A Pilots Tale von Selma ================================================================================ Kapitel 11: Exil ---------------- Kap11 Kurz bevor sie Dricor erreichten, machten sich die ersten Dricorianer fertig, die den Leviathan immer noch verlassen wollten. Die Vier beobachteten sie bei ihrem Tun und verspürten doch ein wenig Traurigkeit. Jedoch wurden sie recht schnell abgelenkt, als ein anderer Leviathan in ihre Nähe kam. Er entfernte sich zügig von dem Planeten, was Pilot etwas verwunderte, denn just in diesem Moment wurden sie gerufen und das in einer Dringlichkeit, die alle aufhorchen ließ. Noch bevor Nem die Verbindung vollends hergestellt hatte hörten sie auch schon die Stimmen der Anderen. Sie waren in starker Aufruhr und wenn sie gekonnt hätten, hätten sie wohl auch verwirrte Geistfarben gesehen. 'Fliegt nicht nach Dricor!' war das Credo. 'Warum?' fragte Pilot irritiert nach. Kurz schwiegen die Anderen, bevor sie sich wieder meldeten. 'Die Ältesten wollen das Projekt einstellen. Sie ordern alle Leviathane zurück nach Dricor. Wenn ihr dort landet, werdet ihr nie wieder von dort los kommen.' Irritiert blickten die Vier sich an. Zum einen waren sie geschockt über diese Nachricht, hatte ihre Reise doch gefühlt gerade erst begonnen und zum Anderen gerieten sie in einen Zwiespalt. Wenn das wirklich stimmte wären sie gezwungen den Anweisungen der Ältesten folge zu leisten. Vielleicht war das auch ein Grund weshalb die Anderen sich jetzt so schnell entfernten? Pilot blickte in die Gesichter der Anderen und versuchte in ihren Geistfarben zu lesen. Doch der Schock über diese Nachricht steckte ihnen tief in den Knochen. Das letzte, was sie wollten war ihre Reise jetzt schon zu beenden. 'Wir müssen die Anderen in Kapsel herunterschicken,' meinte überraschenderweise Arek als erstes. 'Bist du dir sicher?' wollte Pilot wissen und er blickte sie daraufhin ein wenig trotzig an. 'Natürlich. Ich habe mich hierzu entschlossen und das letzte was ich möchte ist jetzt irgendwo auf Dricor zu versauern.' Denn sie wussten alle, dass sie Lien nie wieder lebend verlassen würden. Arek und Kev sahen zu Nem, welcher weiter zu Pilot blickte. Letztendlich oblag ihr die Entscheidungsgewalt. Es war schon ein wenig seltsam wie die relativ kurze zeit, die sie nun schon gemeinsam auf Lien verbracht hatten sie veränderte. Denn das, was sie nun planten war im Endeffekt nichts anderes als eine Rebellion gegen die Ältesten. Das wäre früher auf Dricor undenkbar gewesen. Als Pilot die Geistfarben der Anderen sah war eigentlich klar, was nun passieren würde. 'Alle die Lien verlassen möchten, begeben sich bitte umgehend zu den Kapseln,' informierte sie schließlich die Crew. 'Wir werden nicht auf Dricor landen und auch direkt wieder zwischen die Sterne zurückkehren.' Sie wusste, dass diese Entscheidung sie wohl möglich einen Großteil ihrer Kapseln kosten würde und es dauerte, bis Lien zusammen mit den Bioformern neue entwickelt hatte. Doch niemand von ihnen wollte zum jetzigen Zeitpunkt auf Dricor für eine unbestimmte Zeit festsitzen. Sie hatten doch gerade erst damit begonnen an der Muschelschale der Möglichkeiten zu kratzen. Jetzt wollten sie auch die Perle der Erkenntnis entdecken, die sich darunter versteckte, auch wenn das bedeutete vielleicht für eine sehr lange Zeit nicht mehr nach Hause ins Heimelement zurück zu kehren. - 'Du hast die richtige Entscheidung getroffen,' das waren Nems Worte damals zu ihr gewesen. Pilot strich sanft über die Stränge. 'Ja, ich vermisse sie auch,' flüsterte sie im Geiste leise. Wie richtig ihre Entscheidung damals gewesen war, gegen den Willen des Ältesten zu agieren, hatte sie am Anfang noch gar nicht abschätzen können. Erst viel später wurde es ihnen klar, als sie auf immer weniger von ihnen trafen, bis sie schließlich gefühlt alleine zwischen den Sternen waren. Pilot wünschte sich, dass sie doch endlich wieder Besuch bekommen würden. Mittlerweile war es ihr sogar fast schon egal von wem. Hauptsache sie hatte auch mal jemand Anderen zum Gedankenaustausch und erfuhr endlich mehr, was eigentlich da gerade auf Dricor passierte. Das man sie isoliert hatte machte vielleicht eine Strafe für ihr Vergehen sein, doch es war eine sehr harte Strafe und sie hielt jetzt auch schon unverhältnismäßig lange an. Erneut lies Pilot ihren Blick nach Draußen wandern, doch auf dem kahlen Meeresboden hatte sich nichts verändert. Auch Lien schlug die Situation mit der Zeit auf das Gemüt. Oft hatten sie versucht sich frei zu schwimmen, doch im Endeffekt waren ihre Kräfte vergeudet. Pilot lachte ironisch. Zwischen den Sternen war es ihnen möglich riesigen Distanzen innerhalb eines Augenblickes zurückzulegen und das Heimelement schaffte es sie an einen Fleck zu binden. - Manchmal war es schon schwer Entscheidungen zu treffen, aber auch deshalb waren sie zu viert. Seitdem sie Dricor verlassen hatten waren ganze zwei Zyklen vergangen. Zwei Zyklen, in denen sich so einiges verändert hatte. Mit dem Wissen, das man jetzt nicht mehr auf die Hilfe und den Rückhalt von Dricor vertrauen konnte, mussten neue Wege gefunden werden auch weiterhin ein effektives und funktionierendes Zusammenleben zu wahren. Mehr denn je waren besonders die Bioformer gefordert, die Lien auf eine lange Zeit ohne Hilfe von Außen vorbereiten mussten, ohne sie dabei jedoch in irgend einer Art und Weise dabei einzuschränken. Pilot musste Liens Unwohlsein kompensieren, was sie auch durchaus verstehen konnte. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet. Das die Ältesten stur sein konnten, hatten sie schon mehrfach unter Beweis gestellt, doch das war eine relativ unverständliche Aktion. Da jedoch kein Kontakt mehr zu Dricor bestand, waren es am Ende nur Mutmaßungen. Pilot seufzte leise im Geiste, während sie sich von Nem einige Vorschläge machen lies, wohin sie sich diesmal wenden sollten. Allein durch ihre freie Reisewahl hatten sie schon viele, bisher unerforschte und auch unbekannte Planetensysteme gefunden. Leider beherbergte keines von ihnen einen Planeten, der ihren Anforderungen entsprach. Doch sie brauchten langsam wieder einen Ort wo sie Wasser austauschen und auch Pflanzen ersetzen konnten. Die letzten Algenernten waren nicht sonderlich zufriedenstellend ausgefallen und auch ihre Muschelvorräte waren dramatisch geschrumpft. Sie waren zwar größtenteils unabhängig, doch auf längere Sicht brauchten sie Ersatz, auch um das fragile Ökosystem auf diesem Schiff im Gleichgewicht zu halten und die Artenvielfalt zu gewährleisten. Inzucht war etwas, das unter allen Umständen zu vermeiden war. Dementsprechend war es wünschenswert, dass sie wieder auf ein nutzbares planetarisches Ökosystem trafen. - Pilot schreckt fast aus ihren Erinnerungen auf, als sie Liens Anspannung spürte. Etwas stimmte mit der Strömung nicht, die sie zu Boden zwang. Es schien, als habe sie sich minimal verändert. Für Mutmaßungen, was die Ursache dafür sein könnte, blieb keine Zeit. Lien konnte sich minimal bewegen und das versuchten sie nun direkt auszunutzen. Wenn es ihnen gelänge sich langsam seitlich aus der Strömung zu bewegen... Aufregung erfasste die Beiden. Es wein ein schon lange nicht mehr wahrgenommenes, aber angenehmes Gefühl. Lien gab ihr Bestes und ihr gelang es sogar ein wenig über den Boden zu kriechen, doch dann verstärkte sich die Strömung erneut und sie wurden wieder auf den Boden gepresst. Beide stöhnten synchron frustriert auf. Für einen kurzen Zeitraum hatte es doch ausgesehen, als erhielten sie eine zweite Chance. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)