Contest Trouble von Auraya ================================================================================ Kapitel 18: Das Fest beginnt ---------------------------- Am späten Nachmittag des nächsten Tages machten sich die Freunde gemeinsam auf den Weg zum Fest. Auf dem kleinen Marktplatz waren einige Sachen aufgebaut worden, man konnte dort Lose ziehen, Dosen werfen, Kettenkarussell fahren und natürlich gab es auch viele Stände mit haufenweise leckeren Sachen. Maike fühlte sich zu Beginn etwas mulmig zwischen all den maskierten Menschen, doch sie schob dieses Gefühl verbissen beiseite und konzentrierte sich auf ihre Freunde. Alea hatte eine hübsche Suicune-Maske auf, die bei ihren hellblonden langen Haaren richtig toll wirkte, und Kainu hatte sich eine Blubella-Maske ausgesucht. Aidens Wahl war auf eine Fuegro-Maske gefallen, die er selbst ziemlich cool fand. Bei seiner Freundin hingegen stieß sie auf wenig Begeisterung. Die kleine Gruppe hatte eine Menge Spaß und die Zeit verging wie im Fluge. Die Sonne verschwand bald hinter dem Horizont und überall um sie herum leuchteten die Stände in bunten Lichtern. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Feuerwerk losgehen würde. "Ich hole mir noch ein paar Schokoladen-Beeren", sagte Maike fröhlich und kämpfte sich durch die Menschen bis zu dem Stand. Sie hatte kaum bezahlt, da ging das Feuerwerk los und bewundernd blickte sie in den Himmel. Doch sie wollte es gerne mit ihren Freunden erleben und machte sich daran, zu ihnen zurückzufinden. Von einem Moment auf den anderen bekam sie Angst. Zuerst nur ganz leicht, über sich das laute Feuerwerk, das alle anderen Geräusche verschluckte, und um sie herum all die Menschen mit ihren Masken. Unvermittelt wurde die Angst schlimmer. Panisch sah sie sich um, konnte aber die Masken ihrer Freunde in dem Getümmel nicht gleich entdecken. Hier und da erhaschte sie einen Blick auf ein paar weiße Masken. Alola-Vulpix-Masken, Coiffwaff- und Togetic-Masken. Und da - war das eine Firnontor-Maske? Die Schokoladen-Beeren glitten ihr aus der Hand und sie drehte sich schlagartig um, versuchte sich panisch einen Weg aus der Masse zu bahnen. Ohne Rücksicht auf die Leute zu nehmen, mit denen sie zusammenstieß, kämpfte sie sich weiter, bis sie es schließlich schaffte und am Rand der Menschenmenge angekommen war. Sie lief noch ein paar Meter weiter bis zu einer kleinen Gasse, wo niemand zu sehen war, lehnte sich an die Hauswand und ließ sich schließlich mit klopfendem Herzen und weit aufgerissenen Augen zu Boden sinken. Ihre Beine machten einfach nicht mehr mit. Trotzdem suchten ihre Augen unruhig die Umgebung ab, fast schon als erwarte sie dass gleich einer von den Bewahrern vorbei kommen und sie schnappen würde. In ihrer Panik versuchte sie ein paar vernünftige klare Gedanken zu fassen. Wie sinnlos das war, wie abwegig und wie paranoid, doch die Gedanken wollten nicht bleiben, waren nicht richtig greifbar. Zitternd saß sie in der kleinen Gasse und wartete darauf, dass der Lärm des Feuerwerks aufhörte. Vielleicht könnte sie dann wieder klar denken. Aus dem Augenwinkel nahm sie verschwommen eine maskierte Gestalt wahr welche auf sie zukam und zuckte zusammen. Mit wild pochendem Herzen stand sie auf und wollte weglaufen, stolperte jedoch, denn ihre Beine gehorchten ihr noch nicht wieder richtig. Mittlerweile hatte sie alle Geräusche um sich ausgeblendet und hörte nur noch ihren eigenen Herzschlag. Dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter, zuckte erneut zusammen und wimmerte. Instinktiv kauerte sie sich zusammen und schlug die Hände über ihrem Hinterkopf zusammen, um sich vor eventuellen Schlägen oder Tritten zu schützen. Nach ein paar Sekunden realisierte sie, dass niemand ihr wehtat, niemand an ihr zerrte oder sie wegbringen würde, und langsam drangen wieder Umgebungsgeräusche bis zu ihr heran. "... ist alles gut, beruhige dich, ich bin's doch bloß", hörte sie wie aus weiter Ferne eine Stimme. Vorsichtig wagte sie es, den Kopf ein wenig zu drehen um einen Blick auf die Person zu erhaschen, die mit ihr zu sprechen schien. Es dauerte ein paar Sekunden bis das Bild klar wurde und auch wirklich bei ihr ankam, doch dann erkannte sie ihn endlich. Er hatte seine Maske abgenommen, und sein besorgtes Gesicht war von unverkennbaren grünen Haaren eingerahmt. "T...t...tut mir Leid", stotterte sie mit erstickter Stimme. "Ich... Ich habe gedacht..." Sie brach ab und schluchzte. Nebenbei nahm sie wahr, dass das Feuerwerk vorbei war, doch zu ihrer Erleichterung konnte sie sonst niemanden hier entdecken. Die Anderen schienen von dieser ganzen Sache nichts mitbekommen zu haben - zum Glück. Ganz langsam wich ihre Panik und machte nun einem anderen unschönen Gefühl Platz. Es war ihr furchtbar peinlich, dass Drew sie so völlig außer sich erlebte. Das war ihr noch nie passiert, warum musste ausgerechnet er das mitkriegen? "Hey, es ist alles in Ordnung", murmelte ihr Rivale und half ihr, sich aufzurappeln. Prüfend betrachtete er sie, ob sie sich irgendwo verletzt hatte, doch bis auf ein paar Schrammen und ihr verweintes Gesicht war sie in Ordnung. Ihr Festgewand war allerdings dreckig vom Staub in der Gasse und auch an ein paar Stellen kaputt. Aber das war nebensächlich. Er seufzte und sah, dass sie seinem Blick auswich. "Ach Maike, du machst mir vielleicht Sorgen", sprach er und sie senkte den Kopf. "Tut mir sehr Leid", murmelte sie und er schüttelte den Kopf. "Blödsinn. Mir tut es Leid. Ich hätte dich gar nicht erst allein lassen sollen, auch nicht für ein paar Sekunden..." Er brach ab und seufzte erneut, dann legte er seine Arme um sie und drückte sie an sich. "Ich hätte wissen müssen dass das zu viel des Guten ist", flüsterte er in ihre Haare und sie konnte förmlich hören, dass er sich selbst Vorwürfe machte. Das war ihrer Meinung nach völliger Blödsinn, aber sie schwieg und genoss die Nähe, die Wärme, das Gefühl der Geborgenheit und seinen beruhigenden Herzschlag, während sie den Kopf an seine Brust lehnte. Nun hatte sie ihm den Abend versaut. Sie hatte sich doch so fest vorgenommen heute Spaß zu haben, und war auch überzeugt gewesen dass ihr das gelingen würde. Mit so einer heftigen Reaktion hatte sie selbst nicht gerechnet. Nach einer Weile hatte sich ihr Zittern etwas gelegt und er löste seine Umarmung, um sie erneut anzusehen. "Geht es dir besser?", fragte er und blickte sie aufmerksam an. Sie nickte stumm und rang sich ein halbherziges Lächeln ab. "Sehr gut. Soll ich dich nach Hause bringen oder möchtest du noch mal zu den Anderen?" Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nicht... Ich will nicht dass sie mich so sehen... Es reicht, dass ich dir den Abend verdorben habe." Wieder senkte sie den Kopf und mied seinen Blick. Sanft fasste er sie unter dem Kinn und zwang sie so, ihm in die Augen zu schauen. "Keiner meiner Abende könnte jemals verdorben sein, wenn du dabei bist", sagte er mit Nachdruck. Sein Blick wirkte liebevoll, doch den Gedanken schlug sie sich sofort wieder aus dem Kopf. Sie wusste gar nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte und errötete. Schließlich schaute sich der grünhaarige Koordinator um. "Ich kann sie gerade nicht entdecken. Dann sollten wir uns gleich auf den Weg machen, bevor sie uns suchen. Ich rufe später an und lass mir eine Entschuldigung einfallen." Er sagte das mehr zu sich selbst, doch sie nickte zustimmend. Als er sich wieder zu ihr umdrehte hielt er ihr seine Hand entgegen. Irritiert betrachtete die Koordinatorin sie und sah ihn dann fragend an. "Komm, ich bring dich nach Hause", sagte er mit einem warmen Lächeln. "Vertrau mir." Sie war sich noch einen kurzen Augenblick unschlüssig, doch dann blickte sie ihn voller Dankbarkeit an und nahm seine Hand. In den Straßen war es ruhig, fast alle Leute waren beim Fest und die wenigen, denen sie begegneten, schenkten ihnen keinerlei Beachtung. Nach einer Weile waren sie am Haus angekommen. Dort war alles dunkel und still, denn auch Maikes Eltern waren beim Fest. Die junge Frau kramte mit zittrigen Händen den Schlüssel aus ihrer Tasche, doch Drew nahm ihn ihr wie selbstverständlich ab. Das war auch gut so, so wie sie zitterte hätte es wahrscheinlich ewig gedauert, bis sie den Schlüssel im Schloss gehabt hätte. Drew schaltete das Licht im Flur an und Maike blickte an sich herab. Ihr Festgewand war wirklich völlig hinüber. Sehr ärgerlich. Sie streifte die Schuhe ab und legte ihre Tasche beiseite, dann sah sie ihren Rivalen an. "Danke", flüsterte sie. "Wer weiß was ich ohne dich gemacht hätte." "Ist doch selbstverständlich", winkte er ab. "Woher hast du eigentlich gewusst...?" Sie sprach die Frage nicht aus. Sie wollte ihren Zusammenbruch nicht in Worte fassen. "Ich hatte mir schon ein wenig Sorgen gemacht, als du allein zu dem Stand bist. Also bin ich kurz darauf hinterher und als du dort nicht mehr warst habe ich dich gesucht. Ich habe wohl irgendwie geahnt, dass dir das zu viel sein würde." Sie seufzte, und wieder bekam sie fürchterliche Gewissensbisse. "Du kannst natürlich wieder zurück", begann sie. "Du musst meinetwegen nicht hier bleiben. Macht euch noch einen schönen Abend, und ich rufe gleich einfach Max an und sage dass mir schlecht war und-" "Nein, Maike", unterbrach er sie ernst. "Ich lasse dich jetzt nicht alleine." Dann zuckte er mit den Schultern. "Außerdem war ich eh noch nie der Typ für irgendwelche Feste." Er grinste und sie erwiderte es zaghaft. "Ehrlich nicht?", fragte sie. "Ehrlich nicht." "Danke." Er nickte bloß als sei alles ganz selbstverständlich und streckte sich dann. "So, ich schlage vor du ziehst dich um, oder gehst duschen, oder was auch immer du möchtest. Ich bin hier unten und passe auf, und rufe dann fix Max an." "Und was sagst du ihm?", fragte sie zweifelnd. "Keine Ahnung", gab ihr Rivale zu und zuckte mit den Schultern. "Da fällt mir schon etwas ein. Ich kann deinen Vorschlag ja aufgreifen und sagen dass dir schlecht war. Oder dass du umgeknickt bist und dir den Knöchel verstaucht hast. Ach nein, schlechte Idee, dann müsstest du die nächsten Tage noch humpeln." Sie lachte zaghaft. "Stimmt, wirklich eine schlechte Idee. Nagut, dann überlasse ich das dir. Danke." Er nickte lächelnd und sie ging nach oben. In ihrem Zimmer streifte sie erst einmal ihr kaputtes dreckiges Gewand ab und betrachtete ihre Schrammen und Kratzer. Die müsste sie in den nächsten Tagen irgendwie verstecken, soweit das möglich war. Anschließend ging sie ins Bad und stieg in die Dusche. Das heiße Wasser spülte den Staub der Gasse aus ihren Haaren und zeitgleich auch alle Gedanken aus ihrem Kopf. Ein paar Minuten genoss sie das Gefühl, doch sie wollte Drew nicht gar zu lange allein unten sitzen lassen. Also trocknete sie sich ab, wickelte das Handtuch um ihre Haare, schlüpfte in ihr Zimmer um sich ein Nachthemd drüberzuziehen und das Festgewand in ihren Kleiderschrank zu werfen, damit Kainu es nachher nicht sah und sich wunderte. Schnell föhnte sie sich noch ein wenig die Haare, damit sie zumindest nicht mehr gar zu nass waren, und ging dann wieder hinunter zu Drew, welcher es sich auf der Couch bequem gemacht hatte. "Ja, ihr war wirklich übel von den Schoko-Beeren", hörte sie ihn sagen und hielt inne, damit sie das Gespräch nicht unterbrach. "Ohje, alles klar, da wissen wir Bescheid. Und ihr kommt zurecht? Sollen wir wirklich nicht heim kommen?" Das war Max' Stimme und Maike konnte ganz klar aus ihr heraushören, dass er an der Story zweifelte. Doch er vertraute Drew und würde es nicht in Frage stellen, zumindest vorerst. "Keine Sorge, wir kommen zurecht. Ihr tut ihr den größten Gefallen wenn ihr noch bleibt und Spaß habt." Max gab ein Geräusch der Zustimmung von sich. "Nagut. Dann sehen wir uns später oder morgen, falls ihr nachher schon schlaft." "Richtig. Viel Spaß und bis später!" Damit war das Gespräch beendet und Maike hörte, wie Drew den Holo Log auf den Tisch legte. Sie ging die letzten paar Treppenstufen hinunter und schaute um die Ecke. Drew sah sie schon grinsend an. "Na, hast du spioniert?", fragte er scherzhaft und sie wurde rot. "Ach Blödsinn!", protestierte sie und lief zu ihm. "Ich wollte bloß euer Gespräch nicht stören!" Zu ihrer Überraschung beobachtete sie wie er nun leicht rot wurde und den Blick verlegen abwandte. Sie schmunzelte. Es war doch bloß ein ganz normales Nachthemd, das sie anhatte, doch es schien ihm nicht ganz einerlei zu sein. Mit einem Seufzer ließ sie sich neben ihm auf die Couch fallen. Nach der heißen Dusche fühlte sie sich wie ein neuer Mensch. Der Zusammenbruch von vorhin nagte zwar noch an ihr, aber sie zitterte nicht mehr und fühlte sich wieder wohl und sicher. Das hatte sie nicht zuletzt Drew zu verdanken. Der Koordinator räusperte sich und drehte sich wieder zu ihr, penibel darauf bedacht, ihr ausschließlich ins Gesicht zu schauen. "Wie geht es dir?", fragte er. Sie lächelte glücklich. "Viel, viel besser! So eine heiße Dusche wirkt manchmal echt Wunder." Er nickte zufrieden und betrachtete dann kritisch ihre Haare. "Die sind ja noch nass. Nicht dass du dich erkältest." "Du meine Güte, Drew, und mich als Übermutter darstellen", lachte Maike und ihr Rivale wurde erneut leicht rot. "Da macht man sich einmal Sorgen und das ist der Dank", murmelte er leicht eingeschnappt und strich sich eine grüne Strähne aus dem Gesicht. Sie streckte ihm die Zunge raus. "Du solltest doch langsam wissen, dass du mich nicht immer so ernst nehmen musst." Er sah sie erst noch mit hochgezogenen Augenbrauen an, grinste schließlich aber und nickte. "Natürlich. Genauso wenig wie du mich." "Außerdem", begann sie, "sind sie doch gar nicht mehr so nass." Um das zu unterstreichen schüttelte sie ihre Haare und Drew hielt sich schützend die Hände vors Gesicht. Er lachte erschrocken. "Das fühlt sich aber mehr wie ein Regenschauer an", protestierte er und versuchte, sie festzuhalten. Die Beiden kampelten kurz lachend und ehe sich Maike versah lag sie nach Luft schnappend auf der Couch, Drew über ihr. "Das ist so unfair, du bist viel stärker als ich!", beschwerte sie sich und machte einen auf beleidigt. Drew grinste sie bloß triumphierend an. "Das hast du halt davon, wenn du dich mit dem Falschen anlegst!", stellte er fest, doch plötzlich hielt er inne und blickte sie mit großen Augen an. Auch Maike wurde jetzt bewusst, in was für einer Situation sie sich befanden und ihr Herz setzte einen Takt aus. Sie erwiderte seinen Blick und ein paar Sekunden sahen sie sich einfach nur an. In Drews Kopf arbeitete es auf Hochtouren. Das war die perfekte Gelegenheit ihr zu zeigen, was er empfand. Andererseits war es noch gar nicht so lang her, dass er sie mitten in einer Panikattacke in dieser Gasse gefunden hatte. Was, wenn das der völlig falsche Augenblick war? Wenn ihr das wieder zu viel wurde und sie ihn von sich stieß... Aber das könnte ja auch so passieren. Es war ja gar nicht so sicher, dass sie seine Gefühle erwiderte. Nun schlug auch sein Herz ihm bis zum Hals. Maike machte sich unterdessen ähnliche Gedanken. War das gerade einfach nur ein blöder Zufall und sah er sie vielleicht nur so an, weil er erschrocken war und das alles gar nicht wollte? Er hatte sie eben in einem fürchterlichen Zustand gesehen. In so ein Mädchen konnte doch keiner verliebt sein, nicht wahr? Die Sekunden verstrichen quälend langsam und keiner der Beiden wagte es, etwas zu sagen oder zu tun. Doch schließlich fasste sich Drew ein Herz. "Maike, ich..." Er brach ab und presste die Lippen zusammen. "Was ist denn?", fragte sie leise, zögerlich, mit bebender Stimme. Er setzte erneut dazu an etwas zu sagen, doch entschied sich dann dagegen. Stattdessen beugte er sich vorsichtig zu ihr herunter, abwägend, wie sie darauf reagierte, kam ihrem Gesicht mit dem seinen immer näher. Zuerst sah sie ihn noch mit weit aufgerissenen Augen an und er hatte kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, sich zurückzuziehen, doch als sie dann die Augen schloss verflogen seine Zweifel. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und nur noch wenige Millimeter trennten seine Lippen von ihren. Plötzlich vernahmen Beide, wie sich ein Schlüssel im Schloss der Haustür drehte und alles zerstörte. Erschrocken fuhr Maike auf und die Beiden stießen mit dem Kopf aneinander, doch hatten sie keine Zeit sich um die Schmerzen zu kümmern. Hastig setzten sie sich wie zwei brave Teenager auf die Couch, mit einem manierlichen Abstand zwischen sich, und blickten angespannt in Richtung Eingang. Norman und Caroline betraten gerade lachend das Haus und hielten inne, als sie ihre Tochter und Drew wie versteinert auf der Couch sitzen sahen. Norman brummelte irgendetwas Unverständliches und ging weiter, während Carolines Blick aufmerksam zwischen Drew und Maike hin und her wanderte. Dann schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht und sie legte den Kopf schief. "Hallo Tochter", begrüßte sie die Koordinatorin fröhlich, "Ich dachte ihr seid noch beim Fest?" "Äh, nein, mir war... Übel. Deswegen sind wir schon zu Hause." Ihre Mutter sah sie belustigt an und erntete dafür einen vernichtenden Blick von ihrer Tochter. "Du Arme, soll ich dir einen Tee machen?", fragte sie gespielt besorgt. "Nein danke", sprach Maike gereizt. "Lieb von dir, aber ich bin jetzt schon ein großes Mädchen, ich komme schon klar." "Natürlich bist du das. Und im Notfall ist ja Drew bei dir." Sie zwinkerte ihr zu und Maike schloss mit einem genervten Seufzer die Augen. Das war nun schon das zweite peinliche Erlebnis an einem Abend und sie betete inständig, dass es einfach nur schnell vorbei sein würde. "Also dann", trällerte Caroline, "wir wollten eigentlich nur schnell etwas holen. Viel Spaß euch noch!" In dem Moment kam Norman zurück - offensichtlich hatten sie noch etwas Geld gebraucht -, warf Drew noch einen strengen Blick zu und verließ anschließend mit Caroline wieder das Haus. Ein paar Sekunden herrschte peinliches Schweigen und Maike befürchtete schon, dass für Drew der Abend endgültig gelaufen war. Doch zu ihrer Überraschung prustete er unvermittelt los und brach dann in schallendes Gelächter aus. Einen Moment sah sie ihn noch verwirrt an, kam dann aber nicht umhin, mit in sein Lachen einzustimmen. "Das ist ja der mit Abstand schlimmste Abend den ich je erlebt habe", sagte er mit Tränen in den Augen. Maike boxte ihn beleidigt gegen die Schulter, nur um gleich wieder zu kichern. "Wenn ich ehrlich sein muss hast du wahrscheinlich recht." Sie amüsierten sich noch etwas über die Blicke von Maikes Eltern, bis sie sich irgendwann beide wieder beruhigt hatten. Der Moment von vorhin war auf alle Fälle unwiderruflich zerstört und keiner von Beiden traute sich so wirklich, darüber zu sprechen. Drew beugte sich zu Maike und besah sich ihre Stirn. "Das gibt eine ordentliche Beule", stellte er trocken fest und sie grinste. "Ja, aber nicht nur bei mir", meinte sie amüsiert und tippte auf die Stelle auf seiner Stirn, wo sie gegeneinander gestoßen waren. "Au, hey!", beschwerte er sich und wich zurück, lächelte dann aber. "Mir wäre es lieber wenn du keine Beule hättest", überlegte er laut. "So wie dein Vater mich eben angeschaut hat bringt er mich um, wenn morgen irgendetwas komisch ist an dir." Dann legte er den Kopf schief. "Und so ein Horn wie bei einem Galoppa könnte man durchaus als komisch bezeichnen." "Idiot!", schimpfte sie lachend und warf ein Kissen nach ihm. Sie unterhielten sich noch eine Weile über dieses und jenes, doch irgendwann übermannte Maike die Müdigkeit. Die Ereignisse des Abends hatten sie sehr erschöpft und daher beschloss sie, sich zeitnah hinzulegen. Zumindest war das ihr Plan gewesen. Allerdings wollte sie auch noch etwas mit Drew plaudern und am Ende ließ sie einfach ihren Kopf an Drews Schulter sinken und schlief ein, während er gerade etwas erzählte. Schmunzelnd sah er die junge Frau an und lauschte ihrem ruhigen Atem. Die Ruhe hatte sie sich verdient. Nach einer Weile, als er überzeugt war dass sie fest genug schlief, nahm er sie vorsichtig auf seine Arme und trug sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sachte legte er sie auf ihr Bett und deckte sie zu. "Schlaf gut, mein kleines Galoppa", murmelte er, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor er in sein Gästezimmer ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)