre Lippen, obwohl Sakura schon ahnen kann, was ihre Freundin damit meint, will sie es doch noch mal direkt aus deren Mund hören.

„Saku, du bist unglücklich, ich weiß nicht, wieso du nicht selber fliehst, aber ich bin hier, um dich zu dem Schritt notfalls zu zwingen. Du musst ihn verlassen“, antwortet Ino direkt, lässt ihre Arme fallen und schaut Sakura daraufhin besorgt an. Diese befindet sich noch immer in einer Art Schockstarre und kann sich nicht rühren, ihr Körper ist wie gelähmt, ihr Gehirn von der gesamten Situation einfach überfordert. Ohne dass Sakura die Umarmung, in welche sie plötzlich von Ino gezogen wird erwidern kann löst sich die Blondhaarige auch schon wieder von ihr.
 

Während Ino sich von Sakura entfernt und im Raum umher geht, steht die Rosahaarige selber einfach nur da und mustert ihre Freundin. Dabei fällt Sakura auf das ihre blondhaarige Freundin gar keine Klamotten für eine Hochzeit trägt, was Sakura dazu bringt, sich auf die Unterlippe zu beißen. Denn schlagartig wird ihr bewusst, das Ino ihre Worte ernst meint und sie wirklich hier rausholen will.

„Wir müssen uns beeilen, Sakura. Gut, dass du schon eine Nacht hier geschlafen hast“, murmelt Ino plötzlich leise, so leise, dass es Sakura fast nicht gehört hätte. Da sie nun doch langsam auftaut, folgt Sakura ihrer Freundinnen einen Schritt und beobachtet sie verwirrt. Ino hingegen blendet sie vollkommen aus, anstatt also Sakura zu beachten, zieht Ino den Koffer unter dem Bett hervor und wirft ihn dann einfach oben drauf auf das Bett. Sakura hingegen steht immer noch auf der gleichen Stelle und kann Ino nur verwirrt beobachten. Die Blondhaarige hat in der Zeit schon den Koffer geöffnet und schmeißt nun alle Klamotten von Sakura, die herumliegen oder im Schrank liegen in den Koffer.

„Bist du dort festgewachsen?“, fragt Ino sie und wirft ihr kurz einen Blick zu. Als sie die Rosahaarige aber kurz mustert, wird ihr Blick weicher und sie murmelt leise dazu:

„Obwohl bleib stehen, in dem Kleid wirst du dich wahrscheinlich eh kaum bewegen können, was wohl eher ein Grund mehr ist, dass wir uns jetzt beeilen und dann so schnell es geht aus dem Hotel verschwinden“, damit dreht sich Ino wieder zum Koffer.

„Ino, was genau hast du geplant?“, fragt Sakura dann endlich genauer nach, löst sich von der Stelle und geht auf ihre Freundin zu. Doch anstatt ihre Frage zu beantworten, stellt sich Ino nur vor sie mustert Sakura noch einmal kurz und hebt dann ohne ein Wort zusagen ihre Hände.

Ohne Sakura vor zu warnen oder ihr zu erklären, was genau sie jetzt gerade vorhat, schiebt Ino ihre Hände in Sakuras Haar und löst die prachtvollen Stäbe, mit denen es oben gehalten wird. So fallen ihre rosafarbenen Haare herunter und legen sich wie gewohnt an ihren Körper bis knapp über ihren Po. Nur kurz schaut sie mit ihren grünen Augen in die von Ino, ehe sie sich umdreht und zur Kommode im Zimmer geht. Sie greift sich das Haargummi von der Kommode und bindet ihre langen Haare, so gut es geht zu einem Dutt zusammen. Das schwarze Haargummi hat vorhin die Frisöse, die ihr die Hochsteckfrisur gemacht hat, hier vergessen.

„Ino, kannst du mir jetzt bitte sagen, was genau du geplant hat? Ich möchte nicht ahnungslos hinter dir her dackeln“

„Süße, das musst du, aber ich werde es dir nämlich erst verraten, wenn wir aus diesem Hotel raus sind!“ Noch ein letztes Mal überprüft Sakura ihren Dutt, ob er auch wirklich sitzt und die Haare sich in den nächsten Minuten nicht lösen. Erst danach dreht sie sich zu der Blondhaarigen um. Diese schließt gerade den Koffer und stellt ihn neben sich auf den Boden, ehe sie ihren Kopf hebt und Sakura direkt ohne Scheu anschaut. Dann nickt sie ihr leicht zu, holt den Henkel aus dem Koffer und geht auf Sakura zu:

„Saku, lass uns abhauen. Komm, du musst endlich weg von diesem Kerl, er zerstört dich doch seelisch komplett, du bist kaum noch du selbst. Also flüchten wir jetzt zusammen vor ihm!“

Als sie die Worte von Ino vernimmt, kann Sakura es nicht verhindern, dass sich ihre Augen wieder mit Wasser füllen und ein paar Tränen ihre Wangen herunter kullern. Ohne noch länger zu zögern nickt Sakura, schlüpft in ihre Ballerinas vom Vortag die so gar nicht zu dem Hochzeitskleid passen, und geht dann zur Tür von ihrem Zimmer. Bevor Sakura jedoch die Tür öffnet schaut sie noch einmal kurz nach hinten zu Ino, als sie deren aufmunterndes Lächeln sieht, dreht sie sich wieder um und öffnet vorsichtig die Tür.
 

~*~
 

Schweigend rennt die junge rosahaarige Frau, so gut es eben in ihrem Hochzeitskleid geht, hinter ihrer Freundin her. Während sie der Blondhaarigen durch die Flur des Hotels folgt, kreisen ihre Gedanken eher darum, dass sie gerade am Tag ihrer Hochzeit vor genau dieser flüchtet. So leise und schnell es geht, durchqueren sie das Hotel, benutzen dabei aber keine Aufzüge, da das Risiko, jemanden zu treffen, der sie kennt, zu hoch ist. So nehmen sie die drei Etagen nach unten die Treppe, was Sakura in ihrem engen Kleid echte Probleme bereitet, aber es auszuziehen und gegen lockere Klamotten auszutauschen, hätte hier jetzt einfach zu lange gedauert.
 

Nach einigen Minuten haben die beiden jungen Frauen es dann doch endlich geschafft und sehen die Tür zum Hintereingang des Hotels, der Haupteingang war dann doch zu gefährlich für Ino gewesen. So ist die Blondhaarige einfach vorne weggerannt zu dem Eingang, durch welches sie vorhin auch heimlich ins Hotel geschlichen ist. Ohne zu zögern öffnet Ino die Tür und steuert direkt auf das Taxi zu. Sakura bleibt nur kurz hinter der Tür der Hotels stehen und schaut verwundert zu dem Taxi, schließlich parkten diese sonst immer auf der anderen Seite, als sie jedoch sieht, wie ihre Freundin auf das Auto zu geht und den Kofferraum öffnet, ist ihr klar, als Ino mit dem Taxi hier angekommen sein muss und den Taxifahrer wahrscheinlich gebeten hat, auf sie zu warten.

„Nun komm schon, steh da nicht so rum, sondern steig ein“, befiehlt sie dann auch schon Sakura, die daraufhin leicht zusammenzuckt, da sie doch leicht abwesend war. Dann aber befolgt Sakura sofort den Befehl ihrer Freundin, geht auf das Auto zu und steigt hinten ein, während Ino neben den Fahrer Platz nimmt.

„Ich danke Ihnen, dass sie gewartet haben“, hört sie Ino dankend sagen, während sie sich beide gleichzeitig anschnallen.

„Kein Problem, Sie haben mir ja zu gesichert, dass ich Ihnen die Wartezeit berechnen darf und das es sehr wichtig sei“, damit legt der Fahrer den Gang ein und das Fahrzeug setzt sich langsam in Bewegung. Da sie sich in einer Seitengasse sind, dauert es einen Moment, bis sie sich auf eine der Hauptstraßen befinden und er im normalen Tempo durch die Großstadt fahren kann.
 

„Ino, kannst du mir bitte sagen, wohin wir fahren?“, während sie das leicht zickig fragt, lehnt sich Sakura nach vorne und schaut schräg zu ihrer Freundin. Eigentlich hatte die Rosahaarige gehofft, das ihre Freundin, den Taxifahrer, noch die neue Adresse und damit ihr Ziel sagen würde, aber anscheinend hatte sie das schon getan, bevor sie Sakura im Hotel geholt hat.

„Na hab ich doch schon gesagt, weg von ihm“, noch bevor Ino weiterhin ausweichen kann, zischt Sakura wütend und formt ihre Augen zu schlitzen:

„Ino, hör auf damit, sondern sag mir bitte, wohin wir fahren.“ Wenn sie schon ihre Familie ahnungslos auf der geplatzten Hochzeit stehen lässt, ohne sich von ihnen zu verabschieden oder ihnen ein Grund zusagen, warum sie abhaut, wollte sie wenigstens wissen, wohin sie gerade so gesehen entführt wurde.

Bei einer Flucht hätte sie ja schließlich selber gewusst, wo es hingeht und diese wahrscheinlich mitgeplant und da Ino einfach für sie entschieden hat, war es eine Entführung, wenn gleich eine positive. Ihr schlechtes Gewissen bezieht sich deswegen auch nur auf ihre Eltern, das ganze Geld für die Hochzeit hat schließlich seine Familie ausgegeben und die ganzen Gäste gehörten auch nur zu seiner und nicht zu ihrer Verwandtschaft. Sie beschleicht nur etwas die Angst, die Angst davor, dass sie nicht weiß, wie ihr Verlobter auf ihre Flucht reagieren wird. Sie will gar nicht wissen, wie wütend er wird, wenn er merkt, dass sie ihn zurückgelassen hat, einfach vor ihm abgehauen ist und damit sein ganzes gutes Image ruiniert habe. Bei den Gedanken, wie sehr er durchdrehen wird, läuft ihr ein kalter Schauer den Rücken runter.

„Wir fahren zum Bahnhof, Süße“, die Worte der Blondhaarigen bringen Sakura wieder in die Realität, kurz zuckt sie zusammen, eh sie verwirrt zurückfragt:

„Was zur Hölle soll ich denn am Bahnhof?“ Da ihre Stimme bei der Frage doch lauter war als eigentlich von ihr gewollt, sieht Sakura, wie der Taxifahrer kurz nach rechts zu ihr schaut. Sie lächelt ihn kurz verlegen anschaut, dann aber wieder zu Ino während er nach vorne auf die Straße schaut.
 

„Hier“ verwundert betrachtet Sakura den weißen Umschlag, den Ino ihr plötzlich hinhält. Ohne dass die Rosahaarige es mitbekommen hat, hat Ino anscheinend den Briefumschlag aus ihrer Handtasche gezaubert. Etwas skeptisch nimmt Sakura den Briefumschlag an sich und setzt sich wieder anständig zurück in ihren Sitz hinter den Fahrer. Vorsichtig öffnet Sakura den Briefumschlag und zieht dann den die Zettel heraus. Einen Augenblick lang lässt sie ihren Blick über die Zettel schweifen und liest sie sich durch, bis sie erschrocken feststellt, dass es sich um Bahntickets nach Nürnberg handeln. Ihr Schock ist weniger wegen den Bahntickets, sondern eher, dass sie nach Nürnberg, einer kleinen und für sie völlig fremden Stadt gehen soll. Nur ganz neben bei kommt in ihr die Frage auf, wann genau ihre Freundin die Flucht und das alles geplant hat, schließlich hält sie gerade schon bezahlte Tickets in den Händen.

„Was soll ich denn in Nürnberg?“, fragt sie leise und schiebt das Ticket wieder zurück in den Briefumschlag, danach hebt sie ihren Kopf um Ino anzuschauen, als ihr Blick jedoch nach vorne fällt, sieht sie, wie der Bahnhof näherkommt, sie ihn fast erreicht haben.

„Dein Leben ändern, dein Leben leben und vor allen von diesem Kerl wegkommen und ihn für immer vergessen“, antwortet Ino und bevor Sakura noch etwas erwidern kann, hält das Taxi an und die tiefe Stimme des Taxifahrers erklingt im Auto.

„Wir sind da!“ Sofort nutzt Ino ihre Chance, dreht ihren Kopf von Sakura weg und schenkt stattdessen ihre ganze Aufmerksamkeit den Taxifahrer. Sakura hingegen schaut ihre Freundin stumm an und lässt sie für ein paar Sekunden nicht aus den Augen. Dann aber lehnt sie sich zurück und schnallt sich ab, schließlich musste sie ja jetzt hier aussteigen, mit der Hoffnung das Ino sie noch bis zum Bahngleis begleitet öffnet sie die Fahrzeugtür, traut sich dann aber doch nicht weiter zu gehen. Ein Kloß bildet sich in ihren Hals, denn sie möchte jetzt noch nicht alleine sein.

„He warte gefälligst auf mich, ich komme noch bis zu den Gleisen mit, außerdem lass ich dich

nicht im Hochzeitskleid in den Zug einsteigen“, fährt Ino sie dann auch schon an und Sakura gibt ihr Bestes, um sich die Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Schließlich ist ihr gerade ein Stein vom Herzen gefallen. Leise atmet sie erleichtert aus, es beruhigt Sakura ungemein, dass ihre Freundin noch eine Weile für sie da sein wird. Auch wenn sie dann im Zug alleine sein wird, hat sie jetzt noch die nächsten Minuten Ino um sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  BijouOMG
2017-09-04T09:18:40+00:00 04.09.2017 11:18
Wow! Ich war total gefesselt! Ich muss unbedingt schnell die anderen Kapitel lesen! *--*
Antwort von:  Seulgi95
08.09.2017 07:37
😄
Von:  XxGirlyxX
2017-04-19T20:36:10+00:00 19.04.2017 22:36
Klingt schon mal sehr interessant :)
Um wen es sich bei dem schwarzhaarigen Mann handelt?
Bin schon gespannt
LG XxGirlyxX
Antwort von:  Seulgi95
20.04.2017 16:48
Hey,
Danke für dein kommi.
Das kleine Geheimnis wer es ist, wird auch im nächsten Kapitel noch nicht gelöst.
LG
Von:  nettes_giry
2017-04-19T14:25:19+00:00 19.04.2017 16:25
Ich finde dein Geschichte interessant bin gespannt wie es weiter gehet ich werde sie auf jeden Fall weiter lesen
Antwort von:  Seulgi95
20.04.2017 16:47
Hey,
erst mal danke für dein Kommentar ^^
Ich werde alle zwei Wochen ein neues Kapitel raus bringen.
LG
Von:  Cosplay-Girl91
2017-04-14T22:08:36+00:00 15.04.2017 00:08
Tolles Kapitel:)
Sehr schön geschrieben.
Mach weiter so.
LG
Antwort von:  Seulgi95
17.04.2017 16:21
Danke
LG
Von:  soelki89
2017-04-14T20:03:55+00:00 14.04.2017 22:03
Ich finde den Anfang durchaus gelungen.lg
Antwort von:  Seulgi95
17.04.2017 16:21
Danke, aber ich weiß ein Prolog sagt noch nicht ^^
Das erste Kapitel kommt auch bald :)
LG


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