Schatten über Kemet von Moonprincess ================================================================================ 12. Kapitel ----------- Alle warfen sich zu Boden. Yugi lächelte den marmornen Boden an, sein Herz klopfte angenehm schnell.   „Großer Pharao, welchem Umstand verdanken wir die Ehre deines Besuchs?“ erkundigte Yugis Großvater hörbar überrascht.   „Bitte, erhebt euch alle.“ Während Yugi und die anderen sich wieder aufsetzten, fuhr Atem fort: „Ich wollte mit Yugi sprechen.“   „Du kennst den Pharao?“ erkundigte Rebekka sich flüsternd. Ihre Augen waren groß.   Yugi lächelte verlegen, dann wandte sein Blick sich wieder zu Atem. „Gerne. Was gibt es denn?“   „Das erkläre ich dir draußen.“ Atem reichte ihm lächelnd die Hand und zog ihn auf die Beine.   Yugi fühlte ein Brennen, wo ihrer beider Haut sich berührte. „Natürlich.“ Er nickte der restlichen Tischgesellschaft zu. „Entschuldigt mich bitte.“   Atem drehte sich um und sobald Yugi neben ihm war, legte er einen Arm um Yugis Hüften. „Also dann, Yugi…“   Der biß sich auf die Unterlippe und nickte. Sie verließen das Eßzimmer und Yugis Schultern sackten ab. Tief durchatmend trat Yugi in die Gärten, Atem an seiner Seite wie ein Pfeiler, auf dessen Unterstützung er zählen konnte.   „Rebekka hat dich ganz schön geschafft.“ Atems Stimme war warm und voll unterdrücktem Lachen.   Yugi seufzte tief. „Wie kann eine Zwölfjährige nur so anstrengend sein?“   „Dein Großvater muß über eine große Vorstellungskraft verfügen.“ Atems Finger rieben abwesend über Yugis Hüfte.   „Wie meinst du das, Atem?“ Yugi wurde angenehm warm und sein Schritt leichter.   „Na, wenn er sich vorstellen kann, du könntest an der Seite dieses Kindes glücklich werden.“   „Woher weißt du das?“   „Jono und Honda haben Mana und Mokuba von Rebekkas Besuch bei euch erzählt. Mana und Mokuba wiederum haben es mir berichtet und ich wußte sofort, welchem Zweck dieser Besuch dienen soll.“ Atems Mundwinkel zeigten zu Boden.   „Du bist nicht einverstanden?“   Sie hielten an dem Badebecken. Der Mond spiegelte sich im Wasser und tauchte Bäume und Pflanzen in ein silbriges Licht, ebenso wie die beiden jungen Männer.   Atem schwieg, dann schüttelte er den Kopf. „Rebekka ist ein brillanter Kopf, ja, nur verwechselt sie Intelligenz mit Reife. Aber was Angelegenheiten des Herzens angeht fehlt es ihr an Erfahrung und an Einfühlungsvermögen.“   „Sie scheint zu glauben, aus mir würde ein Politiker… oder ein hochrangiger Millitär. Daß ich Töpfer sein will, das hat ihr überhaupt nicht geschmeckt.“   „Dann kann ich mir kaum vorstellen, daß eine Ehe zwischen euch euch beide befriedigen würde.“   Yugi ließ den Kopf hängen und atmete mit geschlossenen Augen tief durch. „Großvater würde mich niemals zwingen“, murmelte er. „Nur warum komme ich mir vor, als würde ich ihn enttäuschen, wenn ich seine erste Wahl ablehne?“   Atem drückte Yugi sanft an seine warme, wohlriechende Seite. „Weil keiner seine Familie unglücklich sehen will. Aber Siamun will dich auch nicht unglücklich sehen. Du hast dich mit ihr getroffen und ihr habt viel zu unterschiedliche Ansichten. Das sind die unumstößlichen Fakten.“   Yugi lächelte und schmiegte seine Wange an Atems Brust. „Danke, daß du mich gerettet hast. Du scheinst immer da zu sein, wenn ich Hilfe brauche. Das ist schon komisch.“ Sein Herz füllte sich mit Wärme.   Atem hob Yugis Kinn mit einem Finger an, nur mit einem leichten Tippen. Sie blickten sich in die Augen und Yugis Bauch füllte sich ebenfalls mit Wärme. „Nein, komisch ist, daß ich diese Anziehung verspüre“, wisperte Atem und seine Fingerspitzen glitten hauchzart über Yugis erglühende Wangen. „Ich habe Gemahlinnen, einige hübsche Knaben, ich kann jeden zu mir rufen, der mir gefällt… Nachts, wenn ich in ihren Armen liege, denke ich an dich, Yugi, nur an dich. Deine Augen, deine Lippen, dein zierlicher Körper, alles ein Zeugnis von Chenemus Kunst.“ Atem lächelte, der Schalk blitzte in seinen Augen. „Wohl nicht verwunderlich, daß er einen Töpfer zu seinem Meisterstück erkoren hat.“   Yugi wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Er wußte nur, daß er keine Angst hatte. Ihm war warm und er fühlte sich sicher. Vorsichtig hob er eine Hand und strich über Atems Brust. So kraftvoll und hart… und doch schlug darin ein gütiges, warmes Herz.   „Aber am meisten reizt mich das, was ich nicht sehen kann und doch so offensichtlich ist.“ Auf Yugis fragenden Blick hin erklärte Atem: „Dein Herz und deine innere Stärke.“   „Wäre ich stark, dann würde ich nicht dauernd zweifeln und alles in Frage stellen. Nicht sooft weinen und an meinen Vater denken… Daran, was er tun würde.“   „Dein Leben hat sich in den letzten Wochen ernorm verändert. Nur ein Narr würde da nicht zweifeln und fragen.“ Atem beugte sich zu Yugi bis ihrer beider Stirnen sich berührten. „Ich vermisse meinen Vater noch immer. Dabei ist es nun schon drei Jahre her, daß er nach Westen ging. Ich frage mich auch oft noch, ob er dieselbe Entscheidung gefällt hätte wie ich.“   Yugi spürte eine zarte Brise auf der Haut. „Wirklich?“ Seine Lippen zitterten.   „Ja.“ Atems Antwort war nur ein Hauch. Sie blickten sich an. In der Ferne schrie ein aufgeschreckter Vogel.   „Atem… Was willst du?“   „Dich, Yugi.“   Damit berührten sich ihre Lippen, zart und vorsichtig wie ein Gruß.   ***   Zufrieden seufzend schmiegte Yugi seine Wange an das duftende Pantherfell unter sich. Ra sandte seine wärmenden Strahlen in das Zimmer und verwandelte Yugis Bett in einen Ort der Wärme und Träume.   Sanft streichelte Yugi das schwarze Fell. Gestern Abend wirkte nun wie ein Traum, aber er hatte das Fell als Beweis, daß alles geschehen war. Der zarte, sanfte Kuß, das Kribbeln in seinem Bauch, ihr glückliches Schweigen danach und dann hatte Atem Yugi das Fell um die zitternden Schultern gelegt und ihn mit sanfter Stimme und traurigen Augen zurück ins Haus geschickt.   Kaum widerwillig heimgekehrt hatte er festgestellt, daß Rebekka und Arturius schon aufgebrochen waren. Was Yugi so kurz erschienen war, hatte sich lang genug gezogen, daß Rebekka fast im Sitzen eingeschlafen war.   Der Großvater hatte Yugi nur gefragt, was es mit dem Fell auf sich hatte und Yugi hatte wahrheitsgemäß geantwortet, daß es ein Geschenk des Pharaos sei. Großvater hatte daraufhin tief geseufzt, sein Gesicht müde, die Bewegungen langsam. Dann hatte er Yugi eine gute Nacht gewünscht und sich auf sein Zimmer zurückgezogen.   Yugi wußte nicht, was er vom Benehmen seines Großvaters halten sollte. Der Kuß hingegen plagte ihn nicht mit Fragen oder Zweifeln. Yugi lächelte, erfüllt von Wärme. Atems Duft umhüllte ihn wie eine unsichtbare Decke. Das erste Mal seit Wochen herrschte in ihm einfach nur Frieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)