Racheengel von Little-Cherry (Du entkommst ihr nicht!) ================================================================================ Kapitel 8: Time to say goodbye ------------------------------ Schwarz. Wenn sie sonst immer in den Spiegel sah, fielen ihr zuerst ihre blonden Haare oder ihre blaugrünen Augen auf. Wenn sie nun jedoch in den Spiegel sah, dann war das erste, was sie sah schwarz. Ihr Körper war in ein schlichtes langes schwarzes Kleid gehüllt. Ihr Füße umhüllten ebenso schlichte schwarze Ballerina. Auf ihrem Kopf trug sie eine Spange mit einer großen schwarzen Rose. Auch hatte sie keine Schminke aufgetragen. Es hätte einfach nicht gepasst. Es war ihr an diesem Tag eh egal wie sie aussah, sollte doch jeder sehen, wie schlecht es ihr ging, wie sehr sie der Tod Shikamarus mitnahm. Es war ihr egal. Sie wollte Shikamaru einfach nur die letzte Ehre erweisen…   „Temari?“, fragte Gaara vorsichtig und späte in ihr Zimmer herein. Temari löste ihr Blick vom Spiegel und drehte sich zu ihrem Bruder.   „Ich bin so weit“, sagte sie ruhig und gefasst. Ihre Stimme klang in ihrem Kopf absolut kalt und ohne jegliche Emotionen. Doch Temari hatte nichts anderes Erwartet. Aus ihrer Sicht hatte sie nur zwei Möglichkeiten. Die erste war, dass sie alles, was sie quälte rausließ und sich ihren Tränen und ihrer Trauer einfach ergab, bei der zweiten schob sie all diese Gefühle in eine tiefe Ecke ihres zerbrochenen Herzens und achtete nicht weiter darauf. Temari hatte sich für die zweite Variante entschieden und hatte einfach alles weggesperrt, hatte sie Shikamaru doch versprochen, nicht mehr um ihn zu weinen. Nur befand sich in ihrem einsamen Herzen nichts anderes als der Trauer, der Wut und dem Schmerz …   Ohne auf den Blick ihres Bruders zu achten, nahm sich Temari ihr schwarzes Jäckchen und ihre schwarze Handtasche, bevor sie schließlich auf die Tür zuschritt. Zusammen mit Gaara verließ sie ihr Zimmer und schritt den Flur entlang zu der Wohnungstür, wo bereits Kankuro auf sie wartete. Dieser öffnete ihr sofort die Tür und begleitete sie zu dem Wagen, wo Temari auf der Rückbank platznahm. Sie hatte keine Lust mit einen ihrer Brüder zu reden und hoffte, dass sie sie hier in Ruhe lassen würden.   Gaara und Kankuro setzten sich nach vorne und starteten den Wagen. Schweigend fuhren sie alle drei zum Friedhof. Auch den beiden Brüdern war nicht wirklich zu Reden zu mute, denn sie fuhren zu dem Friedhof, auf dem Shikamaru an diesem Tag beigesetzt werden sollte. Alle würden da sein. Seine Familie. Seine Freunde. Seine Kollegen. Sie alle würden dabei sein, wenn sein Körper schließlich der Erde übergeben wurde.   Teilnahmelos sah Temari während der Fahrt aus dem Fenster. Sie sah zu, wie die Landschaft an ihr vorbei rauschte, bis sie schließlich bei dem Friedhof ankamen, doch auch dort nahm sie ihre Umgebung kaum wahr. Sie ließ sich von ihren Brüdern zu dem offenen Grab führen, an dem ein paar Stühle aufgestellt waren und wo sie von Shikamarus Eltern empfangen wurden. Yoshino nahm sie sofort in ihre Arme und drückte sie fest, während Shikaku es vorzog einfach nur ihre Schulter zu drücken.   Ohne Umschweife wurde sie von den beiden zu der Stuhlreihe geschleift, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollte. Temari nahm auf einem der Stühle platz und richtete ihren Blick nach vorne. Dort erblickte sie den dunkelbraunen Sarg. Es war ein wirklich schönes Holz, das mit vereinzelten Blumen verziert war. Gerne hätte sie die Schönheit noch länger betrachtet und mehr gewürdigt, doch zog sich bei dem Gedanken, wem dieser Sarg ein Zuhause bieten sollte, ihr Herz zusammen und sie wurde wieder in ihre kleine eigene Welt, in ihre Blase, gezogen.   So bekam sie nichts davon mit, wie die anderen Gäste langsam kamen und sich um den Sarg verteilten. Sie spürte nur, wie einer ihrer Brüder ihr seine Hand auf die Schulter legte, als der Pastor seine Rede begann. Temari aber bekam auch davon nicht viel mit. Die Worte rauschten einfach nur an ihr vorbei. In ihrer kleinen Welt erlebte sie ganz für sich alleine noch einmal die schönsten Momente, die sie mit Shikamaru hatte teilen dürfen. Nein, es waren nicht nur die schönsten. Es waren auch ihre Streitereien, doch auch die gehörten zu ihrer Beziehung dazu, auch sie waren es wert noch einmal betrachtet, gewürdigt zu werden. Schließlich würde sie sich nie wieder mit ihm streiten können. Kein böses Wort mehr, kein süßes Geflüster. Mit diesem Tag würde es ein für alle Mal vorbei sein.   Ja, nach diesem Abend wäre nichts mehr so, wie es einmal war. Das hatte sie sich in dieser Nacht nach langem Überlegen fest vorgenommen. Sie wollte diesen Schmerz und diese Trauer nicht mehr spüren. Sie wollte nicht mehr leiden. Sie wollte nicht mehr, dass sein Tod ungesühnt blieb. Nach diesem Tag wollte Temari all ihre Gefühle für den Rest ihres Lebens verbannen. Nein, nicht alle, nur diejenigen, die sie an ihrer Aufgabe hinderten. Rache und Wut würde sie behalten. Sie würden ihr Antrieb sein. Sie würden sie am Leben halten, bis es endlich vorbei war, bis Shikamaru Gerechtigkeit wiederfahren war…   Viel zu schnell waren auch die vielen Reden vorbei, sodass viel zu schnell der Moment kam, vor dem sie sich all die Zeit gefürchtet hatte. Man würde Shikamaru der Erde übergeben und sie würde ihn nie wiedersehen, sie müsste sich nun für immer von ihm verabschieden. So stand sie wie mechanisch auf, nahm sich die weiße Rose, die man ihr gereicht hatte, und folgte Yoshino und Shikaku, wie sie an dem offenen Grab vorbeiliefen und die Rose hineinwarfen. Die anderen zahlreichen Trauergäste, Freunde und Kollegen, folgten ihnen.   Erst unter einer großen Linde stoppten Shikaku und Yoshino. Letztere schloss Temari erneut wortlos in ihre Arme. Die Blondine wusste, dass es sowohl sie als auch die Ältere trösten sollte, doch hinterließ es bei ihr nichts als Leere, dennoch ließ sie es über sich ergehen. Lange aber konnten die beiden Frauen nicht in dieser Umarmung verharren, denn auch die anderen Trauernden waren mittlerweile bei ihnen angekommen und wollten ihn ihr Beileid kundtun.   Temari ließ all die Worte, die Umarmungen und Händedrücke wortlos über sich ergehen, wusste sie doch nicht genau, was sie dazu sagen sollte. Eigentlich wollte sie in diesem Moment doch einfach nur alleine sein und ihren Gedanken nachgehen, schließlich würde es das letzte Mal sein, dass sie an all die schönen und all die schlechten Zeiten mit Shikamaru denken konnte, denken wollte.   Es dauerte eine halbe Stunde, bis auch der letzte Trauergast bei ihr und Shikamarus Eltern gewesen war. Dann standen um sie herum nur noch ihre Familie, ihre engsten Freunde und schließlich Yoshino und Shikaku. Unschlüssig standen sie da alle in einem Kreis und sahen sich an, ohne ein Wort zu sagen, wusste doch keiner was in diesem Moment die richtigen Worte waren.   „Was haltet ihr davon, wenn ihr alle mit zu uns kommt. Ich habe ein Kuchen im Gefrierfach und könnte Kaffee und Tee machen.“ Es war Yoshino, die das Wort mit zarter und ruhiger Stimme erhob. Dabei konnte Temari einen bittenden Blick in ihren Gesichtszügen erkennen. Sah sie doch, dass die Ältere in diesem Moment einfach nur nicht alleine sein wollte. Dennoch schüttelte sie den Kopf.   „Ich würde gerne noch ein bisschen alleine seine“, erklärte sie mit sehnsüchtigem Blick zum Grab, wo die Friedhofswerte gerade das letzte bisschen Erde auf den Sarg schaufelten.   Die anderen folgten Temaris Blick. Temari konnte schon sehen, wie Gaara und Kankuro etwas erwidern wollten, doch da kam Yoshino ihnen zuvor, hatte sie doch erkannt, was Temari nun am meisten wollte.   „Wenn etwas ist, dann kannst du gerne anrufen. Wir sind jederzeit für dich da“, sagte sie verständnisvoll lächelnd, bevor sie ihre Arme um Temaris Brüder legte und sie so in Richtung Auto schob. Die anderen aus dem Kreis folgten ihr schweigend, sodass Temari letztendlich doch noch alleine für sich war.   Langsam und mit bedächtigen Schritten ging sie auf das Grab zu, den Grabstein immer im Blick. Neben diesem ließ sie sich schließlich im Gras nieder. Ihren Blick hatte sie mittlerweile auf die frisch aufgehäufte Erde gerichtet, doch viel sah sie davon nicht. Ohne dass sie es bemerkt hatte, hatten sich doch die ersten Tränen aus ihren Augen gestohlen und flossen nun unaufhaltsam über ihre zarten Wangen.   Lautlos saß sie so da und weinte stumm vor ihre Seele aus dem Leib. Temari weinte alle die Tränen, die sie in den vergangenen Tagen nicht geweint hatte und die sie vielleicht in Zukunft noch weinen sollte. Dabei dachte sie an die schöne Zeit, die sie mit Shikamaru gehabt hatte und dachte daran, was sie vielleicht noch hätten haben können. Was sie hätten haben können, wenn dieser Mann ihrer Liebe nicht das Leben genommen hätte. Nein, nicht dieser Mann, sondern sein Boss.   Ja, sie hatte diesen Kleinganoven umgebracht, doch eigentlich war es nicht er, den sie hatte treffen wollen. Eigentlich wollte sie den Big Boss. Eigentlich wollte sie ihren Schmerz und ihren Frust an der Person auslassen, die ganz oben stand. Die Person, die den Befehl gegeben hatte, Shikamaru töten zu lassen und damit für alles verantwortlich war.   Schnell wischte sich Temari die Tränen aus den Augen und drehte sich zu dem zugeschütteten Grab um.   „Ich weiß, du willst es gar nicht hören und es gefällt dir auch nicht, aber ich werde dich rächen, Shikamaru“, sagte sie mit fester Stimme. Keiner würde merken, dass sie sekundenzuvor noch geweint hatte.   „Ich werde diesen Mann töten. Ich werde ihn und jeden, der mir im Wege steht vernichten, bis ich mein Ziel erreicht habe oder ich wegen meiner Sünden in der Hölle lande. Ich hoffe, du kannst es mir trotzdem verzeihen. Du warst und bist meine große Liebe“, versprach Temari, wissend, dass keiner diese Worte je hören würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)