Spielzeug von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 7: Ein guter Rat ------------------------ Leise stöhnend hielt Akira einen Beutel mit Eis an seine Stirn. Vielleicht hätte er gestern nicht ganz so viel trinken sollen. Und natürlich war in der Wache ein Kollege krank geworden und der Braunhaarige hatte einspringen müssen, obwohl heute sein freier Tag war. „Hat da jemand übertrieben?“ fragte eine amüsierte Stimme und er blickte zu Isamu-san hoch, der ihm ein Glas Wasser und eine Tablette hinhielt. „Musst du so laut sein?“ fragte Akira säuerlich.“Nimm die Aspirin, dann geht es dir besser.“ erwiderte der andere, ohne sich im Geringsten von der schlechten Stimmung seines Kollegen stören zu lassen. „Danke.“ sagte der Braunhaarige leicht sarkastisch, ehe er die Tablette einwarf und sie mit dem Wasser hinunterspülte. Kurz darauf verschwanden die dröhnenden Kopfschmerzen und Akira legte den Eisbeutel weg. „Viel besser. Bist du ganz alleine? Wo ist denn Naoto-san?“ „Zum Geburtsvorbereitungskurs. Er könnte mir fast leid tun, wenn ich es nicht so komisch finden würde. Danach wollte er mit seiner Verlobten noch zum Frauenarzt. Offenbar werden die beiden endlich erfahren, welches Geschlecht das Kind haben wird.“ „Ach so...“ „Ist alles in Ordnung? Du wirkst auf einmal so bedrückt.“ „Ja, alles gut.“ wiegelte Akira hastig ab und stand so überstürzt auf, dass er fast den Tisch, an dem er saß, umgeworfen hätte. „Ich sollte jetzt lieber gehen. Ich muss Minami-san noch berichten, was gestern im Krankenhaus passiert ist.“ Eilig wollte er sich entfernen, doch Isamu-san packte ihn am Oberarm und hielt ihn zurück. „Ito-san, was ist los? Ich habe bisher immer gedacht, du wärst einfach ein ruhiger und zurückgezogener Mensch, aber wir kennen uns inzwischen seit zwei Jahren. Ich dachte, wir würden einander vertrauen. Schließlich kann es ja auch passieren, dass wir mal zusammen arbeiten müssen. Du musst dir keine Sorgen machen, ich werde alles, was du mir sagst, für mich behalten, wenn du das willst. Ich möchte nur, dass du anfängst, mich als Freund zu sehen. Du scheinst nämlich echt in Ordnung zu sein und ich würde dich gerne näher kennenlernen. Also, gibt es etwas, worüber du reden willst?“ Lange blieb es still zwischen den beiden Polizisten, während Akira nach einem Zeichen der Unehrlichkeit im Gesicht des anderen suchte. „Und du wirst es wirklich niemandem sagen? Auch nicht...Naoto-san?“ „Nicht mal ihm.“ versprach Isamu-san mit ernster Miene. Akira atmete tief durch, ehe er sich anspannte und seinem Kollegen direkt in die Augen sah. „Ich...ich bin schwul.“ gestand er dann mit leicht zitternder Stimme. Eine Sekunde lang wirkte Isamu-san überrascht, dann zuckte er mit den Achseln. „Mein Bruder auch. Und weiter?“ „Und...ich bin in Naoto-san verliebt, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich weiß nicht, ob du dich an die Neulingsfeier erinnerst, aber…“ „Moment, Moment.“ unterbrach der andere ihn, der nun äußerst überrascht wirkte. „Meinst du die vor zwei Jahren?“ Zögerlich und mit hochroten Wangen nickte Akira. „Und Naoto hat keine Ahnung?“ „Bist du verrückt geworden? Natürlich nicht. Ich meine, er ist verlobt und wird bald Vater!“ „Ach du Scheiße.“ fluchte Isamu-san fast ehrfürchtig. „Gut, ich hatte mir so etwas schon fast gedacht, aber...verdammt, Naoto denkt, dass du ihn nur anziehend findest. Das du so tiefe Gefühle für ihn hast...“ Er brach ab und schüttelte mehrmals den Kopf. „Fuck. Was hast du denn jetzt vor?“ „Dasselbe, was ich schon die ganze Zeit tue: ihn weiterhin aus der Ferne anschmachten und darauf warten, dass er endlich heiratet, damit ich ihn aus dem Kopf kriege. Ich meine, wenn er erst einen Ehering trägt, ist er sowieso tabu.“ Akira lächelte gequält und blickte seinen Kollegen mit immer noch geröteten Wangen an. „Ziemlich erbärmlich, oder? Ich meine, es laufen bestimmt tausende süße Typen da draußen rum, die auch schwul sind, aber ich muss mich natürlich in den einzigen Hetero verlieben, nur weil er heiß aussieht.“ „Erbärmlich würde ich jetzt nicht sagen. Höchstens oberflächlich. Ich meine, was weißt du denn sonst so über ihn? Hast du irgendeinen Plan, wie er gefühlsmäßig ist?“ „Nicht wirklich.“ „Aber ich schon. Glaub mir, er liebt seine Verlobte über alles und platzt jetzt schon vor Stolz darüber, dass er bald Vater wird. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen, Akira.“ „Ja, das hat Nishiko mir auch schon gesagt. Aber ich kann es nun einmal nicht ändern.“ „Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn wir mal zusammen frei haben, können wir Naoto ja mal besuchen. Wenn du ihn erst einmal in der Gegenwart seiner Verlobten gesehen hast, wirst du auch wollen, dass die beiden zusammen glücklich werden. Und du willst doch, dass er glücklich ist, oder?“ „Ja, natürlich.“ erwiderte der Braunhaarige leicht geknickt. Isamu-san gab ihm einen Klaps auf die Schulter und lächelte dann herzlich. „Das wird schon. Oh, und falls er dich ärgern sollte, sag mir Bescheid. Ich bin es inzwischen gewohnt, ihm die Meinung zu geigen.“ Dann kicherte er kurz auf. „Ich würde dich ja glatt mit meinem Bruder verkuppeln, aber der ist ein richtiger Casanova und dermaßen versaut, dass du vor Verlegenheit wahrscheinlich im Boden versinken würdest.“ Akira lachte kurz auf, ehe er wieder ernst wurde. „Danke, Isamu-san.“ „Kein Problem. Gib mir einfach Bescheid, wann du das nächste Mal frei hast. Ich werde Minami-san dann bitten, mir an dem Tag auch frei zu geben.“ „Nicht nötig.“ erklang die Stimme der Leiterin der Polizeiwache von der Tür her und beide Polizisten zuckten zusammen. Ihre Chefin stand in der Tür zu Akiras Büro, ein sanftes Lächeln im Gesicht. „Das lässt sich ohne Probleme einrichten. Ach, und Ito-san...falls Sakai-san Sie wirklich in irgendeiner Weise verletzen sollte und ich bekomme das mit, darf er bis zu seiner Hochzeit Akten sortieren.“ Am liebsten wäre der Braunhaarige jetzt schon im Boden versunken. „Sie haben alles mitbekommen, richtig?“ fragte er schließlich mit krächzender Stimme. „Es tut mir leid. Ich hatte geklopft, aber Sie haben mich wohl nicht gehört. Ich wollte Sie eigentlich nur bitten, zu mir ins Büro zu kommen, damit wir uns Ihrem Fall widmen können.“ „Ja...richtig...ich komme.“ murmelte Akira leise und Isamu-san schenkte ihm noch einen mitleidigen Blick, ehe der Braunhaarige Minami-san in ihr Büro folgte und sich dort vor dem Schreibtisch niederließ. „Also...in zwei Tagen wird Mr. Graves in seine neue Unterkunft gebracht.“ sagte seine Chefin, kaum dass sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte. „Ich möchte, dass Sie dabei sind. Das bedeutet allerdings auch, dass Sie niemandem etwas über den Fall sagen werden, wenn ich es nicht vorher genehmige. Dazu ist diese Sache zu wichtig.“ „Natürlich. Ich hoffe nur, dass ich jetzt noch Fortschritte mit Jonah machen werde, nach dem, was das letzte Mal passiert ist.“ Minami-san seufzte kurz auf und pustete nachdenklich gegen ihren Pony. „Tja, ich muss gestehen, dass es mich auch überrascht hat, dass Mr. Graves die Sachlage so schnell erkannt hat. Aber ich denke, er wird sich wieder einigermaßen beruhigt haben, wenn Sie ihn das nächste Mal besuchen.“ Erneut huschte ein Lächeln über ihre Züge. „Und Sie hatten wirklich einmal Angst vor Kaninchen?“ Wieder einmal wurde der Braunhaarige knallrot. Als er die Geschichten aus seiner Jugend erzählt hatte, war ihm völlig entfallen, dass Minami-san ja auch mitgehört hatte. „Ich weiß, die meisten finden sie süß. Aber mir waren sie damals einfach nur unheimlich. Inzwischen ist diese Angst aber vollkommen verschwunden.“ „Ich habe eine schreckliche Angst vor Hunden.“ gestand die Leiterin der Polizeiwache todernst. „Dabei ist es egal, ob sie groß oder klein sind. Meine Nachbarin hatte einmal einen Welpen. Als sie mir das Tier gezeigt hat und wollte, dass ich es einmal streichele, bin ich weinend und schreiend zu meiner Mutter gerannt. Selbst heute noch werde ich panisch, sobald ich Hunde sehe.“ Überrascht blickte Akira Minami-san an, Diese grinste und deutete auf ihren Computer. „Sie waren einverstanden, Ihre Gespräche mit Jonah aufzuzeichnen. Wenn ich dabei etwas so Persönliches erfahre, ist es nur gerecht, wenn ich dafür etwas zurückgebe, nicht wahr?“ „Vielleicht...aber das hätten Sie mir nicht anvertrauen müssen. Und mit den Geschichten bin ich ja eh nicht weitergekommen.“ „Ich gebe Ihnen einen Rat.“ meinte seine Chefin, die wie er wieder ernst geworden war. „Wenn Sie wirklich Mr. Graves Vertrauen gewinnen wollen, unternehmen Sie etwas mit ihm.“ „Aber...draußen wäre er nur in Gefahr.“ „Nicht, wenn Sie ihn verkleiden. Eine Perücke, Kontaktlinsen und schon wird niemand ihn wiedererkennen. Es ist aber nun einmal so, dass wir ihn nicht die ganze Zeit drinnen einsperren können. Und Ihnen fällt bestimmt etwas ein, Ito-san.“ Der Braunhaarige nickte. Der Rat war eigentlich nicht schlecht. Vielleicht würde es sogar klappen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)