The Value of Something we lost. von Ikeuchi_Aya (... and maybe find again.) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- In den ersten Nächten meiner neuen Heimat hatte ich eine Menge Träume zu durchleben. Immer und immer wieder hörte ich seine Stimme. Sah, wie wir Abenteuer bestritten und dann durch einen feindseligen Angriff oder schlichtweg durch die Zeit voneinander getrennt wurden. Neben diesen Bildern war da noch etwas anderes, was mich rief... Ich konnte es nicht erklären, so sehr ich auch darüber nachdachte oder mit meinen Eltern und Mickey redete. Wir fuhren sogar nach Norwegen, zum Bad Wolf Bay, wohin mich meine Träume zum Schluss immer wieder führten. Dort sollte ich ihn ein letztes Mal für lange Zeit sehen. Es war mehr, als ich hätte verkraften können und das bestätigte mir mein Herz, in dem es mich die Worte aussprechen ließ, die ich schon so lange fühlte: Ich liebe dich. Allerdings sollte ich keine Antwort erhalten, denn dafür war die kurzzeitige Verbindung nicht stark genug. Wollte ich wissen, wie er diesen Satz beenden hatte wollen, müsste ich mich auf den Weg machen, danach suchen und Schritt für Schritt nach vorne gehen ohne mich umzusehen. Wenn ich meinen eigenen Weg ging und diesen trotz aller Irrungen und Wirrungen anzunehmen wusste, dann würde ich es vielleicht herausfinden... Und ich wollte die Antwort wissen. Ich wollte nicht, dass es vorbei war. Ich konnte nicht aufgeben. Ein Funken Hoffnung war immer noch nicht erloschen und ich legte schützend meine Hände darum.   Während ich darüber grübelte, versuchte ich für meine Familie und für Mickey ein normales Welt in dem Paralleluniversum zu führen. Es war anders als das bisherige – mein Vater war ein reicher und erfolgreicher Mann. Unser Lebensstandard hatte sich so komplett gedreht und wir besaßen nun mehr nicht nur eine Putzfrau, die sich um den Haushalt kümmerte, sondern auch viel zu viel Platz und Raum, wo ich mich einfach nicht wohlfühlen konnte. Das Bett war mir zu groß, die Matratze zu hart, nachts kam mir zu viel Licht durchs Zimmer und tagsüber hörte ich dank unserer Abgeschiedenheit keinen Ton der Stadt. Es machte mich verrückt. Mum meinte, ich sollte mir doch wieder Arbeit suchen oder studieren gehen. Jetzt, wo wir das Geld hatten, wo ich die Möglichkeit hatte, mein Leben zu planen.   Eines Mittags saß ich mit Mickey an unserem gewohnten Platz am Trafalgar Square, doch statt zu lachen und unser Fast Food zu essen, saßen wir einfach nur stumm nebeneinander und starrten die Leute an. Sie schienen alle so normal, so... unverändert. Nur wir waren diejenigen, die nicht hierher passten. Ich hatte geglaubt, dass Mickey sich weitaus besser mit der Situation arrangieren konnte, aber jetzt merkte ich, dass dem gar nicht so war. Auch er fühlte sich als Außenseiter in dieser Welt, dieser Stadt London, welcher unserer so glich und es dennoch nicht war. „Wie... läuft der neue Job?“, fragte ich ihn schließlich, als wir uns immer noch anschwiegen, um die Stille zu durchbrechen. „Ganz okay“, gab er zur Antwort und ließ einen dennoch unzufriedenen Seufzer von sich klingen, „Die Kollegen sind nett, die Arbeit ist in Ordnung, die Bezahlung stimmt. Ich denke, da kann ich 'ne Menge lernen.“ Er hatte sich wieder in Werkstätten umgesehen, da er dort auch bisher schon gejobbt hatte. Ihm war aufgrund seiner bisherigen Arbeitserfahrung sogleich eine Stelle angeboten worden. Sofern alles gut liefe, könnte er sogar eine Ausbildung abschließen. Eine gute Perspektive. Glücklich... klang er jedoch nicht. „Und du? Bereits überlegt, ob du deine A level nachmachst?“ Ich schüttelte den Kopf, zuckte dann mit den Achseln. „Ja und nein“, gab ich von mir und stieß ebenso einen Seufzer aus, nur tonlos. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen und lehnte mich ein bisschen mehr zurück, blickte in den Himmel, „Ich könnte nächste Woche anfangen. Da findet ein neuer Kurs statt.“ „Wie lange brauchst du da?“ „Zwei Jahre. Genauso lang wie an einer normalen Schule.“ Zwei Jahre... zwei ganze Jahre sollte ich also so verbringen? Die Schulbank drücken und einen Abschluss machen und... nichts anderes? Alte Gedanken von früher kamen wieder auf – Soll das alles sein? „Ich kann mich nicht dran gewöhnen“, kam es dann mit einem Mal von Mickey und er sah mich nun direkt an, „Ich kann mich nicht dran gewöhnen, dass hier alles anders ist. Aber... ich will das nutzen.“ Mein Gesicht musste mit Fragezeichen gezeichnet sein, da er sogleich weiter redete, „Hier lebt noch meine Großmutter. Ich... kann Dinge richten, die ich damals nicht konnte. Ich kann Zeit mit ihr verbringen und... ich kann Rickeys Platz einnehmen. Ich kann hier nützlich sein.“ Eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit lag in seinem Blick als er mit mir sprach und ebenso undurchdringliche Entschlossenheit, die nichts anderes zulassen würde, als dass er seinen Weg ging. So, wie ich meinen, sobald ich den ersten Pflasterstein dessen fand. Er hielt inne, blickte mich weiterhin an, erwartungsvoll. Ich musste antworten. Etwas erwidern. Er wollte eine ehrliche Antwort, doch wäre diese keine, die ihm sonderlich gefiele... Ich konnte nur das sagen, was ich in diesem Moment fühlte. Was ich wirklich fühlte. „Das... ist eine hervorragende Idee“, gab ich mit einem Lächeln nach kurzer Pause schließlich von mir und meinte es auch so, „Das ist wirklich... ein guter Plan, Mickey. Zieh' es durch!“ Ich konnte anhand seines Gesichtsausdruckes ablesen, dass er nichts anderes von mir erwartet hatte. Er hatte gewusst, dass ich ihn ohne weiteres ziehen lassen würde. Nicht mehr, nicht weniger. Sein eigener kleiner Funken Hoffnung, dass ich ihm ein Geh nicht entgegenbrächte, war von mir erstickt worden und damit auch die Frage, ob wir noch einmal so zueinander fänden wie damals. „Das werde ich“, versicherte er und schaffte es nun sogar ebenfalls zu lächeln, „Das werde ich ganz sicher.“ Wir schwiegen erneut, sahen wieder vor uns in die Menge und hingen jeder seine Gedanken nach. „Tu das ebenso“, meinte Mickey dann, „Ich weiß, dass du nicht hierbleiben kannst. Du willst zurück. Zurück zu ihm oder nicht? Ich hab den Kerl verflucht!“ Wir mussten beide leise auflachen. So ehrlich miteinander reden zu können war etwas, was schon immer für uns sprach und das uns auch schwierige Zeiten wie diese jetzt etwas einfacher machten. „So sehr liebst du ihn, dass du ihm einfach folgst... beneidenswerter Typ!“ „Vielleicht“, entgegnete ich schlichtweg, aber mein Lächeln sprach in diesem Moment wohl für sich. Mehr, als es Worte hätten ausdrücken können. Ja, ich liebte ihn. Ich liebte ihn und ich kam nicht von ihm los. Nicht gestern, nicht heute und wohl auch nicht in einhundert Jahren. Es waren nicht nur die Albträume, die mir den Schlaf raubten, sondern auch die Gewissheit, jedes Mal aufzuwachen und feststellen zu müssen, dass sich nichts an der Situation geändert hatte und ich immer noch allein war. Dass der Doktor irgendwo war, aber nicht hier. Dass wir nicht zusammen waren.   Und das sollte auch weiterhin so bleiben. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich alleine durch die Dimensionen bewegen oder wie ich es alleine schaffen sollte ihn zu finden. Ich besaß keine TARDIS. , ich besaß keine Teleporter und doch lag genau jene Antwort des Wies so klar vor mir, dass ich es regelrecht übersah. Die Dimension Cannons. Es verging Zeit. In meinen Augen zu viel Zeit, weil ich ungeduldig war und sofort lospreschen wollte. Unter Torchwood war es möglich jene zu bauen, die es mir erlauben sollten, zwischen den Dimensionen und Zeiten zu springen. Genau jene Methode, die mich überhaupt erst vom Doktor getrennt und mir das Leben gerettet hatte. Wenn mich diese von Einsamkeit und Ungeduld geprägte Periode etwas lehrte, dann nicht nur ein besseres Verständnis für das Universum und die Zeitlinie zu erlangen, sondern auch, dass man für beides Besonnenheit brauchte. Ruhe. Etwas, was auch der Doktor, trotz seiner aufgeweckten Art, immer beibehalten hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)