Das Konzept von Glück von Schantra (Das Glück ist mit den Narren und Raumschiffen namens Enterprise) ================================================================================ Kapitel 6: Anschuldigungen -------------------------- “ Logbucheintrag des Captains. Sternzeit 2263,9. Wir hatten einige technische Schwierigkeiten mit dem modifizierten Antrieb. Die Probleme konnten - dank einiger Materialien von Neu-Vulkan - behoben werden. Dadurch haben wir jedoch den Asteroiden nicht rechtzeitig zum Rendevou mit der Gravitationsstörung erreicht. Die neue Bahn des Himmelskörper verläuft direkt Richtung Erde. Wir sind dabei einen Plan umzusetzen, den Asteroiden aufzuhalten. Eine Sprengung wird nur als Notfallplan in Erwägung gezogen. Derzeit versuchen wir ihn in die Umlaufbahn einer kreuzenden Sonne zu dirigieren. Commander Spock und sein Team stellen die nötigen Berechnungen an. Die Crew arbeitet hervorragend. Kirk Ende.” Erschöpft lehnte Jim sich in seinem Stuhl zurück. Es war kurz vor Schichtende auf der Brücke und alle waren noch tief in ihrer Arbeit versunken. Noch immer Flimmerte auf dem Bldschirm die korrigierte Bahn des Himmelskörpers, mit dem sie sich in Parallelkurs befanden. Deutlich blinkten die Streckenpunkte, welche ihren Zeitplan definierten. Und dieser war eng. Zwar war der Gesteinsbrocken noch mehrere Monate von der Erde entfernt, doch je früher sie eine adequate Lösung fanden, desto flexibler waren sie in der Beseitigung auftretender Probleme. Erneut lies Jim seinen Blick am verpassten Rendevou haften und besah sich die Daten genauer. Die Richtung war verändert. Das war eine Sache. Aber was ihm und allen anderen merkwürdig erschien, war das die Geschwindigkeit sich erhöht hatte und sogar noch zunahm. Spocks Vermutung, die Ursache in der unbekannten Gravitationsstörung zu finden, war bis jetzt nicht bestätigt. Sie schien wie ein Queue beim Billard zu funktionieren. Doch Jims Intuition ließ ihn skeptisch auf die daraus resultierenden Berechnungen blicken. Langsam erhob er sich und ging zu der unbesetzten Wissenschaftsstation hinüber. Alle Wissenschaftler befanden sich im Labor, um die Vorbereitungen für den aktuellen Plan zu treffen. Spock hatte seit drei Tagen nicht geruht und koordinierte alles. Er bekam somit noch weniger Schlaf als Jim, dem sein schlechtes Gefühl keine Ruhe ließ. Fast kam es ihm wie ein Traum vor, dass er sich vor einigen Tagen noch so unbeschwert und schwebend gefühlt hatte. Glücklich darüber, dass es Spock wieder gut ging und unglaublich froh über dessen Reaktion. Und ein wenig über die gelöste Verlobung? Diese pure Freude die sein erster Offizier ausgestrahlt hatte. So viel Glück, dass sein Captain nicht tot war. Das hatte Jim mehrere Nächte gut und warm schlafen lassen. Unschlüssig stand er vor der Anzeige der Wissenschaftsstation und las die Zahlen, welche darauf erschienen und sich immer wieder aktualisierten. Er scrolte zurück zum Ausgangspunkt des verherrenden Richtungswechsels und las. Er wusste nicht wonach er sucht und ließ sich die Zahlen grafisch darstellen. Sie waren ungenau, da die Messdaten durch ihre Langstreckenscans aufgenommen wurden waren, aber … da war es was ihn beunruhigte. Die Messung von Ionen. Unmittelbar in der Nähe des Asteroiden. Nicht ungewöhnlich aber doch … Er gab den Fehlerquotienten ein. Ionen die zum Asteroiden gehörten waren klar ersichtlich. Aber diese Messung hier zeigte sie dort … wo sie nicht hingehörten. Unwesentlich verrückt. Mit einem Messfehler zu erklären und doch … “Computer. Nachtrag ins Logbuch. Wir werden die Ionenmessungen überprüfen. Sollte meine Beobachtung zutreffen, könnte sich die Beschleunigung des Asteroiden erklären. Ich vermute den Einfluss einer fremden Technologie. Ende. ” Alle Köpfe wandten sich fragend zu ihm um und er schickte die Anzeige auf den Hauptbildschirm. “Es kann ein Messfehler sein, Sir.”, sagte Sulu und Kirk nickte zustimmend. “Ich möchte es trotzdem überprüfen lassen. Uns darf nichts entgehen. Die Beschleunigung macht mir Sorge und … das letzte mal als wir eine Ionen-Abweichung feststellen wurden wir kurz darauf von Klingonen beschossen.” Die Brückencrew zog gemeinschaftlich scharf die Luft ein. Sie hatten verstanden worauf ihr Captain hinaus wollte. Doch niemand würde es beschreien oder gar aussprechen, dass vielleicht die Klingonen etwas mit dieser Gefahr zu tun hatten. Und so erhob sich einer nach dem anderen und überließ seinen Platz der Beta-Schicht. Ihr Captain tauschte als letztes und verließ zusammen mit Uhura die Brücke. “Denken sie wirklich so, Sir?”, fragte sie und sah ihn besorgt an. “Es ist nur eine Vermutung. Wenn ich falsch liege ist es umso besser. Aber ich will jeden Verdacht ausschließen.” Sie nickte und stieg auf der Quartiersebene aus. Verwundert sah Jim sie an. Üblicherweise fuhren sie gemeinsam in die Labore um Spock zu besuchen, der dort offenkundig eingezogen war. Mit einer flinken Bewegung hielt er den Fahrstuhl auf. “Kommst du heute nicht mit?”, fragte er verwirrt und sie schenkte ihm ein Lächeln, dass er schon einmal bei ihr gesehen hatte. Und nicht nur bei ihr. Dieses Lächeln war universal und er glaubte, dass es tief in der Genetik einer jeden Frau verwurzelt war. “Tut mir Leid. Ich habe noch etwas anderes vor.” Das war eine Lüge. Doch er ließ sie gehen und setzte seine Fahrt fort. Dieses Lächeln hatte er bereits bei der Hochzeit an Uhura gesehen, fiel es ihm ein. Wahrscheinlich sogar schon einige Tage oder gar Monate früher. Und das andere Mal? Vor Spocks Quartier, als sie ihm die Fürsorge überließ. Und jetzt? Jetzt fiel ihm ein dass dieses Lächeln bei Frauen immer auftrat, wenn sie etwas gutes und schönes beendeten. Aus freiem Antrieb. Weil es besser war. Weil es sonst nicht richtig war. Das erste Mal hatte er dieses Lächeln bei seiner Mutter gesehen. Sie schenkte es ihm, als sie ihn bei Frank lassen musste, um einer längeren Mission nachzugehen. Früher hatte er immer gedacht, sie habe ihn nur dort gelassen um gelöst von ihren Kindern zu sein. Doch unterdessen wusste er, dass sie es aus Liebe zu Sam und ihm getan hatte und bei Frank ein sicheres zu Hause für sie gefunden glaubte. Für ihre Kinder. Eine stabile Umgebung. Besser als ein Raumschiff nach dem anderen. Oder jeden Monat ein neuer Planet auf dem Katastrophen lauerten. Das zweite Mal dass er es gesehen hatte, verließ ihn Nadien. Seine erste Freundin in einer längeren Beziehung. Sie war 18 und er gerade mal 16. Er habe sie nicht geliebt, aber sie hätten eine schöne Zeit gehabt und er solle jede Zeit genauso genießen. Vor allem wenn sie kurz war. Diese Worte und das Lächeln dazu hatte sich tief in ihn eingebrannt. Nadien war ein gutes Mädchen und unterdessen eine umso bessere Frau. Er wusste dass sie Verheiratet war und zwei Töchter hatte. Er hatte ihr zur Geburt gratuliert. Viele Gesichter junger und älterer Frauen zogen vor seinem inneren Auge vorbei und zeigten ihm dieses Lächeln. Die Freude über gute Zeiten und die Wehmut diese hinter sich zu haben. Und doch … die Hoffnung auf neue gute Zeiten. Es war das “Schlussmach-Lächeln”. Und gerade als er durch die Tür von Labor 4 Schritt erreichte dieser Gedanke etwas in Jim. Wie ein Tropfen Wasser, der auf eine spiegelglatte See fiel. Er löste kleine Kreise aus. Wellenförmig breiteten sie sich immer größere werdend aus. Doch noch konnte er nicht sehen, was diese Wellen erreichen wollten. Was unter ihnen verborgen lag. Und als er sich seinem ersten Offizier gegenüber sah … war eh alles egal. “Spock. Du siehst … verdammt. Mach mal eine Pause. Iss etwas und geh schlafen. Oder meditieren.” Seine Besorgnis war wirklich nicht übertrieben. Spocks stoische Miene und seine Körperhaltung waren tadellos und dennoch war ihm die Erschöpfung anzumerken. Jim wusste es einfach. Niemand konnte so lange durcharbeiten und noch bevor der Vulkanier sich gegen seine Bitte äußern konnte, fiel Jim ihm ins Wort. “Keine Widerrede. Wenn du nicht ausgeruht bist lässt deine Konzentration nach. Ich weiß das du trotzdem keine Fehler machst, aber wir brauchen dein volles Potential. Geh schlafen, das ist ein Befehl.” Er sah genau wie sein Gegenüber seine Aussagen entkräften wollte, doch mit dem letzten Satz hatte er einfach alles zunichte gemacht. Spock würde seinem direkten Befehl nicht widersprechen. Erleichtert sah er das leichte Kopfnicken und wie der Vulkanier sich auf den Weg in sein Quartier begab. Mit einem leichten Lächeln folgte Jim ihm und brachte ihn somit unüblicherweise bis zur Tür. “Ruh dich aus. Und wenn es dir besser geht kommst du rüber und berichtest mir.” “Selbstverständlich.”, kam die kurze Antwort, gefolgt von einem zögernden, “Gute Nacht” Hatte Spock noch etwas sagen wollen, fragte sich Jim auf die Tür starrend, welche sich hinter dem ermüdeten geschlossen hatte. Noch ein paar Minuten stand er dort, als wolle er die Tür bewachen. Die Wahrheit jedoch … er hatte komplett sein Zeitgefühl verloren. Als sich sein Blick endlich von dem kühlen Metall löste trugen ihn seine Schritte hinab zur Messe. Er wusste nicht wo es herkam. Aber mit einem Mal hatte er richtig Hunger. Umso erfreuter war er, das Pille ihm bereits sein Essen auf den Tisch gestellt hatte. “Besuch abgeschlossen?”, fragte dieser knapp und Jim nickte. “Jep. Ich hab ihn ins Bett zitiert.”, sagte er, “Der hat seit mindestens drei Tagen nicht geschlafen.” “Na wenigstens auf dich hört er. Ich habs ihm vorhin schon gesagt, als ich unten im Labor war. Aber da gabs nur ein hochnäsiges: Vulkanier brauchen weniger Schlaf als Menschen. Gequirlter Hundemist.” Jim schmunzelte und mit einem Mal war das Zeitgefühl wieder da und er wusste wie lange er im Gang gestanden hatte. Nur wusste er nicht warum. Oder eher “nicht mehr”. Er war sich sicher, dass er es eben noch gewusst hatte. Achselzuckend wittmete er sich seinem Abendessen und versank mit Pille in der Auswertung ihres letzten Pokerspiels und wann sie ein neues stattfinden lassen sollten. “Ich bin gespannt ob Uhura uns alle wieder über den Tisch zieht.”, scherzte Jim. “Macht sie das nicht immer?” “Ich weiß nicht. Ich glaube sie ist etwas neben der Spur.”, Jim senkte seine Stimme und sah besorgt zu seinem Freund. “Ich glaube sie und Spock haben sich getrennt.” Pilles Augenbrauen wanderten nach oben. Auf Jims Geburtstag hatte es doch eher gewirkt, als wären die Fronten zwischen dem Traumpaar geklärt wurden. “Woher weißt du das?”, fragte der Doktor skeptisch und sah das Achselzucken seines Freundes. “Nur so ein Gefühl, hm?” Als Antwort erhielt er ein Nicken. “In den letzten Jahren war auf deine Intuition immer verlass. Aber das hier ist eine Sache zwischen den beiden, Jim.” Die blauen Augen weiteten sich etwas. “Natürlich. Was denkst du von mir? Das ich sofort versuche bei Uhura zu landen?” “Nein natürlich nicht.”, seufzte Pille, “Aber ich denke du solltest deine neugierige Nase da raushalten. Die beiden sind deine Freunde. Sie werden es dir schon erzählen, wenn es da etwas gibt.” “Schon klar”, gab er brüsk zurück und nahm den letzten Schluck Wasser aus seinem Becher. “Ich geh nachsehen ob er meinem Befehl folge leistet … und dann werd ich selbst Schlafen gehen.” “Hast du nicht Heute eine Trainingseinheit?” “Ja mit Sulu. Aber wir sind übereingekommen, dass wir im Bett trainieren sollten … trainieren zu schlafen.”, ergänzte er mit einem frechen Zwinkern und verabschiedete sich von Pille. Zügigen Schrittes ging er in Richtung seines Quartiers und erst während er diesem näher kam, fiel ihm auf dass sein Vorhaben etwas merkwürdig war. Spock musste doch nicht kontrolliert werden. Oder doch? Was hielt den Vulkanier so lange wach? Schuldgefühle? Wofür? Es war sicher nicht nur die Arbeit. Natürlich standen sie unter Zeitdruck, aber das allein würde Spock nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Und aus diesem war er geraten. Ihm fehlte ausgleichende Ruhe. ~*~ Sacht betätigte Jim den Summer zu Spocks quartier. Da es nicht verschlossen war, aber die Reaktion auf seine Betätigung aus blieb, wusste er dass der andere den Summer ausgestellt hatte. Also würde er meditieren. Wusste Jim sonst, dass er in diesen Fällen trotzdem eintreten durfte, so zögerte er dieses Mal. Vielleicht brauchte Spock wirklich Ruhe und nahm sie sich? Aber er wollte doch so gerne mit ihm reden. Es fehlten ihm die Gespräche mit diesem einen Freund, der seine Annahmen be- oder entkräften konnte. Der ihm loyal und schützend zur Seite stand. Er wollte so gerne die Gedanken des anderen zu seinen Vermutungen hören. Doch das beträfe die Arbeit und … Die Tür öffnete sich und Spocks Gestalt erschien in der dahinter liegenden Dunkelheit. “Warum kommst du nicht rein?”, fragte und zog eine Augenbraue hoch. “Ich wollte dich nicht stören. Immerhin habe ich dir Ruhe verordnet.”Selbst für ihn war sein Handeln unlogisch. “Und doch stehst du noch immer hier.” Gelassen musterte Spock seinen Captain und trat zurück in den Raum. Jim folgte der stummen Aufforderung sofort und ging ganz automatisch zu dem Tisch auf dem Spock das Schachspiel aufbaute. Erneut wurde Jim von dieser Leichtigkeit erfasst. Das Gefühl das alles in Ordnung war. Er an einem Ort war, wo alles stimmt. Und nur langsam wurde diese Zufriedenheit durch ein leichtes Ziehen im Magen gestört. Schweigend begannen sie zu spielen, bis Spock das erste Matt setzte und fragend zu Jim sah. Unter diesem Blick fühlte Jim sich fast gezwungen mit der Sprache herauszurücken und er war dankbar, dass der andere wartete, bis ihm danach war. “Ich habe eine … Vermutung … nein nicht ganz. Eher nur eine Ahnung. Eine fixe Idee, weshalb der Asteroid so beschleunigt hat.”, er stockte etwas, wusste er doch nie wie er dem Vulkanier gegenüber seine Gefühle in diese Richtung erklären sollte. Doch schon so oft, hatte der andere ihm mehr Vertrauen entgegengebracht als Skepsis seiner Unlogik gegenüber. “Ich glaube in der Nähe des Ausgangspunktes war ein klingonisches Schiff. Es kann auch nur ein Fehler in der Messung sein … aber … bitte Überprüf das nochmal und lass es nicht aus den Augen. Ich werde meinen Verdacht auch dem Kommando melden.” Da Spock ihm nicht widersprach, sondern nur zustimmend genickt hatte, fasste er neuen Mut und bewegte endlich den Turm, welchen er noch in der Hand gehalten hatte. “Wir sollten alle Risiken ausschließen.”, sagte Spock in seiner ruhigen monotonen Art und Jims Gesichtszüge entspannten sich. Das leichte Lächeln kam zurück und erneut fühlte er in sich einen kleinen Tropfen der Wellen schlagen ließ. Dieses mal schienen sie größer zu sein, nur das er noch immer nicht wusste, zu welchen Ufern sie trieben. Oder gar woher der Tropfen rührte. Er gehörte nicht zu seinem schlechten Gefühl gegenüber dem Asteroiden. Er war irgendwie mit der Zufriedenheit verbunden, die ihn immer erfasste, wenn er sich zu Hause fühlte. Diese beruhigende Stille die ihn ergriff, wenn er auf die Enterprise zurückkehrte. Wenn er Pilles skeptisch hochwanderne Augenbraue sah. Wenn er Sulus gerunzelte Stirn sah. Wenn er sah wie Scotty ihm ohne zu Fragen zur Seite sprang. Wenn Chekov begeistert eine neue Idee einbrachte. Wenn Uhura einen Funkspruch auffing und sich die wichtigkeit durch ihn bestätigen ließ. Wenn Gioto versuchte ihn beim Waffentraining zu schlagen. Wenn Keenser und er wetteiferten, wer als erstes Scottys Aufgabe erledigte. Wenn … oh so viel … dieses Gefühl zu Hause zu sein. Bei seiner Crew, seiner Familie, auf seinem Schiff. Wenn sie Poker spielten. Wenn sie lachten und tranken. Wenn sie über alles mögliche redeten. Ob privat oder beruflich. Wenn er einfach nur einer von ihnen war. Er sah seinem Gegenüber in die Augen und sein Lächeln wurde breiter. Wenn er genau so war wie alle anderen. Unabhängig von Rang und Namen. Wenn er sich hier so gut aufgehoben fühlte, dann musste es auch für Spock so sein. Und auch für alle anderen. Und er sorgte mit jeder Faser seines Körpers dafür, dass diese Familie zusammenhielt. Funktionierte wie ein Uhrwerk. Denn er musste nicht alles können. Er war es der die Stärken jedes einzelnen genau dort und dann einsetzte, wenn sie benötigt wurden. Er konnte sich auf sie verlassen. Sie konnten sich spezialisieren und somit war jeder in der Lage sein volles Potential zu entfalten. “Schach Matt.”, flüsterte er und sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen als er den erstaunten Blick des anderen sah. “Du brauchst wirklich Schlaf. Tut mir Leid. Ich geh rüber und lass dir deine Ruhe. Entschuldige das ich sie unterbrochen habe.” “Es gibt nichts zu entschuldigen. Das Schachspielen mit dir hilft mir zu meiner Konzentration zurück zu finden.” “Na dann ist es ja gut.” Kurz klopfte er dem andern auf die Schulter und erhob sich Richtung Tür. “Schlaf gut … oder Meditiere erfolgreich. Was auch immer du vorhast. Aber meld dich zu Beginn der Alpha-Schicht auf der Brücke. Ich möchte dann deinen Bericht hören.” Ein leichtes “Oh.”, trat unausgesprochen in Spocks Gesicht und Jim lächelte ihm zu. Sie hatten beide vergessen, dass ein solcher Bericht eigentlich der vorwand für die Schachpartie gewesen war. “Bis Morgen, Spock.” “Bis Morgen, Jim.” Und da war es wieder. All den Sorgen zum Trotz, diese tiefe Zufriedenheit, die er so lange vermisst hatte. Nein, wahrscheinlich vergessen, verdrängt und überlagern lassen von düsteren Gedanken. Er verließ das Quartier seines ersten Offiziers und strich über das Stück Wand, was zwischen den Türen ihrer nebeneinander liegenden Quartiere war. Was brauchte er die Nähe und Wärme eines anderen Körpers? Warum sollte er vermissen, was ihm nie gegeben worden war? Was er nie angenommen hatte? Er brauchte niemanden der ihn im Bett wärmte, wenn er all das hier hatte. Seine Crew. Seine Freunde. Seine Enterprise. Zärtlich strich er über die Fugennaht und er fasste den tiefgehenden Entschluss, nie wieder zu vergessen, wie viel ihm all das bedeutete. Hier draußen zu sein. Zu forschen und Gutes zu tun. Neue Freunde zu finden. Verbündete. Gemeinsam mit den anderen neues zu entdecken und in Absurditäten einzutauchen. Alles auf den Kopf zu stellen, nur um es gemeinsam gerade zu biegen und in das vorhandene Wissen einzugliedern. Es war so spannend und es war so ein Spaß. Er würde nie wieder daran denken diese Aufgabe abzulegen. Nicht so lange diese Crew hinter ihm stand. Nicht so lange Pille und Spock ihm folgten. Er betrat sein Zimmer, dimmte das Licht und schritt federnden Schrittes Richtung Bad. Er war glücklich. Nicht nur wegen diesem Gefühl zu Hause zu sein, sondern auch durch die Zustimmung seines ersten Offiziers. Die Zeit die er mit ihm verbracht hatte, trotz ihres engen Zeitplans. Nachdem er sich frisch gemacht und Zähne geputzt hatte korrigierte er kurz seine letzten Logbucheinträge und fiel dann sofort ins Bett und in tiefen Schlaf. ~*~ Nicht nur Jim sah am nächsten Tag wesentlich erholter aus, als er dem Bericht seines ersten Offiziers auf der Brücke lauschte, sondern auch der Vulkanier. Sie sprachen sich kurz, ob ihrer Berichte an die Sternenflotte, ab und ließen diese dann von Uhura sofort übermitteln. Erst zum Ende der Schicht hin, bekam Jim die Bedeutung seines Berichtes zu spüren. “Sir. Admiral Verat bittet sie um ein privates Gespräch. Soll ich es in den Bereitschaftsraum legen?” “Ja bitte tun sie das.”, antwortete er Uhura und erhob sich verwundert von seinem Stuhl um in den angrenzenden Konferenzraum zu gehen. Eine private Unterredung? Admiral Verat war derzeit damit beauftragt die Berichte der Enterprise, betreffend des Asteroiden, zu prüfen. Was war dabei herausgekommen, dass sie ihn unter vier Augen sprechen wollte? Die Tür Schloss sich hinter ihm und Jim stellte sich vor den hiesigen Bildschirm auf dem das faltenreiche Gesicht von Admiral Verat erschien. “Guten Tag, Admiral Verat.” “Guten Abend, Captain Kirk. Ich komme gleich zur Sache.”, sagte sie ungewöhnlich streng und Jims gesamte Haltung spannte sich an. Seine Aufmerksamkeit richtete sich vollkommen auf ihre derzeitige Lage und seine Gedanken versuchten hervorzusehen, was seine Vorgesetzte so wichtiges zu bereden hatte. “Ihr Verdacht hingehend einer Beeinflussung des Asteroiden A295-Alpha-X durch Klingonen, hat eine Lawine losgetreten.” “Inwiefern?”, fragte Kirk sofort. “Die Föderation steht gerade in Friedensverhandlungen mit den Klingonen. Sie haben sicher davon gehört.” “Ja. Einer ihrer Monde ist explodiert und die Strahlung droht ihre Heimatwelt zu verseuchen. Wenn sie nichts unternehmen, steht ihnen das Wasser in 50 Jahren über dem Kopf.” “Genau. Deshalb steht es so gut wie noch nie, um die Friedensverhandlungen. Doch ihr Bericht gibt den Kritikern und Zweiflern neuen Nährboden. Es verbreitet sich bereits in der Sternenflotte … wie ein Lauffeuer. Und das obwohl wir es erst seit ein paar Stunden wissen. Ich befürchte, dass wenn die Verhandlungen dadurch beeinflusst werden … wird man sie hinzuziehen.” “Aber Mamm. Das ist nur eine Vermutung. Ich habe auch im Bericht erläutert, dass wir nur jedem Verdacht nachgehen würden. Mr. Spocks Bericht enthält die genaue und sehr geringe Wahrscheinlichkeit, in der dies der Fall sein kann.” “Das ist mir bekannt, Kirk. Aber in der derzeitigen Situation wird sehr schnell aus einer Mücke ein Elefant. Daher hat die Beseitigung dieses Verdachts oberste Priorität. Kümmern sie sich darum. Ich werde sie auf dem Laufenden halten und sie halten es ebenso. Wir wollen weder die Verhandlungen scheitern, noch den Asteroiden aus den Augen lassen. Im schlimmsten Fall übernimmt die Kaladir diesen Auftrag und sie müssen zur Erde kommen, um sich einer Anhörung zu stellen.” Kirk erbleichte augenblicklich und sein Herz begann zu rasen um das Blut zurück zu jagen. “Ich verstehe.”, sagte er gerade heraus und war froh, dass man ihm seinen Schock weder ansah noch anhörte. “Ich melde mich bei ihnen.” “Vielen Dank, Admiral Verad, Bitte grüßen sie ihre Familie.” Die alte Frau schenkte ihm ein liebenswertes Lächeln und nickte. “Und sie die ihre.” Damit beendete sie die Verbindung und Jim setzte sich. Er musste das ganze Verdauen. An solch weitreichenden Folgen hatte er gar nicht gedacht. Natürlich wusste er von den Verhandlungen, aber er hatte mit diesen doch gar nichts zu tun. Und nun … hatte er einen politischen Eklat losgetreten, ob seiner Anschuldigung. Er atmete tief durch und brachte seinen Kreislauf zurück auf Normalniveau, bevor er einen Knopf betätigte der seinen Führungsoffizieren ein Signal sendete. Ein kleines Blinken an deren Konsolen würde sie darauf aufmerksam machen, dass er sie im Konferenzraum zur Einsatzbesprechung haben wollte. Nur wenige Momente später betraten die ersten den Raum und nach und nach nahmen sie Platz. Als auch Pille und Scotty erschienen waren, begann Kirk sie über die Nachricht von Verad aufzuklären. Ein kurzer Blick zu Spock bestätigte ihm, dass auch dieser nicht mit einem derartigen Ausmaß gerechnet, wenn auch nicht ausgeschlossen hatte. Vermutlich war er davon ausgegangen, dass die Admiralität diesen Punkt entkräften würde, um eine derartige Situation zu vermeiden. Doch scheinbar gab es auch unter den Admirälen genügend Vertreter die den Frieden mit den Klingonen verhindern wollten. Erst in der Diskussion mit seinen Offizieren wurde Jim bewusst, auf welcher Messers Schneide er dort balancierte. Wie war er dort nur wieder reingegangen? ~*~ “Wir werden herausfinden, was wirklich los ist … und … im schlimmsten Fall muss ich halt zur Anhörung.” Das gefiel weder ihm noch einem der anderen, denn das hieß sie müssten ihre 5 Jahresmission unterbrechen. Aber vielleicht würde es auch etwas Gutes haben. Vielleicht ein Landgang auf der Erde? Ungeplant aber willkommen? Sie nickten zustimmend und begannen entsprechende Pläne auszuarbeiten. Je nachdem welcher Falle eintreffen würde. Und so gingen sie auseinander. Jeder in seinen Gedanken, jeder in der Absicht sein Bestes zu geben. Denn Morgen würde ihr erster Versuch stattfinden den Asteroiden abzulenken. Zu guter Letzt standen nur noch Jim und Spock im Konferenzraum und sahen einander an. “Wenn ich gehen muss, übernimmst du das Kommando.”, begann er an diesen gewandt, “Ich werde schauen, dass mich ein anderes Schiff zum Ort der Anhörung bringt. Ihr müsst hier bleiben und deinen Liebling im Blick behalten.” Er versuchte es locker zu sagen, doch Spock hörte den Ernst heraus. Jim schien sich sicher zu sein, dass er zur Anhörung musste. “Es besteht die Chance …” “Spock … Ich bin darin involviert. Wann hatte ich je das Glück den leichten Weg zu gehen?”, unterbrach er ihn und ein Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück. “Egal wie klein die Chance ist. Es wird so kommen. Die politische Lage ist angespannt und wenn sie einen Sündenbock finden können, komme ich ihnen doch sehr gelegen. Wir müssen nur darauf achten, dass sie nicht unser ganzes Schiff damit hineinziehen. Also gehe wenn dann nur ich. Du bleibst und bringst das hier zu Ende und …” Er trat etwas näher an Spock heran und sah diesem fest in die Augen, “... verträgst dich solange mit Pille. Wird schon alles schief gehen.” Damit verließ Jim den Raum und ließ einen verwirrten Spock zurück. Wie konnte sich der Captain so sicher sein, dass es passieren würde? Sie waren doch erst seit so kurzer Zeit wieder zurück im All und hatten zu ihrer eigenen Motivation, zu sich selbst und zueinander zurück gefunden. Er hatte etwas sagen wollen, hatte seinen Captain aufmuntern wollen, doch ihm fiel nichts ein. Zu oft hatte sein Freund richtig gelegen. Und gerade das bewunderte er so sehr. Mit all seiner Logik kam er doch nicht umhin, dass Jims Intuition viel Zielsicherer war. Und wieder stellte er fest, wie sehr Jim sich verändert hatte und doch war er auch noch immer der Alte. Dieser Kern. Diese Führungsqualitäten hatten einfach schon immer in diesem Menschen gesteckt. Überdeckt von purer Neugier eines spielenden Jungen, der das Leben leichter nahm als es war. Spock hatte sich oft gefragt, wie dieser Mann es noch immer so leicht nehmen konnte. Doch er sah jeden Tag aufs Neue die Stärke die dazu gehörte. Den Mut. Den Optimismus und den Realismus. Diesem Captain, diesem Mann würde er immer zur Seite stehen. Ihm den Rücken frei halten, damit er nicht irgendwann unter der Last zusammenbrach. Damit ihn die Last nicht erdrückte. Denn solang er ihm diese ein wenig abnehmen konnte, fiel auch ihm das Leben leichter. Er konnte seine Forschungen betreiben und wusste, dass er Unterstützung bekam, egal wie absurd seine Schlüsse klagen. Sie waren ein gutes Team. Ja. Hier war er jetzt zu Hause. Und wenn Jim dieses Schiff auch für einige Zeit verlassen würde, er käme zurück. Den ohne ihn, waren sie einfach nicht komplett. Jim war das Herz und die Seele dieses Schiffs. Er war der dem sie folgten, für den sie alle ihr Bestes gaben. Spock war sich sicher, dass ihm die Mannschaft auch folgen würde, aber auf eine ganz andere Art wie sie Jim folgten. Langsam schritt er zur Tür, fest beseelt von dem Gedanken, herauszufinden, wieso der Asteroid beschleunigt hatte. Damit Jim bleiben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)