Kaffee oder Tee? von Ginnybread (... oder vielleicht Blut?) ================================================================================ Kapitel 9: Nicht seltsamer als sonst auch *Ian* ----------------------------------------------- Ich lehnte mit dem Rücken gegen die Zimmertür, in der Dunkelheit. Mein Herz raste, mein Blut rauschte und meine Hände zitterten. Das Gefühl berauschte mich, meine Sinne waren geschärft und ich fühlte mich so wach, wie schon lange nicht mehr. Noch immer hatte ich den Geschmack seines Blutes auf der Zunge. Und ich bildete mir auch ein, noch die Wärme seines Körpers an meinem wahrzunehmen. Und es überforderte mich komplett. Ich musste dringend ein Wort mit Henry darüber reden… Immerhin hatte ich keine Ahnung, ob es normal war, so sehr zu reagieren, oder ob das an mir lag… Und verdammt! Es war mir egal, woran es lag. So konnte es definitiv nicht weitergehen. Ich hätte ihn um ein Haar geküsst… Reglos verharrte ich, bis ich zuerst den Backofen und dann die Badezimmertür hören konnte. Jared war jetzt in der Küche. Kurz überlegte ich noch, aber dann beschloss ich, zu ihm zu gehen. So peinlich mir die ganze Geschichte auch war, ich wollte gar nicht erst anfangen, eine große Sache daraus zu machen. Auch wenn durchaus die Gefahr bestand, dass er ziemlich wütend war… ich würde mich entschuldigen und dann würden wir es hoffentlich schaffen, darüber hinweg zu sehen. Zögernd trat ich in die Küche ein. Er stand mit dem Rücken zu mir und hatte gerade seinen Auflauf aus dem Ofen geholt. Ich konnte sehen, dass sich sein Körper anspannte, als er mich bemerkte, aber er drehte sich nicht zu mir herum. Und ich bemerkte, dass er sich ein Handtuch über seine Schultern geworfen hatte. Unschlüssig blieb ich im Türrahmen stehen und überlegte was ich am besten sagen sollte. „Ähm.“ Ich räusperte mich. „Immerhin hat es dieses Mal nicht mit einem krankenhausreifen Zustand geendet.“ Es gab ein lautes Klirren, als er die gläserne Auflaufform ziemlich heftig auf der Anrichte abstellte. Er drehte sich zu mir um und hätte furchtbar wütend ausgesehen, wenn da nicht diese verräterische Röte auf seinen Wangen läge. „Nein… Dafür hab ich jetzt nen Knutschfleck am Hals. Und noch ein Bisswunde.“ Er wandte den Blick wieder ab und schnappte sich Besteckt aus der Schublade. Ein bisschen sprachlos schaute ich ihm dabei zu. Er hatte sich schon sein Essen auf einem Teller zurechtgelegt als ich antwortete: „Entschuldige… das war wirklich keine Absicht.“ Das machte das Ganze dann noch mal um ein paar brisante Details peinlicher. Wahrscheinlich leuchtet mein Gesicht nicht weniger als seines. „Davon kann ich mir jetzt auch nichts kaufen. Ich muss damit morgen zur Arbeit.“ Er lehnte sich gegen die Anrichte und begann im Stehen zu essen. „Ich… weiß auch nicht…“ Tatsächlich hatte es mir ein wenig die Sprache verschlagen. Auch, weil er das Handtuch zu Boden geworfen hatte und ich sowohl die Bisswunde als auch den verräterischen Fleck darüber sehen konnte. Kurz trafen sich unsere Blicke und spätestens seine bernsteinfarbenen Augen machten mich dann endgültig sprachlos. Ich hatte ihn geküsst. Und ich hatte sein Blut getrunken. Und ich wusste, dass es ihm gefallen hatte. Und er wusste, dass es mir gefallen hatte. Mehr als nur gefallen… Die Spannung zwischen uns war fast greifbar und in meiner Brust zog sich etwas zusammen und schickte dann einem warmen Schauder durch meinen Körper. Seine Lider flatterten und mit zitternden Händen stellte er seinen Teller weg. Er konnte es auch spüren, das wusste ich. Das Geräusch der Haustür ließ uns beide zusammenzucken. Jared schnappte sich schnell das Handtuch und legte es sich wieder über die Schultern, während ich fieberhaft überlegte, was ich tun konnte. Und da mir nichts anderes einfiel, auf die Schnelle, stellte ich mich vor die Kaffeemaschine und betätigte den Knopf. „Hey ihr beiden!“ Collin kam zielgerichtet zu uns in die Küche und sah recht zufrieden aus. „Liza hat mir heute erklärt, dass sie vielleicht Kontakt zu Vampiren bekommen kann, die schon mal eine Prägung hatten oder noch eine haben. Das ist schon mal ein Hoffnungsschimmer.“ Ich nickte langsam und Jared fragte: „Willst du Kartoffelauflauf?“ „Ähm… nein, danke. Ich hab schon gegessen.“ Collin wollte sich gerade zum Kühlschrank wenden, als er in der Bewegung inne hielt und noch mal zu seinem Mitbewohner schaute. „Warst du nicht heute Mittag schon duschen?“ Ich konnte sehen, dass Jared einen Moment brauchte, um zu verstehen, dass Collin sich auf das Handtuch bezog. „Oh, ähm… Ich hab mir nur noch mal die Haare gewaschen… Ich hatte beim kochen ein bisschen Pech mit der Soße…“ Ich biss mir auf die Lippe, um mir ein Lache zu verkneifen, als ich Jareds Gestammel hörte. Collin beäugte ihn noch einmal kurz und antwortete mit einem schlichten: „Ach so.“ Im Laufe des Abends machten wir es uns zu dritt auf der Couch gemütlich und schauten irgendeine Fernsehquizz. „Ich habe die Sachen in der Apotheke, hier in der Straße bestellt. Vielleicht kannst du die morgen abholen, Ian. Ist ja sonst keiner da. Ich habe den Abholzettel auf den Tisch gelegt.“ „Klar, danke.“, antwortete ich und hoffte, dass er nicht allzu viel Geld für das Zeug ausgegeben hatte, mit dem wir Jareds Blut abfüllen wollten. Ich musste mir sowieso endlich mal einen Job suchen… Henry hatte darauf bestanden, dass ich erst einmal mit meinem Vampir-Sein klarkommen musste, bevor ich zur Normalität zurück kehrte. Aber gut… Der Zug war abgefahren. Collin gähnte. Und als ich fünf Minuten später noch mal in seine Richtung schaute, sah ich, dass er mit dem Kopf auf der Sofalehne eingeschlafen war. Seine Brill hing schief auf seiner Nase und er schnarchte leise. Jared beugte sich neben ihm nach vorne und verdrehte die Augen. „Weck ihn einfach und schick ihn ins Bett, wenn du schlafen willst…“ „Okay… Wie lange arbeitest du morgen?“, fragte ich, mit möglichst neutralem Tonfall. „So gegen elf Uhr schnapp ich mir den Hund und bringe den gegen ein Uhr wieder. Dann kann ich pünktlich um halb zwei im Café sein. Ich komme wahrscheinlich um kurz vor sieben wieder zurück.“ Ich schaute ihn ungläubig an. „Du gehst zwei Stunden lang mit dem Hund Gassi?“ Jared zuckte mit den Schultern. „Klar… Es gibt hier ganz schöne Ecken und Lady freut sich… Du kannst auch mitkommen, wenn du magst.“, fügte er noch hinzu und wandte seinen Blick dem flackernden Bildschirm zu. „Meinst du der Hund mag mich noch?“, grinste ich und tatsächlich konnte ich sehen, wie seine Mundwinkel zuckten. „Für gewöhnlich sind Terrier nicht besonders nachtragend. Ich kann dir aber nichts garantieren.“ „Na gut, bevor ich hier alleine herumsitze… Und dann lerne ich auch endlich mal Kristina kennen.“ „Sie heißt Christa.“, antwortete Jared und erhob sich von der Couch. „Also gut. Ich geh jetzt schlafen. Nacht.“ „Gute Nacht…“, sagte ich und schaute ihm nach, wie er ins Bad verschwand. Vielleicht war es ganz gut, dass Collin eingeschlafen war. Sonst hätte er sich irgendwann gefragt, weshalb Jared noch immer das Handtuch um die Schulter trug. Wobei ich sowieso das Gefühl hatte, dass er die Soßen-Geschichte nicht wirklich abgekauft hatte. Ich schüttelte ihn leicht an der Schulter und er schreckte sofort hoch. „Hm?“, machte er und richtete sein Brille. „Du bist eingepennt.“, sagte ich und er gähnte wieder. „Sorry… Ich geh dann mal in Richtung Bett. Gute Nacht.“ „Dir auch.“ „Ach, wie lieb!“ Christa war völlig aus dem Häuschen, als sich mich hinter Jared entdeckte. „Wie schön, dass du mal einen Freund mitbringst, Gerret.“ Ich musste die Luft anhalten, um nicht zu lachen, als ich hörte, wie sie seinen Namen aussprach und er warf mir einen bösen Blick zu. Aber ich verstand sofort, weshalb er sich mit der alten Dame angefreundet hatte. Sie war der positivste Mensch, der mir je begegnet war. Allerdings hatte sich Jared hinsichtlich des Terriers getäuscht. Lady entpuppte sich als höchst nachtragend und knurrte mich wütend an. „Aber, aber, Lady!“, empörte sich Christa über das Verhalten ihres Hundes und schickte sie mit einer energischen Handbewegung auf ihre Decke „Christa, das ist Ian. Ian, das ist Christa.“, stellte Jared uns vor. Ich wollte ihr die Hand reichen, aber sie zog mich direkt in eine herzige Umarmung. „Ach, wie nett!“, sagte sie wieder während sie mir über den Rücken tätschelte und ich einen tiefen Schwall von ihrem Parfum einatmete. „Ja, ein ganz Netter.“, meinte Jared und den sarkastischen Unterton, hörte wohl nur ich. „Aber dünn ist er ja.“, bemängelte Christa meine Statur, nachdem sie mich losgelassen hatte. „Du musst erst mal was essen, mein Junge.“ Ich konnte mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen und das verbuchte sie offenbar als Zustimmung und wirkte uns in ihre Wohnung rein. Man sah der Wohnung natürlich an, dass hier eine alte Dame lebte. Aber jedes Spitzendeckchen und jeder Porzellanengel stand akkurat ordentlich an seinem Platz und man konnte weit und breit nicht ein Staubkorn entdecken. „So hungrig bin ich gar nicht…“, meinte ich, als ich sah, dass sie mit einem riesigen Teller Plätzchen um die Ecke kam. Wer backte denn zu dieser Jahreszeit schon Plätzchen? „Nein, wir haben eigentlich schon gegessen.“, stimmte mir Jared zu. Auch wenn es in meinem Fall nicht ganz der Wahrheit entsprach. Zwar hatte ich um der Normalität Willen einem Toast heruntergewürgt, aber satt war ich natürlich nicht. Nur würden mir die Plätzchen da auch nicht weiterhelfen. Aber Jared hatte heute Morgen so gute Laune gehabt, dass ich beschlossen hatte, das Thema Blut vor heute Abend nicht mehr anzusprechen. Er war wirklich genug gebeutelt. „Papperlapapp.“, machte Christa und quetschte sich neben Jared auf das Sofa, sodass dieser press an meiner Schulter saß. Gut, Christa hatte recht, gegen einen Snack hätte ich nichts einzuwenden… Und es war gar nicht so leicht, mich auf mein Plätzchen zu konzentrieren, wenn Jared so dicht neben mir saß und mir seinen Hals präsentierte. Er hatte zwar den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Anschlag hochgezogen, damit niemand die Male an seinem Hals sehen konnte, aber es war trotzdem schwerer als gedacht. Innerlich fluchte ich. Es konnte ja wohl nicht sein, dass ich immer öfter Blut brauchte. Ich musste mich einfach mal zusammenreißen. Jared warf mir einen irritierten Blick zu. Offenbar war es ihm nicht entgangen, dass ich ihn von der Seite musterte. Und wieder schlich sich eine leichte Röte auf seine Wangen, die mich grinsen lies. „Darf ich mal?“, fragte ich und streifte sein Handgelenk, als ich meine Hand nach der Kaffeekanne austreckte, die Christa eben noch mitgebracht hatte. Ein Kribbeln breitete sich in meinen Fingerspitzen aus. „Wir wollten gar nicht so lange bleiben.“, bemerkte Jared und warf mir einen feurigen Blick zu. „Ja, ich weiß. Zu dieser Jahreszeit kann man nie wissen, wie lange sich das Wetter hält. Aber lass den Ian doch noch seinen Kaffee austrinken.“, antwortete Christa und tätschelte Jareds Schulter. Ein bisschen Leid tat er mir schon. Und ich war mir sicher, dass mein Verhalten sehr befremdlich auf ihn wirken musste. Aber ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren, ihn ständig anzusehen und ihn ein bisschen zu ärgern. Ich schüttete mir auch nur einen kleinen Schluck Kaffee ein und beeilte mich ihn auszutrinken. „Das ist der wahre Grund, weshalb du so viel Zeit eingeplant hast, oder?“, fragte ich, als wir eine viertel Stunde später mit Lady auf der Straße ankamen. „Pass auf, sie hat dir bestimmt einen Kuchen gebacken, wenn wir wieder zurück kommen.“, antwortete er und zerrte den Terrier von mir weg. Lady hatte angefangen mich anzukläffen und knurrte mich immer an, wenn ich ihr zu nahe kam. „Ich finde sie sehr nett… Im Gegensatz zu ihrem Hund.“ „Lady hat wirklich jeden Grund, dich nicht zu mögen.“ „Ja, wie gut, dass du nicht so nachtragend bist.“, rutschte es mir heraus und befürchtete, dass er wütend werden würde. Aber zu meiner Überraschung gab er nur ein Lachen von sich und schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich hab ich einen totalen Dachschaden…“ „Nein, das finde ich nicht… Ich finde, du bist sehr viel netter als du tust.“, sagte ich. Er holte tief Luft. „Hör auf mit mir zu flirten.“ Ich lachte. Jetzt erst recht. „Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass es dich stört.“ „Du bist unverschämt und anstrengend.“ „Und du wirst rot.“, bemerkte ich und hielt ihn am Arm fest. Vielleicht war es an der Zeit mir einzugestehen, dass er es mir wirklich angetan hatte. Vielleicht spielte auch mein Hunger ein bisschen mit, ich war mir selbst nicht ganz sicher, wie sich meine Motivation zusammensetzte. Wir standen in der Näher des Parks, abgeschirmt durch eine Litfaßsäule und er schaute mich fast ein bisschen erschrocken an. „Was wird das denn?“, fragte er und versuchte mir seinen Arm zu entziehen. Mit der anderen Hand hielt er noch immer die Hundeleine. Und es entging mir natürlich nicht, dass er sich zwar beschwerte, aber nicht wirklich vor mir zurück wich. „Das kommt ganz auf dich an.“, antwortete ich ihm, dann reckte ich mich die wenigen Zentimeter, die er größer war als ich, nach oben und küsste ihn. Und ich war darauf bedacht gewesen, ihn nicht zu überfordern, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mich selbst so aus der Bahn werfen würde. Denn augenblicklich schlich sich die Wärme in Wogen durch mein Gesicht und machte es mir unmöglich von ihm zurück zu weichen. Auch, weil er den Kuss direkt, wenn auch erst zögerlich erwiderte. Ich musste mich wirklich beherrschen, um ihm nicht fest auf die Lippe zu beißen, als der Kuss intensiver wurde. Jared küsste lang nicht so schüchtern, wie ich es vermutet hatte. Im Gegenteil. Seine warmen Lippen und sein Zunge, die über meine Unterlippe streifte, brachten mich so sehr aus der Fassung, dass mir fast schwindelig wurde. Als hätte er das gemerkt, schlang er mir einen Arm um die Mitte und zog mich an sich. Spätestens jetzt entflammte der Kuss wirklich. Ich legte eine Hand in seinen Nacken und er erschauderte unter meinen kalten Fingern. Wir lehnten schließlich mehr oder weniger an der Litfaßsäule, ungeachtet der Tatsache, dass diese noch recht nass war, vom letzten Regen. Ich hatte ihn am Kragen seiner Jacke gepackt und wollte mich seinem Hals zuwenden, als Lady anfing zu bellen und nach meinem Hosenbein schnappt. Ich konnte mich gerade so beherrschen, um sie nicht einfach mit der Hake von mir weg zu schieben. Gezwungenermaßen löste ich mich von Jared und wandte mich dem Hund zu. „Was ist?... Eifersüchtig?“ Ich betrachtete den Terrier noch einen kurzen Moment, auch weil ich mich erst einmal kurz sammeln musst, bevor ich zu Jared sehen konnte. Er lehnte noch immer an der Säule und schaute mich fast ausdruckslos an. „Lass uns mal weitergehen. Mir ist kalt.“, sagte er und setzte sich in Bewegung. Ich starrte ihm erst mal mit leicht geöffnetem Mund hinterher. Was war denn jetzt los? „Du bist kalt.“, murmelte ich und beeilte mich, die beiden einzuholen. Schweigend lief ich neben ihm her. Mein Herz schlug noch immer ziemlich heftig und auch wenn es mich angesichts seiner Reaktion ziemlich wurmte, musste ich mir eingestehen, dass ich mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt hatte, während ich jemandem küsste. Und das obwohl er ein Kerl war. Ein ziemlich grimmiger, unfreundlicher. Als wollte er mir unbedingt beweisen, dass er nicht so nett war, wie ich es behauptet hatte. Es hatte ihm gefallen, das war ja wirklich schwer zu übersehen gewesen, also wieso verhielt er sich jetzt so seltsam? Gut, ich hatte vielleicht wieder ein wenig über die Stränge geschlagen… aber viel Wiederstand konnte er jetzt auch nicht für sich verbuchen, eher im Gegenteil… „Hast du das Zeug aus der Apotheke schon abgeholt?“, fragte Jared und hielt an, damit Lady ausgiebig an einer Parkbank schnuppern konnte. „Ähm, ja… heute Morgen schon.“ Als er im Bad gewesen war. „Okay.“, antwortete er und wir setzten unseren Gang fort. Ich vergrub meine Hände in den Säckeln meiner Jacke. Vielleicht handhabte er das auch einfach so, mit dem küssen… Sehr seltsam. Man konnte ihm so schnell peinliche Berührung ansehen, aber wenn er geküsst wurde, ging das an ihm vorbei. Vielleicht hatte es ihm doch nicht gefallen… Ich hörte ihn lachen und schaute zu ihm. „Offensichtlich bin nicht ich derjenige mit dem Dachschaden.“, meinte er dann und schaute mich amüsiert an. Jetzt war ich doch ein wenig verärgert. „Was soll das denn heißen?“ „Wie kommst du auf die Idee mich zu küssen?“, fragte er direkt. „Das… ist eine gute Frage.“, gab ich zu und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Jetzt war ich eindeutig derjenige, der peinlich berührt war. Ich beschloss den Spies umzudrehen. „Wie kommst du darauf, dich nicht zu wehren, wenn dich ein Vampir mit Dachschaden küsst?“ „Ich kann mich auch nicht gegen dich wehren, wenn du mich beißt.“ „Willst du mir etwa erzählen, du hättest versucht mich wegzuschieben? Also das kam aber ein bisschen anders bei mir an…“ „So… meinte ich das nicht.“ Jetzt sah ich ihm auch eine gewisse Röte wieder an. Na also! „Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“, antworte ich ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann mich einfach nicht dagegen wehren. Weiß der Teufel, warum. Vielleicht hat es was mit der Prägung zu tun.“ „Klingt eher so, als hätte es was damit zu tun, dass es dir gefallen hat und du es nicht wahrhaben willst.“, fand ich. Er stieß zischend die Luft aus. „Das ist…“ „Schwer zu akzeptieren?... Das kommt mir bekannt vor.“, versuchte ich zu erklären. Okay… wollte ich mich jetzt vor ihm entblößen, oder wollte ich, dass er mir weiterhin nichts anmerkte? Er sah mich irritiert an. „Was denn? Denkst du es geht mir damit anders? Man, ich hatte den Schock meines Lebens, als ich gesehen hatte, wie du ausgesehen hast, nachdem ich dich das erste Mal gebissen hatte… Es hat sich für mich… berauschend angefühlt und du bist fast gestorben. Zumindest hat es so ausgesehen. Es ist nicht gerade einfach gewesen hinzunehmen, dass du mich dazu bringst, so die Kontrolle über mich zu verlieren. Und jetzt ist diese komische Geschichte schon so weit eskaliert, dass ich dich auf offener Straße…“ Ich brach ab und fuhr mir noch einmal mit der Hand durch die Haare. „Das ist verrückt.“, murmelte Jared. „Wem sagst du das…“ Ich überlegte, was ich sagen konnte, damit er nicht mehr so ein Gesicht zog. Ehrlich, ich fühlte mich wirklich elendig, wegen des Kusses. Ich hatte ihn wirklich genug durcheinander gebracht. „Entschuldige, wegen eben.“, fügte ich hinzu. „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich wusste einfach nicht… ich hab komisch reagiert, sorry.“ Ja, das konnte man wohl sagen. „Kein Thema.“ „Okay.“ Gut, wir hatten zwar nichtgeklärt, warum wir miteinander geknutscht hatten, aber wenigstens war keine seltsame Stimmung zwischen uns. Zumindest nicht seltsamer, als sonst auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)