City of Crime - A Gotham Story von Skrizgal ================================================================================ Kapitel 4: 04 - J.C.? --------------------- Zwei Tage später saß Commitioner Gordon wieder an seinem Schreibtisch. Eine Kirchenglocke in der Nähe des Präsidiums schlug ruhig und beständig elf mal und verstummte dann. Gordon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und streckte seine steifen Glieder aus. Wieder war ein Tag vorbei an dem sie nur mäßiges Glück bei den Ermittlungen gehabt hatten. Die Männer die sich mit den Polizisten einige Tage zuvor die Schießerei bei den Docks geleistet hatten waren allesamt nur unwichtige Kleinkriminelle gewesen. Den Mann den sie festgenommen hatten mussten sie nach eingehenden aber sinnlosen Befragungen gehen lassen, da Mafiaboss Falcone darauf aufmerksam geworden und nicht besonders begeistert darüber war, dass ausgerechnet sein Neffe vom GCPD ins Kreuzverhör genommen worden war. Gordon war den Forderungen zähneknirschend nachgegangen und hatte den jungen Mann am Abend frei gelassen. Allerdings erst nachdem er dem Mafiaboss das Versprechen abgenommen hatte, dass er nichts mit den mysteriösen Morden zu tun hatte. Ein Versprechen das zwar offiziell viel Gewicht hatte, aber in Wahrheit kaum so viel wert war wie ein leerer Kaffeebecher. Die Leiche der Jane Doe hatten sie tatsächlich gefunden, nachdem ein Fischer sie in der Nähe der Docks an einem Strand gefunden hatte. Jemand hatte sie wohl ins Wasser geworfen, bis sie dann drei Meilen stromabwärts angespült worden war. Der Commitioner strich sich über den Schnurrbart und schüttelte den Kopf. Warum sollte der Täter jetzt seine Vorgehensweise ändern? Zuvor hatte er die Mädchen doch auch einfach getötet und dann am Tatort liegen lassen. Hatte er etwas übersehen? Es schien dem Polizisten als würde jede Antwort die sie fanden neue Fragen aufwerfen.   Plötzlich klopfte es an der Tür, kurz bevor diese aufschwang. Gordon blickte auf und fragte sich, wer zu so später Stunde noch auf dem Revier sein sollte. Im Türrahmen stand sein Detectiv Bullock. „Jim, du siehst beschissen aus.“ Bullock nahm nie ein Blatt vor den Mund. Er war der einzige im ganzen GCPD der so mit dem Commitioner sprach. Allerdings hatte er sich in zahlreichen Fällen Jims Vertrauen und Hochachtung verdient. „Deine Tochter hat angerufen und sich erkundigt, ob du schon in den Aktenbergen erstickt bist. Sie sagte, dass sie dich in dreißig Minuten hier abholt.“ Gordon rieb sich die Augen und blinzelte seinen Kollegen durch die Brillengläser an. „Wann hat sie angerufen?“ Bullock tat so als würde er angestrengt nachdenken und antwortete: „Oh, nun.. oh verdammt! Das muss vor dreißig Minuten gewesen sein! Das hab ich ja ganz vergessen dir zu sagen Jim! ...sie ist hier.“ Mit den Worten trat er zur Seite, als sich auch schon eine junge Frau mit kupferrotem Haar durch die Tür zwängte, sich vor seinem Schreibtisch aufbaute und streng auf ihren Vater hinabblickte: „Dad, ich hab auf dich gewartet. Komm mit, du musst schlafen und etwas essen. Der Fall läuft dir nicht weg.“ Gordon musterte beide mit einer Mischung aus Verblüffung und Belustigung. „Das habt ihr doch geplant, stimmts? Ihr versucht einen alten Mann zu überrumpeln...“ Bullock gluckste im Hintergrund. „Das Verbrechen schläft nie mein Kind! Aber ja du hast wohl recht… denn ich schlafe sowieso tatsächlich gleich ein..“ Auffordernd streckt die junge Frau ihrem Vater eine Hand entgegen, der sich entrüstet aus seinem Stuhl erhob, nach Waffe, Dienstmarke und Mantel griff und sich in Bewegung setzte. Barbara Gordon war bereits wieder durch die Tür gerauscht als Bullock sich noch einmal an seinen Kollegen wandte: „Sie meint es nur gut. Und sie hat es nicht leicht mit dir. Geh nur, ich sperre ab.“ Damit scheuchte er seinen Vorgesetzten förmlich aus dem Büro. Resigniert folgte der Commitioner seiner Tochter hinaus. Es nützte ja sowieso nichts.   Als sie im Wagen saßen musterte Barbara ihren Vater einen Moment mit hochgezogener Augenbraue bevor sie den Motor startete. „Habt ihr Falcones Mann laufen lassen?“ sie legte den Gang ein und fuhr los. „Ja, mussten wir. Der Alte hätte uns sonst weiß Gott was angehängt. Das GCPD ist sowieso schon das Gespött der Stadt.“ „Dad, ihr tut euer Bestes. Die Leute müssen das doch sehen.“ „Tun sie das? Bisher haben wir in diesem Fall nicht wirklich viel bewirkt, oder? Selbst unser dunkler Freund war uns bisher noch keine besondere Hilfe...“ Die junge Frau schwieg einen Moment bevor sie matt antwortete: „Er ist nun mal kein Heiliger...“ Gordon strich sich mit der Hand durch die Haare und zerzauste sie nur noch mehr. „Wie geht es deinem Bekannten? Weißt du schon was neues?“ „Hmm… nein. Sein Zustand ist stabil und er steht unter ständiger Beobachtung – und Bewachung. Er hat genug Leute verärgert und jetzt wäre er ein verdammt leichtes Ziel.“ „Er ist noch fast ein Kind.“ „Ja das stimmt wohl.. aber er redet und handelt wie ein Erwachsener. Jace musste schnell erwachsen werden, sonst hätte ihn die Unterwelt wohl umgebracht.“ „Warum ist er so geworden?“ Gordon schwieg einen Moment bevor er resigniert antwortete: „Tatsächlich hab ich keine Ahnung. Ich weiß weder seinen richtigen Namen, noch irgend etwas anderes über ihn als das was in der Unterwelt kursiert. Und vermutlich ist das meiste nicht einmal wahr.“ „Jace… J...C… vielleicht seine Initialen?“ Gordon neigte den Kopf unmerklich. „Ja, könnte sein. Allerdings habe ich nichts passendes gefunden als ich einmal die Akten nach einem J.C. durch gesehen habe. Lediglich eine Jonnathan Cadburry, allerdings ist der schon vor zwei Jahren im Alter von 42 in Blackgate gestorben. Nein, der Junge versteht es seine Identität geheim zu halten, und er plaudert eigentlich nicht aus dem Nähkästchen.“ Ein Lächeln umspielte Barbaras Lippen als sie entgegnet: „Das erinnert mich an Batman.“ Der Commitioner nickte matt. Wann habe ich eigentlich begonnen mich mit anonymen Gesetzesbrechern zu umgeben? Als hätte seine Tochter die Gedanken ihres Vaters gelesen lachte sie kurz auf. „Dad, du tust das um das Gesetz am Ende durch zu setzen und diejenigen zu schützen, die deinen Schutz brauchen. Mach dir keinen Kopf darum. Wenn es nur auf diese Weise in dieser Stadt funktioniert, dann ist das eben so. Meiner Meinung nach ist es das Ergebnis das zählt.“ „Ja du hast wohl recht Barbara. Trotzdem frage ich mich hin und wieder ob es richtig ist was ich tue, wie ich es tue. Schließlich ist Jace ein gesuchter Krimineller. Ein Killer den ich eigentlich nach Arkham sperren sollte. Aber trotzdem bieten wir ihm in diesem Moment polizeilichen Schutz.“ „Aber er hilft euch doch diese Fall aufzuklären.“ „Trotzdem verlangen die Vorschriften, dass ich ihn spätestens nach Abschluss des Falls festnehme. Und genau das ist mein Problem. Als guter Polizist müsste ich den Vorschriften folgen. Aber als Privatperson widerstrebt es mir auch nur daran zu denken.“ „Du magst ihn, nicht wahr? Du hoffst ihn vielleicht doch noch auf den rechten Weg zu bringen… niemand will einen Freund einem Leben hinter Gittern ausliefern. Das ist nur menschlich.“ Mit den Worten schaltete sie den Motor aus. Sie waren mittlerweile an ihrem Haus angekommen. „Ein Vater sollte seine Tochter nicht mit solchen Dingen belangen, tut mir leid.“ Bei diesen Worten schaut die Rothaarige ihrem Vater streng ins Gesicht. „Du kannst mit allem das dich bedrückt zu mir kommen, verstanden? Ich bestehe sogar darauf.“ In solchen Momenten erinnerte sie ihn so sehr an ihre Mutter. „Und jetzt komm, die mittlerweile kalte Pizza wartet schon auf den Ofen.“ Ergeben nickte der Commitioner. Bei der Erwähnung der Pizza bemerkte er erst, wie hungrig er war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)