Contest Trouble von Auraya ================================================================================ Kapitel 23: Wiedersehen macht keine Freude ------------------------------------------ Der nächste Morgen brach an, und draußen war die Sonne von schweren Regenwolken verdeckt. Das war schon das zweite Mal direkt hintereinander, dass Maike so früh aufwachte. Doch diesmal lag es nicht an Kopfschmerzen. Sie war aufgeregt, traurig, durcheinander, verunsichert. Nicht wissend, was dieser Tag für sie bringen würde, abgesehen von Abschieden. Trotzdem war sie auch voller Hoffnung. Bevor sie am Abend zuvor eingeschlafen war hatte sie sich geschworen, Drew auf diese Sache zwischen ihnen anzusprechen. Sie wusste nur noch nicht wann oder wie. Als die Anderen aufwachten frühstückten sie wieder gemeinsam und dann mussten sie schon ihre Sachen zusammenpacken. Aiden, Kainu und Drew verabschiedeten sich schließlich von Maikes Familie. Caroline umarmte jeden Einzelnen von ihnen. "Es war so schön, euch hier zu haben", sagte sie. "Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!" Maike lächelte. Ihre Mutter war so warmherzig. Manchmal vielleicht etwas aufgedreht und anstrengend, aber das lag womöglich einfach in der Familie, und es machte sie nicht minder liebenswert. Max und Alea winkten noch zum Abschied, als Maike ihre Freunde schließlich nach Graphitport City brachte. Das war auch der Moment, in dem der Regen durch die Wolken brach. Maike fragte sich ob das wohl ein schlechtes Omen war. Die Fahrt über war die Koordinatorin sehr still. Nur Aiden und Kainu unterhielten sich fröhlich, bis sie schließlich am Hafen angekommen waren. Maike und Drew halfen ihren beiden Freunden beim Gepäck und gingen zur Anlegestelle des Schiffs. "Ach, so ein furchtbares Wetter", beschwerte Kainu sich und hielt sich eine Tasche über den Kopf, um sich einigermaßen vor dem Regen zu schützen. "Stimmt", brummelte Aiden. Sie waren etwas überpünktlich und warteten noch eine Weile, doch das Schiff kam trotzdem viel zu schnell. Als es angelegt hatte drehte sich die Rothaarige zu Maike um. In ihrem Blick lagen sowohl Freude als auch Trauer. Doch sie musste nichts sagen, Maike wusste ganz genau wie es ihr ging. Also setzte sie ein aufmunterndes Grinsen auf und umarmte die junge Trainerin. "Ich bin sehr froh, dass ihr hier wart!", meinte sie und Kainu nickte, ohne sie loszulassen. "Ich hoffe doch, dass wir uns bald wiedersehen, Maike!" "Selbstverständlich." Die Beiden ließen einander widerwillig los und gleich darauf umarmte Aiden sie gewohnt stürmisch und fröhlich, wirbelte sie kurz herum. Maike beschwerte sich lachend. "Du wirst das immer machen, oder?", fragte sie ihn und er nickte grinsend. "Na klar. Warum auch nicht? Ich verlass mich auf dein Versprechen. Wir sehen uns bald wieder!" Maike nickte, und die Beiden verabschiedeten sich noch von Drew. Dieser machte eigentlich keine Anstalten, einen von Beiden zu umarmen, aber da hatte er die Rechnung ganz klar ohne Kainu und Aiden gemacht. Zuerst umarmte die Rothaarige ihn kurz und lächelte noch zum Abschied, dann nahm Aiden ihn recht fest in die Arme. Drew errötete etwas und stand nur steif da, was Maike ein Schmunzeln entlockte. Es war mehr als offensichtlich, dass ihm das Ganze sehr unangenehm war, aber zumindest beschwerte er sich nicht und ließ es über sich ergehen. Drew war halt noch nie der Typ für so etwas gewesen. Gemeinsam beobachteten sie, wie ihre Freunde das Schiff betraten, und winkten ihnen noch zum Abschied, bis das Schiff langsam aus ihrem Sichtfeld verschwand. Maike drehte sich mit einem traurigen Lächeln zu ihrem Rivalen. "Jetzt sind sie weg. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei." Er sah sie aus dem Augenwinkel an und nickte. "Ihr werdet euch bald wiedersehen, wenn du wieder an Wettbewerben teilnimmst", bemerkte er und sie seufzte. "Ja, schon, aber..." Sie brach ab. Wie so oft fehlten ihr die richtigen Worte. Sie wusste nicht wie sie es erklären sollte, doch es war einfach etwas Anderes, wenn sie wieder den Druck der Wettbewerbe spüren würde. Hier war alles so leicht und sorglos gewesen - wenn man von ihrem Zusammenbruch absah. "Komm", unterbrach Drew ihre Gedanken, "wir stellen uns irgendwo unter." Sie folgte dem grünhaarigen Koordinator und gemeinsam stellten sie sich unter das Vordach eines Geschäftes. Zwar hatte Maike ihre grüne Jacke an, doch sie fror trotzdem. Immerhin hatte der Regen sie vollkommen durchnässt und es hatte sich seit dem letzten Abend ziemlich abgekühlt. Drew sah zu ihr herunter. "Du frierst", stellte er trocken fest und sie warf ihm einen amüsierten Blick zu. "Hundert Punkte für den Kandidaten", meinte sie bloß und zuckte dann mit den Schultern. "So schlimm ist es nicht." Drew sah sie noch einen Moment an, dann ging er wortlos in das Geschäft, vor welchem sie sich untergestellt hatten. Verwirrt blickte die Koordinatorin ihm nach. Was sollte das denn jetzt wieder? Ein paar Sekunden stand sie noch unentschlossen davor, dann folgte sie ihm doch. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn fand. Scheinbar war sie durch einen anderen Gang an ihm vorbeigelaufen, als er gerade zurück zur Kasse wollte, und dort erblickte sie ihn auch schließlich. "Was ist denn los? Du kannst mir ruhig Bescheid sagen wenn du einkaufen möchtest!", beschwerte sie sich. "Klappe", meinte Drew nur und nahm sein Wechselgeld entgegen. Sprachlos blickte sie ihn an, bis er ungerührt wieder zum Eingang lief. "Klappe?", wiederholte sie schließlich ungläubig. "Geht's noch?" Was war denn mit diesem Idioten nun schon wieder los? Mit großen Schritten eilte sie ihm hinterher, eigentlich um ihm eine Standpauke zu halten, doch sie kam nicht dazu. Bevor sie etwas sagen konnte erteilte er ihr bereits Befehle. "Zieh die Jacke aus", forderte er und sie sah ihn mit großen Augen an. "Ich soll... Was? Spinnst du?" "Mach einfach." "Ich denk nicht dran!" Der Koordinator fasste sich seufzend an die Stirn und ließ sich schließlich zu einem "bitte" herab. Maike war über alle Maßen verwirrt und auch verärgert, aber schließlich tat sie doch was er wollte. Zögerlich öffnete sie den Reißverschluss und hielt kaum später das nasse, grüne, tropfende Kleidungsstück in der Hand. "So, und nun?", fragte sie und zitterte vor Kälte. Ihr Rivale nahm etwas aus seiner Einkaufstüte und reichte es ihr. Verwundert griff Maike danach und begutachtete es. Er hatte ihr eine neue Jacke gekauft. "Warum?", fragte sie, einerseits gerührt, andererseits immer noch etwas säuerlich. "Weil du gefroren hast", antwortete er schlicht und sie lachte. "Du bist unmöglich, Drew, ehrlich! Das hättest du doch nicht tun müssen." Dann zog sie ihre neue, schwarze Jacke an. Sie war schön trocken und innerhalb von Sekunden wurde ihr etwas wärmer. "Danke", sagte sie mit einem breiten Lächeln. Er nickte bloß und erwiderte ihr Lächeln leicht. "Ich möchte doch nicht, dass meine Lieblings-Rivalin sich erkältet", erklärte er. "Aber dir selbst hast du nichts Trockenes geholt?", fragte Maike und er schüttelte den Kopf. "Ich bin sowieso bald auf dem Schiff und ich habe Wechselklamotten im Rucksack." "Achso." Doch sie bemerkte sehr wohl, dass auch er fror, auch wenn er sein Bestes gab um es sich nicht anmerken zu lassen. Maike sah sich um und entdeckte ein kleines Café. Dort könnten sie sich aufwärmen, bis Drews Schiff kam. Doch dann müssten sie wieder durch den Regen laufen und Maikes neue Jacke wäre nass. Sie wollte Drew gerade fragen was er davon hielt, aber er war ihrem Blick gefolgt und holte lächelnd noch einen kleinen Schirm aus der Einkaufstasche. "Du denkst doch nicht, dass ich zulasse, dass du sofort wieder klatschnass bist, oder?", fragte er und sie lachte. "Natürlich nicht. Wie konnte ich das vergessen. Drew ist ja immer auf alles bestens vorbereitet." "Mich wundert es ja eher, dass du keinen Schirm mitgenommen hast, Dummkopf", stichelte er. "Ich dachte, Mama hätte einen im Auto", verteidigte sie sich schmollend, und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie war so leicht aus der Fassung zu bringen. Gemeinsam gingen sie zu dem Café, geschützt von Drews Schirm, und machten es sich an einem kleinen Tisch im Inneren gemütlich. Hier war es angenehm warm und außerdem duftete es nach allen möglichen Leckereien. "Gut, was auch immer du dir bestellst, das geht diesmal auf mich", sagte Maike entschieden. Drew hatte ihr bereits ihre Maske gekauft, und jetzt auch noch eine Jacke, und den Schirm eigentlich auch bloß ihretwegen. Sie hatte schon ein dezent schlechtes Gewissen. Er setzte dazu an zu widersprechen, doch als er ihren fest entschlossenen Blick sah schwieg er und nickte lächelnd. Maike war ein Sturkopf - wenn sie sich das jetzt in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte er nicht an ihrer Entscheidung rütteln, das wusste er genau. Das war einer der Punkte, die er so an seiner Rivalin schätzte. Ihr Sturkopf konnte manchmal nervig sein, doch er machte sie auch stark. Sie kämpfte für das, woran sie glaubte, und gab niemals klein bei. Es war wirklich bewundernswert, wie beharrlich und zielstrebig sie ihre Ziele verfolgte. Die beiden bestellten ein warmes Getränk und eine Kleinigkeit zu essen. "Du, Drew", begann Maike zögerlich. "Ich habe dich bisher nie gefragt, aber was ist eigentlich bei den Bewahrern passiert? Hinten, bei Tormund?" Der Grünhaarige sah sie überrascht an. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihn noch mal darauf ansprechen würde. "Nun, ich habe gegen ihn gekämpft", berichtete er und Maike sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ja, schon klar, und weiter? Ash kam doch auch dazu. Und wie ist er geflohen?" Der Koordinator nickte. "Ja, Ash hat mir sehr geholfen. Ich gebe es nicht gerne zu, aber Tormund war echt stark. Gemeinsam haben wir ihn jedoch in die Ecke gedrängt. Gerade als wir dachten wir hätten ihn, kam einer seiner Handlanger, der mit der Firnontor-Maske, und hat einen Rauchball geworfen. Ehe Ash und ich reagieren konnten waren sie beide verschwunden." "Einfach so?", fragte Maike mit großen Augen. "Einfach so", stimmte er zu. "Ash und ich vermuteten, dass dort irgendwo ein Geheimgang war, doch wir konnten keinen finden. Also sind wir wieder zu euch zurück." Sie nickte nachdenklich. "Danke, Drew." "Nicht dafür", sagte er und aß sein letztes Stück Kuchen. Die Koordinatorin stocherte derweil in ihrem letzten Stück herum. Theoretisch war das der perfekte Moment, um mit ihm über diese eine Sache zu reden, aber sie traute sich nicht so recht. Wo war nur ihr Selbstbewusstsein hin? Sie unterdrückte einen tiefen Seufzer und beschloss, es ihm beim Abschied zu sagen. Sie fragte sich insgeheim auch, warum sie das unbedingt machen musste. Er hatte sie immerhin geküsst! Und machte nun keinerlei Anstalten, mit ihr über die Angelegenheit zu sprechen. Warum nicht? Maike wollte gerade die Bedienung rufen um zu zahlen, als es draußen einen lauten, markerschütternden Knall gab. Durch die Fenster sahen sie aufgewirbelten Staub, welcher jedoch bald vom Regen verdrängt wurde, und die Beiden warfen einander einen alarmierten Blick zu. Maike legte etwas Geld auf den Tisch und folgte Drew, welcher bereits aufgesprungen und auf dem Weg nach draußen war. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, doch sie wollte wissen, was dort vor sich ging. Unter Umständen brauchte jemand ihre Hilfe. Doch die Angst nagte an ihr. Konnte es denn sein, so kurz nachdem sie Drew danach gefragt hatte...? Nein. Niemals. Sie sah ihren Rivalen kampfbereit im Regen stehen, er hatte bereits sein Roserade und sein Libelldra gerufen. Seine beiden erfahrensten Pokémon, es musste ernst sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)