Spielzeug von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 13: Jonahs Geschichte (Part 1) -------------------------------------- Ein Monat war seit jenem Tag vergangen. In dieser Zeit hatte sich einiges getan. Naoto-san schien sich an Akiras Rat gehalten und seiner Verlobten alles erzählt zu haben. Tatsächlich hatte diese den Rothaarigen nicht verlassen, sondern ihm ganz im Gegenteil angeboten, gemeinsam zu einer Beratungsstelle zu gehen, damit sie eine Lösung finden konnten. Auch bei Jonah war der Braunhaarige weitergekommen. Inzwischen redeten sie sehr viel miteinander und laut Fujima-sensei war dies ein sehr guter Schritt. Auch mit den anderen Polizisten schien sich der junge Mann inzwischen besser zu verstehen. Minami-san war ebenfalls begeistert von diesen Neuigkeiten gewesen. Dennoch war Akira in seinem Fall kaum weitergekommen. Auch wenn er wusste, dass Jonah einfach noch Zeit brauchen würde, ehe er seine Erlebnisse wiedergeben konnte, ärgerte es ihn, dass er so wenig ausrichten konnte. Da halfen selbst die Aufmunterungsversuche der Anderen nicht viel. Das Gefühl, der ganzen Sache nicht gewachsen zu sein, schwelte immer mehr in dem Braunhaarigen. Als er schließlich gemerkt hatte, dass ihm alles über den Kopf wuchs, hatte er kurzerhand zwei Wochen Urlaub genommen, um auf andere Gedanken zu kommen. Und so kam es, dass er nun in der Küche stand und das Mittagessen vorbereitete, während das Radio den Raum mit ruhiger Musik erfüllte. Gerade, als er fertig geworden war, kam Jonah in die Küche. „Es riecht so gut hier. Was machst du denn?“ „Curry. Du kannst den Tisch decken, ich bin gerade fertig geworden.“ Kurz danach saßen sie am Esstisch und verzehrten schweigend ihre Mahlzeit. „Willst du nachher etwas unternehmen?“ erkundigte sich Akira schließlich, als er die angespannte Ruhe nicht mehr aushielt. „Woran hattest du gedacht?“ „Hmm...was hältst du von Bowlen?“ „Von mir aus gerne. Aber ich sollte dich warnen. Ich bin ganz furchtbar darin.“ „Ich auch. Aber dann kommen wir wenigstens mal wieder etwas raus.“ Jonah lächelte kurz, dann nickte er. Also bereiteten sie sich vor und machten sich auf den Weg. In der Bowlinghalle war glücklicherweise nicht viel los und die nächsten Stunden waren sie vollauf beschäftigt. Als es langsam spät wurde, beendeten sie das Spiel und fuhren wieder zurück. „Wir waren echt schlecht, oder?“ fragte Akira lachend. „Ganz schrecklich. Davon sollten wir lieber niemandem erzählen.“ antwortete Jonah grinsend und zog sich die Perücke vom Kopf. Dann, ganz plötzlich, nahm sein Gesicht einen düsteren Ausdruck an. „An dem Tag, als ich entführt wurde, wollte ich mit meinem Bekannten eigentlich auch zum Bowlen.“ „Oh...“ brachte der Braunhaarige nur heraus. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Ja...er hatte mich eingeladen. Hätte ich geahnt, was mich erwartet, wäre ich wahrscheinlich nie aus dem Haus gegangen.“ Niedergeschlagen setzte Jonah sich auf das Sofa und Akira folgte seinem Beispiel. Unbemerkt von dem anderen schaltete der Braunhaarige die Minikamera und die Wanze ein, die er gewohnheitsmäßig ständig bei sich trug. „Ich war ein völlig willkürliches Opfer, weißt du.“ fuhr Jonah fort, wobei er aus leeren Augen auf den Boden starrte. „Es hätte jeden treffen können. Leider ist die Wahl durch mein ausländisches Aussehen auf mich gefallen.“ Der junge Mann hielt kurz inne und als er weitersprach, klang seine Stimme belegt. „Ich bin so dumm gewesen. Als dieser Transporter neben mir langsamer geworden ist, bin ich überhaupt nicht misstrauisch geworden. Ich habe mich sogar wie ein Idiot von dem Beifahrer ablenken lassen. Er hat mich nach der Uhrzeit gefragt, während zwei andere Männer die Seitentür geöffnet und sich an mich herangeschlichen haben. Es war furchtbar heiß an jenem Tag, weshalb die Straßen wie ausgestorben waren. Die meisten Menschen waren wahrscheinlich im Schwimmbad oder haben sich in ihren Häusern verkrochen. Jedenfalls hat niemand meine Schreie gehört, als mir einer der Männer ein Tuch mit Chloroform unter die Nase gehalten hat. Dann wurde ich den Wagen gezerrt und zum Sweet Apple gebracht. Ich bin erst wieder wach geworden, als ich bereits nackt, geknebelt und festgekettet in diesem Kellerraum lag. Um mich herum standen fünf Männer. Einer davon war der Besitzer des Bordells. Die anderen waren wohl ziemlich gut verdienende Personen, die alle Anzüge trugen. Sie schienen eine Auktion abzuhalten, jedenfalls haben sie verschiedene Geldsummen genannt, die immer höher wurden. Schließlich hat einer 7504,80 Yen geboten und der Rest ist ausgestiegen.“ „Sag nicht, sie haben...“ sagte der Braunhaarige entsetzt. „Doch, genau das. Sie haben auf meine Unschuld geboten. Der mit dem höchsten Gebot wurde mit mir alleine gelassen. Was dann passiert ist, kannst du dir sicher denken.“ Wieder brach Jonah ab und Akira sah, wie er um Worte kämpfte. „Das Schlimmste kam aber erst, als der Kerl mit mir fertig war. Nachdem er abgehauen ist, hat der mit dem zweithöchsten Gebot das Zimmer betreten und ist über mich hergefallen. Und so ist es dann weitergegangen, bis alle, die an der Versteigerung teilgenommen haben, auf ihre Kosten gekommen sind.“ Nach diesen Worten blieb Jonah still und Akira verspürte das Verlangen, den anderen in die Arme zu nehmen. „Würdest du die Männer wieder erkennen?“ fragte er stattdessen vorsichtig. „Ja, würde ich. Sie sind in den folgenden Jahren oft wiedergekommen und ich habe gelernt, mir bestimmte Auffälligkeiten einzuprägen.“ Der junge Mann schüttelte geistesabwesend den Kopf und sein Blick wurde wieder etwas lebendiger. „Jedenfalls wäre das kein Thema. Ich bin mir nur nicht sicher, ob mir jemand meine Geschichte glauben wird.“ „Das wird schon werden.“ „Hoffentlich behältst du Recht. Ich glaube, ich werde mich hinlegen. Gute Nacht, Akira.“ „Schlaf gut.“ Jonah verschwand in sein Zimmer und auch Akira beschloss, schlafen zu gehen. Doch seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Was er gehört hatte, hinterließ ein schlechtes Gefühl in ihm. Und er hatte die ungute Vorahnung, dass der andere ihm noch nicht alles erzählt hatte. Ob er wohl jemals verarbeiten konnte, was ihm passiert war? Würde er es schaffen, ein normales, unbeschwertes Leben zu führen? Der Braunhaarige wünschte es Jonah aus ganzem Herzen. Er sah den jungen Mann inzwischen als guten Freund, nicht mehr nur als einen Kronzeugen. Seit er mit Jonah in einer Wohnung lebte, war dieser ihm immer wichtiger geworden. Er wollte und würde den anderen so lange beschützen, bis dieser das Glück erfahren durfte, das er mehr als verdient hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)