Contest Trouble von Auraya ================================================================================ Kapitel 32: Eine neue Reise --------------------------- Drew hatte die Familie natürlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er sich in drei Tagen wieder auf den Weg machen würde, und seitdem machte Maike irgendwie einen gehetzten Eindruck auf ihn. Sie schien permanent etwas zu tun zu haben, war dauernd beschäftigt und er bekam sie erstaunlich selten zu Gesicht. Max und Alea verabschiedeten sich am zweiten Tag ebenfalls, sie zogen in eine andere Richtung weiter. Ohne die Beiden war es gleich viel stiller im Haus. Auch Maike bemerkte das und fragte sich, wie ihre Mutter sonst wohl mit der Stille klar kam, wenn ihr Vater den ganzen Tag in der Arena war. Plötzlich hatte sie Mitleid. Es musste sehr einsam sein. So verbrachte sie am dritten Tag noch möglichst viel Zeit zusammen mit Caroline, bis sie Drew eröffnete, dass sie mit ihm mitkommen würde. Der Koordinator freute sich darüber natürlich sehr und nachdem sie sich schließlich von Maikes Eltern verabschiedet hatten waren sie zum allerersten Mal nur zu zweit unterwegs. Immer, wenn Maike darüber nachdachte, wie viel Zeit sie jetzt mit Drew alleine verbringen würde, kribbelte es in ihrem Bauch und sie errötete leicht, ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Ihr erster Weg führte sie nach Graphitport City, von wo aus sie ein Schiff nehmen würden. In der Hafenstadt selbst fühlten sich die Beiden nicht besonders wohl. Ihr Weg führte sie auch am ehemaligen Pokemon Fanclub vorbei, welcher nun in Trümmern lag und abgesperrt war. Maike schluckte schwer, als die Erinnerungen sie überkamen, doch sie beruhigte sich schnell wieder, als Drew ihr sanft eine Hand auf die Schulter legte. „Lass uns einfach direkt zur Anlegestelle gehen“, meinte er und sie nickte zustimmend. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Auf dem Schiff hatten die Koordinatoren ihre Schlafkabinen direkt nebeneinander. Die Reise würde einige Tage dauern, und zu aller erst kümmerten sich die beiden darum, ihr Gepäck zu verstauen. Anschließend trafen sie sich an Deck und schlugen die Zeit tot. Das Essen auf dem Schiff war eher mittelmäßig, aber das schränkte Maikes Appetit nicht im Geringsten ein. Und ehe sie sich versahen ging am Horizont die Sonne unter. Die beiden Koordinatoren standen an der Reling und betrachteten gemeinsam den glühenden, orange-roten Himmel. Verstohlen warf Maike ihrem Rivalen einen Blick zu. Sie konnte kaum fassen, wie schnell ihr erster gemeinsamer Tag sich dem Ende zuneigte. Drew seinerseits wirkte richtiggehend zufrieden und entspannt auf sie, wie er da stand und die kühle Abendluft genoss. Eine etwas stärkere Brise zerzauste ihm sein Haar, so dass er sich nebenbei mit einer Hand hindurchfuhr. Dann schien er ihren Blick zu bemerken und sah sie fragend an. Ertappt wandte sie sich ab und spürte, wie ihr Gesicht warm wurde. „Es wird langsam spät - und kühl“, bemerkte Drew, ohne weiter auf ihr Verhalten einzugehen. „Wollen wir schlafen gehen?“ Maike nickte zaghaft. Er hatte recht, sie fing langsam an ein wenig zu frieren, und sie war ohnehin recht erschöpft. Nicht, dass sie heute wirklich viel gemacht hätte, aber anscheinend war sie eben doch noch nicht zu hundert Prozent fit. Vor ihren Kabinen hielt Drew sie noch eine Sekunde auf. „Kommst du klar?“, fragte er mit sorgenvoll zusammen gezogenen Brauen. Maike schluckte. Sie war sich nicht sicher, was sie darauf sagen sollte, denn sie hatte keine Ahnung wie diese Nacht für sie werden würde. Immerhin war es die erste Nacht seit dem Vorfall bei den Bewahrern, die sie nicht im Schutz ihres Zuhauses verbrachte. Die erste Nacht ohne ihre Familie in ihrer unmittelbaren Nähe. Aber immerhin war Drew ja bloß eine Tür nebenan, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Außerdem, was sollte ihr hier an Bord dieses Schiffes schon groß geschehen? Also nickte sie zögerlich und lächelte leicht. „Ja, ich denke schon.“ Ihr Rivale sah sie noch eine Sekunde prüfend an, dann erwiderte er ihr Lächeln. „Gut. Aber wenn irgendetwas ist oder es dir nicht gut geht sagst du sofort Bescheid, in Ordnung?“ „In Ordnung“, antwortete sie. Drew lag in dieser Nacht noch lange wach. Eigentlich hatte er stark damit gerechnet, dass er irgendetwas von Maike hören würde. Dass sie ihm vielleicht schrieb, dass sie sich unwohl fühlte, oder eventuell sogar bei ihm klopfte. So, wie sie es einmal bei Aiden getan hatte. Doch nichts dergleichen geschah. Am nächsten Morgen trafen sich Beide erst beim Frühstücksbüffet. Der Koordinator musterte seine Rivalin argwöhnisch, während sie sich gerade etwas Brot und Marmelade holte und ihn noch nicht bemerkt hatte. Rein nach ihrem Äußeren zu urteilen hatte sie überhaupt nicht geschlafen. Ihre blauen Augen waren von dunklen Ringen umgeben, ihre Haut wirkte unnatürlich blass und ihre Bewegungen waren auffällig langsam. Außerdem war sie offensichtlich vor ihm wach gewesen - und das war höchst ungewöhnlich. „Na, gut geschlafen?“, fragte er sie betont beiläufig, und sie erschrak, weil er plötzlich neben ihr aufgetaucht war. „Wie ein Stein“, grummelte sie und Drew lachte. „Ja, das sieht man!“ Dann wurde sein Ausdruck wieder ernster. „Warum hast du nichts gesagt?“ Sie zuckte bloß mit den Schultern und marschierte mit ihrem Frühstück an einen noch freien Tisch. Drew beeilte sich, damit er ihr folgen konnte. „Eigentlich bin ich ziemlich schnell eingeschlafen“, berichtete sie ihm noch ehe er sich gesetzt hatte und überraschte ihn damit. Er hatte nicht geglaubt, dass sie von sich aus noch mehr zu dem Thema sagen würde. „Aber dann hatte ich einen Alptraum. Und als ich dann auf die Uhr gesehen habe war es schon nach Mitternacht und ich wollte dich nicht wecken.“ „Also hast du das einzig Vernünftige getan und dich alleine damit rumgequält?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Richtig“, antwortete sie und reckte trotzig das Kinn vor. Drew lachte. „Mensch, Maike, du bist schon echt... besonders.“ Sie errötete und biss missmutig in ihr Marmeladenbrot. „Im Ernst. Weck mich bitte das nächste Mal, wenn so etwas ist, okay? Ich kann das ab.“ „Okay“, murmelte sie kleinlaut. „Aber auch wirklich!“, forderte der Koordinator. „Wir waren uns immerhin schon gestern Abend einig, dass du mir Bescheid sagst, wenn etwas ist.“ „Ja ja!“, schnaubte sie, sichtlich genervt von ihm. „Schön!“ Drew grinste zufrieden. Um sie nicht weiter zur Weißglut zu treiben wechselte er das Thema und sprach mit ihr über seine Strategie für das große Festival. Bei diesem Thema blühte Maike richtiggehend auf und ihre Augen schienen vor Aufregung zu glitzern. „Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, mir das alles so im Detail zu erzählen?“, wollte sie irgendwann wissen. „Immerhin bin ich nach wie vor deine Rivalin.“ Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Macht nichts. Das Wissen wird dir auch nicht helfen, gegen mich zu gewinnen, weil ich schlicht und ergreifend besser bin als du - Autsch!“ Ihr Schlag gegen seine Schulter hatte gesessen. „Sobald wir uns mal wieder im Finale gegenüber stehen werde ich dir schon zeigen, wer von uns Beiden besser ist!“, meinte sie mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen. „Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte er, ebenso grinsend wie sie. Den übrigen Tag verbrachten sie damit, sich um ihre Pokemon zu kümmern und das herrliche Wetter zu genießen. Während Drew seine Strategie weiter ausfeilte, verbrachte Maike besonders viel Zeit mit Lohgock. Überwiegend genossen sie dabei das schöne Wetter. Das Feuerpokemon brauchte eindeutig Urlaub - und seine Trainerin ebenso. In der folgenden Nacht blieb Drew wieder recht lange wach, gespannt, ob seine Rivalin sich dieses Mal melden würde. Und tatsächlich klopfte es irgendwann ein paar Mal zaghaft an die Tür zu seiner Kabine. Als er diese öffnete stand Maike vor ihm, mit geröteten Wangen und ihre Decke um sich geschlungen. Sie sah irgendwie total süß aus mit ihren zerzausten Haaren und Drew kam um ein leichtes Lächeln nicht umhin. „Komm rein“, sagte er und machte ihr Platz. Das war im Übrigen gar nicht so einfach, da die Schlafkabinen wirklich nur für einen einzelnen Menschen ausgelegt waren und man alleine gerade so stehen konnte. Eigentlich bestanden sie nur aus einem schmalen Bett und einem Gang, der als solcher kaum zu bezeichnen war. Irgendwie schaffte sie es an ihm vorbei und setzte sich auf die Kante seines Bettes. „Tut mir Leid“, murmelte sie in ihre Decke. „Ach was, muss es nicht.“ Er nahm neben ihr Platz und lehnte sich an die Wand zu seiner Seite. Auf ihn hatten die Bewegungen des Schiffes einen enorm beruhigenden Effekt und er wünschte sich in diesem Moment, dass er Maike etwas von seiner Ruhe und Entspannung abgeben könnte. Andererseits gab sie ihm offensichtlich etwas von ihrer Unruhe ab. Er war plötzlich viel munterer als noch ein paar Minuten zuvor. Oder lag es einfach nur daran, dass sie so nah neben ihm saß - in seiner Schlafkabine, auf seinem Bett? Unauffällig warf er ihr einen kurzen Blick von der Seite zu. Sie hatte leicht gerötete Wangen, ihre Augen betrachteten mit großem Interesse den Boden zu ihren Füßen und eine ihrer Schultern schaute aus dem Gewirr an Decke hervor, welches sie um sich gewickelt hatte. „Kann ich hier bleiben?“, fragte sie, so leise, dass Drew daran zweifelte ob er sie richtig verstanden hatte. „Du willst hier schlafen?“, ging er auf Nummer sicher und sie nickte kurz. „Klar, kein Problem.“ „Danke“, sagte sie und errötete noch mehr. Sie hatte in ihrer Kabine eine halbe Ewigkeit mit sich gehadert, ob sie wirklich zu ihm gehen und ihn das fragen sollte. Tausend Mal war sie das Gespräch in ihrem Kopf durchgegangen, und jedes einzelne Mal war ihr diese Frage schon in Gedanken total peinlich gewesen. Sie nahm ihren Mut zusammen und blickte kurz zu ihm auf. Ganz sicher war sich Maike im schwachen Licht der Lampe nicht, doch sie meinte, auch etwas Röte auf Drews Wangen zu entdecken. Als er ihren Blick bemerkte lächelte er unsicher. „Ich weiß, hier ist nicht viel Platz. Aber du kannst es dir ruhig so bequem wie möglich machen. Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich hier sitzen bleibe und...“ „Ach Quatsch!“, unterbrach sie ihn hastig. „Das stört mich nicht! Wo sollst du auch sonst hin? Ich bin dir ehrlich dankbar. Und es tut mir Leid.“ Sie seufzte und er schüttelte den Kopf. „Ich habe dich doch darum gebeten. Dir muss nichts Leid tun.“ Nun wirkte er nicht mehr unsicher, und sein Lächeln strahlte so viel Wärme aus, dass Maikes Herz sich prompt zu beruhigen begann. Wenn auch nicht, ohne dass es vorher noch mal einen ordentlichen Sprung gemacht hätte. „Versuch, ein bisschen zu schlafen“, fügte er hinzu. „Ich passe auf dich auf.“ Maike lächelte dankbar, und so plötzlich, wie die Angst von ihr abfiel, so plötzlich übermannte sie auch die Müdigkeit. Die vergangene schlaflose Nacht hatte sie wohl doch ein wenig mehr mitgenommen als sie sich hatte eingestehen wollen. Müde kauerte sie sich zusammen, und nachdem sie noch einen Moment gezögert hatte legte sie schließlich ihren Kopf auf sein Bein. Einige Sekunden klopfte ihr Herz wieder wie wild, doch es beruhigte sich bald und mit einem tiefen, zufriedenen Seufzer schloss sie die Augen. Sie merkte kaum, wie sie immer weiter in den Schlaf glitt. „Ich werde nie wieder zulassen, dass dir etwas passiert“, hörte sie noch Drews leise Stimme, nicht wissend, ob es real war oder ob sie schon träumte. Doch das war egal. Glücklich über diese Worte, selbst wenn sie vielleicht nur erträumt waren, entglitt sie endgültig in den Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)