Spielzeug von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 1: Der Einsatz ---------------------- „Was für ein Wetter.“ schimpfte der junge Polizist und betrachtete den Regen, der gegen die Windschutzscheibe prasselte. „Da kann man halt nichts machen.“ entgegnete sein Kollege ruhig und lenkte den Wagen um eine Kurve. „Außerdem wolltest du doch unbedingt Streife fahren, Akira.“ Angesprochener runzelte die Stirn. „Ja, aber da hat die Sonne noch geschienen.“ „Oh, du Armer. Seit zwei Jahren bei der Polizei, schon so ziemlich alles erlebt, aber wehe, es regnet.“ „Kann es sein, dass du dich über mich lustig machst, Nishiko?“ „Würde mir nie einfallen.“ Das Grinsen, dass der andere dabei im Gesicht trug, strafte seine Worte allerdings Lügen. Seufzend drehte Akira den Kopf weg und sah aus dem Fenster. Doch wegen des Regens sah er nur sein eigenes Spiegelbild. Seine dunkelbraunen Haare, die ebenfalls braunen Augen und die leicht schiefe Nase, die seinem Gesicht etwas Unheimliches verlieh. „Bei dem Wetter ist doch sowieso nichts los.“ beschwerte er sich weiter. „Ich könnte jetzt im warmen Büro sitzen und meine Berichte schreiben.“ „Ja, klar. Du willst doch nur wieder Sakai-san anschmachten.“ „Das vielleicht auch.“ „Ach, Akira. Was muss er denn noch tun, bis du merkst, dass er überhaupt kein Interesse an dir hat? Ich dachte, direkt vor deinen Augen mit seiner Verlobten zu knutschen, würde ausreichen.“ „Er wird schon merken, dass er mir nicht entkommen kann. Außerdem liebe ich Herausforderungen.“ „Du klingst wie ein Serienkiller. Und ich darf dich daran erinnern, dass die Hochzeit in drei Monaten ist. Und dass Sakai-sans Verlobte schwanger ist.“ „Nur eine größere Herausforderung.“ Nishiko hob die rechte Hand und stieß Akira kurz gegen die Schulter. „Idiot. Du lernst es wohl nie.“ Der Braunhaarige musste lachen und vergaß seine schlechte Laune. Mit Nishiko hatte er wirklich einen großartigen Partner erhalten. Der andere war bereits in den Vierzigern und hatte die ersten grauen Strähnen in seinen kurzen, schwarzen Haaren. Als er erfahren hatte, dass sein Kollege homosexuell war, hatte er nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass sie immer noch Partner waren, egal, worauf Akira stand. Das rechnete dieser Nishiko hoch an. „Wie geht es eigentlich deiner Familie?“ fragte er nun. „Ach, das Übliche. Meine Frau dreht jetzt schon durch, weil meine Tochter uns mit der Kleinen besuchen will und natürlich ist sie momentan damit beschäftigt, das Haus in einen keimfreien Raum zu verwandeln. Das wird bestimmt ein super entspanntes Wochenende.“ „Klingt ja schaurig. Aber sie ist wahrscheinlich froh, wenn sie in Ruhe aufräumen kann.“ „Ja, wahrscheinlich.“ seufzte Nishiko zustimmend. „Zentrale an den 14-34.“ ertönte auf einmal eine Stimme aus dem Funkgerät. „Es gibt Arbeit.“ meinte Nishiko, während Akira das Funkgerät abnahm. „14-34 hört.“ „Fahrt zum >Sweet Apple< in der Konoristraße. Ein anonymer Anrufer meldet Streitigkeiten.“ „Ja, verstanden. Sind auf dem Weg.“ Der Braunhaarige hängte das Funkgerät wieder ein. „Sweet Apple...ist das nicht dieses Nobel-Bordell?“ fragte er nachdenklich. „Ja. Merkwürdig. Da hat es doch noch nie Schwierigkeiten gegeben.“ „Wahrscheinlich nur ein neuer Anwohner, dem das Gebäude nicht in den Kram passt.“ vermutete Akira. Sie kamen bei dem Bordell an und sahen dort bereits zwei Männer, die sich anscheinend gerade körperlich angingen. Hastig stiegen sie aus und liefen auf die beiden Streithähne zu. „Hey, auseinander. Auseinander!“ rief Nishiko und gemeinsam mit Akira gelang es ihm, die Männer zu trennen. „Was ist das Problem?“ Einer der beiden, ein Typ im Anzug und mit blutiger Nase, schnaubte verächtlich. „Es ist alles in Ordnung. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ „Meinungsverschiedenheit?“ brauste der andere auf. „Das ist menschenverachtend, was hier abgeht. Dass du bei so was mitmachst...“ „Halts Maul, verdammt!“ brüllte der Erste. „Sonst was?“ „Das reicht jetzt.“ ging Akira dazwischen. Er blickte den Mann im Anzug an. „Sie bleiben hier und ich unterhalte mich mal in Ruhe mit…?“ „Seitoshi Masaru.“ „In Ordnung, dann folgen Sie mir bitte.“ „Pass bloß auf, was du sagst.“ fauchte der Anzug-Typ noch. Akira ging einige Meter zur Seite und wartete, bis der andere ihn eingeholt hatte. „Also, klären Sie mich auf. Worum ging es in dem Streit?“ „In diesem Gebäude hier wird ein junger Mann festgehalten.“ erwiderte der Gefragte wütend und entsetzt zugleich. „ Okay...und woher wollen Sie wissen, dass es gegen den Willen des besagten Mannes ist? Manche Leute stehen ja auf solche Rollenspiele.“ „Er ist nackt an einer Wand festgekettet und hat überall blaue Flecken. Wer würde sich so etwas freiwillig gefallen lassen?“ „Sind Sie ganz sicher?“ „Absolut. Bitte, Sie müssen etwas tun.“ „Ich rufe mal Verstärkung.“ Akira wusste nicht, wieso, aber er glaubte dem Mann vor sich. „14-34 an Zentrale.“ „Zentrale hört.“ „Wir brauchen hier mal Verstärkung. Verdacht auf Freiheitsberaubung.“ „Verstanden. Zwei Kollegen sind auf dem Weg.“ Der Braunhaarige steckt das Funkgerät ein und wandte sich wieder an seinen Zeugen. „Also, Herr Seitoshi, erzählen Sie mal von Anfang an.“ „Nun...Eigentlich sind Kazuki und ich seit Jahren befreundet. Heute ist mein Geburtstag und er meinte, er will mir etwas Besonderes schenken. Deswegen wollte er unbedingt mit mir hierherkommen. Am Anfang fand ich das ja noch in Ordnung, aber dann wurde Kazuki gefragt, ob er wieder den >Spezial-Gast< besuchen möchte. Ich hatte so ein komisches Gefühl bei der Sache und besonders, als Kazuki auch noch zugestimmt hat. Er sagte nur, es würde mir bestimmt auch gefallen. Also bin ich ihm in den Keller gefolgt und dort...war dieser...Gefangene. Ich dachte zuerst, das wäre ein schlechter Scherz, aber...ich habe kurz die Augen von dem jungen Mann gesehen. Und ich schwöre Ihnen: Solche toten Augen hat niemand, der auf Rollenspiele steht.“ „Nun gut, wir sehen uns das mal an. Ich brauche noch Ihren Personalausweis.“ Während Akira sich alles notierte, traf auch die Verstärkung ein und Nishiko trat an den Braunhaarigen heran. „Ich habe Herrn Samura in den Wagen gesetzt. Er war aggressiv und nicht sehr gesprächsfreudig. Vielleicht erzählt er uns auf der Wache noch etwas.“ „Alles klar.“ Auch Akira erzählte kurz, was er von Herrn Seitoshi erfahren hatte. Nishiko nickte und wandte sich an die beiden Kollegen. „Also, angeblich wird hier eine Person festgehalten. Wir gehen zusammen rein. Sollte irgendetwas passieren, helft euch gegenseitig. Vergesst auch den Eigenschutz nicht.“ „Verstanden.“ Sie betraten das Gebäude und gelangten in einen geschmackvoll eingerichteten Vorraum. Dort führte ein breiter Flur in das Innere des Bordells. Am Ende des Flurs stand ein unheimlich charismatisch wirkender Mann um die dreißig, der die Polizisten höflich anlächelte. „Guten Tag, meine Herren. Was kann ich für Sie tun?“ „Sind Sie der Eigentümer dieses Etablissements?“ erkundigte sich Nishiko. „Allerdings.“ „Wir würden uns gerne etwas bei Ihnen umsehen.“ „Dann hätte ich jetzt gerne einen Durchsuchungsbefehl.“ „Das wird nicht nötig sein. Wir gehen hier einem begründeten Verdacht nach. Und wenn Sie nichts zu verbergen haben, haben Sie ja auch nichts zu befürchten, richtig?“ Darauf erwiderte der Bordellbetreiber nichts. Allerdings sah Akira, wie sein Lächeln einfror und seine Augen einen harten Ausdruck bekamen. „Gut. Ich sehe mich hier um, ihr beiden geht nach oben und du, Akira, überprüfst die Keller.“ Der Braunhaarige nickte und stieg die Treppen an der Seite hinunter. Auch hier unten gab es einen breiten Flur, von dem einige Türen abgingen. Vorsichtig öffnete er diese der Reihe nach, wobei ihm das Herz bis zum Hals schlug und er jederzeit einen Angriff befürchtete. Schließlich war nur noch eine Tür übrig, die mit einem Schlüssel verschlossen war. Inzwischen war Akira unsicher geworden. War diese Behauptung von dem Zeugen doch nur erfunden worden? Er griff nach dem Schlüssel, drehte ihn und atmete noch einmal tief durch. Dann öffnete er die Tür, betrat den Raum und...hatte auf einmal das Gefühl, jemand hätte ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Fassungslos starrte er in den Raum und spürte, dass er kurz davor stand, zu hyperventilieren. Irgendwie schaffte er es, sein Funkgerät hervorzuholen. „Nishiko...nimm den Bordellbetreiber sofort fest und dann komm mit den anderen hier runter. Das müsst ihr euch ansehen, sonst glaubt ihr es nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)