Spielzeug von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 5: Endlich Fortschritte ------------------------------- Die Leiterin der Polizeiwache wirke leicht erschöpft, aber auch zufrieden, als Akira ihr Büro betrat. „Ah, Ito-san. Bitte, setzen Sie sich.“ Der Braunhaarige gehorchte und Minami-san begann, auf ihrem Schreibtisch nach etwas zu suchen. „Wie ich gehört habe, haben Sie heute unserem Zeugen das Leben gerettet.“ „Oh...ja, scheint wohl so.“ Kurz erklärte Akira, was im Krankenhaus passiert war. „Verstehe...nun, anscheinend sind Jonahs Informationen unheimlich wertvoll.“ „Darf ich meine Meinung dazu sagen?“ „Natürlich.“ „Ich denke, es ist von größter Dringlichkeit, dass Jonah in das Zeugenschutzprogramm und aus dem Krankenhaus kommt. Momentan können wir ihn offenbar nicht gut genug beschützen. Und das nächste Mal ist vielleicht niemand da, um Jonah zu retten.“ „Da könnten Sie Recht haben. Allerdings muss ich das zuerst mit der Krankenhausleitung absprechen. Vielleicht kann sich auch ein Hausarzt um Jonah kümmern. Aber zunächst einmal...hier, das sollten Sie lesen.“ Minami-san hielt dem Braunhaarigen einen Zettel hin. Er griff danach und sah, dass es eine Vermisstenanzeige war. „Wir vermissen unseren Enkel Jonah Graves. Zuletzt wurde er gesehen, als er einen Freund besuchen wollte. Jonah hat hellblonde Haare, ein braunes und ein grünes Auge, ist dreizehn Jahre alt und von schlanker und zierlicher Statur. Am Tag seines Verschwindens trug er ein dunkelblaues T-Shirt, eine dunkle Jeans und schwarze Schuhe. Falls Sie Jonah gesehen haben oder wissen, wo er sich aufhält, melden Sie sich bitte unter folgender Nummer...“ Akira blickte auf. „Wo haben Sie das gefunden?“ fragte er. „In unserem Archiv. Offenbar hat Jonah bei seinen Großeltern gelebt. Und diese wiederum waren Japaner. Sehen Sie sich mal das Datum an.“ Der Polizist tat es und ein Schaudern erfasste ihn. „Die Anzeige ist...vor acht Jahren aufgegeben worden.“ Nun sah er seiner Chefin direkt in die Augen. „Haben Sie unter der Nummer jemanden erreicht?“ „Nein.“ gab sie die Antwort, die Akira halb erwartet hatte. „Seine Großeltern sind tot. Sein Großvater starb vor zweieinhalb Jahren an einem Herzanfall und seine Großmutter ist vor einem Monat friedlich im Schlaf verstorben.“ „Erst vor einem Monat...“ wiederholte Akira erschüttert. „Seine Eltern hat er wohl bereits mit neun Jahren verloren. Autounfall. Jonah selber hat wie durch ein Wunder überlebt.“ „Heißt das, er ist jetzt ganz alleine?“ Minami-san seufzte traurig. „Ja. Seine Eltern waren Einzelkinder und Jonah hatte ebenfalls keine Geschwister.“ Eine Pause entstand, in der beide ihren Gedanken nachhingen. „Ich werde ihn übermorgen noch einmal besuchen.“ sagte der Braunhaarige entschieden. „Tun Sie das. Aber...sagen Sie ihm noch nichts über seine Großeltern.“ „Selbstverständlich nicht.“ „Ich werde versuchen, noch mehr herauszufinden und mich auch um Jonahs Schutz kümmern. Bitte kommen Sie in zwei Stunden noch einmal in mein Büro.“ „In Ordnung. Dann bis später, Minami-san.“ „Bis dann.“ Nachdenklich verließ Akira das Büro und trat an den Kaffeeautomaten heran. Er brauchte erst einmal etwas Ruhe, um alles überdenken zu können. Leider führten seine Überlegungen ihn nur zu heftigen Kopfschmerzen. Gefrustet gab er auf, ging in sein eigenes Büro und schrieb seinen Bericht weiter. Mit den Informationen, die er von Minami-san bekommen hatte, konnte er auf jeden Fall arbeiten. Nur gab es da etwas, woran seine Chefin nicht gedacht hatte und was Akira selbst erst seit kurzem beschäftigte. Selbst wenn Jonah später als Kronzeuge aussagen würde, hätten weder er noch jemand von der Polizei irgendwelche handfesten Beweise. Dann würde es Aussage gegen Aussage stehen oder, wie man so schön sagte: >Im Zweifel für den Angeklagten<. Er warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünfzehn Minuten, bis er wieder im Büro seiner Chefin sein musste. Leise seufzend fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Er musste es unbedingt schaffen, Jonahs Vertrauen zu erlangen. Dieser Fall war ohne Zweifel der verzwickteste und fordernste, den er bisher bekommen hatte. Ein 21-jähriger Mann, der mit dreizehn entführt und acht Jahre lang in einem Bordell gefangen gehalten wurde, um dort mit den abartigsten Dingen konfrontiert zu werden...Nein, das war garantiert auch den erfahrensten Kollegen noch nicht untergekommen. Noch einmal seufzte der Braunhaarige, dann stand er auf und machte sich auf den Weg zu Minami-san. Diese war offenbar noch am Telefonieren, denn er konnte ihre Stimme durch die Tür hören. „Schön, ganz wie Sie wünschen. Ja, natürlich soll der Junge sämtliche Unterstützung bekommen, die wir ihm geben können. Gut, dann machen wir es so. Auf Wiederhören.“ Akira klopfte und betrat den Raum. Minami-san saß auf ihrem Stuhl und war wieder einmal damit beschäftigt, ihre Haare zu malträtieren. „Ich bin mir fast sicher, dass man davon schneller Haarausfall bekommt.“ meinte Akira lächelnd. Die Leiterin der Polizeiwache schreckte hoch und wirkte kurz durcheinander, ehe sie das Lächeln erwiderte. „Wenn es tatsächlich so wäre, würde ich schon mit Halbglatze herumlaufen.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Ich habe gerade mit dem Krankenhaus gesprochen. Besser gesagt mit dem Arzt, der für Mr. Graves zuständig ist.“ Der Polizist setzte sich ihr gegenüber. „Und, was hat er gesagt?“ „Zuerst war er überhaupt nicht begeistert, dass Jonah aus dem Krankenhaus raus soll. Um ehrlich zu sein, hat er mich als unverantwortlich bezeichnet. Wir sind schließlich übereingekommen, dass er sich um Jonah kümmert. Seinen Worten nach hat er sowieso genügend Überstunden angesammelt, um mindestens zweimal die Woche nach Mr. Graves sehen zu können.“ „Ist das nicht ziemlich risikoreich, Minami-san?“ warf Akira ein. „Was, wenn er Jonahs neuen Aufenthaltsort versehentlich an Dritte weitergibt?“ „So schätze ich ihn nicht ein. Aber sagen Sie es mir. Sie kennen den Mann ja ebenfalls. Glauben Sie, er wird Jonah verraten?“ Ein Satz des Arztes hallte im Kopf des Braunhaarigen. `Sollten Sie noch einmal einen Anfall bei ihm auslösen, werde ich dafür sorgen, dass Sie dauerhaft des Hauses verwiesen werden...´ „Nein. Ihm schien Jonahs Wohlergehen wirklich am Herzen zu liegen.“ „Gut, dann ist es entschieden. Sobald ich eine geeignete Unterkunft gefunden habe, gebe ich Ihnen Bescheid. Verbringen Sie so viel Zeit mit ihm wie möglich.“ „Verstanden. Allerdings gibt es da noch eine Sache...“ Akira berichtete seiner Chefin von seinen Überlegungen. Danach schien sie sehr nachdenklich. „Natürlich...wie konnte mir etwas so Wichtiges entfallen? Warten Sie...ich müsste noch welche hier rumliegen haben...“ Verwirrt beobachtete der Braunhaarige, wie sie hektisch etwas suchte. „Ah, da ist es ja. Hier, nehmen Sie das.“ Akira streckte die Hand aus und Minami-san ließ zwei kleine, schwarze Dinge hineinfallen. „Eine Wanze und eine Minikamera?“ fragte der Polizist. „Richtig. Ich möchte, dass Sie sie immer tragen, wenn Sie mit Mr. Graves sprechen.“ „Ist das nicht ein ziemlicher Einschnitt in die Privatsphäre?“ „Nicht in diesem Fall. Ich werde mir auch noch eine Sondergenehmigung vom Polizeipräsidenten holen.“ Behutsam befestigte Akira die Dinge an seiner Uniform und Minami tippte etwas in Ihren Computer ein. „Gut, ich habe ein Bild.“ sagte sie, wobei Ihre Worte sich seltsam befremdlich anhörten, da sie nun auch aus dem Computer drangen. „Scheint alles zu funktionieren. Ich schreibe Ihnen noch meine Handynummer auf. Ich möchte, dass Sie mich per SMS unterrichten, ehe Sie sich mit Jonah unterhalten.“ „Sehr wohl.“ erwiderte der Braunhaarige, ehe er die beiden Geräte ausschaltete. Ihm war nicht sehr wohl bei der Sache. Zu versuchen, Jonahs Vertrauen zu gewinnen, war das eine, aber ihn auszuspionieren… Nun, anscheinend hatte er keine andere Wahl. Vor Gericht würde es nichts bringen, wenn Jonah einfach irgendwelche Leute der Vergewaltigung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung bezichtigte, ohne irgendeinen Beweis zu haben. Dieser Gedanke besserte seine Laune etwas und er schaffte es, sein schlechtes Gewissen zurückzudrängen. Das war schließlich nicht seine Idee gewesen. Und es war ja auch in Jonahs Interesse, wenn seine Peiniger das bekamen, was sie verdienten. Sich selbst beruhigend, trat Akira in den sonnigen Nachmittag. Er würde ja sehen, was sein nächster Besuch bei Jonah bringen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)