Und vieles mehr von jane-pride ================================================================================ Einfach glücklich ----------------- Kapitel 7: Einfach glücklich     Die nächste Woche verging wie im Flug. Zudem trafen die ersten Postkarten von Julia und Elliot ein. Ein bisschen betrübt und niedergeschlagen las Mirabelle die Karte ihrer Tochter durch, und das bereits ein drittes Mal als Vaughn vom Hinterhof aus in die Küche getreten kam. „Mirabelle? Was ist denn los? Warum weinst du?“ Ertappt fuhr die Angesprochene zusammen und versuchte hastig ihre aufkommenden Tränen wegzuwischen. „Ach, Vaughn, du bist es. Ja…Nun, mir fehlt nichts. Es hat etwas mit meinen Muttergefühlen zu tun.“ „Hm?“ Der junge Mann blieb erstmal stumm. Dies war eindeutig eine Situation, in die er niemals freiwillig hineingelaufen wäre, wenn man es vermeiden könnte. Dummerweise war er hineingeraten und konnte seine Tante nicht ohne weiteres wieder alleine lassen. „Ist schon gut, Vaughn. Du musst dich nicht gezwungen sehen bei mir zu bleiben. Ich weiß ja, dass dir so etwas sehr unangenehm ist. Außerdem komme ich schon zurecht.“ „Trotzdem. Ich bleibe.“ Ohne noch weiter darüber nachzudenken und zu Mirabelles Verblüffung, setzte er sich seiner Tante gegenüber. „Was bedrückt dich?“   Mirabelle musste einige Male Blinzeln, weil Vaughns plötzliche Handlung so untypisch für ihn war. Noch dazu, sah sie seiner Mimik an, dass er sich ziemlich unwohl dabei fühlte. Aber er blieb, und das trieb ihr - fast schon wieder - neue Tränen in die Augen. „Ich musste gerade an Julia denken. Wie sehr sie mir fehlt und ich mich ohne sie einsamer fühle. Hier ist ihre Postkarte. Ihrem Wortlaut nach, scheinen sie und Elliot sehr glücklich miteinander zu sein.“ Vaughn nahm die Karte und las sie ebenfalls durch. Es war unverkennbar, dass das junge Paar jede Menge Spaß zusammen hatte. „Die Reise wird sie vermutlich noch enger zusammenbinden.“, stellte Vaughn mehr so nebenbei fest, doch seine Tante war ihm sehr dankbar für diese Äußerung. „Es ist schön, dass du das sagst. Du musst wissen, dass Julia und Elliot sich bereits von klein auf kennen. Dass sie ein Paar werden, habe ich mir insgeheim immer gewünscht.“ „Wieso? Es ist nicht so, dass ich das schlecht finde oder etwas in derart, sondern eher…Wie soll ich sagen…Elliot ist eben Elliot.“ Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Genau. Elliot ist Elliot. Er ist etwas tollpatschig und wirkt oft recht unbeholfen, aber er hat ein gutes Herz und liebt meine Julia über alles. Er würde alles für sie tun, egal um was es sich dabei handelt. Ich freue mich so sehr für die beiden. Sie sind noch jung und sollen die Gelegenheit nutzen, wenn sie sich ergibt, und vieles von der Welt sehen. Sie stehen noch am Anfang ihrer gemeinsamen Zukunft. Genauso wie du und Chelsea.“   Der Weißhaarige errötete leicht, als er den Namen seiner Freundin hörte und wanderte mit seinen Gedanken kurz zu letzter Nacht. Es war himmlisch gewesen. „Was meinst du damit?“, hakte er nach. „Nun, dass du und Chelsea zusammen gehört. Es ist wie eine Art Naturgesetz, das kann jeder in eurem Umfeld erkennen. Du solltest Vertrauen in eure Beziehung haben.“ „Ich vertraue Chelsea.“, erwiderte der junge Mann prompt. Worauf wollte Mirabelle nur hinaus? „Das ist schön und freut mich zu hören. Chelsea vertraut dir auch, aber es ist wichtig, dass ihr ebenso vertrauen in eure Bindung füreinander habt. Eure Beziehung, die sich noch entwickelt und mit der Zeit reifen wird, sollte keiner von euch wegen irgendetwas Banalem aufs Spiel setzen. Unausgesprochene Worte sollten nie zwischen euch stehen.“ „Ich verstehe nicht ganz, aber ich bin mir absolut sicher, dass ich mit Chelsea zusammen sein werde. Egal was kommt.“ „Garantiert. Ich hoffe es für euch beide. Für Nathalie und Mark und natürlich Julia und Elliot ebenso. Es ist wunderschön euch junge Leute Erwachsen werden zu sehen. Es erinnert mich an vergangene Zeiten, als ich in eurem Alter war. Einfach unglaublich, wenn man sieht, dass das Leben weitergeht.“   „Mirabelle, kann ich irgendetwas für dich tun?“ Vaughn sorgte sich um seine Tante, da sie nach ihren letzten Worten mit einem Mal traurig aussah. „Nein, Vaughn, das ist lieb von dir, aber ich brauche jetzt etwas Zeit für mich alleine. Ich schätze Julias Karte hat mich ein wenig melancholisch gemacht. Wenn du mit deiner Arbeit fertig bist, kannst du gerne zu Chelsea gehen. Ich weiß doch, wie sehr du sie vermisst, wenn du nicht bei ihr sein kannst. Ich werde später einfach zu Felicitas rüber gehen und mit ihr plaudern. Das wird mir gut tun.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja, ganz sicher. Was ich jetzt am meisten gebrauchen kann, ist ein Gespräch unter Freundinnen. Dabei kannst du mir nicht helfen. Versprich mir bitte nur eins, sollte es mal schwierig für dich und Chelsea werden, dann komm und rede mit mir.“ „Was genau meinst du?“ „Du wirst es merken, solltet ihr jemals vor einer wichtigen Entscheidung stehen, die euer gemeinsames Leben verändern könnte.“ „In Ordnung. Und du versprichst mir, dass du auf jeden Fall noch deine Freundin besuchen gehst, wenn ich dir schon nicht behilflich sein kann.“ Mirabelle nickte und verschwand ins Wohnzimmer. Vaughn blieb noch ein paar Minuten sitzen, um nachzuvollziehen, was seine Tante gemeint haben könnte. Allerdings kam er nicht drauf und hatte es auch schon wieder verdrängt, als er in seine Wohnung hinaufstieg.                                                                                 ~<>~   Zum ersten Mal nach Jahren hatte Lily einen ganzen Nachmittag versucht ein Buch zu lesen, bzw. sich dafür zu begeistern. Für dieses Unterfangen hatte sie extra Sabrina um Rat gefragt, die sie erstmal geschlagene zwei Minuten angestarrt hatte, als wäre sie ein Alien. Lily wollte schon beleidigt wieder abziehen, als ihre Freundin ihr einen Liebesroman empfahl. Eilig nahm sie das Buch entgegen und hatte eine völlig verdatterte Sabrina im Zimmer stehen lassen. Jedoch lag ihr das Lesen nicht. Das Durchhaltevermögen ein vierhundertseitiges Exemplar zu lesen, erschien ihr als komplette Zeitverschwendung. Genervt hatte sie das Buch schnell wieder beiseitegelegt und ihren begehbaren Kleiderschrank inspiziert. Nach über einer Stunde Durchsicht, kam sie zum Entschluss, dass sie dringend neue Kleider bräuchte. Bloß von wo? Für die Fähre war es bereits zu spät, die Sonne begann inzwischen unterzugehen. Dennoch spürte die junge Dame einen Tatendrang in sich, irgendetwas zu tun, bevor der Tag endgültig vorbei war. Ihren Cousin und Sabrina brauchte sie nicht mehr zu fragen, denn die beiden wollten heute Abend Essen gehen. Wenn sie richtig informiert war, in Pierres Restaurant. Der junge Knilch konnte wahrlich hervorragend kochen, dass musste sie zugeben. Trotzdem war sie bisher noch nie in seinem Restaurant gewesen. Viellicht sollte sie das mal in Erwägung ziehen, aber gewiss nicht heute, wenn Sabrina und Will ihr Date dort haben werden. Vielleicht könnte sie selber etwas Kochen? Zumindest mal probieren. Immerhin könnte es sich herausstellen, dass sie ebenfalls ein besonderes Talent dafür besaß, wie dieser junge Mann, der ständig ein breites Grinsen auf dem Gesicht hatte. Irgendwie fand sie das schon nervig.                                                                                         ~<>~   Es war sehr spät am Abend als Chelsea, Vaughn, Nathalie und Mark gemütlich zusammen saßen. Gemeinsam tranken sie auf der Terrasse, hinter ihrem Haus, heiße Schokolade mit Rum und für die Männer gab es Bier. Die vier Freunde lachten und waren dabei so unbeschwert, dass Vaughn das Gefühl bekam, dass er schon immer ein Teil von ihnen gewesen war. Als wäre er nie woanders gewesen und es hätte nie den düsteren Teil seiner Vergangenheit gegeben. Vergnügt beobachtete er seine Freundin. Sein Blick fiel hin und wieder auf das Armband, das er ihr zum Lichterfest geschenkt hatte. Seitdem hatte sie es kein einziges Mal abgenommen, ebenso die Kette mit dem Pferdeanhänger daran. Aber am Bedeutsamsten war ihm der Schlüsselanhänger, der am Armband befestigt war. Bisher hatte er ihr nicht verraten wofür er eigentlich stand, obwohl sie ihn gefragt hatte. Vielleicht würde er es eines Tages tun, allerdings nicht heute. Immerhin hatten sie noch alle Zeit der Welt, die sie gemeinsam verbringen würden.   „Ich würde schon gerne wissen, was mein Bruder und Julia gerade machen.“, warf Nathalie unvermittelt in die Runde ein. „Es ist schon komisch meinen Bruder längere Zeit nicht zu sehen.“ „Vermisst du ihn sehr?“, hakte ihr Verlobter nach und streichelte behutsam über ihren Handrücken. „Was? Soweit kommt`s noch. Ich habe nur erwähnt, dass ich es ungewöhnlich finde. Außerhalb der Insel kann ich mir eben schwer vorstellen, dass er sich gut zurecht findet. Zum Glück ist Julia bei ihm, dann wird schon alles gut gehen.“ Es war ihr deutlich anzuhören, dass sie sich Sorgen um ihren großen Bruder machte. Jedoch wollte sie es nicht zugeben und ihre Freunde bedrängten sie auch nicht. Nacheinander gaben ihr alle Recht, dass Elliot bei Julia in guten Händen war und sie bestimmt viel zu erzählen haben, sobald sie wieder zurück sein werden.   „Wie läuft eure Planung für die Hochzeit? Sind die Einladungen schon alle raus?“, schnitt Chelsea ein anderes Thema an, weil sie das Gefühl hatte, dass sie bezüglich der Hochzeit nicht ganz auf dem Laufenden war. „Nathalie, hat deine Mutter nicht zu viel mit der Hochzeit zu tun? Braucht sie noch Hilfe?“ „Anscheinend nicht.“ Die zukünftige Braut errötete leicht. „Die Gästeliste ist fertig, obwohl ziemlich klar sein sollte, dass so gut wie jeder unserer Nachbarn eingeladen ist. Der Termin steht und der Pastor weiß Bescheid.“ „Was ist mit der Hochzeitstorte? Habt ihr euch schon entschieden?“ „Ja.“, antwortete Mark und schilderte ihr wie die Torte aussehen würde. „Mirabelle wird die Torte backen?“, überrascht schaute Vaughn auf. „Davon hat sie gar nichts erzählt.“ „Vielleicht hast du ihr auch gar nicht richtig zugehört.“, erwiderte Nathalie spitz und kassierte von Chelsea einen tadelnden Blick. „Sorry. Ich schätze, ich habe zu viel von der heißen Schokolade getrunken. Wollen wir nicht langsam ins Bett gehen? Morgen erwartet uns viel Arbeit.“   Träge erhoben sich Mark und Nathalie und wünschten Chelsea und Vaughn eine gute Nacht, die noch einige Minuten sitzen bleiben wollten. Im Schein der Lampen saß das junge Paar eng aneinander geschmiegt und betrachtete in aller Ruhe die Sterne über ihnen. „Es ist schon seltsam.“, fing Vaughn irgendwann an zu reden. „Was meinst du?“ „Das mir solche Bemerkungen wie eben von Nathalie nichts mehr ausmachen. Zumindest nicht so viel.“ „Du warst früher schon schnell beleidigt.“, kicherte die Braunhaarige. „Dennoch hast du dich von mir nicht abgewandt.“ „Du warst neu hier. Irgendjemand musste doch den Anfang machen und dich mit all unseren Gepflogenheiten vertraut machen.“ „Dafür warst du definitiv die richtige.“, stimmte ihr Vaughn zu und küsste sanft ihren Scheitel.   „Ich liebe dich, Chelsea. Ich will auch gar nicht mehr weg von hier.“ „Das freut mich sehr. So einfach kämst du mir auch nicht davon.“ „Mmm.“ Gedankenverloren spielte Vaughn mit Chelseas Armband und betrachtete dabei den Schlüsselanhänger. „Wofür der Schlüssel?“, fragte Chelsea und sah ihren Freund erwartungsvoll an. „Nun, das wirst du noch herausfinden.“ „Bitte, sag es mir. Ich finde es garantiert nie heraus.“ Chelsea klang leicht schmollend, wie ein Kind, dem man keinen Lutscher geben wollte. „Ich bin mir sicher, das wirst du noch. Immerhin bist du die Klügere von uns beiden.“ „Dich bei mir einzuschmeicheln hilft dir auch nicht weiter, um mich besänftigen zu wollen.“ Dennoch musste sie lachen und Vaughn blieb dies nicht verborgen.   „Du hast etwas vergessen.“ „Was denn?“ „Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe.“ Gerührt sah sie ihm direkt in die Augen. „Ich weiß. Ich liebe dich auch, Vaughn.“   Konnte man sich jemals daran gewöhnen? Ein „Ich liebe dich“ von demjenigen zu hören, den man über alles auf der Welt liebt und der einem von allen am wichtigsten war? Anscheinend nicht, denn Chelsea schmolz jedes Mal von neuem dahin und ihr Herz begann aufgeregt zu flattern. Der lange Kuss der daraufhin folgte, besiegelte ihre Worte und Gefühle füreinander und machte das Ganze emotional stärker. Ein höheres Glück konnte sich keiner von beiden vorstellen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)