Spielzeug von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 17: Das erste Date -------------------------- Gleichmäßiger Herzschlag, der an seine Ohren drang. Angenehme Wärme, die ihn zu umhüllen schien. Eine sehr gut gebaute Brust, an die er sich gekuschelt hatte. Lange, schlanke Finger, die seine Wange streichelten. Es war so unendlich angenehm… „Akira-kun…Ist alles in Ordnung?“ Der Braunhaarige kannte nur eine Person, die ihn auf diese Weise ansprach. Er hob den Kopf und allmählich drang die Erkenntnis bei ihm durch, als er eisiges Blau erkannte. Er hatte tatsächlich mit Naoto-san geschlafen. Und das kaum eine Woche, nachdem er genau das rigoros abgelehnt hatte. Verdammter Mist. Der Braunhaarige löste sich langsam von Naoto-san und setzte sich auf. „Es geht schon. Normalerweise habe ich zwar keine One-Night-Stands mit Kollegen, aber auch darüber werde ich hinwegkommen.“ Dem Rothaarigen schien die Bitterkeit in seiner Stimme aufgefallen zu sein, denn er stützte sich auf die Ellbogen und sah Akira ernst an. „Akira-kun, ich…“ „Jetzt ist es sowieso zu spät. Ich werde erst einmal unter der Dusche verschwinden.“ Naoto-san packte ihn am Arm und zog ihn zurück auf das Bett. Ehe der Braunhaarige etwas sagen konnte, lag er unter dem anderen, der ihn an den Handgelenken festhielt. „Könntest du mir vielleicht einmal zuhören?“ Akiras Augen weiteten sich etwas, als er den gereizten Unterton in der Stimme des Rothaarigen hörte. „Das mit dir war für mich mehr als ein einfacher One-Night-Stand.“ fuhr dieser dann so leise fort, dass Akira erst glaubte, ihn nicht richtig verstanden zu haben. „Du hast es geschafft, meine Gefühle völlig durcheinander zu bringen. Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe? Nicht auf die gleiche Art wie Hanako, aber trotzdem genug, um mir mehr von deinen Berührungen zu wünschen.“ „Naoto-san...“ Akira spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Hatte der andere ihm wirklich gerade gesagt, dass er ihn liebte? Er befreite sich von dem Griff Naoto-sans und zog diesen fest in seine Arme. Tief sog er diesen wundervollen Geruch ein, ehe er wieder etwas sagte. „Du bist schrecklich, weißt du das? Ich habe dich so lange geliebt und obwohl du es nicht gewusst hast, bist du mir immer wieder nahe gekommen. Und nun so etwas. Was hast du gedacht, wie ich auf diese Worte reagiere? Dir sollte klar sein, dass ich dich ebenfalls liebe. Aber bitte, beantworte mir eine Frage. Was ist das mit uns? Einfacher, bedeutungsloser Sex? Eine Art kruder Beziehung? Ich muss das wissen.“ Naoto-san löste sich von ihm und lächelte warm. „Krude Beziehung klingt gut. Denkst du, dass du damit leben kannst?“ Der Braunhaarige lächelte ebenfalls und nickte. „Es gibt sicher Schlimmeres, als mit dem heißesten Kerl der Gegend eine krude Beziehung zu führen.“ „Akira-kun...“ Der Rothaarige küsste ihn und eine Weile erwiderte Akira den Kuss, ehe er sich wieder aufrichtete. „Trotzdem werde ich jetzt duschen gehen. Falls du etwas trinken willst, ich habe noch einiges in der Küche. Du hast also freie Auswahl.“ Der Braunhaarige suchte sich noch neue Klamotten aus seinem Schrank heraus und verschwand dann im Badezimmer. Als er fertig war und in die Küche trat, schlug ihm der herrliche Duft nach frischem Kaffee entgegen. Naoto-san saß vollständig angezogen am Esstisch und schien tief in Gedanken versunken. „Geht es dir gut?“ erkundigte sich Akira und der andere schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. „Ja. Ich habe nur überlegt...hast du Lust, mit mir etwas Essen zu gehen, bevor du zu dem Kleinen zurückgehst?“ „Gerne.“ „Klasse. Ich kenne ein sehr nettes Restaurant in der Innenstadt.“ Die beiden tranken ihren Kaffee aus und etwas später waren sie auf dem Weg in die Innenstadt. Tatsächlich machte das Restaurant einen netten Eindruck und auch die Kellnerin, die sie bediente, war sehr höflich. „Es ist wirklich schön hier.“ meinte der Braunhaarige und Naoto-san strahlte. „Hier hatte ich meine erste Verabredung mit Hanako. Mein Vater hat es mir empfohlen, weil auch er dort sein erstes Date mit meiner Mutter hatte.“ „Ach so.“ „Akira-kun? Du wirkst so traurig. Ist alles in Ordnung?“ „Tut mir leid. Ich musste nur gerade wieder an meine Familie denken.“ Das Gesicht des Rothaarigen verdüsterte sich. „Du solltest sie einfach vergessen. So eine Familie braucht wirklich niemand.“ „Ja...vielleicht hast du Recht.“ Eine kurze Pause entstand zwischen ihnen, bevor Naoto-san sichtbar durchatmete und Akira direkt anblickte. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Ähm...sicher.“ „Diese Frau hat deinen Bruder erwähnt. Was macht er denn beruflich, dass sie so eine hohe Meinung von ihm hat?“ Akira lachte humorlos auf. „Gar nichts. Er hat sich mit den falschen Leuten eingelassen und die verkehrte Frau kennengelernt. Nach allem, was ich weiß, bekommt er staatliche Unterstützung und versucht damit, die völlig übertriebenen Forderungen seiner Freundin zu erfüllen.“ Ungläubig sahen die eisblauen Augen ihn an, als er geendet hatte. „Aber...warum ist sie dann so?“ „Weil er nicht schwul ist. Ich habe bereits mit vierzehn gewusst, dass ich auf Männer stehe. Natürlich habe ich mich vor meiner Familie geoutet. Aber meine Familie hat nicht so reagiert, wie ich gedacht hatte. Mein Bruder hat mir an diesem Tag die Nase gebrochen und meine Mutter war der Meinung, dass sie mich schon noch >normal< bekommt. Sie war schon immer eine schwierige Person, doch als sie ihre Arbeit verloren hat, hat sie zu trinken begonnen. Immer, wenn sie zu tief ins Glas geschaut hatte, hat sie mich mit einem Gürtel verprügelt. Mit achtzehn habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin abgehauen. In dieser Zeit habe ich dann Pablo kennengelernt. Ihm gehört eine Kneipe ganz in der Nähe. Er hat mich damals von der Straße aufgelesen und zu sich gebracht. Zusammen mit seiner Frau hat er sich um mich gekümmert und mich dazu ermutigt, mich als Polizist zu bewerben.“ Kurz unterbrach sich Akira, als die Kellnerin mit ihrem Essen kam. Erst als sie wieder weg war, fuhr er mit seiner Geschichte fort. „Ich habe seither kaum noch Kontakt zu meiner Familie. Mein Bruder hatte zwar noch meine Handynummer, doch er hat erst angefangen, sich zu melden, als ich mit meinem Job angefangen habe. Wie du dir sicher denken kannst, ist er grundsätzlich ab Mitte des Monats so gut wie pleite und ist auf die Idee gekommen, von mir Geld zu fordern. Ich habe ihm nie etwas gegeben. Die Nachrichten wurden immer aggressiver und schließlich habe ich die SMS einfach ungelesen gelöscht. Aber dass er meine Mutter auf mich hetzt...damit hätte ich nie gerechnet.“ „Und was ist mit deinem Vater?“ fragte der Rothaarige mit seltsam belegter Stimme. „Der? Er war ein schwacher Mensch. Er hat sich ständig unterdrücken lassen und nie etwas getan, wenn meine Mutter mal wieder ihre Aggressionen an mir ausgelassen hat. Ich habe mit der Zeit gelernt, ihn für diese Schwäche zu verachten.“ Kurz hing Akira seinen Gedanken nach, ehe er langsam den Kopf schüttelte. „Aber das liegt hinter mir. Ich habe gestern nur so heftig reagiert, weil ich meine Vergangenheit nie richtig verarbeiten konnte. Aber mit dir darüber zu reden, hat wirklich geholfen. Danke, Naoto-san, dass du mir zugehört hast.“ Kurz wirkte der Rothaarige erschüttert, ehe er sich wieder fasste und lächelte. „Das war doch selbstverständlich. Und du musst mir unbedingt einmal Pablo vorstellen.“ „Warte, fragst du mich gerade um ein Date?“ „Ich dachte, dass hier wäre schon eines.“ gab Naoto-san zurück und beide fingen an zu lachen. „Wir sind echt das seltsamste Paar, das jemals eine krude Beziehung hatte.“ kicherte Akira endlich, als er sich halbwegs wieder beruhigt hatte. „Wahre Worte.“ entgegnete Naoto-san und prostete ihm zu. Den Rest ihres Aufenthaltes widmeten sie fröhlicheren Themen und schon war es an der Zeit, sich zu verabschieden. „Ich rufe dich heute Abend noch einmal an.“ versprach Naoto-san und zerzauste dabei Akiras Haare. „Ich freue mich schon darauf. Wir sehen uns ja dann morgen wieder.“ „Oh, dann fehlt dir aber noch etwas.“ Mit diesen Worten beugte der andere sich vor und saugte sich an dem Hals des Braunhaarigen fest. „Was machst du denn da?“ Der Rothaarige richtete sich wieder auf und grinste. „Perfekt.“ „Hast du mir gerade echt einen Knutschfleck verpasst?“ „Und was für einen. Steht dir gut, Akira-kun.“ „Du bist unmöglich.“ sagte Akira schmunzelnd und beugte sich nun seinerseits vor, um Naoto-san noch einmal zu küssen. „Bis morgen.“ „Bis morgen. Und falls ich es nicht mehr schaffe, dich anzurufen, schicke ich dir auf jeden Fall noch eine versaute SMS.“ Bevor Akira etwas antworten konnte, hatte sich der andere bereits umgedreht und sich auf den Weg zu seinem Auto gemacht, wobei er noch einmal die Hand zum Abschied hob. Etwas überrumpelt berührte Akira den Knutschfleck und musste lächeln. Ja, es gab wirklich Schlimmeres, als mit diesem Mann eine krude Beziehung zu führen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)