Ress von Lyndis (Mein neuer Diener) ================================================================================ Kapitel 5: Sex -------------- Da standen wir nun mitten in der Küche und starrten uns an. Oder ich starrte eher. Ress war die Ruhe selbst und schien auf etwas zu warten, ich hatte nur wirklich keine Ahnung auf was. Als nichts von mir kam, schien ihm das Warten irgendwann zu dumm zu werden, weshalb er den Abstand zwischen uns schloss und ich plötzlich seine Lippen auf meinen hatte. Ich war so überrascht, dass ich einen Moment lang dieses Gefühl einfach genoss. Dieses Gefühl von Vertrautheit und Wohlsein. Von Geborgenheit und Verlangen. Ein Verlangen das so schnell zunahm, dass ich mich von Ress stieß als hätte ich mich verbrannt. Ich musste kurz durchatmen um wieder zu Verstand zu kommen. "Habe ich etwas falsch gemacht?" Ress Stimme klang ein wenig verspielt. Ein bisschen wie eine Katze, die eine Maus gefangen hatte und sich jetzt über das neue Spielzeug freute. Ich erschauerte heftig. Sollte er bei der Wortwahl nicht eigentlich unterwürfig und unsicher klingen? "Wir sollten das nicht tun", versuchte ich mich zu erklären, auch wenn es mir schwer fiel, mich derart zurück zu halten. Ich trat noch einen Schritt zurück. "Ich kann das so nicht." Doch Ress gab mir keine Möglichkeit zu entkommen. Stattdessen schloss er gleich wieder zu mir auf, bis er mich fast an die Wand gedrängt hatte. "Willst du den Pakt etwa jetzt schon brechen?" "Nein! Aber... aber das geht doch nicht! Wenn du das wegen dem Pakt machst, dann ist das... dann ist das..." Ja, was war es dann? Von seiner Seite aus Prostitution? Von meiner Seite aus Vergewaltigung? "Es ist egal was es ist!", entschied ich dann aber. "Es ist egal, weil ich nicht will, dass jemand wegen so etwas mit mir schläft!" Ress hob nur skeptisch eine seiner schlanken Augenbrauen. "Und weshalb sollte ich dann mit dir schlafen? Aus tiefen Gefühlen heraus, etwa?" "Das ist... ja nicht unbedingt notwendig." Ich stotterte etwas, weil ich mich so gefangen fühlte, obwohl ich einfach nur hätte einen Schritt zur Seite gehen müssen. Aber es schien nur vor und zurück zu geben. Zu Ress oder zur Wand, rechts und links gab es nicht mehr. "Sondern?" "Aus Lust! Weil du mich attraktiv findest... oder heiß oder was weiß ich. Einfach, weil du es willst. Nicht, weil du denkst, dass du mir zu Diensten sein musst, wenn ich gerade will." "Aber das ist meine Aufgabe." Und er klang dabei wieder nicht unterwürfig. Noch immer lag dieser gefährliche Unterton in seiner Stimme. "Das ist Prostitution!" Ich schüttelte heftig den Kopf. "Nein, eigentlich ist es noch viel schlimmer, weil du nicht einmal dafür bezahlt wirst. Das ist Sklaventum und das kann ich nicht." "Yuri", sprach er leise, aber mit deutlichem Nachdruck in der Stimme und kam auf mich zu, dass ich doch noch gegen die Wand stieß. Ich schluckte trocken, meine Knie fühlten sich weich an. Ich konnte seine Körperwärme spüren, so dicht stand er jetzt bei mir. Sachte, aber bestimmt nahm er meine rechte Hand und führte sie ungeniert in seinen Schritt, wo ich eine deutliche Erektion spüren konnte. Mein ganzer Körper erzitterte kurz vor Aufregung. "Fühlt sich das an, als wolle ich nicht mit dir schlafen?" Ich zog meine Hand zurück. Nein... nein. Das ging viel zu schnell, viel zu einfach. War das antrainiert? Konnte man einem Menschen das antrainieren? Man konnte einem Menschen so gut wie alles antrainieren, warum also nicht auch das? Ress sollte so nicht sein. Es machte mich fertig. Was hatte mein Onkel mit ihm gemacht, dass er so war? Das war alles so furchtbar, ich wollte gar nicht daran denken. Was für ein Scheusal musste mein Onkel gewesen sein? Wie konnte so jemand je mit mir verwandt gewesen sein? "Yuri?" Ress drückte mein Kinn etwas nach oben, damit ich ihn ansehen musste. "Ich will mit dir schlafen, seit ich dich das erste Mal gesehen habe." Ich schluckte hart. Noch nie hatte jemand so um mich geworben. Ich war jetzt niemand, der jede Woche seinen One Night Stand brauchte, aber ich war auch kein Kind von Traurigkeit. Wenn ich abends unterwegs war und mir jemand gefiel, nahm ich ihn durchaus auch mal mit nach Hause. Aber noch niemals hatte jemand so um mich geworben. Ress war beharrlich und eine angenehme Art von aufdringlich. "Für mich bist du das schönste Wesen, das mir je begegnet ist." Er drehte mein Kinn noch etwas weiter, damit er sich hinunter beugen und sanft an meinem Hals knabbern konnte. Ich glaubte ihm. Ich konnte ihm nicht vorwerfen, dass das gelogen wäre, denn ich hatte die Blicke gesehen. Manchmal sah er mich an, als wäre ich der Mittelpunkt seines Universums. Und das war so krank. "Hast du meinem Onkel das alles auch gesagt?", würgte ich fast hervor, während ich versuchte die Vernunft aufzubringen, ihn von mir zu schieben. "Natürlich." Natürlich... Natürlich... Natürlich. Wie konnte er das so einfach sagen? Dieses eine Wort schnürte mir die Kehle zu. Ich wollte nichts anderes als mich in seine Berührungen fallen und mich von ihm führen zu lassen, aber wie sollte ich? Wie sollte ich das, wenn er so etwas sagte? "Würdest du das deinem nächsten Herrn auch sagen?" "Ja." Er küsste sich seinen Weg nach oben, zu meiner Wange und stoppte dort. Ich wusste warum. Er konnte das Salz meiner Tränen schmecken. Sofort richtete er sich auf und sah mich verwirrt an. Ich konnte ihm nur eine Sekunde in die Augen sehen. "Yuri?" Seine Stimme klang ein wenig panisch. "Yuri, warum weinst du? Habe ich dir weh getan?" Aus einem Tränen verschleierten Gesicht sah ich wieder zu ihm und schluchzte leise. Ich konnte es einfach nicht fassen. Konnte nicht fassen, was man mit Ress gemacht haben musste, dass er so etwas sagte und auch ernst meinte. Es tat mir so unendlich weh zu wissen, dass man ihn gebrochen hatte. Diesen stolzen Mann, diesen Menschen. "Nein... Aber dir hat man weh getan." Meine Stimme brach immer wieder fast weg. Ich wollte nichts weiter als ihn halten und ihm den Schmerz nehmen, den er empfinden musste. Ich wollte ihm die Erinnerungen nehmen, die ihn zu dem gemacht hatten, was er nun war. Ich wollte ihn halten und nicht mehr los lassen, bis er wieder ganz war. Bis er wieder der war, der er sein sollte. Aber so konnte ich nur hier stehen und Tränen für ihn vergießen. Ich konnte nur weinen um den Mann, der er hätte sein können. "Es tut mir so leid", flüsterte ich, denn meine Stimme gab nicht mehr her. "Es tut mir so unendlich leid. Das hätte dir nicht passieren dürfen. Aber du musst jetzt nicht mehr so sein. Hörst du? Bitte Ress, glaub mir, es wird nichts geschehen, wenn du dich davon löst. Du musst das nicht mehr tun. Du musst das nicht mehr fühlen. Ich werde dich zu so etwas nicht zwingen. Hörst du, Ress? Ich meine das ernst. Du musst mich nicht so sehen. Du kannst andere Männer hübscher finden... oder Frauen, was auch immer. Ich verlange das nicht von dir. Es tut mir so leid. Aber ich werde es wieder richtig machen. Lass es mich wieder richtig machen. Ich kann dich nicht wieder ganz machen, aber ich kann es dir zeigen. Das Leben wie es sein könnte. Und das ist gar nichts Schlimmes. Du darfst ein normales Leben haben. Verstehst du? Du darfst dich verlieben und dich von mir lösen und selbstständig sein. Ich bin nicht mein Onkel. Ich tue dir nichts. Was auch immer er dir angetan hat, ich werde das nicht auch tun. Hörst du? Lass mich dir helfen. Ich flehe dich an, lass mich dir helfen!" Doch Ress schien vollkommen unbeeindruckt. Er nahm nur mein Gesicht in seine Hände und wischte mir sanft die Tränen weg, die gleich wieder nach kamen. "Du weinst schon wieder um mich?", fragte er sanft und bekam von mir nur ein verzweifeltes Schluchzen. "Was musst du nur von deinem Onkel denken, wenn du mir so etwas sagst? Yuri... er war dir so ähnlich. Er war so ein großartiger Mann. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass er mir nichts getan hat. Du musst nichts wieder reparieren oder mir etwas zeigen. Wenn ich nicht bei dir sein wollte, wäre ich nicht hier. Verstehst du? Ich habe dich als meinen Herrn akzeptiert, nicht, weil ich es muss. Sondern weil ich von Anfang an gesehen habe, was für ein wunderbares Wesen du bist. Und dass du es verdient hast, dass man sich um dich kümmert. Denkst du wirklich du seist der einzige Verwandte, an den das Erbe hätte gehen können? Bevor dein Onkel starb, haben wir nach einem Erben gesucht und wir haben dich von allen, die in Frage kamen, ausgesucht. Ich bin freiwillig hier. Ich tue nichts gegen meinen Willen und ich bin auch nicht kaputt. Bitte versuch das zu verstehen. Ich will dich nicht mit meiner bloßen Anwesenheit ständig derart traurig machen." Nach diesen Worten, bei denen ich mir nicht sicher war, was ich davon hielt, zog er mich an sich, bettete meinen Kopf an seiner Brust und strich mir beruhigend durch das Haar.   "Wusstest du, dass es Menschen gibt, die sich in Gegenstände verlieben? Dass sich Menschen Puppen als Partner halten oder Kissen?", fragte Ress nach einer Weile, in der ich mich ein wenig beruhigt hatte. Ich nickte schwach, weil ich nicht recht wusste, was ich dazu sagen sollte. "Und kannst du so etwas akzeptieren?" Ich zuckte leicht die Schultern. Ja, natürlich hörte man von so etwas. Ich hatte es noch nie wirklich erlebt, aber ich wusste, dass es das gab. "Es ist deren Sache. Solange sie niemandem weh tun, sollen sie lieben wen sie wollen." Ress strich mir sanft durch mein Haar und ich ließ mich von seinem stetigen Herzschlag einlullen. "Wenn du deren Art zu leben akzeptieren kannst, warum dann nicht meine?" "Ress, das ist nicht das..." "Doch Yuri. Es ist das selbe. Bei mir ist es keine Liebe zu Puppen oder Maschinen oder Gebäuden oder was es sonst noch alles gibt. Ich mag diese Art von Leben. Ich mag es bei jemandem wie dir zu sein und dir gutes zu tun. Ich mag es, einem Herrn zu Diensten zu sein, den ich genauso respektiere wie er mich. Und ich bin ihm mit meinem Körper und meinem Geist zu Diensten. Ist das denn so schlimm? Ich tue doch auch niemandem damit weh." War es denn so einfach? War es ein Fetisch? Ich konnte mir das nicht vorstellen. Das überstieg meinen Horizont bei weitem. Gab es so etwas wirklich? "Du bist dir sicher, dass du dir selbst damit nicht weh tust?" "Ja, ganz sicher. Das schwöre ich dir." Würde Ress lügen, nur, damit es mir besser ging? Würde er überhaupt wissen, wenn er sich selbst weh täte? "Versprichst du mir etwas?" "Ja, alles was du willst." Das trieb mir fast wieder die Tränen in die Augen. Wie konnte man nur so... es nutzte ja doch nichts, sich darüber aufzuregen. "Wenn du jemand anderen findest, der dir gefällt, dann nimm keine Rücksicht auf mich, ja? Ich will, dass du glücklich bist. Wenn dieses ... Diener Ding dich glücklich macht, dann... dann kriegen wir das schon irgendwie hin. Ich kann noch nicht mit dir schlafen, aber den Rest kriegen wir hin. Nur... wenn du jemanden findest der dir besser gefällt, will ich, dass du versuchst ihn dir zu schnappen, ja? Versprich mir, dass du tust, was dich glücklich macht." "Yuri, ich werde nie..." "Ress! Versprich es mir einfach, bitte." Er seufzte nur und fuhr mir noch einmal durchs Haar. "Ich verspreche es." Das beruhigte mich etwas und ließ mich aufatmen. Insgeheim fragte ich mich, wie viele Verwandte ich sonst noch nicht kannte, wenn es wohl eine Auswahl gegeben hatte und warum die Wahl gerade auf mich gefallen war. Aber im Prinzip war es doch vollkommen egal. Sie hatten mich ausgewählt und damit mussten wir beide jetzt klar kommen. Irgendwie würde es schon gehen. "Darf ich dir jetzt endlich Frühstück machen?" "Ress... du musst nicht..." "Yuri...", warf er ermahnend dazwischen und ich seufzte. "Ja, gern. Ich mache in der Zwischenzeit die Betten oder so was..." "Nein. Du wirst dich gemütlich in eine Ecke setzen oder legen und irgendetwas tun, was dir Freude bereitet und wozu du sonst nicht kommst. Ich mache die Hausarbeit und wenn du etwas möchtest, egal was, dann kümmere ich mich darum." Das klang... furchtbar. Ich war mir sicher, dass viele Menschen sich darüber gefreut hätten, aber mir war es zuwider. Ich war fähig meinen Haushalt allein zu bewältigen und ich hatte Angst faul zu werden, wenn ich das nicht mehr musste. Ress löste sich wieder von mir und musterte mich. "Du siehst nicht gerade glücklich aus." Der missbilligende Tonfall ließ mich leicht die Augen verdrehen. "Muss ich dir etwas erst noch beibringen, wie man Spaß am Leben hat? Hast du keine Hobbies?" Hobbies? Puh... ich las gerne, traf mich gerne mit Freunden in der Stadt - ich musste mir unbedingt noch überlegen, wie ich denen meinen neuen Mitbewohner erklärte - und ich arbeitete. Das war es eigentlich. Ich war eben ein durch und durch langweiliger Mensch. Deshalb zuckte ich zur Antwort auch nur etwas hilflos mit den Schultern. Ress seufzte. "Du bist ein wirklich schwerer Fall. Aber das bekomme ich schon hin." Er packte mich an den Schultern und schon mich in Richtung Wohnzimmer. "Beginne mit duschen, bis dahin habe ich alles vorbereitet. Und nach dem Frühstück räume ich deine Schlafsachen aus dem Wohnzimmer wieder weg. Wenn du nicht mit mir in einem Bett liegen möchtest, dann nehme ich von jetzt an das Sofa. Ich kann nicht ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass du dich mit so etwas zweitklassigem abgeben musst." Ja, da war noch was. Ress brauchte ein Schlafzimmer. Das wäre doch ein gutes Projekt für die nächsten zwei Wochen. Dann konnte ich mich auch beschäftigen, während Ress den Rest machte. So herumkommandiert zu werden, ließ mich allerdings schmunzeln. Auch wenn Ress gerade eher wie eine aufgescheuchte Hausfrau wirkte - natürlich in seinem Maßstab gemessen, er fuchtelte nicht wild mit den Händen herum oder klang besonders aufgeregt - beruhigte es mich doch sehr, dass er seinen Biss wohl nicht verloren hatte. Hoffentlich behielt er das bei, denn so vermittelte er nicht den Eindruck, ein Diener zu sein. Was für ein überaus merkwürdiger Morgen... schon wieder.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)