Tannenduft von Ganondorf (Fanfiction-Adventskalender 2016) ================================================================================ Kapitel 1: Tannenduft --------------------- Die eisige Kälte fühlte sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Dichter, dicker Nebel verbarg die Umrisse der Städtebauten beinahe gänzlich. Manchmal erkannte man Farben und Formen aus der Ferne, die erst beim annähern deutlich Kontur zeigten. Tief atmete Kurai die klare Morgenluft ein. Seine schwere Kapuze verbarg nicht nur seinen Kopf, sein Gesicht, sie spendete ihm zudem in dieser eiskalten Jahreszeit etwas Wärme. Doch war diese nicht vergleichbar mit jener, die noch eben im Gasthof geherrscht hatte. Den er und Law soeben hinter sich gelassen hatten. Kurz währte der Augenblick, indem beide in dem Knöchelhohen Neuschnee standen. Selbst Law hatte den Geruch tief und lautlos eingesogen. Jedes Mal, wenn er solch eisige Luft einatmete und im Rachen spürte, durchzog ein stechender, leicht piksender Schmerz seinen Hinterkopf und breitete sich anschließend um seinen Kiefer und Nacken aus. Ihm gefiel dieses Gefühl und anders als Kurai, der geschützt unter seiner Kapuze war, hatte Laws Umhang solch Luxus nicht. Er brauchte sich nicht zu verstecken, galt er auf den ersten Blick doch als Mensch, obwohl er kein solcher ist. Die Türe musste Law hinter sich zuziehen, damit sie wirklich schloss. Außer ihnen beiden war an diesem Morgen keiner auf den Straßen. Kurai bewegte seine Zehen und zog sie etwas an, dann stapfte er durch den Schnee. Zügig, jedoch nicht als habe er es eilig und mit großen Schritten. Wortlos folgte ihm Law durch die Straßen der Stadt. Die Holzläden vor den Fenstern waren mit feinem Pulverschnee bedeckt. An manchen hingen Eiszapfen, so lang wie der Unterarm eines Mannes. Aber dünn. Bis zu den Stadttoren würde es ein bisschen dauern. Als sie diese dann endlich erreichten, verspannte sich Kurai. Aus Gewohnheit. Die Blicke blieben zwar nicht aus, dafür aber die Übergriffe. Nicht doch aber die Beleidigungen, mit denen Kurai ständig konfrontiert wurde. Zwei der Männer spielten Karten und der dritte von ihnen, schien sich auch nicht sonderlich für die beiden Gestalten zu interessieren, die sich näherten. Den Kopf hob er doch prüfend. Schätzte sowohl Law ab, den er als einen einfachen Menschen dachte zu sehen und dessen Reisegefährten. Wortlos nickte er ihnen zu, spuckte neben sich in den Schnee, murmelte etwas von Scheißwetter und wenn er dachte, einer der beiden würde ihm zustimmen, irrte er sich. So verließen sie die Stadt. Erst als die Stadt längst hinter ihnen lag, ließ Kurais Anspannung nach. Probehalber befühlte Law seine rechte Hosentasche. Dort hatte er den Feuerschwamm eingesteckt. Verlieren konnte er ihn so nicht mehr, trotzdem war es ein Reflex, auch Gewohnheit, ab und an nachzuprüfen, ob alles an Ort und Stelle war. Die Innentasche seines Umhanges hatte sich irgendwie gelöst gehabt. Dadurch hatte er den Feuerschwamm verloren gehabt. Selbst wenn er eine zweite gehabt hätte, Law hätte den Feuerschwamm nicht wieder in eine dortige Tasche gesteckt. Von seiner Hose wusste er, dass sie sehr viel bessere Qualität hatte, als der Umhang. Auch wenn Law dem Nebel nicht abgeneigt war, so empfand er es doch viel angenehmer, die freie Sicht zu genießen. Und den Abstand zu Kurai, der gewiss auf Gegenseitigkeit beruhte. Für Kurai gab es einen Unterschied zwischen Kälte und eisige Kälte. Letztere verspürte er in Gegenwart von Law seit ihrem ersten Kennenlernen. Da war gleich von Beginn an etwas gewesen, dass ihm an seinem Begleiter nicht gefiel, behagte. Das auch beim näheren Kontakt zu diesem nicht besser wurde. Nachgelassen hatte dieses Gefühl, Gespür, nie. Nur geringfügig hatte es sich gebessert. Kurai wusste, dass zwischen ihnen immer diese eisige Kälte herrschen würde. Nur manchmal, wenn Law seine andere Seite zeigte, die durchaus humoristisch und freundlich sein konnte, war es nur noch Kälte. Vermutlich lag es an dem Umstand, dass sie beide oberflächlich betrachtet sehr viel mehr gemeinsam hatten, als man annehmen mochte. Schnell verscheuchte Kurai die in ihm aufsteigenden Gedanken, schüttelte den Kopf, wobei ihm die Kapuze ein kleines Stück nach hinten rutschte. „Wir sollten uns an einem Feuer aufwärmen.“ Was eigentlich übersetzt hieß „Dir ist bestimmt kalt, also machen wir eine Rast“. „Hm.“, kam es nur von Law. Entweder stimmte er auf diese Weise hinzu, oder schwieg einfach, was er am häufigsten tat, wenn er zustimmte. Lange unterwegs waren sie noch nicht. Und auf ihrem Weg in die Stadt, hatten sie auch nie eine Rast gemacht. Trotzdem schwieg Law dazu. Er konnte sich den Grund dafür schon denken. Sein warmer Atem trat in einer dicken Wolke aus seinem geöffneten Mund aus, dann schloss er ihn wieder. Nein. Es war doch besser zu schweigen. Sie missverstanden ohnehin doch nur, wenn sie sich unterhielten. Wobei Law das Gefühl nie loswurde, als würde Kurai ihn absichtlich falsch verstehen. Irgendjemand hatte irgendwann einmal ein Loch in die Felswand geschlagen, an der sie rasteten. Dieses Loch war nicht wirklich tief in den Fels geschlagen, geschweige denn sonderlich breit. Und es behagte beiden nicht. Kurai nicht, weil er nie wirklich gerne in Gesellschaft anderer humanoider war. Und Law hatte es grundsätzlich nicht mit der Enge an sich. Ein altes Feuer zeugte davon, dass hier durchaus jemand gewesen war. Vor sehr langer Zeit. Kurai verwehrte es Law gleich, dieses zu entzünden. Auch die anderen Male hatte er dies stets übernommen. Aus dem immer gleichen Grund. Nun, wenn Kurai meinte das immer übernehmen zu müssen, sollte er ruhig. Law beschäftigte sich solange auf eine andere Weise und begab sich zu den Tannen herüber, die nicht unweit ihres Platzes zu einem großen Wald gehörten. Dort sammelte er das Harz ein, das er von den Baumstämmen sammelte. Ein großes Stück alte Rinde bot sich dabei als zentrale Sammelstelle am Boden an, wenn es in der Hand voll wurde. Dort, wo es für Law nicht möglich war, das Harz mit den Fingern zu lösen, nahm er einen Stein zu Hilfe. Geduld musste man haben. Viel kam nicht zusammen. Doch reichte es Law für das, was er damit vorhatte. Schwach brannte das Feuer. Doch immerhin. Es reichte. Ein heißes Kirschbier käme Kurai jetzt sehr gelegen, doch waren sie von der nächsten Stadt, dem nächsten Wirtshaus, weit entfernt. Die Rückkehr und das Tun seines Begleiters, beäugte Kurai wortlos. Er versuchte das Feuer weiter lodern zu lassen und gab frischere Äste nach. Doch der aufkommende Wind, blies das Feuer beinahe aus. Schützend hockte sich Law vor ihre kümmerliche Lagerstätte, den Ellenbogen dabei aufs Bein gestützt und das Kinn gegen die eingerollten Finger drückend. Vielleicht hätte er auch ein paar Äste suchen gehen sollen, aber so wie sich Kurai mal wieder förmlich drum gerissen hatte das Feuer zu entzünden, wäre es auch dessen Aufgabe für Nachschub zu sorgen. Das Feuer brannte endlich ausreichend genug, dass Law nun neben Kurai in der nicht-Höhle saß. Beengt, aber windgeschützt. Und endlich war der Harz auch weich genug auf der Rinde am Feuer geworden, dass sich Law nicht nur den Umhang am Hals öffnen konnte, er zog sich auch beide Stiefel aus und löste die Bandagen um seine Füße. Kritisch beäugt wurde er dabei von Kurai, dem schon beim Anblick der nackten Füße noch kälter wurde. Nachfragen tat er nicht. Law zeigte ihm auch so, was er tun würde. Nur hatte Kurai noch niemanden gesehen, der sich Harz auf die Fußballen schmierte. Oder die Fußgelenkknöchel. Was es nicht alles gab. Der Sinn, den verstand er beim besten Willen nicht. „Auch?“, bot Law Kurai an und schaute kurz zwischen seinem Fuß und Kurai auf. Stumm schüttelte dieser den Kopf. Daraufhin zuckte Law nur mit der Schulter, widmete sich wieder seinem Pflegeprogramm und ließ den Harz an den Füßen trocknen. An der eisigen Luft. Auf seinen Stiefeln. Der Tannenduft der von dem Harz ausging erfreute Law. Es gab nichts angenehmeres, als im eiskalten Winter Gerüche wahrzunehmen, die man mag. Mehr noch als den Tannenduft, mag Law den Geruch von verbranntem, von geräuchertem. Aber weder hatte er vor seine Füße ans Feuer zu halten, damit es nach Schinken roch, noch wäre dies etwas, was ihm in den Sinn käme. Das bisschen, was übrig blieb, hatte Law in die Flammen geworfen und sich an dem kräftigen Geruch, der daraus resultierte, weiter erfreut. Natürlich innerlich. Aufbruchsstimmung kehrte ein, nachdem Law seine Stiefel wieder angezogen hatte. „Genug aufgewärmt?“ Bei der Frage klang Laws Stimme so neutral wie sonst, wenn sie miteinander sprachen. Dennoch erwiderte Kurai die Frage mit einem kühleren „Wenn du meinst“ und überließ es Law, das Feuer zu löschen. Für diesen war es da schon klar, dass es Kurais Wunsch gewesen war, eine Rast einzulegen, weil es eindeutig diesem zu kalt gewesen ist. „Nun.“, begann Law als er aufstand und Schnee ins Feuer gab „Immerhin konnte ich mich ein wenig reinigen.“ „Mhm?“ Nun drehte sich Kurai doch kurz zu Law um. „Na ja.“, holte dieser wieder aus, machte dabei eine längere Pause „In meiner Heimat werden Harze genutzt, um Blasen und – oder auch – kleinere Verletzungen zu versiegeln und vorzubeugen. Die Wirkung kann hier nicht anders sein. Für mich hat es nur einen Grund.“ Law klopfte sich noch den Schnee vom Umhang ab, soweit es möglich war und Kurai blieb ihm dabei dicht auf den Fersen, da es gefährlich danach aussah, als würde Law jeden Moment ausrutschen, da er nicht – aus Kurais Sicht – darauf achtete wohin er ging. Das es so gar keinen Sinn hatte, da Kurai die körperliche Kraft fehlte Law festzuhalten, sollte er ausrutschen, war eher nebensächlich. „Es riecht gut. Der Duft von brennenden Tannenzweigen im Winter.“ Wie zum Beweis zog Law erneut tief die Winterluft ein und entließ den eigenen Atem ins Freie. Kurai ertappte sich dabei, wie sein Mundwinkel leicht zuckte. Mehr aber auch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)